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Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich ßesWfk-Wjtiger für Lotzdorf, MH, Jemdorf, Züsdorf, Kl Wien, LnnrWrl, Norirmo md Ma. Amtsblatt für den Ltcrdtrat zu Lichtenstein. ——------------—-— ——-----------—— 46. Jahrgang. ——— — -—— g «,us Sonnabend, den 11. Januar 1896. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. - Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 2ü Pfennige. — Einzeln« Nummer 10 Pfennig«. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalteu, Postbote», sowie die Austräger entgegen. — Inserate werd«» di« »icrgespaltene KorpuStzBM oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätesten» vormittag 10 Uhr. BekMUtMüchMg. Ei« PortSMonnaie mit Inhalt und eine Pelzmütze sind als gefunden anher abgegeben worden. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken veröffentlicht, daß, wenn sich innerhalb Jahresfrist kein zur Abforderung der gefundenen Gegenstände Berech tigter gemeldet haben sollte, darüber in Gemäßheit der Bestimmung in 8 239 des Bürgerlichen Gesetzbuchs verfügt werden wird. Lichtenstein, am 2. Januar 1896. Der Ttadtrat. Lange. Bm. ' GekKMtMKchUW. Von dem unterzeichneten Stadtrat ist nach Gehör der Stadtverordneten beschlossen worden, die Abstempelung aller vom Trichinenschauer auf Trichinen untersuchten und für trichinenfrei befundenen Schweine anzuordnen. Die Abstempelung hat demgemäß a. auf der Innenfläche der beiden Hinterschenkel, 5. auf Rücken und Bauch beider Hälften, o. auf beiden Schulterblättern und ä. auf beiden Backen des Tieres mittelst eines Farbenstempels, welcher die Worte „Trichinenfre- Stadtr. Lichtenstein" enthält, vom Trichinenschauer oder dessen Stellvertreter zu erfolgen. Lichtenstein, am 8. Januar 1896. Der Gtadtrat. Lange. Bm. BekMNtWKHNW. Nachdem die sämtlichen hiesigen Haushaltungs- und Kontrolllisten der am 2. Dezember vorigen Jahres stattgefundenen Volkszählung von feiten des unter zeichneten Stadtrats geprüft, beziehentlich berichtigt und ergänzt worden sind, wird das Ergebnis der hiesigen Volkszählung, vorbehältlich der später erfolgen den endgültigen Feststellung durch das statistische Bureau des Königlichen Ministeriums des Innern, hierdurch bekannt gemacht: 1. die Zahl der Haushaltungen beträgt 1574 (gegen 1441 am 1. Dezember 1890, also 133 mehr), 2. an Bewohnern wurden gezählt: 3135 männliche, 3333 weibliche, m Sa. 6468 Personen. Nach dem Ergebnis der Volkszählung vom 1. Dezember 1890 betrug dis Ein wohnerzahl Lichtensteins 5837, sodaß ein Zuwachs von 631 Einwohnern zu ver zeichnen ist. Bei der am 14. Juni vorigen Jahres stattgefunbenen Berufs- und Gewerbe- zähluug wurden hier 6487 Einwohner gezählt. Lichtenstein, am 8. Januar 1896. Der TLadLrat. Lange. Bm. Bolksbibttothek Mittwoch und Sonnabend von LZ bis 1 Uhr. UsZ-SMschichts. * — Lichtenstein, 10. Jan. Heute morgen zeigte das Thermometer 12 Grad C. unter Null. * — Für die Ausstellung des Sächsischen Hand werks und Kunstgewerbes in diesem Sommer ist be kanntlich eins besondere Abteilung unter dem Namen „Die alte Stadt" geplant, durch welche dem Beschauer ein altertümliches Städtebild in historischer Treue vor Augen geführt werden soll. Diese alte Stadt wird durch Bürger, Patrizier und Soldaten in den malerischen Trachten aus der Zeit Augusts des Star ken belebt sein. Der Festausschuß ist jetzt schon eifrig bemüht, die alte Stadt zu einem ganz besonderen Anziehungspunkt für das großartige Ausstellungs- unternehmen zu gestalten. So sind eine große An zahl von Festlichkeiten geplant, die durch ihre Eigenart und Schönheit einen großen Reiz auf die Ausstellungs- befucher ausüben werden. Unter anderem findet ein sächsisches Volkstrachtenfest statt, das ebenso farben prächtige als interessante Bilder entrollen wird. Gerade für dieses Fest giebt sich in der Provinz schon ein sehr lebhaftes Interesse kund. Ferner sind geplant ein große« Kinderfest mit besonderen Belustigungen für Kinder, z. B. Topfschlagen, Kasperl-Theater, Stangenklettern, Carousselfahren, Lampionzug, Sack hüpfen usw. Dieses Fest dürfte unter Umständen wiederholt werden. Außerdem soll noch ein Fest der Elemente, ein Wasser-, Feuer-, Luft- und Wiesenfest mit Tanz im Freien, Feuerwehrübung, Turnsrsvielen, Luftballon-Fahrten und verschiedenen anderen Volks- Belustigungen stattfinden. Außerdem sind noch zur Belustigung in der alten Stadt vorgesehen: Fahrten mit einer althiflorischen Postkutsche, Beförderung von Personen durch Sänften und eine Zunftaus stellung in einem hierzu besonders errichteten Zunft hause. Hier sollen unter anderen alle Jnnungs- fahnen, Jnnungszeichen, alte Trinkgeschirre usw. aus gestellt werden. Den Glanzpunkt der Festlichkeiten in der alten Stadt soll jedoch ein großes Subskrip- tionS-Ksstümfcst bilden, dem die Idee einer Handels messe zur Zeit Augusts de» Starken zu Grunde lie ge» wird. Dieses Fest wird eine Nachahmung derjenigen Festlichkeiten sein, wie sie im vorigen Jahr hundert am sächsischen Hofe stattfanden. Voraus sichtlich wird hierbei auf einer primitiven Bühne, einem Theater im Freien, die Aufführung von Goethes „Jahrmarktsfest zu Plundershausen" und ein großes Ballet „Der elektrische Pierrot", ferner Reiterspiele, Ringsteche», Volksbelustigungen, Schaustellungen humoristischer Ar», Chorgesänge usw. dargeboten werben. Als einen weiteren Anziehungspunkt für die Ausstellung hat der rührige Festausschuß eine wendische Ausstellung, mit der ein wendisches Mu ssum verbunden werden soll, geplant. Dieses Museum wird in einem eigenartigen wendischen Gebäude un tergebracht, das an seinem jetzigen Standorte abge brochen, nach Dresden gebracht und hier wieder auf gebaut werden soll. Für diese wendische Abteilung macht sich in der ganzen wendischen Lausitz schon heute ein lebhaftes Interesse bemerkbar. Der hiesige wendische Verein „Lords Ira to warstvro Ooruvbod", sowie der Verein „Naoioa LorbZÜn" zu Bautzen haben bereits 22 Vertrauensmänner nach der wen dischen Lausitz entsandt, welche für die Vervollstän digung des geplanten Museums, sowie überhaupt für die Ausstattung der wendischen Abteilung Sorge tragen werden. Diese wendische Dorfanlage wird nicht nur steten Belustigungen beziehungsweise dem Gastwirtschaftsbetriebe allein dienen, sondern ein Bild über volkstümliche Bauweise, Sitten und Ge bräuche entrollen, das anregend und belehrend wirken soll. Für die wendische Abteilung sind auch Kahn fahrten auf einem Kanal in Aussicht genommen, die von ächten Spreewäldern und Spreewälderinnen in ihrer kleidsamen Tracht ausgeführt werden. Eins wendische Hochzeit, verbunden mit großem Festzug, ein wendisches Concert in lebenden Bildern usw. werden das Bild vervollständigen. — Zur Empfeh lung für die alte Stadt beabsichtigt der Festausschuß noch ein besonderes Plakat drucken lassen, für bas demnächst ein Preisausschreiben erlassen werden soll. Als Preisrichter wurden gewählt die Herren Hofrat Prof. Graff, Maler Schubert von Soldern, Dr. Sponsel, Maler Giese und der Vorsitzende des Fest ausschusses, Herr Schriftsteller Franz Wallner. — Die Verpachtung des Hauptrestaurants und Casos im städtischen Ausstellungsgebäude kommt in den nächsten Tagen zu« Ausschreibung. Da eine längere Pachtdauer in Aussicht gestellt wird, dürften sich viele Bewerber finden. * — Callnberg, 10. Jan. Es sei noch mals an dieser Stelle auf dis im sgoldnen Adler Sonntag, den 12. d. M., von nachm. 3 bis abends 10 Uhr geöffnete Weihnachtsbergausstellung aufmerk sam gemacht. Ein recht zahlreicher Besuch ist den Unternehmern noch zu wünschen. — Zum Gebrauche böhmischer oder sächsischer Heilquellen sind au« den Mitteln der unter Verwal- s tung des Ministeriums de« Innern stehenden Sächsi- ß scheu Stiftung vom 26. Juli 1811 an arme Kranke auch für das laufende Jahr eine Anzahl Unterstütz ungen beziehentlich Freistellen zu vergeben. Die Unterstützungsgesuche find längstens bis Ende März ' dieses Jahres bei dem Ministerium des Innern an zubringen. — Beleuchtet Treppen und Flure! Als War nung sri mitgeteilt, daß das Reichsgericht in Leipzig kürzlich den Besitzer einer Gastwirtschaft zur Zah lung einer Entschädigungssumme von 18000 Mark an eine Witwe verurteilt hat, deren Mann infolge ungenügender Beleuchtung Ker Gasthvftstreppe zu Fall gekommen war und dabei seinen Tod gefunden hatte. — Der bekannte Ausspruch: „Des Meeres Tiefen sind unergründlich", ist trotz aller bis jetzt angestellten Versuche unumstößlich gewesen. Die größte Meerestiefe, welche kürzlich in der Nähe der Freuudschaftsinseln im südlichen stillen Ozean aus- gelotet wurde, übersteigt alle bisher ermittelten Tiefen. Ein auf hoher See unweit der Insel herunterge» lasssnes Kabel von 8935 Meter Länge hing frei, ohne den Grund des Meeres berühre» zu können. Diese ermittelte Tiefe übersteigt, wie das Patent- und technische Bureau von Richard Lüders in Gör litz mitteilt, die bisher ansgemeffenen Tiefen im stille» Ozean um 450 Meter und diejenigen im atlantische» Ozean um 600 Meter. — Eine sensationelle Entdeckung. In den ge lehrten Fachkreisen macht gegenwärtig die Mitteilung von einer Entdeckung, welche der Professor der Phy sik Röntgen in Würzburg gemacht haben soll, große Sensation. Prof. Röntgen nimmt eine Crookes'sche Röhre — eine sehr stark ausgepumpte Glasröhre, durch die ein Jnduktionsstrom geht — und photo graphiert mit Hilfe der Strahlen, welche diese Röhre nach Außen hin aussendet, auf gewöhnlichen photo graphischen Platten. Diese Strahlen nun, von deren Existenz man bisher keine Ahnung hatte, sind für das Auge vollständig unsichtbar; sie durchdringen, im Gegensatz zu den gewöhnlichen Lichtstrahlen, Holz stoffe, organische Stoffe und dergleichen undurchsich tige Körper, Metalle und Knochen hingegen halte» die Strahlen auf. Man kann bei Hellem Tageslicht mit „geschlossener Kassette" photographieren, d. h., die Lichtstrahlen gehen den gewöhnliche» Weg und durchlöchern auch den Holzdecket, der vor die licht empfindlichen Platten geschoben ist und sonst vor dem Photographiere» entfernt werden muß. Sie durch dringen auch eine Holzhülle vor dem zu photographieren den Objekt. Röntgen photographiert z. B. die Ge wichtstücke eines Gewichtsatzes, ohne das Holz-Etur zu öffnen, in welchem die Gewichte ansbewahrt sind. Auf der gewonnenen Photographie sieht man nur die Metallgewichte, nicht die Kassette. Ebenso kann man Metallgegenstände, die in einem Holzkasten ver-