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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich HMb-SMM für Müorf, ZödW, Zemdorf, Wsdorf, ZI Wm, Knimchsstt, Ummm md M«. Aintsblatt für den Ltadtrat zu Lichtenstein. - -------- — ———--- 46. Jahrgang. — —. Nr. 38. Sonnabend, den 15. Februar 1896. Dieses Blatt «scheint t»glich (außer Sonn- und Festtags) abend» fiir den folgend«, Tag.' Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennige. — einzelne Nummer 16 Pfennige. — Bestellung«, nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalteu, Postbaten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werde« di« diergefpak-M SmpuWM oder deren Baum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 1V Uhr. Sparkaffen-Expeditionstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. WekZMK tWUchMA Der «ach Mülss« St. Niklas führende CoMMNnieatio«sweg, von der hiesigen Gartenstraße bis zum Bahnübergänge, bleibt wegen vorzuneh- mender Baulichkeiten an demselben bis a«f weiteres für allen Fahr- n«d Futzverkehr gesperrt. Callnberg, am 14. Februar 1896. Der Bürgermeister» Prahtel. BKlMNtWKchMH. Künftigen Dienstag, als den 18. Februar dss. Js«, von 4 bis <S Uhr nachmittags soll das Wegebesferu«gsmateriah und zwar circa LVO «dm Ga«d aus Lobsdorf, sowie der nötige Deckfand, auf die hiesige Dorfstraße zu fahren, vergeben werden. Daraus reflektierende Fuhrwerksbcsitzer wollen sich zur bestimmten Zeit im Lehmanx'fchen Gasthof einfinden. Rüsdorf, den 15. Februar 1896. Der Gemeiuderat daselbst. Engel, G.-V. LagKSseschichKA. * — Lichtenstein, 14. Febr. Ueber Herrn Concertsänger Fricke, welcher demnächst den Haupt part in der Landsknechtsaufführung des MusikvereinS am 26. d. M. singt und welcher vom Sängerfeste 1893 zu Lichtenstein her Wohl noch in vorteilhafter Erinnerung leben dürfte, schreibt das „Chemnitzer Tageblatt" unter dem 13. d. M.: „Der Baritomst Gustav Fricke aus Chemnitz, welcher zur Zeit behufs seiner weiteren Ausbildung das Kgl. Konservatorium zu Dresden besucht, hat dieser Tage in einer Prü fungsaufführung recht günstigen Erfolg erzielt. Er sang die Szene Wolframs aus „Tannhäuser" „Wie Todesahnung". In einem Gerichte über diese Prü- fungsaufführung heißt es unter anderem: „Die Stimme des Herrn Fricke — genommen — ist ein echter, schöner Bariton voll Wärme und Tragfähig keit, sowie angenehmer Schulung. Die deutliche Tcxt- aussprache deS Sängers fiel angenehm aus". * — Plötzlich, in vollster Gesundheit stehend, wurde in vergangener Nacht der Dekorationsmaler Herr Emil Thonfeld hier vom Tode ereilt. Eine zahlreiche Familie betrauert den so plötzlich Ent- risfenen Gatten und Vater. — Wie es in der Welt steht. Es will Frühling werden, auch im politischen Leben giebt es ein reges Wehen und Strömen, das vor Allem im deutschen Reichstag dem neuen bürgerlichen Gesetzbuch für das deutsche Reich zu Gute kommen dürfte. Die Neigung, das wichtige nationale Werk noch in dieser Session fertig zu stellen, ist groß, und hoffentlich giebt es keinen Spätfrost, welcher das gute Wollen ertötet. Der Reichstag hat die Gesetzesvorlage über die Ab änderung der Gewerbeordnung, welche besonders neue Vorschriften über das Hausierwesen bringt, in erster Lesung beraten; die zweite Lesung findet sofort im Plenum des Haufes statt, ein Zeichen, daß eine Mehrheit für daS Gesetz vorhanden ist. Auch die Er klärung des Reichskanzlers, daß die verbündeten Re gierungen keine neuen Schritte in der Währungs frage ergreifen wollen, weil momentan die Aussichten für praktische Resultate gering sind, ist auch durch gesprochen. Die Meinungen sind wieder hart auf« einaudergeplatzt, es bleibt aber bei dem, was Fürst Hohenlohe mitgeteilt, ein anderweitiger Beschluß ist nicht gefaßt. Zur Sprache kam auch die Lage der Konfektionsarbeiterinnen, die jetzt in den Großstädten, ! voran Berlin, vielfach einen Streik begonnen haben. > Daß es den Arbeiterinnen gerade nicht zum Besten ' geht, ist allgemein anerkannt. Berlin scheint in die sem Jahre überhaupt wieder einen Streikfrühling bekommen zu sollen, eine Arbeiten-Einstellung, neben der großen Arbeiten-Ausstellung. Die Transvaal frage beschäftigt den Reichstag gleichfalls, er hat darüber auch eine Sammlung von diplomatischen Aktenstücken erhalten. Die Sache ist aber jetzt zu einem gewissen Stillstand gekommen, und Weiteres wird von dem Gange der Reformen abhänge», die im Transvaallande zu Gunsten der Ausländer vor bereitet werden. Der Präsident Krüger will nach London kommen, um wegen dieser Reformen mit dem britischen Ministerium persönlich zu verhandeln, er verlangt aber Garantie dafür, daß nur Dinge behandelt werden, welche auch die Buren selbst zur Sprache zu bringen gewillt sind, nicht etwa das, waS nur die Engländer wollen. Das englische Par lament eröffnet die Thronrede, bringt aber nichts Besonderes und geht über die schwebenden auswär tigen Fragen mit großer Vorsicht hinweg, ohne über die Lösung Bestimmtes verlauten zu lassen. Auch bei den verschiedenen Anfragen, die im Parlament schon gestellt, blieb die Regierung zurückhaltend. In Paris sind in den Kammern allerlei Skandal-Geschichten weiter verhandelt, und das Ministerium Bourgeois hat davon reichlichen Aerger gehabt. Bis zu einer ernsten Attacke auf seinen Bestand ist es aber «och nicht gekommen, immerhin soll es aber doch etwas erschüttert sein. Nachrichten von einem großen Auf stande auf der Insel Madagaskar wurden verbreitet, erwiesen sich aber als übertrieben. Die Italiener und Abessyuier stehen sich auf dem Kriegsschauplätze in geringer Entfernung einander gegenüber. Der italienische General sollte sich zu einem entscheidenden Angriff noch nicht stark genug fühlen und Verstärkung verlangen. Freiherr von Hammerstein ist von den italienischen Behörden an die deutschen ausgeliefert l und bereits im Berliner Untersuchungs-Gefängnis j angekommen. Fürst Ferdinand von Bulgarien wird nunmehr auch zum Lohn für den Glaubenswechsel seines Sohnes die bisher noch ausstehende Anerken nung finden. Der Sultan Hai diese bereits ausge- sprachen, die anderen Mächte, Rußland an der Spitze, werden folgen. Eine öffentliche Exkommunikation des Fürsten von feiten des Papstes unterbleibt, doch haben die katholischen Geistlichen in Bulgarien be reits die Anweisung erhalten, den Fürsten vom Sa- krameniesprechen auszuschließen und die Fürbitten für ihn einzustellen. In Konstantinopel haben zahlreiche Verhaftungen jüngerer Offiziere und Privatleute unter dem Verdacht einer Verschwörung stattgesun den. In Cuba herrscht der alte Jammer unvermin dert weiter. — Dresden, 13. Febr. Die zweite Kammer setzte in Gegenwart Ihrer Excellenzen der Herren Staatsminister v. Metzsch, v. d. Planitz, Dr. v. Seyde witz und von Watzdorf, sowie der Herren Geh. Rat Meusel, geh. Finanzrat Dr. Ritterftädt und geh. Regierungsrat Merz die allgemeine Vorberatung über da« Kgl. Dekret Nr. 21, die Gesetzentwürfe, Wahl- rechtsabänderung betreffend, fort. Zunächst ergriff Vizepräsident Georgi das Wort und widerlegte zu erst die gestrige» Ausführungen des Abg. Schubert. Die Vorlage vertrete gerade die Interessen des Mittel standes, der als zweite Klasse das Zünglein der Wage bilden werde. Eine Erhöhung des Zensus, der Schubert nicht abgeneigt gewesen sei und vie der Regierung doch eigentlich nach der historischen Ent wickelung der Dinge näher gelegen hätte, wäre wahr haft reaktionär gewesen und man sei der Regierung dankbar, daß sie auf eine solche Erhöhung des Zen sus nicht zugekommen sei. Die Sozialdemokratie habe gestern wie gewöhnlich zwei Gesichter gezeigt: ei« friedlich-harmloses, und ein drohend revolutio näres. DaS friedlich harmlose Gesicht sei freilich notwendig gewesen, um alle die Anführungen von Entrechtung, Klassenpolitik und Vergewaltigung Vor bringen zu können. Wenn Geyer die Nationallibe ralen gestern als Landesverräter verdächtigt habe, so werde damit nicht verwischt werden, daß die So zialdemokratie sich immer zu den Feinden des Vater landes gehalten habe, jede Ausgabe für Stärkung des Reiches als verdammenswerten MilitärismuS bezeichne und bei jedem Konflikt mit dem Auslande auf dessen Seite stehe. Der Vorwurf, daß mit dem Entwurf Klassekpolitik getrieben werde, sei unwahr, und zu diesem Borwurfe seren die am wenigsten berechtigt, die offen erklärten, nur Klassenpolitik zu treiben und in Feindschaft gegen einzelne Klassen zu leben. Schließlich beantragte Abg. Georgi die Ueber- weisung des Entwurfs an die Gesetzgebungsdeputation. Hiernach sprach Abg. Stolle-Gesau gegen den Ent wurf, und tadelte insbesondere, daß die indirekten Steuern bei Ermittelung dss Steuerbetrages außer Acht gelassen würden. Abg. Preibisch begründete, warum er entgegen der Mehrzahl seiner national liberalen Parteigenossen gegen den Entwurf stimmen werde: er halte den Entwurf nicht für notwendig und, da er die Agitation vermehren und Mißmut er regen werde, für schädlich. Namens der Minderheit der nationalliberalen Partei, der Abgg. Rollfuß, Richter-Großschönau, Kästner und Preibisch, erklärte Abg. Rollfuß aus den von Preibisch angeführten Gründen de» ablehnenden Standpunkt dieser Minder heit, die für eine Ueberweisung des Entwurfs an die Gesetzgebungsdeputationstimmen werde, in der Hoff nung, daß ihre Vorschläge doch noch vielleicht Be rücksichtigung finden würden. Hiernach trat Abg. Matthes sehr warm für die Vorlage ein, während Abg. Theuerkorn sich dagegen aussprach. Wetter behielt sich Abg. Huste seine endgiltige Entschließung bis nach Rückkehr des Entwurfs aus der Deputation vor. Gegen die Vorlage sprachen noch die Abgg. Dr. Minckwitz und Schubert, für dieselbe Abg. Behrens. Bei Schluß der Redaktion sprach der Abg. Horst. Die Debatte dauert fort. — Glauchau, 12. Febr. Zufolge Verord nung des evangelisch-lutherischen LandeskonsistoriumL vom 1. Februar dieses Jahres macht sich sür die bevorstehende VI. evangelisch-lutherische Landessynode im XLI. die sämtlichen Parochien der Ephorte Glauchau umfassenden Wahlbezirke an Stelle des ausgeschiedenen Superintendenten Weidauer zu Glauchau und des verstorbenen Oberamtsrichters Strauß die Neuwahl eines geistlichen und die Ersatzwahl eines weltlichen Abgeordneten nötig. Zur Abhaltung der vorge schriebenen Wahlversammlung und Vornahme der Wahlen ist der 11. März d. I. v. evangelisch-luthe rischen Landeskonsistoriums festgesetzt worden. — Rochlitz, 12. Febr. Ein bedauerlicher Un glücksfall ereignete sich hier am Sonnabend. Bei dem in der Zwickauer Straße wohnhaften Markt helfer Voigt war dessen Mutter mit dem 3jährigen Söhnchen von Voigt's Bruder zu Besuch gekommen. I» einem unbewachten Augenblick ergriff der Kleine eine aus Unvorsichtigkeit auf dem Fensterbrett stehen gebliebene Flasche mit Schwefelsäure und trank da von. DaS arme Kind erlitt dadurch so schwere in nere Verletzungen, daß es noch am Sonnabend unter entsetzlichen Schmerzen verstarb. — Riesa, 12. Febr. Heute vormittag wur den auf Lessaer Flur zwei Leichname aus der Elbe gelandet. Der eine ist der eines Mannes von viel leicht 25 Jahren, der andere der einer Frauens person von etwa 23 Jahren. Beide sind gut ge kleidet; der Mann trägt blauen Ueberzieher, dunkle Hosen, schwarze Pulswärmer und neue Stiefel, die Frauensperson grauen Ueberrock, rotbraune Blouse