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Nr. 58. 1895^ 'iS Jayrg-mg. Sonnabend, dm 9. März MtstS Blatt erscheint täglich laußer Sona» WÄ) Festtags) abends ftir den folgender! Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 26 Pf. — Einzelne Nummer 16 Pfennige. -- lMellungeu nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstallen, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespallrW Korpuszeile oder deren Naum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Wochen- uns Nachnchtsblatt zugleich AtslWs-AMMr fiir HchnSsrf, MW, KermSms, Kördorf, Ä, Wdirli, KmrichMt, Murieim n. MUen Amtsblatt für de« Stadtrat M Lichtenstein. StädtLsHe Eparkssse M LichtmsteiN. Der Zinsfuß für sämiliche Spareinlagen wird vvn uns im Einverständnis Mit dem Stadiverordnctenkollegium vom 1. Juli 1885 ab von 3Vs °/v auf 3 Prozent herabgesetzt. Lichtenstein, den 7. März 1895. Der Rat zu Lichtenstein. Lange. Mit. RMlM'WerfMreU. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Bauunternehmers Ernst Georg Wag«er in Röblitz wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Lichtenstein, den 5. März 1895. Kömgliches Amtsgericht. Gehler. Die infolge Pensionierung des derzeitigen Inhabers zur Erledigung kommende Stadt- rmd Sparkassenkafsierer-Stelle ist baldigst anderweit zu öefetz-n. Pension?berechtigter Gehalt 1050 Mark. Kaution: 1500 Mark. Bewerbungsgesuche sind bis 2V. März i8«>3 an den Unterzeichneten einzureichen. Callnberg, am 7. März 1895. Des Stadtgemeinderat. Prägtet, Bürgermeister. Geschäfts tage der Sparkasse zu CMmberg: Montag, Donnerstag u. Sonnabend. Einlagen werden mit 30»°/« verzinst. Ausleihungen au hiesige Bewohner zu 40^ o/o Zinsen gewahrt. UagesgefchichLe. *— Lichtenstein, 8. März. Der König!. Sachs. Kriegerverein und der Musilverein hier, haben, Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich, erfreulicher Weise für Montag abend im goidnen Helm hier einen öffentlichen Unter Haltungsabend in Aussicht gesi-ut, in welchem der hiesigen Bewohnerschaft und nament lich dem wohlhabenderen Teil derselben Gelegenheit geboten werden soll, ihre mildthätige Hand für die Brandkalamitofen unserer Schweflerstadt Callnberg zu öffnen. Da die beiden Vereine voraussichtlich ihrs Gäste in recht angenehmer, den Kunstsinn för dernden Weise unterhalten wei den, so machen wir be sonders auf diesen Abend aufmerksam, und wird der bewährte Wohlthätigkeildsinn unserer Bürgerschaft wohl auch nach Möglichkeit durch regen Besuch beitragen. *—- Für diejenigen jungen Leute, welche in die Unteroffizier-Vorschule bezw. Untcrosfizierschule Ma rienberg einzutreten wünschen, liegen die Bedingungen, unter welchen dies geschehen kann, in unserer Expe dition zur gefälligen Einsichtnahme aus, desgleichen auch die Bedingungen für die Aufnahme tu die Sol datenknaben Erziehungsanstalt zu Kleinstruppen und den Uebertrilt in die Unteroffizier-Vorschule bez. Unterofsizierschule zu Marienberg. *— Für die Brandkalamüosen in Callnberg regt sich die Mildchäiigkeit bereits in hohem Maße. So sind bei der dortigen Gemeindebehörde aus Calln- berg selbst, sowie von anderwärts Zusendungen im Betrage von ca. 500 M?, worunter 100 Mk. von Ihrer Tmchl. der Frau Erbprinzessin vvn Schönburg, e-ngegangen. *— 8 Rödlitz. Montag, den 4. März, be ging die hiesige Freiwillige Feuerwehr die Feier ihres 10jährigen Bestehens. Ein im Modes'fcheu Gasthause veranstaltetes Festessen mit darauffolgen dem Boll vereinigte die Mitglieder des Feuerwehr- korps nebst Angehörigen und die zahlreich erschienenen Gäste, worunter sich auch Vertreter der Gemeinde, sowie Ler Feuerwehren von Hohndorf, Heinrichsort, Neuwiese und Mülsen befanden, auf einige Stunden zum geselligen Beisammensein. Nach einem Hoch auf Se. Majestät den König und nach einer herz lichen Begrüßung der Anwesenden durch den Kom mandanten, Herrn Schloffermeister Decker, wurde diesem, wie auch dem Vize-Kommandanten und Kas sierer, Herrn Faktor Helbig, durch Henn PfftonuL eine vvm gesamten FeuerwehrkorpS gestiftete Ehren gabe überreicht. Ansprachen und verschiedene Toaste, ausgebracht auf das gesamte Korps, dessen fiühere und jetzige Führer, wechselten ab. Unter anderen Margarethe. Original-Roman von M. Widder n. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Die Jahre hatten an Augustin Herder eine so Merkwürdige Veränderung erzielt, daß wir im ersten Augenblick beinahe an der Jndentilät jenes heiteren, lebensfrohen jungen Mannes, desfen Bekanntschaft wir in dem kleinen D> gemacht, bei dem Eintreten den zweifeln. Nach aufmerksamem Hinblicken erkennen wir ihn freilich doch: das sind dieselben Augen, dieselbe Stirn, dieselbe Nase und derselbe Mund, nur der Ausdruck seiner Züge hat sich verändert, die Züge selbst sind die gleichen geblieben, aber das, was uns jetzt das hübsche, viele sagen sogar schöne Männer gesicht erzählt, mißfällt uns in hohem Grade: Statt von der früheren Lebensfreude fpricht es jetzt nur noch von einer Genußsucht ohnegleichen, von Frivo lität und widerwärtiger Leidenschaft. Breite schwarze Schatten liegen dabei um die seltsam flackernden Augen, die einen Blick haben so undefinierbar und leer, daß uns unwillkürlich eine jähe Befürchtung kömmt, die wir aber vorläufig noch nicht in Worte zu kleiden wagen. „Lon sour, w'-Mw", sagte er in schleppendem, gelangweilten Ton, als er sich nun langsam dem bleichen Weibe näherte, das da mit dem Ausdruck des Schreckens im Antlitz mitten im Gemach stand. „Mein Zimmer dankt Dir sür die Ehre Deines hohen Besuches", setzte er dann hinzu, ihr nachlässig seine Rechte entgegenstreckend. „Es kömmt ja so selten vor, daß Madame sich hierher verirrt." Ein flüchtiges Rot zuckte schattenhaft über das s schöne blaffe Gesicht. „Weil Du hier nicht gerne - belästigt sein willst!" sagte sie, „und ich weiß mir i selbst kaum Rechenschaft zu geben, weshalb ich gerade heure den weiteren Gang durch alle Gemächer nahm, um in das Speisezimmer zu gelangen, anstatt einfach über den Korridor zu gehen — aber es war als zwänge mich eine unsichtbare Gewalt —" Augustin unterbrach sie, erst jetzt bemerkte er den offnen Brief in der Hand seiner Frau, ein Blick genügte, uw ihm zu sagen, welcher Ari das Schreiben war und von wem. Eine einzige leidenschaftliche Bewegung und er hatte ihr den Brief aus der Hand genommen, eine zweite und der böse Ankläger lag zerrissen auf dem kostbaren Teppich. — Wie ein Dämon erschien er in diesem Augenblick, der Zorn entstellte sein Gesicht und in den schwarzumrandeten Augen funkelte es unheimlich. Beinahe schaudernd hatte Margarethe sich abge- wandk, dann aberfaßte sie sich gewaltsam, sie fühlte, daß sie etwas sagen mußte — und so that sie es auch. „Ich habe das Schreiben zufällig hier auf dem Teppich gefunden," sagte sie, aber ihre Stimme bebte doch leise; die funkelnden Augen des Gatten machien sie ängstlich. „Und natürlich hast Du cs gelesen", er stampfte zornig mit dem Fuß — „und nun verzehrt Dich die Eifersucht! Als wenn Du berechtigt dazu wärst, mir die geringsten Vorwürfe zu machen!" Er lachte höhnisch. „Wenn man keine Liebe findet bei der eigenen Frau und doch liebebedürftig ist, so sucht man sich eben außer dem Hause zu entschädigen. sprach auch der als Gast anwesende Herr Kirschschul- lehrer Dietzel, welcher jederzeit dem Verein ein treuer Freund und Förderer gewesen ist. Im weiteren Verlause erhielten die 16 noch dem Korps angehören den Gründer die vorgeschriebene DienstauSzerchnung. Hieraus erstattete der Kommandant, Herr Decker, Beacht über die 10jährige Bersinsthätigkeit. Aus zugsweise sei folgendes daraus mitgeteiit: „Bei den im Sommer 1884 in Rödlitz ausgebrochenen größeren Schadenfeuern (Franke und Wolf) wachten sich die mangelhaften örtlichen Feuerlöschverhältmsse recht fühlbar. Daher traten opferfreudige Männer zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr zusammen, denen es auch gelang, dis 1. Dezember 1884 ein wohwrganisisrtcs Korps zu Stande zu bringen. Die Kosten der Ausrüstung übernahm zum Test die Ge meinde. Eine von einer Döbelner Firma gelieferte Spritze mußte, nachdem die Prüfung ein wenig be friedigendes Resultat ergeben hattc, zurückgegeben werten. Ei« dadurch entstandener längerer Prozeß fiel zu Gunsten der Gemeinde aus. Die nun von der Firma E. C. Flader in Jöhstadt gelieferte Spritze erfüllt vollständig ihren Zweck. Als Kommandan ten haben bisher'gewirkt Vie Herren Steiger Louis Franke (jetzt in Oeisnitz), Lehrer Max Thust (jetzt in Ernstthal) und seit 1890 der derzeitige. Seit Und das ist doch wieder selbstverständlich, daß man diese Liebe belohnt." Ihre Hände hatten sich krampfhaft fest auf die Lehne des mit dunkelgrünem Plüsch bezogenen Sessels gedrückt, an d-m sie stank. „O, Augustin," sagte sie leise, „verdiene ich das? bin ich Dir nicht während Ler ganzen zehn Jahre ein treues, gehorsames Weib gewesen — war ich nicht immer freundlich und —" „Ja, und tausendmal ja — demütig und gehor sam warst Du, aber ich wollte keine Sklavin, die mir aus Furcht die Wünsche aus den Augen liest — ich wollte ein Weib, das mich liebt — Du aber!" Er zuckte mit der Achsel: „Nun Margarethe, einmal muß es doch vom Herzen, Du hast diese ganzen Jahre hindurch immer nur an den Einen gedacht, dessen Weib Du nicht werden wolltest — vielleicht — nun, vielleicht weil er nicht so reich war als ich; Weiber lieben Glanz und Pracht und Du auch, Schatz, trotzdem Du mir das Gegenteil weißmachen willst. — Und weil Du fühltest, daß es schon Treulosigkeit war, ihm, wenn auch nur im Herzen Altäre zu bauen, während Du einem Anderen angehörst, suchtest Du die fehlende Liebe zu dem Gimpel, der der kleine» Kokelte so leichtfertig in das Netz geflogen, durch Demut und Gehorsam zu ersetzen. — Freilich, daran dachtest Du nicht, daß so eine himmlisch sanfte nach giebige Gattin auf die Dauer langweilig wird." „Augustin, es scheint, Du bereuest Deine Heirat," sagte sie. Er lachte höhnisch: „Kann sein, kann auch nicht sein! Jedenfalls denke ich nicht daran, den gethanen Schritt, selbst sür den Fall, daß ich es nicht mehr begriffe, wie ich gerade Dich wählen konnte — jetzt