Volltext Seite (XML)
(ll-opmigbi IV41 t>u Veriap »nori H Hirlb G m k e> MiuiMen i l20 Fortietziing > Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Ossi von Grimme wclgerl sich, mit Hahenpllug zulammeu- zutressen ü>ie null nbrcisen Als sie heim Packen der Sachen ist, tritt der Geschästssiihrcr des Hoteis in ihr Zimmer Er teilt ihr mit. das» Herr de Beer verschwunden ist und wrdert von ihr. da sie zulegt mit de Beer zusammen gesehen wurde, eine Erklärung Ossi erzählt, das» sic mit de Beer in der Nacht zusammen gelegen, das; er sich veradschiedet und ihr einen Ning geschenkt hndc Oer Geschailssührer ändert sein Verhallen als Ossi ermähnt dab sie mit Schmitthenncr 'n das Hotel gegangen sei Aut dem Bahnhot tritt der Schwager der Baronin aut Ossi zu uud Hillel wiederum um eine Unterredung mit Hassen- pslug Sie sucht Hasseupslug in seinem Zimmer aus Eddie versucht, sie zu heeinslussen, von Schmitthenner zu lasse» uud droht damit, dag die Barouin ihren Willen durchsegen werde Seihst Männer mit einem Näckgrat wie Schmitthenncr leicn ihr !chon verfall'» Er Halle sich trocken geredet. Er ichluclic, »der er sand keine Spur van Feuchtigkeit im Munde. Er streckte die Hand tastend nach Wasser ans. Das Fräulein von Grimme rcichle ihm das Glas. „Danke" sagte er, nachdem er getrunken hatte. „Aber nun ist es mahl an der Zeit, dasz ich van dem anfange, was ich Ihnen sagen muh Ich habe Sic um Vergebung zu bitten." „Mich'-'" sraglc das kleine Fräulein van Grimme „Ja. Sic", bestätigte Hassenpflug. „Wahrscheinlich wis sen Sic nicht, das; ich cs war. dcr den letzten Anstos; gegeben hat, damit Toni Schmitthenner heute nacht Madame nach- gefahren ist. Aber hätte ich gewußt, genau gewußt, was sich vorher in der Bar zugetragen hatte, so hätte ich mich wohl gehütel. heute nacht nach Toni zu schicken. Vielleicht hatte er zuviel getrunken?" Ossi schüttelte heftig den Kopf. „Ja, dann . . .1" Hassenpflug legte sich in die Kissen zu rück und ichlosz für einen Augenblick die Augen. „Wollen Sic nicht einen Schritt näher kommen?" Das kleine Fräulein von Grimme kam eine» Schritt nähe, .Wollen Sie mir nicht Ihre Hand geben?" Sie reichte ihm zögernd die Hand. Er umschloß sie mit leinen beiden eigenen Händen und hielt sie krampfhaft fest „Ich kenne viele Frauen. Aber Sic sind anders, ganz anders als alle anderen Frauen, die ich je gelehen habe Wenn inan in Ihrer Nähe ist. fühlt man sich daheim wie nach einer langen und aufregenden Wanderung aus schlechten Strafzen Und ich hätte nichts lieber als für immer daheim zu lein Sie verstehen mich?" Das kleine Fräulein von Grimme ließ den Kops sinken ..Sic haben eine schlechte Erfahrung gemacht. Ich weiß nicht, ob ich imstande scm werde. Sie vor weiteren schlechten Erfahrungen zu behüten Aber ich möchte es für mein Leben gern versuchen Wollen Sic mir nicht das Recht dazu geben? Mein Golt wie ist cs >chmer als Mann mit einem doppelt gebrochenen Bein von Liebe zu sprechen und einen Hcirats- antrag zu machen. Darum handelt es sich. Ich darf es setzt wagen ohne mir vorzukommcn wie ein Mann der Ohr feigen verdient " Ossi bemühte sich, ihre Hand zurückzuziehen, ohne heftig zu werden Freilich halte sie innerlich Schmitthenner auf- gegeben aber sie war noch io fest bei dem Mann ihrer ersten Liebe oermurzell, dasz ihr schon der Gedanke an Ersah un überwindlichen Schauder erregte Ihr Blick fiel aus die Uhr. die unbeachtet aus der Bettdecke liegcngeblieben war .Jehl habe ich meinen Zug versäumt" sagte sie und langsam bildeten sich zwei große Tränen in ihren Augen winkeln ...Haben Sie keine andere Antwort für mich?" tragle Hassenpflug. Das kleine Fräulein von Grimme war in tödlicher Ver legenheit „Ich kann nicht. Ich werde Ihnen schreiben!" „Werden Sie „Ja" schreiben?" Das kleine Fräulein von Grimme schüttelte den Kopi „Gar keine Aussicht für mich? Nie? Unter keinen Um ständen^" Er muhte den Schmerz erleben zu erfahren, dasz die einzige Frau die er sich von allen Frauen, die er kannte, für das Leben wünschte nach ihrer Behauptung immer dar auf bestehen würde, nein zu sagen. „Das hört sich hart an" sagte er „Daran Hal ein Mann unter Umstünden sein ganzes Leben lang zu tragen Aber helfen darf ich Ihnen doch wenigstens, soweit ich es ver mag? Wenn ich gehen könnte würde ich ein großes Fest veranstalten hier oben ein Fest wie es nach nie eins gege ben hat Und dazu würde ich alles einladen was ich an Menschen von Bedeutung kenne Und ich kenne viele Men schen von Bedeutung Und alle mühten sich mit mir ver einigen um Ihnen die Hand zu küssen. Und dann lallte es noch jemand wagen hinter Ihrem Rücken zu tratschen und zu zischeln. Aber es gibt tausend Möglichkeiten einem anderen Menschen zu helfen Schütteln Sie nicht den Kopf. Ich weis; es. Wenn ich Sie schon in der wichtigsten Sache allein lassen muß. so gibl es doch genug andere Dinge, die ich Ihnen erleichtern kann Ich bin noch nicht ganz ruiniert Ich habe noch einiges zurückbehalten Sagen Sie ein Wort Was kann ich als Freund für Sie nm?" „Nichts" sagte Ossi, „wirklich Ich danke." Hassenpflug stützte sich mit der Hand aus die Kissen und richtete sich auf so gut er es vermochte. „Aber Sie oer- iprechen mir wenigstens, daß Sie mir Nachricht geben, wenn Sie früher oder später einmal in die Lage kommen sollten, sich nach einem uneigennützigen Beistand umzusehen? Kann ein Mann weniger erbitten von einer Frau, die er liebt und behütet wissen möchte?" Auch jemand, der innerlich ganz ausgefüllt war vom ersten großen Kummer seines Lebens mußte sehen, daß es sür einen Manu mit einem doppelten Beinbruch nicht gut war. w aufgeregi zu icm Ojji beruhigte Haßenpjlug, w gut sic es verstand, und gab auch das geforderte Versprechen Hilse^ Wozu? Ihr konnlc niemand Helsen Der Traum war aus — und was das Leben für sie noch bereithallen konnte, ivar nur noch die Ermncrung daran .Gehen Sie nicht" wgic Hassenpflug, „ehe Sie noch eine Warnung gehör! haben Trauen Sic dem Mann nicht der Sic zu mir gebrach! Hai und noch weniger seiner Frau Sie ist eine Schwester van Madame Alles an ihr isl unecht und täuschend Es gibi keinen Menschen den sie nicht be trügt Am meisten betrügt sie ihre Schwester." Das kleine Fräulein von Grimme tüpfle sich wortlos die zwei großen Tränen aus den Augenwinkeln Hassenpflug lat eine» Blick aus die Uhr „Ihr Zug ist wirklich schon fori Dcr nächste geht erst in zwei Stunden Muß es also «ein, das; Sie legt gehen? Vielleicht ist es das letztemal, das; wir zusammen sind. Ich werde Sie gewiß nicht mehr ängstigen. Das Zimmer eines Kranken ist ei» Asyl. Hier kann ich das letzte tun was mir zu tun übrig bleibt, ich kann verhüten daß Sie belästigt werden bis Ihr Zug geht. Isl das immer noch zuviel verlangt?" Ja, sie fand es immer nach zuviel verlangt. Sie mußte legt allein lein Allein um icScn Preis Sic mußte sich in einen Stuhl legen und die Hände falten und vor sich Hin schauen und ganz sicher wissen daß niemand die Augen aus sie gerichtet hielt Sehr gerade wollte sie sitzen und sie wollte nichts sehen und an nichts denken Vielleicht würden die Lippen ein wenig zucken Vielleicht würde sie sich sehr in acht nehmen müssen, um nicht wieder Wasser in die Augen zu bekommen Aber die Mühe die sie daraus Zeichmwa. Drewitz — M Schmitthenner setzte sie aus einen hörnerschlitten und sauste mit ihr zu Tal . . . verwenden mußte, die lallte allen Menschen verborgen blei ben. auch solchen, die es so gut mit ihr meinten wie augen- icheinlich dieser feine russisch-französische Baron mit dem doppelt gebrochenen Bein XIU. Aünenuc öffnete gleich daraus behutsam die Türe und steckte den Kopf durch den Spall. Mit ihren listigen und gejchwmden Augen luchte sie das Zimmer ab. „Was iehe ich! So allem. Wo ist denn das Fräulein Braut?" „Was sind das wieder sür Redensarten?" fragte Hassen- pflug ungeduldig „Was wollen Sic damit sagen? Was soll das heißen?" Adrienne kam ganz herein und schloß hinter sich die Türe „Nichts nötig, Eddie? Ich will gern Krankenpfle gerin lein Krankenpflegerin steht mir gut Ich hätte jo etwas werden iollen vielleicht wäre dann etwas aus mir geworden." ..Schwerlich Aber ich warte immer noch auf Antwort. Sie haben mir Anlaß zu einer Frage gegeben." „Ich?" machte Adrienne erstaunt. Sic holte ihre Puderdose heraus klappte sie aus und begann ihr Gesicht im kleinen Spiegel darin zu betrachten. Um sich überall gut 'ehen zu können machte sie Kopfbewegungen wie eine Bachstelze „Ich? Nicht, daß ich müßte Wieso?" „Was sollte die Redensart mit der Braut?" fragte Hassenpflug aufgebracht „Gott" Frau Adrienne betupfte sich ihre Nase mit dcr Puderquaste „Haben Sie denn der Kleinen eben am Ende keinen .Heiratsantrag gemacht?" „Sie haben natürlich wieder an der Tür gestanden und gelauscht" versetzte Hassenpflug bitter. „Ich hätte es mir denken können." „Lieber" erklärte sie sanft, „Sie tun mir Unrecht. Wirklich. Ich bin die ganze Zeit in der Telephonzelle ge wesen. Ich habe mich bemüht, durch den Draht Verbindung mit Ehrwald zu bekommen. Es 'sl mir geglückt Eben habe ich mit Nvonne selber gesprochen. Sic ist mehrmals bös gestürzt und hat sich die Hand verstaucht Auch von etlichen Hautabschürfungen hat sie gesprochen, sonst aber ist sie heil und wohlbehalten unten angelommen. Sic hat eben mehr Glück wie wir anderen Mussorgins alle zusammen. Ich habe es immer gesagt." „Und wo ist der Toni Schmilchenncr?" fragte Hassen- pflüg. ..Der Toni? Der Mann dem keine widerstehen kann? Gott, wo soll er wohl lein. Natürlich ist er bei ihr Er mußte sie doch begleiten Sie brauchte doch Hilse Immer hin!" Hassenpflug war aber immer noch nicht befriedigt Etwas mußte noch Nachkommen. Es lag in der Luft. Irgendeine Teufelei Er kannte Frau Adrienne. „Und weiter?" „Was weiter? Weiter nichts. Sie hat einen Arzt aus- geiuchl. Natürlich Toni mußte doch überzeugt werden, daß er wirklich nötig gewesen mar Heule kommt sie nicht mehr herauf Es kommt ja auch kein Zug mehr heraus. Sie werden doch nicht Sehnsucht haben nach Pvnnne? Nach dem Sie sich eben verlobt haben?" Hassenpflug fuhr wütend hoch „Verlobt? Wer hat sich verlobt?" Adrienne machte runde Augen. ..Wer sich hier verlobt hat? sic natürlich! Sie und die Kleine Sie werden mich doch nicht Lügen strafen? Eben habe ich es Avonne durch den Draht gemeldet Sie war entzückt Sicher Hal sie die Nachricht sofort an Herrn Schmitthenner weitergcgebcn. Oder meinen Sie nicht?" Hassenpflug wurde trotz des Fiebers leichenblaß. „Ach, w war es gemeint! Ich habe also m diesem Spiel auch nur eine Figur bedeutet Es ist kein tauberes Spiel gewe- 'en Adrienne Hoben Sie die Partie gewonnen?" „Ich Hosse" antwortete sie. Aber sagen Sic mir. im Ernst Hai die Kleine nein gesagt? Wirklich? Wahrhaftig?" „Eine Frau von Ihrer Sorte wird ein Mädchen wie Fräulein van Grimme nie verstehen" erklärte Hassenpflug erbittert. Das ist eine andere Welt und eine andere Rasse Wollen Sie noch mehr hören „Es genügt" verletzte Frau Adrienne kühl „Da ich also nichts mehr sür Sie tun kann werde ich wieder das Zimmermädchen heremschickcn Sie müssen wirklich lehr schlecht in Form 'ein. wenn Sie lo ein kleines Mädchen nicht zum Iasagen bringen können. Ich muß meine Meinung über Sie richtigstelle» Wie schade!" XTN Hinter dem Gatter! kommt eine Stelle bergab, wo cs ratsam ist. die Skier abzuschnallen. Meist sind Fußtapfen vorgetreten, die aber nicht nur den Fuß sondern das ganze Bein aufnehmen Nach der Stelle geht es in Schlangenwin- dungcn bergauf zum Teil über Gelände mit hängenden La winen Hat man aber auch die Serpentinen hinter sich, io beginnt die eigentliche Abfahrt nach Ehrwald Von Gefahr ist dabei nicht mehr die Rede Man kann einen unglücklichen Sturz tun und das Bein brechen, oder den Arm verstauchen, aber manche Leute brechen sich Arm oder Fuß auch aus der Uebungswiese Schmitthenner hatte Madame gleich Hinterm Kalter! er wischt Sie schien völlig erschöpf« zu lein Außerdem hatte sie das Gesicht voll Schrammen und Blut Die linke Hand, sagte sie sei nicht mehr zu gebrauchen Schmitthenner besah sich den Schaden ohne viel Worte dabei zu verlieren Den Sepp schickte er zurück damit die Leute vom Hotel nicht weiter beunruhigt waren Er lelber beschloß Madame hinab nach Ehrwald zu bringen Unterwegs gab es zwar eine Alm. aber die Alm war für Bergkranke nicht eingerichtet. Und Madame tat lehr kläglich Schmitthenner letzte sie auf einen Hörnerichlitten und lauste mit ihr zu Tal Im kleinen Zugspitzdorf Ehrwald brachte er sie in den nächsten Gasthof, schaffte sie hinauf in ein erwärmtes Zim mer und ließ den Arzt rufen Mittlerweile ging es schon aus Mittag zu Der Arzt war unglücklicherweile hoch oben bet einem kranken Bergbauern und einen Vertreter gab es nicht. Madame lperrle sich in ihr Zimmer ein verweigerte Essen und Trinken und ebenso ieden Beistand Kein Zureden durch die Tür wollte verfangen Sie rührte sich einfach nicht, Kein Mensch konnte wissen ob sie tot war oder lebendig Schmitthenner glaubte nicht an ernsthafte Verletzungen. Aber wer kannte sich bei Vieler Sorte Weibsleulc aus! Wenn sic sich am Finger geritzt haben, machen sie ein Wesen da von. als müßten sie sterben, und ein anderes Mal gehen sie mit einem gebrochenen Fußgelenk aus den Ball Wie es ihnen gerade einfättt Und lein Gewissen als Bergsteiger ui.d Skifahrer erlaubte ihm nicht daoon.zufahren. ehe er sich Gewißheit verschafft hatte daß leine Hilse nicht mehr nötig war So saß er denn verdrossen in der Gaststube wartete aus den Arzt und trank einen Enzian nach dem anderen. Auch er war ziemlich abgeichunden und die besten Namen waren es nicht mit denen er bei sich Madame belegte Er hatte jetzt leit länger als vierundzwanzig Stunden kein Auge zugemacht und allerhand hinter sich Endlich Mittag war schon vorbei, und er hatte wohl unversehens etwas die Augen geschlossen gehabt, rief ihn die Wirtin hinaus zu Madame. Sie laß mit dem Rücken gegen einen bacherlwarmen Kachelofen und hatte einen Tilä, und daraus Rum. Zucker und heißes Wasser vor sich. Der linke Arm ruhte in einer Binde Aber die Schrammen im Gesicht sahen nicht mehr gefährlich aus, nachdem sic sich das geronnene Blut abgewaschen hatte Sie war sogar schon dabei gewesen. Puder darüber aufzulegen ..Deinetwegen" empfing sic ihn vorwurfsvoll, „hätte ich hier sterben können Stundenlang bin ich allein, und kein Mensch kümmert sich um mich!" „Jetzt erlauben Sic aber." erinnerte Schmitthenner ent rüstet, „wer hat denn viertelstundenlang an die verschlösse- Tür geklopft und um Einlaß gebeten? Wer ist das wohl gewesen?" „Es ist noch kein Arzt bei mir gewesen," erklärte Kitty eigensinnig. „Der Arzt", gab Schmitthenner Auskunft, „ist hoch oben bei einem Bergbauern und operiert auf Leben und Tod." „Mit diesem Bergbauern hast du also Mitleid," behaup tete sie. „Mit mir aber nicht." (Fortsetzung in dcr nächsten Sonnabend-Nummer.)