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MM gegen die Krise Beratungen der Goldblockländer. Gens, 25. September. Die Vertreter Belgiens, Frankreichs, Italiens. Lurem- bnrgs, der Niederlande und der Schweiz haben sich in Genf versammelt, nm zu prüfen, wie ihre Regierungen am wirk samsten aus wirtschaftlichem und finanziellem Gebiete zu- sammcnnrbeiten können. Vie Länder haben scstgeslellt, das) die Länder, die die Goldwährung bcibchaltcn haben, mehr denn je entschlossen sind, wie cs auch in der Londoner Erklärung vom 3. Juli 1933 schon beton! wurde, die Goldwährung unbedingt aus- rechtzuerhctttcn, weil sic das für eine der wichtigsten Vor bedingungen für die wirtschaftliche und finanzielle Wieder gesundung der Well halten. Sic haben aus der anderen Seile anerkannl, dasz sie sich als hauplsächttchslcs Ziel die Erweiterung des internationalen Warenaustausches setzen müsztcn. Sic sind der Meinung, das; ein derartiger versuch am besten zuerst unter den Staaten unternommen wird, die unter sich besonders große wirtschaftliche Beziehungen haben. Die Länder haben Wert daraus gelegt, klar zum Aus druck zu bringen, das; ihre Initiative gegen kein anderes Land gerichtet ist. Ihr Ziel ist nur der Kampf gegen die Krise, wobei sie die Absicht haben, auch mit den anderen Negierungen in Fühlung zu bleiben in der Hoffnung, daß diese Staaten sich ihrem Schritt möglichst bald anschließen werden. In der Absicht, möglichst schnell zu konkreten Ergebnis sen zu kommen, haben sie es für richtig gehalten, eine Kommission aus Vertretern der genannten Negierungen zu bilden und ihr die Aufgabe zu stellen, die wichtigsten Fragen zu untersuchen, die sich aus den wirtschaftlichen und finanziellen Beziehungen zwischen den sechs Staaten er geben. Dabei sollen die Interessen dritter «taaten und die Notwendigkeit einer erweiterten Zusammenarbeit auf inter nationalem Felde nicht aus dem Auge verloren werden. Die Kommission soll sich vor allem mit zwei Ausgaben be- bcfassen: Die Erweiterung des internationalen Warenaus tausches und den Ausbau des Reiseverkehrs und des Trans portwesens, da die Währungsfrage schon in einem Abkom men niedergelegt ist das am 8. Juli 1933 durch die Gouver neure der Notenbanken der beteiligten Staaten abgeschlos sen wurde. Es ist beabsichtigt, diese Kommission so schnell wie möglich ins Leben zu rufen. Der Präsident dieser Kom mission. Ja spar, hat die Vollmacht erhalten, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen. Javons großer EMa Nach der Vereinbarung über die Oslbahn. Tokio, 26. September. Der japanische Staatsrat hat die Politik des Außen ministers Hirota in der Frage der chinesischen Ostbahn ge billigt. In politischen Kreisen und in der Presse glaubt man zu wissen, das; der Kauf der chinesischen Ostbahn Mitte Okto ber endgültig abgeschlossen werden wird. Außenminister Hirota hatte 'eine längere Besprechung mit dem sowjetrussi- schen Botschafter Jurenew über Einzelsragen der zustande gekommenen Vereinbarung Zu den endgültigen Abschluß- Verhandlungen wurden der mandschurische Vizeminister Ohaschi und Direktor Hoschino aus Hsingking nach Tokio be rufen. Die Sowjetunion wird bei den Verhandlungen durch den Botschafter Jurenew und den Vertreter der Ostbahn verwaltung Konzurowjki vertreten sein Vic japanische Oesjenllichkci« seiert dic Lösung der Frage der chinesischen Oslbahn als großen Lrsolg Oirolas. Die Blätter heben hervor, das; die chinesische Osibahn ursprüng lich mit französischem Kapital erbaut worden sei, und das; Frankreich dic Zustimmung ;um verlaus gegeben habe, weil cs eine weitere Bindung der Sowjetunion im Osten nicht wünsche. An zuständiger Stelle glaubi man, das; Mandschu- kuos Selbständigkeit nun gesichert sei, nachdem der bolsche wistische Unruheherd beseitigt sei. Auch der Weg für die Anerkennung Wandschukuos sei jetzt frei. Strabenlampk um Politik Iellclankleber, die Aufrufe verschiedener politischer Parteien an den Anschlagsäulen und Mauern in einem Vorort von Marseille anbrachten, wurden miteinander handgemein. Die Streiterei artete in einen regelrechten Straszenkamps aus, dem durch die Polizei ein Ende gemacht werden mußte. Zwei Personen wurden bei dem Kampf getötet. Abschied des Linienschiffs „Hessen" von Kiel. Das älteste Schiss der Reichsmarine, das Linienschiff „Hessen" wird außer Dienst gestellt. Beim Scheiden aus Kiel am Dienstag hat der Kieler Oberbürgermeister folgen den Funkspruch an den Kommandanten des Linienschiffes gerichtet: „Nach 30jähriger Dienstzeit verläßt heute unser Linienschiff „Hessen" für immer unsere heimatlichen Ge wässer. Dem Kommandanten und der gesamten Besatzung des Linienschiffes entbiete ich im Namen der Bevölkerung unserer Reichsmarinestadt zur letzten Ausfahrt herzliche Grüße." 109 Kärntner Lehrer gemaßregelt. Das „Kärtner Tagblatt" veröffentlicht eine Liste der Lehrpersonen, die wegen politischer Verfehlungen einstwei len, das heißt bis zur endgültigen Entscheidung der zustän digen Stellen, vom Dienst enthoben wurden. Mit den frü her aus dem Schuldienst Entlassenen oder einstweilen Dienstenthobenen sind innerhalb des letzten Jahres insge samt 109 Lehrkräfte, meist jüngere Leute, der öffentlichen allgemeinen Volks- und Hauptschulen in Kärnten wegen politischer Vergehen dauernd oder vorübergehend vom Schuldienst entfernt worden. Begnadigung der Brester Gefangenen? Wie in Warsci)auer politischen Kreisen verlautet, beab sichtigt der Staatspräsident, bereits in nächster Zeit einen Gnadcnakt für die sogenannten Brester Gefangenen zu un terzeichnen. Es handelt sich dabei um die zu langen Frei heitsstrafen verurteilten früheren parlamentarischen Füh rer der Bauernparteien und der sozialistischen Partei, de nen vor einigen Jahren in Brest-Litowfk ein aufsehenerre gender Prozeß politischer Art gemacht wurde unter der Anklage, daß sie einen Staatsstreich gegen Pilsudski vorbe reitet hätten. Den gefallenen Polizeibeamlen Denkmalsweive aus dem Horst-Wessel-Platz Berlin, 26. September f Unter stärkster Anteilnahme der Bevölkerung und in An- j Wesenheit zahlreicher vcrlrclcr und Abordnungen von Beich, I Staal, Gendarmerie und Schutzpolizei wurde ans dem Horst- ; Wessel-Platz durch den Oberprästdenlcn Gauleiter Kube die Enthüllung des venimals sür die im Kamps gegen Rot- ! Word gefallenen Polizcibeamlcn vorgcnommen. Die Feie: gestaltete sich für alle Teilnehmer zu einer ! erhebenden Weihestnnde Von allen Häusern des Horst- ! Wessel-Platzes wehlen die Fahnen des Dritten Reiches, eben- j so von ach! hohen, girlandenumwunüenen Masten zu beide» j Seiten des noch umhüllten Denkmals, das seitlich der Volks- ' bühne mit der Fron! nach der Hanke-Straße errichlct wurde. Dahinter hallen m tiefen Gliedern die Formationen der Schutzpolizei, der Landcspolizei und der Gendarmerie sowie der Feldpolizei Aufstellung genommen In Frontstellung zum Denkmal standen in langen Reihen die Männer der SA., SS., des Luftsportverbandes der Technischen Nothilfe, des Arbeitsdienstes u. a. m. Unter den Ehrengästen, die der Denkmalsenlhüllung beiwohnten, Iah man u' a. Neichsinnenministcr Dr. Frick, den Reichsführer der SS. Himmler, den Reichsjugendführer Bal dur van Schirach, Admiral Raeder, den Polizeipräsidenten Admiral van Levetzow, hohe Reichswehr- und Polizeioffi- zicre sowie den Chef des Stabes der SA und die Spitzen der städtischen Behörden. Nachdem die Kapelle der Landcspolizei das Lied „Volk ans Gewehr" intoniert hatte, sprach Polizeioberst Dillen burger, der Kommandeur der Berliner Schutzpolizei, sei nen tiefempfundenen Dank für die weitgehende Förderung des Denkmalbaues aus. Er entrollte noch einmal ein kur zes Bild jener zerrütteten Zeiten, in denen die Rotmord- Wclle über Deutschland und besonders die Reichshauptstadt himvcggma, die viele Opfer ans den Reihen der Polizei, SA. und SS. forderte. Dann nahm LbersrMdent Kube zu seiner Weihercde das Wort. Er führte unter anderem aus. daß die Autorität des nationalsozialistischen Staates sich auf der Persönlichkeit unseres Führers Adolf Hitler und aus der Gefolgschaft der tapfersten und besten Männer, die unser Volk in dieser Generation hervorgebrachl Hal. aufbauc. Als von Adolf Hiller alle bejahenden Kräfte der Na tion zusammengejchlossen worden seien, die nunmehr in den einzelnen Organisationen und Formationen zusnmmenslän- den. als nach Ser Einigung des deutschen Volkes der Kampf gegen dos Verbrechertum aufgenommen werden konnte, da habe endlich auch die Polizei den Schutz des Staates finden können, de» sie so unbedingt nötig hatte und der ihr bis her von ihren höchsten Kommandostellen versagt worden mar. Wenn gerade an dieser Stelle das Denkmal für die gefal lenen Polizeihauptlente stehe, so solle es an diesem einstmals rötesten Platz von Berlin klarmachen, daß es nicht möglich ist sich aus weltanschaulicher Basis mit dem Kommunismus auseinandcrzusetzen. sondern es gebe nur eines: die blanke Faust und d.ie Vernichtung des Gegners. Wenn die gefal lenen Polizeihauptlcule auch einem sinnlosen Mord zum Opfer gefallen leien, Io beweise dies doch, daß sie stets bereit l waren, sich einzusetzcn für eine Idee, für die Idee des dauern ¬ den. ewigen Deutschland. Hauptmann Anlauf und Hauptmann Lenck, so rief Oberpräsi! eM Kube den Toten nach, ihr seid unsere Kamera- ! den, Kameraden des nationalsozialistischen Deutschlands. Ihr habt die große Tradition alles ehrlichen Manncstums auf- rechlcrhaitcn. Für euch trifft das Wort des Führers am Grabe des Generalscldmarschatts zu: daß das neue Deutsch land mit der tapferen Tradition einer Geschichte von zwei i Iahrtautenden auf ewig verbunden bleibt. Nachdem das Lied vom Guten Kameraden verklungen war, fiel die Dcnkmalshülle. Scharfe Kommandos erklangen ! über den Platz, die Formationen präsentierten das Gewehr, i die Arnie reckten sich zum deutschen Gruß. — Eine Minute ! ehrenden Gedenkens und tiefen Schweigens. Dann über nahm Be^irksbürgermeister Lach das Denkmal in treue Ob hut der Stadtoerivaltung. Anschließend brachte Ncichsinncnminister Dr. Frick nach ehrenden Worten des Gedenkens für die im Kampf um Volk und Vaterland gefallenen Polizeibcamten ein drei- s faches Sieg-Heil aus Deutschland, den Führer und Neichs- kanzler aus, in das die Menge begeistert einstimmte. Das i Deutschland- und Horst-Wessel-Lied leiteten über zur feier- s liehen Niederlegung zahlreicher prachtvoller Kranzspenden. Mit einem Vorbeimarsch sämtlicher Formationen vor s dem Offizierskorps und den Ehrengästen fand die eindrucks volle Weihcstunde ihren Ausklang. Das von Hans Dammann und Heinrich Rochlitz geschaf fene Kunstwerk zeigt in monumentaler Gestaltung einen Po- , lizeihauptmann, halb liegend und sterbend, einen anderen Höch ausgerichtet, dem Tode ins Angesicht schauend, ein Sinn bild der Gefahren, denen die Pölizeioffiziere und Mann schaften in jener Zeit Tag und Nacht ausgesetzt waren. WoMt» und VrspsNsriSa der Ziapaner Bon Dr. Friedrich Otte, .Prof Ohne eine Politik der Tal ist die geistige politische Be einflussung aus die Dauer wertlos. De» Angelsachse» steht heule noch der gewaltigste Propagandaapparal zur Verfügung, den die Welt je gekannt hat. Himer ihm stehen als technische Hilfsmittel das Englische als Weltsprache, das auch über drxi Viertel aller im Ausland oder au ausläiidischeli Schulen in Asien herangebildclcm Asiaten sprechen — Japanisch nur ganz wenige —.und die liberalistisch-demokratische Weltanschauung der Angelsachsen aus der viktorianischen Zeil als Ausdruck eines noch vorhandenen, aber bereits abslerbenden wirt schaftliche» und politischen Uebcrgeivichls, gegen das schwer anzugehen ist. Aber japanische Zähigkeit scheint auch da ZU siegen. Japan begann 1895 mil einer Propaganda der Tat, dic Asicii anshvrchen lies;: es überrannte den Kolos; China. 1905 setzte es diese Politik im Kampfe gegen Rußland fort und seil 1931 im Kampfe gegen Rußland, China nnd die geistige Propaganda der Angelsachsen und des Völkerbundes. Diese japanische Kampfwcise scheint letzthin ans die Eng länder so überzeugend gewirkt zn haben, das; sie urplötzlich — zum Erstaunen mancher Ideologen und Idealisten — be reit zn sein scheinen, zum zweiten Male seit 1895 auf die japanische Linie einzuschwenkcn, nachdem die seitdem be stehende Interessengemeinschaft mit Japan von England ans, mit Rücksicht aus Amerika, 1922 gelegentlich der Washingtoner Konferenz gekündigt worden war. Anscheinend hat Amerika nach englischer Auffassung als Vertragspartner versagt; auch Englands Vertrauen zu der Sowjetunion oder gar dem Völkerbund dürfte erschüttert sein: cs scheint bereits für Mos- kan (!) ans Wladiwostok und das Priamurgcbict verzichten zu wolle». Was ist dic Gegenleistung? lieber diese Fragen dürfte man sich in London aber erst in den letzten Wochen schlüssig geworden sein, vermutlich in Verbindung mit Erwägungen betreffs der geplanten Flvtten- konferenz; d. h. England wird, weil cs nicht anders kann, die japanischen Forderungen anerkennen nnd Flvttengleichheit zu billigen, ohne ans amerikanische Wünsche noch länger Rück sicht zu nehmen. Zugleich mehren sich dic Anzeichen, das; auch die Nan kinger Negierung die Führung Japans in Asien anerkennt. Der teils natürliche, teils künstlich aufgepcitschte Unwille der etwa hunderttausend chinesischen Intellektuellen soll sich erst einmal verflüchtigen; Mandschutlkuo — also Kaiser-Reich (Ti-Kno) der Mandschuren — muß erst einmal als unzerstör barer Begriff im Bewußtsein der asiatischen Völker verankert sein, worauf dann wohl ein endgültiger Fricdcnspakt zwischen Nanking-China und Japan möglich sein wird, der den Waffenstillstand von Tankn vom 29. Mai 1933 zwischen beiden Negierungen in einen endgültigen Fricdcnspakt umwandcln soll; vorläufig ist nämlich, was leicht in Vergessenheit geraten konnte, der nicht erklärte Krieg zwischen Japan und China ab September 1931 znm Entsetzen der Juristen immer noch nicht formal beendet. Bisher hat also die japanische Propaganda der Tat, die sich nicht weniger als die englische in Asien ans Flotte, Flug zeug, Bomben und Maschinengewehr stützt, höchst erfolgreich den Boden für eine geistige Dnrchdrmgnng Asiens mit den Wcsensbcstandteileii der japanischen Weltanschauung vor bereitet. Diese Propaganda wird aber, selbst wenn der eng lisch-japanische Bund wieder auflcbt, diesmal kanm noch auf englische Belange Rücksicht nehme», außer vielleicht in Nebcn- sächlichkcite», wie etwa diplomatischen Höflichkeiten, denn Japan ist heute der stärkere Teilhaber im Bunde, umgekehrt wie 1895 bis 1911, der auch seiner Erstarkung in naher Zn- knnft gewisser ist. In diesem Sinne muß man auch die von Tokio ans- gehende Meldung über die Gründung einer „Liga für die Verteidigung Größasiens" verstehen. Das; dies eine Liga sein soll, die dem Genfer Völkerbund den Wind endaültia anS den essor a. D. Reichsuuiversität Peking. Segeln nehmen wird, ist offensichtlich. Auch ist der Gedanke keineswegs neu, den» die Japaner haben schon vor Jahren den Genfer Bund ans Europa verwiesen; auch hat Japan kurz nach dem Austritt ans dem Völkerbund, im April 1933, sogar gedroht, selbst aus dem Haager SchiedsgcrichiShvs auS- zuscbeide», wenn Holland daraus bcstimde, in einen Schieds- gcrichtsverlrag zwischen Holland und Japan den Haager Hof als EnischeidungSinstanz cinschen zn wollen. Ucberdies soll der ncne asiatische Bund, dem vorläufig nur Japan- Mand- schnlikno nnd Teile der Mongolei bcigctretcn sein sollen, als Keimzelle für eine Umbildung der Panasialischcn Kon gresse gcltcii, dic auch von Tokio ans gestützt werden. Letzt- hin sott der neue Bund wohl auch den bereits geschlagenen amerikanischen Wattstreclpropagandistcn den Rückzug aus Ostasicn zwangsweise erleichtern. Die Washingtoner Vertrö-- am „Schutze Chinas" (1922) und der niemals recht ernst enommcne Kcttogavakt (1929; will man in ihren Auswirkungen völlig unterhöhlen. Anch die Tätigkeit des sich gelegentlich international gebärdenden „Pazifischen Instituts" in Honolulu soll unterbunden wer den. Seit 1925 veranstaltet dieses amerikanische Institut alle zwei Jahre sehr laut angekündigtc Versammlungen; die letzte, Schanghai Oktober-November 1931, war an sich schon sehr schwach besucht und wurde von den japanischen Abgeordneten von innen herans sabotiert, wie eigentlich ab 1925 so ziemlich alle internationalen Konferenzen und Ver suche, die auf eilte Neutralisierung Chinas zugunsten der großen Finanzmächte hinausliefen. Die Japaner haben sich dabei als Meister propagandistischer Taktik und Feinarbeit erwiesen. Die seit Oktober 1929 in immer neue Phasen cintretcnde Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten, dem an er schlossenen Bodenschätzen nnd anfgestapeltem Gold reichsten Lande der Welt, einer Krise, die so viel schwerer ist als dic japanischen Krisen 1922, 1927 und 1930, hat vielen Asiaten die Ange» geöffnet. Irgend etwas in Amerika muß nicht in Ordnung sein. Staat oder Volk; irgend etwas in Japan mnß stark und ordentlich sein, denn Japan ist arm, Amerika ist reich: Japan ist klein, Rußland und Amerika sind groß. Bis zu diesem Punkte kann anch der einfachste Verstand denken, solange er noch gesund nnd natürlich deiikt. An solche einfachen und unleugbaren Tatsachen kann die japanische Propaganda heute anknüpfcn, was ab 1919 für ein Jahrzehnt noch nnmöglich war, geschweige denn vor 30 Jahren, als Japan sein Wcltexamen kanm erst be standen hatte. Die Kunst des französischen „Camouflage" oder des englischen „Cant", also die Kunst der Halbwahrheiten, der bewußten Bcgriffsverfchiebnngcn und -Verwechslungen und geistigen Benebelung brauchen übrigens weder Japaner noch Chinesen zn erlernen, sie ist beiden bereits seit Jahrtausenden emgcimpft worden. Sprachlich werden Japaner nnd Chinesen durch dic gemeinsame Schriftsprache, die chinesische Zeichen sprache des ostasiatischen Kultnrkrcises engstcns verbunden, und Japaner können infolgedessen viel tiefer in dic Pshche der Ostasiatcn eindringcn als etwa die Amerikaner. Dic tech nischen Hilfsmittel, vom Schnlbnch bis zum Rundfunk, von der buddhistischen Mission bis zur Politischen Telegraphen- agcntur stehen den Japanern schon seit längerer Zeit zur Ver fügung, wenn auch noch nicht in den Ansmaßen wie den Angelsachsen. Die Engländer aber verneigen sich, beugen sich und schwenken anscheinend wieder ein'; ein sicheres Zeichen, daß Japan das Heft im Fernen Osten in der Hand hat nnd daß Rußland wieder schweren Zeiten entgegen geht; denn der Engländer handelt zumeist nicht aus dem Herzen heraus, sondern leitet die Berechtigung zu Politischen Ncueinstcllmigen aus seiner merkantilistischen Geldbeutelsccle ab, wenigstens vorläufig »och.