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Sächsische Elbzeitung : 15.02.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193602157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19360215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19360215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-02
- Tag 1936-02-15
-
Monat
1936-02
-
Jahr
1936
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 15.02.1936
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Mitteldeutsche Börse i» Leipzig uom 14. Februar Die sestcre Stimm»»» lies; beule »ach: bei geringer Um- satztäligkcit blieben die Knrsgewinne in der Minderzahl. Ling- ncr-Werle 2. Dresdner 'Albumin 4 Prozent beteiligt. Pholo- Genußschcinc verloren 7 .X. Heidenauer Papier 1b, Siemens Klas 1,7b, Liebcrmonn !I,2b Prozent Lindner verloren 2,2b Prozent, Am Anlagemarlt ergaben sich nur geringe Veründe- rungen. Berliner Lssektcnbürse. Die Haltung am Aktienmarkt der Berliner Effektenbörse vom Freitag war bei im allgemeinen ruhigerem Geschäft als an den Vortagen und freundlicher Grundstimmung nicht einheitlich Bei den Mantanwerlen hielten sich die Veränderungen in engen Gren zen, das gleiche ivar auch bei Braunkohlen- und Kallnkticn der Fall. Chemische Papiere bröckelten ab. Von Eleklroakticn notier ten Liesenmgen 1^« Prozent höher, bei den übrigen Marktwerten lagen die Veränderungen nach beiden Selten um etwa 0,5 Pro- zent. Renten lagen bei ziemlich stillen Geschäft zum Teil scstcr. Am Geldmarkt erhöhte sich der Sah für Blankogeld aus 2,62 bls 2,67 Prozent. Am Devisenmarkt war der Dollar tm Ausland erholt, das Psund kam» verändert. Amtliche Berliner Kurse: 2.-17 (2,463) und 12,295 (12,29! Devisenkurse. Belga (Belgien) 41.8-1 (Geld) 41,92 (Bries), dän Krone 54,84 51,94, engt Psund 12,28 12,31, sranz Franken 16,395 16,435, holl Gulden 168,65 168,99. tlal Lira 19.76 19,80, norm Krone 61,71 61,83 österr Schilling 48,95 49,05, poln Zloty 46.80 46,90, schweb Krone 63.30 63,42, schmelz. Franken 81,11 81,27, span. Peseta 33.97 34.01. tschesch Krone 10.28 10.30, amer. Dollar 2,468 2.472 Wochenbericht der LandesvauerMait Getreidewirtschaft. In Roggen ist das Angebot unverändert reichlich; die Ware konnte fcdoch überall gut »ntergcbracht wer- den. Obgleich Weizen stark aus den Markt kommt, findet er überall Absatz. Das Geschäft in Braugerste neigt sich dem Ende zu. Malzsnbrikalc unverändert. Gröger Bedarf besteht weiter hin in Futtergerste; Hafer nach wie vor knapp die heraus- kommenden kleinen Mengen sind leicht unlerzubrinacn. In Noggenmehl weisen die mittleren und gröberen Mühle» auch heute noch ein sehr ruhiges Geschäft aus; der Absatz in Weizen mehl hielt in üblicher Weise an. Noggcnkleic wird nach wie vor stark gesucht. Der Bedarf in Wcizenklcie stieg etwas gegen über die Vorwoche. Gricsjklcie und Futtermehle fanden nur bei ermäßigte» Preisen Beachtung. Trockenschnihel sind auch weiterhin nur ganz selten zu habe», während die Vcrsorguugs- lagc in Zuckerschniheln etwas günstiger lag. 2» Biertrebern und Malzkeimen Geschäftslage ruhig. Karloiselflockc» vermoch ten sich im Preis erneut etwas zu festigen. In ciweischaltigen Futtermitteln besteht grober Bedarf; weitere Zuteilungen wer den erwartet. Schlachtvieh. Trotzdem die Zufuhren von Rindern die Höhe der Vorwoche nicht erreichten, konnte der Bedarf gedeckt werden. Die Preise der unteren Klassen zogen etwas an; die Märkte wurde» geräumt. Die Kälberaus!riebe gingen etwas zurück, hcr- vorgcrusen durch Vesördcrungsschwierigkeitcn aus Ostpreußen; trotzdem konnte der Bedarf gedeckt werden. Bei ruhigem Ge- schastsqangzogen die Preise teilweise bis zu 5 -N an; geräumte Märkte. Infolge geringeren Bedarfes von Schafen sielen die Zufuhren niedriger aus. An allen Plätzen verblieb Ueberstand. Etwas niedriger waren die Auftriebe an den Schwcinemärktcn in Dresden, Leipzig und Plauen, gleichfalls eine Folge der Besörderungsschwieriglcilcn aus Ostpreußen. Milchwirtschaft. Die Milchanliesercmg erhöhte sich, ebenso der Frischmilch- und Sahneabsatz, Die BuUercingüngc bei den Gronverteilcrn besserten sich erneut, auch die Bultererzengung der sächsischen Molkereien. Ans dem Käscmarkt sind wesentliche Veränderimgen nicht scftzustcllen. Kartosselwirtschast. Die Lage aus dem Kartofsclmarkt ist ruhig, nur in Fulterkartosfeln überstieg das Angebot die Nach frage. Die Preise für Spcisckartosseln haben entsprechend den Zmchlägen ab l. Februar etwas ungezogen. Auf dem Pslanz- kartosselmark« wurde cs etwas ruhiger. Das Steigen der Preise lies; nach, doch sind die Forderungen für einzelne Sorten auch in der letzten Woche gestiegen. Eicrwirtschaft. Der Bedarf hielt unvermindert an. Die für die kommende Zeit zngesaglen reichlicheren Zufuhren wirkten beruhigend. Die Verteilerschnsi begrübt es. das; diesmal die Preissenkung stufenweise dncchgesühn wird. Obst und Gemüse. Das Angebot deutscher Aepscl war wie der sehr reichlich, die Preise stiegen etwas an. Kleine Mengen Kühlhansbirnen wurden nur langsam abgelebt. Die »rotzen An fuhren Apfelsinen mutzten im Preis etwa nachgcben. Trotz der plötzlich cinsetzcndcn Uarken Kälte war die Belieferung der Märkte mit Friichgemiisc ausreichend Blumenkohl. Rosenkohl und Spinat waren etwas im Preis gehoben. Der Umsatz in Weitzkohl war besser als in der Vorwoche. Rotkohl lag ziemlich scst. Bei Wurzelgemüse hat sich der Geschäftsgang noch nicht gebessert. Im allgemeinen war das Eemüsegeschäkt besser als das Obstgcschäst. Dresdner Getreidegrotzmarlt 14. 2. 10. 2. 14.2. 10. 2. Weizen,sächs. fr. Dresden Festpreis v fest 205-207 197 fest 205-207 197 Noggenmehl XIII XV XVI ruhig 22,45 22,70 22,95 ruhig 22,45 22,70 22,95 VII 199 199 WcizenNeie gefragt gefragt VIII 200 200 IV 11,25 11,25 IX 201 201 V VII VII 11,30 11,40 11,50 11,30 . 11,40 11.50 Rogg-, sächs. r»Gg stetig l fr. Dresden 175 IX 11ch5 11,55 Festpreis VIII XII 164 168 164 168 Noggenklcic K VIII Z X» Z gefragt 10,10 10,40 gefragt >0,10 10,40 XIII >69 169 XIII 10,45 10,15 XV Winter- 171 matt 171 ruhig XV 10,55 10,55 »erste, 4zcil 200-206 200-206 Erdnuszcuchen- — — do. 2zcil. 208-214 210-216 Mehl —» — Sommer- gcrstc, sächs zu Vrauzw. do. sonstige mall 210-220 205-210 ruhig 216-221 205-2» Sojabohnen- Schrot Malzkeime Trockenschniyel 3»ckcrschnltzcl 14,0-14,7 9,01 11.24 14,0-14,7 9,04 11,24 Fultergerste, gefragt gefragt z'arlosfclflocken 19,3-19,5 19,2-19,4 gesetzt. Er- Welzcnvachm. 15,7-16,2 15,7-16,2 zc»gerprcis 169 169 Wcizcnsltm. !4,'-14,7 14,'-14,7 i VII Wcizeubollm. 13,0-13,5 13,0-13 5 ! X 174 174 Roggcnnachm. 15,0-16,2 15,0-16,2 , Futterhaser, gefragt gcfrag Ro»»enfll»i. 11,0-14,5 14,0-14,5 . acs.Erz.-Pr. VII 158 158 Noggcnqrießkl. 13,0-13,5 13,0-13,5 XI 16.3 16.3 Erbsen — — i Weizenmehl rnhi» ruhig Dclnschkcn — — IV. V 27,75 27,75 Wicken — - j V, VII. Lupinen — — Vlll, IX 28,00 28,00 Nolklec,siebbg. 146-150 146-150 Noggenmehl r»hlg ruhig Nolklec.dtsch. >56-160 156-160 VI» 21,90 21,90 Inkarnatklee — — XII 22,35 22,35 Weizen-, Roggen-Drahlpceßstroh . . malt 4,40-1,50 4,10-1,50 Gerstc-Drahtpreßslroh matt 4,40 4,40 Äafcr-Drnbt- und Blndfadcmvrcßstroh malt 4,10-4,50 4,40-4,50 Weizcn-u.Noggcn-Bwdfadcnprcßstroh matt 4,40-4,50 4,4V-4.5O Gerstc-Bindfadevpreßstroh . malt 4,50 4,50 Len, »iil, gesund, «rocken . . ruhig 8,40-8,60 8,40-8,60 l Len, gesund, trocken ruhig 8,00-8,30 8,00-8,30 j Getreide: Preise für 1000 Kg. netto, Mühlenhandelspreis ein- - schlictzlich 4 NM. Handels,Zuschlag. Zn- bczw. Abschläge für Weizen, Roggen, Hafer zu berechnen nach 'Anordnung Nr. 3 des GWB. Sachsen vom 28. Oktober 1934, für Fnltergcrflc nach An ordnung Nr. 8 des HBG. vom 16. Jnli 1935. Mehle: Mühlcnprcise zuzüglich 0,50 NM. sür 100 Kg. Frach- ; tcnansgleich bei Abnahme von mindestens 10 Tonnen frei Emp- > fangsslation. , Kleie: Zulässige Aufschläge je 100 Kg. 0,50 NM. bei Weizcu- Vollkleie, 1,— RM. bei Noggenvollkleic. Futtermittel und Saaten: Preise je 100 Kg.; bei Mühlennach- ; Produkten ab Mühle cinschl. Bcrladekoslen, sonst Parität bahn- 1 frei Dresden sür Mengen von mindestens 10 000 Kg., bei Saa- i len ab Lager Dresden für Mengen unter 5000 Kg. § Nauhsuttcr: Großhaudclsprcisc für 100 Kg. waggonsrci j Dresden. Amtlicher Grohmarkt für Getreide und Fullermiltel zu Berlin. Das Geschäft am Berliner Getretdegrotzmarkt vom Freitag verlies ruhig Die Angebots- und Nachsragcverhältnisse waren etwa die gleichen wie am Vorlage Die Notierungen änderten sich für Industriegerste (sür lOOO - Kg in RM ) 212--2I5 srci Berlin und 206—206 ab Station, scrner - sür Lupinen, bla» 8.75—9.25 für 50 Kg in NM ab Station. Gemeinschaft im Kleinbetrieb Je enger und intensiver das Zusammenleben der Men- jchen ist, um so stärker sind auch die Ncibungsfächen, die das Zusammenleben verschiedener persönlicher Naturen und Charaktere auslöst. Darum ist die Verwirklichung des Nationalsozialismus im Kleinbetrieb in noch weit stärkerem Masse eine Frage der P e r s ö n l i ch k e i t als im Gross betrieb, wo naturgemäss der einzelne in einen gröberen Be wegungsraum gestellt ist. Das gilt vor allem für das Zu- jammcnschaffcn von Betriebsführer und Gesolgschaftsmit- glicd und die daraus sich ergebenden Notwendigkeiten sozia listischen Handelns. Während sich im Grossbetrieb dieses persönliche Zusammenwirken mehr oder weniger auf den Betriebssichrer und einen verhältnismässig kleinen Kress von Gefolgschaftsmitgliedern beschränkt, steht der Betriebs sichrer im Kleinbetrieb — sei es im Handwerk oder Klein gewerbe — täglich in e n g st c r Zusammenarbeit mit seiner ganzen Gefolgschaft. Er hat infolgedessen selbst die Möglich keit, tagtäglich seine gesamte Gefolgschaft zu beobachten und persönlich zu beeinflussen — wie er andererseits aber auch selbst der ganzen Gefolgschaft in persönlicher Beobach tung und Beurteilung seines Handelns ausgesetzt ist. Diese besonderen Verhältnisse des Kleinbetriebes bringen es naturgemäst mit sich, daß öfter wie im Großbetrieb per sönliche Differenzen zwischen Bctriebsführer und Gefolg- schaftsmitgliedern, Meinungsverschiedenheiten, Mißverständ nisse und auch „Zusammenstöße" erfolgen. Besteht auf bei den Seiten das Bemühen um ein gutes kameradschaft liches Auskommen, so sind solche Zwischenfälle weiter nicht tragisch zu nehmen Aufgabe des Führers eines Kleinbetrie bes muß es deshalb sein, immer darauf bedacht zu sinn, seiner Gefolgschaft als Führer vorbildlich zu sein und danach zu streben, das persönliche Vertrauen jedes einzelnen Gefolgschaftsmitgliedes als Voraussetzung für ein gutes Zu sammenarbeiten zu gewinnen. Die Gefolgschaftsmitglieder des Kleinbetriebes müssen andererseits bestrebt sein, in ihrem Betriebsführer den für sie verantwortlichen „Führer" zu sehen und sich vor kleinlichen Bemängelungen persönlicher Schwächen und Fehler hüten. Gerade im Kleinbetrieb kann nationalsozialistische Ar- beitskameradschaft zwischen Bctriebsführer und Gefolgschaft nur gedeihen auf dem Boden des g e g e n s e i t i g e n guten Willens und Vertrauens. Die jungen Sachfen im ReichMrujsMMamA Während einer Besichtigungsfahrt des Leiters des Schaufensterwettbewerbes in Sachsen, Pg. Ratje, durch Dresden, Meißen, Döbeln, Leipzig. Chemnitz und Freiberg konnte festgestellt werden, daß der S ch a u f e n st e r w e t t- bewerb in diesem Jahr bei verdoppelter Teilnchmerzahl weit bessere Lei st ungen als !m Vorjahr auf weist. Von 300 Jungkaufleuten in Dresden konnten 22 männliche und 14 weibliche mit Ehrenurkunden ausgezeich net werden für die beste Durchführung der Grundforderuntz, mit möglichst geringem Kostenaufwand und sauberer Aus führung eine erfolgreiche Wirkung zu erzielen. Während man bei den Lehrlingen in der Ausgestaltung ihrer Schau fenster den Ausdruck der nahen Lebcnswirklichkeit findet, ist man bei den weiblichen Wettbewerbern vielfach über rascht von der vielleicht ungewollt zum Durchbruch gekom menen fraulichen Gedankenwelt, die die Schaufenster zu an heimelnden Wohnccken mit blumengeschmückten Tischen und mit Grün besetzten Wänden ausbaut und auf diese Weise die Vorübergehenden zum Beschauen der in dem Geschäft zu verkaufenden Gegenstände anzicht. In Leipzig gestaltete ein Konfektionslehrling seine Auslage durch eine Fnrbplatte mit durchgezogenen Stoffen und ein gestecktes Kleid derart hervorragend aus, das; ein durchreisender Kaufmann die Auslage für sein Geschäft erwarb. Zum erstenmal beteilig ten sich auch die Jungarbeiter und Jungarbeiterinnen des Spielzeuglandes am Neichsberufswcttkamps. 80 Jungen und 102 Mädel aus Seissen, Heidelberg und Oberseiffen bach stellen jetzt in der Staatlichen Fachgewerbc-Holzdrechslcr- schule in Seiffen ihre Handfertigkeit gegenüber. Nie «ww de« AsMK GuAev Roman von Kurt Martin. (Copyright b» Verlag Neues Leben, Bayr. Gmain.) 9) (Nachdruck verboten.) Ein unklares Wogen mar in ibr. Ibre Au-en blickten verloren in die Ferne vor sich. — Sic sollle sich die Sonne suchen! — Ja, ja. Das wollte sie auch. Das tat sie auch. Aber manchmal, da 'am dieses elgenarliae Sehnen über sie. Da floh s'c die Sonne. Da g'na sie einsame Paße, tics hinein in den stillen Wald. Au den schwarzen See. Um zu träumen. — Dabei mntzte sie selbst nicht, von was sie eigentlich träumte. Was wünschte sie iich denn noch? — Sie blieb plötzlich stehen. Wie hatte der Pastor gesagt? — „Und Ihre Ehe hat Ihnen wirklich das Glück gebracht?" — Ja, ja, freilich. Sic war doch glücklich. Oder war sie es nicht? Eine Angst stieg jäh in ihr auf. Sollte sie wntli b nicht glücklich sein? Aber was fehlte ihr denn? Sie halte dock, alles. — „Das junge Blut will oft frei dalstnstürmcn." Anna Hüller sah sich erschrocken um. Hatte jemand ihr die Worte zugcruscu? Sic mutte es nicht. Ein Zittern lief durch ihren Leib. Dann lief sie wie gejagt weiter, so rasch sie mir konnte. Als sie aus dem 'Wald auf die Wic'e trat, leucht te ihr die goldrotc Abendsonne entgegen. Sic schloß für einen Augenblick die Augen. Dan» reckte sie sich in die Höhe. — — Nein, nein, sie war zufrieden, sic war glücklich. Sie mar sung, und Christoph war es doch auch noch! — Leicht füßig eilte sie am Wasser entlang. Vergißmeinnicht rankten sich am User hin. Im Gehen bückte sie sich wieder und wieder und pflückte einen großen Strauß. Sie war froh, heiter. Vor ihr stand die Huliermühlc. Rausheud shoß das Wasser über das mächtige Mühlrad. In dem seichten Bah- masscr tummelten sich die Gänse. Anna Hüller ging am Mühlgraben entlang, rechts um das Wohnhaus herum nach dem Garten. Es sollten doch heute Acpfel abgenommcn werden. Langsam schr tt s e durch die Blumenbeete des Vorgartens. Die tirfrotcu Roicu duf teten und die vielfarbigen Astern leucht t u ihr entgegen. Durch eine niedrige Holzplante waren die Gürten gelrennt. Anna Hüller freute sich über alles, über die dicken Kohl- kopse, über die hochllimmcnde» Bohnen und die sich laug hiitzchlängelnden Kürbisrauken, über die Obstbänmc, die voll leuchtend blancr Pflaumen, dort voller gelber und rotwan giger Aepscl hingen. An einigen Bäumen standen Leitern, junge Burschen oflücktcn emsig die reisen Früchte. Ein paar Mägde standen daneben und lasen das herabsallende Obst auf, schlsthleten die verschiedenen Sorten in einzelne Körbe uno trugen sic in das Haus. Geschäftig ging Hanne Krems dazwischen hin und her, ein mageres Frauchen in den vierziger Jahren. Ihre kleinen, grauen, gutartigen Augen flogen umsichtig überall umher. Hanne, wie man sie allerorts nur nannte, war schon seil ihrem fünfzehnten Jahre aut dem Hof. Als Günsemagd hatte sie nngefangen. Dann war sie lnug am cmporgesti g n. Als die alte Hnltcrmnllcrin noch lebte, war sie schon Groß- magd geworden. Nach dem Tod: der Fra» nahm sie den ganzen Wirtschastsbetricb in ihre Hände. Christoph Hnl'er ! wußte, daß er sich auf sie verlassen konnte. Seine Schwester Lene hatte überall ein wenig mit zngcgrifscn. Hanne hat c sie zu jeder Arbeit mit hcrangezogcn. „Weuu Du einmal Dein eiacn Haus und Hof hast, mußt Du alles können", meinte sie zn ihr. Dann kam Anna, und Lene ging als Büchels Frau. Hanne verstand sich mit dem nmm Gast bald sehr gut. Sie sah, daß Anua arbeiten konnte und dies auch gern tat! — Und als Anna dann Hüllers Fran wurde, fügte sich Hanne still in die neue Lage und respektierte überall die Hausfrau. Nur wcun iie sich ganz allem wußte, grübelte sie manchmal vor sich hin. „Passen tut das nicht. Sie ist zu jung. Das Blut will sein Recht." — Sic dachte dabei an sich selbst wohl mit. — Sie hatte auch ihre Ge- schichte. — Zweiundzwonng war sie damals, als der junge, blonde Knecht ans dem Rheinland auf d:n Hof kam. Da mar es mit einem Schlag aus mit ihrer Ruhe. — Sie, die sonst so rnhigc, in sich gekehrte, war eine ganz andere. — Und dann ging er wieder. Sie Hörle nichts mehr von ihm. Nic mehr. — Aber ein halbes Jahr später hafte sie ein Mädchen geboren. — Das war nun schon lange i her. Die Line war selbst bereits über zwanzig jetzt und in Hainau iu Stellung. „Na, Hanne, wie weit seid Ihr?" Hanne sah sie stolz an. 'Anna Hntlec trat hin zu den Körben. ,,OH, bald fertig. Aber so viele waren es lange nicht. Und so groß nnd gcsnnd. Da können mir viel verkaufen,/' „Ist der Müller schon wieder da aus der Stadt?" „Nein. — Hier, schafft den Korb ius Haus. — Dort liege» »och zwei Aepsel. — Na, hebt sie doch auf." Sic war schou wieder bei ihrer Arbeit. Auua Luller lächelte. „Ich gehe ins Hans, Hanne. Habt Ihr schon gemolken?" „Ja ich muß mal vorgehn. Die Alma hab ich vorge- fchickt. Sie wird wohl fertig sein." „Bleib mir da. Ich sehe selbst mal nach." Anna Hnller nickte ihr frenndlich zn und ging nach vorn zn dem Hans. Erst trat sie in den Stall. Die Magd wai eben fertig nnd trug die Eimer mit der gischtcudm Milch in die Kühlkammer. Als sic wicdcr auf den Hof trat, kam der große, ichwane Neufundländer ihr schweifwedelnd entgezcug sprungcn. Sic streichelte ihn licb'oiend. „Na. Pcter. Wo warst Dn denn?" Dann trat sie in das Wohnhaus. Sie schritt durch den kühlen Flnr und stieg die Trevv: hinauf. Lier oben l hatte sic ihr Zimmer. Danu war noch die gute Stube oben ! und zwei leere Zimmer. Das e ne gchöne früher Lene. Unt n ! im Erdgeschoß mar die Wohnstube, die Küche, die Ge mdc itube und Hüllers Kammer, die genau noch so aussah mir iu seiner Jmiggcscllenzcit. Er hatte sich bei seiner V.rhe:- ratnng zu allem bereit erklärt, hatte Annas Stube oben mit ganz neuen Möbeln eingerichtet und auch sonst jede Veränderung sich gesallen lasen. 'Aber seine Kammer mußte bleiben mie iie war. Anna halte ibm vorg:schla-zcn, sic doch nach oben mit zn verlegen. Aber er wollte nickst. Woran er schon zwanzig Jahre lang gewöhnt war, das wollte er auch weiter so behalten. — Im Erker wohnt. Hanne. Das Gesinde schlief in den Wmsckzafisgebänden. Anna Hüller schritt oben über drn brc'ten Holzman» mil dem hohen, g: schnitzte» Geländer, über das man auf den Flur hinabschaucn konnte. Sie trat in ihr Zimmer. Es sah hell und hübsch drin aus. Von den Helsen, grünweiß ge-, strichcncn Wänden hoben sich die dmule» Nußbanmmöbcl gut ab. Der Naum war nicht sehr groß. Vor dem Fenster stand ein kleiner Nähliich. An der gezennberlicgcnlnn Wand das Bett, dem ichräg gegenüber ein Schrank und eine Kommode. Bei dem kleinen Ofen stand der Waschtsch. Darüber hing ein kleiner Spiegel. Das war alles. Aber es sah doch sehr wohnlich aus. 'N» den Fenstern prangten duftige wciße Gardineu. Das Be t ivar weiß übe.dectt. Auch aus der Kommode und dem Nähtisch lagen Helle gcst'cklc Deckchen. Ei» paar Nippes »nd Pholographic» stanßen »mher. An den Wänden hingen einige Bilder in allen Rahmen. Anna Hnller nahm eine Vase von, Schrank, füllte sie voll Wasser und steckte die Vergißmeinnicht hinein. Mittn auf deu Nähtisch.stellte sie de» Strauß. Er würde sie nicht stören und nahm sich schön liier aus. Ihre Augen flogen znfricdcn durch den Naum. Sie fühlte sich wohl hi;r oben. Wohler als in der große» Wohnstube uulen. wo sie sich »leistens anfhielt. Sic wäre lieber öfter hier gesessen. Aber sie wußte, Christoph sah es lieber, wenn sie mit unten war. Hier herauf iam er ja nur selten. Sie trat an das offene Fenster nnd schaute hinaus. Ein Wagen rollte eben in den Hof. Christoph Hüller saß mit dem Knifcher ans dem Bock. Er hatte heute Mehl nach der Stadt gefahren. Anna Hnller eilte aus ihrem Zimmer, die Treppe hinab. Sie sah, wie ihr Mann in die Stube trat, schnell folgte sie ihm. Ein Hasten nnd Drängen war in ihr, das sie sich selbst nicht zu erklären wnßle. 'Aber sie hatte Sehnsucht nach ihrem Mann. Hnller wollte gerade hinüber in seine Kammer geben, als sie ans ihn zuflog. „Christoph, gute» Abend." (Fortsetzung nächste Seite.)
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