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UMMckWGM " ' (K ' früher Kschm- Md Rschlichtsblatt Zugleich AtschSsts-Ksrchtk für Kihsiirf, Mlitz, KtrssÄsrsiWsdorf, Ll Wdien, Semichssrt, Mmksis«. MAsea AMsblstt für den Stadtrat zu Lichteuftei«. Mr. 33. Freitag, ^eK 8. Februar 1895. MtseS Blatt erscheint täglich (außer Sonu- RNd Festtags) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 18 Pfennige. -- UMellungen mhmm außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. PostanstaÜen, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalieM Korpüszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. LÄgssgeschiLtzLx. *— Lichtenstein, 7. Febr. Hsms morgen zeigte das Thermometer 24 Grad Celsius unter Null. Daß bei dieser ungemütlichen Kälte der gutgeheizte Ofen ein recht schätzenswerter Freund ist, wird all gemein jetzt empfunden. *— Hahndvrf. Im Jahre 1894 wurden in hiesiger Parockie 257 Kwder geboren, davon 248 lebend, 9 tot, 241 ehelich, 16 unehelich. Auf die Evangelischen kommen im Ganzen 236 Geborene, davon waren 228 lebend, 8 tot, 223 ehelich, 13 unehelich. Von den 228 lebend Geborenen waren 208 aus rein evangelischen, 10 aus gemischten Ehen und 10 unehelich. Getauft wurden 229, darunter 5 auswärts Geborene; von diesen 229 Getauften waren 210 ans rein evangelischen, 7 aus gemischten Ehen und laus rein katholischer Ehe, 11 unehelich- (Daß die Zahlen der Getauften mit denen der Geborenen sich nicht decken, erklärt sich daraus, daß im Jahre 1894 etliche noch im Jahre 1893 Geborene getauft wurden, während etliche im Jahre 1894 Geborene erst 1895 getauft wurden). — Aufgeboten wurden, einschließlich der von auswärts Präsentierter, und dort Getramen, 41 Paare, getraut wurden 24, nehm- lrch 20 rein evangelische und 4 gemischte Paare. — Gestorben und hier beerdigt sind 128, 32 weniger als im Jahre 1893. Von den 128 starben 2 aus wärts. Darunter waren 117 Evangelische, welche sämtlich kirchlich beerdigt wurden. Auch bei der Be erdigung der übrigen, nicht Evangelischen, wurde die kirchliche Einsegnung gewünscht, mir Ausnahme eines einzigen Falles. Unter den Verstorbenen waren 76 männliche, 52 weibliche, 80 unter 1 Jahre, 19 unter 6, 3 unter 14, 1 unter 20, 4 unter 30, 2 unter 40, 2 unter bO, 4 unter 60. 1 unter 70, 2 unter 80, 1 unter WJahren und 9 totgeborene; 8 Ehemänner, 2 Ehefrauen, 3 Witwen, 1 Witwer, 2 Ledige, 112 Kinder. Beerdigt wurden mit Leichevpredigt —, mit Abdankung 5, mit Segen 17, in der Stille 106. — Konfirmiert wurden 65, nämlich 33 Knaben und 32 Mädchen. Kommunikanten waren 1415. die bis her höchste Zahl, gegen 1238 im Jahre 1893, also 177 mehr, und 114 mehr, als 1892, wo die bis dahin höchste Zahl mit 1301 erreicht wurde. Von den 1415 Kommunikanten waren 610 männliche und 815 weibliche; 16 im Hause. — Ein neues Schwindelmanöver wird neuer dings zur Täuschung des Publikums mit fehlerhaf ten Teppichen in Szene gesetzt. Fragen die kaufen den Frauen bei der Vorlage eines solchen Teppichs, wo sich die kleinen Webfehler, die derselbe angeblich erhalten soll, befinden,, so wird in der Regel erwi dert, daß diese Fehler so unbedeutend seien, daß man sie selbst nicht herausfinden könne. Und so wird denn der Teppich in der Meinung, daß man ein vorzüg liches Geschäft mache, gekauft und trotz seiner schlech ten Qualität meist teurer bezahlt als ein guter Teppich im ersten besten reellen Geschäft. — Ari die große deutsche Kasseneinrichtung für invalid Gewordene oder in's Greifenalter Eingetretene sind zum Beginn des Jahres 1895 von 304840 Per sonen Ansprüche auf Altersrente erhoben worden. Nach den im ReichS-VersicherungsamL gefertigten Zu- fammenstellungen, welche auf den Angaben der Vor stände der Versicherungsanstalten und der zugelassenen Kafscneinrichtungen beruhen, wurden 241865 Renten ansprüche anerkannt und 50972 zurückgewicsen, 5268 blieben unerledigt, während die übrigen 6736 An träge auf andere Weise ihre Erledigung gefunden haben. Von den erhobenen Ansprüchen entfallen auf das Königreich Sachsen 16782. Die Zahl der wäh rend desselben Zeitraums erhobenen Ansprüche auf Invalidenrente betrug insgesamt 145385. Von diesen wurden 101603 Rentenansprüche anerkannt. Von den geltend gemachten Ansprüchen entfallen auf das Königreich Sachsen 5805. Es sind mithin nach Sachsen 22587 Renten bis jetzt gekommen. Man muß da her annehmen, daß der den Unbemittelten in Sachsen ! auf diesem Wege zufließends Betrag jährlich erheb lich mehr als eine Million ausmacht. — In Betreff der Weimar-Geraer Eisenbahn erfährt das „L. T." von wohlunterrichteter Seite, daß bei den von der kömgl. sächsischen Kommission mit dem AufsichtLrate der Gesellschaft gepflogenen Verhandlungen vollständiges Einverständnis über die der Generalversammlung vorzuschlagenden Kaufbe- dmgungen erzielt worden ist. — Dew Vernehmen der „Hall, Zeitung" nach haben die Pilsener Brauereien, dem Drängen der Tschechen folgend, sämtlichen deutsche» Arbeitern ge kündigt und beschäftigen jetzt rmr noch tschechische Arbeiter. Wie verlautet, wollen die deutschen Gast wirtsverbände demnächst zu dieser Thatsache Stel lung nehmen, und das deutsche Publikum wird, wenn sich diese Mitteilung bestätigt, wohl ebenfalls seine Haltung danach einzurichten wissen. — Da sich das Wetter in diesem Jahrs nun einmal nicht dem Quecksilber des Garometers fügen will, so hat eine lustige Gesellschaft im Taunus neben dem gewöhnlichen wetterwendischen Barometer auf dem Feldberg eine neue sehr zuverlässige Erfin dung auf dem Gebiete der Wetterprognose anbringen lasten. Dieselbe besteht aus einem einfachen Strick und zeigt folgende „untrügliche" Wetteransagen: 1) Schön — wenn der Strick »rocken ist, 2) Regen — wenn der Strick naß ist, 3) Veränderlich — wenn der Strick bald naß, bald trocken ist, 4) Wind — wenn der Strick hin und herbaumelt, 5) Frost — wenn der Strick gesroren ist. — Schwer ist durch den Untergang der „Elbs" die Witwe Keller in Dresden betroffen worden. Der armen Frau war im Vorjahre ein Bein abge nommen worden. Sie konnte sich nicht mehr selbst ernähren, und so war denn ihr Sohn, ein Maschinist auf der „Elbe", ihre einzige Hilfe und das einzige Band, was sie am Leben festhielt. Jetzt ruht der Sohn auf dem Grunde der Nordsee und seine Mutter sieht sich hilfslos dem Elende Pretsgegeben. — Leipzig, 5. Febr. Bei dem gestern abend stattgefundsnen Empfange der Majestäten berührte besonders angenehm der Umstand, daß sich eine riesige, aus allen Volksschichten zusammengesetzte Menge eingefunden hatte, welche das Herrscherpaar laut und sympathisch begrüßte. Mehr als ein Dutzend Mal sahen wir, daß auf stämmigen Arbeiterschultern der Sproß der Familie saß und sein Mützchen schwenkend mit Pepa um die Wette „Hoch!" rief. Das find immerhin erfreuliche Zeichen dafür, daß das monarchische Gefühl nicht überall ertötet werden konnte. Die heute mittag abgehaltene Parade über die Garnison gab wiederum Gelegenheit zu solchen Ovationen und trotz der grimmigen Kälte umstanden Tausende den Augustusplatz, um das militärische Schauspiel zu genießen. Abends besuchte das Herr scherpaar das Theater, in welchem „Der Obersteiger" und ein Ballet, welches der König bekanntlich sehr gern sieht, aufgeführt wurde. — Adorf, 6. Febr. Unter dem Verdacht, den Brand des hiesigen Rathauses verursacht zu haben, wurde gestern die Magd des hiesigen Rats kellerpachters Dölling, welchem fast die gesamte, auf dem Boden des Rathauses untergebrachte Wäsche, Kleidungsstücke und Anderes verbrannte, verhaftet. Dölling hatte nicht versichert. Die Ratsexpeditionen werden bis auf Weiteres tm Schulgebäude, bezw. im König!. Amtsgericht untcrgebracht. — Auerbach, 6. Febr. Am Sonntag er löste im hiesigen Stadtkrankcnhause der Tod den Steinbrecher Ludwig Schädlich aus Rempesgrün von schweren Leiden. Derselbe war ^wei Tage zuvor von einer plötzlich hereinbrechenden Wand in einem Rem- tengrüner Steinbruche getroffen worden und hatte dabei eine Zersplitterung der beiden Unterschenkel und einen Beckenbruch erlitten. — Freiberg, 6. Febr. Der vom Schwur gericht Freiberg zum Tode verurteilte Mörder der im Naundorfer Reviere bei Tharant ermordeten Köchin Ida Knappe, der Maurer und Monteur Friedr. Aug. Kretzschmar ist von Sr. Majestät dem König zu lebenslänglichem Zuchihause begnadigt worden. — Durch eine glückliche Fügung ist der Sohn der verwitweten Frau Amalie Wagner inStriesen, Carl Wagner, der furchtbaren Katastrophe entgangen, welche den Untergang der „Elbe" am Mittwoch den 30. Januar herbeiführte. Carl Wagner, der in der Äesatzungsliste als ertrunken uufgeführt wird, war 5 Monate bis zum 28. Januar zweiter Pantryman (Proviantmerster) auf der „Elbe". Dienstag den 29. v. M. nachmittags 3 Uhr befand er sich noch auf dem untergegangeven Dampfer, um sich seine Papiere zu holen. Wagner geht m diesen Tagen mit der „Preußen" nach China in See. — Ein Meißner Fleischer hat einen Apparat konstruiert, mit welchem er den Schlachttieren das Leben buchstäblich ausblasen kann. Beim Eintreiben des eisernen Bolzens in das Gehirn des Tieres so ll sich im Bolzen, welcher hohl gedacht ist, ein Ventil öffnen, aus welchem zusammengepreßte Luft austritt und in daS Gehirn des Tieres eindringend den so fortigen Tod de« letzteren zur Folge haben soll. — Oberhermersdorf,6. Febr. Gestern, Dienstag, nachmittag gegen 3 Uhr ist die 65 Jahre alte Mutier eines hiesigen Gutsbesitzers Mlich ver unglückt. Sie wollte das beim Erlassen der im Betriebe befindlichen Dreschmaschine heruntergefallene Getreide unter der vom Hof in die Maschine schräg aufwärts gehenden Triebstange hervorholen, wurde aber von derselben von hinten erfaßt und hierbei wurde ihr durch die eingedrehten Kopftücher die Luft röhre dermaßen zugeschnürt, daß sie nicht einmal um Hilfe schreien konnte. Der Tod der bedauerns werten Frau trat sofort ein. Z Berlin. Durch einen Unglücksfall wurde eine Leutsch Amerikanerin, die 36jährige Frau Voigt aus Milwaukee, vor dem grausen Wassertod durch die „Elbe" bewahrt. Die Dame weilte besuchsweise bei Verwandten in Schöneberg und wollte jetzt in die Heimat zurückkehren. Am 24. vormittags begab sich Frau B. nach Berlin, um auf dem hiesigen Bureau des Norddeutschen Lloyd eine Ueberfahrts- karte auf der „Elbe" zu lösen. An der Ecke der Potsdamer- und Steglitzer-Straße jedoch wurde sie von einer Droschke überfahre« und erlitt eine nicht unerhebliche Verletzung des rechten Unterschenkels, wodurch sie für einige Wochen ans Zimmer gebun den wurde. Natürlich konnte die Verwundete ihre Absicht, mit der „Elbs" zu fahren, nicht ausführen und verdankt so dem Uriglücksfall, der sie betroffen, das Leben. A Berlin, 6. Febr. Die Geschäftsordnungs- kommtsston des Reichstags hielt gestern abend die dritte Sitzung ab, um über die Erweiterung derDis- ziplinar.Befugnisse des Reichstagspräsidenten zu be raten. Herr v. Levetzow selbst harte Anträge gestellt betreffs Herabsetzung der Beschlußfähigkeitsziffer des Reichstags und Erteilung der Rüge an ohne Ent schuldigung sehlcnde Abgeordnete. Äbg. Roeren (Ctr.) hatte dagegen beantragt, der Präsident solle ein Mit glied im Falle gröblicher Verletzung der Ordnung ausschließen können. Eine Abstimmung dürfe alsdann aber während der Dauer der Ausschließung — außer in Fragen der Geschäftsordnung — nicht stattfindsn. Es entspann sich hierauf eine lebhafte Diskussion, welche das Resultat ergab, daß der Antrag Roeren mit sieben gegen sieben Stimmen abgelehnt wurde; desgleichen beide Anträge des Präsidenten des Reichs tags. Gegen die Anträge stimmten Centrum, Polen, Freisinnige und Sozialdemokraten, für dieselben Kon servative, Reichsparteiler und Nationalliberale. Zum Referenten im Hause wurde Abg. Traeger bestellt. Die Frage der Erweiterung der Disziplinarbefugnisse hat also kein Resultat gehabt, was wohl zum Rück tritt Herrn v. Levetzows führen dürfte.