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DWMMMLM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich Vtschästs-AuMN für Hohndorf, Mlih, Krrmdorf, Kirdorf, 8t Szidiki, Hkiorichsort, Morieon«. Mülsen« Amtsblatt für de« Stadtrat M Lichtenftein. 51. Freitag, deK L, März L895. M«ser Blatt erscheint täglich Rauher Tonn- !«L Yesttagss abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfi^' Einzelne Nummer 16 Pfenniges- lMellungeu nehmen anher der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Poftanstallen, Postvoten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die Piergespalt« «orpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — »Anahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. :IMMMWIWWWWIIIWIWMMWWIWSMWNW!MW!M!NWWMW«I^MPW«M«MmrWNs»I««WIM Veka«NtW«chlmg. Der von den städtischen Kollegien genehmigte I. Nachtrag zur Feuer- lösch-Ordaung für die Stadt Lichtenstein wird nachstehend zur öffent lichen Kenntnis gebracht. Lichtenftein, am 26. Februar 1895. Ter Stadtrat. Lange. Bm. I. Nachtrag zur Feuerlöschorduung für die Stadt Lichteuftei« vom 17. Juli 1877. Z 18 der vorerwähnten Feuerlöschordnung wird dahin abgeändert: Znm Dienste in der Feuerwehr verpflichtet sind alle selbständigen männ lichen Einwohner der Stadt L.chtenstein vom Beginn ihrer Selbständigkeit bez. Niederlassung hier bis zum Schluß des Kalenderjahres, in welchem der Ver pflichtete das 40. Lebensjahr zurückgelegt hat. Es ist jedoch jedem Verpflichteten nachgelassen, seiner Pflicht in der freiwilligen Feuerwehr Genüge zu leisten. L. 8 19 der vorbezeichneten Feusrlöjchvrdnung erhält folgende Fassung: Vom Diensts befreit sind: 1 ., Alle Mitglieder hiesiger Reichs- und Königlicher Behörden, insofern sie nicht Bürger sind, sowie die Mitglieder des Siadtrats, «'gleichen alle b-i dieser Behörde angesiellten Beamten und Offizianten, soweit richt einzelne Beamte des Rats gewisse Geschäfte bei dem Feuerlösch wesen zugewiesen erhalten; 2 ,, Personen des Svldatebstandes, solange sich dieselben bei der Fahne befinden; 3 ., Alle Aerzte, Geburtshelfer und Apotheker; 4 ., Bahn- und Telegraphen-Bsdienstete, auch wenn sie nicht als Beamte oder Offizianten anzusehen sind; 5 ., Feuerversicherungsagenten; 6 , Alls Feuerleute und Maschinenwärter, jedoch nur für die Zeit, wäh rend welcher dieselben ihrer Berufsarbeit vachzugehen haben. 7 ., Die Bewohner der Vorstädte Schäller und Rümpf. Sonst giebt aber nur der Nachweis körperlicher Gebreche» Anspruch auf Befreiung vom Dienste. EL kann jedoch der ständige Ausschuß solche Bürger, weiche in Dienstboten- oder sonstigen AbhängigkeitSverhältmssen stehen, während der Dauer der letzteren vom Feuecwehrdrenst dispensieren. (8 62 der Feuer- löschsrdrmug.) Lichtenstein, den 8. Februar 1895. Der Stadtrat. (gez.) Lange. TageSgeschichte. * — Lichtenstein, 28. Febr. Wie bereits in gestriger Nummer unseres Blattes erwähnt, tritt mit dem 1. März Herr Sekretär Rendant Rein- Heckel in den Ruhestand. Von diesem Zeitpunkt an ist die Stelle des Rendanten dem Herrn Sekretär Kühn, dagegen die des Kontrolsurs dem Herrn Aktuar Heilmann übertragen worden. Herr Sekretär Oeser, dessen Geschäfte als Gerichts vollzieher von jetzt an von Herrn Rendant Kühn be sorgt werden, hat nunmehr als Gerichtsschreiber für Zivil-, und der von Leipzig nach hier versetzte Herr Expedient Helmrich als Gerichtsschreiber für Strafsachen zu fungieren. * — Wie aus dem heutigen Inser atenteil ersicht lich, wird die Freiberger Stadttheatergesellschaft (z. Z. in Glauchau), unter Direktion E. Hannemann einige Gastvorstellungen im Goldnen Helm hier arrangieren und findet die erste Vorstellung schon nächsten Mon tag statt. In einer der nächsten Nummern werden wir wieder darauf zurückkommeu. * — Es ist schon so unendlich viel geeifert worden gegen das Erzählen von „Spukgeschichten", aber dies Unwesen ist so fest eingerifsen, daß ihm schwer bei zukommen ist. Und doch wird unendlicher Schade durch ein solches Vergiften des Kindergemüts ange- «ichtet. Ein Vergiften der jungen Seele muß man es direkt nennen, wenn man ermißt, welche Folgen solche thöcichten Mitteilungen haben. Namentlich weibliches Gesinde schwelgt gern in „graulichen Ge schichten", und wenn den Kindern dann alle möglichen Tollheiten erzählt worden sind, und die Kleinen mit bang klopfenden Herzen und furchtsamen Augen dann ängstlich fragen, ob denn das wirklich Alles passiert sei, dann wird der Unvernunft durch eine felsenfeste Versicherung, eS sei wirklich so, noch die Krone auf gesetzt. Ganz abgesehen davon, daß diese im jugend lichen Alter erzielten Eindrücke fest im Kindesgemüt haften und selbst erwachsene Personen leicht lächer lich machen können, folgt daraus eine verhängnisvolle Einwirkung auf Nervensystem und Charakteranlage. Ein jugendlicher Kopf, der von solchem Unsinn beein flußt ist, wird ängstlich, verschüchtert, zerfahren, die Schulleistungen lassen zu wünschen übrig, und die schlimmen Einbildungen führen oft zu schweren Er krankungen. Der Charakter verliert den Zug von Energie, den er haben muß, und aus frischen und frohen Menschen werden schwache Individuen. Die Eltern sehen oft über eine solche Unterhaltung fort, wenn die Kinder sich nur ruhig verhalten. Was dann später aus dieser verhängnisvollen Saat her- dorgeht, ist oft traurig genug. — In diesem Jahrs fällt das Osterfest der Russen, Griechen und der Völkerschaften des Balkans, welches bis zu 5 Wochen nach dem Ostern der abend ländischen Kirche fallen kann, mit dem unserigen zu sammen. — Ausstellungen im Jahre 1895, Nach Acker- mann's „Jllustr. Wiener Gewerbe-Zeitung" finden im laufenden Jahre folgende Ausstellungen statt, und zwar: für Gewerbe und Industrie in AUffeld (Hessen), Bordeaux, Glarus, Königsberg in Preußen, Marienburg, Moskau, Posen, Schönbeck, Stralsund, Straßburg, Teplitz; ferner Fachausstellungen für Hotel- und Rcisewssen in Amstersam; Jagd- und Forstwesen, Sport rc. in Berlin und St. Petersburg; Kochkunst und Volksernähruug in Bochum; Bäckerei in Braunschweig; für Maler und Anstreicher in Dortmund; Kinderpflege, Ernährung und Erziehung in Dresden; Baufach in Düsseldorf; für Elektrizität in Kaiserslautern, Karlsruhe und Paris; für dis Blechindustrie in Leipzig; Metallwarenirwnstrie in Warschau; Handel und Industrie in Lübeck; für Landwirtschaft und Gartenbau in Charlottenburg, Dresden, Kiew, Linz (Oberösterreich), Magdeburg, Mistelbach, Straßburg im Elsaß; für landwirtschaft liche Maschinen in Wien; Wiener Mode in Wien; für Kunst in Hamburg, Venedig; Bauwesen, Kera mik und kirchliche Kunst in Wien; Gas-Installation in Würzburg; für die Baumwoll-Industrie in At lanta (Nord-Amerika); Photographie in Görlitz; Musik-Instrumente in London; Stahl- und Klein- eisen-Jndustrie in Müngstcn; VeloziPsLe-Industrie in Mailand; für Volksernähruug, Gesundheitspflege und Fremdenverkehr in München rc. — In einem Städtchen, unfern Leipzig gelegen, wurde im Januar des Jahres 1545 der Gerichts- frohn Franz Reisig, ein Ehemann, mit der Frau des abwesenden Gürtlers Hans Thiele, Margarethen, des Ehebruchs überwiesen. Das Schöppengericht verur teilte sie zum Tode durch vas Schwert. Hans Thiele aber verwendete sich für das Leben seiner Ehefrau und erklärte sich bereit, ihr zu verzeihen und sie wie der bei sich aufzunehmen. Der Kurfürst August resolvierte hierauf, daß beide Verurteilte Leben und Begnadigung erhalten sollten, wenn sie, und zugleich ihre beiden gekränkten Ehegesponsen, auf Lebenszeit das Land räumten. Hierzu mochten sich aber der Gürtler Thiele und die Frau des GerichtLfrohns Reisig nicht verstehen, und so wurden die Verurteil ten am 26. Febr. hingerichtet und ihre Körper auf dem GotteSacker in ein ehrliches Grab gebracht. — Am merkwürdigsten bei dieser Geschichte war aber, daß nach Jahresfrist die Gatten der beiden Geköpf ten — sich mit einander verheirateten. (L. T.) — Einer von de» tapferen Kämpfern des Krieges 1870/71 gegen Frankreich erlag nach 25 Jahren am vergangenen Sonntag noch an den Folgen einer in diesem Feldzuge erhaltenen Verwundung. Es ist dies der 47 Jahre alte Ernst Reinhard Geißler in Glösa, welcher als Gardegrenadier in Ler Schlacht bei Sedan in liegender Stellung durch einen Schuß in die linke Achsel schwer verwundet wurde. Trotz aller Bemühungen der Aerzte konnte das Geschoß nicht entfernt werden und senkte sich nach und nach immer tiefer, sodaß es schließlich die Lung« angriff und dadurch den Tod Geißlers herbeiführte. Der brave Soldat hatte während der langen Zeit, in Welcher er das feindliche Geschoß mit sich herumgs- tragen hat, große Schmerzen zu erleiden, doch ertrug er dieselben mit Geduld als gläubiger Christ und standhaft als echter Soldat. Auf seineu Wunsch wurde noch am Sonntag früh in der Glösaer Kirche Fürbitte für ihn gethan. Außer der Witwe be trauern drei unmündige Kinder seinen Tod. — Chemnitz, 27. Febr. Wegen Schneever wehung mußte heute der Verkehr eingestellt werden auf den Eisenbahnlinien Saupersdorf-Schönheide und Freiberg-Halsbrücks. — Zwickau, 27. Febr. Im Nachbarorte Mülsen St. Niklas ist die Errichtung eines Krieger denkmals zur Erinnerung an den glorreichen Krieg 1870/71 und an die in demselben gefallenen Söhne des Ortes eingeleitet worden. — Meerane, 26. Febr. Heute mittag */s12 Uhr fand in der Aula der hiesigen Webschule die Eröffnung der 33. Wanderausstellung des Vogtläu- disch-Erzgebirgischen Jndustrievereins zu Plauen im Vogtlande durch den Direktor der König!. Industrie schule in Plauen, Professor Hofmann, statt. — Werdau, 26. Febr. Gestern nachmittag fand man in einem hiesigen Etablissement einen etwa zwanzigjährigen, aus Niederwürschnitz stammenden und für ein Stollberger Geschäft reisenden Kolporteur, der sich in der vorhergehenden Nacht dort einlogiert hatte, schwer krank und später tot im Bette liegend vor. Ärztlicherseits wurde Arsenikoergistung als wahrscheinliche Todesursache bezeichnet. Es handelt sich zweifellos um Selbstmord, da der Betreffende, der bis vor Kurzem eine ständige Wohnung hier inne gehabt hatte, dieselbe aber wegen Mietzinsschulden hatte aufgeben müssen, in gänzlich zerrütteten Ver mögensverhältnissen lebte und auch bei seiner Auf findung ohne alle Barmittel war. — Waldenburg, 27. Febr. Die Kindes mörderin, welche im Armenhause hterselbst am Sonn abend vor acht Tagen ihren eigenen 3jährigen Sohn erwürgte, ist, da die ärztliche Untersuchung ihre Zu-