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eine Reihe von Schwindeleien und Fälschungen ver übt hatte, in der Person des Abenteurers Dominic Jeremy Killoran aus Newyork zu 6 Jahren Zucht haus verurteilt. Der Gauner wurde Mitte April v. I. hier verhaftet und sein Vorleben ist bis auf neuerliche Vorstrafen in Freiburg i. B. und Zürich in ein mystisches Dunkel gehüllt. 8 Monate gelten als verbüßt. — Dresden, 27. April. Gestern wurde in Niederlößnitz von der Straße weg der ehemalige Landwirt und jetzige Privatus L. aus Kötzschenbroda arretiert, nachdem er zuvor mehrere Personen mit einem starken Knüppel ohne jede Veranlassung ge schlagen und schwerletzt HAte. Anscheinend ist der Mann geisteskrank und handelte in einem Anfalle von Tobsucht. — Ein schwerer Unfall ereignete sich in dem Steinbruche des Fuhrwerksbesitzers Eckelmann in Kötzschenbroda. Ein 65 Jahre alter Arbeiter hatte einen Sprengschuß gelegt, der nicht explodieren wollte. Als der Mann nachsehen wollte, ging der Schuß los und ein Steinchen von kaum Haselnuß- grüße durchschlug dem Arbeiter den Oberschenkel, die große Schlagader verletzend. Da Hilfe nicht zur Stelle war, trat Verblutung ein, uud in kurzer Zeit war der Bedauernswerte eine Leiche. — Dresden, 28. April. Nach einer Mit teilung deS Herrn Dr. Chrysander wird sich Fürst BiSmarck freuen, die Abordnung von je zwei Ver tretern der 72 sächsischen Städte mit revidierter Städteordnung, welche ihm das Ehrenbürgerrecht verliehen haben, behufs Empfangnahme des Ehren bürgerbriefs in Friedrichsruh, Mittwoch, den 8. Mat 1895, mittags zwischen 12 und 1 Uhr zu empfangen. Die Vertreter der Städte werden sich den 7. Mai abends in Hamburg an einem noch zu bestimmenden Orte versammeln und diesen Abenv gemeinsam ver leben. Die Fahrt nach Friedrichsruh erfolgr von Hamburg aus gemeinschaftlich Mittwoch vormittag zwischen 10 und 11 Uhr. Nach dem Empfange beim Fürsten Bismarck gemeinschaftliche Rückfahrt nach Hamburg, dort gemeinsames Mittagessen. Der Ehren bürgerbrief wird vom 4. bis 6. Mai in der Königl. Industrieschule in Plauen, Bahnhofstraße, ausgestellt werden; übrigens ist eine mechanische Vervielfältigung des ganzen Ehrenbürgerbriefes vorgesehen. — D re s d e n, 29. April. Die Herren Dr. Phil. W. Dauneil und Arthur Thielherm aus Hamburg sind im „Europäischen Hof" hier eingetroffen. Dieselben haben am 2. April d. I. zuFußeine Reise nachKonstan- tinopel angetreten und hatten sich nach einem Ab stecher durch die mecklenburgische Seenplatte zunächst nach Berlin gegeben; von dort aus waren sie am vergangenen Mittwoch nachmittag abgerückt und am Sonnabend hier eingetroffen. Morgen Dienstag früh wollen die Genannten von hier aufbrechen und ihr Fußwanderung über Prag, Wien, Budapest und Bukarest nach Konstantinopck weiterführen. Von da aus soll die Reise über Griechenland, Egypten, Ita lien, Spanien, Frankreich, Belgien und Holland fort- - gesetzt werden und spätestens am 1. April 1896 mittags 12 Uhr gedenken die beiden „Touristen" an ihrem Ausgangspunkte tn Hamburg wieder einzu treffen. Diese ansehnliche Reffe zu Fuß ist veran laßt worden durch eine Wette, bei der es sich um einen Preis von 20000 M. handelt. — Dresden, 29. Apnl. Heute Nachmittag 3 Uhr zog von Osten kommend, ein von Hagelwetter begleitetes Gewitter über Dresden, das namentlich in dem benachbarten Löbtau sehr heftig auftrat und s in den dortigen Gärtnereien bedeutenden Schaden anrichtete. Bei der rapiden Geschwindigkeit, mit der sich das Unwetter näherte und entlud, war es den Gärtnereibesitzern unmöglich, ihre Frühbeete alle rechtzeitig zu decken, und so ist ihnen der Salat, der Wüßte doch nicht, daß in meinem einsamen Hause etwas Erzählenswertes passiert ist." „Nicht? — Na nu seht mir aber Einer den an," rief jetzt mit Stentorstimme Zimmermeister Gorting. „Hält der Mann es für etwas ganz Alltägliches, wenn ein Mensch — ein Millionär noch dazu — der direkt aus Amerika herüber gekommen ist, ihm, kaum in der Stadt warm geworden, seine» Besuch macht. Uebrigens, Förster, dieser Bergmann wäre in der That noch eine bessere Partie für Ihr Aenn- chen, als der arme —" Weiter kam der reiche Gewerksmeister jedoch nicht. Rinow war aufgesprungen : „Wenn Sie noch mit einem Wort an der unseligen Verlobungsgeschichte meiner Tochter rühren, so ist's mit unserer Freund schaft am Ende," schrie er. „Was aber den Ame rikaner anbetrifft, so denkt er den Teufel daran, um das Kind des schlichten Försters werben zu wollen. Wenn Sie es jedoch wissen wollen, weshalb der junge Mann mich aufsuchte, so will ich es Ihnen mit ein paar Worten sagen: „Herr Bergmann kam nach Karemba, um mir Grüße von meiner Schwester Marianne zu überbringen, welche die Nachbarin seiner Eltern ist. Zugleich teilte er mir mit, daß — mein armer bedauernswerter Schwager — er mordet worden und — die Neffen in dem amerika nischen Bürgerkriege — gefallen sind." Kaum vernehmlich waren die letzten Worte über die Lippen des Alten gekommen. Dann stöhnte er leise auf und, die Augen schließend, sank er für eine kurze Minute auf seinen Stuhl zurück. ES war ein wirklich ergreifender Anblick, den der alte Mana mit dem verwitterten Gesicht, in dessen einen ihrer Hauptnahrungszweige bildet und sich bei der günstigen Witterung der letzten Tagen besonders prächtig entwickelt hatte, teilweise von den Schloßen zu Brei zerschlagen, wie auch ein großer Teil anderer Gartenfrüchte in wenigen Minuten vernichtet war. — Einem verhängnisvollen Mißgeschick ist in Leipzig am Donnerstag abend ein junges Men schenleben zum Opfer gefallen. In der Weißenburg straße in L. - Anger - Crottendorf belustigte sich der 15jährige Fvrtbildungsschüler Grahmann damit, einen Ziegelstein fortgesetzt in die Höhe zu strecken. Schließ lich warf er ihn, ohne sich dabet umzusehe», von sich. Der Stein traf aber unglücklicherweise den in der Nähe st-h?r.den 10jährigen Knaben Müller, der in derselben Straße bei den Eltern wohnt, so an den Kopf, daß der Knabe bewußtlos hinfiel und ohne wieder zu sich gekommen zu sein, nach Verlauf von wenigen Minuten verstarb. — Leipzig, 27. April. Otto Pöhler, der 2jährige Wunderknabe, der sich fitzt im Zoologischen Garten zeigt, erregt fortgesetzt nicht nur das Interesse der Laienwelt, sondern auch der Vertreter der Wis senschaft. Unter den Medizinern, die von auswärts hierher geeilt und sich mit dem merkwürdigen kleinen Schriftgelehrten beschäftigt haben, befand sich auch der berühmte Psychologe Prof. Dr. Placzeck; derselbe äußerte sich nach einem Interview mit dem Knaben — so wird geschrieben — wie folgt: In dem Sohne des Schlächtermeisters Albin Pöhler, dem kaum 2ffsjährigen Knaben Otto, konstatierte ich bei einer eingehenden Untersuchung eine geistige Begabung und Regsamkeit zu deren Bethätigung, welche alle die bekannten Produktionen der Wunderkinder in den Schatten stellte. Obwohl im Wesen Kindern seines Alters entsprechend, las er, ohne jemals Unterricht genossen zu haben, jedes Wort. Diese Fähigkeit des Kindes mußte selbst den Psychologen Staunen ab gewinnen, da auch Schwierigkeiten, wie sie durch den komplizierten Wortbau oder durch dis Schreibweise (deutsche, lateinische, gedruckte, geschriebene Buchstaben) geboten wurden, mit gleich spielender Leichtigkeit überwunden wurden. Dieses „Phänomen", welches sich nach meiner Ansicht als „ein" angeborenes Vor- handensein der für das Lesen erforderlichen Wort bilder darstellt, dürfte seine anatomische Grundlage in erner abnorm frühen Gehirnentwickelung habe». — Bon allen Weltgegenden, selbst aus Frankreich und Spanien sind den Eltern des Knaben hier An träge zugegangen, das Kind dort auszustellen. Auch ein amerikanischer Unternehmer hat sich eingestellt, um das Wunderkind für ein Tournse durch das Nankeeland zu gewinnen, was selbstverständlich von den Eltern, die mit äußerster Vorsicht diese Schau stellungen nur in langen Zwischenpausen unternehmen, abgelehnt worden ist. — Leipzig, 28. April. Nach längerer Krankheit starb heute morgen 3 Uhr Herr Geh. Rat Prof. Dr. Karl Thiersch. Mit dem Tode dieses weit über die Grenzen Deutschlands hinaus hochberühm ten Chirurgen hat unsere Universität, insbesondere die medizinische Fakultät, einen neuen schweren Ver lust erlitten. Auf die hohen Verdienste des Heimge gangenen großen Gelehrten um die chirurgische Wissen schaft werden wir noch zurückkommen, e> innert sei für heute nur daran, daß Geh. Rat Thiersch der Erbauer des weltbekannten Leipziger Stadtkrank hauses ist; er gehörte der medizinischen Fakultät unserer Landeshochschule seit dem 21. März 1867 an und war zuletzt Direktor der chirurgischen Klinik am Königlichen chirurgischen Institut und General arzt ä la, siuts des Königl. Sächsischen Sanitäts- Offizierscorps. — Chemnitz, 27. April. In den letzten Tagen sind hier drei ganz raffinierte Schwindler Zügen ein grenzenloser Schmerz zuckte, in diesem Moment bot. Sie alle, diese sonst so heiteren Kumpane, welche der Biertisch vereinte, faßte es auch denn mit wirk licher Teilnahme. Aber nur der Doktor vermochte es, solchem Empfinden auch Worts zu leihen. „Lassen Sie nur, lassen Sie nur," unterbrach Rinow jedoch die wohlgesetzte Condolenzrede des Aeskulaps. Und sich wieder straff aufrichtend, fuhr er sich mit der braunen sehnigen Hand über das Gesicht. Es schien wirklich, als hätte er mit dieser Bewegung allen Ausdruck des Schmerzempfindens aus seinen Zügen gewischt, denn eine gewisse Freund lichkeit lag nun wieder um den von Energie zeugen den Mund des Alten. — Sofort begann er jetzt das Gespräch in eine andere Bahn zu lenken, und bald herrschte die gewohnte Gemütlichkeit wieder an dem Honoratiorentisch. Mehrere Auflagen Bier, die sich eigentlich recht schnell folgten, thaten natür lich das „Ihre" dazu, manchen mehr oder weniger faulen Witz, von dem die bessere Hälfte seines Autors gewiß nichts hätte hören dürfen, in dem Kreise der Herren zu verlautbaren. Leider mußte Rinow ziemlich früh von den heiteren Genossen scheiden. Seine Frau und Tochter, welche mit ihm gekommen, um Einkäufe zu machen, erwarteten ihn ja bei einer bekannten Familie, in deren Stallung ausgespannt worden. * * * Vielleicht eine Woche nach dem Besuch Förster Rinow's in dem Stammlokal der Thorner Honora tioren erschien Louis Bergmann wieder einmal ganz unerwartet in Karemba. Es galt ihm diesmal, ausgetreten, vor denen nicht genug gewarnt werde» kann. Ihre Manipulation besteht darin, daß einer oder auch zwei von ihnen ein Geschäft betreten, sich einen billigen Gegenstand kaufen und mit einem größeren Geldstück bezahlen. Während der Geschäfts inhaber das herauszugebende Geld aufzählt, fällt es dem Käufer plötzlich ei», noch etwas zu verlange». Kommt nun der Geschäftsmann dem Ersuchen gleich nach und verläßt das aufgezählte Geld, so streicht der Käufer das von ihm gezahlte Geld, sowie auch das vom Verkäufer aufgezählte zusammen und ver läßt eiligst den Laden. So ist es vorgekommen, daß alle drei Personen der Reihe nach den Laden betreten haben, wenn der Koup bei den ersten und zweiten Mann nicht geglückt war. In zwei Fällen ist ihnen das Manöver mit je einem Zwanzigmarkstück und in einem Fall sogar mit einem Hundertmarkschein gelungen. Die Gauner, welche schon in anderen größeren Städten ihr Unwesen mit Erfolg getrieben haben, stehen in dem Alter von 25 bis 33 Jahren. Zwei von ihnen haben blondes, einer hat dunkles Haar. Alle drei Personen sind gut gekleidet und ist namentlich der eine an seinem hellgrauen Mantel mit kurzer Pellerins kenntlich. — Glauchau, 29. April. Am Sonnabend abend kam in ein hiesiges Hotel ein Mann, anschei nend stark angetrunken, weshalb demselben keine Ge tränke verabreicht, sondern aus dem Lokal gebracht wurde. Vor dem H uffe taumelte derselbe mehrmals und stürzte dann Plötzlich nieder. Einige hinzukom mende Personen nahmen sich des Mannes an und fuhren ihn mittelst Wagen auf die Stadtwuche. Unterwegs war der Mann aber verstorben, ohne wieder zum Bewußtsein gekommen zu sein. Infolge eines Schlaganfalles war der Mann erschöpft und ein Herzschlag hatte seinem Leben ein schnelles Ende bereitet. In dem Verstorbenen wurde der Mitte der 60er Jahre stehende Handelsmann uud Oekonom Lorenz Wagner aus Frammersbach in Bayern er mittelt. Derselbe führte einen ansehnlichen Geld betrag bei sich. Die sofort benachrichtigten Angehörigen reklamierten den Leichnam behufs Ueberführung in die Heimat. Z Berlin, 29. April. Auf dem Kurfürsten damm sind gestern abend gegen 9 Uhr zwei Dampf- Straßenbahnzüge zusammengestoßen. Ein von Halensee kommender Zug fuhr in einen haltenden Zug, in welchem die rote Schlußlaierne nicht brannte, hinein. Der furchtbare Anprall zertrümmerte den letzten Wagen des haltenden Zuges und schleuderte die In sassen desselben auf den Straßendamm; viele vor ihnen haben durch die zusammengedrückten Sitzbretter Quetschwunden erlitten, außerdem wurden einer» Herrn beide Beine gebrochen, während eine Dame ein Bein brach. Z Breslau, 29. April. Gestern vormittag, während sich die Dorfbewohner in der Kirche befan den, brannte das ganze Dorf Brzezinska bei Oswie- cym in Galizien nieder; nur wenige Häuser blieben erhalten. Z Wittenberg, 25. April. Bei einem Ge witter schlug der Blitz in dem Dorfe Pratau in die Kirche ein und richtete ziemlich starke Verwüstungen an. Eine Frau, welche die Kirche gereinigt hatte, stand gerade in der Kirchthüre, als der Blitz die Thürpfosten zu beiden Seiten Wegriß. Die Frau blieb merkwürdigerweise unverletzt. ** Paris, 28. April. Sieben Kilometer von Epinal befindet sich das Hauptwasser-Reservoir des großen Kanals äs I'Lst. Dasselbe enthält sieben bis acht Millionen Kubikmeter Wasser. Dieses Reser voir ist nach dem Moselthal zu abgeschlossen durch einen 590 Meter langen, durchschnittlich 20 Meter hohen, an der Basis 20 Meter breiten und 9 Meter Herrn und Frau Rinow um die Erlaubnis zu bitten, seinen Geburtstag, welcher auf den nächsten Sonntag fiele, in der Försterei feiern zu dürfen. „Alle meine Be kannten in Thorn," sagte der Amerikaner, sich speziell an die Försterin wendend, welchejamehrodermtnder auch Ihrem Hause befreundet sind, haben mir versprochen, mit Frau und Kindern herüberzukommen. Ich er suche Sie nun, beste Frau Rinow, eine kleine Geld summe von mir entgegenzunehmen, um die Bewirtung der Gäste vorzubsreiten. Natürlich bin ich gern bereit, Sie auch für Ihre Mühewaltung zu entschä digen. Nur, bitte, lassen Sie alles recht solenn sein, denn jede Knickerei ist mir in den Tod zuwider." „DaS ist recht schön, Herr Bergmann," ent gegnete Frau Emma da, jedoch ein wenig kleinlaut, „wenn wir nur mehr Zeit zu den Vorbereitungen hätten. Wir haben heute jedoch Freitag. Somit bleibt unk nur der Sonnabend zum Backen und Braten. Da wir aber doch auch noch sonst allerlei zu thun hätten, um die Försterei zum Empfange so vieler Gäste vorzubereiten, weiß ich beim besten Willen nicht, wie ich Ihren Wünschen nachkommen kann. Wie wär's deshalb, wenn Sie die Feier auf acht Tage später verlegen?" „Das geht nicht!" rief Bergmann entschieden, besann sich daun ein wenig und sagte hernach: „Ich möchte mir aber einen anderen Vorschlag erlauben." „Und worin bestände der?" „Ich lasse sämtliche Braten und Speisen in Thorn von dem Koch des C—er Hotels bereiten und auch die Torten und Kuchen beim Konditor backen." (Fortsetzung folgt.)