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Japan geräumt werde, gleichzeitig wenn der Rückzug von der Liantong-Halbinsel erfolgt, die Japan, dem Sonderabkommen zufolge, nicht unmittelbar an China, sondern an Deutschland, Rußland und Frankreich abtrcten werde, welche Mächte sie alsdann China zurückgeben würden. Die Meldung scheint allerdings recht unglaublich, zunächst schon um deswillen, als, soweit bekannt, Deutschland aus dem unnatürlichen ostasiatischen Dreibunde ausgetreten ist. China aber kann sich schwerlich einem Abkommen gefügt haben, daS ibm möglichen Falls eine Provinz kostet. Was that China, wenn Rußland die Uebergabe von Lian- tong als eine ernste Sachs betrachtet und sich ein fach dort festsetzt? Der diplomatische Verkehr, meint die Vossische Ztg., kennt solche politische Scherze, und in Asien hält man sich nicht einmal an die ge bräuchlichen Formen internationaler Anständigkeit. Die älteste» Fährte» um das Nordkap war das interessante Thema, über welches Herr Professor Dr. Ruae jüngst im Dresdener Verein für Erdkunde sprach. Das äußerste Nordkap Europas ist bereits um das Jahr 900 umsegelt worden. Besonderen Umständen ist es zu verdanken, daß wir über diese Fahrt einen genaueren Bericht besitzen. König Alfred von England (871 bis 901,) welcher mit den Dänen vielfache Kriege führte, trotzdem aber Zeit fand, sich eingehend wissenschaftlich zu beschäftigen, übersetzte auch ein römisches Geschichtswerk und fügte demselben verschiedenes Neue über den Norden Europas bei. Unter letzterem findet sich der ausführliche Bericht des normannischen Seefahrers Ottar über dessen Nordrcise. König Alfred wollte die Heimat und das Land seiner Feinde, der Dänen (Normannen,) ge nauer kennen lernen, ließ Ottar an seinen Hof kommen und fügte dann dessen Bericht seinem Geschichtswerke bei. Ottar wohnte nördlich vom Lofot und sein Land sei öde. Er war jedenfalls der nördlichste Ansiedler Norwegens, gehörte zu den reichsten Leuten des Landes, denn er hatte 600 Renntiere in Zucht und erhielt von den unterdrückten Finnen Tribut in Gestalt von Fellen, Feldern u. dergl. Um zu untersuchen, ob noch mehr Finnen weiter nordwärts wohnen, unternahm Ottar seine Nordreise. Er berichtet, daß er dabei immer links die offene See, rechts das Land gehabt habe (die Ausdrücke Steuer« und Backbord kommen bereits vor.) Ueberall fand er Jäger, Fischer, Vogelfänger, die auf Erbeutung von Walen, Walroßzähnen und Federn ausgiugen. Nach drei Tagen kam er an die nördlichste Grenze des Wal fanges, fuhr dann nach Osten weiter um das Nord kap bis ans heilige Vorgebirge und ins Weiße Meer. Er umsegelte somit die Halbinsel Lappland und kehrte, nach dem er sich die Bewohner tributpflichtig gemacht, nach der j Heimat zurück. Bald darauf unternahmen die Normannen k Kriegszüge nach dem Weißen Meere und dem Zauberlandc, l da die dort wohnenden Finnen und Lappen bei den bereits ' Christen gewordenen Normannen als Zauberer verrufen waren. Im elften Jahrhundert gestaltete sich der Verkehr nach dem Norden noch lebhafter und erstreckte sich auch nach der Ost seite des Weißen Meeres, dem Lande Biarmia, wo man viel fache Gegenstände gegen Tausch erwarb. Aus dem Jahre 1217 ist eine Fahrt ins Biarmialand bekannt, die sich bis ins russische Gebiet erstreckte. Von der Mitte des 13. Jahr hunderts an schwindet der Name der Biarmier, und es tritt dafür die Bezeichnung Karäle» auf für die Bewohner an der Dwina. Vom 13. bis 15. Jahrhundert sind dann noch meh rere kleine Kriegszüge nach diesen Gegenden gemacht worden, wie verschiedene Münzen an der Dwina erkennen lassen, und Ende des 15. Jahrhunderts reiste ein russischer Gesandter vom Weißen Meere aus nach England und Dänemark. In teressant ist, daß der Italiener Verazzano, der 1524 in die Dienste des Königs Franz von Frankreich trat, bereits die richtige Angabe macht, Europa reiche bis zum 71. Grade nördlicher Breite. Zur Illustration des Vortrags war ein Abdruck der ältesten und höchst originellen Karte von Nor wegen, von Olarius Magnus, 1539, von der nur ein Exemplar (in München) vorhanden ist, zur Ansicht ausgestellt. Vermischtes. * Kaiser Wilhelm und die Presse. In einer rückblickenden Betrachtung auf die Kieler Feste schreibt Julius Konried, der Vertreter des „N. W. T." bei der Kanalfeier: Die Presse ist in Hamburg, Kiel und Holtenau mit einer Auszeichnung behandelt worden, die rückhalts- loss Anerkennung seitens ihrer Vertreter fand und da« Erfreuliche daran ist die Thatsache, daß das Entgegenkommen, das die Presse hier gefunden, auf die eigenste Initiative des Kaisers zurückzuführen ist. Es ist noch nicht so lange her, daß man in Berlin den Repräsentanten der Presse bei fidem offiziellen Anlasse die ärgsten Schwierigkeiten bereitete — ge nau so, wie dies anderwärts auch jetzt noch der Fall zu sein pflegt — und daß beispielsweise gelegentlich der Aufbahrung der Leiche Kaiser Wilhelms der jüngste Rekrut eher in die Kirche Zutritt fand, als die aus allen Weltrichtungen herbeigeeilten Zeitungs- Korrespondenten, Kaiser Wilhelm 11. ist ein durchaus moderner Mann und er hat sich als solcher auch diesüinl bewährt, indem er den ausdrücklichen Wunsch zu erkennen gab, daß die Presse weitestgehende Unter stützung in der Erfüllung ihrer schwierigen Aufgabe finde. Als es sich darum handelte, dem Preßschiffe „Prinz Waldemar" in der Kieler Bucht einen Liege platz anzuweisen, lstß sich der Kaiser den AufstellungS- plan der Schiffe geben und zeichnete in diesen eigen händig den Liegeplatz für das Preßschjff ein: Er be orderte es an der günstigsten Stelle und in die erste Reihe, in nächster Nähe der Holtenauer Schleuse. Das mag vielleicht manchen vornehmen Herrn arg gegen den Strich gewesen sein, aber sie mußten sich in das Unabänderliche fügen und sie werden vielleicht für die Zukunft eine Lehre daraus ziehen. * Ein drolliger Vorfall ereignete sich dieser Tage im Kaisergarten zu Frankfurt a. M. Thront da Frau Wirtin mit ihren Töchtern hinter dem Schanktisch und beherrscht in würdevoller Ruhe die dienstbaren Geister, als plötzlich der große viereckige Holzdeckel über dem Aufzug, auf welchem etwa 40 Biergläser stehen, sich höher hebt, und höher, die Gläser stürzen mit Gepolter herab und ein Pärchen — sie den Henkelkorb am Arm — schwebt mit Angst verzerrten Gesichtern bis zur doppelten Höhe des Buffets empor. Die Frauen schreien und weinen, die Gäste erbleichen, doch die Wirtin faßt sich zuerst und ruft dem Paare zu: „Sie kommen für allen Schaden auf". Dies Wort erlöste das lebende Bild. Es sprang vom Tisch herab und flüchtete ins Freie. Der junge Mann, welcher früher bei der Maschine thätig gewesen war, hatte in dem zwei Stock tiefen Keller eine Zusammenkunft verabredet. Dort müssen die beiden unversehens auf den Bieraufzug geraten sein und nun die Reise durch den dunkelen Schacht an die erstaunte Oberwelt angetreten haben. Famttiennachrichtem Verlobt: Frl. Doris Kaul mit Hrn. Amtsrichter Martin Schroeder in Greiz. — Frl. Johanna Korn mit Hrn. vr. ineä, Paul Zinßer in Leipzig. — Frl. Marie Werner mit Hrn. Bruno Gensch in Greiz. — Frl. Elise Fiebiger mit Hrn. Vaud. rsv. MIN. Richard Oswald in Bautzen. Getränt: Herr Premierleutnant Saxe mit Frl. Martha Biermann in Döbeln. — Herr Panl Mathe mit Frl.Gert- rud Kühne in Stockhausen. — Herr Carl Hänel mit Frl. Johanna Edelmann in Leipzig. — Herr Pfarrer Paul Maier in Bärenstein mit Frl. Luise Richter in Freiberg. — Herr Hermann Bankwitz mit Frl. Rosa Bennewitz in St. Michaelis. MntMatzliche Witterung für de» 4. Juli: (Aufgestellte Prognose nach dem Lamprecht'schen Weitertelegraph.) Vorwiegend trocken und windig bei teilweiser Bewölkung, „Für Kinder, welche eben erst die Schwierigkeiten des Buchstabierens überwunden, ist dies ganz reizende Büchlein bestimmt. Ein ungewöhn lich großer und leserlicher Druck, sowie eine Unzahl charakteristischer Holzschnitte, die guten und die bösen Kleinen in den verschiedensten Situa tionen darstellend, zieren dasselbe. (Die Presse, Wien, 13. Dez. 1890.) Zu beziehen durch jede Buchhandlung, sowie direkt von Max .Heffe's Verlag in Leipzig. Große Lchrmkmrmtiar - MMon im Gasthof zur« Bellevue, Glauchau. Nächsten Dvuuerstsg, als den Ä, Juli, von vormittags N Nhs an soll im Gasthof Bellevue sämtliches G^snkiuventar, als: 1 Kronleuchter, 1 Billard, 1 Pianino, 20 Dutzend Stühle, 40 Tische und Tafeln, sowie Gartenmöbels, 20 Saalbänke, 5 Spiegel, 1 Regulatenr, verschied. Hängelampen, Tisch- und Tafeltücher, Blergläfer, verschied. Gardinen mit Halter, Bilder und verschied, mehr gegen gleich bare Bezahlung versteigert werden. — Carl Krautz In Max Hesse's Verlag in Leipzig, Kilenburgerstraße 4, ist erschienen: Katechismus des guten Tones und der feinen Sitte van CoustsKze vo« Franksk. 4. Auflage. Preis eleg. gebunden 2,50 M. „Es will viel sagen, wenn man anerkennen muß, daß dieser Rat geber des guten Toves der sachlichste, aeickrmackooMe, in Kürze und Klar- beit must-rhatteste ist, der- n-uobtnas erschau. ('Neue« Biart 1894 Rik.26.) „Möchte dieses vorrrefflicke Baw mcht nur in der Hand eines jeden jungen Mädchens, tondern auch jeden jungen Mannes zu finden sein. Es ist ein vorzügliches Merkchen, würdig, die größre Verbreitung zu finden", so äußerte sich eive hochgestellte Persönüchkeit, der das Buch vorgelegen. Der Preis ist außerordentlich billig. Ausstattung vorzüglich. Der gute Ton für die Kinderwelt von Constanze von Frauken Mit zahlreichen Illustrationen vor- L. Burger. Preis schön gebunden 3 M. Der alte Gürtlermeister Cham beau sucht sofort ein QONIW, wenn möglich Parterre oder kleinen Laden. AllkkmibkiüGklee — als Syrup zu verwenden — empfiehlt k Pfund 20 Pfg. Louis Arends. MWU b 8 st s Qualität, empfehlen Ernst Schubert. HermauK Kästner. 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