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Einmal mußte er ja wollte in * * Ein Jahr später wir die junge Dame der Mitte de« Oktobers auf ihrem Zimmerchen B. Müde von einer durchtanzten Nacht lag kommen — sehen — ihm den Sieg schwer in in siegen! — Und sie machen! Spiegel, sagte Mela, daß man mit solchen Augen wie sie sie besaß, getrost ein wenig auf den Rechten warten könne. -t- treffen Deutsche« Reichstag» Sitzung vom 20. Mai. Das Haus trat zunächst in die erste Lesung deS Grsttzmtwurfs über die Bestrafung des Sklaven raubes und Sklavenhandels ein und beriet nach deren Abschluß sofort in zweiter Lesung sehr eingehend die 5 einzelnen Paragraphen des Gesetzes. Nach Ab lehnung einiger zu weit gehender sozialdemokratischer ! Anträge wurde das Gesetz in der Regierungsvorlage angenommen, zugleich gelangte eine Resolution Groe< ber zur Annahme, die außer den übrigen eine obli gatorische Geldstrafe für den Sklavenhandel einge- i führt missen will. EL folgt der Gesetzentwurf betr. die Kaiserlichen Schutztruppen in Südwestafrika und Kamerun. Die Vorlage trifft analoge Bestimmungen j wie hinsichtlich d-r Schutztruppe in Ostafrika. Die i Vorlage geht nach kurze Debatte an die Budgetkom- s Mission. Endlich folgt dm Abstimmung über das Zuckersteuer-Notgesetz, das mit 191 gegen 45 Stim- s men angenommen wird. Darauf wird ein Antrag s Richter auf Vertagung mit 110 Stimmen gegen 90 § angenommen. Nächste Sitzung Dienstag 1 Uhr: Branntwein- ! steuernovelle. Schluß gegen Uhr. der zugleich der hervorragendste Alkohol-Fabrikant in Rumänien ist. Im vorigen Jahre bezahlte Bra- gadier für seine Alkoholproduktion 1651421 Franks Steuern. Die Gesamtsumme seiner Abgaben betrug im Jahre 1894 2,200,000 Franks. Fügt man zu dieser Summe noch die Steuern der der Frau Bra- gadier gehörenden Luther Brauerei und die Steuern der neuen Brauerei in Bukarest hinzu, dann findet man, daß das Ehepaar Bragadier ca. 3,200,000 M. Steuern zahlen muß. Dieses Riesenvermöqen hat einen sehr bescheidenen Ursprung gehabt. Vor noch nicht 20 Jahren war Marincsco Bragadier ein Pa stetenbäcker niedersten Ranges. ß Scheibe i. Thür., 18. Mai. Der Matter- mord des geisteskranken 20jähcigen Sohnes des Malers G. erregte hier und in ganz Thüringen großes Aufsehen. Schau vor einigen Wochen war G. einer Nervenheilanstalt in Elgersburg überwiesen worden. Es gelang ihm von da zu entfliehen. Am Mittwoch betrat er die elterliche Wohnung, wo ge rade nur seine Großmutter anwesend war. Dieselbe trat nichtsahnend in die Wahnstube, als ihr der 20- jährige Enkel mit einer Axt den Schädel spaltete, worauf die Bedauernswerte tot »u Boden stürzte. H'erauf stach der Wahnsinnige sein Opfer noch mehrere Male mit einer Mistgabel. Die Ortscinwahner drangen, als sie von der That hörten, in die Woh nung und überwältigten den Mörder nach heftiger Gegenwehr, nachdem er mehrere junge Leute mitder Mistgabel schwer verwandet hatte. Geim Abführen wünschte er seine Großmutter noch einmal zu sehen und sagte, als er sein Opfer verließ, ganz ruhig: „Sie hat mich immer geärgert", und dafür habe er sich gerächt. Es ist nur zu verwundern, daß man den Menschen nicht besser unter Aufsicht stellt, da man doch seine Gefährlichkeit kannte. * * Marienbad, 19. Mai. Hier herrscht seit mehreren Tagen große Kälte bei stellen veise fast 1 Meter hohen Schnee. * * Luzern, 20. Mai. Im Kirchspiel Sempach stürzte infolge Lockerung des Cements eine neue Scheune ein und begrub 24 Personen unter den Trümmern; eine Person wurde getötet, die übrigen schwer verletzt. * * Ans Belgrad: Das Band zwischen dem Könige Alexander und dem Exkönige Milan ist durch den Einfluß der Königin - Mutter Natalie völlig zerrissen. * * Aus Belgrad. Der Empfang von Nickola Paschitsch durch König Alexander wird als ein Zeichen dafür betrachtet, daß dis Radikalen gegebenen Falles wieder als regierungsfähig gelten. Es sollen durch Mittelspersonen Verhandlungen emgeleitet sein über die Bedingungen, unter denen, wenn ein Kabinetts- Wechsel eintretsn sollte, dis Radikalen wieder die Re- gierungZgeschäfte übernehmen könnten. * * Rom, 19. Mai. In Arezzo wurde gestern Abend ein Erdstoß verspürt, der 10 Sekunden dauerte. In Siena wurden zwei, in Pisa und Piacenza leich tere, in Bologna und Parma stärkere Erdstöße ver spürt. * * Florenz, 19. Mai. Aus der Umgegend ! laufen traurige Nachrichten ein infolge des Erdbebens. In Grassina sind 40 Häuser, in San Martino ist die Kwche eingestürzt. Auch in Lappagg: sind meh- rers Häuser eiugestürzt, wobei 3 Personen unter den ! Trümmern begraben wurden. Mehrere Personen! sollen in Lappaggie getötet und verwundet sein; die Zahl ist noch unbekannt. Der Prinz von Neapel, die Behörden, sowie eine Kompanie Pioniere haben s sich gestern an die Unglücksstätte begeben. Die größten Verheerungen aber hat das Erdbeben in den s umliegenden Ortschaften, namentlich in Grassina, « tadeln und ging ganz auf in Entzücken über das „wunderniedlichs" Töchterchen, für welches sie jetzt schon die schönsten Lsbensschicksale weissagte. Ihr Mann nahm an dieser Vergötterung Teil, und so nannte Mela im Geheimen die kleine Nichte nur noch „den häßlichen Kobold", ja, lebte sich in eine Stimmung ein, die ewig zwischen Trotz und Welt schmerz schwankte. Die Häuslichkeit des Bruders war ihr verleidet, sie fand nur noch in der Schule Befriedigung für ihren Ehrgeiz, überall die Erste zu sein. Ihre glän zenden Gaben gestatteten es leicht, die Mitschülerinnen zu überflügeln, und so machte sie, entgegen dem Wunsch des Bruders, den Kursus im Semmar spie lend durch. Nach ruhmvoll abgelegtem Examen kam eine mildere Stimmung über Melanie. Sie war nun 18 Jahre alt und berechtigt, in die Gesellschaft eingeführt zu werden. Sie freute sich auf die Triumphe, die sie in derselben, vermöge ihres Geistes, feiern würde und war dem Bruder von Herzen dank bar, daß er ihr nicht erlaubte, sein Haus zu ver- lassen, um eine Stelle als Erzieherin anzunehmen, wie sie anfangs gewollt. Die Nerven der Schwägerin verlangten eine Auffrischung im Seebade, auch fand der Arzt Mela's Aussehen, nach den erregten Wochen vor dem Examen, nicht gut. Die Damen gingen also für den ganzen Sommer nach Colberg, woselbst Mela'S Schönheit und Natürlichkeit manches Herz entzündete. Sie selbst blieb kalt bet jeder Huldigung, sie wollte die goldene Freiheit, die sie sich endlich errungen, auch auskosten. „Warum sich binden, eine langweilige Ehe schließen?" — Die Welt war so schön, der kurzen Zwischenräumen ihre Eltern verloren und lebte seit dieser Zeit in dem Hause ihres bedeutend älteren Stiefbruders. Dieser Bruder, ein höherer Beamter in B., der Provinzialhauptstadt, liebte seine kleine Schwester zärtlich, und da seine Ehe lauge kinderlos blieb, verzog seine Frau, eine reiche Kauf- mavnstochter aus Bern, dieselbe in jeder Weise. So wurde Mela in Ansprüchen groß, welche besser niemals an sie herangetreten wären, denn als nach nahezu zehnjährigem Hoffen dem Rosen'schsn Ehepaare ein Mädchen geboren ward, trat ein merk licher Wechsel in der Gunst der Schwägerin für die nun beinahe erwachsene Melanie ein. Frau von Rosen mußte immer Jemanden haben, denn sie be wundern konnte, — das kleine, rosige Ding, welches nun die Aermchen nach ihr ausstrecktc, sobald sie in seinen Gesichtskreis trat, erschien ihr doppelt liebens wert neben der trotzigen, heftigen Mela, die gänz lich umgewandelt war. Mela selbst fühlte und bereute oft bitter diesen Trotz, aber sie traf das rechte Wort nicht, ihre Schwägerin günstiger für sich zu stimmen. Sie be fand sich in dem Uebergangsstadium, in welchem junge Mädchen weder hübsch noch liebenswürdig sind, vielleicht gerade deshalb die allergrößte Sehn sucht haben, liebevoll und verständig behandelt zu werden. Frau von Rosen war nicht unfreundlich zu Melanie, aber sie wußte fortwährend an ihr zu Verloren und Gewonnen. Novelle von C. Martin. (Nachdruck verboten.) Melanie von Rosen hatte mit sieben Jahren Mela auf dem Sofa und blätterte in Ebers „Uarda." Mela war nun kein Neuling mehr in der Ge sellschaft, sie hatte auf dem ersten Ball im ver gangenen Winter Sensation erregt, und ihr eigen artiges Wesen, ihre Freimütigkeit gefiel den Herren entschieden besser als den Damen, die sie gern die „Emanzipierte" nannten. Was kümmerte sie dies? Sie wollte gar nicht mit dem Maße gemessen werden, womit man ihre Gespielinnen maß. Wie sie in der Schule die Bevorzugte gewesen, so wollte sie es auch in der Gesellschaft sein! Freilich gab es dabei genug Hindernisse zu überspringen. Die reichen Kaufmannstöchter machten sich oft sehr breit in den Salons, manche Baronesse blickte ein wenig spöttisch auf das kecke Fräulein, welches sich „der Gnädigen" gleichberechtigt glaubte und koch weder Titel noch Vermögen, nur ein bischen Schön heit aufzuweisen hatte. Aber solcher Kampf um die Herrschaft sagte ihrem übermütigen Sinn gerade zu. Der Bruder, der in diesen Kreisen doch auch etwas galt, nahm sich lebhaft ihrer an, denn auch ihn bezauberte sie San Martino, Galluzzo und Bandino angerichtet. Fünf Personen sollen gelötet und viele verwundet sein. ** Brügge, 20. Mai. Heute erfolgte der Entscheid des Zivilgerichtshofes in Brügge in dem Rechtsstreite des Deutschen Reiches gegen den Ostender Rheder Hamman wegen der zurückbehaltenen Brief säcke aus dem verunglückten Dampfer „Elbe". Der Beschluß lautet folgendermaßen: Nach Anhörung des Siaatsanwaltsvertreters Smeesters schließt sich das Gericht dessen Gutachten an und erklärt sich zu ständig, um über den Ausspruch auf Gültigkeit der Beschlagnahme zu erkennen, aber unzuständig in der Hauptsache. Der Gerichtshof erklärt die Klage für zulässig und spricht aus, die Verhandlung sei zu vertagen bis zur Entscheidung des in der Haupt klagesache zuständigen Richters, welche auf die Rück erstattung der fraglichen Schriftstücke an den Kläger abziele. Der Kläger sei aufzufordern, seine Ansprüche binnen vierzehn Tagen zu beweisen, widrigenfalls in Form Rechtens erkannt werde. Der Kostenvorschuß werde zurückbehalten. ** Kopenhagen, 20. Mai. Im Hotel Na tional wurden 2 aus Dresden geflüchtete Kaufleute, die dort große Diebstähle verübt hatten, verhaftet. ** Warschau, 20. Mai. Eine gewaltige Feuersbrunst hat in der Stadt Rozany (Gouverne ment Grvdno) 360 Häuser, das Post- und Tele- graphengcbäude, das Rathaus und die katholische Kirche eingeäschert. Eine Anzahl Personen hat schwere Brandwunden davongetragen. Es liegt Brandstif tung vor. ** A l e x a n e r i a, 20. Mai. Ein türkisches Schiff mit 700 Passagieren ist an einem Felsen, 40 Meilen nördlich von Jedda, gescheitert. Die Passa giere konnten nur mit großer Mühe gerettet werden. Das Schiff gilt für verloren. ** Auf Madagaskar ist es zu einem neuer lichen Gefecht zwischen den französischen Kolonial truppen und den Hovas gekommen. Die HovaS flohen mit einem Verlust von 60 Toten. Auf fran zösischer Seite wurde ein Leutnant und 12 Schützen, davon vier schwer, verwundet. Nachher eroberten die Franzosen ein Lager der Hovas nebst Waffen und Munitionen. ** Die Ereignisse in Ostasien. Nach einem in der japanischen Gesandtschaft in Washington ein gelaufenen Telegramm wird feflgestellt, daß zwischen Japan und den europäischen Mächten ein beftiedigen- dis Schlußabkommeri getroffen ist. werden, welcher die Sache der Freiheit, Gerechtigkeit und des Fortschritts, sowie das Interesse derjenigen, welche Landwirtschaft, Industrie und Handwerk för dern wollen, wahrlich besser vertreten wird, als ein in seinen Regterungs - Standpunkt eingeschlossener Kartell-Anhänger." 8 Hamburg, 19. Mai. Der Kapitän des aus Leith hier angekommenen Dampfers „Coblenz" berichtete, daß im Aermel-Kanal bei stürmischem Wetter vor seinen Augen ein anscheinend deutsches Schiff mit seiner ganzen Besatzung untergegangen sei. Am Heck war der Name „Stralsund" zu lesen. Hilfe fei unmöglich gewesen. 8 Friedrichs''uh, 20. Mai. Bei der gestrigen Huldigungsfahrt der Rheinländer sprach Fürst Bismarck in seiner Erwiderung auf die An sprache des Oberbürgermeisters v. Bohlen aus Rem- scheiv von seinem mehrfachen Aufenthalt im Rhein land, so in den Jahren 1847/1848 zur Zeit des Vsr- einigien Landtages. Der Landtag habe durch die Verschmelzung von Ost- und Westdeutschland einen erheblichen Fortschritt herbeigeführt. Die volle Ver schmelzung habe jedoch nicht ohne Blut und Eisen vor sich gehen können. Wenn die Deutschen unter einander zusammenhielten, seien sie ein Körper von so .starker eiserner Muskelkraft, baß sie selbst bei einem Angriff von mehreren Seiten sich ihrer Feinve er wehren könnten. Der Deutsche habe nie Neigung zu Aggressiv-- oder Eroberungskriegen, auf Eroberungs- und Renommierpolitik sei der Sinn der Deutschen überhaupt nicht gerichtet. Daz» seien die Landwehren nicht da, diese würden sich wehren, wie im Lager an gegriffene Bären und ebensowenig erobern wie diese. Der Fürst verwies sodann auf die ihm zu Teil ge wordenen Ehrungen, die für ihn etwas U-bsrwäl- tigendes hätten; sie seien unverdiente Ehren für das, was er mit Kaiser Wilhelm I., der Armee und der nationalen Gesinnung erkämpft habe. Seitdem er nicht mehr preußischer. Minister sei, habe er mehr Glück in der Popularität. Sei ein aktiver Minister populär, so sei es zweifelhaft, ob er es nicht auf Kosten seiner Amtspflege sei. Er habe immer den Ernst eines Wachhundes an der Kette gehabt und gebissen, wenn er beißen mußte. Jetzt, wo er sich frei bewegen könne, brauche er nicht alles zu billigen, was er vertreten habe. Unter Worten der Anerken nung ber frohen Natur der Rheinländer schloß Fürst Bismarck mit einem Hoch auf dis rheinischen Frauen. ß Einem Aufschwünge Helgolands, wie ihn tn den letzien Jahrzehnten fast alle Nord- und Ostseedäder auszuweisen haben und wie mar? ihn eigentlich hinsichtlich Helgolands, vermöge der über aus bevorzugten Lage dieser Insel hätte erwarten können, hat bisher der Umstand im Wege gestanden, daß dort Grundbesitz nur von den eucheimffchen Be wohnern bezw. geborenen Helgoländern erworben werden durste. Die Regierung hat neuerdings die Entscheidung getroffen, daß nunmehr jeder Deutsche auch auf Helgoland Grundbesitz erwerben darf. Da durch wird voraussichtlich eme vollständige Umge staltung der Verkehrsvechälinisse dieses bevorzugten Nordseebades eintreten. Z Bremen, 20. Mar. Der englische Dampfer „Sully" und der holländische Postdampfer „Con rad" gerieten in Kollision, wobei der „Sully" unter- ging. Der Dampfer „Conrad" lief beschädigt hier ein. Die Mannschaft des „Sully" mit Ausnahme des Kapitäns und eines Schiffsjungen wurde gerettet. 8 Bis jetzt glaubte man, daß der berühmte Ka- vonenkönig Krupp inEssen der reichste Industrielle der Welt sei, da er jährlich gegen 800,000 Mark Einkommensteuer zu zahlen hat. Krupp ist aber nur ein „Zwerg" neben Marincsco Bragadier, der jüngst in Bukarest eine Riesenbrauerei gegründet hat, und -r! I k r ( § l l l c ( x e L k ( 7 1 4