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Wochen- und Nachrichtsblatt Zugleich GtsWr-AMM flr Hihüorf, Mlitz, Kemdorf, Kisdorf, Ä EKir«, Hkknchsort, Maritna««. Mülsen. Amtsblatt für de« Stadtrat M Lichtenstein. Ä». Jahrgang. M. 152. Mernsprechsteke Nr. 7. D0NN6rsLKg, ÄtN 4» IM FernsprechstE Nr. 7. 1895. Matt erscheint täglich «außer Sou»- Wb HsesttagS) abends für dm folgeÄe^ag.'''Äe^LMi^ 1 MarkUf. — Gin-»-s«e Nummer''IS Pfenniges iLsstellnngeu nehmen außer der Expedition e« Lichtenstein, Martt 179, alle Kauen. Poftanstalten, Postbote«, sowie oie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalitW Korpuszeüe oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. - Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. VelMUtNMchMg. Nachdem die Königliche Kreishauptmannschaft zu Zwickau durch Bekannt machung vom 15. Juni dieses Jahres genehmigt hat, daß während der Zeit der diesjährigen Obsternte an Sonn- und Festtagen in den von Spaziergängen und Landpartien berührten offenen Obstver kaufsstellen je für diejenige Obstsorte, welche gerade geerntet wird, Gehülfen, Lehrlinge und Arbeiter über die statutarisch geordnete Zeit hinaus beschäftigt werden dürfen, wollen wir in dem hiesigen Stadtbezirke, jedoch nur in den außerhalb der Stadt gelegenen Verkaufsstellen, Vie Zeit von 11 Uhr vormittags bis 8 Uhr abends für die gedachte Beschäftigung zulassen. Lichtenstein, am 2. Juli 1895. Der Stadtrat. In Vertretung: Beyerlein. Bm. TsgesgeschLchrs. * — Lichtenstein, 3. Juli. Ein bedauer licher Vorgang ereignete sich in den gestrigen Nach mittagsstunden in hiesiger Stadt. Der noch im ju gendlichen Alter von ca. 12 Jahren stehende Sohn des Färbereiarbeitsrs Rössel begab sich mit einem anderen Knaben während der Vesperzeit in den an derZwickauerstraß - befindlichen (früher Schneidsr'schen) Teich, um daselbst zu baden. Aber kaum war der Knabe Zn das Wasser gegangen und nur sine kurze Strecke in demselben vorwärts gekommen, verschwand er auch schon vor den Bugen seines mit Entsetzen zu schauenden Kameraden unter der Oberfläche, um mch: wieder lebend emporzukommen. Nach kurzer Zeit wurde derselbe von zwei Personen leblos aus dem Waffer gezogen. Die tiefbekümmerten Eltern, welche das Kind einige Zeit vorher in strotzender Gesundheit von sich scheiden sahen, konnten nur den toten Körper ihres von der Hand deS Schicksals so hart heimgesuchten unglücklichen Kindes wiederfinden. * — Ferien! Nie hört die Schuljugend das Wort ungern, auch das Gesicht des größten künf tigen Gelehrten überfliegt dabei ein Lächeln, aber keinen schöneren Sang giebi es, als vsn den ewig- langen Hundstagsferien. Nun sind sie bald da, und nach den recht heißen Tagen, die wir schon ge habt, von Herzen ersehnt und wirklich zu gönnen. Unter der lähmenden Glut der Sonne erstirbt die Aufmerksamkeit, und mit der „Behaltungskrast" be ginnt es bedenklich zu hapern. Am deutlichsten zeigt sich das, wenn schwierige Rechen- oder, im höheren Alter, mathematische Aufgaben zu lösen sind. Die Zahl der Genies im Rechnen und nun gar in der Mathematik ist nie übermäßig groß, aber in diesen brennendheißen Tagen sank sie noch mehr zusammen. Und bei den Kleinen mag es da wohl mehr als ein mal vorgekommen sein, daß ein müdes Köpfchen über Schreibheft oder Lesebuch niedersank, und dann beim Ausruf verwirrt und verstört in die Höhe fuhr. Nun ist's aber bald vorbei! Hei, wie da die Bücher und Hefte in irgend eine Ecke fliegen, und es sofort an's Werk geht, die Ferienzeit aus vollen Kräften zu ge nießen. Die Zensur! O Jemine! Aber die Zensur vor den Hundstagsferien wird unter allen „Sünden zetteln" im Jahr am mildesten beurteilt, die Ver setzung hat vor einem Viertel-Jahre, zu Ostern, erst stattgefunden, und nach dieser Errungenschaft kann man sich schon etwas Ruhe gönnen, und dann ist das Jahr noch so lang, so unendlich lang, da kann dis Wissenschaft noch mächtig grünen, blühen und gedeihen! Vorerst — Ferien und recht frohe Ferien! * — Callnberg. Im Monat Juni wurden bei hiesiger Stadtsparkasse in 110 Beträgen 11,862 Mk. 10 Pf. eingezahlt (das sind 3,434 Mk. 85 Pf. in 17 Betr. mehr als im gleichen Monat des Vor jahres), während in 33 Beträgen 6,623 Mk. 35 Pf. zurückerhoben worden sind (das sind 710 Mk. 47 Pf. in einer Post mehr als im Vorjahre). 17 Ein legerkonten wurden in diesem Monate neu eröffnet und betrug der Barbestand am Schluffe des Monats 13,348 Mk. 98 Pf. * - Rödlitz, 2. Juli. Ein Doppelfest feierte am Sonntag der hiesige Gesangverein, das Jubel fest des 50jährigen Bestehens und 25jährige Fahnsn- jabiläum. Zahlreich waren die Gesangvereine aus Nah und Fern, aus Stadt und Land, herbeigeeilt, um das frohe Fest mitfetern zu helfen, überaus zahl reich waren auch die Glückwünsche und Geschenke, die dem Jubilarvereiu dargebracht wurden. Das Fest verlief, begünstigt vom herrlichsten Wetter, in sehr gelungener Weiss. Der Bundesvorstand des Erzgeb. Sängerbundes, Herr Lindemann und der Bundesliedermeister, Herr Winkler, beehrten den Ver ein mit ihrer Anwesenheit. Von den Gründern des Vereins war es noch vier alten Herren vergönnt, in voller Rüstigkeit das Fest mitzufeiern. (Ein uns zugesagter Bericht ist leider nicht eingegangen. D. R.) — Bei der jetzigen Hsidelbeerernte mache man die Kinder ja darauf aufmerksam, beim Suchen stets vorsichtig zu sein und Umschau zu halten; namentlich lasse man dieselben nicht barfuß in den Wald gehen. Vor einigen Tagen wurde bei Oschatz ein 10jährigsr Knabs, Welcher knieend Beeren suchte, von einer Schlange, vermutlich von einer jungen Kreuzotter, gebissen. Als der Knabe nach Hauss kam, war das ganze Bein bereits sehr stark angsschwollen, so daß die Eltern das Schlimmste befürchteten. Glücklicher weise vermochten die angewandten Mitte! die Gefahr noch zu heben. — Das Sinkendes Zinsfußes und seine sozialen Wirkungen. Das Sinken des Zinsfußes, welches in England und Frankreich schon lange beobachtet wurde, tritt auch in Deutsch land in zahlreichen Herabsetzungen des Zinses von Staats- und Gemeinde-Anleihen und industriellen Obligationen immer mehr zu Tage. Auch der ameri kanische Geldmarkt zeigt ebenso wie der europäische einen Ueberfluß von Kapital und der Zinsfuß der amerikanischen Fonds ist daher ebenfalls erheblich gesunken. Von großer Tragweite ist die in England durchgeführte Konversion der englischen Staatsschuld aus 3fls- und 3 prozentigen Obligationen in 2°/^- und 2^/s.prozentige Papiere. Man glaubt, daß diese Maßregel der englischen Regierung den Preis des Geldes auch auf offenem Markte, und zwar nicht allein in England, wesentlich reduzieren und in sol cher Weise die Kapitalisten veranlassen wird, die bisherige Praxis der Anlegung der Gelder in Staats papieren aufzugeben und sich etwas mehr als bisher der Industrie und sonstigen Unternehmungen zuzu wenden. Für die Volkswirtschaft könnte diese Wen dung sehr nützlich werden. Aber das Sinken des Geldpreises wird dadurch kaum aufgehalten werden, dasselbe hat für die menschliche Gesellschaft eine hohe soziale Bedeutung. In dem Maße, wie der Wert des Geldes sinkt, steigt der Wert der persönlichen Leistungen; dadurch wird es denjenigen, welche keine Kapitalisten sind, viel leichter, sich emporzuschwingen. Unter der Herrschaft eines billigen Geldpreises muß die Verteilung des Besitzes allmählich verändert und ein Zustand herbeigeführt werden, welcher die sozialen Gegensätze vermindert. Deshalb ist das Sinken des Zinsfußes eine Erscheinung, welche kein Freund des sozialen Fortschritts zu bedauern braucht. — Der Glauchauer Schulinfpektionsbezirk ist der 8. der Größe nach (Leipzig I, Dresden I und II, Chemnitz I und II, Zwickau, Plauen). Er umfaßt die Städte Glauchau, Meerane, Hohenstein, Ernst thal, Lichtenstein, Callnberg und Waldenburg. Im Bezirke arbeiten 18 Direktoren und 384 Lehrer (ein schließlich der Hilfslehrer, Vikare und Lehrerinnen). ES giebt in dem Bezirke I höhere Privat - Töchter schule, 4 mittlere und 61 einfache Schulen (darunter 2 aus mittleren und einfachen Abteilungen bestehend). Die Gesamtkinderzahl beträgt ca. 24,500. Die Zahl der Fortbildungsschulen ist 57, die der Fortbildungs schüler ca. 3400. — Im Glauchauer Schulbezirke wird in 22 Fortbildungsschulen von 18 Geistlichen an 1450 Schüler Religionsunterricht erteilt, und zwar in jeder Klasse allmonatlich 1 Stunde. Unge fähr 1800 Schüler in den übrigen 33 Schulen haben keinen Religionsunterricht. — Die im Glauchauer Schulbezirke bestehende Funeralkasse wird demnächst neue Statuten erhalten, nach denen allen Lehrern des Bezirks der Eintritt ermöglicht ist und auch die aus dem Bezirke verziehenden Lehrer Mitglieder bleiben können. — In Leipzig läßt sich jetzt der Wnnder- mensch Mr. Morello, genannt „Der Mann mit dem Straußenmagen", sehen. Mr. Morello verspeist u. a..- Feuer, Sägespähne, Sand, Steinkohlen, Porzel lan, Glas, Leder, trinkt Petroleum, tanzt auf Scherben von 200 zerschlagenen Champagnerflaschen rc. barfuß. Wer Lust verspürt, kann mit machen. — Zwickau, I. Juli. (Oeffsntlichs Verhand lung vor dem Königl. Landgericht, Strafkammer II.) Der 1807 zu Neudörfel bei Lichtenstein geborene, in Meerane wohnhafte Fabrikweber Paul Frohwald Gärtner, welcher sich am 14. April dieses Jahres in der Kirchs zu Meerane von dem Platz, den er inne hatte, wiederholt erhoben, krampfhaft die Hände gerungen, gehustet und gestöhnt und dadurch die An dacht der Kirchenbesucher in erheblicher Weise vor sätzlich gestört hat, wurde zu einer Gefängnisstrafe von I Monat verurteilt. — Se. Majestät de? König hat den Hilfsarbeiter bei der Kreishanptmannschaft zuZwickau, Regie rungsrat Harry Ebmeier, zum Ämtshauptmann in Glauchau ernannt. — Glauchau, 2. Juli. Im Anschlusse an die gestern erfolgte Einweisung des Herrn Amts hauptmanns Ebmeier fand mittags 1 Uhr zu Ehren des Herrn Kreishauptmanns Freiherrn v. Welck und des Herrn Amtshauptmanns Ebmeier im Hoiel Stadt Hamburg ein einfaches, aber vorzüglich hergerichtetes Festmahl statt, welches einen der Bedeutung des Tages für den Bezirk entsprechenden Verlauf nahm. Bei demselben brachte zunächst der Herr Kreishaupt mann das Hoch auf Se. Majestät den König aus. Herr Bürgermeister Brink begrüßte sodann den Herrn Kreishauptmann, welcher zum ersten Mal bei einem besonderen Anlasse im Bezirke der Königlichen Amtshauptmannschaft Glauchau und in der hiesigen Stadt weile, die es sich zur Ehre anrechne, daß in ihren Mauern der Sitz der Königlichen Verwaltungs behörde sei und die hoffe, den Herrn Kreishauptmann bald einmal auch als ihre« Gast begrüßen zu können. Im weiteren Verlaufe der Tafel hieß Herr Super intendent Weidauer namens der Königlichen Kirchen- und Schulinspektion, sowie aller andren Be hörden und Beamten, die mit und für die Königl. Amtshauptmannschaft thätig sind, den neuen Herrn Amtshauptmann Ebmeier mit warmen, vom Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Worten will kommen, worauf dieser seinen Dank für die freund liche Begrüßung durch ein Hoch aus das Wohl des Bezirks abstattete. — Aus Glauchau und Meerane wird dem „Konf." berichtet: Die Situation in dem hie sigen Webereidistrikt hat sich seit unserem letzten Bericht nicht wesentlich verändert. Eine kleine, mo mentan wenig bemerkbare Aenderung läßt sich nur insofern erkennen, als in den letzten zwei Wochen die Nachordres der größeren Grossisten etwas schwächer geworden und zum Teil sogar ganz ausgebliebsn sind; jedenfalls infolge der nach gewonnener erster Fühlung gemachten großen Vor - Dispensationen, während die mittleren und kleineren Grossisten in