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MiiWWtMTiWW Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HMfts-AMM fir Hohadns, Rödlih, Kemdorf, Kasdorf, Ä Ezidicn, Seiariltzsort, Maritaa« a. Mülle« Amtsblatt für den Stadtrat z« Lichtenstein. Ux. 154. Fe-nsprechfteKe Nr. 7. Sonnabend, HW 6. Juli Fernsprechstelle Nr. 7. 1895. Mestr Blatt erscheint täglich taußer Soun- Mw festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. (Wellungeu nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. PostaAftaUen, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltem Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Nutz- «Ad Brennholz-AnNio«. Im Lichteafteiner Revier sollen Montag, den 8. Juli e., vorm. N Uhr im Schwalbe'sche» Gasthofe in Heiarichsort die im Neudörfler Walde aufbereiteten 2100 Stück fi. Stangen von 3 Lis 6 om Unterstärke, 350 Stück fi. Stangen von 7 bis 9 om Unterstärke, 130 „ „ „ „ 10 „ 15 „ „ 1 Rm. fi. Nutzrollen, 3,5 in lang, 24 „ Ndhlz -Brennscheite u. Rollen, 11 „ Eichen-Zacken, 24 .8 Wellenhdt. Laub- u. Ndhlz.-Reisig und einige Stockplätze unter den üblichen Bedingungen meistbietend verkauft werben. Fürstliche Forstverwaltaug Lichtenstein. LKMsgsschichts. *— Lichtenstein, 5. Juli. In der am 3. dss. Mts. stattgefundenen Hauptverhandlung des hiesigen Königl. Schöffengerichts sind der Schneider meister Corl Theodor Seirig und der Bergarbeiter Wilhelm Gustav Müller, beide aus Cullnberg, wegen Beleidigung ur>d Körperverletzung des Vizefelbwebels Ernst Louis Vogel vom 8. Kgk. Sächs. Inf.-Reg. Nr. 107 zu Gefängnisstrafen und zwar Serrig zu einer solchen von 2 Monaten, Müller zu einer sol chen von 6 Wochen verurteilt worden. *— Gegenwärtig treten wir ein in die Reihe der Gedenktage von 1870/71, wo in sturmbewegter Zeit Allveutschland eintrat in den Kampf um das Wohl des Vaterlandes. Waren es auch blos vor läufige Ereignisse politischer Natur, welche die Ge müter beunruhigten, so bildeten sie doch den Grund zur Entflammung der Kriegesfackel. Am 4. Juli 1870 war es, als das spanische Ministerium beschloß, dem Prinzen von Hohenzollern die spanische Königs krone anzubieten und eine Deputation beauftragte, den Prinzen von Hohenzollern hiervon zu verstän digen. Mit welchen Gefühlen dieser Beschluß in Paris ausgenommen wurde, davon zeugt folgende Zeitungsnotiz von damaliger Zeit: „In Paris ist das Ereignis des Tages die Annahme der spanischen Königtkrone durch den Prinzen von Hohenzollern. Sämtlich« Blätter sind von Anschuldigungen gegen die preußisch« Politik und deren angebliche Eingriffs in dis spanischen Angelegenheiten erfüllt. Die „Presse" und die „Libertö" greifen Las Kabinett heftig an, weil es dulde, daß Bismarck einen Hohenzollern'schen Prinzen auf den Thron bringe, während die fran zösische Regierung arglos mit dem spanischen Minister Prim wegen eines Jurisdiktionsvertrages verhandelt habe. Die „Partie" beschuldigt den Grafen Bis marck, seine Politik scheue nicht vor der Entzündung eines Bürgerkriegs zurück. Das Blatt empfiehlt übrigens Nichteinmischung in die spanische Königs wahl-Angelegenheit und signalisiert eine Interpellation darüber im gesetzgebenden Körper". — Der „Konf." schreibt: Es werden von ver schiedenen Seiten Anstrengungen gemocht, um die Plauener Stickerei-Industrie in Nottingham einzu führen, weil man daselbst einsieht, daß die Notting- hamer Fabrikate von den Plauener immer mehr ver drängt werden. Es sind verschiedene Maschinen ausgestellt worden, welche 80 bis 100 Stiche in der Minute fertig stellen. Der Preis für eine Maschine stellt sich bis nach Nottingham geliefert auf 135 Pfund Sterl, und 160 Pfund Sterl. (3200 Mark), je nach Größe. — Das „Dresdner Journal" schreibt: Zu dem Uebertritt des Prinzen Friedrich von Schönburg- Waldenburg zur römisch-katholischen Kirche ist in Nr. 177 der „Dresdner Nachrichten" eine von Wien, 24. Juni 1895 datierte Zuschrift deS Prinzen abgc- druckt, in welcher derselbe gebeten hat, „der Wahr heit gemäß die Mitteilungen über seine Konversion dahin zu berichtigen, daß er vor derselben laut Z 2 des entsprechenden Gesetzes sich bei seinem Ortspfarrer vorschriftsmäßig gemeldet habe". Nach H 2 des hier gemeinten Gesetzes, Mandat vom 20. Febr. 1827, den Uebertritt von einer christlichen Konfession zur anderen betr., hat, wer zu einem solchen Uebertritt sich entschließt, sein Vorhaben bei dem Ortspfarrer seiner bisherigen Konfession persönlich anzuzeigen. Wir sind nun der obigen Erklärung gegenüber aus Grund amtlicher Erhebung festzustellen in der Lage, daß diese persönliche Anzeige von dem Prinzen von Schönburg weder bei dem für ihn als Offizier der Dresdner Garnison zuständigen Orispfarrtr, noch, wenn man mit Rücksicht aus den Wohnsitz der Eltern des Prinzen, dm Pfarrer von Constappel als zu ständig ar-sehen wollte, bei diesem nicht bewirkt worben ist. — Glauchau, 4. Juli. Die Hauptkonferevz der Direktoren und Lehrer an den Volksschulen des Glauchauer Jnspeküvnsbezuks, die heute im großen Saale des Meisterhauses stattfand, wurde durch das gemeinschaftlich gesungene Lied „O Vater, dir, du treuer Hort" eröffnet. Dann hielt der Königl.Be- zirksschulinspektor, Herr Schulrat Lötzsch, eine län gere Ansprache, in welcher er die Gäste, namentlich auch Herrn Amtshauptmanu Ebmeier, herzlich be grüßte, wofür Letzterer seinen Dank aussprach und betonte, daß sich die Schule der Förderung seiner seits versichert halten dürfe. Hierauf sang der Lich- tensteiner Lehrergesangverew, »vier Direktion des Herrn Kantor Reuter, die Motette „Also hat Gott die Welt geliebt," von W. Rust, dem dann der sehr interessante Vortrag des Herrn Schuldirektor Dietze- Hohenstein über das Thema „Zwanzig Jahre unter dem neuen Schulgesetze" sich anschloß. Dem nächsten Gesangsvortrag, Psalm 128 (Wohl dem, der den Herrn fürchtet"), von W. Rust, vom Glauchauer Lehrergesangverein unter Direktion des Herrn Kantor Franz geboten, sollte eine Besprechung des Vortrages über das neue Schulgesetz folgen, doch wurde dis Besprechung in die Bezirkskonferenzen verwiesen. Nun sang der Lshrergesangverein Hohenstein, unter Direktion des Herrn Kantor Merker, die Motette: „Wo ist, so weit die Schöpfung reicht," von Neit- hardt, worauf durch Herrn Schulrat Lötzsch amtliche Mitteilungen gegeben wurden. Mit dem Gesangs „Laß mich Lein sein und bleiben" fand die Haupt konferenz ihren Abschluß. — Als erfreuliches Gegenstück zu den aufregen den Vorgängen im Kloster Mariaberg stellt sich eine Festlichkeit, die man mit dem Titel: „Ball in einer Irrenanstalt", bezeichnen könnte. Am Montag beging die Staatsanstalt Zschadraß bei Colditz, Heil- und Pflege-Anstalt für Geisteskranke, die jedoch nur heilbare Kranke in Pflege aufniwmt, die Feier ihres einjährigen Bestehens als selbständige Anstalt. Früher war Zschadraß bekanntlich nur eine Filiale der Col- ditzer Anstalt. Der Tag wurde festlich begangen mit Garten concert, Theater und Ball. Die von derNatur begünstigte, herrliche Veranlagung der Zschadraßer Anstalt mit ihren 26 einzelnen neuen Gebäuden, darunter eine trauliche Kirche, ein schönes Festsaal- gcbäuds mit eingebauter Bühne, Musik- und Lese zimmern, die prächtigen Gartenanlagen mit breiten, schattigen Wegen gaben den äußeren Rahmen des Festes ab. Nachdem das Gartenconcert bei Kaffee und Kuchen unter allgemeinem Beifall verlausen war, setzte sich der Zug der Kranken, begleitet von den Pflegern und Pflegerinnen, unter Vorantritt eines Musikchors nach dem Festsaal in Bewegung. Als alle Platz genommen hatten, begann hier, nach einem von einem Verpflegten verfaßten Prolog die Vor stellung des Schwankes: „Der Raub der Sabinerin nen", sehr hübsch und flott dargestellt von Verpfleg ten und Pflegerinnen. Die Darsteller wurden oft unter rauschendem Beifall gerufen und für ihre aus gezeichnet memorierten Rollen applaudiert. Sofort nach Schluß des Stückes entfernte man die Stühle aus dem Saale, um sich zur Polonaise aufzustsllen. Sowohl dieser Eröffnungstanz wie alle folgenden Tänze wurden mit Anmut und Grazie ausgesührt und nur ganz wenige der Pfleglinge beteiligten sich mit minderem Behagen an dem Ballfeste, das nach keiner Seite hin die Stimmung erkennen ließ, die für gewöhnlich die Pflegestätte für Geisteskranke kennzeichnet. Biele der weiblichen Teilnehmer hatten sogar das Haar und die Kleider mit Blumen ge schmückt und wenn nicht hier und da die kleidsamen Kostüme der Pflegerinnen aufgstaucht wären, so hätte man das Ganze für den Gesellschastsball eines Kur hauses halten können. Am Schluß des Balles sprach ein Verpflegter dem Direktor der Anstalt, Herrn Medizinalrat Dr. Günther, sowie den anderen Aerz- ten und den Beamten den Dank der Verpflegten aus und alles begab sich in musterhafter Ordnung zur Ruhe. Solch' liebevoller Fürsorge und humaner Behandlung der Kranken ist nur die höchste Anerken nung auszusprechen und es ist und bleibt ein kostbarer Trost, die Heilungsbedürftigen in solcher ausgezeich neten Pflege zu wissen. — Burgstädt, 3. Juli. Der Sächsische Gastwütstag in Burgstädt beschloß heute u. a., den nächsten, 10., Verbandstag aus Anlaß des 25jährigen Jubiläums des Vereins Leipziger Gastwirte Ende Oktober 1896 in Leipzig abzuhalten und damit eine größere fachgewerbüche Ausstellung zu verbinden. — Ostritz, 3. Juli. Zu den ältesten Schützen» gesellschasten des Königreichs Sachsen gehört die hiesige Schützenbrüdcrschaft, die seit dem Jahre 1395 besteht, also in diesem Jahre das Fest ihres fünf- hundertjährigen Bestehens feiern kann. Das Fest wird in den Tagen vom 6. bis 9. d. M. unter voraussichtlich sehrzahlreicherBeteiligungderSchützen- vereine der Oberlausitz vor sich gehen. — Olbernhau, 3. Juli. Zu dem hier gestern früh entdeckten Raubmord ist noch folgendes zu berichten: Der ermordete Rothe hat schon seit Jahren einen Handel mit Petroleumfässern getrieben, ein Geschäft, das ihn oft ziemlich lange von seiner Wohnung fervgehaüen zu haben scheint, so war er jetzt z. B. seit 8 Tagen nicht nach Hause gekommen. Nach Aussage seiner Angehörigen kann Rote zur Zeit seiner Ermordung ungefähr 200 M. bares Geld bei sich gehabt haben. Mit dem verhafteten Kreher, der leugnet, mit der Mordthat irgend in Verbindung zu stehen, soll Rothe schon seit einiger Zeit geschäft lich zu thun gehabt haben und Kreher dem Rothe Geld schuldig gewesen sein oder noch sein. Während über die Art und Weise, wie der Leichnam in die Flöha gebracht worden ist, bald Aufklärung erlangt wurde, hat über den Ort, wo das Verbrechen voll bracht worden ist, das Dunkel bisher nicht gelichtet werden können. Die Nachforschungen in Kreher's Wohnung im Gasthof zum „Deutschen Haus", ebenso wie im ganzen Gebäude und in der Umgebung, scheinen resultatlos verlaufen zu sein. Auch über den Verbleib Rothe's am Abend des Montag ist nichts zu ermitteln gewesen. § Berlin, 4. Juli. Der „Lokal-Anzeiger" berichtet, daß bis gestern abend ein einigermaßen sicherer Anhalt für die Ergreifung des Thäters bei dem Attentat auf den Polizeioberstcn Krause leider nicht gefunden war. Die Kriminalpolizei setzt ihre Recherchen in der Umgebung von Finsterwalde fort.