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WnWMbssMM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich EtsWs-AWtzer für HshuSorf, Ködlih, Ktmsdorf, Köstorf, Ä SOiei, Kkiirichssrt, Maricna« u. Mlsea Amtsblatt für den Stadtrat z« Lichtenstein. LS. Jahrgang. ----- ..— ...»—.».— Ar. 85. Fernsprechstelle Nr. 7. Donnerstag, KM 11. April Fernsprechstelle Nr. 7. 'M95. Mes es Blatt erscheint täglich i außer Sonn- MÄ Uesttags) abends für den folgenden Tag. BierieljLhrlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. 'Zustellungen nehmen anher der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaisers. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteW Korpüszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Die Sonnabend-Nummer dieses BlEes fällt des Karfreitags wegen aus. Es werden daher I nserate, welche noch Ämal vor dem Feste erscheinen sollen, bis hente Donnerstag vormittag erbeten. Die TlMblM-GxpMtWN. L«MSAesÄ!t<KLr. *— Lich teilst ein. Die Texte zu den Kirchen musiken werden von jetzt ab nur noch im „Kirchen- boten" bekannt gegeben werden. Da letzterer allen Familien der Kirchgemeinde Lichtenstein zugänglich ist, macht sich das Drucken auf besondere Zettel, welche seither vor den Kirchthüren den Kirchenbe suchern eingehändigt worden sind, unnötig. Em pfehlenswert ist es daher, an Festgottesdiensten mit Kirchenmusik den „Kirchenboten" mttzunehmen. — Der Gründonnerstag ist kirchlich als ein halber Feiertag zu begehen, die Bestimmungen der Gewerbeordnung über die Sonntagsruhe im Gc- werbebetriebe und im Handelsgewerbe, sowie die hierauf bezüglichen landesgesetzlichen Vorschriften leiden jedoch auf denselben keine Anwendung, viel mehr ist an diesem Tage, jedoch unter Vermeidung störenden Geräusches in der Nähe der Kirchen, der Handels- und Marktoerkehr, der Betrieb der Land wirtschaft, sowie der Gewerbe- und Fabrikbetrieb ge- stattet. Der Karfreitag ist hingegen als ganzer Feiertag in höchster Stille zu feiern und es haben an diesem Tage insbesondere auch olle diejenigen Arbeiten zu unterbleiben, für welcke an gewöhnlichen Sonntagen gemäß H 105ä der Rcichsgewerbeordnung vom Bundesrate Ausnahmen von dem Verbote der Sonntagsarbeit nachgelassen sind. Weiter finden die von der König!. Kreishauptmannschaft Zwickau ge mäß Z 105o der Gewerbeordnung gestatteten Aus nahmen für photographische Anstalten, für Getreide mühlen, für Papier- und Pappenfabriken, Holzschlsi- fereien, Holz- und Strohstofffabriken zugelasfenen Ausnahmen von dem Verbote der Sonntagsarbeit ans den Karfreitag keine Anwendung. Im Handels gewerbe ist nur der Handel mit Milch, Brvt und weißer Bäckerware, Fleisch, Fleischwaren, Fischen, Obst und sonstigen Eßwaren, mit Material-, Kolo nial- und Konditoreiwaren, sowie mit Heizungs- und Beleuchtungsmaterlal innerhalb der für Sonntage festgesetzten Verkaufszeit gestattet. Am ersten Osterfeiertage find Arbeiten in Gewerbebe trieben und die Ausübung deS Handelsgewerbes nur in der für den Karfreitag zugelasfenen Ausdehnung gestattet, weiter ist aber noch an diesem Tage der Verkauf von lebenden Pflanzen, Blumen und Blumen bindereien während der Zeit von 11 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags nachgelaffen. Am zweiten Osterfeiertage ist dagegen der Gewerbe- und Handelsbetrieb in dem für Sonntage gestatteten Um fange zulä sig. In der Zeit von Gründonnerstag bis mit Sonnabend vor Ostern dürfen weder Theater vorstellungen, noch Concerte und andere mit Musik begleitung verbundene Vergnügungen stattfinden. — In der 2. Hälfte des März kamen in Sachsen 12 Fälle von Maui- und Klauenseuche, 8 Milzbrand, 1 Tollwut, 2 Bläschevausschlag zur Anzeige. — Ueber Preßvsrantwortlichkeit für Druck fehler hat das Reichsgericht zu Leipzig sich in einer neulichen Entscheidung dahin ausgesprochen, saß das Reichspreßgesetz kein bloß formales Ordnungsvergehen, sondern ein eigentliches Fahrlässigkeitsvergehen fest- stellt. Der Redakteur sei nur strafbar, wenn er „fahrlässig" gehandelt habe. Als unzutreffend wird es bezeichnet, daß der Redakteur die Pflicht habe, entweder selbst die Korrektur feiner Zeitung zu be< sorgen oder doch diese Korrektur persönlich zu beauf sichtigen. Im Wesen der Redaktionsthätigkeit liegt nur die Sammlung, Sichtung, Zusammenstellung des zu veröffentlichenden Stoffes. Daß der Redakteur für die druckmäßige Herstellung des Preßerzeugniffes sich der technischen Hülfskräfte bedienen kann und muß, ist selbstverständlich. Zu diesen Hülfskräften gehört der Regel nach auch der den rohen Satz nach prüfende Korrektor. Trifft den Redakteur in der Auswahl dieses Personals keine Schuld und steht im Uebri-en lediglich ein Versehen des letzteren in Frage, wie es trotz der Anwendung äußerster Sorg falt der tüchtigsten Setzer und Korrektoren unver ¬ meidlich mit unterläuft, so ist nicht abzusehen, wis hier den Redakteur noch die Verantwortlichkeit für ein fahrlässig von ihm verschuldetes Preßvergehen treffen könnte. — Wenn der Zorn seinen Paroxysmus erreicht, kann er zu plötzlichem Tode führen. Beispiele dieser Art sind nicht so selten und die Geschichte überliefert uns eine Anzahl davon. So starb der römische Kaiser Nerva bei einem heftigen Zornesausbruch, zu dem er hingerissen wurde, als er plötzlich einen Se nator vor sich sah, der ihn schwer beleidigt hatte. Einer seiner Nachfolger, Valentinian I., hatte das selbe Schicksal. Er warf einer Deputation von Deutschen ihre Undankbarkeit gegen die römische Na tion mit großer Heftigkeit vor, als plötzlich mitten in seiner R?de ein großes Blutgefäß riß und er tot niedersank. Aber auch die neue Zeit kennt Beispiele diese Art. Der große englische Chirurg Sir John Hunter wurde so das Opfer feines zügellosen Tem peraments. Bei einem wissenschaftlichen Streit mit einem feiner Kollegen, der nicht seine Meinung teilte, regte er sich so heftig auf und geriet so in Zorn, daß er sich ein Blutgefäß sprengte und an Verblu tung starb. Der berühmte russische Arzt Bogda nowski in Petersburg starb auf ähnliche Weise, mtt- ten bei einer chirurgischen Operation. Er machte eine Amputation eines Fußes und hatte beinahe die Operation beendet, als er sich über die Unbeholfen heit eines ihm unterstützenden Eleven erzürnte. Plötz lich fiel er hin und starb, ohne wieder zu sich ge kommen zu sein. —Zornesausbrüche, berechtigte oder unberechtigte, haben glücklicher Weise nicht immer diese üblen Folgen, aber es steht doch sest, daß sie aus sehr bedeutende Weise unseren Körper beeinflussen. Ihr Einfluß auf den Appetit ist gleichfalls bekannt und sicher. Jede Aufregung oder unangenehme Dis putation bei Tisch, besonders bei Leuten mit galligem Charakter, kann eine schwere Verdauungsstörung her beiführen. Nus dem Walde. Roman von M. Brandruh. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Auch meiner Kleinen fehlt esnichtanechterHerzens- güte", fuhr Knigge fort. „Aber wenn die beiden Weiber den ganzen Tag bei einander bleiben sollten, bekämen sie doch am Ende das Zanken und dies, mein Junge, wäre mir fürchterlich. — Ne, ne, direkt in meine Häuslichkeit wollte ich selbst die Frau Wachtmeisterin nicht nehmen und habe einen ganz anderen Plan. — Das alte Fräulein, welches schon seit so vielen Jahren in unserem Gartevhause wohnt", setzte er dann hinzu — „zieht um Ostern herum zu meinem Bruder, dessen Frau gestorben ist." Da wird dann ihre Wohnung frei und ich darf dieselbe Deinem Mütterchen bieten. Natürlich ohne jede Entschädigung von Eurer Seite." „Aber, Herr Knigge!" „Kein Wort, Curtchen — kein Wort!" rief der kleine Meister. „Herr Gott von Danzig, ich werde iwch wohl diese Kleinigkeit für die Witwe meines lieben alten Freundes thun dürfen ? ! — Und dann — was ich noch sagen will: Zu dem Gartenhäuschen gehört auch ein Stück Land. Auf dem kann sich Deine Alterchen ihr bischen Kartoffeln und alles Ge müse ziehen, was sie braucht... So — und nun thue mir den Gefallen und bespreche die Angelegen heit mit Deiner Mutter, sobald ich und meine Kleine gegangen sein werden." Bei diesen Worten wendete sich Knigge auch schon zur Thür. Der junge Hilfsjäger aber folgte ihm mit den Gefühlen der innigsten Dankbarkeit die Treppe hinab — innerlich von dem Gedanken beseelt, daß er nicht erst den Abend abwarten, sondern die erste unbeachtete Minute benutzen wolle, um ferner Mutter mitzuteilen, auf welche Weife der Herr Nach bar die Freundespflicht aufnehmen und zu erfüllen gedenke. Denn wie gut und kindlich Curt auch feiner Mutter gegenüber dachte, wie gern er bereit gewesen wäre, das letzte Stück Brot mit der Frau zu teilen, welcher er das Leben verdankte, so nahm ihm daL Versprechen Meister Knigges doch einen Stein vom Herzen. Mußte doch noch eine geraume Zeit vergehen, ehe der junge Hilfsjäger in der Karriere fo weit ge kommen, um bei Begründung des eigenen Herdes auch die Mutter zu sich nehmen zu können. Bis da- hin war aber sein Einkommen auch so gering, daß es ihm thatsächlich bei den allergrößten Entbehrungen nicht möglich geworden wäre, seine Mutter in einer Weise zu unterstützen, welche jede Not aus ihrem Leben rückte. Da^ nun aber Meister Knigge so ener gisch in die Verhältnisse griff und es nicht dulden wollte, daß Curt allein sorge, durfte der brave Sohn doch hoffen, daß es ihm gelingen werde, de» letzten Tagen der Greisin wenigstens allen Kummer zu nehmen. — Die Güte und Menschenfreundlichkeit Oberförster Borns hatte dem trauernden Sohn gestattet, bis zum dritten Januar auf dem Schauplatze feines herben Verlustes zu bleiben. Curt reiste aber schon mit dem ersten Zuge des Neujahrstages von Nakel ab. Frau Marthe hatte es sich nicht nehmen lassen, ihren geliebten Einzigen zum Bahnhof zu begleiten: „Nochmals mein Sohn, grüße mir die Frau För sterin und Dein blondes Mädchen", flüsterte sie beim Abschied. „Versuch auch, Dich zu trösten, und so wenig als möglich an mich zu denken. Der liebe Gott und die guten Knigges wachen ja über Deiner alten Mutter". „Ja, ja, die guten Knigges", entgegnete der Hilssjäger. Die trauernde Wirwe aber setzte hinzu: „Lohne ihnen der Himmel die große Liebe, die sie mir jetzt wieder erweisen wollen". Noch einmal küßten sich Mutter und Sohn, und die Zeit war für Curt da, m das Kupee zu steigen. Schon nahte ja der Schaffner, um sein Billet zu kupieren. Noch ein Grüßen — ein Schwenken mit dem Tuch. Dann ertönte ein schriller Pfiff und fort raste der Zug in den dämmernden Wintermorgen hinein. Der Zufall wollte es, daß der junge Hilfsjäger, welcher sich eine noch leere Wagenabteilung gesucht hatte, auch allein in derselben verblieb und sich so ungestört seinen Gedanken hingeben konnte. Zuerst beschäftigten sich diese natürlich nur mit den schmerz lichen Erlebnissen der letzten Tage. Je mehr Curt sich aber seinem nunmehrigen Reiseziel näherte, desto entschiedener drängte sich auch das liebe Bild Anna Rinow's in den Vordergrund seiner Seele. Erfreute sich eben auf daS Wiedersehen des holden Kindes. Dabei währte ihm die Zeit fast unerträglich lang. Ja, es dünkte ihm eine Ewigkeit, ehe er sich wieder in seinem lieben Walde sah. Eilenden Ganges schritt er nun aber auch wie der zwischen den rotbraunen Kiefernstämmen dahin — auf schmaler, in den tiefen Schnee getretener Fußspur. Das Verlangen, seine Blicke sobald als möglich in das süße Gesicht des geliebten Mädchen»