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Wochen- und RachrichtMan zugleich GtMts-AWM fik Hohndsrf, Mich, Kermdirs, Msdirf, Ä. SOiti, Ktimtzsirt, MmitüM»MiilstL Amtsblatt für de« Stadtrat zu Lichtenstein. - > > - —- ss, Jahrgang. Mr, 34. Sonnabend, deK 9 Februar 1895. W«s«S Blatt erscheint täglich (außer Sonu- NÄd Mittags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis I Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 1« Pfennige. sMstellungm nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kasten. Postanstmteu, Postboten, sowie oie Austräger entgegen. — Inserate werde» die viergespalteW Korpnszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. ./-WM»« i« »NIMM > LageSgeschichte. * — Lichtenstein. Wir wollen nicht ver fehlen, schon jetzt daraufaufmerksam zu machen, daß nach Z 16 der Trauordnung vom 23. Juni 1881 in der Charwoche, also am Sonmag Palmarum, den 7. April, bis zum 1. Osterfesttag, den 14. April, keine Trauungen stattfinden dürfen, außer in xsricwlo mortis (Todesgefahr). Dasselbe gilt von den Buß tagen und vor, den ersten Feiertagen der drei hohen Feste Weihnachten, Ostern und Pfingsten. * — Callnberg, 8. Febr. Heute vormittag r/r12 Uhr fand die Amtseinweisung und Verpflich tung des Herrn Prahtel als Bürgermeister hiesiger Gemeinde statt. Dieselbe wurde durch Herrn Nmts- hauptmann Dr. Hempel im Beisein des Herrn Be zirkssekretär Poppe und der Herren Stadträte und Stadtverordneten im Sitzungszimmer der neuen Rats lokalitäten vollzogen. — Nachmittags 1 Uhr schloß sich aus Anlaß dieser Amtseinweisung ein Festessen in Gläß' Restaurant an. Während desselben wurde ein Telegramm folgenden Inhalts an die Frau Erbprinzessin von Schönburg in Dresden abgesandt: Ihrer Durch!, der Frau Erbprinz, von Schön burg-Waldenburg zu Dresden entbietet dieStadt- gemeinde Callnderg ans Anlaß der Einweisung des unterthänigst Unterzeichneten als Bürgermeister dieser Stadt ihren dankbar ergebensten Gruß. Bürgermstr. Prahtel. * — Callnberg, 8. Febr. In vergangener Nacht wurde in einem Kleidermagazin der Schul gasse hier ein Einbruchsdiebstahl verübt. Den Dieben fielen verschiedene Schmuckgegenstände, 1 Sparbüchse, enthaltend 4 Mark 50 Pfg., 1 Paar Hosenträger, verschiedene Burschenhosen, mehrere große Herren- Anzüge, 2—3 Stück Winterüberzieber und mehreres andere in die Hände. Die Geldkassette zu erbrechen, ist den Dieben glücklicherweise nicht gelungen. Von den Thatern hat man bis jetzt noch keine Spur. * — Mülsen St. Iacob, 6. Febr. Wie schnell man in seinem Geschäftsbetriebe verunglücken kann, erfuhr der hiesige Gutsbesitzer H. A. Brunner. Er befand sich am Göpel seiner Dreschmaschine mit den Pferden, um zu dreschen. Infolge zu schnellen Anziehens des Göpelbaumes durch die Pferde brach vorn ein Stück ab und durch den Rückprall des Baumes wurden dem Genannten beide Röhren eines Beines zerschlagen. — Die Zahl der Lehrer an den Volksschulen Sachsens hat in den letzten Zeiten eine gewaltige Vermehrung erfahren. Im Jahre 1876 legte das kgl. Kultusministerium dem Landtage eine Aufstellung vor, nach welcher die Gesamtzahl der an öffentlichen Volksschulen amtierenden Lehrer und Lehrerinnen da mals 4755 betrug. Ende 1893 aber war nach Aus weis des Statistischen Jahrbuches für Sachsen diese Zahl bereits auf 8842 gestiegen; sie hatte sich also um 3913 erhöht. Dies bedeutet eine Zunahme der Lehrerzahl um 82 Prozent, während die Bevölkerung in derselben Zeit um 34 Prozent gewachsen ist. — Aus Dresden wird gemeldet: Fünfzehn Jahre verschollen war der Schneider Frenzel für seine Familie, trotzdem er nur ein paar Stunden von der selben entfernt sich aufhielt. Frenzel's Frau lebte mit ihrem jetzt 15jährigen Sohne in Meißen, wäh rend der Sonderling Frenzel schon seit Jahren sich in Dresden aufhielt. Frenzel hatte vor 15 Jahren, ohne daß der Grund bekannt geworden war, seine Frau, welche damals den obenerwähnten Knaben das Leben geschenkt hatte, heimlich verlassen und war in der weiten Welt umhergeirrt, überall angebend, er habe Niemandem auf der Welt mehr, der noch lebe. So hat er es auch in Dresden seit Jahren gethan, selbst seinen intimsten Freunden hat er das Geheim nis nicht verraten, daß seine Familie lebe. Erst als Frenzel in voriger Woche im hiesigen Krankenhause auf dem Sterbebette lag, und von dem herzugeholten Geistlichen wiederholt gefragt worden war, bequemte er sich zur Enthüllung seines fünfzehn Jahre herum getragenen ^Geheimnisses. Selbstredend wurden Frau und Sohn benachrichtigt und erschienen auch zur Be erdigung des seit 15 Jahren totgeblaubten Ehemanns bez. Vaters. — Leipzig, 7. Febr. Gestern abend wurde in der Zschocherschen Straße in Plagwitz ein Mann, der vor Kälte fast erstarrt war, bewußtlos aufgesun- den und mittels Wagens nach der nächsten Polizei wache gebracht. Hier stellte sich heraus, daß der selbe, ein 34jähriger Fabrikarbeiter ans Kleinzschocher, auf der Straße von Krämpfen befallen und zusam mengebrochen war. Durch seine Auffindung war er noch rechtzeitig vor dem Erfrieren bewahrt geblieben. Er konnte sich später, nachdem er sich in der Wache völlig wieder erholt hatte, in seine Wohnung begebe«. — Die Stiftung von Zimmsrmann'sche Naturheil- anstatt bei Chemnitz war, wie wir dem Jahres bericht entnehmen, im letzten Jahre am besten besucht seit dem Bestehen der Anstalt. Im Jahre 1890 sind 313 Kurgäste mit 8364 Krankheitstagen verzeichnet; im letzten Jahre 1894 aber 788 Kurgäste mir 21877 KrankheilStagen. — Durch ihre Heilerfolge hat sich die Heilanstalt einen Weltruf erworben. Im letzten Jahre waren Patienten in derselben aus Deutschland, Oesterreich, Rußland, Schweden, Frankreich, England und Italien. Bon den einzelnen Krankheiten wurden im letzten Jahre meistens mit Erfolg behandelt 300 Fälle von Nervenleiden, 80 Unterleibsleiben der Frauen, 30 Fälle von Hals- und Nasenkrankheiten, 80 Patienten Mit Gicht, Rheumatismus, Ischias, chron. Nierenleiden und 150 Magen- und Darmer krankungen rc. — In der Anstalt suchten namentlich auch eine große Anzahl Patienten mit langdauernden Krankheiten Heilung, welche schon von vielen an deren Stellen Hilfe gesucht, aber nicht gefunden hatten; es sind auch in diesem Falls außerordentlich gute Erfolge zu verzeichnen gewesen. — Da der Speise saal für den starken Besuch bei Weitem nicht mehr hinreichte, wurde in den letzten Monaten des ver flossenen Jahres eine neuer Speisesaal zu gleichzeitiger Aufnahme von 120 Personen gebaut, außerdem ein ebenso großer Turnsaal. Die Gymnastik ist ein sehr wichtiger Heilfaktor für eine Naturheilanstalt und wird deshalb auf ärztliche Verordnung von den Pa tienten täglich geübt und zwar ganz in der indivi duellen Weise wie dis von dm Anstaltsärzten genau vorgeschriebenen Wasseranwendungen, Massagen, Diät kuren rc. Die Anstalt stellt demnächst noch eine große Anzahl aktive und passive Zander'sche Apparate aus Schweden auf. Ein vollständiges Zander'sche« In stitut mit Motorbetrieb wird dann mit der Anstalt verbunden sein und steht, ebenso wie sämtliche Ap parate, Bäder rc., den Kurgästen unentgeltlich zur Verfügung. Die Stadt Chemnitz nennt durch diese schöne Stiftung ein Heilivstitut ihr Eigen, wie es, in Bezug auf seine reiche Dotierung, auf die Viel seitigkeit der Heilfaktoren und die Großartigkeit der Anlagen, in Deutschland und sogar in Europa nir gends zu finden ist. — Meerane, 6. Febr. Im benachbarten Dennheritz schlachtete der Fleischer Aug. Ludw. Heft bei einem dortigen Gutsbesitzer eine Kuh, wobei sich herausstellte, daß dieselbe hochgradig von Milzbrand befallen war. Der bedauernswerte Fleischer zog sich hierdurch eine Blutvergiftung zu, welche seine Auf nahme im Meeraner Stadtkrankenhaus notwendig machte und an welcher er am Sonntag verstorben ist. Heft ist 56 Jahre alt und verheiratet. — Stollberg, 6. Febr. Ein Opfer des Spiels wurde der Bergarbeiter Fugmann aus Nie derwürschnitz. Derselbe kam am 4. Febr. nach hier, um auf ein ihm gehörige« Sparkassenbuch, auf welches 870 M. eingezahlt waren, die Summe von 203 M. zu erhebe». Von vier Unbekannten wurde er zu einem Spiel verleitet, bei dem er nicht nur die er hobenen 200 M. verlor, sondern auch eine Spiel schuld von 450 M. machte. Nach Beendigung des Spieles übernachteten die vier Unbekannten in einem hiesigen Gasthause, und Fugmann, hierzu überredet, blieb in demselben Gastdause. Anderen Tages am Vormittag wurde der Rest der Einlage auf das Sparkassenbuch in Höhe von 670 M. erhoben. Hier von mußte er die Spielschulden decken, sodaß er noch 220 M. im Besitz behielt. In einer Gastwirtschaft murde das Spiel von Neuem begonnen und hierbei verlor Fugmann 183 M., sodaß ihm von seiner ge samten Einlage nur noch 37 M. verblieben. Nach dem ihm das Geld abgenommen worden war, ent fernten sich die Spieler. Dieselben wurden bald er mittelt, zwei derselben festgenowmen und in das hiesige Amtsgericht eingeliefert. — Freiberg, '7. Febr. Der hiesige „An zeiger" schreibt: Dem Vernehmen nach ist der zum Tode verurteilte und fitzt von Sr. Maj. dem König zu lebenslänglichem Zuchthaus« begnadigte Mörder Kretzschmar an einer unheilbaren Krankheit schwer erkrankt und befindet sich in einem derartigen Zustande, daß seine Auflösung in wenigen Wochen erwartet wird. — Löbau, 6. Febr. Ein frecher Raubmord versuch ist kürzlich in Dolgowitz verübt worden. Zu der 73 Jahre alten gebrechlichen Frau Christiane Roscher daselbst kam die Bahnarbeitersehefrau Marie Christiane Schuster, geb. Sodan, aus Löbau zu Be such, um sich vorgeblich über eine Dienstperson za erkundigen. Im Laufe des Gespräches frug Letztere, wovon die Roscher jetzt lebe. Hierbei erfuhr nun die Besucherin von der am Neujahr erhaltenen In validenrente. Als Frau Roscher hierauf nach dem Ofen ging, ergriff plötzlich die Schuster die Sofa decke, warf sie Jener über den Kopf, würgte sie am Halse und versuchte auch noch das Ende eines Feder bettes durch das Tuch hindurch mit Gewalt in deren Mund zu pressen, um so die alte Frau am Schreien zu verhindern. Zum Glück gelang es aber der hart Bedrängten, um Hülfe zu rufen, worauf die über ihr wohnende, ebenfalls über 70 Jahre alte verwitwete Frau Lehmann herzueilte. Das rabiate Weib ver suchte auch dieser bejahrten Frau Gewalt anzuthun, doch konnte diese noch rechtzeitig nach ihrer Stube entfliehen, um alsbald den Gemeindevorstand von dem Vorfall zu unterrichten. Dieser nahm mit meh reren Leuten sofort die Verfolgung auf und ergriff die Schuster kurz vor Bischdorf, um sie alsbald nach dem hiesigen Amtsgericht einzuliefern. Die Schuster hat noch eine gegen sie wegen Einbruchsdiebstahls erkannte elfmonatliche Gefängnisstrafe, gegen die sie Berufung eingelegt hatte, zu verbüßen. Z Berlin, 7. Febr. Das Dunkel über den Verbleib des Leutnants Hoffmann aus Altona, dessen Verschwinden aus einem Berliner Hotel seit dem Neujahrstage die hiesige Kriminalpolizei lebhaft be schäftigte, weil man ein Verbrechen nicht für un wahrscheinlich hielt, ist jetzt in überraschender Weise gelichtet worden. Wie dem „Lok.-Anz." aus Ham burg gemeldet wird, ist Leutnant Hoffmann gestern Wohlbehalten wieder aufgetaucht und hat sich bei seinem Truppenteil gemeldet. 8 Große Dinge sind aus den Sitzungen weder des Reichstages, noch des preußischen Abgeordneten hauses zu erzählen. Die Beratungsgegenstände, An träge, Wahlprüfungen, Etatsberatung, sind Themata zweiten und dritten Ranges, wie schon die schwach besetzten Häuser beweisen. Wann der von etwa 60 Abgeordneten unterzeichnete Antrag Kanitz im Reichs- täge zur Beratung gelangen wird, steht noch dahin, falls es nicht gelingt, diesen Antrag an die Stelle eines anderen und früher eingebrachten zu fetzen. Bei der völlig ablehnenden Haltung der Centrums partei hat übrigens für diesmal der Antrag keine Aussichten auf Annahme; es werden kaum viel mehr Abgeordnete für diese Forderung stimmen, als die jenigen, welche den Antrag unterzeichnet haben. Z Die Gerüchte, Prinz Wolfgang von Bayern sei keines natürlichen Todes gestorben, gewinnen in München immer mehr Boden. In den Hofkrcisen hüllt man sich in Stillschweigen. Mehrere Blätter