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Sächsische Elbzeitung : 08.09.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193409088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19340908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19340908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-09
- Tag 1934-09-08
-
Monat
1934-09
-
Jahr
1934
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 08.09.1934
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(Fortsetzung von Seite 3.) der anderen Seite noch Gi»ricyt»»gc» aufrecht erhalten werden, welche — nach den schon mit dem deutschen Publikum gemachten Erfahrungen - die ausländischen Eäste, die derartige Gctrn»ke- steueru nicht kennen, verärgern müssen. Wenn auch die Ausgaben für die Getrünkesteuern im Rahmen der Ausgaben eines aus ländischen Reisenden nicht eine überragende Rolle spielen, darf doch nach den Erfahrungen der Praxis die psychologische Wirkung derartiger „Mcinigkciten" auf die Bereitwilligkeit des Auslän ders, das Reiseland Weiler z» empfehlen, keineswegs unterschätzt werden. , , . , Die Eemeindcgetränkcstcuer lchadigt schlief,lich nicht nur das Eastslättengewerbe, souderu alle von ihm abhängigen Wirt schaftszweige, weil die aus das »o»lo Eemeiudegetränkestener ,u rechnenden' Umsatzrückgüugc erheblich dazu beigclragcn haben, die Zahlungsfähigkeit zahlreicher Eastslättenbelricbc zn untergraben. Steucrtechnisch ist die Eemeindegetränkeslener — auch nach dem Eingeständnis vieler Gemeindeverwaltungen — überhaupt undurchführbar. Ihr Ertrag stünde, wenn die .itouirolle gerecht durchgeführt würde, iu keinem vernünftigen Verhältnis zum Aufwand. Eine Gegenüberstellung von Gefamt-Boranschlag und Gesamt-Ertrag der Getränkcstcucrn beweist, das, die Einführung der Getränkestencrn auch fiskalisch ein Fehlschlag war. Das veranschlagte Gesamlauskommen ans den Gemeindege- tränkcsteuern sollte betragen bei Zugrundelegung eines Satzes von 5 Prozent des .Kleinhandelspreises 75 Millionen RM. jährlich (vergl. „Der Städtetag", Mitteilungen des Deutschen Städte- tagcs, Berlin, Heft 1l, S. 547». Bei Zugrundelegung des dann tatsächlich ;ur Erhebung kommenden Satzes von W Prozent hätte also das Auskommen betragen müssen 150 Millionen RM. jährlich. Das tatsächliche Auskommen ans der Getränkcstcuer betrug aber trotz Anwcudung des Satzes von lt> Prozent im ersten Jahr nur 27 Millionen RM. Dieses Auskommen ist in den folgenden Jahren noch Weiler znrückgegangcn. In den letzten Rechnungs jahren betrug cs noch knapp 25 Millionen RM. jährlich. Diesem kassenmäspgcn Eingang von knapp 25 Millionen RM. stehen aber .kosten gegenüber, wie sie in solcher Höhe bei keiner anderen Stenerart austreteu. Als E r h e b n n g s k v st e n der Gcmeindcgctränkcstcucr wer den vielfach Ziffern genannt, die das tatsächliche Bild verwischen. Es wird meist verschwiegen, das, in Wirklichkeit die Erhebungs- koslcn der Gemeindegctränkestcuer ungeheuer hoch wären, das; man aber die »osten dadurch niedrig hält, das, man aus eiue voll ständige Erfassung des StcncrsollS systematisch verzichtet, weil die aufzuwendende Arbeit sich niemals lohnen und das Aufkommen zum große» Teil verzehren würde. Für die kleinen und klein sten Betriebe und für eine große Zahl mittlerer Betriebe be deutet eine genaue Erfassung eine llnmoglichkeit. Eine absolut exakte Ersassuug wäre — auch nach dem Gutachten namhafter Finanzpolitikcr — nur möglich, wenn hinter jedem Gast ein Stcncrcinhcbcr stehen und die Getränkcstcncr cinkassicrcn würde. Wesentlich höher noch als die Erhebungskostcn des Fiskus sind die Erhebuugskvsleu der Wirtschaft. Tie Gemeindeverwal tungen machen es sich insofern leicht, als sie den Gasnvirt zum Stcuerciuhebcr machen, der die Gemeindeaelränkcswuer für die Stadtverwaltungen einzntreiben und die Perwaliungskoslcn ans seiner Tasche zu zahlen hat. Man muß berücksichtigen, das, daS Aufkommen der Gcmcindegetränkesteucr von 25 Millionen RM. sich zusammensetzt aus kleinsten Pfcnnigbeträgen, welche tagtäg lich in Millionen von Fälle» erhoben werden müssen. Die schlimmste Seite der Gcmeindcgränkcstcucr aber ist wohl der Umstand, das, die Gemeindcgetränlcstener die Steuer- moral iu eiu e r Weise untergräbt, das; ein Staat, der Stcuermoral von seinen Bürgern verlangt, diese unmoralische Steuer auf keine» Fall beibehaltc» ka»». Da eine exakte Er- heb»»g nicht möglich ist, wird systematisch auf eiue volle Erfas sung 'verzichtet. Mit der Mangelhaftigkeit der .»ontwllemrich- tungen wäclxst der Anreiz zu Swuerhinterziehunaeu. Ter ehrliche Gewerbetreibende wird schwer benachteiligt. „Die Gemcindcgc- tränkcsteucr stellte sich" - »ach dem Gutachte» eineS namhafte» Fi»a»;politikcrs — „eine »»lösbare Aufgabe, mußte darum vcr- sageu und dieses Versage» mußte ;» uutragbareu Uugerechtig- kcüe» uud demoralisiereude» Wirkungen führen." Die sofortige "Aushebung der Gelränkesteuer läßt mit Sicher heit eiue Steigerung des Getränkekonsums iu deu Gaststätten und eine Steigerung des Getränkekonsnms überhaupt erwortrn. We»» die Vorbelastung des Getränkekonsnms c durcy die Ge- meindegetränkcstener nud dadurch der Stein des Anstoßes bei , vielen 'Gästen beseitigt wird, wird die Verschiebung des Ge- ! trimkekousums ans der Gaststätte in das Heim wenigstens ;u , einem Teil wieder rückgängig gemacht werden. Damit wird zu gleich verbunden sein eine Steigerung des GelränkekonsumS überhaupt, weil ersahrungsgemäs; in der Gaststätte die Neigung zum Gctränkekonsum größer ist als im Heim. Die Steigerung des Geträittekousnms in Gaststätten wird zu gleich zu einer Erhöhung der Umsätze auch der »brige» Lieser»»- geu des Gaststäiieugewerbes, iusbesoudere au Speiseu, führe». t Jede Umsotzstcigening des bis heute noch völlig darniederlie genden Gaslstättengewerbes wird dazu beitragen, dem GaslsNtt- s tengcwerbe die Einstellung weiterer Arbeitskräfte zu ermöglichen, j Wenn z. B. wieder Privalsestlichkeiien, die heute fast durchweg i in Privathäusern stattsinden, ivie früher in die Gaststätten vcr- ! legt tverden, so werden sich allein daraus erhebliche Arbeitsmög- ! lichkeiteu sür »rüste ergeben, welche im Hanse niemals beschäftigt werden. Eine Umsatzsteigcrnng in den Gaststätten würde zu einer Stärkung der außerordentlich geschwächten inneren Widerstands kraft der Gaststättenbetriebe führen. Jede Steigerung der inne ren Widerstandskraft der Gaststättenbetriebe aber würde die gro ßen Gefahren vcrmiildern, welche sich aus der derzeitigen Lage des Gaslstättengewerbes iür alle diejenigen Wirtschaltszweigc ergeben, die vom Gaststättengewcrbc abhängig sind. Die Unter grabung der finanzielle» Widerstandskraft der Gaststättenbetriebe bedeutet für die deutsche Volkswirtschaft eine ernste Gefahr, weil infolge der Stellung des Gaslstättengewerbes als Tchlüsselge- werbe außergewöhnlich viele Wirtschaftszweige als Lieferanten des Gastslätteugewcrbcs in Frage kommen und dadurch vou der Lage des Gastslätteugewcrbcs mit abhängig sind. Insbesondere darf die außerordentlich große Rückwirkung der Lage des Gast- stüttengcwerbcs auf die Lage der Landwirlfchaft nicht unberück sichtigt bleibe», Die Aufhebung der Gctränkestencr ist also in direkt auch ei» agrarpolitisches Erfordernis. Haushaltmäßige Bedenken können gegenüber den verheeren den Auswirkungen der Gemcindcgelränkestener nicht ins Gewicht fallen, umsomehr, als tatsächlich ein finanzieller Ausfall bei Auf hebung dcr Gcmcindegetränkestcner nicht entstehen wird, weil bei der dann eintretenden Erholung des Gaslstättengewerbes andere - Stcnerqnellcn bester fließe» werde». Derartige Bedenke» gegen j eine sofortige Aufhebung dcr Gcmciudcgctrcmkestcucr sind auch dcshalb nicht bcrcchtigt, weil noch in erheblichem Umsang Ge- tränkcsleucr-Rückstände vorhanden sind, mit deren Eingang im laufenden Rechnungsjahr wenigstens zum Teil gerechnet werden kann, wenn infolge der sofortige» Aushebung dcr Gcmcindcgc- ! lrünkcsteucrn laufcndc Getränkcstcucrn in dcn kommcndcn Mo- i natcn nicht mchr zu entrichtc» sind. Es liegt deshalb im allgemeinen Jntcrcstc, daß die Aushebung dcr Gcmcindcgetränkcstcucrn nicht bis in dcn Winter verzögert wird, sondern daß der Aussordcrnng des Herrn Staatssekretärs Reinhardt an die Gemeinden, die Gctränlcsteuer zu beseitigen, i im ganzen Reich sofort Folge geleistet wird. Der Saalenstand in Sachsen (lpr.) Anfang Angnst hielten die ausgiebigen Nieder schläge, die Ende Juli eingesetzt hatten, noch an und gaben dem Boden die dringend nötige Feuchtigkeit; leider war die Negenperiode nur von kurzer Dauer. Die anschliessende Trockenheit förderte wohl die Erntearbciten, die in diesem Jahre zwei bis drei Wochen früher liegen als in normalen Jahren, brachte aber im Wachstum aller Herbslfrüchie er neut Rückschläge. Erst die Negcnfällc der kehlen Tage haben allen Früchten etwas fortgcholfen. Im allgemeinen ift die Getreideernte beendet und die Grumternte iin vollen Gange, teils auch beendet. Infolge dcr frühen Ernte sind die Ar beiten zur Herbstbestellung gut fortgeschritten. Die Hack früchte haben sich durch den Regen der legten Zeit etwas erholt, der Anhang ist aber teilweise gering geblieben. Auch die H c r b st f u t t e r s a a t e n sind noch gut anf- gelaufcn, obwohl in verschiedenen Gegenden die Trok- kenheit schon zu lange angchaltcn hat. Raps ist zur Aus saat gelangt und geht gut aus An Schädlingen traten be sonders Lause und Raupen an den Rüben auf. und die fast verschwundenen Feldmäufe sind ganz überraschend stark wieder ausgetreten; auch Mehltau ist oft beobachtet morden. Für das Land Sachsen wurden vom Statistischen Lan desamt folgende Durchschnittsnotcn des Saatenstandes er rechnet ( dabei bezeichnet 1 einen sehr guten, einen 2 guten 3 einen mittleren. -1 einen geringen und 5 einen sehr ge ringen Stand): Kartoffeln 3.l) (2.4), Zuckerrüben 3,1 (2.3), Runkelrüben 3.1 (2,4), Klee 3,7 (2,6), Luzerne 3,3 (2.5), Bc-(Ent-)wässerungswiescn 3,0 (2,6), andere Wiesen 3.8 (2,8). Die cingeklammerten Zahlen beziehen sich auf An fang September 1l)33. Dresdner Börse voni 7. September. Infolge anhaltender Nachfrage setzten die Kurse ihre Auswärtsvcmegung fort. Dresdner Albumin-Aktien 5 Prozent, Albumin-Ecnußscheine RM, Dr. Kurz 4,75, Vereinigte Photo 3.5, Mimosa 1,5, Blumenfeld und Deutsche Ton je 3, Marienberger Mosaik 2, Stettiner Bergschloß 3, Expreß-Vorzüge weitere 3 Prozent fester. Niedriger lagen nur Gcbr. Unger und Schäfserhof um je 2 Pro zent. Dresdner Neubcsitz um 2,5 Prozent niedriger. Dresdner amtlicher Großmarkt siir Getreide und Futter mittel vom 7. September. Weizen sächs. frei Dresden 75/77 kg, Mühlenhandelspreis 198; Festpreis W 8 192; Festpreis W 9 194; Roggen sächs. frei Dresden 72/73 kg, Mühlenhandelsprew 160; Festpreis R 8 l52; Festpreis N 9 154; Festpreis N 11 156; Wintergerste vierzcilig neu 179—174; zweizeilig neu 190 -200; Sommergerste sächs. (zu Vrauzwccken) 191-295; sächs. sonstige 189—199; Futtcraerste ges. Erzeugerpreis G 59/90 kg 152; E 9 59/60 kg 157; Hafer gcs. Erzeugerpreis 48/49 kg H 7 147; H 11 152; Weizenmehl Type 790, Preisgcbict W 9 27,50; Type 790, Prcisgebict W 8 27,25; Type 790. Prcisgebict W 3 27,00; Rog- gcnmehl Type 997, Preisgcbict R 11 22,25; Type 997 N 9 22,25; Type 997, Prcisgebict N 8 22,00; Erdnuhkuchenmehl 55- proz. hell 17,50- 18,20; Erdnußmischfuttcr 50proz. hell 17,20 bis 18,00; Sojabohnenschrot 45proz. extrahiert 14,50-15,00; Malz- keime hell 13,20 13,60; Trockenschnitzel 14 30 -14,50; Zuckcr- schnitzcl 16,10-16,50; Kartosfclslocken Grundpreis 19,00 -19,20; Wcizcnnachmehl (zu Futtcrzwccken) 15,00 16,0; Weizensutter- mchl Grundpreis 13,60; Wcizcnvollklcie Grundpreis W 8 11,55; W 9 11,65; Wcizenklcie Grundpreis W 8 11,05; W 9 11,15; Noggenklcie Grundpreis R 8 9,50; N ll 9,65; N 11 9.75. vktzesce -kLcp7LLcuui L:ver!>.^^or^/'-lr 5. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Diese Figur,"' erklärt Bonim, „stammt vou einem Deutschen, der in Nürnberg gelebt hat. Sein Name ist nicht mchr feststellbar. Sic war im Besitz des sächsischen .Kurfürsten, den man Angnst den Starken nennt, der aber, wie man erzählt, vor dcr Fignr solches Grausen empfand, das; er sie an einen baltischen Grafen ver schenkte. Sic ist dann noch durch viele Hände gegangen. Ich habe sie von einem Engländer für zweiundzwanzig- tanscnd Dollar gekauft. Es ist eilte prachtvolle Arbeit! Betrachteu Sie einmal den geschnitzten Kopf, der ist ein Knnstwerk für sich. Ursprünglich war alles beweglich, die Augen, die Ohren sogar; auch soll die Figur gesprochen haben. Sie dentcte die Karten nnd gab Auskunft. Der Nabe ans ihrer Schulter hat gekrächzt." „Und was ist davon beweglich geblieben?" „Nicht viel! Bon dcr Hexe die Hände und von dem Naben die Flügel. DaS ist alles! Ich will das Werk einmal aufziehen." Er tritt hinter die Figur und kommt bald darauf wieder zurück. Alle drei warten, die Hexe rührt sich nicht. Aber man hört ein Snrren von Nädern. Da! Alte zucken zusammen. Die Augenlider dcr Hexe heben sich. „Das hat sie noch nie getan!" stößt dcr Bankier er regt hervor. Jetzt bewegen sich auch die Hände, der Nabe schlügt mit den Flügeln nnd krächzt. Der Mnnd der Fignr öffnet sich, während die Hände rnckhaft über die alten Kartcnblätter gleiten. Die Hexe spricht. Ein Sprechen ist es eigentlich kaum. Es ist mehr ein Krächzen, Stöhnen oder Knarren. Plötzlich dringt ein Wort klar und deutlich ans ihrem Mnndc: „Tod ... Tod . . ." Alle sind tief erschrocken. Ein hohnvvlles Kichern, dann ist cs zn Ende. Tom merkt, wie Arlane fröstelt. Der Bankier aber ist außer sich. „Sic arbeitet wieder! Morris must es geschafft haben, ganz heimlich! Ein köstlicher Bursche! Das freut mich aber!" Daun wendet er sich an Tom. „So, jnnger Freund! Jetzt will ich Ihnen noch den Oger zeigen, aber . . . Sie müssen völlig Herr Ihrer Nerven sein. Beim An blick dieser Fignr sind schon verschiedene Menschen ohn mächtig geworden." „Sorgen Sie sich nicht, Mister Boulot! Ich bin meiner Nerven sicher!" „Dann kommen Sie." Ariane bleibt zurück. „Nein, ich mag ihn nicht noch mals sehen! Ich habe genug vom ersten Male. Ich er warte euch ans dem Korridor." Der Bankier geht mit Tom Halifax ans einen Vcr- f schlag in dcr linken Ecke des Saales zn und zieht den Vorhang zurück. Da steht dcr Oger! Tom kann sich eines Gefühls des Grauens nicht er wehren. Die plumpe Gestalt ist überlebensgroß, dcr häßliche Mund weit geöffnet und zeigt furchtbare Zähne. Es j macht den Eindruck, als wolle sich dcr Riese jeden Augenblick auf dcn Beschauer stürzen. ; ! Statt der Haare windet sich ein Kranz von Schlangen ! um sein Haupt. Das Entsetzlichste ist aber, daß der Niese nnr ein Auge, ein großes Auge, mitten ans der Stirn besitzt. Die Hande sind mit scharfen Krallen bewehrt. Ein graues Gewand umhüllt die mächtige Gcsta't, die über den Schultern ein Fell trägt. „Mein Prachtstück!" sagt der Bankier stolz. „Der Oger! Dcr menschensresfende Niese! Wahrlich, grauenhafter ist die Gestalt nicht zn erschaffen!" stellt Toni kopfschüttelnd fest. „Arbeitet dieser Automat?" „Nein! Er spottet aller Bemühungen, ihn in Gang zu bringen. Und dabei soll er geradezu Wunderbares ge leistet haben. Er ist gelaufen wie ein Mensch nnd hat die Arme ausgestreckt, als wenn er jemand erdrosseln wollte. Die unglaublichsten Dinge werden von ihm be richtet. Wenn der Oger daS Ange öffnet, heißt es m der Chronik, nnd einen Menschen anblickt, dann stirbt dieser. Es ist natürlich nnr eine Sage, aber sie macht die Figur noch interessanter." j Tom betrachtet das geschlossene Ange. „Hat er das Ange schon einma-l geöffnet?" „Stoch nie! Dcr „Oger" ist das Lievlingsstttck meines j Mechanikers. Er hat sich mit ihm schon oft hernmaegnält, ' aber immer erfolglos. Und vor kurzem hat mir Morris, ; dcr sonst nichts für unmöglich hält, erklärt, daß es ganz i ausgeschlossen sei, den Mechanismus dieser Figur wieder einmal zn reparieren." „Vielleicht ist cs besser so!" Bonlot lächelt nnd nickt: „Möglich, Mister Halifax!" Er schlügt den Vorhang wieder znrück, dann verlassen sic den Saal. i „Mister Halifax hat gute Nerven, Ariane!" lacht j Boulot. „Er hat mit keiner Wimper gezuckt, als er vor den: „Oger" stand. Dn bist damals fast umgefallen." > „Es hat mich tüchtig gegruselt, Mister Boulot, muß ich eingestehen." i „Oh, es ist keine Schande, das einzugestehen. Ich freue mich, daß Sie meiner Sammlung Interesse ent- i gcgenbringcn. Man fühlt das, wenn nicht bloße Neu- ! gier vorhanden ist." „Ich heuchle kein Interesse, nm mich etwa bet einem so einflußreichen Manne, wie Sie, Mister Boulot, ins - gute Licht zu setzen. Das liegt mir nicht!" entgegnet Tom sehr offenherzig. i Bonlot reicht ihm lächelnd die Hand. „Das freut mich, Mister Halifax! Sie sind immer > willkommen in meinem Hause!" 1 * * * Beim fröhlichen Tanze verwischen sich wieder die Ein drücke ans dem Antvmatensaal. Ariane findet, daß ihr Partner ganz ausgezeichnet tanzt. Ueberhaupt ist er ein vollendeter Kavalier. ' „Sic haben viele Fähigkeiten, Mister Halifax," sagt Ariane. „Sic sind ein großer Sportömann, flotter Tänzer, glänzender Gesellschafter, sind beschlagen auf allen Gebieten . . . jetzt sagen Sie mir einmal, ivas Ihnen eigentlich nicht liegt?" Tom blickt sie lächelnd an. „Was mir nicht liegt? Ein Flirt mit Ihnen, Miß Boulot." Sie wird ein wenig rot. „Warnm nicht?" „Weil ich daS Gefühl habe, wir könnten recht gute Kameraden sein. Und ich würde cs bedauern, wenn ein dummer Flirt, der letzten Endes für beide Teile wert los ist, diese gute Kameradschaft stören wollte." Ariane nickt. „Sie haben recht, Mister Halifax! Wollen wir lieber gute Freunde sein! Ich werde Ihnen auch nicht mehr so kokette Augen machen." Tom lacht hell ans und küßt ihre Hand. „Bravo! Brechen Sie einmal mit dieser schlechten Ge wohnheit. Sie sind ja im Grunde genommen ein ganz natürlicher Mensch. Das ist am schätzenswertesten an Ihnen, glanben Sie mir!" „Eine Bitte hätte ich!" „Schon bewilligt!" „Halifax . . . das klingt nicht hübsch, so nach Fax . . . Fixfax . . . ich darf Sie doch Mister Tom nennen?" „Mit Vergnügen!" „Und Sie sagen Miß Ariane! Und wenn wir zusammen Tennis spielen als gute Sportkameraden, dann lassen wir den Mister und die Miß noch weg." „Sie schenken mir sehr viel Vertrauen, Miß Ariane!" „Das tne ich gern. Also kommen Sie, Mister Tom! Dcn Tango wollen wir uns nicht entgehen lassen!" * * Oberst Wilms, der sich auch unter den Gästen befindet, tanzt nicht. Er unterhält sich mit einem Börsenmakler und dem „kleinen" Millionär Smallcr, den man zwar nnr auf vier Millionen taxiert, der aber von Boulot ob seines klugen Urteils über Börsenangelegenheiten sehr geschätzt wird. Plötzlich tancht Bonlot ans und nimmt Oberst Wilms beiseite. „Haben Sie meine Frau nicht gesehen?" „Mistreß Boulot hat vor etwa einer Viertelstunde den Saal verlassen. Der Diener meldete Besuch." „So!" sagt Boulot gleichmütig und entferut sich wieder. Oberst Wilms muß an Fran Iciinr) Boulot denken. Eine seltsame Frau! Bildschön, aber wie eine Statue so bleich, nur die dunklen Augen voll lodernden Lebens. lieber das Einvernehmen zwischen den Eheleuten hatte sich der Oberst in den wenigen Tagen, die er im Hanse Boulot weilte, noch kein rechtes Bild machen können. Konventionelle Ehe vermutete er jedenfalls; denn besondere Gefühle der Liebe schienen zwischen Larry Boulot und seiner Frau Jenny nicht vorhanden zu fein. Boulot ging ganz in seinem Berufe als Grvßbankier aus. Man kam in der kleinen Runde auch ans ihn zu sprechen. /Fortsetzung folgt.»
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