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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050324016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905032401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905032401
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-24
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
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Jagd-Verpachtung. Die Jagdnutzung der Flur Threna, ca. USO Acker ent. haltend, soll anderweit aus 6 Jahre und zwar vom 1. September ISOä btt 31. August 1V11 Mittwoch, den 12. April, nach«. 4 Uhr im hiesigen Gasthofe nach dem Meistgebot, jedoch mit Auswahl der Lizitanten und Ablehnung sämtlicher Gebote, verpachtet werden. Bedingungen vor der Verpachtung. Threna bei Belgershain, den 32. März 1905. 8vdrv«ivr, Jagdvorstand. vrutrcher steicdrlag. ,' 171. Sitzung. O Berlin, 23. März. (Te l e g r.) Bor Eintritt in die Tagesordnung richtete Präsident Graf Balle st rem die Bitte an die Mtglieder des Laufes, sich möglichst kurz und sachlich zu fassen. Zum Titel „Gehalt des Kriegsmmisters" hätten sich noch 17 Redner zum Wort gemeldet. Wolle man die Verein barungen des Seniorenkonvents einhalten und die Etats rechtzeitig fertigstellen, müsse man alles Perfönliäie aus der Debatte ausscheiden. Diese Mahnung des Präsi denten schien auf fruchtbaren Boden gefallen zu fein. Die Abgeordneten Bruhn und Eickhoff, welche die gestrige Debatte über das jüdische Element im Heer und im deutschen Volke überhaupt fortfetzlen, erledigten heute Liefen Gegenstand wesentlich schneller, als dies Ipnst ihre Gewohnheit ist, und auch die übrigen Redner befleihiqten sich merklicher Kürze. Man brachte alte und neue Winsche vor. besprach die Hleischlieferungen für die Armee, die Konkurrenz der Militärmusiker gegenüber den Zrvilmusikern, Bevorzugung der Garderegimenter, Abschaffung der Einjährigen-Schnüre, und was sonst noch in engerem oder loserem Verhältnis zu dem vor- liegenden Stal steht. Man nahm auch Stellung zu den eingebrachten Resolutionen Brockhausen, betreffend weitere Ausgestaltung des direkten Bezuges landwirt schaftlicher Erzeugnisse von den Produzenten, und Stolberg über Revision des Gesetzes über die Naturalleistungen. Die beiden Direktoren im Kriegs- Ministerium, Generalleutnants Sixt v. Arnim und Gall Witz, beschränkten sich auf kurze Erklärungen; Kriegsminister v. Einem erschien erst nach der Bei setzungsfeier für Minister v. Hammerstein. Etwas Leben in die Debatte brachte beute wiederum der Pole Miel- zynski, den der gestrige Hieb des Kriegsministers zu sehr schmerzte, als daß er nicht heute versucht hätte, die erhaltene Abfuhr abzuschwächen und selbst zum An- griff überzugehen. Hast zog er sich dabei einen Ord nungsruf zu. Die Rechte nahm die Ausführungen des polnischen Grafen mit lautem Gelächter auf und unter stützte den Kriegsminister in seiner schlagfertigen Er widerung durch lauten Beifall. Gegen Schluß der Be- sprechung über den Titel „Gehalt des Kriegsministers" kam eS abermals zu einer Debatte über die Judenfrage. Liebermann wurde abgelöst durch Böckler, der so scharf ins Zeug ging, daß ihm ein Ordnungsruf er teilt werden mußte. Sonst war Böckler aber in seinen Ausführungen recht geschickt und wußte sogar die letzte Bremer Kaiserrede seinen Zwecken dienstbar zu machen. Eine Erwiderung Eickhoffs veranlaßte den Kriegs minister, seinen Standpunkt dahin zu präzisieren, daß di« jüdische Religion niemals der Grund fein könne, jemand von der Beförderung auszuschließen. Um 7Ve Uhr war die Rednerliste erschöpft. Tie Resolution Stolberg wurde aus Geschäftsordnungsgründen zurückgezogen. Die Abstimmung über den vorliegenden Teil des Etats und die Weiterberatung erfolgen morgen. O Berlin, 23. März. (Telegr.) Am Bundesratstische: Kriegsminister v. Einem, Gene- ralleutnant ».Endres. Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Beratung des Militäretats. Präsident Graf Ballestrem: Ehe wir in die Tagesordnung «intreten, möchte rch an die Herren Kollegen eine Bitte rich ten. Nachdem wir anderthalb Tage bereits über das Gehalt des Kriegsministers verhandelt haben, sind zu demselben Titel noch siebzehn Redner vorgemerkt. (Bewegung.) Wenn wir die Vereinbarung halten wollen, die im Seniorenkonvcnt ge troffen wurde, muß ich die dringende Bitte an die Herren Kollegen richten, sich in ihren Ausführungen zu beschränken. Zu dem Titel Krieasminister ist noch eingeaangen eine Resolution Müller- Saaan: Die verbündeten Regierungen Mögen ihre Bereitschaft erklären, noch im nächstjährigen Etat die Mittel zur Deckung der Kosten für die den Mannschaften des Heeres und der Marine im Falle der Urlaubserteilung alljährlich oder doch mindestens einmal während der Dienst- zeit für eine Reife in die Heimat, unter tunlichster Gestattung der Benutzung von Schnellzügen, und die zu gewährende freie Hin- und Rückfahrt aus deutschen Eisenbahnen bis zum Höchst- betrage von anderthalb Millionen Mark zu bewilligen. Abg. Wamhoss jnatl.j: Die Sozialdemokraten haben sich diesmal in Bezug aus die Militärmitzhandlungen etwas zu- rückgehalten; hossentlich haben sie eingesehen, daß sie der Sache am besten dienen, wenn sic sich in diesem Punkte Beschrän kungen auferlegen. Den Wunsch, daß bei der Aushebung vor- sicklig verfahren Verde, teile auch ich. Diese gebotene Rück sicht läßt sich um so eher üben, als auch nach Vermehrung der Friedenspräsenzstärke iwch immer keineswegs alle Tauglichen zur Einstellung gelangen. Die völlige Beseitigung des Parademarsches kann ich nicht wünschen; auch er Hal sein« guten Seiten. Eine Disziplin, wie sie für eine schlagfertige Armee unbedingt notig ist, kann man von einem Volksheer nach dem Geschmack Ledebours nicht erwarten. Das fran zösische Volksheer, welches 1870 aus dem Boden gestampft wurde, hat gewiß zuerst Siege erfochten, aber sehr bald ging es mit seiner Subordination bergab. (Beifall bei den Natw- nalliberalen.) Abg. Bruhn (d. Reform».): Wir erwarten auch von der Heeresverwaltung jede Forderung des Mittelstandes und des Handwerks. Den Zivümusikern wird durch die Militär kapellen sehr große Konkurrenz gemacht. Der Verband der Zivilmusiker verlangt ein gänzliches Verbot des gewerblichen Musizierens der Militärmusiker. So weit möchte ich zwar nicht gehen. Es wäre aber erwünscht, daß Teile von Militär kapellen den Zivilmufikcrn nicht Konkurrenz machen dürfen. Außerdem sind viele kleine Orte um eine Garnison gekommen; das ganze Gardekorps ist in Berlin zusammengezogen, während andere große Bezirke von Militär entblößt sind. Abg. Eickhofs hat wieder die von jüdischer Seite verbreitete Le gende, daß Kaiser Friedrich den Antisemitismus eine Schmach des Jahrhunderts genannt habe, vorgebracht. Das ist ein Märchen. Hans Delbrück schreibt, daß im Jahre 1883 auf einem Spaziergänge ein Vertreter dem Kronprinzen gesagt habe, was soll denn werden, wenn alle Rittergüter in der Mark aus ihrem bisherigen Besitz in den Besitz Lewins und Cohns übergingen? Der Kronprinz meinte: „Ja, ja, man Hütte früher etwas tun sollen". Der gewiß unverdächtige Zentrumsabgeordnete Hitze hat einmal gesagt: Wer sich nicht durch Phrasen täuschen laßt, muß anerkennen, daß die Juden im Begriffe sind, die wirtschaftliche Weltherrschaft bei allen Nationen zu erringen. Wehe, wehe dem deutschen Volke, wenn alle seine Söhne so dächten, wie der Abg. Eickhoff. Abg. Eickhoff (sreif. Vp.): Für die Aeußerung des damali- gen Kronprinzen, späteren Kaisers Friedrich, daß der Anti semitismus eine Schmach des Jahrhunderts sei, kann ich fol gende Belege Vorbringen: Die Aeußerung Kaiser Friedrichs wird bewiesen durch ein Schreiben des Admirals v. Stosch aus Rheingau vom 27. März 1893, welches lautet: Von der Unterhaltung des damaligen Kronprinzen mit dem Geh. Kom merzienrat Magnus nach der Sitzung der Viktoria National- Jnvalidenstistung im Jahre 1880 bin ich nur Augenzeuge, nicht Ohrenzeuae gewesen; ich weiß, daß Herr Magnus un mittelbar nach dem Fortgehn Seiner Kaiserlichen Hoheit die sen Ausspruch des hohen Herrn, der die antisemitische Be wegung scharf verurteilte, seinen Genossen erzählte. Ich er achte den verstorbenen Magnus für einen Mann, der ganz außer Stande war, etwas anderes zu berichten, als die un bedingte Wahrheit. Zweites Zeugnis: Am 8. April 1892 hat hier in Berlin vor dem Notar Justizrat von Simson, einem Sohne deS früheren Reichstagspräsidenten, eine Verhandlung stattgefunden. Hier hat der älteren Herren noch bekannte Schriftsteller Dr. Moritz Gumbinner zu Protokoll gegeben: Ich befand mich als Berichterstatter in der Generalversamm lung des genannten Vereins und war Zeuge einer Unter redung, welche der nachmalige Kaiser Friedrich mit dem Ge heimrat Magnus hatte. Ich habe den ganzen Inhalt der Unterredung nicht vernehmen können, aber ich erinnere mich deutlich, daß das Thema die antisemitische Agitation war und der Kronprinz die Worte gebrauchte, er habe bei seinem Auf enthalte im Auslände von den hiesigen Vorgängen Kenntnis genommen und sich der Scham nicht erwehren können. Ein drittes Zeugnis bildet ein Schreiben unseres früheren Mit gliedes v. Bunsen an MagnuS, nach welchem die Kronprinz zessin die Hoffnung ausgesprochen hat, daß der Kaiser Fried rich den Antisemitismus mit derselben Schärfe verurteile, wie sie ihn selbst mißbillige. Danach kann ich das Urteil über diese Sache ruhig der Geschichte überlassen. (Beifall links.) Abg. Dr. Walia» (natl si Wir werden der Resolution des Grafen Stolberg gern zustimmen. Es steht außer Zweifel, daß die Entschädigungssätze in keinem Verhältnis zu den Naturalleistungen stehen. (Zustimmung.) Tqs ist ja auch von der Militärverwaltung anerkannt worden, muß nun aber auch zur Tat werden. Die dreijährige Dienstzeit belastet haupt sächlich di« ländliche Bevölkerung. Die Vergebung der Fleischlieferung gibt zu großen Klagen Anlaß, die bereits in einer Petition des Deutschen Fleischerverbandes an den Reichstag Ausdruck gefunden hat. Der kleine Handwerks meister kann gar nicht daran denken, sich an der Lieferung zu beteiligen. Die Regel ist, daß ein großer Unternehmer sich der Sache bemächtigt. Es wird dadurch auch unsere ländliche Produktion ausaemerzt. Der Großmetzger läßt daS Fleisch aus dem Auslände kommen, unsere Metzger Haden daS Rach ehen. Ick bitte dringend den Kriegsmmister, von den Be- chwerden der kleinen Metzger Notiz zu nehmen und dafür zu oraen, daß die Fleischlieferung wieder mengenweffe vergeben wird, dann werden die Müitärlasten, wie ein früherer Kmegsminister sagte, wie besruchtender Regen wieder aus das Handwerk fallen. (Beifall.) Abg. Storz (dtscb. Volks».): Noch heute gibt es in der Armee bevorzugte Regimenter; ich denke da an die Garde; dann gibt es feine und weniger seine Regimenter. Die Re gimenter an der Grenze haben einen sehr scharfen Dienst, sie gelten als weniger fein. Es besteht die Gefahr, daß die re präsentativ« Gewandtheit die militärische Tüchtigkeit über wiegt. Ferner tritt eine Bevorzugung des Adels hervor. Auch beim Reserveossizierersatz scheint eine gewisse Rücksicht auf die Familieninteressen und konfessionelle Exklusivität auS- ichlaggebend mitzuwirken. Die jüdische Bevölkerung em pfindet diese Zurücksetzung sehr schmerzlich. Eine gewisse Aus lese muß sein, aber stets muß der Gesichtspunkt der Gleich berechtigung feftgehalten werden. Die Resolution Stol berg, betreifend angemessenere Vergütung der Emquartte- rungslasten scheint uns durchaus gerechtfertigt, ebenso die Resolution Erzberger wegen Ergänzung der Ueoersichten über die Ergebnisse des Heeresergänzungsgeschästs durch Angabe darüber, ob die Rekruten zu zwei- oder dreijährigem Dienst ausgehoben sind. Desgleichen unterstützen wir die Resolution Müller. Aba. Rogoü« p. Bieberstein (dkons.j: Erfreulicherweise haben sich schon gestern die meisten Redner für die Resolution Stolberg ausgesprochen. Bereits im Vorjahre hatte die Bud getkommission einstimmig den Standpunkt eingenommen, daß der gegenwärtige Satz der Naturalverpslegung von 80 Psg. absolut unzulänglich ist; die Erhöhung um 20 Pfa. ist zwar auch noch unzulänglich; aber legt man diesen Betrag zu Grunde, so würde für das Deutsche Reich im ganzen ein Be trag von zwei Millionen entstehen, also ein keineswegs beson ders erheblicher Betrag. Abg. Mattscn hnatl.) äußert Wünsche in Bezug auf die Lieferung von Pferden und ersucht die Verwaltung um frühere Eröffnung der Konservenfabriken in Schleswig-Holstein. Generalmajor Wallwitz: Mit der garnisonweisen Fleisch verpflegung glauben wir im Interesse der Armeeoerpslegung einen Schrist vorwärts gegangen zu sein. Händler und Nichtfachleute sind durch die bestehenden Bestimmungen aus geschlossen. Em Ausschluß der kleinen Fleischermeister be- teht nicht, weil Gruppenbildungen ausdrücklich vorgesehen ind. Alle Halbjahre wird die Auswahl neu vorgenommen, worin eine Garantie gegen die Monopolbildung liegt. Daß wir von der Menagebeschaffung zur garnisonweisen Beschaf fung übergegangen sind, lag darin begründet, daß der Bezug von wenigen Stellen die Kontrolle für gutes Material durch die Beamten wesentlich erleichterte. Bezüglich des Wunsches auf frühere Eröffnung der Konservenfabriken liegen Inter essengegensätze innerhalb des Reiches vor. In Holstein wünscht man Eröffnung am 1. Oktober, weil dann bereits das Vieh mastreif ist, in anderen Landesteilen drängen die Besitzer auf viel spätere Eröffnung. Es kommen aber auch unserer- seits Rücksichten hinzu. Die Konservenfabriken arbeiten im Winter; im Sommer ist das Personal in der Landwirtschaft beschäftigt. Wir müssen also den Anfang und das Ende des Betriebes nach dem Ende oder Anfang der anderen Beschäf tigung der Leute einrichten. Abg. Kern (dkons.): Die Ouartierleistungen sind tatsächlich ganz außerordentlich und müssen als solche auch bei der Be messung der Vergütung behandelt werden. Redner führt aus seinem Kreise eine Reihe von besonders schweren Fällen an. Abg. Oertzcn (Rp.): Wir stimmen ebenfalls für die Reso lution Stolberg, die wohl bereits ausreichend begründet ist. Auch die Resolution Müller-Sagan werden wir akzeptieren. Es ist eine große Härte für die Mannschaften, wenn sie aus Mangel an Mitteln die ganze Dienstzeit in einer fremden Garnison festgehalten werden und ihre Heimat nicht zu sehen bekommen. Nach dem Pensionsgesetz erhalten die Invaliden eine Pension nur dann, wenn sie nachweisen, daß sie sich eine Beschädigung im Dienste zugezoaen haben. Dieser Nach- weis ist ost,sehr schwer. Man sollte doch eine mildere Praxis in der Auslegung des Gesetzes eintreten lasten. Abg. Pauli-Potsdom (d.-konf.): Die Zivilairwärter kommen mit etwa 27 Jahren, die Militaranwärter mit 33 Jahren zur Anstellung. Wenn man die Armee vermehrt, muß auch für eine genügende Unterkunft der Unteroffiziere im Zivildienst Sorg« getragen werden. Was di« Resolution Muller-^Saaan be- trifft, so stimme ich persönlich für dieselbe. Hinsichtlich der Einauiartierungslasten möchte ich darauf Hinweisen, daß die Dörfer in der Nähe von Döberitz durch Einquartierung in un- gehsurer Weise überlastet werden. Es muß mehr für Unter- kunftSräum« für die Truppen gesorgt werden. (Beifall.) Abg. Mielzynski (Pole): Der Kriegsminister hat mir gestern vorgeworfen, daß ich am Anfang der Rede gesagt hätte, ich würde nicht scharf sprechen und es nachher doch getan hätte. Allerdings habe ich mich etwas scharf in Bezug auf einige Maßregeln der Militärbehörde, Boykott, Lokal verbot usw., geäußert, und einige markante Fälle vorgebracht. Was ich von dem Boykott des OstmarkenvereinS gesagt hab«, davon nehm« ich kein einziges Wort zurück. Wenn jemand mit vollem Bewußtsein zum Ostmarkenverein gehört und jemand das billigt, dann spreche ich ihm jeden Augenblick meine Verachtung aus. (Hort, hört!) Jawohl! (Heiterkeit.) Vizepräsident Stolberg: Herr Abgeordneter, Sie haben gestern vom Ostmarkenverein als solchem gesprochen, heute haben Sie sich gegen einzelne Mitglieder des Vereins ge- wendet, ich setze voraus, daß Sie damit kein Mitglied des Vereins meinen, das zugleich Vtttglied des Hauses ist. (Heiterkeit.) Abg. Mielzynski (fortfahrend): Ich habe absolut nicht ge- mußt, daß die Möglichkeit vorhanden »st, daß irgend einer der Kollegen des Hauses diesem Verein angehört. - (Heit«rke»t.) Der Angriff des Ministers gegen di« Art unserer Material- sammlung war durchaus unbegründet. Wir bringen unser Material nicht arrders zusammen, als alle anderen Abgeord- neten.. Kriagsminrster v. Einem: Der Abgeordnete Mielzynski meint, der offizielle Boykott sei schlimmer als der Privat boykott. Aber der Boykott, den die Polen eingefübrt haben, ist ein vollständig offizieller Boykott; die Polen folgen ihren Führern aufs Wort. Der Abgeordnete Mielzynski wundert sich, daß die Polen jetzt nicht mehr das minderwertige Volk seien. Ich frage ihn: Haben sie das, was sie jetzt sind, aus eigener Kraft erreicht oder nicht vielmehr durch di« Maß regeln der preußischen Regierung? (Sehr richtigl rechts.) Abg. TreuenselS (d.-konj.): Die gestrige Antwort des Generalmajors Gallwitz hat mich nicht befriedigt. Für dis kleineren Besitzer, denen man in der Erntezeit die Fuhrwerke fortuimmt, ist das eine große Härte. Auf die Unterkunft der Fuhrwerke und Führer ist beim letzten Manöver nicht di« ge ringste Rücksicht genommen worden. Deshalb sollte Vas Naturalleistungsoeietz revidiert werden. Wenn «s den Gene ralmajor v. Gallwitz traurig stimmt, daß die Beschwerden von dieser Seite kommen, so könnte «s der Heeresverwaltung angenehmer sein, wenn sie von befreundeter L>«ite auf ihre Fehler aufmerksam gemacht wird, als wenn daS von prin zipiellen Gegnern der Armee geschieht. Generalmajor v. Gallwitz: In den meisten Fällen ist «s uns gelungen, Vorspann zu mieten, aber was uns fehlte, mußt« beigelrieben werden. Ein« ungleichmäßig« Heranziehung lag nicht in unseren Intentionen; daß aber gewisse Ortschaften nicht herangezogen wurden, kam daher, daß in der Anlage des Manövers kurz vor Beginn eine Aendemng vorgenommen wurde. Abg. Liebermann v. Sonnenberg (wirtsch. Vg): Bruhn hat lediglich vergessen, daS OffizierwarenhäuS zu erwähnen. Ich unterstütze den Wunsch lebhaft, daß die Militärverwaltung ffir die Schcwen eintritt, di« durch die Musterungen entstehen. Ich muß seftstellen, daß nicht von meiner Seite di« Juden frage in das HauS gebracht worden ist, sondern immer wiwer von feiten der freisinnigen Parteien, insonderheit vom Abg. Eickhoff. Es wird sich fragen, ob «r seine Auftraggeber im Lande auf die Dauer damit befriedigen wird. Redner läßt sich dann mit großer Breite über den angeblich sin Jahr« 1870 mit dem eisernen Kreuz dekorierten MoseS Bier aus, über den schon gestern polemisiert wurde. Der Abg. Eickhoff hat behauptet, daß die Juden gern ihr Bestes für daS Vater land geben. Aber bei der Kriegsanleihe 1870 zeichneten jüdische Bankiers für die französische Anleihe und gaben ihr Geld nicht für das Vaterland, aber für den Feind de- Vater» andes. Das Märchen von der körperlichen und der militäri- chen Gleichwertigkeit der Juden und Deutschen wird durch sie Statistik widerlegt. Auch die Juden selber fürchten sich >avor, daß ihre Leute im Heere vielleicht nicht ganz zuver- ässig sein können. Ein Oberrabbiner hielt eS für notwendig, dem preußischen Kriegsministerium vorzuschlagen, in den Fahneneid für Juden den besonderen Passus einzufügen, daß sie ohne die mindeste Hinterlist schwören. Der Oberrabbiner wird ja seine Leute wohl gekannt haben. (Heiterkeit.) Ich glaube, dre Juden werden bei unS in der Armee ganz richtig behandelt. Es gibt keine gesetzliche Bestimmung, die ver bietet, daß Juden Offiziere werden, oder daß man jüdische Zweffährigfrciwillige zurückweise. Wenn man daS aber tut, hat man eben seine guten Gründe. Ich überlaste Lickylsif den Verhimmelungen der Judenpresse. Das ist für erneu Mann von Kopf, Herz und Geschmack eine schwere Strafe. (Beifall bei den Anns.) Abg. Kovsch (freis. Vv,): Die Judenfrage ist von anti- semitischer Seite in die Debatte gezogen worden, nicht von freisinniger Seite, z. B. bei der MehreinstellungSfrage. Wir haben nur die Angriffe zurückgewiesen, die gegen Staats bürger wegen ihres Glaubens oder ihrer Abstammung ge richtet wurden. Die Klagen der Zivilmusiker sind schon im Vorjahre zur Sprache gebracht worden. ES wurde damals von der Verwaltung auf den allerhöchsten Erlaß bingewiesen, der Abhülfe für die Zivilmusiker bringen sollt«. Der Präsi dent deS allgemeinen MusikerverbandeS hat daS Kriegs ministerium gebeten, ihm den Wortlaut deS allerhöchsten Er lasses mitzuteilen; das wurde abgelehnt. Ich würde dem Minister dankbar sein, wenn er wenigstens uns von dem In halte des ErlasteS Mitteilung machte. EtatSmäßig sollten 466 Musikkorps mit 12 761 Musikern vorhanden sem, tatsäch lich sollen aber 560 MusikkorpS mit 17 692 Musikern , vor handen sein. Ich möchte um Auskunft bjtten. ob dasrrchtig ist. Wie werden die Kosten für die überschseßenden Musiker aufgebracht? Die Zivilmusiker verlangen nicht Unterstützung vom Staat, sondern nur, daß er sie nicht schädigt. Familie Die Beerdigung findet Sonnabend früh 11 Uhr auf dein neuen Reudnitzer Friedhöfe statt. Die überaus herzliche Teilnahme, die mir beim Hinscheiden meiner geliebte« Schwester von allen Seiten entgegrngrbracht wurden war mir tu dieser schwere» Zett ein rechte» Trost, für den ich hiermit meine» herzlichste» Dank auSsprrch«. Leipzig, Köllig Johanll-Straße 2; de» 83. Mär, 190b. EsLLstts Oonrack im Name« aller Hiltterbliebene«. Men Freunden und Bekannten zur traurigen Nachricht, daß unsere liebe, gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und Urgroßmutter FkM Llluua oerw. kissdorsv« geb. heute früh V,1 Uhr im 78. Lebensjahre i» Meran nach kurzem Krankenlager sauft entschlummert ist. Um stille« Beileid bitten Meran-LbermaiS, Billa Abendheim, am SU März 1S05. Lmm» geb. Apotheker, Leipzig, »»gleich t« Name« per Enkel und Urenkel. LMt Allgemeiner Turnverein ru Lchrig. Tnrnerstratze Nr. 2. Eingetragener Verein. Städtische Turnhalle. Gegründet 80. Juli 184». Am 21. März verschied der frühere Vorturner und Turn» »M-lep lehrer unseres Vereins, Ssrr rrivärlvk Loßntt LrassoU. Seit dem 4. Juli 1849 ist er als Vorturner, dann als HülfSturnlehrer, und vom 16. März 1860 als ständiger Turnlehrer in unserem Vereine tätig gewesen, bis ihn die Rücksicht auf seine Gesundheit nötigte, am l. Oktober 1881 in den Ruhestand zu treten. Wir werden ihm in dankbarer Anerkennung seiner langjährigen, treuen und gewissenhaften Mitarbeit ein ehrendes Gedächtniß für all« Zetten bewahren. Leipzig, den 23. März 1905. 0er lurnrst unci clis Vorlurnersoiiasl. ll. Tlnotco, Vorsitzender. k. llvntrsebel, Vorsitzender. Ltatt besonderer Meldung. Heute morgen °/»1 Uhr entschlief nach langem, schwerem Leiden meine liebe, gute Frau, unsere Schwester, Schwägerin, Tante und Großtante Frau Therese Sophie Metz geb. Neumann im 69. Lebensjahre. Die- allen lieben Verwandten, Freunden und Bekannten zur traurigen Nachricht mit der Bitte um stille- Beileid. Leipzig und Hamburg, den 23. März 1905. Loni» Metz nebst übrigen Hinterbliebenen. Die Trauerfeier findet Sonntag, den 26. d. M., vormittag» 11 Uhr in der Kapelle des JohanniSfriedhofeS statt. Di« Beerdigung erfolgt um 10 Uhr vom Trauerhause Uferstraße 18 aus. Mittwoch früh verschied nach langem schwere» Leiden unser lieber Sohn und Bruder im 22 Lebensjahre. Dies zeigt tiefbetrübt an Leipzig-Reudnitz, den 22. März 1905. MthäikirGs alte bestrenommitte Beerdigungsanstalt, übernimmt die Ausführung von Beerdigungen aller Art, sowie di« Ueberführung Verstorbener nach und vou auswärts, zu dem vom Rath der Stadt Leipzig genehmigten Tarif. Malen: R 6 o I 8, IN 6 n. Loki OrlvntLUsvdv Lvllm, Lnsedvn, 8ttellvrelen «1«. Neue Sendung eingetroffrn. Kunststopferei für Sathartnenstr. S, m. Telef. 7583. waldp-nsionat. kkeebrul Ludwin s. Töcht. geb. St. jed. Alt. z. Kräft. d. Gesundh. u. Fortb.; Wissensch„ Sprach., Mus, HauSh., fein. Umgangsform. Fr. Baurat von Lv^er. Bewahranstalt für sittlich gefährdete Schulknaben Die Ausstellung der Gewinn,eaenstände und der Looseverkauf zum Besten de« ZillerstifteS finden vom 20. bi« 27. März, Bonn, vou SV, bi» 1 uud Nachm. von SV, bis 6 Uhr im RestaurationSsaale de» Kaufhause» statt. Vie krslleinereinixiiiix äes rillemreiiis. kostLlortt-rrödsldnns, DdowLttusstr. 18. LmwtLsvardUost» LnsstsUanß LM 2b. nnä 26. Nnr» tL^Ilok von 10—7 llbr. Ltll tritt kret. vosoll8vdLtt lÄnna. Di« Mitglieder der Gesellschaft Iduna »u Leipzig werden z» der «ßvn F. iso», s vkp b«i kttzing E velbig, hier, Peter-sttaße SS, kleiner Saal, stattfiudeudeu eingrladen. Tnge-ordnnng: Rechnungslegung. Erteilung der Entlastung a» dm Borstmid. Aufnabme ordentlicher Mitglieder. Borslandswahl. Ickru»». vr. Lemlng, Direktor, vr. Lrotoeluumu», Syudtcu». dr. Loo, Kassierer.
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