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Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich Aesi-Sfts-AlNtigtt für HihMrs, Ködlih, Kemdirf, Rosdorf, ASM», Kcionchsort, Marirn««, Milse». Amtsblatt für de» Stadtrat zu Lichtenstein. IsKrZLBK- . ...... M» 157. Mrnsprechsielle Nr. ?. Mittwochs htR 10. IM FernsprechsteNe Nr. 7. 1895. MestS Blatt erschein! täglich lautzer Son«- «b Festtags) abends für de« folgende« Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark L8 Pf. — Einzel«^ Nummer Pfennige.^' -Zsstellunge« nehme« außer der Expedition i« LiHSeNstein, Markt 179, alle Kaiferl. Postanstalte«, Postbotm, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergefpaliem Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. LageSg-fchichte. *— Lichtenstein, 9. Juli. In heutiger Nummer ist die Gewinnliste der Kgl. Sachs. Landes lotterie abgedruckt mit dem Vermerk „Nachdruck verboten". Dies hat insofern seine Richtigkeit, da nur den Blättern, welche das Nachdrucksrecht gegen entsprechende Bezahlung erworben, der Abdruck erlaubt ist. *— In unserer heutigen Nummer befindet sich ein Hilferuf für die Ueberschwemmten in Balingen, den wir der Beachtung aller Menschenfreunde em pfehlen. Unsers Expedition ist bereit, Gaben für diese Hilfsbedürftigen zur Weiterbeförderung entgegen zunehmen. — Wie soll man sich beim Gewitter verhalten? Befindet man sich während dis Gewitters auf freiem Felde, so hüte man sich vor allem, hastig zu laufen. Bäume ziehen den Witz besonders an, doch ist der Strahl sehr häufig genötigt, aus dem unteren Teile eines Baumstammes auszutreten. Höchst unvorsichtig wäre es also, wenn Jemand unter einem Gaume Schutz suchen wollte. Man entferne sich von einem einzeln stehenden Baume wenigstens auf 15 bis 20 Meter, denn dann wird der Baum sehr wahrschein lich den Blitz von uns abziehsn. Entfernen wir uns jedoch noch weiter vom Baum, so verliert er mit der wachsenden Entfernung für uns seine schützende Kraft. So wenig es also zu empfehlen ist, bei einem Gewitter unter einen alleinstehenden Baum zu flüch ten, ebenso wenig ist es anzuraten, sich allzuweit ans dem Kreise desselben zu entfernen, denn dann biete! man dem Blitze als höchster Gegenstand einen An griffspunkt. In diesem Falle und wenn überhaupt das Feld baumlos ist, wird man am sichersten thun, wenn man sich niedersetzt oder niederlegt. — Das B e s ch m i e r e n der H ä u s e r. Man schreibt: Da jetzt die meisten Hauswirte ihre Häuser frisch anstreichen lasten, so würbe sich die Presse ein Verdienst erwerben, wenn dieselbe von Zeit zu Zeit das Publikum, und besonders die Kinder, vor dem Zerkratzen und Beschmieren der Häuser warnte. Es ist manchmal widerlich anzusehen, wie die frisch ge strichenen Häuser beschmiert sind, man ahnt jedenfalls nicht, welche Strafe unter Umständen den Verübeln solcher Ungehörigkeiten wegen Sachbeschädigung treffen kann. Auch wurde früher das Ballwerfen an die Häuser von der Polizei verboten. Der Tadel ist berechtigt. In Schule und Haus können die Kinder nicht oft genug vor dem Unstatthaften solcher Be schädigungen der Häuser gewarnt werden. Nament lich die Eitern haben ein besonderes Interesse daran, weil dieselben für die von ihren Kindern angerichtsten Schäden aufzukommen haben. — Dresden, 7. Juli. Am Sonnabend soll hier eine Falschmünzerbande zur Verhaftung gekom men sein, welche in einem Hause des Freiberger Platzes gewohnt hat und aus 3 Personen, Mutter, Sohn und Tochter, bestand. Dieselben sollen durch Gespräche, die sie in einer Restauration geführt haben, die Aufmerksamkeit eines Gastes geweckt haben. Die ser teilte seine Vermutungen der Polizei mit, welche kurzer Hand Zugriff und damit einen äußerst glück lichen Griff gemacht haben soll. Es sollen zugleich nicht unbeträchtliche Summen des gefälschten Geldes gefunden worden sein. — Leipzig, 8. Juli. Reichsgericht. Prozeß Hanne. Hanne wurde wegen des in 8 1 des Spio nage-Gesetzes erwähnten Verbrechens zu 4 Jahren Zuchthaus und 7 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. Der schon früher verurteilte Sergeant Schreiber hatte einen Zünder 0 92 entwendet und durch Hanne nach Jouy schaffen lassen. Auf dem Wege dorthin erhielt der frühere französische Polizeikommissar Jsmert den Zünder. — Dis dauernde Gewerbeausstellung in Leip zig wird im neuen Gebäude am 14. Juli wieder eröffnet. Die Beteiligung der Aussteller ist eine sehr lebhafte und der Inhalt der Ausstellung gestaltet sich sehr reichhaltig. Es sind Motoren, gewerbliche Hilfsmaschinen, Werkzeuge und technische Bedarfs artikel für alle Gewerbe, hauswirtschaftliche und allgemeine Gebrauchsgegenstände, sowie kunstgewerb liche Erzeugnisse in großer Menge vorhanden. — Mit Sonnabend nahmen in Chemnitz die Festtage des 15. mitteldeutschen Bundesschießens ihren offiziösen Anfang. Die gesamte Stadt hatte ein festliches Gewand angelegt und alle belebteren Straßen prangten im Schmucke von Flaggen, Kränzen und Guirlanden. Unter den Privatgeöänden fielen bei spielsweise die Druckerei des Chemnitzer Tageblattes und das Geschäftshaus von Hartmann u. Ebert durch geschmackvolle Dekoration auf. Am Sonntag früh fts6 Uhr fand Revsille von vier Musik-Abteilungen statt. Mannschaften des 5. Königlich Sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 104 stellten sich entlang des Straßenzuqes auf, welchen dis Königs. Wagen auf ihrem Wege berühren sollten, und sperrten Neu- markt und Markt in ihrer ganzen Breite ab. Punkt sis12 Uhr traf Se. Majestät der König aus dem Bahnhof ein und wurde von einer Deputation unter Führung der Herren Oberbürgermeister Dr. Andro, Kreishauptmann v. Welck, AmtshauptmaLn Dr. Rum pelt, Landesgerichtspräsident Just, Oberjustizrat Schröder, Polizeidirektor Siebdrat, Oberjustizrat Schwabe, Kirchenrat Michael und Betriebsdirektor Dr. Burchardt ehrfurchtsvoll willkommen geheißen, nachdem schon während des Aussteigens die Musik die Königshymne intoniert hatte. Seine Majestät nahm hierauf den Vorbeimarsch der ausgestellten Ehrenkompanie unter Hauptmann Kleeberg ab und fuhr hier vom Bahnhof aus sofort durch die via, triuinxstalis in der Albert- und Carolinmstraße nach dem Hotel zum „Römischen Kaiser" am Markt, wo eine zweite Ehrenkompanie ausgestellt war, deren Front Se. Majestät langsam abschritt. Gegen ftt1 Uhr nahte sich vom Nsustätter Markt her die Spitze des über 5000 Teilnehmer zählenden Festzuges, dessen Vorbeimarsch dreiviertel Stunde währte. Neben zahlreichen Musikchören waren die einzelnen Gruppen von prächtigen Festwagen unterbrochen. Die Schützen bildeten, in alphabetischer Reihenfolge der Städte hinter dem Wagen mit dem Bundesbanner marschie rend, den ersten Zug. Dieser Wagen und der Fest- wagen der Chemnitia, welche in prächtigem Gewände über eine Gruppe Schmiede und Spinnerinnen thronte, war von Töchtern von Mitgliedern der priv. Scheiben- schützengesellschast in sinnigen Gruppen besetzt. Im zweiten Zuge, der die Innungen und Gewerbe um faßte, stachen besonders hervor die Fleischermeister mit einer berittenen Abteilung, die Fleischergesellen mit geschulterten Schlachtbeilen, Mulden unter'm Arm, Wanderburschen, Viehwagen und einem mäch tigen Festwagcn, auf dem Würsts fabriziert und dem Publikum zngeworfeu wurden, ferner ein Montagewagen der Telegraphenbauanstalt von Thränitz, auf dem 20 Heinzelmännchen thätig waren. Die Bäckergesellen, in gleichmäßigen weißen Anzügen einen Riesenstollen tragend, der Bäcker gesangverein „Früh auf" und der sechsspännig« Wagen der Patrizierbrauerei von Gebrüder Lederer - Nürn berg, hinter dem/ eine Schaar Kellnerinnen, in den sächsischen Landesfarben kostümiert, einherschritten. Der dritte Zug, eröffnet durch eine Deputation der Königl. höheren Gewerbeschule in vollem Wichs, bot ein farbenreiches Bild und illustrierte die Pflege des Sports. Dem Jagd - Schützenverein (kostümiertes Musikchor) in malerischen altdeutschen Trachten mit Jagdspießen, Beutewagen und Schweißhunden folgte der dramitische Verein, welcher die sämtlichen Per sonen des „Freischütz" in Kostüm vorführte, woran sich der deutsche Radfahrerbund, sowie der sächsische Radfahrerbund in bedeutender Stärke im SportSan- zug und mit geschmückten Rädern, die Fechtsverbin- dung „Soxo - Borussia", der Verband Chemnitzer Kegelklubs in gleichmäßigen Anzügen, der Pfeifen klub „Einigkeit" und ähnlichen Vereine anschlosien. Der vierte bis sechste Zug, die Gesang-, Militär- und Turnvereine umfassend, fielen durch größere Ein förmigkeit ab. Im letzten Zug stach noch eins als Matrosen kostümierte Gruppe mit emem Rettungs boot des Vereins „Steamer Hansa" besonders her vor. Den Schluß bildete ein zweirädriger Karren mit einem Neger zu Pferde, ein Reklamewagen von Scheibe, Zoologischer Garten. Während der Zug nach dem Festplatze in Altendorf marschierte, fuhr S. Majestät zur Besichtigung der Thalsperre nach Einsiedel, um noch vor 5 Uhr auf dem Festplatz einzutreffen, woraus in Seiner Gegenwart die ersten Schüsse auf die 30 Scheiben abgegeben wurden. Bei dem vorhergegangenen Festmahl in der Fssthalle brachte Herr Regierungsassessor Schmiedel das Hoch auf Kaiser und König aus und begrüßte Herr Stadt rat Eberhardt die auswärtigen Gäste im Namen der Stabt, worauf eine lange Reihe Trinksprüche folgten. Die priv. Scheibcvschützengesellschast zu Dresden, von der allein 34 Herren zugegen waren, hatte eine Tafel für sich eingenommen. Durch zahl reiche Schaubuden und Bierzelte, unter denen be sonders das vom Krokodilwirt Lang in Nürnberg eingerichtete, 4000 Personen umfassende Rissenzelt auffiel, war für Unterhaltung der zuströmenden Be sucher reichlich gesorgt. Um das Publikum vor fehl- gehenden Geschossen zu schützen, waren mächtige Erd wälle aufgeworfen. Anerkennenswert war, daß dis Mitglieder des Samarjtervereins zu Chemnitz, aus gerüstet mit den nötigen Verbandsmaterial, zur ersten Hilfe bei etwaigen Unfällen zur Verfügung standen. Das Wetter war den ganzen Tag ein vorzügliches, und die drohenden Wolken vom Vormittag verzogen sich mehr und mehr. — Das Schießen wird bis Sonnabend fortgesetzt, Sonntag den 14. Juli findet Festtafel und Preisverteilung statt. Heute abend ist Hauptversammlung, morgen abend große Gesangs- aufführung, Mittwoch Vorführung des Athletenklubs „Saxonia", Donnerstag Illumination, Freitag Feuer werk, Sonnabend großer Kommers. — Riesa, 7. Juli. Die große Hitze der letzten Tage hat die Reife des Getreides stark ge fördert, und es hat die Ernte insofern bereits be gonnen, als schon teilweis dis zeitige Wintergerste gemäht worden ist. Aber auch die Roggenernte ist nahe gerückt und wird ebenfalls in Kürze beginnen. Das Sommergetreide hat leider unter der anhaltenden Trockenheit besonders zu leiden und es ist sehr zu wünschen, daß recht bald ein durchdringender Regen erfolgt. — Glauchau, 7. Juli. Das fünfzigjährige Jubiläum wird der hiesige Turnerbund zur Erinnerung an das im Jahre 1845 hier eingeführte Jugend- und Männerturnen am 13. und 14. Juli festlich begehen. Der Verlauf des Festes wird folgender sein: Sonnabend, 13. Juli, von abends 8 Uhr ab, Vorfeier im Saale des Theaterlokales- Das Pro gramm zu diesem Kommers (Instrumentalmusik, gemeinschaft liche Lieder, Turnerisches, Ansprachen re ), der von 8—12 Uhr dauert, ist sehr umfangreich; mit Rücksicht hierauf solle« die einzelnen Nummern schnell aufeinander folgen, sodaß große Pausen vermieden werden. — Sonntag, 14. Juli, früh 5 Uhr, Weckruf durch zahlreiche Straßen der Stadt; von früh 7 Uhr an im Theaterlokale Empfang der auswärtigen Brudervereine und sonstigen Gäste (es sind bis jetzt schon sehr viele Anmeldungen erfolgt; auf Einquartierung wird nur für etwa 30 Personen — Preisrichter, Vorstände rc„ die schon am Sonnabend hier eintreffen — gerechnet;) von früh 11—1 Uhr volksthümliches Wetttnrnen auf dem Turnplätze (Stabhochsprillgen, Steinhochstoßen, Wettlauf mit Hinter nissen; Sieger erhalten Kranz mit Schleife;) Nachmittags 2 Uhr Festzug, der etwa 1'^ Stunde in Anspruch nehmen wird. Nach Beendigung des Festzugs wird Schuldirektor Kittel eine kurze Ansprache halten. Nachmittags von 4 Uhr ab ist Schau turnen (Freiübungen, Riegenturnen, Gästeturnen, Vorturner- turnen,) Abends von 8 Uhr ab im Theaterlokal Festkneipe mit Concert und Preisverteilung. — In welch trauriger Weise Konkurrenzneid ausarten kann, hatte man kürzlich in Glauchau zu beobachten Gelegen heit. Nachdem in einer Restauration ein Blumenmädchen ihre Waren feilgeboten, aber nichts verkauft hatte, kam eine blinde Frau, geführt von einem lleinen Mädchen, die mit Streichhölzchen usw. handelte, und fast jeder kaufte aus Mitleid der alten Frau etwas ab. Darüber erboste sich die Blumen mamsell derartig, daß sie der Alten mit den Worten: „Ueberall