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Altstadt, Wienerstraße 13, II., während der Vormit tagsstunden von 9 bis 12 Uhr kostenlos zu entneh men. Durch Mitglieder eingeführte Gäste sind jeder zeit willkommen. — Der ehemalige Redakteur vom Bergarbeiter- Fachblatt „Glückauf" in Zwickau, Anton Strunz, wurde vom dortigen Landgericht wegen Beleidigung eines Bergdirektors zu 3 Monaten Gefängnis verur teilt und seine hiergegen eingewendete Revision vom Oberlandesgericht jetzt verworfen. — In Meerane ging am Sylvesterabend die Hebamme Kögler ihrem Berufe nach, als Plötzlich ein großer Hund auf sie zusprang und sie an der Brust mit den Pfoten packte. Durch den dabei er haltenen Schreck mußte die bedauernswerte Frau in ihre Wohnung zurückkehren, sich zu Bett legen und am Ncujahrsmorgen verstarb sie. — Kirchberg, 7. Jan, Die Hundesteuer wurde hier aus 8 Mark festgesetzt. Für den 2. Hund sind 20 Mark und für den 3. Hund 30 Mark an Steuern zu entrichten. — Bei dem jüngst herrschenden starken Sturme ist in Wolkenstein auch die hinter dem Stadt armen- und Krankenhause auf der Anhöhe befindliche hohe Pappel, welche weit und breit zu sehen war und gewissermaßen als ein Wahrzeichen der Stadt galt, umgebrochen worden. Welche Gewalt der Sturm entwickelte, beweist, daß der Stamm bei ca. 45 ein Stärke in 3 in Höhe durchbrochen worden ist. — Zwei hübsche Beiträge vom „Kindermund" werden aus dem Vogtlands Nitgeteilt: Als sich die jüngsten der Schulkinder eines vogtländischen Dorfes von dem nach langer gesegneter Thäsigkeit in den Ruhestand tretenden Lehrer verabschiedeten, war ein sonst ganz Heller Bauernknabe als „Sprecher" bestimmt und ihm u. a. eingeschärft worden, seinen Abschieds-Sermon zu schließen: „Möge Ihnen Gott dies Alles vergelten!" Der Kleine aber wurde im letzten Augenblicke befangen und stammelte: „Möge Ihnen Gott dies Alles vergeben!" — Ein Geist licher in einer Fabrikstadt kam verstimmt und ange- griffen aus der Konftcmandenstunde nach Hause — die städtische Jugend, insbesondere die männliche, machte es dem Seelsorger nicht immer leicht, die Wege des Heils zu zeigen. Das Abendessen stand schon bereit und die Frau Pastorin sagte zu ihrem Jüngsten, dem fünfjährigen Johannes: „Rufe den Vater zu Tische, aber nicht wie gestern bloß sagen: „Vater, Du sollst zu Tische kommen," sondern: „Vater, Du möchtest so freundlich sein und zu Tische kommen." Der Kleine trabt nach der Studierstube, stellt sich keck vor den gedankenvoll Dreinschauenden und spricht: „Vater, Du möchtest zu Tische kommen und freundlich sein!" Diese Satzuw.stellung wurde hier zu einer tröstlichen, aufheiternden Mahnung. — Nicht blos im Voigtland, sondern auch in unserem Erzgebirge findet der Schneeschuh zu prak tischen Zwecken Verwendung. Es ist eine Lust, zu sehen, wie in Sayda und Umgegend Groß und Klein bei der jetzt prächtigen Schnecflächs im Fluge dahingleitet. Seit Jahren schon hat sich in Sayda Herr Arthur Müller die Fabrikation der Schnee schuhe, und in neuerer Zeit auch der Rennwölfe ge widmet, welche aus bestem Material sorgfäliigst her gestellt und zu billigsten Preisen abgegeben werden. — Falken st ein, 4. Jan. Einen jähen Tod fand Donnerstag abend der beim hiesigen königl. Amtsgericht angestellte Referendar Voigt. Als der selbe am Abend von seiner gewohnten Berufsthätig- keit m seine Wohnung zurückkehrte, fiel derselbe Plötz> lich tot zu Boden — eine Herzschlag hatte dem Leben des jungen Beamten ein rasches Ziel gesetzt. — Seit gestern schneit es hier unausgesetzt, sodaß der Schnee mehrere Fuß hoch aufqeschichtet liegt. Jetzt stand Anna mit einem Male neben ihm am Bett und legte ihre warmpulsierende Hand auf des Bewußtlosen feuchtkälte Stirn. „Vater," rief sie mit helliönender Stimme, „wache auf! Er ist unschuldig und Du mußt ihn segnen, ehe Du stirbst. Wache auf, laß mich Dir erzählen wie es war, ich wußte es längst, daß Willem kein Mörder sein konnte!" Und in der That der alte Willussen schlug die halb gebrochenen Augen noch einmal auf; jetzt konnte er wieder sprechen, diese letzten Augenblicke vor dem Tode hatte er fast alle Körperkräste wieder zu rückerlangt. „Was sagst Du da Mädchen?" frug er ver wundert, „sollte es denn möglich sein, daß ich selig sterben dürfte?" „Ja, Vater, Dein Sohn hat seinen Bruder nicht getötet." „Und wer war es? Wo ist die Waffe?" „Hier ist sie. Sittah, die Inderin hat ihn er schossen." „Jenes Weib! Und sie gerade sagt mir in ge brochenem Englisch, daß Willem es gewesen. Ich sagte es gleich, sie ist eine Schlange." Der Kapitän richtete sich langsam in die Höhe, Wie jemand, dem nach einem Keulenschlage erst lang sam die Besinnung wiederkehrt. „Mein Gott," murmelte er dumpf, „ich danke Dir, ich wuße es, ich konnte nicht der Mörder sein, eine innere Stimme rief fort und fort: „Du bist un schuldig. O, Anna, und in plötzlich überströmender Empfindung streckte er ihr seine beiden Hände ent- Die Walddörfer sind völlig eingeschneit. Der Schnee pflug ist unausgesetzt in Thätigkeit. — Einen betrübten NeujahrStag hatte in Nie dersedlitz eine Briefträgers-Familie. Kaum hatte der Papa den neuen Abreißkalender an die Wand geheftet, als sich auch schon das 3jährige Töchterchen mit dem selben zu schaffen machte, wobei der Kalender samt den 26 nam langen Nagel herabgerissen ward. Auf Befragen der Mutter, wohin der Nagel sei, meinte die Kleine: „Mama, den hab' ich verschluckt". Die bestürzten Eltern brachten das Kind alsbald nach der Kinderheilaustalt, wo sie den ärztlichen Rat erhielten, mit dem Kind sofort wieder nach Hause zu eilen und der Kleinen die allergrößte Ruhe aufzuerlegen; bei Vermeidung von Getränken sollten ihr nur Brot und Kartoffeln verabreicht werden. Dieses Verhalten half, denn nach 48 bangen Stunden war der Nagel zur größten Freude der Eltern glücklich wieder auf natürlichem Wege da. — Waldheim, 6. Jan. Der Tod eines Menschen ist dieser Tage durch die Entschlossenheit eines 14 Jahre alten Knaben verhindert worden. Ein 8 Jihre altes Mädchen hatte nämlich die ganz schwache Eisdecke des Mühlteiches in Schweikershain betreten und war kurz darauf an einer besonders tiefen und gefährlichen Stelle eingebrochen. Außer dem 14 Jahre alten Lingg, Sohn eines auf dem dortigen Rittergute beschäftigten Schweizers, hörte Niemand die Hilferufe des mit dem Tode ringenden Mädchens. Dem Knaben gelang es, unter vielen Mühen über die schwache Eisdecke hinweg dem Mäd chen zu Hilfe zu kommen und dasselbe der drohen den Lebensgefahr zu entreißen. — Nossen. 6. Jan. In der Klostermühle bei Zelle, welche jetzt die Pappenfabrik der Gebr. Kühn enthält, brach gestern nachmittag in einem neuen Gebäude, das vor Kurzem erst in Betrieb gesetzt worden war, Feuer aus, welches in wenigen Stunden das ganze große Gebäude, sowie ein minderwertiges Nebengebäude in Asche legte. Man nimmt an, daß Pappe, zum Trocknen aufgehängt, heradgefallen sei und sich an der Feuerungsanlage entzündet habe. — Schandau, 4 Ian. Ein äußerst er götzlicher Vorfall trug sich am Donnerstag in einem hiesigen Restaurant zu. Ein biederes Bäuerlein, dem die holde Glücksgöttin in der Schandauer Kunstlstterie einen Gewinn hatte zu teil werden lassen, wird, als er sich aus Freude darüber einen Trunk schäumenden Gerstensaftes leistet, von den anwesenden Gästen befragt, was er denn gewonnen habe. Darauf antwortete er: „E schienes, großes Bild, si's Se nämlich die sächsisch biehm'sche Ma donna " Das darob erschallende Gelächter vermag ihn nicht aus der Fassung zu bringen. Die Auf klärung, daß sein Gewinn eine Nachbildung des be rühmten Kunstwerkes der „sixinüschen Madonna" aus der Dresdner Bildergallerie sei, behagte ihm gar nicht recht. Viel lieber hätte er seiner „Mutte" die sächsisch-böhmische Madonna mit nach Hauss ge bracht. — Geschehen im Jahre des Heils 1895 am 3. Januar. — Man kann keine Fahrt von Dresden nach Schandau, dem sächsischen Nizza, machen, ohne daß im Konpee beim Sichtbarwerden des bekannten Ba- steifilsens die Frage aufgeworfen wird, ob der Weg zur Bastei „über Rathen zu wählen oder über Wehlen zu raten" sei, welche Frage dann ein des sächsischen Dialektes und der Gegend Kundiger gewiß entscheidet mit der Erklärung, daß am meisten der Weg über „Lohmen zu loh'm" sei. Ja manch besonders witziger Reisender wird dis Koup^egenossen bei der Station Rathen mit der für Viele gewiß nicht uninteressanten Nachricht erfreuen, daß es sich in diesem Orte für gegen, „Du Vielgetreue, Du Edle, Gute, wie kann ich Die genug danken! Du hast an mich geglaubt wie alle Andern den Stein auf mich warfen, Du hast für mich gtkämpft und gewirkt, bis meine Unschuld an den Tag kam! Ich danke Dir, Mädchen, und wenn Du Dir an meinem ganzen, vollen, dankbaren Herzen genügen lassen willst, so nimm es hin, von Stunde an bin ich Dein und nur der Tod soll uns von einander scheiden." Sie neigte errötend das Haupt, als er sie in die Arme schloß und zum ersten Male ihre Lippen küßte und dann knieten Beide vor dem Sterbelager des Vaters nieder, um sich segnen zu lassen. „Durch Kampf zum Glück", murmelte Anna, sich innig an ihn schmiegend, „so sind wir doch noch in elfter Stunde vereint." Ein seliger Ausdruck glitt über des Sterbenden Antlitz, seine Lippen murmelten Segensworte und dann — ging er hinüber in die ewige Heimat; friedlich wie er's sich stets gewünscht. Am Sarge deS Vaters wurden die Liebenden getraut und später schmückten ihre Hände vereint seinen Grabhügel und als das Frühjahr kam, nahm Kapitän Willufsen sein junges Weib mit sich hinaus aufs Meer, seine eigentliche Heimat. Sie waren sehr glücklich geworden und wenn Anna zurückdachte an die Inderin, so geschah es ruhig und ohne jede Bitterkeit. Ende. Pumper gut sieben lasse, weil man hier Alles in Raten zahle.! — Der seltene Fall, daß zwei Ortschaften da» ganze Jahr über von Todesfällen verschont geblieben sind, ist in dem Bornaer Bezirke vorgekommen. Die Dörfer Groß-Storkwitz und Zauschwttz bei Pegau hatten 1894 14 Geburten zu verzeichnen, aber seit dem 30. Mai 1893 keinen einzigen Todesfall. — In Wintersdorf (S.-A.) wurde kürz lich eine Familie in nicht geringen Schrecken versetzt. Es war kurz vor Mittag, der Hausherr war am Tische mit Schreiben beschäftigt und das 4jährige Töchterchen vertrieb sich die Zeit mit Spielen, während die Frau in der Küche ihren Beschäftigungen nach ging, als auf einmal ein furchtbares Getöse in der Stube ertönte und dieselbe mit dicken Rauchwolken füllte; es stürzte nämlich der Ofen mitsamt dem In halt, wie: gebratene Gans, Kartoffeln, Wassertöpfe rc. rc. auf einen Schutthaufen, mit feurigen Kohlen und Ruß vermischt, zusammen. Glücklicherweise wur den die im Zimmer anwesenden Personen nicht ver letzt, sodaß sie nur einen Schreckcnsschrei aussiießen. Vom Genießen der knusperigen Gans war selbstver ständlich keine Rede mehr. — Die Herabsetzung der Telephongebühren soll auf's Nene in einer Petition an den Reichstag an geregt werden. Die Petition geht von der Handels kammer Gießen aus und stützt sich auf eine Reihe von Erhebungen, die durch Umfragen in mehreren Handelskammerbezirken ergeben haben, daß bei der Herabsetzung der Gebühren — von 150 auf 100 Mark — die Telephonanschlüsse sich sofort um etwa die Hälfte vermehren würde. Gleichzeitig soll, von mehreren Handelskammern unterstützt, von Neuem eine Petition an den Reichstag gerichtet werden, wo nach das Gewicht für einfache Briefe von 15 auf 20 Gramm erhöht werden soll. 8 Berlin, 5. Jan. Eine Berliner Zuschrift der „Budapester Korresp." berichtet dem „Berl.Tgbl." zufolge aus diplomatischen Kreisen, daß die Reise des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe zum Fürsten Bis marck nach Friedrichsruh auf ausdrücklichen Wunsch des Kaisers Wilhelm erfolgt und Fürst Hohenlohe der Träger von persönlichen Mitteilungen des Kai sers an den Altreichskanzler sei. Der Kaiser, heißt es in jener Zuschrift, ist immer noch ernstlich besorgt um die Gesundheit des Fürsten Bismarck, der über den Tod seiner Lebensgefährtin untröstlich bleibt. Es ist den Bemühungen der Familienangehörigen des Fürsten noch nicht gelungen, diesen zu Gunsten einer ruhigeren Stimmung zu beeinflussen. Wenn auch direkt- ueue KraNkheitserscheinungen bei dem Fürsten vom Arzt nicht konstatiert wurden, so hat doch Prof stör Schmemnger, sowie die Familie des Fürsten die schwierige Aufgabe zu überwinden, die hochgradige psychische Depression zu heben, dis sich des Fürsten feit dem Hinscheiden seiner Gemahlin be mächtigt hat. Es ist sogar wahrscheinlich, daß Kaiser Wilhelm persönlich dem Fürsten in Fciedrichsruh einen Besuch abstatten wird. Z Berlin, 5. Jan. Zam 80. Geburtstag des Fürsten Bismarck werden auch Deutsch-Ameri kaner nach Fciedrichsruh kommen. Eine Deputation derselben, die aus 80 Herren besteht, welche den Feld zug 1870/71 mitgemacht haben und im Besitz der Denkmünze find, wird dem Fürsten ein Ehrengeschenk der Deutsch-Amerikaner überreichen. Dasselbe besteht aus einem massiv silbernen Obelisken in Höhe von 1,80 Meter, auf dessen Spitze ein Aller die deutsche Fahne und das amerikanische Banner in den Fänge» hält. Von der SpHe des Obelisken bis zum Fuß desselben windet sich eine Euhenlaubguirlande, deren Blätter aus Silber sind, während auf jeder der Eicheln, welche aus mattem Gold getrieben sind, der Schicksalsmächte. Novelle von A. Fischer, (Nachdruck verboten.) Leicht und zierlich wie ein tanzendes Elfenkind hüpfte das Bächlein vom Kamm des Gebirges zu Thal. Lustig sprang es von Stein zu Stein. Es murmelte und spielte mit dem Moos und den bunten Blumen an seinem Rande, a^s freute es sich der Thalfahrt und all der Herrlichkeiten, die es drunten erwarteten. Mitunter neigte sich ei« stolzes Farren- kraut zu ihm nieder und wollte auch hören, was das Bächlein im Vorrübsrrauschen schwatzte. Aber neckisch spritzte eS ihm die Hellen Tropfen in das gefiederte Blatt und eilte lachend weiter. Die Farrenwedel reckten sich so hochmütig empor über die Blümchen und Moose, als verachteten sie ihre Gesellschaft. Sie sollten auch nicht lauschen, was diesen erzählt wurde. Aber die Sonnenstrahlen waren des Bächleins Spiel kameraden, die klar seinen Grund beleuchteten, wo der runde Kies sein sauberes klares Bett bildete. Nur die Forelle liebte nicht die durchsichtige Helle. Schnell barg sie den schlanken Leib hinter den Stei nen und wurde erst dreister, als die Schatten sich verlängerten und der Hochwald den lustigen Bach aufnahm. Aus dem Bächlein war dort ein Bach geworden. Er hatte die Wasser des Berges all in seinen Lauf ausgenommen und eilte jetzt gewichtiger zu Thal — mit dem neckischen Hüpfen und Springen war es vorbei. Seine Ufer hatten sich erweitert, und es mußte ein kühner Sprung sein, der sie beide nehme» wollte. Sicherer war es, sich den Weg über die