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Wochen- und RachMMlatt zugleich HWsk-SUM für Loftdorf, ZödH, Amsdorf, Züsdorf, Kl Wim, MnMM, Nmenw md Aölsei. Arntsblatt für den Stadtrnt zu Lichtenstein. —— 46. Jahrgang. --------------------- - - > —- Nr. 29. S--NN,«».A«M>«K Mittwoch, den 5. Februar 1896. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. * Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mari 2ü Pfennige. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstakteu, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserat« werde« di« »iergespaltWe KorpuWÄN oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. OsffmLliche StMvKrsrWsteNsitzMK Mittwoch- den 3. Mbr«Kr 188«, abends 8 Uhr. Tagesordnung: 1. Beschlußfassung in einer Versicherungßsache. 2. Desgl. in einer Bauangelegenheit. Hierauf geheime Sitzung. Bolksbivliothek Mittwoch und Sonnabend von 1Z bis 1 Uhr. Sparkasien-ExPediLionstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. TaWsg-schichte. *— Lichtenstein, 4. Febr. In die Kollekte des Herrn F. A. Bernstein hier fiel in gestriger Ziehung der K. S. Landeslotterie auf die Nummer 47851 ein Gewinn von 3000 Mark. *— Der Betrag der für die Naturalverpfleguvg der Truppen im Jahre 1896 zu gewährenden Ver gütung ist für Mann und Tag bei voller Tageskost auf 80 Pf. mit Brot und 65 Pf. ohne Brot, bei Mittagskost auf 40 resp. 35 Pf., bei Abendkost auf 25 resp. 20 Pf. und bei Morgenluft auf 15 resp. 10 Pf. festgesetzt worden. — Die große Mäuseplage, welche im vergangenen Herbst den Erzeugnissen der Feld- und Gartenwirtschaft in unserer Gegend so bedeutenden Schaden machte, ist noch immer nicht beseitigt. Der milde Winter und namentlich das Ausbleiben eines anhaltenden Tauwrtters, das sonst Tausenden der schädlichen Nager den Tod bringt, hat dem Gedeihen und der massenhaften Vermehrung derselben bisher großen Vorschub geleistet. Nachdem die Erntevor räte aus dm Scheunen größtenteils in die Mühlen gewandert, machen sich die Mäuse nunmehr in Küchen, Kellern und Speisekammern recht unangenehm be merkbar. In allen Gegenden wird über das massen hafte Auftreten der gefräßigen Nagetiere, deren Ueberhandnehmen durch die vorhandenen Katzen und durch Aussteller; von Fallen nicht genügend gesteuert werden kann, geklagt. — Dis praktische Vorführung von Werkstätten, wie sie früher und wie sie jetzt eingerichtet sind, ist seit einiger Zeit in der dauernden Gewerbeausstellung zu Leipzig in sehr anschaulicher und interessanter Weise ins Werk gesetzt. Die Werkstätten, gegenwär tig Schuhmacherei, sind nebeneinander angeordnet und wird die eine nach früherer Art durch einen Meister ohne Maschinenbetrieb vorgeführt, während die andere, mit Maschinen der Neuzeit eingerichtet, mit 7 Ge sellen arbeitet und ein sehr anschauliches Bild der jetzigen Leistungsfähigkeit des Schuhmacherhandwerks erkennen läßt. — Dresden, 3. Febr. Die Zweite Kammer erledigte in ihrer heutigen Sitzung in Gegenwart Sr. Exzellenz des Herrn Staatsministers v. Seyde witz, sowie des Herrn Geh. Rats Dr. Waentig, der Herren geh. Schulräte Kockel und Dr. Vogel und Herrn geh. RegierungSrates Kretzschmar die Kap. 88 bis 93 des Abschnittes 8 des Kultusetats, Kul tusministerium, Landeskonsistorium, katholische Be hörden, Universität Leipzig, Polytechnikum und evangelische Kirchen betreffend. Die Finanzdeputa- tion schlug die Bewilligung sämtlicher Kapitel nach der Vorlage vor und ersuchte die Regierung um thunlichste Beschränkung der Forderungen nament lich bei den Kapiteln Universität und Polytechnikum. Abg. Schmole beklagte die Besetzung einer wendischen Pfarrstelle mit einem der wendischen Sprache un kundigen Geistlichen. Se. Exzellenz der Herr Staats minister erklärte, daß diese Angelegenheit nicht zur Zuständigkeit des Kultusministeriums gehört habe. Abg. Opitz erneuerte seine Wünsche nach einer Ab änderung des juristischen Studiums und regte die Frage der Zulassung der Frauen zum akademischen Studium an. Abg. Dr. Minckwitz sprach sich gegen die Zulassung der Frauen, besonders zum ärztlichen Studium aus; Abg. Goldstein empfahl diese Zulas- sung. Gegen den Sparsamkeitsantrag der Deputation wendet sich Abg. Dr. Schill, verteidigt wurde dieser Antrag von den Abgg. Uhlemann-Görlitz, Georgi und Hähnel. Se. Excellcnz der Herr Staatsminister v. Seydewitz sicherte zu, daß der Pflege unserer Muttersprache immer die größte Sorgfalt gewidmet werden würde, daß Erörterungen wegen Abänderung des juristischen Studiums, insbesondere wegen Ein führung einer Zwischenprüfung, angestellt aber noch nicht abgeschlossen seien, und erklärte schließlich, daß man kein zwingendes Bedürfnis habe, zur Zeit die Zulassung der Frauen zum akademischen Studium zu beschließen, er auch prinzipiell dieser Zulassung nicht sympathisch gegsnüberstehe. Abg. Opitz dankte dem Herrn Minister für seine Erklärung, Abg. Gold stein verwendet sich nochmals für die Zulassung der Frauen zum akademischen Studium. — Beim Kapitel Polytechnikum bat Abg. Seim darum, daß das Ab- svlmorienzeugnis der Chemnitzer Gewerbeschule dem Maturitätszeugnis bei Ablegung des technischen Staatsexamens gleichgestellt werden möge. Se. Ex zellenz der Herr Staatsminister v. Seydewitz glaubte, daß sich das Finanzministerium mit dieser Frage be schäftigen werve. Sämtliche Kapitel wurden bewil ligt; der Sparsamkeitsantrag der Deputation wurde angenommen. — Nächste Sitzung morgen. — Chemnitz, 31. Jan. Zum Jubiläum einer der ältesten sächsischen Eisenvahnen schreibt man: In wenig Tagen feiert eine Stammlinie aus der ersten Eutwickelungsperiode des sächsischen Staais- eiseobahnwesens, die „Niedererzgebirgrsche Linie", deren Erbauung in zwei auseiuanderliegende Zeit abschnitte fällt, das 60jährige Jubiläum ihres Be stehens. Am 1. Februar 1836 erließ das Komitee zur Erbauung einer Eisenbahn von Zwickau über Chemnitz nach Riesa zum Anschlusse an die Leipzig- Dresdener Eisenbahn hierselbst eine Einladung zur Aktienzeichnung für dieses Unternehmen und kurz darauf beschloß die erste Generalversammlung der „Erzgebirgischen Eisenbahngesellschaft in Chemnitz" die Ausführung dieser Bahn. Allerdings wirkte die inzwischen beim Bau der Leipzig-Dresdener Eisen bahn eingetretene Steigerung der Arbeitslöhne und Materialienpreise so außerordentlich auf die Höhe des Kapitalbedarfs ein, daß die Ausführung des Unternehmens gefährdet erschien. Die strategisch wichtige Linie mußte aber erbaut werden und so über nahm die Königliche Staatsregierung den vierten Teil des Aktienkapitals von 4 Millionen Thaler. Anfänglich wurde der Bau auf die Linie Leipzig- Riesa beschränkt, und zwar baute mau zunächst bis Döbeln, dann von hier bis Limmritz und zuletzt bis Chemnitz. Die noch unvollendete Bahn mußte aber besonderer Schwierigkeiten halber dem Staate zum Kauf augeboten werden, den derselbe allerdings erst am 31. Dezember 1850 übernahm. Der Weiterbau von Chemnitz nach Zwickau wurde von der Regie rung einige Jahre später ausgeführt. Interessant ist der "Bericht eines Reisenden, der die Strecke zuerst mit befuhr. Früh morgens um 7 Uhr fuhren wir in zwei Wagenzügen ab, bald aber ging dem Dampf roß, vor dem die Bauern Reißaus nahmen, der „Atem" aus, auf der nächsten Station mußte die Lokomotive gespeist werden, was ungefähr 1 Stunde dauerte. Während dieser Zeit durften wir den Zug nicht verlassen, was überhaupt unmöglich gewesen wäre, da die Thüren fest verschlossen waren. In mittelmäßigem Tempo fuhr der Train aus der ersten Unterwegsstation heraus, bei der zweiten entgleiste infolge falscher Weichenstellung die Maschine des 1. Zuges; wiederum langes Halten, doch wurde uns während des Herauswindens gestattet, auszusteigen. Eine neue Maschine wurde dann „angespannt", mit ten auf der Strecke aber stellte dieselbe ihre Funk tionen ein, es wurde ein kleines Stündchen geruht, dann giugs langsam weiter, — so kamen wir nach mittags 2 Uhr an unser Ziel, das wir als rüstige Fußgänger bereits, wenn wir mit dem Zuge aufge brochen wären, ^/s10 Uhr vorm. erreicht hätten. Das war die erste Eisenbahnfahrt. — Zwickau, 1. Febr. Am 28. Jan. wurde im hiesigen Goethe-Verein eine Gedächtnisfeier für den unlängst verstorbenen Obersten Richard v. Meer- hcimb abgehalten. Der Bereinsvorsitzende Prof. Dr. Kellner schilderte in semer Ansprache den Heimge gangenen als ausgezeichneten Offizier, originellen Schriftsteller und warmen Menschenfreund. Der Verewigte hat mit dem Verein seit Gründung des selben in Briefwechsel gestanden und sich jederzeit als ein warmer Freund und Förderer bewiesen. An wesend bei dieser Feier waren die hier lebenden ent fernten Verwandten Richard v. Meerheimb'S, wäh rend sein Neffe, Herr Lothar v. Meerheimb in Hein- richsort bet Zwickau, jetzt seiner Gesundheit wegen in Italien weilt. — Neuhausen bei Sayda, 2. Febr. Der 9 Jahre alte Sohn des Arbeiters Hula in Ditters bach fand kürzlich vor dem Bahnbaubureau der Firma G. und M. Born hier eine nicht entladene Teschin- patrone. Der Junge bewahrte die Patrone zunächst auf, konnte jedoch schließlich der kindlichen Neugier nicht Widerstehen und hielt das gefährliche Ding über die Flamme eines Lichtes. Bei der hierauf erfolgen den Explosion drangen Kupferstücke der Patronen hülse in jedes der Augen des unglücklichen Kindes, das nunmehr, obgleich es von dem zugezogenen Arzte sofort einer Augenklinik in Chemnitz und von dort der Kgl. Klinik in Leipzig zugeführt wurde, gänzlich erblindet ist. — Markneukirchen, 3. Febr. Ein armer Hausierer, Baumgärtel aus Stützengrün, wurde auf der Straße bei Sohl unvermutet von einem großen Hunde angefalle», der einen Schlitten zog. Der Köter riß dem Manne die rechte Gesichtshälfts bis zum Unterkiefer heraus. Schwerverletzt wurde Baum gärtel in ärztliche Behandlung genommen, er wird, wenn er mit dem Leben davonkommt, dauernd ent stellt bleiben. — Mittweida, 2. Febr. Das Stadtverord« netenkollegium beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit der Versicherung der Stadtgemeinde gegen die Folgen der Haftpflicht. Unter Beitritt zu dem ent sprechenden Ratsbeschlusse bestimmte das Kollegium, die Stadtgemeinde bei dem Allgemeinen Deutschen Versicherungsverein in Stuttgart gegen Körperver letzung und Sachbeschädigung, die durch Verschulden der Stadtgemeinde, bezw. ihrer Angestellten verur sacht werden, auf zehn Jahre zu versichern und den Prämiensatz von 72 Mark 80 Pfg. Pro Jahr zn verwilligen. — Kötzschenbroda, 2. Febr. Der Wein- Händler Görlitz aus Oschatz, der hier durch einen Schnellzug bis zur Unkenntlichkeit überfahren und getötet wurde, hatte seine hier in der Nähe wohnende Schwester besucht, die Zeugin diese« schrecklichen Un glücks war. Der Schreck und der Schmerz hat die Bedauernswerte geistig umnachtet. — Eine große Landes-Irrenanstalt soll, wie verlautet, in nächster Zeit in der Oberlausitz seitens der StaatSregierung errichtet werden. Als Platz soll die Umgegend von Löbau in Aussicht genom men sein.