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Sächsische Elbzeitung : 13.04.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193904133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19390413
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19390413
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-04
- Tag 1939-04-13
-
Monat
1939-04
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 13.04.1939
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Griechenland dankt Mussolini Nein Ereignis kn»» die italic»isch-gricchischc Freundschaft störe»! Den Bcmtil;»»gc» Englands, frcindc Staaten seinen Interessen dienstbar zu machcu, ist der »v» Loudvu cr- hvffte Erfolg »ich« bcschicdc» gewesen. Allerdings darf dieser Misserfolg nicht darüber hinwcgtnnschc», dass die Ei»krcis»»gsyct;c trotzdem van London wcitcrbctricbcn »vird lind deshalb Wachsamkeit erfordert. Besonders scharf ist die Abfuhr, die sich England bei der Aufdrängung seiner „Garantie" in Griechenland geholt hat.. Während englische Zeitungen, so der „Daily Tele graph", davon faselten, das; die griechische Negierung in London angefragt habe, welche Haltung England „im Falle einer Bedrohung der Souveränität und Sicherheit Griechenlands" cinnchmen wurde, erklärte der griechische Ministerpräsident Mctaras, das; Griechenland cs nicht not wendig habe, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen, weil cs stark gcung sei, nm sich selbst zu schuhen. Erst recht sind aber die englischen Lugner durch die Botschaft Mussolinis an den griechischen Minister präsidenten und die Dankescrklärnng Griechenlands an Mussolini Lügen gestraft worden. lieber die Botschaft des Dnce an Metaras wird mil- geteilt: Bei einem Besuch, den der italienische Geschäfts träger namens des Ehefs der italienischen Negierung Mnssolini dem Ministerpräsidenten Mctaras abgcstattet hatte, gab der Vertreter Italiens folgende Erklärung ab: Alle Gerüchte, die wegen cincr angeblichen Aktion Italiens gegen Griechenland im Umlauf waren oder vielleicht noch entstehen könnten, sind falsch. Sie können nnr durch bestellte Provokateure verbreitet wurde» sciu oder verbreitet werde». Das faschistische Italic» vcrsichcrt, das; cs seiiic Absicht ist, die Nuvcrlcülichkrit Griechenlands auf dem Festland nnd ans seinen Inseln absolut zu achtem Das faschistische Italien hat den festen Willen, die Bc ,Ziehungen herzlicher Frcnndschnft, welche die beide» Lnn- der verbinde» zu erhalte» »ud immcr mehr zu entwickeln. Es ist auch bereit, konkrete Beweise dieses seines festen Willens zu geben. Die Dankeserklänmg des griechischen Ministerpräsi denten Mctaras, die von dem griechischen Gesandten in Nom abgegeben wurde, hat folgenden Wortlaut: / „Der griechische Gesandte ist vom griechischen Mi nisterpräsidenten bcanftragt, seinen wärmstcn Dank für die Mitteilung nnöznsprcchcn, die ihm nm U>. April vom italienischen Geschäftsträger im Namen des italienischen Ncgicrnngöchefs gemacht wurde uud mit der ihm katego rische Versicherungen gegeben wurden, wonach die faschi stische Negierung die Integrität Griechenlands sowohl was seine Grenze» a»f den; Festland als seine See grenzen betrifft, respektieren wird. Der griechische Ministerpräsident Metaxas fügt hinzu, das; er, indem er von diesen Erklärungen des italienischen NcgicrnngSchcfs Mussolini Kenntnis nimmt, die absolute Ucbcrzcugnng hat, das; kein Ereignis eintrctcn könnte, das die traditionelle Freundschaft, die jederzeit die beiden Länder verbindet, irgendwie zn stören vermöchte, und das; er eine nene Periode der Herzlichkeit für die Fortsetzung dieser friedlichen Znsammcnarbcit anfsteigcn sicht." Die Sprache verschlagen Londoner Presse vom Misserfolg ihrer Gricchcnlandhchc völlig überrascht London. Ter Austausch der FrcuudschaftS- und Friedensbot schaften zwischen Mnssolini nnd dem griechischen Ministerpräsi denten Metaxas hat die Londoner Abendblätter völlig überrascht, nachdem sie ja tagelang die Lage so hingcslcllt hatten, als wenn Griechenland von Italien bedroht sei. Es ist daher verständlich, das; sich die Blätter jeglicher Stellungnahme enthalten. Ter „Star" muss aber die wahre Ucberschrift bringen: „Griechen land bietet dem Duce seine Frcnudschast an". Tas Blatt hebt im übrigen hervor, das; die griechische Freundschastserklürnng in äusserst warmen Wendungen gehalten sei. Empörung gegen britische Herrschaft Taktloses Vorgehen des britische» Gouverneurs auf Zypern. Unter der Bevölkerung von Zypern macht sich er neut stärkere Missstimmung gegen die britische Kronkolo- nialvcrwaltnttg.bemerkbar, durch die auch die Anschluss- wüuschc Zyperns an Griechenland wicdcrbclcbt werden. Den Anlass hierzu bildet das taktlose Vorgehen des bri tischen Gouverneurs, der sich genau wie in» vergangenen Jahr anögcrcchnct die Ostcrfcicrtagc aussuchtc, um die Dicnsträmuc des zypriotische» Erzbischofs i» der Haupt stadt Nikosia «ach augeblichcn politischen Dokumenten durchsuchen zu lasse». Der taktlose Zeitpunkt und die rücksichtslose Art der Durchführung dieser Durchsuchuugsaktion lösten unter der griechischen Zypcrnbevölkerung Empörung und verstärk tes Verlangen der Rückkehr Zyperns aus der britischen. Gewaltherrschaft zum griechischen Mutterlande ans. Die britische Sorge über diese Bewegung wächst, zumal nicht nur die vier Fünftel Griechen aus Zypern, sondern auch das Fünftel türkischer Bevölkerung ostentativ die Natio nalfeiertage ihrer Vaterländer festlich begingen. Weltbild (M). ! Blick auf den befestigten Hase» Famagusta aus Zypern Palästina-Truppen an Libyens Grenze Englisches Entlastungsmanöoer durchschaut ' In ganz Palästina sind umfangreiche Trup- p c n b e w c g u u g c u zu beobachten. Grosse Kontingente britischer Soldaten — angeblich insgesamt 10 000 Mann oder fast die Hälfte der in Palästina stehenden britischen Trnppcn — sollen, wie verkantet, nach Aegypten abtranS- portiert werden, wo sic, wie cS heisst, au der libyschen Grenze Stellungen beziehen werden. Neben diesen überraschenden militärischen Massnah men verfolgen beide Lager Palästinas mit gespanntester Ausmcrksamkcit die weitere Entwicklung der internatio nalen Lage, die ihre Schatten auch auf die gegenwärtig in Kairo staltfindcndc Palästina-Konferenz wirft. In arabischen Kreisen hält man es nicht für ciuö- gcschlosscn, dass sich England in, Gegensatz zu seinem Ver halten ans der Londoner Palästina-Konferenz nunmehr in Kairo zn einem scheinbaren Entgegenkommen gegen über den Arabern veranlasst sehen wird Die Palästina- Araber sind sich jedoch durchaus klar darüber, dass eine solche vcrmciniüchc Knrsäuderung Euglands nichts au- dcrcs als ein durchsichtiges E n t ! a st n n g s - mauövcr darstcllen würde. Sic wissen aus langjähri gen bitteren Erfahrungen, dass das. in die Schwierigkeiten nnd Misserfolge seines Einkreisungsseldzugeö verstrickte England inner Umständen eine Entspannung des gefähr lichen Palästina-Proble'mö vorübergehend herbei- führen würde, nm nach Beendigung der akuten Krise die Zügel wieder nm so fester anzuzichcn. Unschuldige verhaftet, Frauen gelottert Hilferufe der Araber: „Wir können diese Folter nicht mehr ertragen!" Einwohner der arabischen Stadt Lyddn in Palä stina, die schwer unter den Untaten der Engländer leiden, haben an verschiedene diplomatische Vertretungen tele graphisch folgende erschütternde Hilferufe ge richtet: Die MnndntSregicrung hat, wie zu gleicher Zeit bekannt »vird. besonders die Stadt Lydda mit ihrer Rache und ihren Foltcrmassnahmcn bedacht und hier Grcnel- tatcn nnd Vergewaltigungen begangen, die ihresgleichen in der Geschichte nicht finden. Einwohner wurden getötet. Unschuldige verhaftet. Kinder, Greise und Franc» ge foltert, Vorräte vernichtet, Einrichtungen zerstört, Vcr- haftete gepeinigt und Gebäude verbrnuut. Dies geschah zu vcrschicdcncu Malen unter den Augen der Ncgicrnng, die sich jedoch nicht regte und sich nicht vor Gott nnd dcr Geschichte fürchtete. Jeder kleine Vorfall wird von den» Militär den Be wohnern der Stadt Lydda zngeschricbcn. Man rächt sich in folgenschwerster Weise, selbst wenn sich das Ereignis in grosser Entfernung von der Stadt zngetragen hat. Zn- letzt wurde Lydda eine Kollektiv strafe auferlegt, weil Telephoudrühte in der Nähe des Dorfes Sarafand durchschniten wurde»». Angesichts solcher barbarischen Zu stände verwundert cs nicht, in einem der erwähnten Hilfe rufe folgeudcs sestgestcllt zu scheu: „Wir können diese Folter nicht mehr ertragen! Die Bewohner der Stadt Lydda sind nicht »»ehr in der Lage, zuznsehcn, das; ihre Kinder, Frauen und Greise unter einer Verwaltung leben, die keine Gerechtigkeit und köine Barm herzigkeit kennt. Deshalb haben wir beschlossen, dass die Kinder, Frauen und Greise die Stadt aus Protest zu verlassen haben. Die Negierung hat hierfür die Verantwortung zu tragen. Die Welt aber soll davon Kenntnis nehmen, was im Zeit alter der Zivilisation vorkommt. Wir bitten, dies Ihrer Negierung zn unterbreiten." Eine harte Anklage Zu den flehentlichen Rufen der arabischen Stadt Lydda um Hilfe gegen die britische Mandatspolitik in Palästina schreibt der „Deutsche Dienst": .. Das ungeheure Sündenkonto englischer „Politik zur Grün dung und Aufrechterhaltung des Imperiums ist durch den Fall Lydoa um einen neuen Posten bereichert worden. Die Männer von Lydda irren, wenn sie meinen, dass sie Ercueltaten und Vergewaltigungen erleben, „die ihresgleichen in der Geschichte nicht finden". . . In der britischen Kolonialgeschichte finden solche Taten sehr wohl ihresgleichen. Raub, Grausamkeit und Blut sind die Bau steine vom englischen Weltreich. Lar ist britische „Menschlichkeit" Die englische Kricgssührung gegen die Buren war -in Hohn aus die primitivsten Forderungen der Menschlichkeit. "Alle Häuser wurden verbrannt, alle Tiere aus den Farmen aetötet. Frauen und Kinder wurden in Konzentrationslager Göring verlietz Tripolis Parade vor dem deutschen Gast — Herzlicher Abschied vom Gcncralgonverncur Lnstmarschall Balbo Tripolis. Gcncralfeldmarschall Göring nnd seine Gattin haben am MUtwochnachmittag mit ihrer Begleitung Tripolis mit dem Motorschiff „Monserrate" der Hambnrg-Amerika-Linie ver lassen, nm sich nach Nom zn begeben. Der Aufenthalt des Feld marschalls war vor einem cbcnw reichet» wie vielseitigen inter essanten Programm ausgefüllt. Generalgouverucur Lustmarschall Balbo vermittelte unter seiger persönlichen Führung seinem deutschen Gast insbesondere lebhafte Eindrücke von der zielklaren nnd sozialen, wirtschaftlichen Kolonisiernngsarbeit, von der Stärke und Schlagkraft der libyschen Wehrmacht nnd dem hohen Knltur- willcn. Es ist gelungen, der Kolonie verlorcngegangenc Knnst- schähe Italien nnd damit anch der ganzen Kultnrwclt znrück- zngewinncn. Die Besichtigung der Oasen Homs, Zlitcn nnd Misorata nnd eingehendes Stndinm der grossartigen nnd mustergültigen nenen Siedlungsanlagen im Osten Libhens nahm allein einen vollen Tag in Anspruch. Gross angelegte Ucbnngen aller Waffengat tungen der italienischen Kolonialtruppen wie anch der Eingebvrc- nenvcrbändc, die im Süden von Tripolis mit scharfer Munition durchacsührt wurden, zeigte» dem Feldmarschall den hohen Stand der libyschen Wehrmacht. Nach Besichtigung von verschiedenen Standorten nnd einem Fliegerhorst veranstaltete Marschall Balbo zn Ehren seines Gastes eine Parade, an der 24 000 Mann aller Trnppcntcilc, anch der Luftwaffe, tcilnahme». Die Ausgrabungen in Lcptismagna und Sabratha hinter liessen bei den deutschen Gästen einen nnanslöschlichcn Eindruck. Tie festliche Veranstaltung in Tripolis fand am Vorabend der Abreise ihren Abschluss mit einem Achchiedscssen im engeren Kreise, dem sich in den wundervollen und märchenhaft erleuchte ten Garten des Gcneralgouvcrneurs ein grosser festlicher Emv. fang anschloss. Es war für alle, die tciluahmcn, ein unvergess licher Abend, eindrucksvoll uud unvergesslich! wie die.begeisterte Kundgebung der Volksmenge für Feldmarschall Göring, als Mar schall Balbo sich mit den Spitzen- der Wehrmacht, Staat nnd Partei am Hafen von seinen Gästen verabschiedete. Der „Temps" im Dienste des britischen Imperiums Scharfmacherischer Artikel verteidigt den angeblichen Hcgcmonic- ansprnch Englands im Mittelmeer — Frivoles Spiel mit dem Kriege / Paris. Der „Temps" nnlcrstrcicht in einem ansgcsprochc- ncn scharfmacherischen Leitartikel,, der den angcmasstcn britischen Hcgcmonicansprnch verteidigt, den „völligen Umsturz der tradi tionellen Grnndsahc" der britischen Diplomatie. Grossbritannien habe ausdrücklich auf seine frühere Doktrin verzichtet, wonach cs fick) hüten müsse, in Ostcnropa irgend eine automatische Ver pflichtung cinzngehcn. Englands Grenze sei nicht mehr am Rhein, tvndern überall dort, „wo die Achsenmächte Europa bedroh ten" (!). Bei der Untersuchung der Ursachen dieses plötzlichen Umschwunges spricht das Blatt mit zynischer Offenheit von der „berechtigten moralischen Empörung" vcr Engländer, dic mit dem Gefühl zusammcnfallc, dass die Interessen Grossbritanniens und des Weltreiches beeinträchtigt würden. Dic „dcntschc Drohung" gcgcn Rumänicn sci dcr Weg znm Schwarzen Meer, nach Klein asien!, Bagdad nnd Indien. Somit scheine anch die Unterstützung der polnischen Armee zn einer Verteidigung Nnmänicns notwen dig. Die Ereignisse in Albanien hättet» tvcgci» der Befürchtun gen für dic Sicherheit Griechenlands nnd des östlichen Mittcl- inccres, das mit verblüffender Dreistigkeit von den» Blatt als „Bastion des britischen Weltreiches" bezeichnet wird, dic Lon- doncr Ncgicrnng in ihrer Entschlossenheit nur festigen können. Frankreich habe als zweite Kolonialmacht des Erdbaucs zn ähn liche Interessen, um nicht mit Genngtnnng zn sehen, oass die Londoner Politik eine Richtung cingeschlagcn habe, die Paris häufig als dic einzig gntc bezeichnet habe. (!) Man dürfe sich nicht verhehlen, dass diese Beschlüsse der britischen Negierung, so meint der „Temps^ weiter, wie alle grossen Entstehungen Risiken in sich bergen könnten. Das offensichtlichste Risiko sei ein Krieg. Das bedeute, das; Frankreich nichts zur schnellsten Verstärkung sei ner Rüstungen vernachlässigen dürfe, das setze aber anch voraus, dass die britische Nation schon jetzt die notwendigen Massnahmen ergreife, ihre militärische Starke den soeben übernommenen Ver antwortungen anzuglcichcn. Der „Temps" gibt schliesslich feiner „Peinliche»» Uebcrraschnng Ausdruck, dass die britische»» Gewerkschaften immer noch gegen dic allgemeine Wehrpflicht seien, wo doch der Krieg auf der logi schen Linie ihrer bisher vertretenen Politik liege. Unter den angenblicklichen Umstände»» müsse, so erklärt das Blatt ganz un verblümt, der Krieg als eine Möglichkeit erwogen »end alles ins Werk gesetzt werden, damit er die „friedlichen Nationen-" nicht überrasche. (!) 6V0V Streikende in Woolwich Arbeite» für die britische Luftwaffe u»d Flotte cingestcllt London. In Woolwich brach Dienstag ein Streik ans, der sich am Mittwoch ans verschiedene Werke ansdehnte, so dass die Zahl der Streikenden auf 6000 anwnchs. Es handelt sich hauptsächlich um Belegschaftcu, die für die bri tische Luftwaffe uud Flotte arbeite». Die Negierungsbildung in Belgien Pierlot bildet KoalitionSkabinctt Brüssel. Nach der Besprechung des Königs mit dei» Führern der katholischen, liberalen und sozialdemokratischen Partei wurde vekanntgegeben, dass König Leopold den geschäftssührenden Ministerpräsidenten Pierlot offiziell mit der Bildung der nenen belgischen Regicrnng beauftragt hat. Pierlot teilte mit, das; er voraussichtlich an» Sonnabend die Mitglieder des nenen Kabinetts bestellen werde. In Politischen Kreisen wird damit ge rechnet, dass die drei traditionellen Parteien, Katholiken, Liberale nnd Sozialdemokraten, an dcr Kabinettsbildung beteiligt werden. getrieben, wo sie verhungerten, unv die gesangenen Burma wur den in einem Lager zusammengepfercht, wo sie zu Tausenden den Seuchen, dem Hunger und der Unbill des Wetters erlagen. Die ganze Welt empörte sich damals gegen diese Methoden, und selbst in der engllschcn Ocfscntlistkeit sanden sich gerechte Urteile über diese unmenschlichen Grausamkeiten. Schreie des Schreckens und Abschcucs erfüllten dic Welt auch, als Einzelheiten über die Niederwerfung des Sepoy-Auf- standcs iu Indien im Jahr 1886 bekannt wurde. Die Sepoy, Mohammedaner, die besten Soldaten der ostindischen Kompanie, wurden vor englische Kanonen gebunden und buchstäblich in Stücke gerissen. Selbst englische Historiker geben zu, dass die Eingeborenen summarisch und wahllos hingerichtet wurden. Hnndcrttauscnde fielen diesem cuglischcn Raubzug zum Opfer, weil, wie -in britischer Innenminister vor dcm Parla- mcnt einmal erklärte, „es für britische Waren im allgemeinen und für dic Vanmwottwarc« Lancashires im besonderen kein besseres Einsnhrgebict gibt" — als Indien nämlich. Zur Errciclstuug dieses Zieles britischer Wclthnndels- politik war jedes Mittel recht. Auch Irland weiss von britischer „Menschlichkeit" ein Lied zu singen, z. V. in Erinnerung an die Zeit, als Millionen Iren infolge der britischen Aussaugung einfach verhungerten, so dass zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die Bevölkerung Irlands von acht auf viereinhalb Millionen Seelen zusammen- geschrumpft war, oder iu Ermncruug an das Jahr 1920, als eine Horde von englischen Verbrechern als „Black and Tans" auf die irische Bevölkerung losgclaycn wurde, die ganze Dörfer auspliinderte und nicderbrannte und die Bewohner mordete. Diese Methoden nnmcnschlichcr Grausamkeit uud zügelloser Gewalt beherrscht die britische Politik auch heute noch in geradezu vollendetem Masse. Und sie beherrsch» sie nicht nur, sie wendet sic auch an. Dafür liefert die jüngste Geschichte Palästinas fast täalich blutige Beispiele. Die cnglstchcn Polttilcr haben gar keine Zeit, sich mit diesen Dingen zu beschäftigten. Sic muhten sich in ocn Ostcr- sciertagen z. V. Uber bas Vorgehen Italiens in Albanien ent rüsten. 24 Tote hat die Besetzung Albaniens durch italienische Trup pen gcsordert, aus jeder Seite zwölf. In Palästina aber wurden allein im Monat März d. I. 198 Araber getötet. Dic hauptamtlichcu Moralprcdiger in Loudon sollten sich daher einmal nm die hochnotpeinlichen eigenen Angelegenheiten kümmern, ehe sic sich in Dinge mst-hen. die sie nichts angchen, zumal es sich dabci um natürliche nnd gesetzmässige Entwicklun gen handelt, die im Gegensatz zur Geschichte des britischen Em pire beispiellos unblutig, friedlich uud ordnungsmässig verlaufen. Wo ist das Wettgewissen letzt? Aber mit Moral, mit Humanität, mit der Unabhängigkeit anderer Staaten und Völker hat Englands Politik heute wie früher iu Wahrheit überhaupt nichts zu tun. Das sind nur Begriffe, hinter denen die nach wie vor egoistischen Ziele briti scher Machlpolitik verborgen werden solle»» Es ist eine Unver schämtheit, wenn sich England, das eil» Viertel dcr Erde seinen mnchtpolitischcn Zielen unterworfen hat, und zwar mit Metho den, wie sic obcn gekennzeichnet wurdest, sich ciu Urteil über die friedlichen Bestrebungen der autoritärcn Staaten anmasst, die ihren Völkern den zum Leben notwendigen Naum verschaffen und deren Vorgehen auch nicht cii» einziges solcher Beispiele dcr Ungerechtigkeit und Grausamkeit auswckst wie sie die Geschichte dcr britischen Politik in unerschöpfliches Fülle bis in die letzten Tage hinein bieten. Das von England für höchsteigene Interessen so ost alar mierte „Weltgewissen" Hütte jetzt eine Gelegenheit, der Ocsfent- lichkeit zu zeigen, wie energisch es dcr Ungerechtigkeit, der Bru- talität und der Unmenschlichkeit auf den Leib rücken kann. Das Wcltgewissen kann sich gar keinen willkommeneren Anlas; zum Eingreifen wünschen als den Fall Lydda. Angeklagter ist die englische Mandatsreaicrung in Palästina und damit die britische Politik. Beileibe kein Unbescholtener!
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