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lEcywinni)! l!)34 v» Lierlag ttnore L Hirth G m. b. 5).. München.» ,15 Forticstung.) Zm vorhergehenden trapste! wurde erzähl!: !)t-ich dein Siege nn Goldenen Ski wird Schmiiihenner zuerst nnrch von Weechow begrüßt und dem Jude! cnisühri. Plößlich entdeck! Ojsi von Grimme die Männer und iälll Schmiiihenner nm den Hals „Wir Haden uns eden verlad! und gedenken dald zu heiraten " lag! der Sieger Adrian de Beer, der die Szene beobachtet hat. tritt heran und drückt dem Brautpaar die Hand Eine Einladung, mit ihm in der Bar aus das junge Glück anzu- stahen, nehmen beide an In der Bar wird getanzt Man bläst Tusch und zwing! Schmiiihenner zu einer Ehrenrunde mii Ossi Als die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht Hal, betritt die Baronin den Naum, gewagt angezogen, mit böse iunkelnden Augen Eine Ziehharmonika in den Händen, bleibt sic vor Schmitthenner und Ossi stehen und singt mii rauher Stimme ein Lied Schmiiihenner beherrsch! sich mühsam, der Baran stell! die Frau zur Rede Schmitthenner erhob sich wie ein Trmnmvandler. Die Baronin reichte ihre .Harmonika dem Nächststehendcn und ging Schmitthcnner einen halben Schritt entgegen. Jemand schaltete alles Lichl aus bis aus gedämpfte rote Lampen. Berl und Berti) begannen einen Tango zu spielen. Alles wich zurück, »m Naum zu schaffen für das Paar. Es mar ein Tango, der nichl enden wollte. Als Schmitthenner an den Tisch zurückkam, waren das kleine Fräulein und Adrian de Beer verschwunden. Schmitthenner strich sich noch ganz benommen über die Stirne „Wo ist Ossi?" Weechow klemmte lein Glas ein und begegnete kalt Schmitthenners Blick. „Der Tango hat etwas lange ge dauert. Finden Sie nicht?" Schmitthenner nahm das nächstbeste Glas vom Tisch und trank es leer. „Ich weih nicht. Allo wo ist Ossi?" „Fräulein von Grimme Hal sich zurückgezogen", ant wortete Weechow impertinent. „Der alte Herr Hal sie be gleitet. Sie war ziemlich niedergeschlagen, schien es mir." Er hielt die Hand vor den Mund und gähnte. „Puh, ich gehe auch Nacht. Schmitthenner. Lassen Sie sich nicht stören." Schmitthenner stand breitbeinig da und füllte sich rasch noch ein Glas Das Blut jagte ihm durch die Adern. XXXI. Schmitthenner stand vor dem verlassenen Tisch und schaute sich an. was zurückgeblieben war. Ein Aschenbecher mit zerdrückten Zigaretten und angekohlten Streichhölzern. Nhcinweingläser aus Kristall, sichtlich die erste Garnitur des Hauses, zum Teil nach gefüllt und ein Eiskübel mit einer halbvollen Flasche. In der Ecke standen geleerte Flaschen derselben Art. Violetter Lack, Schlaf; Johannisberg, Fürst von Mellernichjcher Kabinett-Wein Jahrgang 1921, Es war der beste Wein, den Schmitthenner ie getrunken halte. Er zählte eins. zwei. drei, wer Flaschen" Dazu die halbvolle im Eiskübel. Eine dunkle Erinnerung dämmerte Schmitt- Henner aus Den Johannisberg samt Schloß hatte sich der österreichische Staatskanzlei Fürst von Metternich nach der Absejzung Napoleons und der Neuordnung der Rheinfürsten- tümcr aus der Konkursmasse als Beute ausgesucht. Nein, Schmitthenner hatte kerne Lust, hier an dem ver lassenen Tilch Plaß zu nehmen. Er fühlte alle Taschen ab nach seiner Pfeife, aber es kam ihm zum Bewußtsein, daß es wahrscheinlich nicht statthaft iei. hier in der Bar unter den vielen seinen Leuten Pfeife zu rauchen Bert und Berti;, die beiden durchtriebenen Kaßen am Flügel, verübten weiter musikalischen Unfug. Berl, die Gei gerin. trug ein icharzes Abendkleid, das nur die Arme srei- ließ. Der lehr lange und schmale Raum, gedämpfl beleuch tet, mit der glitzernden Bar am anderen Ende, war ange füllt mit Rauch. Parfüm, Geruch teurer Getränke, über mütigen Tonfolgen und dein Lachen übernächtigter Frauen. Was hatte er, Schmitthenner, hier eigentlich zu schaffen? Er durste hier nichl länger stehenbleiben, sonst konnte er sich nicht länger beherrschen. Er würde »eßt an die Bar treten unt ein großes Glas icharfen Wembrand fordern und Hinunterstürzen Und viellcichl konnte er leinen Tabak hunger auch mit einer Zigarette stillen. Und dann würde er noch ein Glas bestellen und noch ein. und immer noch eins, bis er oon sich und der Well nichts mehr wußte Und dann würde er sich aus das Lager lallen lassen und hoffen!- lich abgrundtief schlafen Er drückte sich, eine» gefährlichen Ausdruck un Gesicht und eigentlich ahne einen Menschen bewußt zu sehen, die Wand entlang, bis er vor der Bar stand. Weiße Hemd- brüste, schwarzes Tuch von Abendanzügen. Pasl-eNsarben seidener Abendkleider. Er drängte sich durch bis er den Mann in der weißen Jacke vor sich hatte. „Etwas zu rauchen und ein ganz großes Glas oon etwas Scharfem." „Hier ist die Karte. Was darf es sein?" „Ganz gleich. Es muß nur brennen wie Feuer." Der Mann drehte sich um und betrachtete prüfend seine Flaschenbatterie. Schmitthcnner riß inzwischen das empfan gene Paket Zigaretten aus. „Toni", sagte eine dunkle Stimme neben ihm, „ich möchte auch eine Zigarette." Er fuhr herum und sah sich der Baronin gegenüber. „Alle deine Freunde haben dich verlassen, Toni Jetzt sind wir allein zurückgeblieben. Ich habe lange warten müssen." Er starrte sie wortlos an. „Eine Zigarette, Toni!" Schmitthenner reichte ihr wortlos das angerissene Paket und tastete nach dem Feuerzeug. Sie nahm eine Zigarette, aber das Hingehallene Streich holz blies sie aus. „Nicht hier, Toni, sondern bei inir im Zimmer. Ich lasse die Mokkamaschine aufstellen. In zehn Vmuten kannst du kommen." XXXI, Aus Zureden des Herrn de Beer Halle das kleine Fräu lein von Grimme nichl ihr Zimmer aufgesuchl. um mil sich allein zu bleiben, wie sie heftiges Verlangen hatte, sondern sie halte sich nur Wollsachen und ihren Pelz geholt, um mit ihm vor das Hole! zu gehen. Er stichle mit Sorgsnll eine windgcschüßlc Stelle. Auch eiue Sißgelegenheil fand sich, eine Kiste voll Sirohhülleu die einmal Flaschen enthalten hatte Der abnehmende Mond mar schon verschwunden, aber die Sterne leuchteten mit ausnehmender Klarheit. Der Him mel war eine blaue Glocke mil kleinen Löchern darin. Und durch diese Löcher Ichimmerle ein anderer Himmel voll Lichl und Gold und ganz ohne Schatten. Nur vom Rainlal heraus krochen Nebeljchwaden und langen, Spielzeug des Windes, über die Schneefclder Fernerkops und Wellerwandcck, weich m dicke Schneedecke» gehülst ichnule» hochmütig aus das Treiben herunter. „Sie sind ein tapferes Mädchen" lagle de Beer. „Ich wollte, ich Hütte eine Tochter wie Sie. Dann hätte mein Le ben eine» Sinn Oder einen Sohn Eine halbe Stimde früher hätte ich gesagt, eine» Soh» wie den ,ungeir Mann, der heule den erste» Preis gemacht Hal Wie schade, daß die junge» Männer von heule Frauen wie Madame io wenig Widerstand entgegcnleßen können Darum ist es auch lo schlecht bestellt in der Welt Diele Ari Frauen nimmt zu, und die jungen Leute von heute unterliegen ihrem Einlluß. Ich will damit nichts sagen gegen den junge» Mcmn. Ich habe ih» eine» Augenblick sang schwach gesehen. Wir alle sind Menschen. Aber als ich Sie heruntergeführi habe, iah ich ihn durch das Glassenster der Türe an der Bar stehen und trinke» Dos ist nicht der Platz, aus dem er ießi stehen sollte." Das kleine Fraulein v. Grimme bedeckte das Gesicht mit den Hände» Ihre Schulter» zuckte» Er richtete Ossi auf und wartete, bis sie sich gefaßt hatte. Adrian de Beer legte begütigend den Arm um sie. „Im Grunde genommen stehen wir alle allein in der Welt und kommen nur weiter, soweit wir Erfahrungen iammeln. Und für iede Erfahrung müsse» wir teuer bezahlen. Nichts wird uns geschenkt Allenfalls können wir mitteilen, wie wir es aus dieser Well getroffen haben. Freilich hilft es nicht viel. Die gesammelte Erfahrung der anderen steht da wie ein Wegweiser. Ob wir links gehen oder rechts, das müssen wir selber entscheiden. Und ießl, Kind, nehmen Sie die Hände wieder vom Gesicht, denn was Sic hier rings um sich sehen, ist das einzige, was unsere Angelegenheiten aus das ihnen gebührende Maß zurückführen kann." Er richtete Ossi aus, nahm ihr die Hände vom Gesicht und wartete, bis sie sich gefaßt hatte. „Für die Neile habe ich mir ein Buch mitgenommen, das ich schon lange lesen wollte Es ist ein berühmtes Buch. Ich habe es oben liegen. Ich bin noch nicht fertig damit, aber ich werde es schwerlich zu Ende lesen. Es hat eine Art Einleitung und darin wird auch das Alter der Erde abgeichäßt nach genauen Untersu chungen. Demnach besteht der feste Boden, den mir unter uns haben, anderthalb Milliarden Jahre Ich selber bin auf ziemlich harten Sohlen zweiundfünfzig Jahre darüberge- wandelt. Und als ich die beiden Zahlen leßthin verglich, fand ich, daß ich mich und die Wichtigkeit meiner Angelegen heiten bedeutend überschätzt habe. Ich bin nicht untröstlich darüber, denn inzwischen Hal sich herausgestellt, daß ich ohnehin nichts ausgerichtet habe." Er unterbrach sich einen Augenblick, um den Pelz um Ossis Nacken etwas höher zu zupfen. Es war ein Pelz aus Maulwurf, seidenweich und silbrig grau, aber er hielt wohl nichl sehr warm. „Ich bin jetzt zweiundfünfzig, und wenn ich morgen ablrete, hinlerlasse ich nichts als einige Unternehmungen, die mit tropischem Zucker zu tun haben, reis zur Liquidation. Ferner eine Frau, die ich die letzten elf Jahre nicht mehr gesehen habe, die es aber verstanden hat, sich rechtzeitig eine Rente zu sichern. Was mich aber am meisten verdrießt, ist ein verlorener Rechtsstreit. Ich habe ihn verloren gegen Madame." Er fühlte das kleine Fräulein van Grimme zusammen- zucken. „Ja", fuhr er fort, „ich bi» em richnger de Beer. Sie Hal den Namen nur erheiralcl. Wir de Beers lind drei Zweige. Der beknnnlesle hol mil de» Dwmamemzrubc» i» Südafrika z» lun und stßl in London, de» beide» andere» Familicnzweige» längst entfremde!. Ich selber habe, solange ich denke» kann, mi! dem Zucker aus Sumatra zu tun ge habt. Aber der Zucker aus Sumatra ist trag seiner Güte durch den lange» Transportweg nicht mehr prciswürdig Der dritte Zweig der Familie hat das Kapital in den Hän den. das die beiden anderen in bessere» Zeiten erübrigen konnten. Jeder Pfennig oon diesem Geld ist in den Fin gern einer artfremde» Frau, die den Namen de Beer nur erhalten Hai durch die menschenfeindliche Laune eines ver greisten Sonderlings. Kein Zweifel, daß sie alles, was die de Beers vereinig! erarbeite! haben, sinnlos vergeuden wird. Und es gibt kein Gescß, das sie hindert, und keinen Richter, der sie aushält. Eine Well aber, die sich io weil von de» natürlichem Grundlagen aller Ordnung entferm hat, ist reij zum Untergang Wir Alten müssen nbtretcn Nun schau! ihr Imigen zu, was ihr retten könnt." Die Nebelschwadc» aus dem Naimo! wurden dichter, Vom Wind losgerisscne Festen reichten schon herauf zum Fernerkops und hinüber zur W"tterwa»d Der Morgen war nicht mehl ferne. „Das alles", fuhr Adrian de Beer forl, „habe ich Ihnen aber nichl gesagl um Ihnen den Mu! zu nehmen. Was Sie gesehen haben, war ein in de» Grundlagen verfehltes Lebe». Lassen Sie sich warnen. Gehen Sie hi» und mache» Sic es besser. Die Welt wäre verlöre», wenn sich sogar die wenigen Menschen Ihrer Art verliere» würden. Und nun heißt es wohl Abschied nehmen Ich bin Ichwasthast ge wesen. weil wir uns bestimmt nichl Wiedersehen. Sie müssen ,estt schlafen, und wenn Sie auswachen, bin ich nichl mehr da. Damil Sie aber nichl alles sllr einen Traum halten, müsse» Sie mir gestatten. Ihnen ein kleines Andenken an diese Stunde zu hinterlassen. Ich trage hier am kleinen Finger einen Smaragd von etwas migcwöhnlicher Form. Ich habe ihn. als ich jung war wie Sie. drüben aus Su matra von einer Frau geschenkt bekommen und seither immer getragen. Glück hat er freilich »ich! gebracht. Nehmen Sic ihn oon mir an zur Erinnerung. Ich habe den Kopf voll grauer Haare. Sie dürfen ihn beruhigt annehmen." Sie erhob ernstlich Einspruch, aber er tat alles, um sic zu beruhigen. Zulcstt nahm er ihre Linke, entfernte den Handschuh und steckte ihr den Rina ganz einfach an den Finger „So, und nun schnell wieder den Handschuh darüber und kein Wort mehr. Sogar die Leute, die oben tanzen, scheinen müde zu werden. Nur noch die Fenster der Bar haben Licht." Er führte sie m das Haus hinein und durch die nur noch schwach beleuchtete Halle zum Treppenaufgang. Be friedigt betrachtete er im nächsten Licht ihr Gesicht. „So ist es rechtI Der Ausblick draußen hat uns doch geholfen. Keine zuckenden Lippen und keine nassen Augen mehr! Denken Sie daran, anderthalb Milliarden Jahre ist der Boden alt. aus dem wir stehen. Wir nehmen unsere Angelegenheiten wirklich zu wichtia! Und nun allo: Gute Nach,!" Sie lief schnell wie aus der Flucht die Treppe hinaus und kam ihm rasch aus den Augen. Er sah ihr nach, so lange noch etwas oon ihr zu sehen war. dann begab er sich an die verglaste Tür zur Bar und blickte hinein. Das unentwegte Paar Bert und Berti; war immer noch in Tätigkeit. Aber die Paare hatten sich gelichtet und in die Winkel verkrochen Das Licht mar abgedämpst. Der Man» im weißen Kittel hinter dem Bartisch gähnte müde. Nirgends aber war etwas von Toni Schmitthenner zu sehen. 2luch Madame war verschwunden. „Was darf ich geben?" fragte der Mann nn weiße» Kitte!, und nahm die Hand vom Mund. „Ach, nur eine Auskunft. Unser Freund Toni hat sich woh! schon lange zurückgezogen?" Der Mann richtete sich steif aus. Aber Herr de Beer ließ eine Münez klingen. „Sie verraten kein Amtsgeheimnis damit übrigens, Toni und ich, wir laßen doch den ganzen Abend am gleichen Tisch. Erinnern Sie sich nicht?" „Sehr wohl. Ja. Gewiß. Der Schmitthenner na, ich bin oon der Waterkant. Da sagen sie, „er hat sich ordentlich einen ansupen". Und gar so lang ist er noch nicht weg. Alles, was ich weiß. Wirklich!" „Es ist gut!" sagte der Holländer und ließ die Münze auf dem Bartisch zurück. Langsam ging er die Treppe wie der hinab und durchquerte die Halle. Unterwegs schloß er sorgfältig alle Knöpfe im Pelz. Den Kragen stülpte er sich über die Ohren. Er bemühte sich, wenig Geräusch zu ma chen. Kein Mensch bemerkte ihn, wie er das Haus verließ und die Türe hinter sich sachte einschnappen ließ. Ohne sich draußen weiter aufzuhalten, schlug er den Weg ein, den in der Frühe die Wettläufer gegangen waren, hinaus zum Fernerkops. Die ziehenden Nebel aus dem Raintal umhüll ten ihn bald. Von diesem Gang kam Herr de Beer nicht mehr zurück. XXXIIi. Madame la Baronne holte sich schnell den Schlüssel zu ihrem Zimmer, dann schloß sie auf und klingelte stürmisch nach Bedienung. Es dauerte aber eine Weile, bis einer der übernächtigten Kellner erschien, die heute schweren Dienst hatten. „Schnell eine Mokkamaschine für zwei. Liköre, Kognak und Whisky, aber nicht in Gläsern. Die ganzen Flaschen." Der Mann zögerte wie alle Kellner, wenn sic sehr viel Respekt haben, aber im Zweifel über eine Bestellung sind. „Was stehen Sie noch da? Ich habe schnell gesagt." „Verzeihung, Frau Baronin, aber wir haben verschie dene Marken." tFortsehnng in der nächsten Sonncibend-Nnnuner)