Volltext Seite (XML)
vor über acht Tagen bestiegen. Ein Aufstieg von GotteSgab ans war jedoch, wie andere Herren kürz lich erfahren mußten, unmöglich. Jetzt ist Tau wetter «ingetreten, jedoch werden im oberen Gebirge die hohen Schneemafsen nicht viel davon berührt werden. — Die Besitzer der kleinen Brauereien der Um gegend von Chemnitz beklagen sich schon seit langer Zett über den Wettbewerb der Großbrauereten, die durch langes Kreditgeben, durch Hypothekendar lehn« an Wirte, durch Lrpachtung großer Restaura tionen rc. den kleinen Brauern das Leben sehr schwer machen. Die großen Anlagen können ihr Mal, bis zu 70 Proz. ausnutzen, weil sie die besten Maschinen haben und auch durch den Großbetrieb Vorteile ge nießen, während die kleinen Brauereien den Mälz nutzen nur mit 58—62 Proz. berechnen können. Aus diesen Gründen haben die Besitzer kleiner Brauereien beschlossen, beim Reichstage wegen Abänderung des Brausteuergesetzes vorstellig zu werden. Man wünscht eine staffelartige Besteuerung, ähnlich wie sie im Einkommensteuergesetz vorgesehen ist. Ohne Berech tigung ist dieser Wunsch sicher nicht. —> Vom Sattelberg i. E. wird geschrieben: Wer unten in der Ebene oder im Thale wohnt, hat keine Ahnung, wie das Schneegestöber am Sonntag hier oben gehaust hat. Der in großen Massen auf- gespeicherte Schnee wurde von dem heulenden Sturme erfaßt und wirbelnd davon getragen, um zahlreiche meterhohe Schneemauern zu bilden. Stellenweise liegt der vom Sturme festqepeitschte Schnee zwei Meter hoch. Hunderte von Händen waren am Mon tag thältg, um die Verkehrswege einigermaßen zu ebnen. Ein Bisitzer hiesiger Gegend hat in der Ein fahrt seines Gehöftes so viel Schnee liegen, daß seine Leute zwei Tage lang mit zwei großen Wagen un unterbrochen Schnee vom Hofe und aus der Einfahrt gefahren haben, um auf dem Grundstücks notdürftig hantieren zu können. — Weit höher als in unserer Gegend liegt der Schnee in den gebirgigen Teilen unseres Landes. So schreibt man aus Stolpen: „Durch den an dauernden Schneefall in voriger Woche wurde hier der Schnee bis zu ziemlich 1 Meter Höhe angesam melt. Allein der Schneepflug half wenigstens, fahr bare Straßen zu schaffen. Am Sonnabend aber erhob sich heftiger Wind, und am Sonntag morgen waren stellenweise Schneewehen von halber Häuserhöhe vor handen. Auf der Bahnhofstraße sind einige HauS- thüren ebenfalls bis über die Hälfte verweht. Sonn tag abend geriet der Buchhändler H. kurz vor der Stadt in eine Wehe und versank in wenigen Minuten vollständig; der Schnee überragte ihn vielleicht einen Meter hoch. Mit dem Stocke vermochte er sich ein Luftloch zu bohren, und Montag morgen in der 7. Stunde ward er halb erstarrt aufgefunde». Glück licherweise hat er sich wieder erholt. — Aus dem Vogtlande, 16. Jan. Wohl in keinem anderen Teile Sachsens hat das Bestreben der Regierung, die Ziegenzucht zu heben und zu för dern, so Viel Anklang gefunden, als im Vogtlands. Es haben sich Zuchtgenossenschaften gebildet. Wie in den Amtshaupimannschaften Löbau und Bautzen, wo die Ziegenzucht neuerdings ebenfalls erhebliche» Aufschwung nahm, wurden auch im Bogtlande die ungehörnten Saaner Ziegen aus der Schweiz einge führt. Obwohl die Milchergicbigkeit der Saaner Ziegen nur annähernd geschätzt worden ist, beträgt dieselbe doch mindestens 450 bis 480 Liter für j-deS Tier, während die bisherigen sächsischen Hausztegen ; allerhöchsten«! 200 bis 240 Liier Milch im Jahre liefern. Die Saaner Ziegen besitzen auch eine statt liche Größe und deshalb hab n sowohl die nicht mehr zur Zucht verwendbaren alten Tiere, wie auch die < Schickfalsmächte. Novelle von A, Fischer, (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Die brachte keinen Laut hervor. Sie sah den Lehrer an, dessen leuchtende Augen an den ihrigen hingen und aus denen ein Meer von Liebe ihr ent gegenströmte. Da nickte sie endlich mit dem Kopfe und Ulrich drehte sich herum. „Bezahlen!" rief er hart und laut nach dem Schenktisch hinüber, warf die verlangte Summe auf den Tisch und verließ das Wirtshaus. Lenchen sah kaum den Weg frei, als sie so schnell wie möglich entschlüpfte. In der Stube konnte sie es nicht mehr aushalten. Es pochte und hämmerte in ihren Schläfen, sie fühlte nur den heftigen Drang, hinauszukommen aus der Menge. Ulrich war die Dorfstraße hinaufgegangen, des halb schlich sie durch den Garten auf den Fußsteig, um schneller als dieser die Thalmulde zu erreichen. Sie hatte kaum die Gartenpforte hinter sich geschlossen, als der Lehrer sie einholte. Arm in Arm schritten sie schweigsam durch die Nacht. Es war ihnen ein wenig nach einem Liebes geflüster zu Mute, als fürchteten sie einen Verrat in der lautlosen Stille. Ein unsagbares Gefühl der Bangigkeit lastete auf Beiden. Schwül und düster senkte sich die Sommernacht hernieder. Beklemmend lag es in der Luft, kein Stern war am Himmel sichtbar und über dem Ge- birge lag es wie eine dunkle, drohende Wand. „Mir ist namenlos angst," brach Lenchen end- einen leckeren Braten gebenden jungen Ziegen einen beträchtlichen Fleichwert. Im Jahre 1893 sind aus der Schweiz für etwa 50 000 Franks Ziegen zu Zucht- zwecken nach Deuschland ausgeführt worden. — Aus Tautenhain weiß das „Gößn. Wchbl." eine richtige Räubergeschichte zu berichten: In der Nacht vom 8. zum 9. d. M. in der zweiten Stande verschafften sich 3 Personen, welche sich im Gesicht vollständig schwarz gemacht hatten, dadurch in die Wohnung des Hausbesitzers Michael Erler in Tautenhain Eingang, indem dieselben eine 25 Sprossen lange Leiter aus dem Garten nahmen, die- selbe an den Giebel des Hauses lehnten, das Ober bodenfenster mitsamt dem Rahmen Herausrissen und in den Oberboden einstiegen. Von dort aus gingen dieselben die Treppe hinunter auf den Hausboden und gelangten in die dort befindliche Schlafkammer von Erler, welche nicht abgeschlossen worden war. In derselben angekommen, traten zwei derselben an daS Bett von Erler, jeder einen Revolver und ein Messer in der Hand haltend, der dritte stellte sich an das Bett der Ehefrau Erler. Die ersteren bei den verlangten von Erler, daß er sofort 100 Mark Geld schaffen solle, es würde ihm nichts gcthan wer den. Erler stand infolgedessen auf mit den Worten, daß er alles aufmachen wolle, aber 100 Mk. Geld habe er nichr und was er habe, habe er unten in der Stube. Hierauf mußte Erler mit in die Parterre gelegene Stube, dort zeigte ihm E ler, wo er sein Gelb hatte und als dieselben sofort begierig darnach suchten und Erler einen Augenblick unbeobachtet ge lassen wurde, entwischte derselbe, wurde aber von dem drillen, welcher inzwischen vor die Hausthür ge treten war, gehalten, riß sich aber glücklich wieder loL und sprang auf die Dorfstraße und schrie um Hilfe. Durch das Hilferufen wurden Leute geweckt und gingen mit in die Wohnung von Ekler, aus der sich dann die Räuber unter Mitnahme von vier Mk. Geld und 10 Stück 8-berwü'sten bereits ent fernt hatten. Verdacht ist vorläufig nicht vo-handen. — Das kgl. Ministerium des Kultus und öf- f-ntlichen Unterrichts ist in der Lage, an Zugehörige feines Ressorts drei Unterstützungen im Betrage bis zu 100 Mark zum Gebrauche einer Kur in Marien bad, nach Befinden freie Wohnung daselbst auf die Kurzzeit, zu gewähren. Bewerbungen um diese Un terstützungen sind längstens bis zum 14. März dss. Js. emzureichen. 8 Altenburg, 15. Jan. Das bürgerliche Schützenkorps hierselbst begeht in diesem Jahre das Fest des 425jährigen Bestehens seit Erlaß der ersten überlieferten Schützenordnung. Die Entstehung des Korps ist auf eine noch frühere Zeit zurückzuführen. Für das Jubelfest ist ein großer historischer Festzug in Aussicht genommen. 8 Berkin, 17. Jan. Die „Nordd. Allgem. Ztg." sagt zu dem Rücktritte Casimir-Perier's: Geht man dem Gedankengang, womit Herr Perier den Schritt motiviert, dessen Tragweite er sich allerdings reiflich genug überlegt hat, völlig auf den Grund, so ist darin in klaren Worten das Urteil ausgesprochen, baß das parlamentarische Regd, wie es in Frank reich in Geltung steht, weder die Rechtedes Einzelnen, noch die Würde des Gemeinwesens in ausreichender Weise zu schützen vermöge. — Charakteristisch ist fol gende Bemerkung in einem Pariser Telegramm der ,,Voff. Ztg.": Gestern nachmittag verließ Casimir- Perier das E y'ö- und siedelte in seine Prioatwoh- nung in der Nitotstraße über. Der Auszug au« dem Elysöe erfolgte unter kaum verhaltenen Kundgebungen der Verachtung der Unterbeamten und Diener, die auf ein ruhiges siebenjähriges Dasein gerechnet hatten und sich nun plötzlich allen Ungewißheiten der Stel lenjagd preisgrg-ben sehen. ltch das Schweigen. „Ich möchte weinen und sollte doch io froh sein über Dein Wort da drinnen." Der Lehrer suchte sie zu beschwichtigen. Er schlang den Arm um ihre zitternde Gestalt und zog sie dicht an sich. „Was kann Dir passieren, wenn ich bei Dir bin, mein Schatz? Das Wetter steckt Dir in den Gliedern, zu allem Schreck über den Ulrich Ekbert. Nun, den bist Du los und da haben wir schon den ersten Blitz. Wenn Du Dich fürchtest, wollen wir nmkehren. Vor dem Gewitter können wir nicht mehr zu Euch hinauf." „Nein, nein, ich will zu den Eltern. Wenn wir eilen, find wir in einer Viertelstunde durch den Wald. Komm nur, komm." Damit trieb sie ihn an, rascher zu gehen. Nach einer Pause meinte sie: „Wie erklären wir den Eltern, was zwischen uns vorgefallen?" „Laß das meine Sorge sein," bat er sie. „Sie werden wohl nichts dagegen haben, wenn Du Lehrers frau unten in dem hübschen Schulhause wirst. Was meinst Du," — er hob ihren Kopf in die Höhe und suchte trotz der Dunkelheit ihr in die Augen zu sehen, „was meinst Du, wird es nicht hübsch und gemüt lich sein, wenn wir im Winter dort gemeinsam Hausen? Deine Eltern können die Giebelstube bei uns bewohnen." Lenchen schlang die Arme um seinen Hals. „Franz, das wolltest Du?" fragte sie fast zwei- felnd, als könne sie das Gehörte nicht fassen. „Die Leute im Dorf werden Dich einfach dumm nennen, daß Du Dir die bettelarme Gesellschaft auf den Hals 8 Berlin, 17. Jan. Nach einer Petersburger? Meldung ist der bisherige Botschafter in Wien, Fürst Lobanow, zum Nachfolger des Grafen Schuwalow auf dem hiesigen Botschafterposten bestimmt. 8 Berlin, 16. Jan. Einer Explosion auf dem Petroleumlagerhof am Südufer sind heute zwei Menschenleben zum Opfer gefallen. Die Explosion fand in einer Zisterne statt, die seit einem Viertel jahr leer gestanden hat und in der die beiden Ar beiter einige Verrichtungen vornehmen sollten. Sie haben sich dabei, den ihnen zugegangenen Anweisungen zum Trotz, eines offenen Lichtes bedient, was eine Entzündung der Gase und die Explosion zur Folge hatte. Die beiden Arbeiter liegen unter den Trüm mern des Zisternendeckels begraben. Es unterliegt keinem Zweifel, daß sie ihren Tod gefunden haben, doch hat die Feuerwehr ihre Leichen noch nicht ge funden. Die übrigen auf dem Lagerhof befindlichen Pctroleumzisternen vor Unheil zu bewahren, ist der Feuerwehr gelungen. 8 Berlin, 17. Jan. Zu der gestrigen Ex plosion auf dem Petroleumlagerhof ist noch zu be richten, daß auf dem durch Explosion der angesam melten Gase eingestürzten Zisternengewölbe eine Reihe großer, gefüllter Spiritusfässer lagerte. Als die Explosion eintrat, während sich die Arbeiter im leeren Jnnenraume befanden, stürzte die Decke mit den Spiritusfäffern hinab und begrub die Unglück lichen. Der Spiritus geriet in Brand, sodaß die Flammen hoch hinausschlugen. Es dauerte lange, bis die Löschung gelang. ß Köln, 17. Jan. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Dortmund: Das hiesige Schwurgericht verurteilte heute den Bergmann Robert Wecker aus Unna wegen Dyaamitverbrechens zu zehn Jahren Zuchthaus. * * Bern, 16 Jan. In Bellinzona liegt der Schnee einen Meter hoch. In Lugano ist unter der Schneelast die Badeanstalt eingesunken; der Verkehr stockt. In Airola stürzen fortwährend Lawinen nie der. In Samaden (Graubünden) liegt der Schnee anderthalb Meter hoch. Die Posten vom Mbula- Bernina-Malojapaß sind ausgeblieben, diejenige von Chiav nna mußte oberhalb Castasegna wegen Lawinen sturzes umkehren. Auch auf dem Fluelaplatz ist der Verkehr gehemmt. * * Bern, 16 Jan. Die Direktion der Gott- hardbahn meldete dem Bundesrat offiziell, daß bisauf Weiteres der Verkehr von Personen- und Schnellzügen nur auf den Strecken Luzern-Airolo, Bellinzona- Chiasso, Bellinzona Luino, Bellinzona-Locarno statt finden könne. Ferner könnten die Nachtzüge nur bis Erstfeld geführt werden. Der Güterverkehr dagegen sei gänzlich eingestellt. ^Versailles, 17. Jan, 5 Uhr 20 Min. nachm. Beim ersten Wahlgange stimmten 794 Ab geordnete. Abwesend waren oder der Abgabe ihrer Stimme enthielten sich 76 Abgeordnete. Brisson erhielt 338, Felix Faure 244, Waldeck-Rousseau 184, Cavaignac 6 Moline und Dupuy je 4 Stimmen. Waldeck-Rousseau verzichtete vor dem zweiten Wahl gange öffentlich auf seineKandidatur zuGunstenFaureö. * * Versailles, 17. Jan., 6 Uhr 30 Min. nachm. Kongreß. Der zweite Wahlgang war um 6 Uhr 15 Min. beendigt. Die Sozialisten beteiligen sich an der Wahl mit der Absicht, die Stimmenzahl Brissons zu vergrößern. In den Courloirs besprechen zahlreiche Gruppen das Ergebnis. * * P a r i s, 17. Jan. Bei der Ankunft des Präsidenten Felix Faure in Paris empfing denselben eine Eskadron der republikanischen Garde und be gleitete ihn bi« zum Elisöepalast. Das zahlreich er schienene Publikum begrüßte den neuen Präsidenten geladen, wo Du olle Tage eine Reiche aus dem Dorfe freien kannst. Aber weißt Du, mir hätte es das Herz abgedrückt, wenn Du Dir eine Andere ge nommen, und ich will Dir's vergelten, will arbeiten und schaffen, daß es Dich nicht gereuen soll und die armen Eltern Dir keine Last sind. — Heut' beim Tanz hab' ich gedacht, es giebt für mich keinen frohen Tag mehr, weil Du mich nicht sehen wolltest!" Sie waren stehen geblieben. Doch Blitz und Donner mahnte» eindringlich genug, daß jetzt keine Zeit sei, sich ihrer Liebe za freuen, sie mußten vorwärts. „Du kannst nicht ahnen, wie zuwider mir Dein Vetter ist," Hub der Lehrer an. „Ich hätte ihn am liebsten mit der Faust in das rote Gesicht geschlagen, als er mit Dir am Schulhaus vorbetkam und ich dachte, Dir sei feine Begleitung schon recht. Sonst brauchtest Du es nicht zu leiden." „Der fragt nicht darnach, ob man ihn will oder nicht. Ich habe es ihm deutlich genug gesagt, daß er mich zufrieden lassen soll. Und dann fürchtete ich mich vor ihm, so — so abscheulich sah er aus." In Gedanken daran schauerte sie leicht und drängte sich dicht an den Geliebten, wie um sich seines Schutzes zu vergewissern, während Blitz auf Blitz durch den Wald zuckte, und der Donner dumpf an den Bergen herunter rollte. Da fuhr es auf einmal zischend und Pfeifend durch die regungslosen Baumkronen. Ein heftiger Windstoß und nach kurzer Pause noch einer, und johlend und heulend packte es wild die Stämme und bog die starken Wipfel wie schlanke Wcidenruthen. Den Waldweg herunter kam der Sturm in rasendem