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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HtsWs-AvMM fir KahÄerf, Wlih, Kknsdirs, Räsdsrs, ÄEMm, Hnnrichsirt, Marieaa««. Milse». Amtsblatt für de« Stadtrat z« Lichte«ftem. LF. JaArgSÄg. > —----- Rt« 109. Wrasprschstelle Nr. 7. SMNttbeNd^ DM Mlll Fer»spNechstE Nr. 7. 1895» MrseL Blatt erscheint täglich «außer Sonn» «L Festtags) abends für den folgenden Lag. Merteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 16 Pfennige. —t Zsstellnngen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisers. Postanstalten, Postvoten, sowie oie Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltem Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Im hiesigen Handelsregister ist heute auf dem neuangelegten Folium 249 di« Firma: I. G. Müller in Lichtenstein und als deren Inhaberin Frau Ida Emilie Müller geh. Erler daselbst eingetragen worden. Lichtenstein, den 8. Mai 1895. Königliches Amtsgericht. Gehler. R. Awrmgsverfteigermg» Das im Grundbuch« auf den Namen Ernst Hermann Bogel in Hohndorf eingetragene Grundstück, Wohnhaus mit Garten, Folium 31 des Grund- und Hypothekenbuches, Parzelle Nr. 114 des Flurbuches, Nr. 26L des Brandkarasters für Hohndorf, 4,s Ar umfassend, mit 107,79 Steuereinheiten belegt, zur Brand- kaffe mit 10,350 Mk. und ortsgsrichtlich auf 12,300 Mk. abgeschätzt, soll ohne bas bereits abgeschriebene Abbaurecht für Steinkohlen im hiesigen Amtsgericht zwangsweise versteigert werden und es ist DonNsrstag, der 13. Jimi I8k>F, vormittags 10 Uhr als AnWeldeterMiN, ferner DieNstKg, de« 2. Juli L8K8- vormittags 10 Uhr als VeLsieigemmgsLeLmiA, sowie DBAWevstug, vss M-, Juli L8-NS, vormittags 10 Uhr als Termi« zu VerküRduUg Lss BerteLlungsplaNs anbsraumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lasten den Rückstände au wiederkehrenden Leistungen, sowie KostenforLerungen, spätestens im Anmeldetermin anzumelden. Eine Ueberficht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres RangvsrhältmfseS kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeichnete» Amtsgerichts eingesehen werden. L t ch t s n st e i n, am 7. Mai 1895. Königliches Amtsgericht- Ass. Zimmermann. LKgesgsschichLs. *— Lichtenstein. Aus vielen Teilen Sachsens kommen Klag«» über die in die sem Jahre so heftig auftretende Maikäfer- Plage. Hier in unserer Gegend ist bis jetzt noch wenig davon zu merken. Wahrscheinlich ist den braunen Gesellen unser Klima zu kühl und er zieht sich daher die Niederungen der Elbe und Leipzigs vor. In den Freiherrlich von Friesenschen Gartenanlagen bei Rötha werden täglich von früh 5 bis 8 Uhr durch die Gartenarbeiter die Bäume geschüttelt und die Schädlinge gesammelt, deren Gewicht sich pro Tag auf 8—10 Zentner beläuft. — Das Reichsversicherungsamt hat den Vor ständen der Alters- und Jnvalidtätsversicherungs- anstalten eine neue Geschäftsanweisung betr. die Aus zahlungen durch die Post zugehen lassen. Die Ge- schäftsanwsisung enthält Abweichungen im Allgemeinen nur soweit, als die nunmehr zu berücksichtigenden Bestimmungen über die Erstattung von Beiträgen an weibliche Versicherte, die sich verheiraten, und an Hinterbliebene gestorbener Versicherter dies geboten erscheinen lassen. — Eine Reproduktion des dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh überreichten Ehrenbürgerbriefes der 72 sächsischen Städte mit revidierter Städteordnung mit den 72 eingehängten Dokumenten, dem Album rc. ist von dem Hofphotographen Herrn Axtmann in Plauen angefertigt worden und wird in Kürze den einzelnen beteiligten Städten zugehen. — Dresden, 9. Mai. In einer benachbarten Stadt hat sich vorgestern ein drolliger Vorgang ab gespielt. In der düsigen Schule fand sich ein Herr ein, der sich für einen Sekretär aus dem Kultus ministerium ausgab und den Wunsch äußerte, sich die Schule einmal näher ansehen zu dürfen. Man führte ihn denn auch bereitwilligst herum, er zeigte für alles lebhaftes Interesse, war liebenswürdig gegen dis Lehrer und lud schließlich mehrere derselben in ein Hotel zu einem Glase Wem ein. War sein Be nehmen schon vorher ausfällig, so wuchs der Ver dacht, daß man es mit einem Betrüger zu thun habe, noch mehr, als er mit den von ihm geladenen Herren in persönlichen Verkehr trat. Man fühlte ihm tüch tig auf den Zahn und gab schließlich der Polizei einen Wink. Diese nahm den noch sehr jugendlichen Herrn Sekretär zu einer eingehenden Rücksprache mit sich fort und als schließlich hier in Dresden Erkun digung eingezvgen wurde, meldete die Dresdner Polizei, daß der angebliche Sekretär ein frecher Schwindler sei, der wegen Betrugs und Diebstahls gesucht werde. Nunmehr kam er sofort hinter Schloß und Riegel. Was er eigentlich mit seinem Schul besuch beabsichtigt haben mag, ist nicht genau zu er sehen. Vielleicht hat es sich nur um eine Wichtig- thuerei gehandelt. — Dresden, 9. Mai. Gutem Vernehmen nach wohnt der König der feierlichen Eröffnung des Nordostseekanals bei. — Eine entsetzliche Entdeckung machte am Mon tag vormittag die Ehefrau eines auf der Petersstraße in Chemnitz wohnhaften Grünwarenhändlcrs. Sie fand nämlich in dem Bettchen ihres 17 Woche» alten Söhnchens Blutflecken und, dadurch aufmerk sam gemacht, später auf dem Betttands die — Zunge ihres Kindes, welche demselben von der ihm beige gebenen Wärterin am vorhergehenden Tage abgs- schmtten worden war. Die Eltern hatten sich am Sonntage an einem Ausfluge beteiligt und das kleine Kind der Obhut einer 70jährigm Frau anvertraut. Als die Mutter am anderen Morgen das infolge geronnenen Blutes schwarz gefärbte Mündchen sah, glaubte sie an Verbrennung und behandelte es dem gemäß, bis sich ihr die grausige Wahrheit enthüllte. Auf erstattete Anzeige wurde sofort die alte Frau verhaftet und auch das aufgefundens Messer beschlag nahmt. Dis etwas kurzsichtige Frau gab an, sie habe geglaubt, das Kind habe das Gummihütchen verschluckt und habe nun, um es wieder herauszuholen, ein Messer benutzt, hierbei aber anstatt des Gummihüt- chens die Zunge erfaßt und abgeschnitten. Ob das Kind am Leben erhalten werden kann, erscheint nach ärztlichem Ausspruch zweifelhaft, weil die Zungm- wurzel durch mehrere Schnitte verstümmelt ist. Die Untersuchung wird ergeben, ob dieflm Vorfälle ein Verbrechen oder eine grobe Fahrlässigkeit zu Grunde liegt. — Glösa, 9. Mai. Heute nachmittag ^/s3 Uhr zog ein starkes Gewitter über unseren Ort. Ein Blitzstrahl traf einen im Grundstück des Guts besitzers Heinemann stehenden Birnbaum und zer schmetterte denselben vollständig. — Furth, 9. Mai. Heute nachmittag gegen ^/s3 Uhr wurden bei einem über dem hiesigen Orte wegziehenden heftigen Gewitter im Gehöfts des Guts besitzers Hartzendorf zwei nebeneinanderstehende Kühe vom Blitz getroffen und sofort getötet. Als eine wunderbare Fügung ist es zu betrachten, daß die un mittelbar neben den getöteten Tieren stehende Ehe frau des Besitzers nicht vom Blitz getroffen worden, sondern mit dem Schrecken davon gekommen .ist. Irgendwelche Beschädigungen an Gebäuden sind nicht sichtbar. — InSchandau schloß sich am Dienstag das Grob über — einer Hundertjährigen, der in der ganzen Gegend bekannten Rosel Hering, welche bis in ihr hohes Alter eine seltene Geistes-und Gedächt- mssrische bewahrt hatte. Den Glanzpunkt der Er innerung aus längst vergangenen Tagen bildete die immer wieder erzählte Begegnung mit dem Kaiser Napoleon I. ufid der Fürstin Liegnitz, die an der schmucken Gchandauerin besonderes Gefallen fand. — Die Lausitz morde am Mittwoch nachmit tag von einem heftigen Gewitter betroffen, das mit starkem Schloßenfall verbunden war. Die Eisstücke haben in den Gärten vielfach von den Sträuchern die ersten Fruchtansätze herabgeschlagen und manchem Gartenfreund die Freude verdorben. Zahlreiche Blitzschläge sind zu verzeichnen. In Oberfrieders' borf bei Neusalza schlug ein Blitz in dasJsrael'sche Haus, welches beschädigt wurde, tötete eine Kuh und demolierte die Telephonleiiung eine längere Strecke weit. Ein anderer Blitzstrahl entzündete in Neu- Gpremberg eine Scheune der Brendler'schen Fabrik, welch' erstere alsbald in Flammen aufging. Irr Löbau schlug ein Blitz in die Fabrikeffe der Mühle'-- sche« Fabrik, löschte in der Kesselschmiede das Feuer aus, versetzte einem Arbeiter einen Schlag und be täubte einen Knabe». Z Berlin, 8. Mai. Schon wieder ist ein unglücklicher „Erfinder" wahnsinnig geworden, weil sich die Hoffnungen, die er auf seine Erfindung ge- setzt, nicht verAirklicht hatten. Der Mechaniker P. erzählte auf einer Landpartie feinen Freunden von seinen epochemachenden Erfindungen. Plötzlich aber rannte er mit dem Rufe: „Ich muß doch einmal die Tiefe des Sees untersuchen" nach dem Müggelsee hinunter. Man eilte ihm nach und konnte gerade noch verhindern, daß er sich nicht in das Wasser warf, denn er watete bereits bis zu den Knieen in den See hinein. Dann brach die Tobsucht los. Wü tend biß und schlug er um sich, sodaß es nur mit dem Aufwande aller Kräfte gelang, ihn zu bändigen. P. beschäftigt sich seit langer Zeit mit der Idee, ein unterseeisches Schiff zu bauen. Z Berlin. Die Fürsorge des Kaisers für den seiner Beine beraubten Knaben Karl Wenzel, über dessen Begegnung mit dem Monarchen am Geburts tage des Kronprinzen wir bereits hier berichtet haben, ist eine überaus eingehende. Der Kleine wurde am Dienstag nachmittag mit seinen Eltern m die Wohnung des Flügeladjutanten des Kaisers Graf Moltke nach Charlottenburg und von dort zu dem Leibarzt Sr. Majestät, Herrn Dr. Leuthold, Tau benstraße 5, beschieden. Letzterer war durch ein eigen händiges Schreiben des Kaisers über die Intentionen desselben bezüglich des vom Schicksal so früh recht hart getroffenen Kleinen unterrichtet worden. Herr Dr. Leuthold hat für die Zukunft auf kaiserlichen Befehl die ärztliche Behandlung des Knaben über nommen; das seines Gehvermögens beraubte Kind erhält zunächst ein Paar Stelzfüße neuester Kon struktion, bis nach beendigtem Wachstum die Anschaf fung eines Paares künstlicher Beine möglich sein wird, dessen Anschaffungskosten sich auf etwa 500 M. stellen dürften. Auch die den Eltern des Kindes durch das Gebrechen desselben seither erwachsenen Unkosten wer den nachträglich aus der Schatulle des Kaisers gedeckt. Herr Dr. Leuthold hat sich ferner eingehend über die Unterrichtsverhältnisse usw. des kleinen Wenzel informiert. Auch ein Geldgeschenk wurde der Familie, die durch Krankheit ihres Ernährers bis Var kurzer Zeit in recht mißlicher Lage war, überreicht. Auch andere hochgestellte Persönlichkeiten haben dem jugend lichen Günstling des Kaisers ihr Interesse zugewendet. Z Dr. Bumlller, der langjährige Begleiter Wiß« mann's, ist zur Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes einberufen worden. Man nimmt an, daß die Einberufung Bumiller's im Zusammenhang steht mit der Ernennung Wchmann's zum Gouverneur von Ostafrika und daß Dr. Bumiller wahrscheinlich bald seinem Wirkungskreis in Afrika an der Seite seines früheren Chefs wiedergegeben werden wird. 8 Zu den im September statifindenden Kaiser- Manövern schreibt man der „Ostsee-Zig.": Gutem Vernehmen nach werden während der letzten drei