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Sächsische Elbzeitung : 10.06.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193606104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19360610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19360610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-06
- Tag 1936-06-10
-
Monat
1936-06
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 10.06.1936
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,',Ja", wollte Brack sagen. Aber ein heftiges Niesen — immer noch war er seine Erkältung nicht los geworden — schnin ihm das Wort ab. Er riß das Taschentuch aus seiucm Maulcl. Dabei fiel irgendetwas auf die Erde. „Ach so!" wunderte sich Brack nnd bückte sich rasch. „Was ist denn das für ein Ding?" wollte Scheffler wissen. „Das?" Brack hielt ihm den rätselhaften Gegenstand hin. „Das ist ein Katapult — Sie kcnneu doch eiu Katapult, uulu wahr? Also was soll ich Ihnen sagen: Diese Bengels, ja. Sehe ich da Henle nachmittag, wie ich zufällig cineu Blick aus dem Feilster werfe, meinen Jungen, den Hannes, durch den Garieu schleiche». Kam mir doch gleich so verdächtig vor. Also ich raus, lautlos hinter ihm her — nnd da erwische ich ihn, wie er gerade auf eine Katze zielt. Die wimmel» doch jetzt überall Herm». Na, am liebste» hätte ich ihm die Hosen stramm gezogen, aus nahmsweise lies; ich cs bei einer ernsthaften Verwarnung be- wenden. Das Ding hier habe ich ihn: natürlich wcggcnommen, mit allem Zubehör. Ist ja auch unerhört, wenn man's richtig nimmt. So ein Lausebengel — dreizehn Jahre alt nnd den Kopf voller Dummheitcli. Ich habe ihm ordentlich ins Gewissen geredet, von wegen Tierquälerei und so. Nnd dann überhaupt: wie leicht kauu eiu Unglück geschehen, wie oft ist cs schon gc- schchcn. Jmmcr wicder kommt es vor, das; die Kinder aufein ander zielen, und wenn so ein Bleilügelchen dem andern ins Auge geht, ist es hin." Scheffler hatte das Mordwerkzcug an sich genommen und betrachtete cs mit einem beinahe wissenschaftlichen Interesse. „Sie haben cmscheincnd noch nie so ein Ding in den Händen gehabt", wunderte sich Brack. Und da der andere den Kops Mittelte und noch immer im Zweifel schien über die richtige Verwendung dieses Katapults, begann Brack zu erkläre». „Ma» braucht eigentlich nur eiucu gegabelten Ast", sagte er, „alles andere, die Gummistrippe und oie Lederschlause, das macht man sich selbst. Ist doch ganz einfach. Hier, sehen Sie, legt man das Bleikügelchen 'rein, zieht die Strippe an, und dann..., wenn man nur eiu bißchen Ucbung hat..., ich bin doch neugierig, ob ich »och..." Er sah sich suchend uni. „Das Ding entwickelt eine fabel ¬ hafte Treffsicherheit", setzte er überlegend hinzu. „Früher, als ich selbst noch ein kleiner Junge war —" Er machte eine Pause. „Vielleicht", riet Scheffler, „versuchen Sic eS mal mit dcr > Litfaßsäule da Hütte«. Das hört man ja, wenn Sie treffen." „Unsinn!" erwiderte Brack. „Das ist doch kein Ziel — die ist ja groß ivic ein Elefani, das wäre keine Knnst." Sein Blick fiel auf eine Glaskugel, die in einem Vorgarten, ' vielleicht sechzig oder hundert Schritt entfernt, ans einem grün» lackierten Holzpfahl stand. Hier, wo noch viele alte Leutchen, ' Pensionäre und Rentner, ihren Lebensabend in kleinen Eigen» j Heimen verträumten, gab cs noch solch merkwürdigen Garten- ! schmuck. Glaskugeln, Zwerge, Pilze und derlei. Das Licht des Mondes spiegelte sich in dem rnnden, durchscheinenden Gebilde. Im nächsten Augenblick gab cs ein trockenes, klirrendes ! Geräusch, uud von der Glaskugel war nicht mehr viel zu sehen. „Nun aber nichts wie los", flüsterte Brack, und noch im Laufschritt um die nächste Straßenecke biegend, keuchte er: j „Glänzend getroffen, mein Lieber, oder nicht?" j Sie kamen an einem Schupo vorbei, dcr hier seine Streife ! abging. ! „War das nicht der Stadtrat Brack?" dachte dcr. „Sicher . war das Brack — und der andere, das muß doch der Bauunter- ! nehmer Scheffler gewesen sein. Kölnisch... so gesetzte Leute, in Amt nnd Würden, nnd dann machen sie in dunkler Nacht einen Wettlauf. Wie Jnugcns ..." Ja, das dachte der Schupo, denn er wußte ja nicht, und er konnte nicht wissen, warum die beiden Herren ihre Beine so i« die Hand genommen hatten. Und anch am nächsten Morgen, als ihm Herr Petereit, Besitzer des Gartens init der Glaskugel, sein Leid klagte, ahme er nichts. ,Ammer wicder die verfluchten Bengels", meinte er. „Wenn ich sie mal erwische, höchst eigenhändig lege ich sie übers Knie. Das ist die beste Lehre, die man ihnen geben kann. Die zieht wenigstens, ja..." Aber onvon wird natürlich eine zersplitterte Glaskugel ! nicht ganz! StklyrunöMse üer Gürlengeslkilluncl c Heim. zueinander, Wacholder? Wachstums handelt es Und wenn h ck s ck> m )- ch 9 t. II se d- Tibet aufgebrochcn, nm eine neue Heimm zu finden. Meh rere Hunde begleiten sic. Ihre neue Wirkungsstätte ist ein Hospiz, das fast 1000 Meter hoch liegt. Ans dem „Dach der Welt" werden die Mönche unter wesentlich schwieri geren Bedingungen ihr Nettnngswcrk sortsctzeu. Das Klima ist rauher als iu den Alpeu, im Winter liegen die Temperaturen häufig bei 10 Grad unter Null, die mittlere Jahreslemperalnr wird nur selten null Grad übersteigen. Die Mönche werden manchen räuberischen Ucberfälleu ans gesetzt sein, gegen die ihr Hans zwar mit allen modernen Abwehrmittcln geschützt sein wird. Für die Mönche be ginnt ein ganz neuer Abschnitt ihres Wirkens. 31. Bernkarü auf dem Lack üer Welt Menschenliebe zwischen Räubern nnd Schneestunnen. Die Mönche nnd ihre Hnnoe vom Großen St. Vern hard in den schweizerischen Alpen sind in der ganzen Welt bekannt. Viele Geschichten wissen von ihnen, von ihren wundersamen Rettungen verirrter Wanderer vor dem weißen Tod. Jahrhunderte hindurch haben die Mönche und ihre Hunde ihr Licbcswerk verrichtet, bis cs in dcr Gegenwart mehr nnd mehr au Bedeutung verlor. Heine fahren Antos über die Pässe, Züge durchqueren sie, nnd Flugzeuge fliegen in schwindelnden Höhen über sie hin weg. Es gibt nur noch wenige Menschen, die den Paß erklimmen nnd sich den Gefahren plötzlicher Schueestürme aussetzcn. So suchten sich die Mönche dort oben ein neues Wirkungsfcld. Sic studierten die Landkarte, nm irgend einen Punkt auf dcr Erde zu finden, wo man ihre er probten Dienste gebrauchen könnte. Was sie suchten, san den sic in den einsamen und unwegsamen Höhen des Himalaya. Am Li-Sa-Paß, an den Grenzen zwischen Tibet und Szelschuan, beschlossen die Mönche, ein neues Asyl zu gründen. Taujende von Reisenden und Pilgern wandern jährlich über diesen Paß. Tee-, Reis-, Seide- und Pelzkarawancn wählen diese Stelle als Ucbcrgang in die angrenzenden Länder. Vor fünf Jahren nun machten sich zwei Mönche vom St. Bernhard auf den Weg zum Li-Sa-Paß in Tibet: über 2500 Kilometer mußten sie teils zn Pferde, teils zn Fuß oder auf Skiern zurücklcgcn. In den unwegsamen Ge bieten waren sic nur von chinesischen Soldaten begleitet. In Numan wurden die Mönche von Rändern überfallen. Die chinesischen Soldaten ergriffen schleunigst die Flucht. Die Mönche aber wurden von den Rändern freundlich be handelt, sic wurden sogar ihre Freunde; die ärztliche Hilfe, die die Mönche einigen unter den Räubern augc- dcihen ließen, rettete ihnen selbst das Leben. Unier dem Schutz der Räuber konnten sic ungehindert ihren Weg sortsetzcn. So erreichten sic den Paß. Aber niemand konnte die Mönche führen, weil man dort das Skiläufen nicht kennt. Zum Glück faudeu sie einen jungen franzö sischen Priester, der tibetanisch verstand, nnd lehrten ihn die Kunst des Skilanfcns. Gemeinsam wurde dauu der Li-Sa-Paß überquert. Die erste Bezwingung des Passes ans Skiern! Zurückgekchrt nach dem Hospiz auf dem St. Bern hard, beschlossen die Mönche, aus dem Li-Sa-Paß ein Hospiz zu errichten. Im Jahre 1932 schon reisten vier Mönche, unter ihnen die zwei mutigen, die die Reise zuerst machten, nach Tibet. Unter ihrer Aussicht wurde mit dem Bau des Hauses auf dem Paß begonnen. Marconi Hal den Mönchen einen Kurzwellensender zur Verfügung ge stellt, der sie in dauernder Verbindung mit Europa hält. Diese Einrichtung soll außerdem das ReuungSwerk der Mönche wesentlich erleichtern. Die vier Mönche, die in das einsame, unwegsame und gefahrvolle Land gereist sind, haben eine vollständige moderne Kücheneinrichmng, Zinttnerer-HandwerkSzcng, Fischereigerät, Skiansrüstnng nnd eine Schreibinaschilu als wichtigstes Gepäck mitge nommen. Unter ihrer Aussicht geht nun der Bau des Hospizes allmählich seiner Vollendung entgegen. Inzwischen ist ein großer Teil dcr Mönche vom St. Bernhard ans dem Mutterhaus in das weil entfernte Heidcvegetalioii ansiedelt (doch wird man auch hier schon die gärtnerisch veredelten Sorten wählen), so mag das so gewiß nie imd nimmer in der Natnr Vorkommen, aber es ist das Bild einer erhöhten Wirklichkeit, das Sichtbarmachc» einer geheimnisvollen nnd bisher verborgenen Einheit. Und dies ist eS Wohl, was unsere Gärten so beglückend macht, was sic in ihrer Vermittlerrolle zwischen der reinen Natur »nd dem Menscheiigeisle so tief bestätigt. welche Genossen sucht sich die Birke, welche dcr — Also auch hier Einfühlung in dic Gesetze dcS als Grundlage künstlerischen Gestaltens. Doch sich anch hier nicht nm sklavische Nachahmung, man nun nm den Wacholder herum die ganze ! tnng heute etwas anderes vorstellen als die Park-Imitationen > des vorigen Jahrhunderts mit ihrer „Natur um jede» Preis". ! Dic heutige natürliche Gartengestaltung ist nicht Nachahmung der Landschaft, sic ist überhaupt keine Frage des N a u m e s , sondern des Inhaltes. Sie geht zurück auf dic Lcbens- uud Staudortgemeittschaflcu der Pflanzenwelt in dcr freie» Natur. Wie siedel» sich etwa Pflanze» auf einer Waldlichtung 6.10: Fröhliche Morgcinnusik — 9.10: Kleine Turnstunde für dic Haussran. — lO.tzil: Kamps um den Grenzwall. — 10.30: Fröhlicher Kindergarten. — 11.30: Dic Wissenschaft meldet. — 11.-10: Der Bauer spricht. — Der Bauer hört. - 12.00: Musik zum Mittag. Das Laudcssinsouieorchcstcr Saar-Pfalz. — 11.00: Allerlei — von zwei bis drei! — 15.10: Heitere Spiclmusik für Bläser. — 15.30: WirtschaslSwochcuschau. — 15.15: Eigen Eigen Land. — 16.00: Schallplattcn. — 18.00: Volkö- Neichsscndcr Leipzig: Donnerstag, 11. Juni 8.20 Für die Hausfrau: Wir könne» nicht verreisen; 9.10 Kindergymuastik; 10.00 Volksliedsiiigeii; 12.00 Mittagskonzert; 1-1.15 Musik »ach Tisch; 17.10 Jugend uud Leibesübungen: Was wißt Ihr vom Segelfliegen? 17.30 Musikalisches Zwischenspiel; 17.10 Klemstsormcm des Stosses und des Lebens: Ionen; 18.00 Unterhaltungsmusik; 19.00 Abendkcmzcrt; 20.00 Nachrichten; 21.00 „Ncmbrniidt", ein Hörspiel; 22.00 Nachrichten; 22.30 Auf zum Tanz! Ncichsscndcr Leipzig: Freitag, 12. Juni 9.35 Spielturucn; 10.00 Alich schus Solingen; Hörspiel; 12.00 Aus Pößneck: Musik für die Arbeitspause; 13.15 Äkittagsmusik; 1-1.15 Musik nach Tisch; 1710 Für die Frau: Tcufelspslnnzen; die Heimat unserer Haustiere; 17.30 Nus der Jugend; 17.10 Tänze von Mozart. Beethoven und Brahms, 18.00 Musik zum Feierabend; 19.00 Das deutsche Lied: Hugo Wols, 19.30 Joses Weinheber liest eigene Gedichte; 19.50 Umschau am Abend; 20.00 Nachrichten; 20.10 Unterhaltungsmusik; 22.00 Nachrichten; 22.30 Nachtmusik. Ncichsscndcr Leipzig: Sonnabcnd, 13. Juni 10.00 Rhein — Schicksal der Deutsche»; 12,00 Buntes Wo chenende; 11.15 Musik nach Tisch; 15.00 Die schwarze Kunst; 15.20 Kindersttmde: Alte Märchen werden lebendig; 16.00 Familie Funk; ei» heiteres Vor-Wocheneiidc; 18.00 Frohes Volk am Feierabend; 19.10 Umschau nm Abend; 20,00 Nachrich ten; 20.10 Aus Gotha: Zwei frohe Stunden; 22.00 Nachrichten' 22.30 Frohes Wochenende. Dcutschlandscnder: Donnerstag, 11. Ium. 6.10: Fröhliche Schallplattcn. — 9.10: Kiiidergvmnasttk. — 10.00: Volkslicdsingcn. — N.05: Francubcrnse dcr Gegenwart: Dic Jugcndlcilcrin. — 11.30: Dcr Bancr spricht. — Dcr Bancr hört. — 12.00: Musik zum Mittag. Das Große Orchester und die Tanzkapelle des Rcichssciiders Breslau — 11.00: Allerlei — vou zwei bis drei! — 15.15: Als Kaiaksrau durch Masuren. „Und ich bin Smutje an Bord." — 15.10: Bergmannsblut hat frischen Mnt. — 16.00: Musik am Nachmittag. Emanuel Nam« bonr spielt. — In dcr Panse von 16.50 bis 17.00: Phantasien eines Schauspielers. — 18.00: Dcr Kammcrchor des Dculsch- laudseudcrs singt. — 18.20: Gricchischc Antike imd Gegenwart. — 18.10: Zeh» Minnien aktueller Sport. — 18.50: Kurt Berndt spricht über das offizielle Nimdsunkschristlnm. — 19.00: Und jetzt ist Feierabend! Klänge ans Argentinien. — 19.30: Waffen träger der Nation. Bei dcr Artillerie. — 20.10: „Glück am Ziel." Operette in fünf Bildern. — 21.10: Schallplattcn. — 22.30: Olympia — seine Banlen und seine Spiele. — 23.00 bis 2IAO: Heiterkeit und Fröhlichkeit. Es spielt dic Saarbrücker Orchcstcrvcreinignng. Freitag, 12. Inin. 6.10: Fröhliche Schallplattcn. — 9.10: Das Nest in der Mütze. — 10.00: Mich schuf Solingen! Hörspiel. — 10.50: Spietturnen im Kindergarten. — 11.10: Dcr Bauer spricht. — Der Bauer hört. — 12.00: Die Werkpausc des Reichssenders Köln. - 13.15: Musik zum Mittag. — 1-1.00: Allerlei - von zwei bis drei! — 15.15: Kinderlicdcrsingen. — 15.10: Ein deutsches Mädel reist nach Indien. — 16.00: Musik am Nach- mittag. Das Unterhaltungsorchester des Dcutschlandsenders. — I» der Pause von 16.50 bis 17.00: Hans Saßmann spricht wienerisch. — 17.50: Dic Chronik vou Dnslwop. — 18.15: „Bewährung." Ein Spiel aus dem Arbeitsdienst. — 18.15: Dcr Arbeitsdienst sing!. - 19.00: Und jetzt ist Feierabend! (Schall- platten) — 19.15: Sammeln! — 20.10: Kammermusik. — 21.00: Zehn Jahre Nunxcndorfcr Sender. Ei» fröhliches Jubi läum mit Ludwig Manfred Lommel. - 23.00 bis 21.00: Emanuel Nambonr spielt zn Tanz und Unicrhallnug. Sonnabend, 13. Juni. Die Liebe zum Garten ist dem Deutschen wohl anqcborcn — welch eiu reizvolles Zeugnis legt dafür allein unsere Dich- tnng ab —, vielleicht aber hat unsere Zeit es doch noch ver mocht, diese Liebe zu erweitern nnd zn vertiefen. Wer baute heule noch ein Haus, dem der Garten fehlte? Und wo unsere Städte sich in Wohnvierteln ansdehnen, geschieht das nm häu figsten im Typ dcr Gartenstadt. Dcr Garten selbst ist uns wieder erweiterter Wohnranm, in dem sich wie zur Biedermeierzeit ein gut Teil unseres Lebens, ein gut Teil auch unserer Geselligkeit abspiclt. Dem folgen auch seine GcstalluugSprinzipien. Dic For men des neuzeitlichen Gartens sind nicht nen. Sic sind leicht auf ihre Ahnen zurückznführen. Dic Gesetzmäßigkeit des Rokoko, die gemütvolle Innigkeit des Biedermeier, ja anch die unbekümmerte Naivität des Banerngartens haben Anregun gen gegeben. Die Gartengestaltung aller Zeiten hat sich zwischen den Möglichkeiten des natürlichen und des regelmäßigen Gartens bewegt. Hatte dcr eine Stil sich bis ins Groteske überspitzt, so löste ihn der andere ab. Das neunzehnte Jahrhundert stand im Zeichen der landschaftlichen Gartenplannng, die Gesetze der freien Natur wurden auch auf den umgrenzten und beschränk ten Raum übertragen. W i r wissen heute wieder, daß jede Art künstlerischer Betätigung sich nicht in einer solchen Nach ahmung dcr Nalnr erschöpfen kann. Gestaltung bedeutet stets auch Umgestaltung, Stilisierung, Auswahl. Bei dcr Garten- anlage wird das besonders für jene Teile, die dem Hause am nächsten gelegen sind, gelten. Die Architektur schwingt im Garlenraum ans, aber dic Dominantc wird hier sinngemäß abgewandclt. Die regelmäßige Form verlangt stärker als jede andere nach Belebung, wenn sic nicht der Eintönigkeit nnd Lange weile verfalle» soll. U»d sie findet ihre notwendige Ergün- zung in dem märchenhaften Pflanzcnmaterial, das uns heule zur Verfügung steht. Die graziöse Leichtigkeit der Sommcr- blumen, der Skabiosen, Jnngfcrn im Grün, Clarkicn, afrika nischen Magcriteu, dic naive Farbcufreude dcr Zinnien einen sich mit der stärkeren Lebenskraft, dcr kräftigeren Struk tur dcr Stauden. Der Sicgcszug dcr Staude», besonders ihre Veredelung nach dcr Enldccknng der Mcndcl'schcn Erb- gcsetzc, die Einfuhr neuer Sorten ans fremden Ländern, die Revolution, die ihr Erscheinen nicht nur in unseren Gärten, sondern auch iu unserem Fühlen hervorricf, all daS gäbe — richtig beschrieben — einen Roman von atemberaubender Spanncküg. Hier lieg! den» anch das grundsätzlich Nene unserer Gartengestaltung, von hier empfangt sic ihre ent scheidenden Antriebe. Man denke allein an die Steinmauer, deu Plattenweg, die so charakteristisch für unsere Gärten sind, wie wären sic möglich, ohne die Fülle der Fels- und Polster» standen, die in jahrzehntelanger züchterischer Arbeit zu ihrer heutigen Blühwilligleit hcrangcbildct wurden! Oder man ver gleiche cinmal unsere heutigen Noscnsortcn mit ihren Müt tern oder Großmüttern von vor zwanzig bis dreißig Jahren, stelle cinmal die alten Georginen neben die neuen Dahlicn- sorten! So ist also das Material beschaffen, das dem Garten- gcstalter heute zur Verfügung steht, in dem er die zartesten Nüancen dcr Schönheit verwirklichen kann. Eine Blume ist immer schön, gewiß... aber cs geht ihr wie den Menschen: ihre höchsten Möglichkeiten offenbart sic erst im Zusammcn- klaug, in jener geheimnisvollen Harmonie des Aufeinandcr- abgcstimmtscins nnd des gegenseitigen Hcrvorlockens ver borgener Möglichkeiten, die das Kennzeichen wahrer Gemein schaft sind. Diese Gemeinschaften zn erfühlen, zu erfasse», zu verwirkliche«: das bedeutet heute daS wahre Küustlertum in der Gartengestaltung. Wer Pflanzen cinmal so erlebt hat, dem bleiben unvergeßliche Bilder im Gedächtnis: dunkel blauer Rittersporn vor einem Bogen, den altrosa Rankrosen überreich umspannen — Trollius, dcr sein Orange mit dcr liefen Bläne des kaukasischen Vergißmeinnicht und den schwef ligen Tönen des Alyssum mischte — weilblütigcr Mohn, hinter dem die stolzen Kerze» dcr Lupinc» anfragie» — zwischen Farnkräutern zartrispigc, laugspornige Akeleien... Als bindende Komponente tritt zu dieser Blumcupracht dcr Nasen, der für Misere heutigen Gärten wieder zu eigener Bedeutung erweckt worden ist. Dieser Nasen, der selbst keinen Schatten wirft, ist das Licht unserer Gärten, grünes Erdenlicht, das mit seinem sa»ft-m Glan; alles andere über spielt. — Gellen die hier ausgezeiglen Slilprinzipien allgemein für den kleineren Garten nnd für die dem Hause zugclagerteu Teile, so mag mit größerer Entfernung vom Hause sich die regelmäßige Bindung lockern uud iu die „natürliche" Garten gestaltung übergehen. Solch eine Mischung kann sehr reizvoll sein. Nur muß mau sich unter „natürlicher" Garteiigestal- Las Kind im Wanne Humoreske von Wolfgang Fe de rau. „Nun aber endgültig die letzte Runde", sagte Brack und warf eine« Blick auf sein Gegenüber, das gähnend den Mund anfriß und höflich die auscinandcrgefächcrlen Karten vorhiclt. „Unser Gastgeber ist schon müde — oder hnngrig. Was das Ge fährlichere von beiden wäre." „Aber dann wenigstens eine Bockrunde", meinte Scheffler, der nie genug bekommen konnte, wenn es ums Kartenspielen ging. „Wo ich so tief im Keller sitze." „Also Bock!" wurde beschlossen. Doch die Hoffnung Scheff lers, durch die doppelte Zählung der Punkte ein bißchen besser abzuschnciden, erwies sich als trügerisch. Da half kein Um- Lreheu des Stuhles und kein Geschimpfe über das mordsmäßig schlechte Blatt. „Kein Tag für Künstler heule", grunzte er, als es ans Bezahlen ging. „Tja", meinten die Herren, nnd Brack grinste: „Skat ist eben kein Glücksspiel, da§ haben sogar die Behörden anerkannt. Es verlangt immerhin einen gewissen Miudestgrad von In telligenz." „Unsinn!" rief Scheffler. „Sie könne» mich »ichi aus der Ruhe bringe», mit Ihrer Anpflaumerci. Tatsache ist, daß die Skatspieler i» diesem Jahr klage». Vielleicht liegt es am Golf strom, vielleicht hat der wicder einmal seinen Weg verändert." Sie verabschiedeten sich schnell, denn cs war spät geworden. "Und man sollte die Geduld dessen, dcr sic vier oder fünf Stunden lang so gastfreundlich mit Bier und Zigarren und Zigaretten versehen hatte, nicht über Gebühr in Anspruch nehmen. Draußen empfing die beiden Herren eine beinahe laue Luft, angenehm nach dem langen Hecken in dem verrauchten Zimmer. Hier, am Rande dcr Stadt, hatte jedes Haus seinen sanber ge haltenen Vorgarten, nnd aus diesen Vorgärten strömte ab und an ein Duft von frischem Grün und Butten, der hoffen ließ, daß der Sommer nun schon ganz nahe sei. „Schöne Nacht", meinte Scheffler, während sie gemächlich unter dem sanften Licht des Mondes durch die menschenleeren Straßen schritten. lieber — Volkstänze. — 18.15: Sportwochcnschau. — 19.00: Emanuel Nambour spielt. — 19.15: Was sagt itzr dazu? — 20.10: Almrausch. Eiu bunter Bilderbogen mit Musik, Gesang nnd Tanz. - 23.00: Emanncl Nambour spielt zur Untcr- baltung. — 21.00 bis 0.55: Wir bitte» zum Tauz! Josö Wolss spielt. Gärten, die wir lieben... > Bo» Lotte K r i c s e r.
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