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I, !t It i s i. h l! e r a r ) e s c > Wochen- und Nachnchtsblatt zugleich HesWD-InzciM fir Mickls, ZSdH, Zernsdorf, Aüsdorf, Kl. Mm, KeinriHsorl, Amem md Mm. Aintsblatt für den Stndtrcck zn Lichtenstein. - — ——— 48. Jahrgang. ———— —— — Nr. 22. Dienstag, den 88. Januar 1896. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonu- und Festtags) abends sür dm folgenden Tag.' Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark LL Pfennige. — Einzeln« Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. PostaMalteu, Postboten, sowie di« Austräger entgegen. — Inserat« werd« di« »iergespaltme SorpuSzeSt» oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annah«« der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Schule ZN CMWerg. Die Anme!drr«g der Ostern d. I. schulpflichtig werdenden Kinder hat u. für die Stadtschule Mittwoch, den 2S. Januar oder SoNuadend, den 1. Februar, uachm. IS Uhr im Zimmer des Direktors, 5. für dis Semirs ar sch ule Freitag, den 31. Januar nachm. 2—3 Uhr im 3. Klassenzimmer der Seminarschule zu erfolgen. Schulpflichtig werden alle Kinder, die bis Ostern 1896, zugelafse» werden auch diejenigen, welche bis 38. Ju»i d. I. das 6. Lebensjahr er füllen. — Für alle Kinder ist der Impfschein — für die nicht in Calln- berg geborene» auch die standesamtliche Geburtsurkunde mit Pfarr amtlicher Taufbescheinigung vorzulsgen. Callnberg, den 21. Januar 1896. I. Höser, Seminardirektor. W. R. Schmidt, Schuldirektor. TaMsgeschichte. * — Lichtenstein, 27. Jan. Bei Gelegen heit eines gestern abend von der hiesigen freiwilligen Feuerwehr in den Räumen des Gasthofs zum gold- nen Helm veranstalteten Kränzchens wurde dem Spritzenmann Herrn Gustav Schleif alhier, welcher dem Corps schon über 30 Jahre angehört, ein von der Feuerwehr gestiftetes Diplom überreicht. * — In unsrer Stadt wurde heute der Geburts tag des deutschen Kaisers durch Platzmusik gefeiert. Die öffentlichen Gebäude, sowie verschiedene Privat- häuser hatten Flaggenschmuck angelegt. * — Herr Buchhändler Wehrmann hat zur bleibenden Erinnerung an die Errichtung des Deut schen Reiches der hiesigen Schule das Anton von Werner'sche Bild „Kaiserproklamation zu Versailles" unter Glas und Rahme« zum Ge schenk gemacht. Gestern morgen wurde bei Herrn Garten besitzer F. R. Wienhold auf dem Schäller ein Marder gefangen, welches schon längere Zeit bei mehreren Besitzern größeren Schaden unter dem Federvieh verursacht hatte. * — Sonnabend, den 1. Febr. wird die Maler und Lackiererinnung zu Frankenberg mit einbezirkten Ortschaften im Hotel zum goldnsn Helm in Lich tenstein ihre Generalversammlung abhalten. Be ginn der Verhandlung nachm. 3 Uhr. — Zu den Obliegenheiten der Laudbrief- träger gehört bekanntlich auch die Annahme von Postsendungen auf ihren Bestellungsgängen. Die Landbriefträger haben zu diesem Zwecke ein An nahmebuch bei sich zu führen, das zur Eintragung der von ihnen unterwegs angenommenen Wert- und Einschreibsendungen, Postanweisungen, gewöhnlichen Pakete und Nachnahmesendungen dient und nach jedem Bestellgange von einem Beamten der Postan stalt durchgesehen wird. Die Auflieferer können derartige Sendungen entweder selbst in das Annah- mebuch eintragen, oder die Eintragungen den Lanb- briefträgern überlassen. Im letzteren Falle muß dem Absender auf Verlangen durch Vorlegung des Buches die Ueberzeugung von der geschehenen Ein tragung gewährt werden. Auf diese Weise ist jeder mann in den Stand gesetzt, bei Auflieferung eine« Sendung — abgesehen von gewöhnlichen Briefen — durch Vermittelung des Landbriefträgers, deren rich tige und pünktliche Weiterbeförderung von vorn herein sicher zu stellen. Postanweisungsbeträge neh men die Landbriefträger übrigens nur dann entgegen, wenn ihnen gleichzeitig das ordnungsmäßig ausge- füllte Formular zur Postanweisung mit übergeben wird. — Unter den bei der Zweiten Kammer neuer dings eingegangenen Petitionen befinden sich wiederum 52 Stück, welche um Ausdehnung der Berechtigung zur Ausstellung von Krankenscheinen bei den Kranken kassen auf die Naturheilkunde bitten. Eine weitere Petition des erzgebirgischen Steinkohlenaktienvereins Schedewitz und Genossen richtet sich auf Abänoerung von Z 4, Abs. 2 des Einkommensteuergesetzes, die Versteuerung des Einkommens bei Aktiengesellschaften betr. Der Stadtgemeinderat zu Naunhof bittet um Errichtung eines Amtsgerichtes daselbst, der Kirchen vorstand und die städtichen Kollegien zu Auerbach um Wiedererrichtung der Sphorie Auerbach, der Stadtrat zu Schandau um Erbauung einer Fahr straße von Schandau bis zur Landesgrenze bez. nach HerrnSkretschen, Stadtrat Reißig in Lommatzsch um Erbauung einer Eisenbahn Wilsdruff-Lommatzsch- Ostrau, das Direktorium des landwirtschaftlichen Kreisvereins Leipzig um eine Bahnverbindung Pegau- Groitzsch-Kieritzsch und eine Eisenbahn von Böhlen über Rötha nach Ammelshain, die städtischen Kollegien zu Dippoldiswalde um Erbauung einer Eisenbahn Niedersedlitz - Kreischa - Dippoldiswalde - Frauenstein- Landesgrenzs. Gemeind-vorstand Uhlig-Königswalde um eine Bahnverbindung nach Wiesenbad. Dr. med. Schlesinger in Dresden richtet seine Petition gegen den Entwurf eines Gesetzes über die ärztlichen Be zirksvereine. Gemeindevo^stand Kühn in Wachwitz und Genossen bitten um Correktion der fiskalischen Straßen zwischen Loschwitz und Pillnitz, sowie die Anlegung einer Straßenbahn mit Motorbetrü-b auf dieser Straße. — Dresden, 25. Jan. Bei der vom Juni bis September dieses Jahres hier abzuhaltenden großartig angelegten Ausstellung des Sächsische» Handwerks und Kunstgewerbes ist die Beteiligung der hiesigen Innungen in Form von Kollektiv-Aus stellungen bedeutend. Die Meister der Innungen arbeiten nach einheitlichem Plane rüstig daran, um in der Ausstellung mit Ehren zu bestehen und von ihren Schaffensgebieten glänzende Bilder zu entrollen. Die Innungen werden zum ersten Mule vorführen, Welche hohe Stufe der Leistungen die Handwerke zu erreichen imstande sind, wenn sie gemeinsam und nach einheitlichem Programm arbeiten. Wie reich haltig und mannigfach die Ausstellungen der einzel nen Innungen sein werden, geht aus dem Raume hervor, den sie beanspruchen. So hat die Schlosser- innung allein 240 im belegt, die Tischlerinnung 200 gm, die Riemer und Sattlerinnung 160 gm, di« Klempnerinnung 150 iw. Ihnen schließen sich in der Reihenfolge des beanspruchten Platzes an die Innungen der Dekorationsmaler, der Schneider, der Glaser, der Lackierer, der Buchbinder, Schuhmacher, Nadler, Beutler und Handschnhmacher, Zeug- und Zirkelschmiede. Außerdem hat dieJnnung der hiesigen Buchdruckereibesitzer beschlossen, die ganze Litteratur- halle teils zur Ausstellung von Druckwerken, teils zum Betrieb einer Zeitungsdruckerei zu belegen. In der Halle für Sattlerei und Wagenbau ist schließlich noch der Verband Sächsischer Lederproduzenten mit einer großen Kollektivausstellung vertreten. Das Kürschnergewerbe beteiligt sich mit Einzelausstellungen. — Leipzig, 23. Jan. Der Restaurateur, der bekannt gab, baß alle seine Gäste, welche sich einzeichnen wollten, Anteil an zehn von ihm gespiel ten Zehntellosen der königlich sächsischen Landes lotterie haben sollten, ist vom Landgericht freige sprochen worden. — Eine größere Anzahl junger Leute aus guter Familie hat sich im vorigen Herbste Lose der in Sachsen nicht erlaubten Badener Pferdelotterie kom men lassen und unter Bekannten vertrieben, wofür sie jetzt vom Schöffengericht in Z w i ck a u zu je 8 Tagen Gefängnis verurteilt wurden. Doch kommt ihnen der Amnestie-Erlaß vom 18. d. Mts. wohl- ttzätig zu statten. — Markranstädt, 24. Jan. In unserm Nachbardorfe Quesitz hat das fahrlässige Umgehen mil eine« Schußwaffe wieder einmal recht traurige Folgen gezeitigt. Der 20 Jahre alte Sahn eines dortigen Gutsbesitzers nahm das mit Schrot geladene Teschin seines Vaters mit in die Scheune, wo man mit dem Drusch des Getreides beschäftigt war. In der Meimung, das Gewehr sei ungeladen, trieb der junge Mann mit demselben allerlei „Scherz"; er legte es auch auf eine Magd an, drückte los und die Schrstladung traf das Gesicht der Unglücklichen, vorzüglich die Augenpartieu verletzend. Sofort her beigeholte Aerzte brachten der Bedauernswerten die erste Hilfe und ordneten ihre Uebsrführung in die Augenklinik nach Leipzig an. — Eine verhältnismäßig gelinde Strafe in an- betracht seiner vielen Vergehen erhielt vom Land gericht Bautzen der Kommis Thomas in Neu salza. Derselbe hatte in den Jahren 1894 und 1895 als Kassiere« der Brendler'schen Fabrik-Krankenkaffe in Höhe von 170 Mk., als Kassierer der Jnvalidt- täts- und Altersversicherungskaffe nach und nach 687 Mk. an Versicherungsbeiträgen, als Fourier der freiwilligen Feuerwehr Neusalza ca. 150 Mk. usw« unterschlagen, einige Privatpersonen um größere Summen betrogen und sich außerdem schwerer Ur kundenfälschungen schuldig gemacht. Der leichtsinnige Mensch kam mit 1 Jahr Gefängnis davon. 8 Berlin, 25. Jan. Dem „Berl. Lokal anzeiger" zufolge ist der Prokurist des in der Ham- merstein-Affaire genannten Kaufmanns Flinsch, namens Priesner, plötzlich verschwunden. Der „Lokalanzeiger" fügt hinzu, der Verschwundene steckte in Wechselverbindlichkeiten, die mit Hammerstein in Zusammenhang stehen. 8 Am 20. Januar ist in Berlin der Kauf mann Eduard Elias gestorben. Der durch das Attentat des Studenten Cohen gegen den Fürsten Bismarck seiner Zeit in weiteren Kreisen bekannt geworden ist. Am 7. Mai 1886 lernte Elias in einer Restauration Unter den Linden einen jungen Manu kennen, der ihn fragte, wann Bismarck immer zum König zu gehen pflege. Als er Auskunft erhalten hatte, entfernte sich der Unbekannte. Elias folgte ihm und sah, daß er sich hinter die Thür einer Bierhalle stellte, welche sich damals in einer Bude neben der Universität befand. Als der Unbekannte gleich darauf einen Revolver zog, eilte Elias, nichts gutes ahnend, auf ihn zu. In diesem Augenblicke krachte auch schon ein Schuß, die Kugel flog dicht an dem eben die Straße passierenden Herrn von Bismarck vorüber. Elias packte den Ver brecher, der nun einen zweiten Schuß auf seinen Angreifer abgab und, sich loSreißend, schnell davoneilte. Obwohl Elias an der Hand ver wundet war, rannte er dem Mordbuben nach und ergriff ihn zum zweiten Male, diesmal von Passan ten und Soldaten der eben vorüberziehenden Wache unterstützt. Der Verbrecher wurde als der Student Cohen, ein Schwiegersohn Karl Blind'S, ermittelt. Am nächsten Tage erhielt Elias Audienz beim König und wurde vom Monarchen für sein mutiges Ver halten belobt. Bismarck zeigte sich seinem Retter gegenüber ebenfalls sehr erkenntlich und unterstützte ihn vielfach in seinen geschäftlichen Unternehmungen. 8 Ein Friedenserfolg Kaiser Wilhelm'S II. ES geht das Gerücht, es sei dem eifrigen persönlichen Wirken des deutschen Kaisers gelungen, ein inter nationales Ucbereivkommen sür den Schutz des Privateigentums im Seekriege anzubahnen, so daß also künftig in Seekriegen friedliche Handelsschiffe ruhig ihre Straße ziehen könnten. Etwas bestimm tes hierüber liegt zur Stunde nicht vor; sollte sich aber die Kunde bewahrheiten, so hätte der dentsche