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Sächsische Elbzeitung : 21.10.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193610213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19361021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19361021
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-10
- Tag 1936-10-21
-
Monat
1936-10
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 21.10.1936
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Voller Ersolg der deutschen Flugboote Die Erkuuduugöflügc des „Acvluö" und „Zeplur" nligeschkoffeu. Mit der Rückkehr des Dornier-Flugbootes „Zc- phir" »ach Lissabon sind die Nordatlautik-Erkunduugs- flügc der Dcntschcn Lufthansa in diesem Jahre beendet worden. Die beiden Flugboote „Aco Ins" und Ze phir" haben insgesamt achtmal den Nordatlanlik übcr- slogcu. Jede Maschine hat je zwei Hin- und Rückflüge über die Bennndainseln und unmittelbar von Horta nach New dort ausgcführt. Alle acht Flüge wurden, wie im Erprobnugsprograinm vorgesehen, abgcwickclt. Droh des ost ungünstigen Wetters brauchte niemals eine Ver schiebung der Flüge vorgenommcu zu werden. Mit einer Planmäßigkeit, wie sie vom regelmäßigen Südallautik Poslverkchr der Lufthansa her bekannt ist, wickelte sich auch der Aoidatlantik-Erknndnngsdienst ab. Auch der schwimmende Flugstützpunkt „Schwabenland" der Lufthansa war an den Persnchen beteiligt. Die Be satzung der „Schwabenland" Hai im Laufe der Wochen, die das Motorschiff im Nordatlanlik als SGlcudcrschiss weilte, einen außerordentlich schweren Dienst gehabt. Da für die Versuche nur dieses eine Schiss frei gemacht werden konnte, war cs notwendig, stets hinter den Flugbooten berzndainpfen, nm sic von dcr anderen Küste wieder ab- zuschlendcrn. Die beiden Flugboote „Acolus" und „Zephir" haben mit ihren Besatzungen insgesamt 33 000 Kilometer über den Aordatlantik znrückgclegt, wofür etwa I7l> Stunden benötigt wurden. Nicht milgczählt sind hierbei die ver schiedenen Vrobcabschüssc und die An- und Abflüge sowie die Flüge entlang dcr amcrikanischcn Küslc von New Bork nach Boston nnd Sbdncv. Während dieser ausgedehnten Erlundungsflüge haben sich, wie im Südatlantik-Luslpost- dienst, alle technischen Einrichtungen des schwimmenden Flugstützpuuktes bewährt nnd ihre Brauchbarkeit auch sür die besonderen Verhältnisse ans dein Aordatlantik be wiesen. Ausgezeichnet bewährt haben sich auch die neuen Dornier DO. l8-Flngbootc nnd die Junkers-Schweröl- motoren Jumo 205, die auf allen Flügen, ohne ausge- wechselt zu werden, einwandfrei gelaufen sind. Schutz und Sicherheit NnfallverhütungSaktion in dcr Eise»' und Metallindustrie. Im Winter 1936/37 werden von den verschiedensten Bcrnfsgrnppcn in dcr Deutschen Arbeitsfront große Aktio nen für den Gedanken dcr Unfallverhütung dnrchgcführt. Sic werden cingelcitct durch eine Veranstaltung für Un fallverhütung dcr RBG. „Eisen und Metall" in der Dcutschlandhallc am 3. November, ans dcr Dr. Lcv nnd führende Männer dcr Metallindustrie sprechet« werden. Diese Aktion, die unter dem Lcitwort „Schutz und Sicher heit in der Eisen- und Metallindustrie" siebt, dauert bis zum 3l. Dezember 1936. Im Nahmen dieser Unfallver hütungsaktion in dcr Eisen- und Metallindustrie Werder« ! i n a l l c n B c t r i e b e n A r b e i t s s ch u tz w a l t e r ein- ! gesetzt. Vom -1. bis 7. November finden in allen Betrieben dcr Eisen- nnd Metallindustrie Actricbsappcllc statt, ans denen dcr Betriebssichrer und dcr Arbcitsschntzwaltcr die Gcfolgschastsmitglicdcr auf die „Unfallvcrhütnngsaktion" Hinweisen. In Bctricbsprcisausschrcibcn sollen praktische Vorschläge , für die Unfallverhütung im Betrieb gemacht j werden. Die besten Vorschläge ans den Wettbewerben werden in einen „Ncichswettbcwcrb für Unfallverhütung" kommen. Für die Zeit vom -1. November bis 19. Dezember sind genaue Bctriebsüberprüsungcn vorgesehen. Jeder ein zelne Tag steht unter einer besonderen Parole. So ist vorgesehen die Ucbcrprüfnng aller elektrischen Anlagen, der Verkehrswege, der Treppen, Leitern, Ucbcrprüfnng der l Schweiß- und Schneide-Anlagen, der Schutzbrillen, Hand leder, Asbestfinger, dcr Oefeu, dcr Verbandskästen, Trag bahren, Anschläge über erste Hilfe, Arzt, Rettungsstellen usw. Vom 20. Dezember bis 4. Jannar 1937 wird in allen Betrieben dcr Eisen- und Metallindustrie ein Schlichappcll sür die „UnfallverhütungsakUon" durchgeführt. Auf die sem Appell werden dcr Betriebsführer und der Arbeits- schutzwalter die Ergebnisse dcr Aktion im Betrieb znr Kenntnis bringen. Es wird bckanntgcgcbcn werden, welche Verbesserungen ans Grund dcr Ucbcrprüfung dcr Bc- tricbsanlagcn vorgenommen worden sind, und welche Er- ! gcbnissc die Unfallvcrhütnngsaktion ans Grnnd dcr ans- > gestellten Zahlen in bezug auf die Verminderung dcr vor- ackomincncn Unfälle hatte. Tkeaterarzt in Nöten Eine heitere Erinnerung von Erich Dallmer. Um die Jahrhundertwende war ich Oberleutnant und Adjutant bei einen« Berliner Bezirks-Kommando. In diesen herrlichen sorglosen Jahren war ich häufiger Gast der Berliner Theater, allerdings meistens mit Freikarten. Ein- oder zweimal im Jahre bekam inan Freikarte«« von der Kommandantur, aber eine wahre Freude war das auch picht. Man saß in der un bequemen Uniform im Erste«« Nang'Loge und durfte nicht ein mal die weißen Handschuhe während der Vorstellung ausziehcn. Wie häufig hatte im Parolcbuch gestanden: Der Leutnant X. erhält 24 Stunden Stubenarrest, «veil er in einem Königlichen Theater ohne Handschuhe angctrvffcn wurde... Jin Herbst und Frühling fanden die Kontrollversammlun- gen aller bei den Königlichen Theatern beschäftigten alten Sol daten, von« Intendanten bis zum Kulissenschieber, auf der Bühne des Schauspielhauses statt; dcr Bezirks-Adjutant hatte diese Musterung abzuhalten. Gegen hundert Leute fanden sich da zu sammen. Jeder einzelne wurde aufgerufen: Musketier Müller. „Hier!" rief eine tiefe Baßstimme, und vor trat der damals sehr bekannte Bassist Molenar... Und so ging es weiter, manche Bühncngrößc konnte man treffen. Nach der Versammlung holte sich dcr Adjutant zwei Billetts für die Oper zur Belohnung für leine Tätigkeit voi« dcr Kasse ab. Ich hatte cinigemale unsern Assistenzarzt mitgenommen, und nun wollte sich dieser erkenntlich zeigen. Eines Nachmittags werde ich von ihm an den Fernsprecher gerufen: ich soll für ihn heute abend als Theaterarzt in die Oper gehen! Ee sei plötzlich kommandiert, könne aber ans keinen Fall. Ich hatte schwere Be denken, es kann doch irgend ctlvas Vorkommen... Aber er be ruhigte mich, er sei schon so und so oft dort gewesen, und es sei noch nie ctlvas passiert. Warum nun ausgerechnet heute? Nach langem Sträuben gebe ich nach — gehe«« wir heute «nal als „Thcaierarzt". Also natürlich Zivil. „Parkett links, Platz achtzig!" höre ich noch. Am Abend sitze ich gespannt auf meinem Platz. „Carmen" ' in bester Besetzung. Zuerst fühle ich noch etwas Gewissensbisse, LaMMassuW siir Klemfiedltmg Einheitliche gesetzliche Gruudlngc. Zur Beseitigung von Schwierigkeiten, die sich bei dcr Landbcschafsnng für Kleinsiedlungen ergeben haben, hat i der Ncichsarbcitsminister eine ncnc Verordnung erlassen. Bisher erfolgte die Landbcschaffnng sür Kleinsiedlungen, soweit sic nicht im Wcgc des freihändigen Erwerbs mög- ! lieh war, im Wege der Enteignung nach dcr Notvcrord« nung vom 6. Oktober l93l. Die Vorschriften dieser Not verordnung waren aber im wescntlichcn ans die Errich- ! tung einzelner Sicdlcrstellcn abgestcllt, während das Sicd- lungswcrk des ncncn Staates im Gegensatz hicrzn seine Aufgabe vor allem in dcr Schaffung von geschlossenen Siedlungsanlagen sicht, die Ausdruck dcr bcstchcndcn Volksgemeinschaft sind. Eine den neuzeitlichen Grnndsätzcn des Städtebaues und des Sicdlnngswesens entsprechende Gestaltung einer ! Gcsamtsiedluiig ist aber nur möglich, wenn nicht nur das Land für die einzelnen Siedlcrstcllen, sondern auch das Land einheitlich beschafft werden kann, das für die not wendigen Gcmcinschaftsanlagcn nnd sür Vorhaben erfor derlich ist, deren Ausführung innerhalb dcr Gcsamtsicd- lnng ans städtcbanlichcn und sicdlnngstcchnischcn Gründen erwünscht oder in« Hinblick auf das Gemeinschaftsleben dcr Siedlung notwendig ist. Eine organische Gestaltung wäre nicht durchführbar, «venu bei den in Frage stehenden Siedlungsanlagen die Landbcschafsnng auf Grund verschiedener Gesetze erfolge«« müßte. Die Verordnung ermöglicht daher, daß das sür die Anlage einer städtebaulichen und siedinngstechnischei« Ein- ! heil erforderliche Land auch ans einheitlicher gesetzlicher ; Grundlage beschafft werden kann. Dcr Rcichsarbcits- j ministcr beabsichtigt im Anschluß an die Verordnung dem nächst in einem Erlaß zu verschiedenen wichtigen Fragen wer Landbcschafsnng für Krcinsicdlnngen Stellung zu nehmen. Steigerung des deuW-jllgoslimWen Warenaustausches Der jugoslawische und dcr deutsche Ncgicrungsaus- schuß zur Regelung der dcnlsch-jngoslawischen Wirtschafts beziehungen haben vom ll>. bis 20. Oktober in Dresden ihre dritte gemeinsame Tagung abgehaUen. Während die ser Tagung wurden eine Reihe den Waren- nnd Zah lungsverkehr betreffende Fragen erörtert. Da die Hau- dclsbczichnngcn zwischen den beiden Ländern sich in der , letzten Zeit weiterhin befriedigend entwickelt haben, konnte sür die Znknnft ans verschiedenen Gebieten eine weitere ! Steigerung des Warenaustausches in Aussicht genommen , werden. Außerdem wurde ermöglicht, in gewissem Um- ; sang die erforderlichen Zahlungsmittel für den deutschen ; Reiseverkehr nach Jugoslawien bereitzustcllcn. ! Staatssekretär Pilja über seinen Aufenthalt in Dresden Dresden. Nach dcr Unterzeichnung dcr Vcrcinbarungci« emp fing dcr Führer des jugoslawischen Rcaicrnngsausschusscs, Staatssekretär Pilja, Vcrtrctcr dcr sächsischen Presse, vor denen er sich über die Eindrücke während seines Aufenthalts in Dresden äußerte. Seit 1934 arbeiteten die Regierungsabord- nungcn zur Regelung der wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder. Die Sitzungen sande«« bald in Tcntschland, bald in Ju goslawien statt. Diesmal habe man aus Bcraulassuug dcr Jngo- slawcu Trcsdcn als Vcrhandlunasort gewählt, einmal wegen seiner besonderen Reize in künstlerischer nnd kultureller Be- Ziehung. Hielten sich doch hier viele junge Jugoslawen auf, um Kirnst uud Musik zu studieren oder an dcr Technischen Hochschule zu lcrucn. Aber auch das sächsische Wirtschaftsleben habe die volle Ausmcrksamkcit dcr jugoslawischen Abordnung gefunden. Sich den kulturellen Dingen znwcndcnd, offenbarte sich Staats sekretär Pilja nicht nnr als ein Mnsiklicbhabcr, sondern auch als eil« großer Musikkenncr. Wenn man den Charakter dcr Stadt Dresden mit einem Worte kennzeichnen wolle, so halte er das Wort „vornehm" für angebracht; sei doch die Verteilung der Industrie in dcr Stadt so glücklich, daß das künstlerische Stadt bild durchaus vorherrsche. Staatssekretär Pilja streifte kurz seine Besuche dcr Staatsopcr, dcr Dresdner Sammlnngcn, dcr Meiß- ncr Albrcchlsburg nnd scinc Fahrtcn nach Chcmnitz nnd ins Erz gebirge und die übrigen Eindrücke dcr jngoslawischcn Abordnung in Sachscn und schloß mit warmen Worten des Dankes, insouder- hcit an Rcichsstalthaltcr Mutschmann, Staatsminislcr Lenk und Oberbürgermeister Zörner. 38V0V Kameradschaften ehemaliger Soldaten des alten Heeres Der Bundcsführcr des Dcntschcn Rcicbskricgcrbnndcs (Kyfs- häuscrbund), SS.-Obcrsührcr Rcinhardt, gibt intercssantcs statistisches Material über die kameradschaftliche Zusammcn- fassnng ehemaliger Soldaten des alten Heeres in Deutschland bekannt. Danach bestehen ohne die Ortsgruppen der NS.-Kricgs- opserversvrguug uud des Reichsbuudes Deutscher Offiziere in Deutschland rund 38 000 Kameradschaften ehemaliger Soldaten des alten Heeres. Von ihnen gehören rund 90 v. >v. den« Deut schen Rcichskricgerbund an. Keine andere Organisation ehcma- l liger Soldaten in Deutschland habe cinc derartige Verbreitung > wie dcr Tcntschc Reichskricacrbuud. Bis in das culferntcste ! kleinsic Torf reiche' sein Einstuß, lieber 27 000 Kameradschaften . hätten in Orten unter 10 000 Einwohnern uud rund 7000 Ka ! mcradschasleu in Orten Uber 10 000 Einwohnern ihren Sitz. Dem ! Deutschen Reichskriegerbuud gehöre heute jeder fünfte deutsche , Manu über 35 Fahre au. 5'8,8 v. H. oder rund 1,5 Millionen I Mitglieder ständen im Alter bis ;n 55 Jahren, im besten Man- nesaltcr. Rund 100 000 dcr ehemaligen Ossiziere zählten zu den l Mitgliedern. Schließlich sei noch von Interesse, daß 14,3 v. H. s der Kameraden des Reichskriegerbundes, nämlich mehr als 100 000, Mitglieder dcr NSDAP, sind. Seit Anfang 1934 seien j in den Deutschen Reichskriegerbuud neu ausgenommen: 3000 Ka- meradschasteu und 275 000 Mitglieder. ! Neuer Marschall von Polen ! General Rhdz-Smigly wird dcr Nachfolger PilsndskiS. Die polnische Regicrungsprcsse bestätigt die seit einiger s Zeit nmlanfcndeii Gerüchte über die bevorstehende Erucu- j nnng des Gencralinspektenrs der polnischen Wehrmttcht, ! General R h d z - S in i g l h , znin Marschall. Das der ! Regierung nahestehende Blatt „Kurjcr Ezcrvonh" berich- ! tct, daß General Rhdz-Snuglh am >1. November, den» polnischen Nnabhängigkeitstagc, durch den Slaatspräsi- ! deuten zum Marschall von Polen ernannt werdet«, i wird. Das Regierungsblatt fügt hinzu, daß die Auszeich- t uuug Rndz°Smigl«is von, ganzen Volk mit größter Ue- ! friedigung begrüßt werde. Bei dieser Ernennung handelt cs sich jedoch nm mehr als cinc Anszcichnnng. Dic Verleihung des Marschall- stnbcs bcdcntet den letzten Schritt, mit dem General Nhdz- Smigltz auch äußerlich die Stellung des Marschalls Ptl- sndskh einninnnt. Praktisch nnd politisch allerdings ist j dieser Instand bereits seit einiger Zeit vorhanden. Rhdz- ! Smglh ist von niemand geringerem als Marschall Pil- sndskh selbst zu seinem Nachfolger bestimmt worden. Pil- , sudski hatte ein ungeheures Vertrauen zn dein Mairn, der in den beiden für dnS Schicksal dcS polnischen StaateS entscheidenden Angenblickcu in seiner nächsten Nähe mit- kämpfte. Das Ivar einmal, als dcr große Marschall im August > 1920 die polnische Hauptstadt gegen die bolschewistischen Armeen verteidigte. Ji« diesem Moment höchster Bedräng nis führte Rydz-Smigly die alten Legionäre Pilsndsk's zu einem entscheidenden Flankcnstoß heran, durch den die Russen geworfen wurden. Ebenso stand Rhdz-Smiglh an dcr Seite des Marschalls, als dieser sechs Jahre später j erneut um Warschau kämpfte, diesmal freilich nicht als - Verteidiger, sondern als Eroberer der polnischen Haupt stadt, «in« mit seinem Staatsstreich das inucrpolitische Le- j den Polens zu reinigen. Keine marMilche Mehrheit in Norwegen Die Wahlen zum norwegischen Storting fanden unter starker Beteiligung der gesamten Bevölkerung statt. Dio marixstische Arbeiterpartei erhielt 71 gegen bis 69 Sitzen. Da das Storting im ganzen ISO Abgeordnete zählt, ist es den Marxisten nicht gelungen, cinc absolute Mehrheit zn erreichen. Dic Konservativen haben voraussichtlich fünf Sitze gewonnen, während cs dcr Nationalen Sannnlungs- Partei nicht gelungen ist, ein Mandat zu erwerbe««. Das vorläufige amtliche Ergebnis der Wahlen zum Storting errechnet, wie das Norsk Telegrambyraa j mitteilt, für die Arbeiterpartei 70 oder 71 Sitze gegen bis- ' her 69, für die Konservativen 36 (30), für dic Agrarpartei 18 (23), für die Liberalen 23 (24), für die Minderheiten 2 oder 3 (4) Sitze. Ruhe in Bombay wiederhergestellt London. Dcm rücksichtslosen Dnrchgrcifcn dcr Bombavcr Po- lizci ist cs, wic Ncntcr mcldct, gelungen, dic religiösen Unrnhen völlig nicdcrznschlagcn. Ucbcr dic Maßnahmen dcr Polizei bcrub- let Ncntcr wcitcr, daß dicsc ganze Stadtvicrlcl abgcricgclt nnd Hnndcrtc von Pcrfoncn verhaftet l>abc. Sic lasse durch dic gc- sährdclcn Stadtteile morgens nnd abcnds schwcrbcwaffnetc Mi- litärstreiscn und Panzcrwagcn patrouillicrcn. Tic englischen Bchördcn sind daher dcr Ansicht, daß Ruhe nnd Ordnung in Bombay wicderhergcstcllt scicn und daß nunmehr keine wettere Gefahr bestünde. Ein Teil dcr Lädcn hat wicdcr geöffnet, ebenso haben dic Bauarbcitcr ihre Arbeit wicdcr ausgenommen. Eine amtliche Mitteilung dcr Polizei besagt, daß bei den ttn- rnhcn insgesamt 58 Personen getötet nnd mehr als 500 verletzt worden feien. An 60 an den Unruhen beteiligten Indern wurde dic Verurteilung durch Auspeitschung vollstreckt. aber allmählich leg« sich meine Unruhe — was soll denn auch geschehen! — und'ich genieße in vollen Zügen dic Vorstellung. Nach dcm ersten Akt fällt dcr Vorhang, und nach endlosem Bei- ! fall leert sich das Theater. Anch ich will ein wenig im Foyer > bnmmeln. Da tritt eine behäbige ältere Frau auf mich zu, schwarzes Kleid, weißes Häubchen, eine Garderobiere... „Herr Doktor, kommen Se doch mal mit hinter!" — Ich denke, ich soll in den Boden versinken, und tne, als ob ich nichts gehör« hätte. Da komme ich aber gnt an! „Herr Doktor, Heeren Se denn nich? Se sollen mal mit hinter kommen!" Ich versuche noch einnial, die Alte loszuwerden: „Wie kommen Sie darauf, daß ich ein Arzt sein soll?" — „Nu heert's aber ««ff! Se haben doch uff Num mer achtzig gesesseu, dct is doch dcr Thcatcrdoktor!" So, da habe ich dic Bescherung! Plötzlich wird mir mein hoher steifer Stehkragen zn eng, der Angstschweiß bricht mir aus allen Poren. Was soll ich tun? Schon denke ich an Flucht, hinein in das dichte Menschengewühl und raus aus dem Theater, meinctwcgcn auch unter Verlust des billigen Strohhules! Doch der kommandierte Assistenzarzt würde dann große Unannehmlich, leiten haben, zudem läßt die Alte keine Ruhe: „Kommen Se bloß schnell, de Pause is balde zuendc." „Aber, beste Frau, was ist denn passiert?" — „Ja, wenn wir dct wüßten! Del soll«« S i e uns ja eben sagen. Eene Kleene vom Chor is plctzlich wech!" — „Was heißt weg? Wo ist sie dem« hin?" — „Nein, Herr, nu tnn Se doch nich so! Wech is sc eben — futsch — se is plctzlich aus de Latschen jekippl, bums, da lag se! Nu haben wir ihr uffs Seeslong jcpackt..." Mein Kragen wird immer enger, ich muß mir dauernd den Schweiß von der Stirne wischen. Durch ein Labyrinth von Gän gen sind wir an eine Tur gekommen. Die Alt? öffnet. Acht oder zehn Spanierinnen stehen um ein Ruhebett, aus dem ebenfalls eine Spanierin mit schneeweißem Gesicht liegt. Nnn gilt cs zu handeln! Zunächst jage ich alle Zuschauer aus dcm Zimmer, die Garderobenfrau darf bleiben. Was soll ich machen? Letzten Endes würde ich der Frau ruhig die Wahrheit sagen und ihr ein Trinkgeld in die Hand drücken. Ich tue also, waS jeder Arzt j zuerst lut: Ich fühle der Kranken den Puls. Ja, wieviel Schläge i sollte denn der Puls in dcr Moiitte machen? Woher sollte ein Lcnlnani das wissen? Ich will ihn mit meinem eigenen ver gleichen, aber ich komme damit nicht recht zustande. Himinclk Vielleicht ist die Acrmstc schon tot, atmet sie denn überhaupt noch? Ich näherte mein Ohr ihrem Munde. Da frage ich dic Fran ganz unvcrmiltcli ziemlich brüsk: „Hal das Mädchen etwas getrunken?" — Havc ich Alkohol gerochen? Oder lat ich. die Frage nur, um überhaupt etwas zu sagen? Ich weiß es nicht. Der Erfolg ist jedenfalls verblüffend! Die Kranke schlägt plötzlich die Augen ans, richtet sich empor und bittet mit flehent lichem Ausdruck: „Herr Doktor, bitte, verraten Sie mich nicht!" Ich bin sprachlos — und beruhige das kleine Fräulein. Sie soll nun zunächst mal erzählen, wic alles gekommen ist.. Und sie berichtet dann: Ihr Bräutigam hat sie heute etwas früher als gewöhnlich abgeholt; sic sind von Charlottenburg durch den Tiergarten gebummelt, und er hat ihr ein halbes Pfund Kognakbohnen gekauft. Während des Anziehens und Schminkens hat sie dann den gesamten Vorrat anfgegcsscn — so ganz in Gedanken ... „Ja, dann haben Sie allmählich einen kleinen Schwips, be kommen, nicht wahr?" — „Ach, ich glaube auch, plötzlich dxehte sich alles um mich, und ich bin umgefallen. Wenn nur der Kapellmeister nichts erfährt! Dann werde ich entlasse««... Ich beruhigte meine kleine Patientin und entscheide als Arzt, daß sie sich — nachdem die Krise der Krankheit nun vor über sei — umziehen soll, ich würde sie nach Hause bringen. Die Spanierin verspricht auch, in einer Viertelstunde am Bühnenausgang zu sei,«... Die Garderobenfrau aber ist „platt" über meine ärztlich« Kunst! „Nee. die DokterS, det muß ick sagen, die vastehn ihren Kram. Kaum sehn se einen Kranken, schon wissen se, wat ihm fehlt!" Inzwischen hat mich die Alte durch die unterirdischen Gänge richtig zur Garderobe gebrach:, und wir verabschieden uns mit kräftigem Händedruck. Ich aber ergreife meinen Strohhut und verlasse fluchtartig das Theater; noch nie bin ich so schnell aus einem Muscntempel hinausgekommen. Aber, ob ich nicht doch noch umsatteln sollte, um Arzt zu werden?
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