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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich ßWfk-ZnzeiW für LOdois, Mdßtz, Am^orf, Mrdorf, A LOim, Leinri^M, Um« md Mls«. Anrtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. -- - —— — 46« Jahrgang. > ————-—————— Rr. 25. Freitag, den 31. Januar 1896. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag.' Bierteljährlich« Bezugspreis 1 Mark LS Pfennig«. — Einzelne Nummer 1V Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräg« entgegen. — Inserate werd« die viergespaltoee Sorpwk^e oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. —> Annahme d« Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BMMtMÄchMg. Am I. Februar dss. Js. wird der I. Termin der diesjährigen Grundsteuer nach 4. Pfg. von jeder Steuereinheit fällig. Derselbe ist den gesetzlichen Bestimmungen gemäß, binnen 14 Tagen und längstens bis zum 18. Februar 18S« zur Vermeidung des vorgeschriebmen Beitreibungsverfahrens an unsere Steuer einnahme abzuführcn. Cal! nberg, am 27. Jan. 1896. Der Bürgermeister. Prahtel. UMssMschSchts. *— Lichtenstein, 30. Jan. Gestern ging das Moreto'sche Lustspiel „Donna Diana" mit der berühmten Hofschauspielerin Pauline Ulrich in der Titelrolle in unserer Stabt über die Bretter, die die Welt bedeuten. Was man uns seit langem mit diesem Gastspiel versprochen, es ist gestern eingelöst worden, dafür bürgte schon allein der Name Pauline Ulrich. Ihre „Donna Diana" war ein Kabinett stück; sie ließ uns die geheimsten Regungen eines mit Vorurteilen, Männerhaß, Ehrgeiz und Liebe kämpfenden Frauenherzens von Szene zu Szene mit durchleben, bis endlich Amor als Sieger triumphiert. Herr Dir. Unger als „Perrin" stand seiner Part nerin völlig ebenbürtig zur Seite; Herr Länderer als „Don Cäsar" war ernstlich bemüht, sich des be rühmten Gastes würdig zu erweisen. Nm schienen uns einige Uebergänge von Liebesraserei zu erheuchel ter Gleichgiltigkeit etwas unvermittelt. Von den übrige«, unbedeutenden Rollen hat uns am besten die neckische „Kammerzofe" gefallen, während der regierende Graf „Don Diego" mit seiner bedeuten den Tochter „Diana" nur den Rang gemeinsam zu haben schien. — Die Garderobe war sehr reich, fast zu blendend neben der übrigen Ausstattung der Bühne. — Alles in allem eins vorzügliche Auffüh rung. Ein wenig Zwischenaktsmusik wäre der Auf führung sicherlich nicht von Nachteil gewesen. — Kommenden Sonntag haben wir Mariä Licht meß, von welchem Tage ein alter Volksspruch sagt: „Lichtmessen können die Herren bei Tage essen." Das stimmt nun freilich nur, wenn man zeitig mit der Abendmahlzeit beginnt, aber es macht sich doch schon ein beträchtlicher Fortschritt in der Zunahme der Tageslänge bemerkbar. Und nach Lichtmeß wird es noch besser, wir haben dann pro Woche eine Zu nahme des Tages schon von einer halben Stunde. Der Februarmonat gilt von den Wintermonaten zu Anfang des Jahres gemeinhin als der kälteste, aber er ist doch beliebt. Die Hausfrau, welcher das mo natliche Wirtschaftsgeld stolz im Geldbeutel klingelt, hat ihren kleinen Vorteil, den sie mit zufriedenem Lächeln einstreicht. Diesmal ist der Profit wegen des Schalttages freilich nicht allzu groß, aber dafür kann der Februarwonat nichts, nur ein Schelm giebt mehr, als er hat. Und wenn auch im Februar noch tüchtig Holz und Kohlen in den Ofen wandern müssen, so giebt's auch dabei keine allzu schweren Gedanken mehr. Winters Ende ist abzusehen, und lichten sich die Vorräte im Feuermateriolien-RauW, so liegt doch darin kein drohendes Attentat auf das Portemonnaie. Ist alles in Rauch und Asche aufgegangen, was im Herbst mit teuren Mitteln beschafft worden war, dann sind auch die Tage nicht mehr allzu weit, in welchen der Ofen als Pensionär zwar nicht in den heiß er sehnten, aber ihn wohl gewünschten Ruhestand tritt; und was ja noch von ihm als „Ablösung" beansprucht werden sollte, das kostet doch nur eine Kleinigkeit. Freude herrscht im Februar auch in der jungen Welt, welche nach einem frohen Baüfeste sich sehnt; der Februar erfüllt diese Wünsche am reichlichsten. Der Januar ist der Abwicklnngsmonat für Alles, was aus dem verflossenen Jahre gern oder ungern mit herübergenommen werden mußte, sollte es wenig stens sein, und da muß doch manches heimliches Sehnen zurückstehen. Daß Barzahlen eine schöne Sache ist, mer ken die, welche cs Pflegen, nie besser, als im Januar. Aber mit dem Februar ist, wie gesagt, das aller Aergste überwunden, und harmlose Freude und un gezwungener Frohsinn kommen dann auch zu ihrem vollen Recht. Und warum auch nicht? Heute hat es allen Grund, zu warne» vor dem Ueber- maß, aber eine harmlose Lebensfreude, welche anfrischt und anregt, soll man nicht unterdrücken, sondern den Pletz ihr einräumen, welchen sie verdient. Und gerade die Ballsaison giebt doch such manchem Gewerbe eine Einnahme, auf welche es mit Recht angewiesen ist. In den Februarmonat fallen nun auch die letzten Erinnerur-gstags für die glorreichen Kämpfe für 1870/71, die Feiertage, in welchen dem Patriotismus die ihm mit Recht gebührende Stelle bereitwillig eiugeräumt wurde, sind zu Ende. Wir kommen in neue fünfundzwanzig Jahre der Arbeit und rüstigen Thätigkeit, bis wir dann das fünfzig jährige Reichs-Jubiläum feiern können. Mag uns auch das bei guter „Condition" finden! — Von der durch das Kgl. Finanzministerium herausgegebenen,seitens des Topographischen Bureaus des Kgl. Generalstabes kurrent zu haltenden topo graphischen Karte des Königreichs Sachsen sind die revidierten Sektionen Wurzen, Zwenkau, Mutzschen, Radeburg, Königsbrück, Lobstädt, Kötzschendroda, Frankenberg, Nassau, Altenberg, Auerbach, Schwar zenberg uns Zwota in der einfachen Ausführung (ohne getuschte Böschungen, dafür aber unter Hin zufügung der Schraffierung für Dämme und Ein schnitte der Eisenbahnen und Wegs, sowie der Grenzen der kreis- und amtshauptmannschaftliche« Bezirke und der Abtrilnummer in den eingerichteten Wal dungen) erschienen. Der Preis eines Blattes von diesen revidierten Sektionen beträgt 1 M. 50 Pf. Der Preis eines Blattes von den übrigen, noch nicht revidierten Sektionen der ursprünglichen Karte bleibt derselbe wie seither, nämlich 2 M. für die Sektion mit getuschten Böschungen und 1 M. 50 Pf. für solche ohne getuschte Böschungen, wogegen für die obenbezeichneten 13 Sektionen der Preis eines von dem Topographischen Bureau abgestempelten, mit getuschten Böschungen versehenen Blattes der ur sprünglichen Karte auf 1 M 50 Pf. herabgesetzt worden ist. Dieselbe Herabsetzung im Preiss findet ferner rücksichtlich der Blätter mit getuschten Bösch ungen dann statt, wenn von derselben Sektion un- getuschte Blätter nicht mehr verkäuflich find. Die zu den einzelnen Sektionen gehörigen Höhenhefte können bei dem Ankäufe nur insoweit mit abgegeben werden, als solche noch vorhanden sind. Auch die Blätter der revidierten Karte sind durch die Kom missionsbuchhandlung von Wilhelm Engelmann in Leipzig sowie durch jede andere Buchhandlung zu beziehen, insbesondere durch die in Dresden, Leipzig, Meißen, Pirna, Döbeln, Freiberg, Chemnitz, Planen, Annaberg, Zwickau, Glauchau, Bautzen, Grimma, Berlin und Altenburg errichteten Lager, woselbst überall Uebersichtsblätter über die topographische Karte, namentlich über die bis jetzt revidierten und demnächst zur Revision gelangenden Sektionen dieser Karts ebenso wie dis einzelnen Blätter selbst zur Ansicht bereit stehen. — Eine ernste Sache für Zeitungen. Dm Zeitungen erwächst aus dem Gesetzentwurf zur Be kämpfung des Wettbewerbes eine neue und nicht zu unterschätzende Gefahr. Nach 8 1 des Entwurfes kann Jeder, der in öffentlichen Bekanntmachungen usw. über die Beschaffenheit, Herstellungsartoder die Preisbemessung von Waren oder gewerblichen Leistun gen, über die Art des Bezuges oder die Bezugsquelle von Waren, übe« den Zweck von Auszeichnungen, über den Anlaß oder den Zweck des Ausverkaufes unrichtige Angaben thatsächlicher Art macht, welche geeignet sind, den Anschein eines besonders günstigen Angebots hervorzurufen, 1) auf Unterlassung der unrichtigen Angaben in Anspruch genommen, und 2) zum Ersatz des durch die unrichtigen Angaben ver ursachten nachweislichen Schadens herangezogen wer den, falls s« wußte, oder wissen mußte, daß die gemachten Angaben unrichtig find. Auch Zeitungs- Verleger können zum Schadenersatz herangezogeu werden, beispielsweise, wenn sie die Annonce eines AuZverkaufShelden aufnehmen, der unter allerlei Redensarten Ramschware anpreist, wenn sie wußten, oder annehmen mußten, daß hier nicht die volle Wahrheit gesagt ist, damit bas Publikum den Aus verkauf für eine besonders günstige Gelegenheit zum Einkauf halten solle. — Dresden, 29. Jan. Heute traten beide Gtändekammern zu Sitzungen zusammen. Auf der Tagesordnung der Ersten Kammer, deren Beratun gen Ihre Excellenzen die Herren Staatsmiuister v. Metzsch und v. Watzdorf, ferner die Herren Geh. Rat Vodel, geh. Regieruugsräte Schwedler, v. Bose und v. Schlieben, sowie die Herren geh. Finanzräte Dr. Riterstädt und v. Kirchbach beiwohnten, standen außer dem Registrantenvortrage zunächst der Antrag der zweiten Deputation, den Personal- und Besol dungsetat der Landesbrandversicherungssnstalt auf die Jahre 1896 und 1897 zu bewilligen und u) dis Petitionen des Brandversicherungsoberinspcktors a. B. Damm u. Gen. der König!. Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen, d) die Königl. Staats-- regierung zn ersuchen, einen Gesetzentwurf vorzulegen, nach welchem den Brandversicherungsinspektoren die Staatsdienereigenschast verliehen wird. Die Dspu-- tationsanträge wurden einstimmig angenommen. Ferner bewilligte dis Kammer auf Antrag der zwei ten Deputation die Titel 22, 26, 27, 29, 34 und 38 des außerordentlichen Staatshaushalts für 1896/97, Bahnhofsverlegung zu Borna (erste Rate), Erweite rung des Bahnhofs Gaschwitz, Grunderwerb für Erweiterung de« Haltestelle Gautzsch, Verlängerung eines Bahnsteiges und Herstellung eines Personen- tunnels auf dem Dresdner Bahnhofe tu Leipzig, Gruvderwerb für Anlegung eines dritten und vierten Gleises der Linie Leipzig-Hof zwischen Leip zig und Gaschwitz und Erbauung einer Ueberführung für den Gemeindeweg von Schönefeld nach Seller hausen betreffend, sowie Titel 40, 41, 42, 44, 45 des außerordentlichen Staatshaushalts, Einrichtungen zur Erfüllung de« reichsgesetzlichen Sicherungsvor schriften (dritte Rate), Vermehrung der Lokomotiven und Tender, Erbauung von Heizhausständen für Lokomotiven, Ausrüstung der Personenzüge mit Luft druckbremsen und nachträgliche Anbringung von Rangierbremsen betreffend. Schließlich ließ die Kam mer auf Antrag der vierten Deputation dis Petition des Gutsbesitzers Otto Richard Mittag in Gaschütz, Ausdehnung des Wegebangesetzes von 1870 aus Flurgemeinden betreffend, auf sich beruhen. — Nächste Sitzung morgen. — Die Zweite Kammer, an deren Sitzung Ihre Excellenzsn sie Herren Staatsminister Dr. Schurig, v. Metzsch und v. Watzdorf, sowie die Herren geh. Rat Meusel und geh. Finanzrat Dr. Ritterstädt teilnahmen, genehmigte zunächst nach der Vorlage den Titel 13 des außerordentlichen Etats, letzte Rate für den Umbau des Bahnhofs Hohenstein- Ernstthal, nachdem der Abg. Uhlig-Hermsdorf für die Bereitstellung der Mittel gedankt hatte. Sodanu wurde beschlossen, die Petition des Bsrginvalidcu Matthes in Nisderhaslau auf sich beruhen zu lassen. — Nächste Sitzung morgen. — Eine alte Sitte wird in dem wendischen Teile der sächsischen Oberlausitz am letzten Sonntage