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6ächsische Elbzeiiung Sächsische Schweiz Tageblatt für die Das Leben im Bild" Bad Schandau, Mittwoch den S. Luti 1936 SO. Jahrgang Tlr. 1S7 Die Sächsische Elbzeiiung erschein! an jedem Wochentag nachnniiags 4 Uv» Bezugspreis: monailich srci Haus 1.83 NM. teinschl. Boicngcld), für Selbst, abholcr monailich 1.05 NM., durch die Post 2.00 NM. zuzügl. Bestellgeld. Einzel, nummcr 10 RPf., mit Jllustrierlcr 15 RPf. Nichicrschcincn cinzcluer Olummern und Beilagen infolge höherer Gewalt, Beiricbsstörung usw. bcrcchiigi die Bezieher nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch aus Lieferung der Zeitung. Anzeigenpreise: Der Raum von 1 nun Höhe und 10 mm Breite kostet 7 NPf., im Tc^Ucil 1 mm Höhe und 00 mm Breite 22^ NPf. Ermäßigte Grundpreise, Nach lässe und Beilagengcbührcn lt. Anzeigenprcislisie. Erfüllungsort: Bad Schall'- - „ . . L „llnteryaltung unv Wissen" - Unterhattungsblatt" Siändlge Wochenbenagen. Wochenende" - Illustrierte Sonntagsbeilage: L .nm. Mo amtlichen Bekanntmachungen des Stadt, l" ^ächs'sch^Elbzeitungenihaltd^^^ Bad Schandau und des Finanzamts Scb' «als zu Bad schandau, des H P scincn Ortstcilcn Ostrau und Postel- »itz.Heimatz-'-ung^ „,it Kohlnnihle, Kleingießhübel, M^.wkonto: Bad Schandau Nr. 12. Geschäfiszeii: wocheniags 28-18 Uhr „Provokation Italiens" Protest gegen die Ausrechterhattung der Flottenabmachungen Die italienische Presse Hai bisher die Aushebung der SonUiomm durch deu Pölkerbuud mit tciuciu Wort bc- splochcn. Mau geht in Nom fast teilnahmslos über die Aushebung der Sanktionen hinweg, betoM aber nm so lebhafter daö Fortbestehen der aus der Santtioiiszcit übrigblcibcndcu und ciuscitig gegen Jtalicu gerichteten Flotteuabmachungen Großbritannienö im Mittelmeer, die auch der Hauplgruiid dcö Fernbleibens Italiens von der Dardancllcnkonfereuz von Montreux seien. Mit Befremden wird in den Londoner Berichten der römischen Presse fcstgcst-llt, daß sich "icmaudu Gros?, britannicn die Frage vorlegc, was eigentlich auS diesen Flottenabmachungen werden soll, nachdem d e Sanktionen und damit auch die notwendigen gegenseitigen Unter- stützungc» im Mittelmeer gegen einen etwaigen italieni schen Angriff verschwunden sind. Daö Wciterbestchcn die- ser Flottcuabmachungeu hätte keine andere Wirkung, als die Provokation Italiens. Der Genfer Berichterstatter deS „Piccolo" spricht von dem Fortbestehen der gegen Jta- lien gebildeten Koalition, der eine ganze Reihe der in Montreux vertretenen Staaten angchören. Diese Ab machungen seien unvereinbar mit dem Wunsch einer Rück kehr Italiens zur Mitarbeit an den europäischen Fragen. Man fragt sich, welche Gefahren Großbritannien und die übrigen Teilnehmer dieser Flottenabmachungen nach Aufhebung der Sanktionen eigentlich noch bedrohen, und gegen welche Gefahren Großbritannien gerade Griechen land und die Türkei schützen müsse, mit denen Italien bekanntlich Freundschaftsverträge abgeschlossen hätte. Von Angrisföabsichlen und Vormächtcgeliisten Italiens im Mittelmeer könne man nach den wiederholten freimütigen Erklärungen der Italienischen Regierung nicht sprechen. Es müsse angenommen werden, daß London die Flottenab- machungen während der Verhandlungen für ein neues Gleichgewicht im Mittelmeer als Waffe gegen Italien benutzen wolle. „Frankreich schneidet am schlechtesten ab" „Frankreich schneidet bei dem italienisch-abessinischen Abenteuer am schlechtesten ab", nrteilt die außenpolitische Mitarbeiterin des „Oeuvre". In Italien habe es sich einen hartnäckigen Feind geschaffen. Ferner bestehe eine fr a n z ö s i s ch - e n g l i s che Krise, die sich in den kommenden Tagen gegen Frankreich auswirken werde. Weiter habe Frankreich, das seine Verpflichtungen in der abessinischen Angelegenheit abgeleugnei habe, in den Augen der kleinen Staaten verloren und sein Ansehen und seine Belange in Französisch-Somaliland vermindert. Frankreich gehe aus diesen Ereignissen so beschädigt her- vor, daß es keine Kraft zu haben scheine, eine neue diplo matische Offensive zur Wiederherstellung der Lage in Europa zu unternehmen. Pcrtinax bezeichnet im „Echo de Paris" die englische Außenpolitik als die „unbekannte Größe". England sei entschlossen, so schreibt er, im Mittelmeer stärkere Geschwa der als vor dem September 1935 zu unterhalten. Die Lage im Mittelmeer könne nicht verwirrter sein als gegen wärtig. Zunahme der schweren BerkehrsnnWe 152 Tote, 4-159 Verletzte in einer Woche. Als Opfer des Straßenverkehrs in der abgelaufcnen Woche sind wieder 152 Tote und E9 Verletzte zn be klagen. Der Ncichöverkchrsminister weist diesmal auf den ur sächlichen Zusammenhang hin, der zwischen Straßcnlärm und Straßenunsällen besteht. „Der Straßcnlärm" — so stellt er fest — „macht harthörig und nervös. Er muß mit allen zulässigen Mitteln (Nachprüfung der Fahrzeuge, Entziehung des Führerscheins usw.) aufs schärfste be- kämpft werden. Knatternde nnd klappernde Motorräder, hernntcrgewirtschaftctc, geräuschvoll fahrende Lastkraft wagen sind im Straßenverkehr unzulässig. In manchen Städten wird auch immer noch viel zn viel gehupt. Hupt nicht, fahrt lieber vorsichtig!" Matznahmen gegen Hetzblätter Aus Anordnung des Danziger Polizeipräsidenten sind die letzten Ausgaben der sozialdemokratischen „Danziger Vollsstimme" nnd des Zentrumsorgans „Danziger Volkszeitung" beschlagnahmt worden. Die Hetze dieser beiden Blätter war in zunehmendem Maße dazu angetan, fortgesetzte Unruhe zn erzeugen und die Danziger Negierung auch außenpolitisch in peinliche Lagen zu versetzen. Vor allem muß einmal mit aller Deutlichkeit festgestcllt werden, daß die Beziehungen Dan zigs zum Reich auf die Dauer nicht durch die unausgesetzte Hetze dieser Organe gegen das Dritte Reich und seinen Führer belastet werden können. In der Danziger Be völkerung besteht der dringende Wunsch, daß den beiden Hetzblättern daö Handwerk endgültig gelegt wird. MMonen-Streikschäden in Frankreich 380000 Kilogramm Fische in Boulogne verdorben Paris, 8. Juli. Die in ganz Frankreich durch den Streik entstandenen Schäden sind nach einer Havasmel- dung außerordentlich groß. Allein die Stadt Bonlogne habe einen Verlust von mehreren Millionen Franken zu verzeichnen. Ans dem Berichte der Handelskammer sei ersichtlich, daß allein der Fremdenverkehr zwischen Frank reich und England in den ersten zehn Junitagcn um 20 v. H. zurückgcgaugen sei. Auch Waren seien in großer Menge verdorben. So hätten einmal 120 990 und ein andermal 270 000 Kilo gramm Fische vernichtet werden müssen. Ein Versuch, die Fische unentgeltlich den Krankenhäusern und Hospi tälern zu überlassen, ehe sie noch verdarben, sei gcschci- tert, weil die Streikenden sich geweigert hätten, die Fische vom Kai in die Stadt bringen zu lassen. Die Fische allein hätten einen Wert von 1,5 Millionen Franke» gehabt. Sie seien im Meere versenkt worden. Durch daö Erlöschen zweier Hochöfen sei ein weiterer Schaden von etwa zwei Millionen entstanden. Blutige politische Zusammenstöbe Nachts kam es in Ajaccio zu schweren Zusammen- stoßen von Angehörigen der Rechtsparteien mit der Poli zei und Volksfront. Rund 500 Mann Gendarmerie muß ten in der Stadt znsammengczogen werden, nm die Ord- nung wiederherzustellen. Auch Militär und Marine be- fanden sich im Alarmzustand. Aus beiden Seiten sind Verletzte zu verzeichnen. Wenn auch vorläufig die Ruhe wiederhergestellt ist, ist die Stimmung noch außerordent lich gespannt. „Fabrilbektzung nicht mehr geduldet" NcgicruttgScrklärnng im französischen Senat. Paris, 8. Juli. Der. Bürgermeister von Versailles, Senator Haye, richtete im Senat an die Negierung die A"???c> welcho Maßnahmen sie ergreifen wolle, um den Betrieb der öffentlichen Dienste, die Arbcitssrciheit, die Sicherheit der Burger uud die Achtung der republikaui- SU gewährleisten. Der Interpellant schilderte die Ausschreitungen, die in Versailles im Ver- Streikbewegung zu verzeichnen waren, und ^furchtungaus daß dieser von Moskau gc- ausaite^ Straße" in einen Bürgerkrieg « . «erlnuse der Aussprache erklärte Innenminister Sälen»»» im Namen der Negierung eindentig, daß Be setzungen von Fabriken und änderen Betrieben und son stige Angriffe gegen die öffentliche Ordnung in Zukunft nicht mehr geduldet würden. Nachdem der Innenminister noch mitgcteilt hatte, daß Soldaten, die an einem VolkS- srontumzug in Versailles teilgenvmmcn hatten, vom Platzkommandnntcn bestraft worden seien, nahm der Se nat mit 230 :1 Stimme eine Entschließung an, in der er Kenntnis von den Erklärungen der Negierung nimmt, daß diese die öffentliche Ordnung in voller Achtung der republikanischen Gesetze sicherstellen wolle. Eine merkwürdige Illustration zu der Regierungs erklärung bildet eine Meldung des „Malin", wonach die streikenden Arbeiter der Citroen-Wcrke in Fronclcs (De partement Obere Marne), nachdem ihre Forderung auf Entfernung zweier Ingenieure von der Wcrkleituug ab- gelchnt wordeu war, zwei leitende Direktoren in der Fabrik ei »schlossen, die eigens zur Regelung des Streitfalles nach Fronclcs gekommen waren. 120 IvaiMe Faschisten verhaltet Weil sie den Pvlizcichcf grüßten. Der Generaldirektor der spanischen Polizei teilte Pressevertretern mit, er habe 120 Faschisten verhaften las sen, die ihn in Villalba bei einer Autofahrt mit erhobenem Arm begrüßten. Die Verhaftung erfolgte, da man keine Waffen bei ihnen fand, wegen „Abhaltung einer verbo tenen Versammlung" und wegen „unerlaubten Faschisten- grußes". Die Verhafteten gehören der Jugendorganisa tion der Spanischen Faschistischen Partei an und befanden sich aus einem Ausflug. In Miguclturra (Provinz Ciudad Neal) wurden bei l einem Feuergefccht zwischen Marxisten nnd spanischen Fa schisten zwei Personen getötet nnd zehn verletzt, vier da von lebensgefährlich. Frettastungen uns Verharrungen in Riga Königsberg, 8. Juli. Wie wir aus Riga erfahren, sind jetzt auch die letzten der Mitte März verhafteten jun gen Baltendcutschen freigelassen worden, denen Betäti gung in staatsfeindlichem Sinne in geheimen Organisa tionen zur Last gelegt wurde. Zu gleicher Zeit hat die Politische Polizei Lettlands neue Verhaftungen im Kreise junger BaUeudeutscher in Riga durchgeführt, ohne daß 'isher eine Begründung bekanntgeworden ist. Der Negus sammelt in England Angeblich für die Wiederaufnahme deS Widerstandes. Der abessinische Gesandte in London, Dr. Martin, hat einen Aufruf au die englische Bevölkerung veröffent licht, mit der Bitte, dem Negus einen Fonds von 2 Mil- lioncn Pfund zur Verfügung zn stellen, nni ihm dadurch zu ermöglichen, den Widerstand gegen die Italiener wieder- aiifzunchmcn. Wie mitgcteilt wird, soll der Ausruf bereits eine erste Zeichnung von lOOOOO Pfund erhalten haben. Weiter verlautet, daß der Negus seine Villa in der Schweiz verkaufen will. An die englische Negierung ist das Er suchen gerichtet worden, der Gemahlin des Negus im Austausch für das von dem britischen Konsul iu Harrar bezogene Gebäude ein Haus an der Küste oder auf einer Kaualinscl zur Verfügung zu stellen. In der englischen Presse, besonders in den völker- bundsfreundlicheu und oppositionellen Blättern, häufen sich die Meldungen über eine angebliche Widcrstaudsbewe- . gung in Abessinien. Man will sogar Einzelheiten wissen, ohne allerdings Quellen anzugeben. So ist davon die Ncde, daß Freischärler einen Angriff auf die Dschibuti bahn planen. Rom dementiert englische Meldungen Die Agcnzia Stefani veröffentlicht eine Mitteilung, tn der erklärt wird, über die Lage in Ostasrika seien in englischen Blättern ans Kairo datierte Meldungen des Ncutervcrtrctcrs Holmes erschienen, die als „schlechthin grotesk" zu bezeichnen seien. In dem Teil Abessiniens, von dem in den Meldungen die Rede sei, erfolgten täg lich neue Unterwerfungen von Häuptlingen und Stämmen Die Lage in Addis Abeba sei vollkommen normal. Eine neue Warnung des Oberkommissars in Palästina Jerusalem. Obcrkommissar Wanchope richtete am Diens tagabend crnent eine Rnndfnnkansprache an die Bepplkerung Palästinas. Er kündigte die baldige Beendigung der Terrorakte dnrch Militär an nnd teilte mit, daß im Notfälle weitere Ver stärkungen hcrangczogen würden. Der Kommissar warnte vor der offenbar verbreiteten Ansicht, daß ein Widerstand gegen die Militärmacht möglich sei. Die Aufrührer seien sür die Not der armen Bevölkerung allein verantwortlich. Infolge Vcrmindc- rnng der Staatseinnahmen würden Stcncrerhöhnngcn nötig, was sich wiederum aus den Lebensstand der Bevölkerung nn- günstig auswirkcn werde. Der Kommissar wies weiter auf die Unmöglichkeit ärztlicher Behandlung infolge der Unsicherheit ans den Landstraßen hin. Den Acrzten sei es nicht möglich, Kranke aufzusuchen. Dadurch werde vor allem die Ausbreitung der lan desüblichen Augcnkrnnkhcitcn gefördert, besonders bei den Kin dern, von denen viele zn lebenslänglicher Blindheit verurteilt seien. Der Kommissar wiederholte schließlich den Londoner Ne- gicrnngsbcschlnß zur Entsendung einer Unterausschusses, sobald die Unruhen beendet seien.