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Tageblatt für die Bad Schandau, Donnerstag, den 20. Dezember 4S34 23. Lahrgang Nr. 29« Die Sachliche Elbzeitung ericheinr an fivem Wochentag nachmittags 4 Nv^ Bezugspreis: monatlich srei Haus 1.85 RM. letnschl. Botengeld), für Selbst- abboler monatlich 1.65 RM., durch die Post 2.00 RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzel« uummcr lO RPf., mit Illustrierter 15 RPf. Nichterscheinen einzelner Nummern und Beilagen infolge höherer Gewalt, Betriebsstörung usw. berechtigt die Bezieher nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch aus Lieferung der Zeitung. Anzeigenpreise: Der Naum von 1 nun Höhe und 46 mm Breite kostet 7 NPs., nu Tcxttcil 1 mm Höhe und 90 mm Breite 22,5 RPf. Ermäßigte Grundpreise, Nach lässe und Beilagengebühren lt. Anzeigcnpreisliste. Erfüllungsort: Bad Schandau land wird im Augenblick in allen drei Hauptstädten als vornehmster Garant der skandinavischen Neutralität an gesehen, und es wird, darüber kann kein Zweifel bestehen, im Falle kontinental-europäischer Verwicklungen diese Rolle übernehmen. Es ist die Frage, ab der Wille der skandina vischen Staatsmänner, auch fernerhin nicht in den Kreis der internationalen Machtkonstellationen hineingezogen zu werden, sich behaupten wird gegenüber jenen starken Ten- denzen, sämtliche Staaten von der Ostsee bis zum Schwar zen Meer zu einem großen Block mit bestimmter Frontstel luna ?.usammenzuschl:eßen. Noch 24 Tage dir zur SaarMimmung! Ueber den Ostpakt befragt, sagte Freiherr von Neurath, eS handele sich hier um einen Brei, der im großen Kessel der Ver mutungen koche, ohne daß bisher die bescheidenste Torte dabei her- ausgekommcn sei. In seiner weitesten Form Ivare der Pakt mit seinen mittel baren und unmittelbaren Verpflichtungen eine rätselhafte und unendlich komplizierte Angelegenheit. Eines allein sei sicher: Wenn man unter dem Ostpakt die Verpflichtung für Deutsch land verstehen wolle, im Falle des Konfliktes zwischen zwei oder mehreren Ländern der zahlreichen voraussichtlichen Paktteiluch- mcrn bewaffnet einzugreifcn und den gesamten territorialpoli- tischcn Zustand Osteuropas für die Ewigkeit zu garantieren, dann würde Deutschland niemals mitmacheu können. Er glaube, daß man für den europäischen Frieden Besseres nnd Konkreteres tun könne. Als der Italiener hier den Bicrcrpakt erwähnte, erwiderte der Reichsaußenministcr: „Ja, das war eine andere Sache. Ich sage: war, weil die ursprüngliche Idee Mussolinis leider allmäh lich abgcändert wurde, ohne, daß sie dadurch an Wirksamkeit ge wann. Im Gegenteil: Der Gedanke eures großen Staatsman nes war vortrefflich. Alles, was an Hegemonie, an Unterdrückung erinnert, war wcggclassen. Er stellt den Grundsatz der Nangein- stufuug ans die internationale Ordnnng übertragbar dar." Auf die Möglichkeit einer Ausdehnung des Viererpaktes auf mehrere Staaten ging Freiherr von Neurath nicht ein. Ständig. Woch-nb-iwg-n- "Das Leben im Bild^ Die Entwicklung des deutschen Krastfahrsports Obergruppenführer Hühnlein erstattet dem Führer Bericht Berlin. In Anwesenheit des Führers hielt am Mittwoch in den Räumen des Propagandaministcriums der Führer des deutschen Kraftsahrsportcs, Obcrgrnppcnsührcr Hühnlein, einen Vortrag über den Kurs des deutschen Kraftsahrsportcs. -Zahlreiche Vertreter des Staates und der Partei, nntcr ihnen Reichsminister Dr. Goebbels, Reichsminister v. Neurath, RciciMerlchrsministcr v. Eltz-Rübcnach, Gcncralinspcktor Dr. Todt, ferner Vertreter der Antomobilindnstric sowie be kannte Rennfahrer, wie Caracciola nnd v. Vranchitsch nahmen an der Veranstaltung teil. Obcrgruppcusührcr Hühnlein gab zunächst, wie die NSK. meldet, einen grundlegenden Ucbcrblick über das vergangene Sportjahr, das dem deutschen Krastfabrsport mit einem Schlage wieder an die Spitze des internationalen Sportes gebracht l-abc. Die Ersolge des deutschen Kraftsahrsportcs 1934, fuhr Ober gruppenführer Hühnlein fort, sind einzigartig gewesen, denn von den füns großen Preisen der Nationen fielen nicht weniger als vier an die ncncn Rennwagen von Mercedes-Benz und der Auto- Union. Dazu treten die zahlreichen Weltrekorde, die Stnck, Henne, Geiß und Winkler für Deutschland erringen konnten. Neben dem Rcnnsport stand der Touren- und Gcländesport stark im Vordergrund. Vier Großveranstaltungen haben dem Sportjahr 1934 das Gepräge gegeben. Zunächst die Drei-Tage- Harz-Fahrl, dann die ganze aus nationalsozialistischem Ideengut hcrvorgcgangcnc 2000-Kilomctcr-Fahrt, die an Nerven und Kör- pcrkrästc das Letzte vom Menschen forderte, ferner die Inter nationale Alpcnfährt und schließlich die Internationale Sechs- tage-Fahrt für Motorräder. Der Rcnnsport ist und wird, so sagte Obergruppenführer Hühnlein, immer die höchste Verkörperung des Kraftsahrsportcs und damit die höchste Lcistungsäußcrung der Nation im großen internationalen Wettkampf sein. In einem Appell an die Industrie forderte Obergruppenfüh rer Hühnlein die weitestgehende Heranziehung von Nachwuchs- fahrcrn. Wenn Bestrebungen im Gange feien, die bestehenden Rennformeln abzuändern, so sind sie abzulehnen, wenn dadurch eine Beschränkung der Geschwindigkeiten erfolgt, denn der Rcnn- sport würde seinen Sinn verlieren. Im Motorrennsport muß die Industrie wie im Wagcnbau ncuc Wege gehen. Es hat kei nen Sinn, nur die alten Typen weiter zu entwickeln, sondern es muß auch gelingen, in zielbewusster Arbeit den zur Zeit noch be stehenden Vorsprung des Auslandes anfzuholcn. In großen Zügen gab Obcrgrnppcnsührcr Hühulcin dann die Marschrichtung für das Sportjahr 1935 bekannt. Zahlenmäßig werden die Großveranstaltungen eingeschränkt, auch die 2000- Kilomctcr-Fahrt wird 1935 nicht durchgcführt wcrdcn. Unsere Rennwagen haben die große Aufgabe, im Auslände die errunge nen Siege zn verteidigen. Im Gcländesport wird der Schwer punkt bei den Ganvcranstaltungen liegen. Obergruvpenführcr Hühnlein gab dann den Plan bekannt, im Zngc der Bauten der Rcichsautobahucn eine ncuc gcschlosscne Rennbahn modernsten Ausbaues zu schaffen. Allen Fahrern Europas soll diese neue deutsche Rennbahn Kampf-, Trainings- nnd Versuchsmöglichkcitcn geben. Der Entwurf dieser Bahn wird bereits ausgcarbcitet. Er soll dem Führer schon Anfang des kommenden Jahres zur Genehmigung vorgelcgt wcrdcn. Erklärung des Relchswehrministeriums. Berlin. Zu den in letzter Zeit die Ocffentlichkeit in zuneh mendem Maße erregenden, tiesbedauerlichcn literarischen Ausein andersetzungen über Vorgänge im Stabe des Oberkommandos der 8. Armee während der Schlacht bei Tannenberg am 2 6. August 1914 stellt das Rcichswchrministerium auf Grund einer im Neichsarchiv vorhandenen, vom verstorbenen Herrn Reichspräsidenten und Generalfcldmarschall am 9. März 1933 persönlich unterzeichneten Aufzeichnung fest, daß damals zwischen ihm, dem Oberbefehlshaber, und seinem Gcneralstabsofsizier, Ge neral Ludendorff, eine Meinungsverschiedenheit über die Durch führung der Schlacht nicht bestanden hat. Anderslautenden Erzählungen, daß der Gencralstabschef der 8. Armee .General Ludendorff, im Fcstl-altcn an dem einmal ge faßten Entschluß zur Durchführung der Schlacht geschwankt haben soll, mißt das Reichswchrministcrium ebenso wie die kricgs- geschichtliche Abteilung des Reichsarchivs geschichtliche Beweiskraft nicht zu. Solche Erzählungen, mögen sie im guten Glauben vor gebracht sein, sind damit gegenstandslos. l ausmirken wird. Daß von vielen Kreisen Englands und der skandinavischen Länder auch eine allgemeine politische Fühlungnahme gewünscht wird, ist an sich nicht verwunder« lich, da die nordische Staatengruppe und das britische Jn- jelreich säst bald die einzigen Länder m Europa sind, die noch auf das parlamentarische System schwören. Darüber hinaus aber ist nicht zu übersehen, daß England der militä- rischen Entwicklung im Ostseeraum namentlich im Hinblick aut die französisch-russische Freundschaft, die nach neuesten Meldungen sogar durch ein geheimes Militärbündnis be siegelt wordcn ist, die größte Aufmerksamkeit schenkt. Eng- Wo steht MOmmn? Die in Mitteleuropa entstandene Tendenz zu Blockbil dungen, die gegenwärtig ebenso so stark in den von sranzo- si cl>-russischer Seite geführten Verhandlungen über den Ab schluß des vielerörterten Ostpaktes wie in den täglich neu auftauchcndcn Donaupaktplänen zum Ausdruck kommt. Hai sich in lejster Zeit auch nordwärts ausgebreitet und kürz lich zur Union der Baltenländer geführt. Schon bei den Besprechungen über den Baltenpakt ist die Frage, ob auch Finnland sich der Baltischen Entente anschlicßen werde aufgetaucht, zumal Finnlands Eingliederung in den nordi schen Staatcnblock erhebliche Mißstimmigkeiten aus kulturel lem und außenpolitischem Gebiet hinderlich entgegenstehen Es sei nuc an die von der finnischen Negierung geplante Sprachreformen erinnert, die nicht nur in Schweden, sondern in der gesamten ikandinnvischen Kulturwelt Helle Entrüstung hervorgerufen haben. Obgleich Finnland dem Baltenpakt serngeblieben ist und sich gleichzeitig mit Schweden, Nor wegen und Dänemark dem Stcrlingblock angeschlossen hat, ist mit einem engeren Zusammengehen dieses Landes, das historisch, geographisch und kulturell der nordischen Völker gemeinschaft angehört, mit den drei skandinavischen Staaten vorerst nicht zu rechnen Um jo enger hat sich die Zusammenarbeit von Däne mark, Schweden und Norwegen gestaltet, die in jüngster Zeit sogar die seit 1922 verfolgte Idee eines Groß-Skan dinaviens wieder in den Vordergrund treten ließ. Der bis herige Erfolg Ler Bemühungen zur Verwirklichung dieser Idee ist aber nur gering. Immerhin ist zwischen den Län dern nicht nur in wirtschaftlichen Fragen, sondern auch in den aktuellen Fragen der Außenpolitik eine weitgehende Uebereinstimmung erzielt worden, wie die Stellungnahme über die Ostpaktpläne und Sowjetrustlands Eintritt in den Völkerbund dies gezeigt haben. Vor allem haben die Staats männer der drei Länder es verstanden, der naheliegenden Versuchung, innerpolitische Momente auf die Gestaltung der Beziehungen zu anderen Ländern Einfluß gewinn-?» zu lassen erfolgreich entgegcnzutrcten. Immer wieder machen sie ihren Mitbürgern klar, daß die internationale Politik keine Frage des Parteiprogramms lei Der schwedische Außenminister Sandler hat vor einigen Tagen in Upsala in einer großangelegten außenpolitischen Rede festgestellt, daß zwischen den nordischen Staaten volle Einmütigkeit über die Wahrung der traditionellen Neutrali tät bestehe. „Wir wünschen nicht, in anderswo bestehende Gegensätze hineingezogen zu wcrdcn." Was Deutschland betrifft, so sprach sich Sandler für seine Rückkehr in den Völkerbund aus, zeigte aber zugleich, daß er die Argumente, die vom deutschen Standpunkte gegen die Wiederbeteiligung sprechen, versteht und würdigt. Von der gleichen Unvorein genommenheit und Sachlichkeit wie die Erklärungen Sand lers war auch die Rede, die der dänische Staatsminister Stauning kürzlich auf einer Iournalistcntagung hielt, und wobei er unter deutlichem Hinweis auf den südlichen Nach barn einen eindringlichen Appell, an das Verantwortungs bewußtsein Ler dänischen Presse richtete. „Wir wallen uns neutral gegenüber den inneren Verhältnissen anderer Län der verhalten, weil wir eine vollkommen korrekte Haltung gegenüber unseren Nachbarn und auch anderen gegenüber wünschen, mit denen ein Zusammenarbeiten unumgäng lich ist." Diese offenen Worte Staunings und nicht minder die Sandlers galten vor allem jenem Teil der skandinavischen Presse, der fich noch immer in Greuelschilderungen über das neue Deutschland ergeht und nicht müde wird, den Boykott deutscher Waren zu propagieren. Was den Handel angeht, so ist gerade in letzter Zeit ein« erhebliche Besserung im Warenverkehr zwischen Deutschland und den nordischen Ländern eingetreten, keineswegs in erster Linie zugunsten Deutschlands. Immerhin soll nicht verkannt werden, daß auch in der bisher deutschfeindlich gesinnten Presse Skandinaviens sich in letzter Zeit ein merklicher Wandel vollzogen hat und daß die leitenden Staatsmänner fest entschlossen sind, ein« neutrale Politik gegenüber Deutschland zu treiben. Wenn es den skandinavischen Ländern bisher gelungen ist, den Konflikten innerhalb Europas fernzublechen und ihre eigenen Ziele unabhängig von allen Pakt- und Entente- bildungen zu verfolgen, so konnte diese außenpolitische Hand- lungsfreiheit in der Tat nur durch das beständige Ringen um wirkliche Neutralität geführt werden. Wie es scheint, sind jedoch im letzten Sommer und Herbst besonders von Schweden aus recht zahlreiche diplomatische Fäden zu ande ren Staaten gesponnen worden, die darauf Hinzielen, Schwe den mehr als bisher in Lie internationalen politischen Dis kussionen einzuschalten. Es kann nicht geleugnet werden daß im Norden Europas eine England sehr freundliche Stim- mung herrscht und man sich bemüht, dem „großen Gönner" entgegenzukommen, wo und wie man kann. Der vor eini gen Wochen erfolgte Besuch Les englischen Lorüsiegelbewah- rers ELen in den skandinavischen Hauptstädten war eine neue Bekundung der anglo-skandinavischen Freundscl)<ift, die sich vor allem im Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen ! Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz > v. Neurath über Saarlösung und „Ostpakt" Ein Interview im „Meffaggero" Dic Sächsische Elbzeitung cntIM dic amtlichen Bckanntmacknmgcn ro s m Bad Schandau, des Hauptzollamw Bad Schandau und Aloni. In dem Interview, das der Reichsaußenministcr von Neurath dem Vertreter des „Messagero", Sen atro, ge geben hat, antwortete er ans die Frage, ob das durch den Ver sailler Vertrag vorgesehene Abstimmnngssystcm irgendwelche un- angcnchmcn Ncbcrraschungcn für Deutschland bringen könne: Das sei nicht wahrscheinlich. Höchstens wäre es möglich, daß die eine oder andere Gemeinde für den Status quo optieren würde. Man stünde daun einer ebenso lächerlichen wie gefährlichen Tat sache gegenüber, eben einem Staat von ein paar tausend Ein- wohncru. Mit der Anerkennung eines solchen Staates würde der Völkerbund als dessen direkter Souverän keine gute Figur machen. Man müßte ihn finanzieren, also eine Art von Pensionat aus ihm machen; denn lebensfähig wäre er nicht. Zugleich würde dieser Liliputstaat sehr gefährlich sein, weil er die Zufluchtsstätte des ganzen Emigrantcntumes nicht nnr ans Deutschland sein würde. Sein Wahlspruch würde lauten: Gegen das Dritte Reich; zugleich aber: Für die Dritte Internationale. So würde sich unter der Souveränität des Völkerbundes eine wahre Zentrale der Unzufriedenheit entwickeln, ein ewiger Anlaß zu Reibungen zwischen zwei benachbarten großen Ländern, und daher eine Be drohung für den europäischen Frieden. Er könne sich denken, daß der Quai d'Orsay bei der endgültigen Rückkehr der Saar zu Deutschland nur Befriedigung empfinde, weil dadurch ein Kopf zerbrechen aus der Welt gebracht würde. Auf die Tätigkeit gewisser französischer Kreise hingcwiescn, so die des Herrn Roßenbeck, meinte der Reichsaußcnminister, er sei fest überzeugt von dem aufrichtigen guten Willen Flandins und Lavals; aber in demokratisch-Parlamentarischen Ländern wisfe man nie sicher, ob das ganze Laud hinter der verantwortlichen Regierung stünde oder nicht. So könne cs Wohl möglich scin, daß einige finanziell oder industriell mächtige Gruppen wie jene, die hinter Herrn Roßenbeck stünden, auch jetzt noch und bis znm letzten Augenblick mit einer antideutschen Losung der Saarfragc