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WMMMM-WM (H ! früher Wnchen- mb Rachnchtsblatt zugleich WMs-Amm M HchÄsrf, KSdiitz, KenÄsrf, KM«f, Ä Sßidit», Hnnrichssrt, Msrieis»«. MAlen- Amtsblatt für de« Stadtrat zu Lichtenstein. SN. Ia-rs««g. ——-- M. 119. Fernsprechstelle Nr. 7. Donnerstage dey 83. Mai wernspr-chsteae Nr. 7. 1895. bMer Blatt erscheint täglich laußer Son»« Ww Festtags) abends für dm folgernden Lag. WiertcljLhriiHer Bezugspreis z Mark 28 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Zustellungen nehmen außer Ler Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisen. Postanstüten, Postboten, sowie bis Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltE Korpüszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BW^° Des Himmelfahrtsfeftes wegen erscheint die nächste Nmmsrer dieses Blattes Freitag abend. Zum Himmelfahrtstag 18SS. Mitten in einen reich entwickelten, durch den schönsten Frühling gesegneten Maimonat fällt dies mal der Himmelfahrtstag. Der Himmelfahrtstag! Er ist ein Kind des Frühlings und ein Freund des Frühlings, In den Empfindungen unsres Volks ge hört er seit undenklichen Zeiten mit Frühlingswonne und Frühlingsglück zusammen. Als wir Knaben waren, sammelten wir auf dm Wiesen und Hängen unsres Heimatsortes das Himmelsschlüsselchen, dieses zarteste von allen Frühlingsblümlein, an keinem Tag so eifrig, wie gerade zur Himmelfahrt. Und zog sich über den Häuptern der kleinen Blumensammler ein Gewitter zusammen, so konnte auch dies die Lust, mit der wir uns der Himmelfahrt und des Himmelsschlüssels freuten, nicht beeinträchtigen, well wir wußten, daß zur rechten Himmelfahrt^ das Himmelfahrtsgewitter gehörte, gerade so wie zum rechten Pfingsttag das Pfingstgewitttr. Unsre Kindererinnerungen von schö nem Frühling und stiller Himmelfahrtsfeier kommen heute wieder: ihr seid so schön, lieb und selig. Frei lich wie uns heute ansehen, sind wir älter ge worden und denken darum billig über das nach, wo rüber wir uns damals in unbewußten Gefühlen freuten. Der Himmelfahrtstag! Uns deucht, er trägt für den Nachdenkendcn im Namen eine deutliche Beziehung, weniger auf den Natürlichen Frühling, den jeder Mai uns bringt, als auf jenen einmaligen, großen, ge schichtlichen Frühling, den dis Religion des großen Himmelsgastes und Himmelspilgers, das Christentum der Welt gebracht hat. Die Evangelien erzählen uns, daß der auferstandene Heiland nach 40tägigem ver klärten Weilen bei seinen Jüngern gen Himmel ge fahren sei. Und wie man diesen Tag billig den Himmelfahrtstag genannt hat, hat die Kirche auch immer an ihm fesrgehalten. Lasset uns ein Gleiches thun! Der Himmel war den Menschen lange, lange Jahrtausende unbekannt. Durch den Heiland, im Zeichen feines Kreuzes und leeren Grabes, fing er an, ihnen bekannt zu werden. Aber noch war er nicht erschlossen für die einzelnen. Da kehrte der verklärte Christus zum Vater zurück und stellte eine ewige Verbindung zwischen Himmel und Erde, Gott und Mensch, dem Herzen Gottes und dem Herzen des Menschen her. Und das that er zur Himmelfahrt. So ward der Himmelfahrtstag zum Himmelsschlüsse!. Wir verstehen dies. Menschlicher Kleinglaube und Unglaube hat auch dieses Stück des alten Christen tums in Frage gestellt. Wie kann Christus durch eine Fahrt in die Wolken zu Gott kommen? Gott ist überall, wenn er überhaupt ist, so fragt der Zweifel den Glauben und beantwortet seine Frage selber, ohne dessen Antwort abzuwarten. Unser Glaube aber möge so antworten: Die Weise der Himmelfahrt ist uns nicht die Hauptsache; wir vergleichen sie nicht mit der Fahrt auf einem Luftballon. Aber zurückgekehrt zum Vater ist der Auferstandene, das ist klar und das ist die Hauptsache. Giebt es bloß einen Pla netenhimmel, an dem zwischen die Fixsterne hindurch „die wandelnden Gestirne das bekränzte Jahr führen?" oder giebt es auch einen Himmel im Sinne des alten christlichen Glaubens, gegen den wir betend unsre Hände erheben und unsre Kinder und unser Volk lehren können ein Gleiches zu thun, in den wir einst einzugehen hoffen können, weil uns Wohnungen dort bereitet sind, in dessen Gefilden vor allen Dingen Not und Tod, Thränen, Leiden und Schmerzen, Trübungen, Trennungen, Hemmungen abgethane Dinge sind? — Gotteskind, laß Dich nicht beäng stigen, laß Dich nicht verwirren. Einen solchen Him mel giebt es gerade so gut und sicher wie den natür lichen; des Herrn Himmelfahrt ist das Siegel da rauf und — den Himmelsschlüssel dazu hast du auch in dem Glauben, auf den du getauft bist. Laßt uns diesen Schlüssel zur Himmelfahrt von neuem als ein teures Erbstück in die Hand nehmen. Dann können wir getrost die Blumen pflücken, die Gott auf dem Anger und den Hängen unsres Lebens für uns er blühen läßt. Und wenn selbst Gewitter unter Don ner und Blitz, unter HeiMZen und Thränenströmeu diese Blumen knicken wollten und würden, sie müßten weitsrgehsn, and wenn ihre Wollen vorbeigezogen, würden wir in den offenen Himmel sehen. Da sind wir einzelne kleine HimmelfahrtEnder. Unser teures Volk aber, an das wir an jedem Feiertage des Jahres denken, höre die Himmelfahrtslosung: ohne den Him mel bist du verloren; mit dem dir gegebenen Himmel bist du heute noch gerettet. UKgesKssHWtK. * — LichLsustei u , 22. Msi. Es fei noch mals darauf hinzewresen, daß sich die Texte zu den Kirchenmusiken in dem Kirchenboten abgedruckt finden. — Uebrigeus ist der Komponist dec dies jährigen HimMelfahrtsmusik ein Lichtsnsteiner von Geburt, namens Bernhard Bauch. Derselbe war Musikdirektor am SemiLar zu Borna und starb in dem jugendlichen Altor von 28 Jahren am 17. Jan. des Jahres 1868. * — Im Verlage von Bruno Troitzsch in Chemnitz ist in zweiter verbesserter Auflage er schienen: Autflüge in das sächsische Erzgebirge und angrenzende Landstriche, besonders in das Malden- und Zschopautha! von C. Ehrhardt. Preis gebunden M. 1.— Dieser mit einer guten Spezialkarte ver sehene Führer dürfte sich in der neuen Ausgabe bei so mäßigem Preise bald weitere Freunde bei den Besuchern des Erzgebirges, besonders aber des Mul den- und Zschopauthales erwerben. Die von den Städten Frankenberg, Mittweida und Zschopau aus zu unternehmenden Partim sind in den einzelnen Abschnitten ausführlich behandelt worden, so daß de? Führer für diese Orte von besonderer Wichtigkeit sein dürfte. Weiter sind eine Anzahl größerer Touren, welche an der Hand der beigefügten Spezialkarte nach Belieben auf mehrere Tage ausgedehnt werden können, darin behandelt. * — Die erste mechanische Weberei in unserer näheren Umgebung war, wie ein Glauchauer alter Webermeister aus seinen Erinnerungen dem Gl. Tgbl. mitteilt, die des Herrn Trinks in Waldenburg (gegen das Jahr 1840), welcher die von England herrüh- rendsn eisernen Stühle eingeführt hatte. Es wurde darin zunächst sehr flott gearbeitet und erregte sehr großes Aufsehen, als die erste Ware (ca. 40 Kisten) zum Versandt gelangte. Freilich kamen diese 40 Kisten Ware sehr bald zurück, da die Ware selbst sehr fehlerhaft ausgefallen war. Dieser Mißerfolg veranlaßte aber den alten Herrn Trinks, sofort wieder die mechanische, durch Pserdetritt betriebene Fabri kation, einzustellen. Ein lange Zeit in England ge wesener Sohn des Herrn Trinks errichtete dann auch in Glauchau ein Manufakturwaren-Fabrikations- Geschäft, ging jedoch später mit verschiedenen ande ren Glauchauern, darunter auch der Bürgermeister (wohl Ottokax Dörfell, 1849) auf die Kunde von großen Goldfunden nach Brasilien, ohne jedoch die erhofften goldenen Berge zu finden. — Mit dem Himmelfahrtsfeste beginnt schon die Pfingstzeit, und der Eindruck des lieblichen Festes, der schönsten Zeit im ganzen Jahr, der Maienzeit, ist unverkennbar und auch unwiderstehlich. Auch sür alle Politik und politisches Leben gilt das, und wenn gleich die Räder an unserer Reichsmaschinerie auch in dieser Zeit nicht ruhen werden, sie drehen sich doch ohne lautes Knarren und Kreischen, wie es in den verflossenen Wochen und Monaten manchmal sehr viel mehr, als uns lieb war, vernehmlich wurde. Aber angesichts der hohen Festtage kommt die Poli tik nicht mehr zu ihrem Recht, und vor Pfingsten nicht am wenigsten, es gilt da Reisepläne und Tou ristensahrten auszuklügeln und endlich einen entschei denden Beschluß zu fassen. Denn wenn auch der Deutsche gemeinhin mit Leib und Seels am eigenen Heim hängt, zu Pfingsten treibt es ihn mit unwider stehlicher Gewalt hinaus in die blühende Flur und den grünen Wald, und kann das Ziel seines Pfingst ausfluges kein ferneres sein, so ist es ein nahes. Aber es muß doch gewandert sein. Und das grüne Maienlaub verpflanzen wir gern in unsere Wohn» räume, ein einfacher und doch so reizvoller Schmuck, der viel, viel mehr wirkt, als so manche Kostbarkeit. Ob sie auch dsn neuen Reichstagspalast mit Maien laub schmücken werden? Den deutschen Volksver tretern könnte deutscher Brauch und deutsche Sitte Gelegenheit geben, darüber nachzudsnken, wie es doch im Reichstag manchmal wenig darauf ankommt, wah res Bolkswshl zu pflegen, als den heißen Streit, an dem doch der deutsche Bürger sich keine einzige Mahl zeit kochen kann. Der Maienschmuck ttst ein Friedens zeichen in des Jahres schönster Zeit, wir können dsn Frieden allüberall bei uns gebrauchen. — Bestimmungsgemäß tritt zu Pfingsten in der Gültigkeitsdauer gewisser Eiseubahnfahrkarten sine Verlängerung ein, und zwar gelten die am Sonnabend vor bis mit Dienstag nach Pfingsten gelösten drei» und viertägigen Rückfahrkarten und die dreitägigen Rundreisekarten im sächsischen Binnenverkehr bis mit Freitag nach Pfingsten, ferner die am Sonnabend vor Pfingsten entnommenen dreitägigen Rückfahrkarten im direkten Verkehre zwischen sächsischen Stationen und anderen deutschen Eisenbahnen bis mit Diens tag nach Pfingsten. — Trotz der wiederholt ergangenen Warnungen finden die Hausierer mit Uhren und Goldwaren, sowie Regulatoren doch immer wieder willige Ab nehmer. Wie in Bezug hierauf mitgeteilt wird, hat die nähere Betrachtung des Warenlagers eines sol chen Hausierers, der in diesen Tagen mehrere sächsische Städte mit seiner Gegenwart beglückte, das Ergebnis geliefert, daß die betreffenden Gegenstände, von deren Qualität man sich genau überzeugte, von den seß haften Geschäftsleuten mindestens 40 Prozent billiger verkauft werden können, als dies bei dsn Hausierern der Fall ist. Also Augen auf- und Taschen zugemacht. — Das königl. Ministerium des Innern bereitet eine Vorlage an den Landtag vor, nach welcher für jeden in Sachsen praktizierenden Arzt der Bei tritt zum ärztlichen Bezirksverein obligatorisch ist. Durch den Bezirksverein können Strafen bis zu 1500 Mark über die Mitglieder verhängt werden; der Rekurs gegen derartige Entscheidungen wird bei den zu bildenden Kceisverbandskammern angebracht. — Dresden, 21. Mai. Der erste Haupt gewinn der 127. König!. Sächs. Landeslotterte im Betrage von 500 000 Mark wurde am heutigen 14. AiehungStage 5. Klasse auf die Nr. 51226 ge zogen und fiel mit allen zehn Zehnteln in die hiesige Kollektion von Paul Schettler, Kaiser Wilhelmplatz 6. — Aus dem Voigtlande, 20. Mai. Nach längerer Pause treten die sogenannten „Geldmänner" im Voigtlande wieder auf, Schwindler, welche be mittelten, aber beschränkten Leuten gegen Zahlung einer gewissen Summe guten Geldes einen um das Doppelte bis Dreifache höheren Betrag falschen, vor züglich nachgemachteu Geldes versprechen. So haben zwei in Treuen wohnhafte Jndustrieritter vergangene Woche einen Mann in Plauen um bare 500 Mark erleichtert. Sie hatten dem Kapitalisten einen an geblich selbst verfertigten, in Wirklichkeit aber echten neuen Fünfmarkschein gezeigt und als „Draufgeld" überlassen; die tadellose Ausführung des „falschen" Reichskassenscheines imponierte dem Mann aus Plauen derartig, daß er unbedenklich 500 Mark opferte — winkte ihm doch die Aussicht, damit tausend Mark zu verdienen. Er bestellte die entsprechende Anzahl F nflükate, erlegte seine 500 Mark und war diese aus