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«als ein unheimliches Gefühl ankomme, wenn er des Abends so ganz allein an den Grabstätten entlang schreite, besonders im Winter, wo eS zur Zeit deS Abendläutens schon finster sei. Allein er lächelte nur bei solchen Fragen und sagte: „Wie sollte ich mich fürchten? Ueberall ist der gütige Gott, und bis jetzt habe ich noch nie ein Gespenst gesehen." So ging der alte Lehrer einst im Spätherbst wiederum den altgewohnten Weg; es war schon so dunkel, daß man nur noch die nächsten Gegenstände unterscheiden konnte. Der alte Mann hatte bereits daS Glöcklein gezogen, die Kicchthür geschlossen und schritt nun wieder zwischen den Gräber-Reihen der Kirchhofthür zu, da fühlte er Plötzlich eine Hand auf seinem Haupte, die ihm — mit mehreren Fingern zugreifend — ganz behutsam sein Sammetkäppchen nebst Perrücke vom Kopfe nahm. Wie angewurzelt blieb er stehen und wandte sich rasch um, aber weder einen Fußtritt noch sonst das geringste Geräusch ver mochte er zu vernehmen. Die Dunkelheit war noch nicht so groß, daß man eine in der Nähe befindliche Menschengestalt nicht hätten erkennen können — aber nirgends entdeckte er eine Spur von einer solchen. Auch der Wind konnte ihm seine Kopfbedeckung nicht geraubt haben; denn es regte sich kein Lüftchen. So wenig der alte Mann thörichte Furcht kannte und so gottergeben sein Herz war, etwas unbehag lich wurde ihm doch in diesem Augenblick zu Mute. Er eilte nach Hause, zündete eine Laterne an und be gab sich mit seiner Frau noch einmal zu der be wußten Stelle, wo :hm Käppchen und Perrücke vom Kopfe genommen worden. Sie durchsuchten bei dem Hellen Schern der Laterne den Platz weit und breit, allein vergebens. Der Lehrer mußte sich in sein Schick sal ergeben und sich zum Ankauf einer neuen Perrücke und eines neuen Käppchens entschließen; denn von dem alten bekam er auch in den folgenden Tagen nichts zu sehen. Im Dorfe meinte man anfangs, daß es sich dem Vorfall um einen Schabernack handle, der ustt der Zeit schon an den Tag tvmmm würde. Alleiu auch diese Erwartung schlug fehl, io daß Mancher im Stillen meinte, „mit dem Kirchhof im Dunkeln habe es doch feine eigene Bewandtnis" und dergleichen mehr. Der Winter ging vorüber und ihm folgte ein sehr heißer Sommer, in dem es viele schwere Ge witter gab. Ein zerstörender Strahl traf die alte ! Linde auf dem Kirchhof, einen Baum von ungewöhn lich mächtigem Umfange. Da lag nun der prächtige Baum, der jedenfalls mehrere hundert Jahre lang seinen Schatten gespendet und süß duftende Blüten getragen hatte; das ganze Dorf beklagte seinen Ver- lust. Ziemlich weit am Stamm hinauf fehlte schon seit langer Zeit ein mächtiger Ast; es war nur noch ein mächtiger Stumpf von demselben vorhanden, der eine tiefe, weite Höhlung zeigte. Die Kinder drängten sich bald um den gefallenen Riesen, schritten auf dem Stamm umher und spielten in seiner Nähe. Da ent deckte ein Junge in der besagten Vertiefung ein Eulen nest. Er zog es heraus, und siehe da! — Worin batte die fürsorgliche Eulenmutter gebrütet und ihre Kleinen auferzogen? — In des Schulmeisters Käpp chen und Perrücke! Diese Entdeckung erregte großes Vergnügen im Dorfe. Nun wußte man auf einmal, wer der Geist war, der dem alten Manne damals so geräuschlos Käppchen und Perrücke vom Kopfe ge nommen. Und die Lehre, daß schließlich jeder soge nannte „Spuk", den irgend ein Furchtsamer erlebt haben sollte, gewöhnlich auf sehr natürliche Ursachen zunickzuführen sei, fand ungeteilten Beifall. Hoffnung in» Winter. Eine große, weite Decke lagert über Feld und Flur, Und in Eis und Nebel hüllst sich die frierende Natur. Rauhe Winde weh'n vom Norden, ziehen brausend durch das Thal, Zaubern an die kahlen Neste glitzernd schimmerndes Kristall. Indem wetten Gottesteiche herrschet tiefe Einsamkeit. Die Natur liegt ohne Leben da im weißen Sterbekleid. Nirgends siehst du Laub und Blüten, nirgends einen Blumenflor, Doch wird bald dis Stunde schlagen, wo er beicht mit Macht hervor. Unter diesem Schnee und Eise findest du des Lebens Spur: Einen reichen Kranz von Blüten. Glaube, hoffe, dulde nur. Ist es Winter dir im Leben, spürst du keinen Son nenschein, Hoste, Herz, nach Winterlager: wird auch dir dein Ostern sein. Ofterlieder hörst du klingen, wenn dein Oster- morgev graut, Wenn der Liebs warme Sonne dir dein Leid vom Herzen taut. Ausgeschämt drum nach oben, ist es Winter um uns her. Kommt die rechte Zeit, barm rufet Gott den schönen Frühling her. Darum laß, o lieber Vater, unsre Blicke aufwärts gehn, Und uns unter Eisgefilden deine bumen Blumen fihn. Bermischt-S. * Folgende lustige Geschichte ist kürzlich in einem Orte im Regierungsbezirk Magdeburg passiert: „Ein Gemeinde-Vorsteher erstattete bei dem Amtsvorsteher die Anzeige, daß in der Dorfwirtschaft die Polizei stunde vielfach übertreten würde, und, um Abhilfe zu verschaffen, möchte er um KontroUerung der Wirt schaften bitten. Der Amtsvorsteher schickte dann eines Tages, es war gerade eine Auktion im Dorfe abge halten worden, den Gendarm nebst Amtsdiener nachts zur Kontrole hin. Dieselben fanden um 1 Uhr nachts noch volles Halloh. Das ganze Dorf war ungefähr noch anwesend. Wer aber saß mitten darunter? „Der Herr Gemeinde Vorsteher!" Mirchlicke Nachrichten für Hahndorf. Freitag, den 22. Febr. Vorm. 9 Uhr Wochen- kommnnion. FamMeunKchrichteu. Gestorben: Herr Fürstl. Kammergntspachter Karl Franz Röhrig in Groß-Saara b. Gera. — Frl. Martha Facilides in Altenburg. — Herr Pfarrer Oskar Kurzwelly inNup- dorf. — Herr Leopold Renz in Hainichen. — Frl. Helene Hnndins in Zwickau. Schlachtvieh markt im Schlackt- und Viehhofe zu C h e m n i tz, 18. Febr. 1895. Auf trieb: 226 Rinder, 576 Landschweine, 213 ungar. Schweine, 69 Kälber, 360 Hammel. Der Auftrieb war wesentlich kleiner als nor acht Tagen, es stan den 114 Landschwein?, 100 ungarische Schweine, 163 Hammel weniger und nur 7 Rinder, 15 Kälber mehr zum Verkauf als damals. Das Geschäft war in allen Viehgattungei, mittelmäßig. Preise: Rinder I. Qual. 61—64 M., Ausnahmen höher, II. Qual. 52—60 M., III. Qual 45-50 M. für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Landschweine: 52—54 M. für 100 Pfd. Lebendgewicht bei 40 Pfo. Tara pr. Stück. Ungar. Schweine: 49- 50 M. für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Kälber: 64—67 M. für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Hammel: 28—32 M. für 100 Pfd. Lebendgewicht? Kohle »r - BersKnd in der Zeit vom 3. bis mit 9, Febr. 1895. In Ladungen L 5000 Kilogramm Ad Oelsnttz i. E. r via Lugau: 1575 Ladungen, vis St! Egidien: 1733 „ 19 „ Bahnhof Oelsnitz i. E. inSumma: 3327 Ladungen. Mutmaßliche WitteruKg für de« 20. Fsvr« Fortdauernd trübe mit Neigung Zu Niederschlägen. KoirütMutmM ton stoli». Beabsichtigen Freitag, den 22. d. M. unsern Kaffee- des. KarOn-Schmus mit darauffolgendem gWk— Bal! abzuhalten. Hochachtungsvoll Theodor Grover und Krau. Julius Forbrigers Nestaursni ladet zu seinem am Aschermittwoch stattfindendeu 8 M LZ HW A SI 8 im voraus wgeber.fi ein Hierdurck die ergebenste Anzeige, daß ich mir ein groHes, W wohlassortiertes M Kl MllM-W k zugelegt habe und bitte ich das hochgeehrte Publikum von Lichter»- W steiu Eallnberg und Umgegend bei Bedarf um gütige Unter- d Mmig. M Hochachtungsvoll d Oskar Apel.je., Gold- und Silberarbeiter, A im Hause des Herrn Lehrer Bergmann, V Ghemnitzerstraße 2381), I Treppe. "MW M W ßmknWltr Ase, Prim« AMv Käse, - KmmeW, - Bierkäse empfiehlt Ed. Metzner WM I,MlW erhält oas Leder weich und macht es sosort wasserdicht; einzig in seiner Art. st Flasche 30 Pla. bei F. W. 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Der Gesamt-Auflage unserer heutigen Nummer liegt ein Extra-Blatt, betreffend „Die Neueste Behandlung zur Beseitigung vou Hautkrankhei ten und Hautverletzuuge« re." bei, welches w«r der besonderen Aufmerk samkeit unserer verehrl. L-ser empfehlen v A L K. LoiwZolrsdrt vom 6rubo mi8sr68 violAsIiobtou OudinMeftio- äonon, «los Ookouowtm ckrÜNAt 68 MI8M6 wumlsu Horden, für uIKöitiZ b6Wi686II6 Psilnudmo äurok fllumoin-cchmuef, LsAlmtuuA MM Krads unä 4ro8l«8worlk, untreu tiotmmAstou Dunk auWusprökdon. Moii8o dörrliedon Dunk ckor wodllöbl. 86dük6NA086ll8Lduft für äus froiwilliAS IruMn unä ckis BöZIsitunA <>68 .lenkest iulömm zu 86insr lötrtou kudöMtto. Kokt möZs Hlön sm rsmdör VorZölkor ssiu! I-i 6 d t 6 u 8 t s i n , um 19. Ifsdruur 1895. Lio tioftruuörncko ^Vitwo WlrlKr udb8t Liiiäoiu unä udriZon flint6rlu88sn6ii. Redaktion, Druck und Verla» von Carl Matthes in Lichten st ein (Markt 179),