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Leil^pruch sür den 11. Juni Wer ein ganzes Volk hinter sich fühlt, der wird besorgt sein, dich er dieses Vlul nicht leichtsinnig vergeudet, und er ivird unentwegt daran denken, die Interessen des Volkes wahrzunchmen niil den Mitteln des Frie dens. derArbeit und der Kultur. Adolf Hitler. — Krallige Reichsbanlentlaslung Nach dein Ausweis der Rcichsbmck vom 6. Juni waren die Nnckzahlnngen der Wirtschaft ans den in der lebten Woche des Mai zusätzlich in Anspruch genommenen Notenbankkrcdit recht erheblich. Insgesamt Hai die Anlage der Rcichsbanl in Wech seln und Schecks, Lombards und Wertpapiere» nm 338 ans 4901,3 Mill. AM. abgcnommeu Damil sind nahezu 58 v. H. der Pclasluugssvibc vom Ultimo Mai wieder abgcdcckt. Au Acichsbauluolcu und Nculcubaukschciucu sinv zusniumeu 267,9 Mill. AM. aus dem Verkehr zur AcichSbank zuriickgcslosscn. Der Umlaus an Scheidemünzen verringerte sich nm 58,1 Mill. AM. Der gesamte Iahlnngsmitlclnmlnuf stellte sich am 6. Juni ans liNli Mill. AM. gegen 6110 in der Vorwoche. Die Bestände an Gold und dccknngssähigcn Devisen haben um 0,1 auf 75,5 Mill. AM. zugeuommcu. Im einzelne» sind die Goldbestände um 0,2 auf 70,2 Mill. AM. gestiegen und die Bestände an dccknngssähigcn Devisen um 0,1 aus 5,3 Mill. AM. zurück- gegangen. Berliner Effektenbörse. Da Material kaum Herauslani und Anlngcläusc erfolgten, verkehrte der Aktienmarkt der Berliner (Lsscllcnbörse vom Dienstag in fester Haltung. Monmnwcrte erzielten fast durch weg knrsbcsscrnngcn zwischen l und 2 Prozent. Bei den Brannkohlenakticn sühnen Rheinische Braunkohlen mit einem Gewinn von 2!-- Prozent, Dl. Erdöl und Lcopoldgrnbc notier- teil 1)4 bzw. l'/« Prozent hoher. Am Markt der kalipapicrc gewannen Salzdclsnrlh 3 Prozent, Aschersleben nnd Wester egeln 1 bzw. 1Prozent. Während IG. Farben nur leicht gebessert waren, hallen Kolswcrke und Aülgcrs Knrssteigernn- gcu von E/» und U/« Prozent zu verzeichnen. Bei den Elcliro- aklicn bclicscn sich die Anschläge ans l bis 2)4 Prozenl. Am stärksten gebessert waren Steinens, die ihren Kursstand nm 6Z4 Prozent erhöhten. AcichSbankantcilc zogen nm 2'/« Prozent an. Am Aentenmarll war die Grnndslimmnng gleichfalls freundlich, doch konnte sich leine ganz einheitliche Haltung hcr- ansbildcn. Am Geldmarli war Tagesgcld mit 2'/- bis 2)4 Prozenl nnd darunlcr reichlich zu haben. Am Devisenmarkt ergaben sich für Dollar und Psund im Ausland leine wesentlichen Veränderungen. Amtliche Berliner Notierungen: 2,488 ,2,18.8k nnd 12,46 (12,43). Dcvlscnknrsc. Belga ,Belgien) 42,01 ,Gcld) 42,12 «Brief), dän. Krone 55,56 55,68, engl. Psnnd 12,44.5 12,475, franz. Franc 16,36 16,10, holl. Gnldcn 167,87 168,21, ital. Lira 10,18 19,52, norm. Krone 62,34 62,66, österr. Schilling 48,9.5 49,05, poln. Zloty 46,80 46,90, schivcd. Krone 61,16 64,28, schivciz. Franlen 80,35 80,51, span. Peseta 33,95 34,01. tschech. Krone 10,25 10,27, amcr. Dollar 2,486 2,490. Amtlicher Grvstmnrkt für Getreide- und Futtermittel zu Berlin. Das Angebot an Brotgetreide war am Berliner Getreide- j grohmarli vom Dienstag wieder knapp. Die anhaltend rege , Nachfrage nach Aoggcn konnte nicht befriedigt werden. Weizen i sand glatt Unterkunft. Roggen- und Weizenmehl wurden für ' den lausenden Bedarf gekauft. Das Iulcrcsse für Futtergcrste hat nachgelassen. ! SaalelMnd Ende Mm Mit Beginn des Mcmals Mai setzte nach dein übernne- f gcnd kühlen April eine wärmere Witterung ein, die das Wachstum der Pflanzenwelt anregte. Die häufigen Nicder- ! schläge der Barnwnate hielten auch im Mai weiter an. Unter > dein Einfluß dieser Witteruiia entwickelten sich Winter- und > Sommergetreide znsriedcnstcllcn. Winterroggcn und Win- ! tergerstc weisen vielfach lehr dichte Bestände ans, so das; sie i sich nntcr der Einwirkung der Niederschläge teilweise lager- ! len. Die Frühjahrsbestellung ist fast vollständig beendet, wenn auch die häufigen Niederschläge die Bestellung der j Hackfrüchte vor allem in den Gebirgslagen verzögerten. i Für das Land Sachsen wurden vom Statistischen Lan- ! dcsaml folgende Durchschnittsnoten des Saatcnstandcs er- ! rechnet (dabei bezeichnet 1 einen sehr guten, 2 einen guten, i 3 einen mittleren, 4 einen geringen und 5 einen sehr gcrin- j gen Stand). Die eingeklammcrtcn Zahlen beziehen sich auf j Anfang Juni 1935: Winterroggen 2,3 (2,7), Sommerroggen i 2,4 (2,9), Winterweizcn 2,3 (2.7), Sommerweizen 2,5 (2,8), ! Wintergerste 2,3 (2,5), Sommergerste 2,5 (2,7), Hafer 2,6 ! (2,9), Erbsen aller Art 2,6 (2,7), Ackerbohncn 2,7 (2,8), s Wicken 2,9, Frühkartoffeln 2,8, Zuckerrüben 2,6 (2.8), Fut- j terrübcn 2,7 (3.0), Raps 2,4 (2,5), Rübsen 2,4, Klee n. m. , Beimischnng von Gräsern 2,1 (3,2), Luzerne 2,2 (2,6), Wiesen ohne Bewässerungsanlagen 2,5 (3,2), Bewässernngswicfen 2,3 (2,9), Viehweiden 2,2 (3,0). Die Neben haben den milden Winter gut überstanden und setzten mit der Anfang Mai auftretenden warmen Wit terung kräftig mit ihrem Wachstum ein. Da der Mai frost- > frei blieb, sind Rückschläge im Wachstum nicht ausgetreten. - Die häufigen Niederschläge sowohl der Vormonate wie des ! Mai kamen ebenfalls ihrem Wachstum zugute. Der Aus- ! trieb ist daher gleichmäßig gut und kräftig. Der Trauben- > ansas; ist reichlich. Schädlinge sind noch nicht ausgetreten. ' Für den durchschnittlichen Stand der Neben im sächsischen Wcinbaugebiet wurde die Note 1,2 errechnet. Keine Verzögerung des Verfahrens vor dem Grundbuchamt - Die Iustizpressestelle Dresden icilt mit: In der Presse ' ist durch Verbreitung eines Aufsaszes „Sicdiungsgrund- s slücke im Grundbuch" die Ansicht aufgetaucht, das Versah- ! ren in Grundbuchsachcn werde bei den sür das Siedlungs- welen wichtigen Grundstückszergliederungen von fegt ab eine erhebliche Verzöger u n g erleiden, da nach der vom 1. April 1936 ab geltenden Neusasiung der Grundbuchord nung die Eintragung der Nechtsnnoerunaen im Grundbuch erst nach der flurbücherlichcn Regelung der Zergliederung erfolgen könne. Diele Befürchtung ist unbegründet Das Verfahren bei der Zergliederung von Grundstücken war bisher ausschließlich der Landcsgesejzgebung überlas sen und in Sachsen durch Verordnung vom 10. Oktober 1930 (SGBl.S. 131) geregelt. Nach 8 2, Abs. 3, der Grund buchordnung neuer Fassung soll, wenn ein im Grundbuch eingetragenes Flurstück geteilt und das abgetrennte Stück § auf ein anderes schon bestehendes oder neu anzulegcndcs > Grundbuchsblatt übertragen werden soll, dem Grundbuch- ! amt in der Regel ein beglaubigter Auszug aus dem amt- ! lichen Flurstttcksverzeichnis mit zugehöriger amtlich beglau- ! bigter Flurkarte vorgelegt werden. Daraus sollen sich Grütze, ! Läge und neue Bezeichnung des abzutrennenden Grund- s stücktoils eraeben. Nach der bisherigen sächsischen Regelung werden die neuen Grenzlinien des Teilstücks von einem beeideten Ver- ! messunaskundigen oder einem staatlichen Benncssungsbe- j amten in den amtlich beglaubigten Flurkartenauszug ein gezeichnet und mit vorläufigen Flurstücksbezeichnungen versehen. Das gesamte Zcraliederungsanbringcn wird als Ergänzung der bei den Vcrmessungsbehörden geführten amtlichen Flurstücksverzeichnisse angesehen und deshalb als 1 Grundlage für die Eintragung im Grundbuchamt zugelas- ' sen. Die neuen Flurstücksbczcichnunbcn werden im Grund- > buch zunächst als vorläufige kenntlich gemacht. Nach der ! Flurbuchregclung wenden die endgültigen Bezeichnungen f von Amts wegen kostenfrei im Grundbuch nachgetragcn. Der Reichsminister der Justiz hat nun in mehreren ( Verordnungen an die sächsischen Justizbehörden — und , diese werden dem Vcrsafser des oben erwähnten Aufsatzes f nicht bekannt geworden sein — daraus hingewicsen, das; , dieses sächsische Zcrgliederungsverfahrcn mit der neuen : reichsrechtlichen Regelung vereinbar ist und deshalb weiter - in Geltung bleibt. Die einzige Aenderung ist die, datz der ' für das Zcrgliederungsanbringen zu beschaffende Auszug aus dem Flurbuch und Bcsitzstandsbuch amtlich zu beglau bigen ist. Der Vorzug dieses Verfahrens, das den Betei ligten rasch eine zuverlässige Grundlage für die Finanzie rung eines Bauvorhabens gegeben wird, bleibt also auch weiterhin erhalten. Von einer Verzögerung des Verfahrens vor dem Grundbuchamt, auf die der Zeitungsaufsatz hin weist, kann also keine Rede sein. Die Tafel war aufgehoben. Die Musiker stimmten ihre Instrumente zum Tanz. Wusdorf stand in einer Gruppe jüngerer Herren, unter denen sich auch einige seiner Mit arbeiter befanden. „Eine ganz autzergewöhnlichc Schönheit, diese Frau Bergrat", stellte eben ein Assessor fest. „Stellt den Mann ganz in den Schatten." „Woher sind denn die Leute eigentlich?" mischte sich ein anderer ein. „Aus L., wenn ich mich nicht täusche. Übrigens müssten sie uns Auskunft geben können, Herr Wusdorf. Kennen Sic die Leute?" „Nur pur clistauce. Ich bin ihnen früher hier und da begegnet und das eine oder andere Mal bei ihnen ein- geladcn gewesen. Sic wohnen in L." „Na, na, Verchrtester, nicht so kaltschnäuzig. Eine schöne Frau darf man doch auch bewundern, wenn man verlobt ist." „Allerdings." Mit diesem trocken hingeworsenen Wort beendete Wusdorf die Unterhaltung und schritt auf Lore zu, um sie zum Tanze aufzufordern. Lore schmiegte sich eng an den Geliebten, der sie sicher durch die im Tanze sich wiegenden Paare führte. Mancher bewundernde Blick folgte den beiden schönen Gestalten. Die herbe Männlichkeit machte auf die Damen einen nicht minder grotzen Eindruck als das anmutige junge Weib an seiner Seite auf die Herren. Mit brennenden Augen ver folgte die Frau des Bergrats das Paar. Als ob Lore diese Blicke empfinde, wandten sich plötzlich ihre Augen der Frau zu und begegneten deren Blick. Da erinnerte sie sich des Vorfalles zu Beginn des Festes. „Warum bist du heute abend so schweigsam, Karl?" „Frage mich jetzt nicht, Lore. Ich werde dir später alles erzählen." „Ist Frau Tondern die Ursache?" „Kind, quäle mich nicht. Du sollst alles erfahren." Ängstlich blickte Lore zu dem Liebsten auf. Mit festem Druck umspannten seine Finger ihre kleine Hand. „Mache dir keine Sorgen, Lore. Der Gegenstand der Verstimmung ist die Aufregung gar nicht wert. Ein Er eignis stürmte nur zu plötzlich auf mich ein. Ein Stück Ver gangenheit ist lebendig geworden. Ich werde es bald über wunden haben." Wusdorf begleitete Lore auf ihren Platz zurück. Im Begriff, die älteren Herren aufzusuchen, die sich zu einem Spielchen im Herrenzimmer zusammengefundcn hatten, wurde er von einer alten Dame angerufen. „Apropos, Herr Wusdorf!" Höflich hielt er inne und machte vor der alten Dame eine Verbeugung. Aber Käthe Tondern blickte er hinweg. Sie befand sich in Begleitung der Eeheimrätin, die ihn an gerufen hatte. „Sagen Sie mal, ist das ein Blues oder ein Tango, den die Musik eben spielt?" „Ich bedauere, keine Auskunft geben zu können, gnädige Frau. Die Namen der neuen Tänze sind mir unbekannt, mindestens verstehe ich sic nicht auseinanderzuhalten." „Schade, ich stritt mich gerade mit Frau Tondern über den Namen. Sie tanzen also nur alte Tänze?" „Das nicht, gnädige Frau. Der scharfe Rhythmus aller dieser Ncuschöpfungen gestattet es nach meiner Auffassung auch dem wenig geübten Tänzer, das Parkett zu betreten." „Da wäre ich doch neugierig, diese Behauptung bewiesen zu sehen." „Das könnte ich Ihnen sehr wohl beweisen, gnädige Frau, wenn ich rasch eine Tänzerin zur Hand hätte." „Aber die steht ja vor Ihnen, Herr Wusdorf. Nicht wahr, meine Liebe?" Die Gcheimrätin richtete einen fra genden Blick auf Käthe Tondern. „Ich fürchte, gnädige Frau, das; mein voraufgegangenes Eingeständnis jeder Dame den Mut nehmen wird, es mit mir zu versuchen.,, Mit einem kurzen Seitenblick auf die Frau des Bergrats hatte es Wusdorf hervorgestotzen, um zu verhindern, datz er tanzen mutzte. „Versuchen wir cs cmm.'rhin, um der Frau Geheimrat «inen Gefallen zu um", warf Frau Tondern ein. Wusdorf verbeugte sich stumm vor der Frau und führte sie in die Reihe der Tanzende». Kalt sahen seins Augen über sie hinweg. „Ich mutz dich heut allein sprechen, Karl." Heiser vor Erregung stietz das schöne Weib die Worte hervor. Da straffte sich die Gestalt Wusdorss und ein böses Flimmern trat in seine Augen. Nicht lange, dann wurde der Blick wieder kalt wie zuvor. Um seine Mundwinkel legte sich ein verächtliches Lächeln. Die Frav beobachtete das Mienenspiel. Leidenschaftlich drängte sie sich an ihn. „Du tust mir unrecht, Karl. Ich mutz dich sprechen! Ich will dir alles erklären." „Ich wüsste nicht, was geklärt werden müsste, gnädige Frau." Eisig kamen die Worte von seinen Lippen. „Aber so höre mich doch wenigstens an, es ist ja gar nicht wahr, was dir die Leute erzählt haben. Ich will ja nichts anderes, als datz du mich anhörst." „Wozu? Ein gewisser Abschnitt meiner Vergangenheit ist für mich erledigt. Wozu also alte Wunden wieder auf- reisten?" j Die Musik hatte aufgchört zu spielen. Wusdorf vcr- - beugte sich vor seiner Dame und führte sie an ihren Platz j zurück. j „Komme dann in den Wintergarten. Ich must dich sprechen! Oder es passiert ein Unglück." Leise, aber scharf ! schlugen dis Worte an die Ohren Wusdorfs. Das Gesicht ! der Sprecherin heuchelte eins Maske der Gleichgültigkeit. > Da waren die beiden bei der Geheimrätin angekommen. „Sie haben Ihre Probe mit Glanz bestanden, Herr : Wusdorf. Man sollte nicht glauben, datz man auch als j Laie diese Tänze mit Anstand tanzen kann." j „Ich sagte vorhin schon, gnädige Frau, datz es weiter ! keiner grotzen Kunst bedarf." Mit einer Verbeugung verabschiedete er sich und setzte § den unterbrochenen Weg zum Rauchzimmer fort. In seinen j Ohren klangen die geflüsterten Worte nach. Was meinte j die Frau? Wieso sollte ein Unglück geschehen? Unsinn, er würde den Wintergarten nicht aufsuchen. Diese Frau war aus seiner Erinnerung getilgt. ! Höflich lehnte Wusdorf die Einladung einiger Herren - ab, an dem Spiel teilzunehmen „Das wäre ja noch schöner!" liest sich der Bergrat vec- , nehmen, der am selben Tische säst. „Wenn Sie Hauspascha : sein werden, können Sie es sich erlauben, das Glück bei den § Karten zu versuchen. Vorläufig müssen Sie sich den Damen i widmen. Meine Frau wird ihren bevorzugten Tänzer von i damals schon erwarten." Der Sprecher warf einen schiefen Blick auf den vor ihm Stehenden. „Ich hatte bereits das Vergnügen, Herr Bergrat." „Na also! Sie geben, Herr Kommerzienrat." Gelangweilt schaute Wusdorf noch eine Weile dem Spiele zu und ging dann in den Tanzraum zurück. Lore, die eine leidenschaftliche Tänzerin war, ging von einem Arm in den anderen. Ihr Gesicht glühte vor Vergnügen. Sie warf Wusdorf einen liebevollen Blick zu, als sie an ihm vorbeitanzte. Immer wieder tauchten im Kopse des Mannes die letzten Worte jener Frau auf, obwohl er sich bemühte, an etwas anderes zu denken. Wie von ungefähr lenkte er seins Schritte zum Wintergarten. Er fand ihn leer, als er ein- trat. Aber schon knisterte cs hinter ihm wie von raschelnder Seide, und eine Stimme schlug an sein Ohr. „Ich wusste es, datz du kommen würdest." „Was haben Sie mir zu sagen, gnädige Frau? Ich 2 bitte Sie, sich kurz zu fassen." „Karl, sei doch ein wenig lieb zu mir, Sprich nicht solche ! kalten Worte. Erinnere dich doch der Stunden, da ich dir I alles galt, und in denen du ganz anders zu mir gesprochen hast." ! „Zu jener Zeit glaubte ich, meine Liebe einer würdigen Frau zu schenken. Ich habe mich getäuscht! Gut, das ist überwunden. Und nun must ich bitten, das; man das Tote - begraben sein lässt." „Wer hat dich enttäuscht? Ich? Hast du mich nicht ge boten, über jenen Abend zu schweigen? Und hast du nicht gesagt, datz du entschieden vor Gericht leugnen würdest, bei mir gewesen zu sei», wen» das Gericht davon erfahren würde?" „Das habe ich. Und dasselbe würde ich wieder tun, ohne es zu bereuen. Aber davon spricht ja niemand. Daraus hat dir niemand einen Vorwurf gemacht." Unwillkürlich gebrauchte er das Du. „Und worin besteht dann dein Vorwurf?" Das schöne Weib atmete erleichtert auf, während in ihre Augen ein halbes Siegeslüchcln trat. Wusdorf bemerkte den Blick. Und seine Mienen, dis sich bereits ein wenig entspannt hatten, nahmen wieder den verschlossenen und verächtlichen Zug an. „Eine Frau, die an den, Abend, an dem der angeblich so sehr geliebte Mann um ihretwillen ins Gefängnis ge schickt wird, ein fragwürdiges Vergnügungslokal aufsucht und in ausgelassenster Stimmung nicht genug Sekt in sich schlucken kann, eine solche Frau ist der ernsten Liebe eines Mannes nicht wert." Schneidend kamen die Worte von Wusdorfs Lippen. Die Frau erbleichte. „Wer hat das gesagt?" „Das ist nebensächlich! Genug, dast ich es weist." Blässe und Röte wechselten auf dem Gesicht des schönen Weibes. In ihrem Hirn arbeitete es, während ihre Brust sich stürmisch hob und senkte. Dann nahm ihr Blick einen demütigen Zug au. „Und wenn, Karl? Kann man nicht auch fröhlich sein und erst recht fröhlich sei», um ei»e» unmenschlichen Schmerz zu betäuben?" Da zuckte Hohn um die Lippen des Mannes. „Und der junge Vergassessor Senden? Wenn schon eine Frau ihren Schmerz in dieser Form zu betäuben versuchen sollte, dann müßte sie sich dazu einen Mann aussuchen, der über gewisse galante Abenteuer zu schweigen versteht und sie nicht mit schmunzelndem Faunlächeln auf jeder Stamm- kueive erzählt." (Fortsetzung folgt.)