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Die Frau und ihre Wett Nr. 21« Beilage zur GüMMMen Clvzeitung S. Septeiuver 19L^ ÄieäeL ^euo. ^inrlersnme Uttte Gutes Benekmen kier und dort „Küß' nickt überall die Hand!" E« ist noch »rcht seftgcstcllt, w.'r das „Vcnehmen" er funden hat. Jedenfalls jemand, de: sich über das schlechte Benehme» Anderer geärgert hatte. Nun ist „Benehmen" bekanntlich ein weiter Vcgrijs. Ein Bcgriss, den der selige Knigge nicht in die Paragraphen seines „Umgangs" ein- reihcn tonnte, weil er sonst den Umsang seines Lehrbuches hätte verzehnfachen müssen. Man unterscheidet ein gutes Vcnehmen und ein schlechtes Benehmen. Der Lache selbst kommt man wohl am nächsten, wenn man das Wort „Manieren" zur Unter stützung der Definition heranzieht. Gute Manieren und schlechte Manieren. Nun ist ja eines sehr amüsant — das Benehmen, das man ein gutes heißt, ist teinessnlls aus der ganzen Welt als solches akkreditiert. Wenn es auf den Feuerlands- inscln zum guten Ton gehört, die Nasen zur Begrüßung aneinander zu reiben, oder die Frau, der man schmeicheln will, über den verlängerten Nücke» zu streichen, so dürfte ein solches Benehmen im Foyer der Pariser Oper geteilter Auffassung begegnen. Andere Länder, andere Sitten, andere Menschen, anderes Benehmen. Ein Irrtum, wollte man annehmen, daß die guten Manieren des zivilisierten Mitteleuropäcrs überall als gutes Benehmen gewertet würden. Fn Deutschland gehört es zum guten Benehmen eines Herrn, daß er einer verheirateten Dame, der er vorgestellt wird, die Hand küßt. Es gehört sich jedoch nicht, einer unverheirateten jungen Dame die Hand zu küssen. In Frankreich würde ein junges Mädchen der Gesell schaft sich über eine derartige Zurücksetzung bitter beklagen und den betreffenden Herrn eines schlechten Benehmens beschuldigen. Kein Mensch wird — um beim Handkuß zu bleiben — in England einer Dame auf der Straße die Hand küssen. Bei uns nimmt niemand irgendwelchen An stoß daran. In Deutschland gehört cs zum guten Benehmen, daß man eine Dame stets rechts gehen läßt. In Amerika denkt kein Mensch daran, sondern der Herr geht stets an der Straßenseite, um die Dame möglichst vor unvorhergesehenen Gefahren der Straße schützen z» können. Bei uns sitzt die Dame stets rechts im Wagen — in Amerika sitzt sie da, wo sie cinsteigt — um den Betrieb nicht aufzuyalteu. Am Sportzwcisitzer, der rechts gesteuert wird, sitzt die Dame ja auch bei uns links, ohne daß sich jemand daran stößt. In Mitteleuropa läßt man die Dame stets zuerst in ein Lokal gehen. In den kultivierteren Ballanstaaten gilt es als höchst unschicklich, eine Dame zuerst gehen zu lassen und allen möglichen Situationen auszusctzen. Der Herr geht vor und ndicrt das Terrain. Es gilt sogar in den angelsächsischen Ländern als höchst verpönt, eine Dame zuerst die Treppe emporstcigen zu lassen und hinterher zu klimmen — bei uns läßt man auch hier ohne weiteres der Dame den Vortritt. Man sieht, die Sache mit dem „Benehmen" ist nicht so ganz einfach! Ein Herr, der sich in seiner Heimat mustergültig benimmt, kann für sein Benehmen in einem anderen Lande Ohrfeigen ernten. Führen wir die Liste weiter! Eine größere Gesellschaft geht in ein öffentliches Tanz lokal. Darunter ein Ehepaar. Kaum sitzt man, so stürzen sich die tanzwütigen jungen Herren auf die verheiratete Frau und fordern sie zum Tanze auf. In anderen Ländern gehört es zum guten Benehme», zu warten, bis der Gatte mit seiner Frau getanzt hat. (Es sei denn, derselbe er klärt, daß er nicht tanzen wolle.) Die jungen Herren der Gesellschaft sollten sich ein Beispiel an den Eintänzern der Nachtlokale nehmen, die stets den ersten Tanz des Be gleiters respektieren. Und da wir gerade beim Tanzen sind: in Deutschland tanzt man bei Hausbällcn zuerst mit seiner Tischdame, in Frankreich zuerst mit der Dame des Hauses, in England mit der Frau der höchstgestcllten Persönlichkeit (bei offi ziellen Bällen). Daß man sich in Begleitung von Damen erst setzt, wenn die Damen sitzen, gehört allerdings zum guten Vcnehmen aller Herren Länder mit Ausnahme der Türkei, wo man es zu lange anders gewöhnt war. 0«, kk Mirkk'ck ciamnt o/w/w lVeuez/ Kke5onKro/7o Oü/c, a'ie abe» keine Uüke Linck, «onckern eiAcmkk'ck Lappe», ckie "ber wieckerum wie Oüke verziert wercken. O« «o/l zM nun «k, 1k/ieratt»Mcken. Oie trauen wecken zickt nickt -»-fnuz/int/en, «onc/ern zick ckiezo Oebi/cke nn.ieüen, zie a»O «etzen, ein KMKen wirken unct ckrüaken — unck »ckon .-atzt <" ricktiK, zieüt connc/erkar au« unct er/üt/t somit seinen Zweck Oas ä'amtkeret w/rct mit einer einsamen Wecker Kesckmückt tie/ ins Oe.-uckt ZezeLen, nur ctem linken ckuZe KM m-n etwas me/ir „üeweHunLs/reikeit". Oie Decker kann auck "turck — l^vge/küp/e ersetzt mercken. LiAent/ick c/ackten "wir, mit ckiesen Oesckmaek/osi^keiten /ert/A zu sein, zkber von Zeit zu Zeit bietet man sie uns l/oeä wiecker an. keknen wir abt/t OaZeZen «piett c/ie Keictenkorckel eine Aro/?e Kotte o->rn non uns vn«rksnnt. Kleine vegetarische Genüsse Leichte Kost vor erholsamem Schlaf So mancher Mann kommt erst zur Abendmahlzeit zurück. Am Mittag ißt er in der Stadt, in einem Kasino oder in einem Restaurant. — Und was bekommt er dort? Meist schwer- verdauliche, sattmachcnde Fleischspeisen, wenig Salat und noch weniger Gemüse. Da muß die Hausfrau dann beim Abendbrot für einen Ausgleich sorgen und eine leichte Kost aus Gemüsen, Obst und Salaten reichen. Ich weiß, daß Männer oft im großen Bogen um all das herumgchcn, was da „vegetarisch" heißt. Meist aber entspringt das Verneinen dieser Kost traurigen Erfahrungen, die man bei schlecht und reizlos zubercitcten ; vegetarischen Speisen gemacht hat. Zur richtigen Zubereitung sollen folgende kleine Rezepte dienen: Pikante Fruchtspehc Drei in Scheiben geschnittene Tomaten, drei Bananen und eine kleine Gurke, drei Teelöffel Ocl, drei Teelöffel Tomaten mark, drei Teelöffel Zitronensaft und etwas gewiegte Kräuter werden vermischt und mit Salz und Zucker abgcschmcckt. Klöße aus Spinat und Reis Man kocht 2V0 Gramm Neis in 1 Liter Ecmüscbrühc weich, röstet zwei Lössel gewiegter Zwiebeln in Butter gelb, vermischt dieselben mit 70 Gramm rohem, gehocktem.Spinat, einer Prise Salz, etwas Muskat, Petersilie und vermengt die Masse mit dem Neis. Dann dreht man daraus kleine Klöße und bäckt sie hellgelb. Gebackene Porree Man streicht eine Form aus, bestreut sie mit geriebener Semmel und füllt sie mit halb gnrgcdämpstcn Porrecstangen auf, die man mit Butter begießt, später mit Parmesankäse be streut und hellgelb backen läßt. Kaltschale aus Kastanien Man mahle eine Tasse Kastanien, eine halbe Tasse Erdnüsse recht fein, gieße Frucht, Milch oder Gemüsesaft darüber, bis sie vollkommen bedeckt sind. Nach einer halben Stunde wird das Ganze mit Buttermilch oder Milch zu einer Suppe verdünnt. Eine Suppenschüssel reibe man darauf mit Knoblauch aus, gebe Weizenschrot oder Flocken hinein und fülle dann in die Schüssel di« Suppe, die man noch mit Paprika und Muskat würzen kann. Zwiebel-Salat Man koche Oporto-Zwiebeln im Dunst, schäle sie und fülle s sic in eine Schüssel und salze sic. Sie müssen in der Salzsoße f eine Stunde lang ziehe», bevor man sic hcrausnimmt. Die i Salzsoßc wird mit einem Elas Weißwein, etwas Wasser oder ! Brühe verkocht, mit Eigelb legiert und über den Zwiebeln an- ! gerichtet. Krauen schreiben an Krauen: Märchen in der Kinderstube ! Liebe Freundin, wie Sic mir schreiben, sind Sie im Zweifel über die Gc- ! schichten, die Sie Ihren Kindern erzählen sollen. Sie haben ganz recht, als Kindergärtnerin habe ich die nötige Praxis, um beurteilen zu können, wie Märchen und Geschichten auf das kindliche Gemüt wirken. Das Märchen ist ein gutes Erziehungsmittel, denn das Kind steht dem Märchen ähnlich gegenüber wie wir Erwachsenen dem Leben: es gibt ihm die Grundlage seiner Einstellung von Gut und Böse. Das sollten wir Erwachsenen nie vergessen, wenn - wir Kinder haben, sür deren geistiges Leben wir einstehen müssen. Das Kind steht dem Märchenbild anders gegenüber als wir; für das Kind wird das Märchen nicht Unterhaltung sein, sondern tiefes, inneres Erleben. Eins aber wird leicht übersehen: das Kind braucht Anregung, braucht vielleicht schon ein wenig Sensation, um der Erzählung gespannt zu folgen. Das Märchen des Kindes soll den Begriff der Moral im ! Kinde festigen. Das ideale Märchen findet man bei den Ge- s brlldern Grimm, deren Märchen vielfach die Dreiteilung: Schuld, Strafe, Befreiung verraten. Und diese Musterbeispiele sind es, j die die Kinder immer gern hören. Diese Märchen, die uns die Mutter schon erzählte, werden in hundert Jahren ebenso beliebt und nützlich sein, wie sie es vor fünfzig Jahren waren. Selbst verständlich richtet sich der Unterhaltungsstoff der Kinder nach ihrem Alter; cs ist klar, daß beispielsweise Andersen-Märchen erst für ältere Kinder verständlich werden. Aber da gibt cs noch eine gdnzs Reihe von Geschichten, die den Kindern immer wieder erzählt werden: von der bösen Stiefmutter von den unartigen Stiefgeschwistern usw. Die Er zählenden sollten einmal einen Augenblick nachdenken, daß irgend etwas von der Erzählung im Kinde haften bleibt. Der Zweck ist aber nicht der, daß das Kind gegen irgendwelche Lebens umstände voreingenommen wird. Das Kind soll gerade durch das Märchen gerecht denken lernen. Sind die Kinder erst größ^, so werden sich beim Jungen und Mädchen ganz andere Wünsche in bezug auf Lektüre ein- stcüen. Der Junge bevorzugt fast immer das Wilde, Roman tische, das durchaus nicht immer^chlecht zu sein braucht, während sich das Mädchen gern in verträumte Geschichten, Gedichte usw. verkriecht. Hier liegt es in der Hpnd der Mutter, das Stürmische zu mildern und das Weiche, Schwache zu stärken. Eine Mutter, die aber wirklich das Leben ihter Kinder miterlebt, wird meist missen, wo sie hemmend oder fördernd einzugreifen hat. Ich wünsche sehr, Ihnen geholfen zu haben und bin mit herzlichen Grüßen, auch an die Kinder Ihre Fridel G. Oer Hausarzt rät: Das weiblicke Herz Nicht von dem Gemüt soll hier die Rede sein, das in dichte rischer Form häufig als „Herz" bezeichnet wird. Es handelt sich lediglich um die medizinische Seite des Problems, das mit der Umstellung der Frau auf die veränderten wirtschaftlichen Verhältnisse zu einem brennenden geworden ist. Nein organisch genommen, ist das weibliche Herz kleiner als das männliche, und zwar in Anpassung an die geringeren Anforderungen, die der weibliche Organismus normalerweise an seinen Motor stellt. Der Knochenbau der Frau ist feiner, das Gesamtgewicht ge ringer; die Blutgefäße enger als beim Manne; das bedeutet, daß auch die Arbeitsleistung, die dem Herzen normalerweise zu- gemutct wird, eine geringere ist. Es bedeutet aber weiterhin, daß durch physiologische Bedingungen die Grenze der Leistungs- Möglichkeiten bei der Frau enger gezogen ist als beim Manne, und daß cs höchst unbedacht und schädlich ist, wenn in Beruf und Sport dem allzu wenig Rechnung getragen wird. Die Neigung, auf einen seelischen und geistigen Anreiz sogleich zu reagieren, nimmt das System der vasomotorischen Nerven stark in Anspruch, das seinerseits die Reize reflektorisch wiederum auf das Herz überträgt, das auf diese Weise jede Ge mütsbewegung ebenso ausbalancieren muß wie jede körperliche Anstrengung. So findet man beispielsweise das sogenannte „Kummerherz" fast ausschließlich bei Frauen. Es ist eine Er weiterung dos Herzens, die durch dauernde seelische Erschütte rungen hervorgerufen wird. Es gibt auch eine normal» Herzerweiterung: sie tritt auto-, matisch auf während der Schwangerschaft,, die ja eine ungeheure Belastung des weiblichen Organismus ist, der ohne diese Selbst hilfe unmöglich den veränderten Ansprüchen nachkommen könnte. Diese Herzerweiterung bildet sich aber nach der Ent bindung selbsttätig wieder zurück, ohne daß ein gesunder Körper viel davon zu spüre» bekommt. Das Herz ist ja überhaupt das Organ, das dank seiner enormen Anpassungsfähigkeit alle gesundheitsschädlichen Dummheiten, die der Mensch macht, ohne zu mucksen ausbalnnciert und wieder in Ordnung bringt. Wenn cs sich erst meldet, ist cs gewöhnlich schon zu spät. Ich möchte eine andere Form von Herzbeschwerden nicht un erwähnt lassen, die sich gerade bei Frauen häufig findet. Boi manchen Herzerscheinungen nämlich, lästigen Gefühlen in der Herzgegend, Unregelmäßigkeiten des Pulses, Herzangst, ist nicht das Herz erkrankt, sondern der eigentliche Herd ist im Magen- Darmkanal zu suchen. Herzbeschwerden bei Verdauungsstörungen setzen allerdings immer eine gewisse Empfindlichkeit des Herzens voraus, verursacht durch Mißbrauch von Ecnußmitteln (Kaffee, Tee, Alkohol) oder durch seelische Erschütterungen und geistige Ueberanstrengung. Normalerweise stellen sich nach den Mahl zeiten Müdigkeit und Arbeitsunlust ein; das Blut wird aus Kopf, Herz und Extremitäten nach den Verdauungsorganen zur Arbeit herangezogcn. Ist die Verdauung nun nicht in Ordnung, findet sich vermehrte Gasbildung, Stauungen u. ä., so wird das Zwerchfell nach oben geschoben, es verdrängt das Herz aus seiner normalen Lage. Sind diese Verdauungsstörungen chro nischer Art, so können es leicht auch die Herzbeschwerden werden.