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»»er Gründung haben dem Corps angehört Herr Faktor Helbig als Vize-Kommandant und Kassierer, alS Zugführer die Herren Hermann Dörfelt und Hermann Hüttenrauch. Ausgeschieden sind in den 10 Jahren 40 Mann freiwillig, 5 Mann durch Aus schluß und 3 durch den Tod. Das Corps zählt ge- oenwärtig49 aktive und3 passtoeMitglieder. Versamm lungen sind abgehalten worden 95, Gesamtübungen 120, Nachtübungen 2; außerdem 5 Uebungen mit der Pflichtfeuerwehr. Inspiziert wurde das Corps am 21. Aug. 1887 und am 1. Juli 1894, alarmiert 27 mal, 9 mal zur Hilfeleistung im Orte, 18 mal nach auswärts. Neun Prämien im Gesamtbetrag von 250 M. hat sich das Corps erworben. Der Bericht schloß mit dem Wunsche, daß die kommenden Vereinsjahre recht segenbringevd fein möchten, zu schaffen und zu wirken, „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr". Die schöne Feier des 10jährigen Stif tungsfestes fand durch Alarmierung infolge des in Callnberg auSgebrochenen Schadenfeuers einen jähen Abschluß. — Der erste diesjährige Bußtag fällt bekannt lich in die nächste Woche, auf Mittwoch, d. 13. März. Es wird auch an diesem Tage in unserer Landes kirche eine Kollekte für innere Mission veranstaltet. — Leipzig, 7. März. Di- P, otestversamm- lung der Universität und des Buchhandels gegen die Umsturzvorlage war von 400 Personen besucht. Es sprachen die Prof. Sohrn, Wundt, Hösier, Bindivo, die Buchhändler v. Hase, Vogtländer, Findel. In der einstimmig angenommenen Resolution heißt es: „Für verloren halten wir den Staat, der keine Kritik freier Männer wehr ertragen will; für verloren die Kirche, die nicht in sich selbst die Kraft fände, anders Weltanschauungen zu überwinden; für wertlos eine Religion, die dem Volke durch Drohungen mit Ge fängnis- und Geldstrafen erhallen werden soll. Zum Unsegen wird unserem Volke jedes Gesetz gereichen, das die Lehrfreiheit der Hochschulen, die freimütige Kritik von Staats- und Gesellschaftseinrichtungen, das offene Bekennen in Wort und Schrift antastet oder verhindert." Uns scheint, daß die Versammlung nicht genug beachtet hat, daß die Regterungsvorlsge nicht die offene, ehrliche, sondern nur die beschimpfende Kritik treffen will. Gegen die Absichten des C ntrums ist allerdings energisch aufzutretcn, und die Regierung wird es an einer bestimmten Erklärung gegen diese kulturfeindlichen Absichten nicht fehlen lassen. — Leipzig, 6. März, Ein hier als Ver käuferin thätiges 17jähriges Mädchen war spurlos verschwunden und man vermutete, da auch ein aus Halifax gebürtiger Konservatorist, der zur Verschwun denen in einem Liebesverhältnis stand, nicht w'.sder hier gesehen wurde, daß eine Entführung des Mäd chens stattgefunden habe. Wie sich sitzt ergeben hat, ist diese Vermutung ganz richtig; es liegt allerdings eine Entführung vor, denn das Mädchen hat jetzt seinen Eltern aus Grimsby in England mitgeteilt, man möge sich ihretwegen nicht ängstigen. — Die Absicht, in Chemnitz eine Erste Erz- gebirgische Gartenbau Ausstellung zu veranstalten, hat immer mehr an Boden gewonnen. Obschon die Zeichnungen zum Garantiefonds bereits geschlossen sind, haben sich noch immer Zeichner orfunden, sodaß sich dieser Fonds auf ziemlich 20 000 Mk. beläuft. Auch sind weitere Ehrenpreise gestiftet worden. — In Zwick au wurde eine Villa mir umfang reichen Grundstücken, die dem Erbauer 60,000 Mk. gekostet hatte, kürzlich bei der Zwangsversteigerung für 28,000 Mk. losgeschlagen. — Zwickau. Anfangs August vorigen Jahres wurde von einem jungen Mädchen von der Stadt bis nach dem Brückenberg eine goldene Damenuhr mit Kette verloren. Trotzdem daß der Verlust der nach zehn Jahren rückgängig zu machen: Du hast Dich im Sonnenschttn unseres Glückes gewärmt, nun kannst Du auch —" Augustin schwieg plötzlich, fühlte er, daß er zu weit gegangen — lag es nicht in seiner Absicht, sein schönes, junges Weib auf — das nahende Unheil vorzubereiten. Aber für sie hatten die wenigen Worte doch ge nügt — vergessen waren die Beleidigungen, mit denen er sie soeben rcgaliert — o, sie sagte sich ja selbst täglich, stündlich — auch sie hatte unrecht gethan. Augustin Herder gegenüber stand sie nicht rein da,, sie wußte, daß sie ihn an Gottes Altar betrogen hatte, und sie dachte mit Schmerz an die Motive zu ihrer Heirat. Und nun lag ihre Hand auf seinem Arm: „Augustin," sagte sie weich, „laß uns vergessen, was uns zusammengeführt hat, aber das glaube mir end lich, Deiner Reichtümer wegen heiratete ich Dich nicht! Und ich bin Dir auch im Herzen immer treu gewesen," fuhr sie dann fort, „und wenn ich den Doktor einst wirklich geliebt, so habe ich sein Bild doch aus meiner Seele gerissen, nachdem ich Dein Weib geworden, — ja, sein Name ist nicht einmal mehr über meine Lippen gekommen seit unserem Hochzeitstage, wie ich daheim auch alle gebeten, selbst den Direktor, den lieben alten Paten, der nun auch heim gegangen, seine» nicht mehr vor mir zu erwähnen — sie versprachen es auch und haben ihr Wort gehalten." „Und nun, Augustin, noch einmal, laß es genug sein — und glaube mir; — vertraue mir auch", setzte sie mit rührender Weichheit hinzu. „Das Weib soll dem Manne ja die verständnisvollste Gefährtin . Uhr in hiesigen Blättern sogleich bekannt gegeben wurde, hatte sich der Finder, ein Bergarbeiter von hier, nicht herbeigelassen, seinen Fund abzugeben oder zu melden. Jetzt gelang es durch einen Zufall, den Finder zu ermitteln und zur Anzeige zu bringen. — Die gegen 400 Arbeiter beschäftigende mecha nische Weberei von Kratz L Burk in Glauchau hatte am Dienstag nachmittag den Betrieb eingestellt, damit sich sämtliche Arbeiter am Leichenbegängnis der verunglückten Huloa Neumann beteiligen konnten. Hunderte von Kränzen bedeckten den Sarg, Tausende gaben ihr das Ehrengeleit. — In Oelnitz i. V. wurde ein Passant auf der Plauenschen Straße durch herabfallendes Dach eis recht gewaltig erschreckt. Ec schien jedoch zu den Gemütlichen zu gehören, denn die bedauernden Aeußerungen anderer Passanten beantwortete er mit stoischer Ruhe dahin: „Vertambur, ich ho mei Dach- rinn' a no net raag'macht, do mecht'ch doch glei' mol nachschaue!" — Nerchau, 6 März. Mit der „Elbe" ist auch ein früherer Nerchauer, der ehemalige Besitzer des „Deutschen Hauses" am Markt, der Gastwirt Seidel, untergegangen. Derselbe lebte schon seit langer Zeit von seiner Familie getrennt und wollte sein Glück in der neuen Welt versuchen. — Wir wissen noch gar nicht zu würdigen, wre gelinde der Winter mit uns verführt. Aus Groß hartmannsdorf schreibt man: „Nachdem gestern nachmittag die Befreiung Scr Bahnstrecke Brand- Großhartmannsdorf von den Schneemassen gelungen ist, sind wir endlich nach fast dreitägigem Harren wieder in regelmäßigen Verkehr mit der Hruptlime gesetzt. Wei Aufwand an K.aft, Zeit und Geld dürfte noch die Freimachung der Chausseen verur- fachen, liegt doch an manchen Stellen der Schnee so hoN, daß die weggeschaufelten Stücke gnade!artig bis zu Etagenhöhe übernnandergeschichtet werden müssen. Am besten wird man bei einer Schlittenfahrt von Brand nach Großhartmannsdorf über die Mächtigkeit der gefallenen Schu-emassen belehrt. Bis an die Baumäste reicht die Schneedecke und stellenweise, be sonders bei Erbisdorf fährt man zwischen hohen, glitzernden Schneewänden dahin". — Meißen, 7. März. Auf dem Meißner Bahnhöfe ereignete sich gestern abmd ein Bahn-Un glück, welches aber, wie voraukgeschickt sei, Menschen leben n>cht forderte, dahingegen ganz bedeutenden Materialschaden verm sichre. Der von Dresden abends 7 Uhr abgehende Lokalzug 928, welcher hierselbst 7,42 eintrifft, instand gestern abend aus 33 Achsen, gezogen von der Lokomotive „Kieritzsch" aus der Chmmitzer Maschinenfabrik von Hartmann. Auf der Maschine befand sich der Reservelolomotivführer Eichenberg und der Heizer. Vom Führer, welchen noch den vsrschicdeütllchen Angaben ein Verschulden nicht trifft, wurde bereits, als der Zug sich in der Nähe des Güterbodens befand, das Notsignal gege ben und auch sofort die Schienen durch den an der Lokomotive befindlichen Stieuapparat mit Sand be streut. Trotz alledem ließ sich nicht verhindern, daß der Zug am Lokalperrou vorbei, über die Drehscheibe hinweg, gegen einen daselbst ungebremst stehenden Postwagen fuhr. Dieser Wagen wurde von der Maschme ausgehobm, dadurch die Mauer nebst Gitter werk zerstört und der Wagen bis weit auf die Straße geschoben. Die Lokomotive sprang in der (Fahrtrich tung) nach der linken Seite aus d-m Geleise und bohrte sich in den Erdboden ein. Wie bereits oben erwähnt, ist eine Verletzung von Personen durch diesen Unfall nicht eingetreten, dahingegen dürfte der StaatSbahn ein ganz bedeutender Schaven an Mate rial erwachsen sein, denn sowohl der Postwagen, als auch die Lokomotive zeigen ganz bedeutende Zerstö rungen. Daß es natürlich bei dem Anprall gegen den Postwagen und die Mauer für die Passagiere de« Zuges, welche sich bereits zum Aussteigen bereit hielten, einige gegenseitige Rempeleien gab, ist Wohl genügend erklärlich. Einer in vierter Wagenklasse fahrenden Frau soll hierbei eme große Menge Por zellan, welches sie im Tragkorb; mitführte, zertrüm mert worden sein. Der Heizer sprang kurz vor dem Anprall der Lokomotive von dieser herab, hat sich jedoch hierbei einige Verletzungen zugezogen. Uebe» die Ursache des Unglückes lassen sich noch keine sicheren Angaben machen, doch dürften sie in einem Maschinen defekt zu suchen sein. Eine Nachlässigkeit des Fahr- Personals soll nicht vorliegen, es sollen vielmehr die dem Zuge beigegebenen vier Bremser auf ihrem Posten gewesen sein. — Bereits gestern Abend und in der Nacht wurden Abräumungsarbeiten vorgenommen, die auch Heuke während des ganzen Tages noch an- dauerten. Selbstredend war die Stätte deS Unglückes stets von einer zahlreichen Menschenmenge umlagert. 8 Flensburg, 7. März. Vom Zuge Nr. 8 Flensburg-Kiel entgleisten bei MaaSbülle infolge starker Schneewehen beide Lokomotiven. Ein Loko motivführer wurde erheblich, ein Heizer weniger schwer verletzt. Die erste Maschine, welche umstürzte, wurde teilweise zertrümmert. Der Verkehr zwischen Kiel-Flensburg ist nur bis Hüsby möglich. Bis auf werteres verkehren ab Flensburg keine Züge. Z Wilhelmshaven, 7. März. Wegen zu hohen Seeganges hat die beabsichtigte Landung Sr. Maj. des Kaisers in Helgoland nicht stattfinden können. Sc. Majestät ist daher nach Cuxhaven weitergefahren. Der Kourierdienst wird durch zwei Torpedoboote vermittelt. * * Rostock, 7. März. Der Rostocker Dampfer „Alles", welcher drei Wochen im Eise bei Nakkehoved (Nordküste von Seeland) festgelcgsn hatte, wurde heute früh vor. ein«m Rettungsdampser in den Hafen von Helsingoor einbugssi. t. Die „Alice" ist äußer lich etwas beschädigt. In der Nacht zum 4. d. M. wäre das Schiff vom Eise beinahe zertrümmert wor den, was nur durch di- Lage der Ladung und den starken Bau des Sch ffss verhindert wurde. Die Mannschaft hat stark gelitten, da sie fast gar keinen Pioviant hatte und außerdem Tag und Nacht ar- desien mußte, um das Sch ff zu retten. * * Wien, 6. März. Hier herrscht ein fürch terliches Unwetter. Seit 24 Stunden haben wir unausgesetzt Schneefall. Riesig-: Schneeberge türmen sich auf. Der Straßevv.rk hr ist streckenweise ein gestellt. Aus den Provinzen kommen ähnliche be trübende Nachrichten. An mehreren Punkten ist der Bahnverkeyr unterbrochen. * * W i e n, 6. März. Seit dem 14 Januar wird der hier wohnhafte Rentier Eduard Rieb, aus Friedland in Mecklenburg gebürtig, vermißt. Der selbe Pflegte stets 7000 bis 8000 M. an einer Schnur um den Hals unter den Kleidern zu tragen. * * R o m, 7. März Gestern tobten in ganz Italien heftige Stürme. Die Temperatur in Nord- Italien und in den Apeninnen ist wieder erheblich unter Null gesunken. In der Romagna schneit eS seit 48 Stunden. * * Hull, 6. März Heute ist hier eine Fischer schmack mit der Leiche des Passagiers der „Elbe", Baumann aus Vaden, eingetroff-m. Die bei der Lttche aufgefuvdenen Gegenstände, Geld, Papiere, Trauring und Uhr, wurden dem deutschen Konsul ausgedändigt. * * London, 7. März. Der Grund der gestern in der Bleigrube bei Schrewsbury stattgefundenen Explosion wird der mangelhaften Beschaffenheit der Lampen zugeschneben. Äußer den sieben sofort ge töteten Arbeitern liegen nach vier sterbend darnieder. sein! — O, Augustin, Du hast Sorgen — laß sie mich teilen, lieber Mann." Es zuckte um seine Lippen — einen Moment war es, als wenn er sie in seine Arme nehmen, in das Ohr seines Weibes flüstern wollte, was seine Stirn heute so bewölkt gemacht — sein Antlitz so bleich. Nur einen Moment, dann warf er den Kopf trotzig in den Nacken. „Nur nicht sentimental, Herz," sagte er und strich ihr mit der Hand über das kunstvoll frisierte Haar: „Ich habe keine Sorgen — und wenn auch — so trüge ich sie doch allein — mein Weib soll nicht auch mit bewölkter Miene umhergehen — ich will sie heiter und lebensfroh sehen. Apropos, was ich Dir sagen wollte, Mitke nächster Woche beab sichtige ich ein größeres Herren - Dejeuner zu geben — ich sage Dir das, damit Du nicht etwa irgend eine andere Festivität veranstaltest, denn meine Auf träge sind schon erteilt — ich spare diesmal nicht, Kind." „Aber, Augustin, um Golteswillen — was kosten Dich diese Gastereien — und Du hast Sorgen — Du Wirst gemahnt." „Schatz, ein für allemal, kümmere Dich nicht um dergleichen — das Dejeuner muß gegeben werden — so glänzend als möglich, damit die Leute nicht aufhören, an mich zu glauben — und nun komm, Kind, die Speisezeit ist da — und wenn ich auch heute keinen besonders großen Appetit habe, so darf die Dienerschaft doch nichts Außergewöhnliches sehen — ja, ja, Kleine — das sind alles Geschäftskniffe." Sie hätte gar zu gern fragen mögen: „Aber Augustin, bedarf es denn schon dieser GeschästS- kniffe — bist Du schon auf dem Punkte angelangt, wo Du nur abschüssige Bahne» vor Dir siehst?" Aber sie preßte die Lippen auf einander und schwieg — dennoch aber nahm sie sich in diesem Augenblick doch fest vor, einen Blick in die finanzielle Lage des Hauses zu thun — ja, sie war sich doch sogar schon vollständig klar, auf welchem Wege. Als wenn ein Fürstenpaar dinieren wollte, so war im Speisezimmer die Tafel gedeckt, an der doch nur der junge Kaufherr mit seiner Gemahlin speisen wollte: Prachtvolle Silbergeräte prangten auf dem wundervollen Damast — das kostbarste Krystall und das teuerste Porzellan aus den renommiertesten Fabriken. — Seltene Blumen in wunderschönen Vasen verbreiteten balsamische Düfte in dem statt lichen Gemach mit den schweren antiken geschnitzten Möbeln — die Speisen waren ausgesucht — und ein reichgallonierter Diener wartete auf die Befehle der Herrschaften. — Grethe Stenson hatte sich es wohl in ihren kühnsten Mädchenillusionen nie träu men lassen, jemals auf solche Weise ihr Mittags mahl einzunehmen, und doch sah sie jetzt nur mit angstvollen Blicken auf all diesen Ueberfluß und wenn sie der Wahrheit die Ehre gegeben hätte, so würde sie haben zugestehen müssen, daß es ihr daheim in der schmucklosen Eckstube zehntausendmal besser ge schmeckt hatte, als in diesem luxuriösen Raume, an dieser funkelnden glitzernden Tafel unter den mäch tigen, prachtvollen Lüstern von Bergkrystall, und wenn die alte Lisette unter Mütterchens oder ihrer Aufsicht auch nur Kohlrüben mit Hammelfleisch ge kocht hatte an Stelle der auserlesenen Gerichte, die der jungen Herrin des reichen Herderschen Hause» präsentiert wurden. (Fortsetzung folgt.)