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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050131028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905013102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905013102
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-31
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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Vellage Dienstag, 31. Januar 1905. Leipziger Tageblatt. Gelle 5. Nr. 56. Abeud-AuSgave. Leipziger Mgelegenbeiteu. Leipzig, 31.. Januar. * Bon der Universität. Das Universitätsgericht gibt beute bekannt, daß von den Studierenden, die im Wintersemester 1904/05 weder eine Privatvorlejun« noch ein Praktikum be legt hatten, auf Grund der Bestimmungen des § 22a, Absatz 2 der Immatrstulatwns- und DiSziplinar-Ordnung für die Studierenden der hiesigen Universität 53 Studierenden das akademische Bürgerrecht entzogen worden ist. * Zum Tode Max Staegemanus. Weithin drang die er schütternde Kunde von dem jo plötzlich erfolgten Heimgang des verdienstvollen Leiters unseres städtischen Theaters, Herrn Geheimrat Direktor Max Staeaemann. !sie er weckte die unbegrenzte Teilnahme aller der Kreise, die der Kunst nahe stehen, ihr huldigen, sie fördern und unierstüsen, ne ausüben, und sie wurde zugleich Anlaß, dem Gedächtnis dieses hochangesehenen, kenntnisreichen und erprobten Büh nenleiters m Brief und Telegramm, in Palme und Blume sinnig zu ehren. Was das stille Trauerhaus, Jakobslrctze Nr. 1, wo der Verschiedene noch vor wenigen Tagen als Rekon valeszent geweilt und eine Besserung «einer Krankheit er hofft, an solchen Zeichen der aufrichtigen Wertschätzung, an Zeichen der Hochachtung, Liebe und Freundschaft birgt, daS zählt jetzt schon nach vielen Hunderten, und stündlich, je mehr die erschütternde Trauerbotschaft in die Ferne dringt, mehren sich die Beweise aufrichtiger Teilnahme an den Berlust einer künstlerischen Persönlichkeit, welche die deutsche Bühne mit berechtigtem Stolze zu einem ihrer hervorragendsten Leiter zählte. Unaufhörlich gehen die Depeschenbolen in dem Trauerhause ein und aus; und die Telegramme schichten sich zu vielen Hunderten an. Ihr Inhalt beklagt aufs tiefste und schmerzlichste den Tod eines edlen liebenswürdigen Men schen, eines treuen Freundes, eines vortrefflichen Kollegen, eines wohlwollenden Vorgesetzten, eines echten Künstlers. Wie Fürst Ferdinand von Bulgarien auf telegraphischem Wege sein aufrichtiges Beileid auszudrücken wußte, jo gaben auch der Herzog von Altenburg, sowie der Erbprinz von Rcuß cn gleichem Sinne der schwerbekümmerten Familie des Geschie denen ihre Teilnahme zu erkennen. Tue Intendanten der deutschen Bühnen, Graf Hochberg, Hülsen, und andere sind mit größeren Telegrammen vertreten; ebenso zahlreiche Büb- nenautoren — Paul Lindau, Ludwig Fulda, Oskar Blumen thal, weiter sodann Komponisten und Kapellmeister, und endlich eine lange Reihe von Künstlern, die teils persönliche, teils kollegiale Beziehungen zu dem Heimgegangenen hatten. Max Grube, Sonnentyal, Possart, Friedrich Haase, sic alle drücken in trauerersüllten Worten aus, was sic be wegt. Viel Thränen fließen um den edlen Mann, dessen irdische Hülle am Donnerstag mittag von der Parentations- balle des Jobannisfriedhofs zur ewigen Ruhe be stattet werden soll. * Zeitunas-Ausftellung in Leipzig. Im April d. I. soll hier eine Internationale Zeitungs-Ausstel lung stattfmden. Sie wird politische Zeitungen, periodische Zeitschriften, Journale, Jach-, Witz-, Mode- und Gewcrk- schaftsblätter umfassen. Jede Zeitung oder Zeitschrstt wird nur in einem Exemplar ausgestellt, ohne Rücklicht aus Num- mer oder Datum. Sämtliche Zeitungen weroen nach ihren Parteirichtungen und Herkunftsland gruppiert. Fach- und Gewerkschastsblätter werden in Gruppen eingekeilt. Zur Ausstellung kommen ferner Abbildungen von Maschinen rnd Instrumenten, welche zur Herstellung der Festungen nötig sind. Die gedachte Ausstellung soll lpäter sämtlichen Groß städten überlassen werden. Nähere Auskunft erteilt Leopold Hesselbarth, Leipzig-Anger, Mölkauer Straße 40, II. * Jubliäum. Der Einnehmer beim Stadtsteueramte, Herr Emil Klemens Großer, begeht morgen das Jubiläum 25jähriger Tätigkeit als Beamter der Stavt Leip ig. * Mißbrauch der Straßenbriefkästen. Immer wieder kann man beobachten, daß in die Straße nbriefkä st en namentlich von Lehrlingen und Laufburschen größere Mengen von Drucksachen und Muster- fendungen gleichzeitig eingeworfen werden. Oft sind dann die Kästen bis oben mit solchen Sendungen an gefüllt und können nicht mehr zur Auflieferung von Briefen und Postkarten, wozu sie in erster Linie bestimmt sind, benutzt werden. Zuweilen werden selbst Drucksachen und Waren proben größeren Umfanges mit Gewalt durch die Briefein würfe in die Kästen hlnelngezwängt. Diese mißbräuchliche Be nutzung der Straßenbriefkästen hat für das Publikum die Gefahr im Gefolge, daß «ich Postkarten und kleinere Briefe in die Drucksachen verschieben und auf diese Weise in Verlust geraten. Ferner können, wenn die Briefkästen vollständig mit Sendungen gefüllt sind, leicht die obenauf liegenden Briese von unehrlichen Personen aus dem Kasten herausgenommen und entwendet werden. Zur Einlieferung von Drucklachen und Warenproben in größeren Mengen sollten daher die Straßen briefkästen auf keinen Fall benutzt, vielmehr sollten solche Massensendungen stets bei den Postanstalten am Schalter abgegeben werden. Bei dem Postamt 13 (Briefpostamts hier ist sogar eine besondere Annahmestelle für Drucksachen- sendungen lPoststraße 2 im Hofe rechts! eingerichtet. Es ist daher dringend zu wünschen, daß Inhaber größerer Ge- schäfte zur Beseitigung der Uebelstände ihre Lehrlinge und Laufbursche» anhalten, Drucksache und Mustersendungen größeren UmfangeS niemals in größeren Mengen durch die Straßenbriefkästen einzuliefern, sondern stets bei den Post anstalten abzugeben. * I« Hotel de Pruste sind in den jüngsten Tagen von künstlerischer Hand umfassende dekorative Wandlungen und Erneuerungen vollzogen worden, haben Malerei und Plastik in den Festraumcn des Hotels neue stimmungsvolle Reize zum Ausdruck gebracht. Dem gegenwärtigen Inhaber dieser allen historischen VerlehrSstätte der FremdenwAt, Hof traiteur Adolf Wagner, der nunmehr bereits ein Dezennium lang das Szepter über das Hotel de Pruste schwingt, ist jene künstlerische Metamorphose zu danken, die dem prächtigen Festsaal des Hauses und denen Nebenräumen, den Promr- nadenjaal mit inbegriffen, den vollen Eharakter des Vor nehmen und Gediegenen verleiht. Die dem Raum von Haus aus gegebene Intimität, die ihn so häufig zu einer gern er wählten Ställe der Musik und fröhlicher Geselligkeit gemacht, ist, wie der Eindruck des Ganzen jetzt lehrt, durch diese male rische Erneuerung noch wesentlich gesteigert worden. Und doch, welch" wohliucnde Wärme bei aller Pracht der gold schimmernden Dekoration, welche Feinheit in der Abstimmung der koloristischen Efsektel Es liegt etwas Feierliches, Fest liches in dem Raum. Seine weiten, zart blaugrün getönten Wandflächen werden von breiten, nach oben in korinthische Kapitale auslaufendcn Pilastern durchschnitten, deren reich vergoldeter Ornamentdekor prunkvoll aus der Innenarchi tektur sich abhebend im Verein mit dem Goldschmuck der das Orchester tragenden mattblauen Loppelsäulen den festlichen Glanz vermehrt. Fries, Wandbögen und Zwickel bis zur weißen Kassettendecke hinauf tragen reizende moderne male rische Motive. Selbst die mächtigen Flügeltüren in ihrer Bronzetönung tragen zu den dekorativen Effekten bei. Im Zusammenklang aller dieser künstlerischen Reize des Raumes, um deren Schöpfung sich Hofdekorationsmaler W. Westphal verdient gemacht, Mit einer reichen elektrischen Beleucytung gibt der Festsaal im Hotel de Prusse in der Tat ein Bild vor nehmsten künstlerischen Geschmackes. * Uuglücksfall oder Selbstmord. In seiner in der Sidonienstraße gelegenen Wohnung wurde gestern abend ein Student aus Paris mit einer Schußwunde in der linken Bru st seile aufgefunden und noch lebend in eine Privatklinik gebracht. Ob Selbstmordversuch oder Unglücks fall vorliegt, hat sich bis jetzt noch nicht feststellen lassen. * Gewarnt wird vor einem unbekannten Be trüger, der in verschiedenen Fällen in Geschäften in den Wesrvororten ausgetreten ist. Er läßt sich Genußmittel ver- adreichen, verlangt dann noch eine Kleinigkeit und benutzt diese Gelegenheit, um mit den zuerst erhaltenen Waren zu verlchwinden, ohne sie zu bezahlen. Der Schwindler ist etwa 30 Jahre alt, überuuttelgrotz, kräftig, hat volles gesund- farbiges Gesicht und trug braunes Jackett und braune Sport mütze. * Zusammenstoß. In der Querstraße kam es gestern nach- mittag zwischen einem Motorwagen und einem Rollgeschirr zu einem Zusammenstöße, bei dem beide Wagen be. schädigt wurden. * Feucrbericht. In einem Backhause in der Auen- st r a ß e brach gestern abend in dem über der Backstube befind lichen Mehlboden Feuer aus, durch welches das Dach stark beschädigt, auch eine beträchtliche Menge Niehl unbrauchbar gemacht wurde. Die Entstehungsursache des Feuers ist un- bekannt. — Ein Balkenbrand entstand gestern abend in einem Grundstück der Südstraße. Er wurde von der Feuer wehr bald gelöscht. spolizeibericht. * Ei» Droschkcugaul verendete in vergangener Nacht auf dem Roßplatze. Der Kadaver wurde von der Feuerwehr weg- gebracht. I» Haft genommen wurden ein 17 Jabre alter Schlof - s e r und em 20 Jahre alter Kutscher, die aus einer Woh nung in der Marienstraße in Lindenau 50 gestohlen hatten, und ein 26 Jahre alter Mühlenbursche, der in Hermsdorf einen schweren Diebstahl verübt, sowie ein Ä Jabre alter stellungsloser Hausdiener aus Langen salza, der von verschiedenen Personen durch Betrug Geld beträge erlangt hatte. Gestohlen wurden von einem Handwagen in der Kloster gasse 2 K artonsmit verschiedenen Spitzen: aus einer Äoh- nung in der Berliner Straße ein Sparbuch der hiesigen Sparkasse mit 340 .kl. Einlage, ausgestellt auf den Namen Martha Köppe; aus einem Garderoberaum am Augustusplatz eine goldene Tamen-Remontoiruhr, vermutlich Nr. 75 741, im Werte von 300 Schwindler. Bei einer Herrschaft am Roßplatz führte sich ein angeblicher Regierungsbauführer Albrechts unter der un wahren Angabe ein, daß er mit dem Sohne die Hochschule in Dresden besucht habe und erschwindelte einen Geldbetrag. Der Betrüger ist etwa 26 Jahre alt, ca. 1,70 Meter groß und hat schwarzes Haar. Vereine und Versammlungen. r- Der Vortragsabend des Vereins für Bolkswohl am letzten Sonntag war dem Andenken des Äolksdichters Gott fried August Bürger geweiht. Nachdem Irl. Gertrud Rothe mit der Rezitation der Bürgerschen Ballade „Leo nore" den Abend eingeleitet und Frl. Hedwig Wustmann das Lied „Liebeszauber" gesungen hatte, hielt Herr Dr. Rob. Riemann einen Vortrag über „Gottfried August BürgeralsVolksdichte r". In fernen Ausführungen erläuterte der Vortragende zunächst den Unterschied der Be griffe „Naturdichter" und „Aunstdlchter", und schilderte dann unter Hervorhebung der Bedingungen und Verhältnisse, welche auf Bürgers Richtung maßgebend einwirkten und sie be stimmten, den Lebenslauf und Werdegang des Dichters. Ein gehend behandelte der Vortragende die Eigenart der Bürgerschen Muse, sowie die eigenartige volks tümliche Schönheit seiner Gedichte. Fräulein Rothe trug dann noch die Dichtungen Bürgers „Der Kaiser und der Abt" und „Der wilde Jäger' vor und Fräulein Wustmann sang einige Lieder. Herr Justiziar Dr. Gensel sprach für alle Darbietungen, die den Abend so anregend und schön ge stalteten, seinen herzlichen Dank aus und machte dann noch auf das am 4. Februar — nächsten Sonnabend — im Zoologi schen Garten stattfindende Winterfest des Vereins aufmerksam. -2- Der K. S. Militärverein „Kaiserliche Marine" beging am Sonntag in den oberen Räumen des Kristall-Palastes bei sehr zahlreicher Beteiligung die Feier seines 22. Stif tungsfestes. Eine größere Anzahl Vertreter des hiesigen Offizierkorps, sowie Deputationen der Marinelruppen in Kiel und Wilhelmshaven wohnten der Festlichkeit bei. Nach einigen vom Musitkorps des 106. Regiments oorgetragenen Musik stücken begrüßte der Vorsitzende des Vereins, Herr Dr. Ä h l e- mann. oie Festteilnehmer, wies auf die Bedeutung und die Notwendigkeit einer starken deutschen Flotte hin und schloß seine Ansprache mit einem dreifachen „Hip,hip, Hurra' auf Kaiser Wilhelm II. und König Friedrich August. Herr Marinepfarrer a. D. Wangemann, Ehrenmitglied des Vereins, hielt die Festrede. Der Inhalt derselben behandelte ebenfalls die Notwendigkeit der Verstärkung unserer Flotte und schloß mit einem Hoch auf das fernere Gedeihen des Vereins. Im weiteren Verlause des Abends wurde noch ein dreiaktiges Marineschauspiel „Unsere blauen Jungen" von Alfred Fuchs aufgeführt. Die Regie führte Herr L-childe, der mit den Mitgliedern des Leipziger Lustfpielvereins und einer großen Anzahl Mitglieder des Marinevereins erfolg- reich ein Bild des Lebens und der Kämpfe in Deulsch-Südwest- afrika vorführte. Ein Ball in beiden Sälen bildete den Schluß des Festes. Zscbren. Dresden, 31. Januar. rv. Vom Königshofe. Der König wird im kommenden Sommer wieder in Wschwitz Ausenthalt nehmen und so dann im Herbst nach dem König!. Residenzschlosfe übersiedeln. Der König wird die in der ersten Etage des Georgenschlofses gelegenen Räume beziehen, wAche seinerzeit König Albert be wohnte. Für die Familie des Königs werden im anschließen den Schloßflügel Gemächer hergerichtet werden, zu welchem Zwecke größere Veränderungen und Baulichkeiten fowie Neu einrichtungen in dem Schloßteile nötig werden. Die Ge mächer in der zweiten Etage des Georgenschlofses bleiben im Besitze der Königin-Witwe. Das Palais am Taschen- berge wird für die Prinzessin Mathilde eingerichtet, welche bekanntlich eine eigene Hofhaltung gründet. Die Ge- mächer, welche König Georg bewohnte, bleiben unbenutzt stehen. Prinz Johann Georg bezieht das vollständig umgebaute Palais an der Zinzendorsstraße. Die schöne Iah- reszeit wird Prinzessin Mathilde ün Sommersitze Hosterwitz verbringen. Die Äönigin-Witwe wird Strehlen, Rehefeld und Sybillenort im Sommer bewohnen. — Der König be gab sich heute vormittag i/zIO Uhr zur Hochwildjagd auf Ullersdorfer Revier. * «. Aufsehen erregt der Selbstmord des Zivilingenieurs und Inhabers eines großen Geschäfts photographischer Artikel, Martin Hanner. Er vergiftete sich, angeblich wegen Zahlungsschwierigkeiten, mittelst Ctzarikali. t. Crimmitschau, 30. Januar. Durch Einbruch in ein« hiesige Bukskinfabrik haben Diebe mehrere Stück Stoffe im Werte von 200 in der Nacht zum Sonntag entwendet. — Mit Jahresbeginn findet hier jährlich 12 Mal katholi- scher Gottesdienst statt. Religionsunterricht wird wöchentlich an 2 Tagen abgehalten. Die hiesigen Katholiken unterstehen dem katholischen Pfarramt Werdau. — Eine Vermittelungsstelle für Lehrlinge haben hier 13 Innungen eingerichtet. — Der westlich-sächsische Grenzgau hielt gestern hier seine 114. Vorturnstunde ab. rt- Freiberg, 30. Januar. Das Bezirksvermögen des Bezirksverbandes Freiberg betrug am Ende des Geschäfts- iahres 1904: 476 295,53 Der Haushaltplan über Verwen dung der Zinsen des Bezirksvermögens wurde vom 35. Be zirkstag der Amtshauptmannschaft Freiberg in Einnahme und Ausgabe auf 14 647 ^l. festgesetzt. — Bei der gestern erfolgten Beisetzung des verstorbenen Oberbergrates Professor Uhl ich war das Finanzministerium durch Herrn Geh. Finanzrat Dr. Wahle, die Technische Hochschule zu Dresden durch Herrn Dr. Pattenhausen vertreten. * Zittau, 30. Januar. Ter am vergangenen Sonnabend in der hiesigen großen Bau- und Möbeltischlerei von Lippmann ausgebrochene Streik der Tischler geh Ülsen ist nach zweitägiger Dauer auf gütlichem Wege beendet worden. Die im Beisein eines Vertreters des Deut schen Holzarbeiterverbandes zwischen der Firma und den Ge- hulfen gepflogenen Einigungsverhandlungen führten zu dem Resultat, daß am Dienstag morgen die Arbeit wieder ausge nommen wird. * Zittau, 30. Januar. Nachdem der Stadtrat die Selb- ständigmachung der Schliebenstraßenschule beschlos sen hat, wurde zum Schuldirektor der neuen Schule Herr Oberlehrer Pretzsch gewählt, der schon seither an der Leitung der Schule als dirigierender Lehrer beteiligt war. — Ein partieller Streik ist am Sonnabend in der Dampstischlerei von Lippmann hier ausgebrochen. In einer am Freitag abgehaltenen Besprechung der dort beschäftigten Holzarbeiter wurde beschlossen, infolge Nichtbewilligung ge stellter Forderungen am Sonabend früh die Arbeit ruhen zu jassen. -a- Aus der sächsischen Schweiz, 30. Januar. Den Win terfreuden ist schnell wieder ein Ende bereitet worden. König Friedrich August gedachte am gefltzigen Sonn- tag mit seinen Söhnen vom Winterberg aus eine Sportschlittenfahrt zu unternehmen; infolge des Tauwetters mußte der Besuch dann aber abgesagt werden. * Plauen i. V-, 30. Januar. Eine gestern hier abgebaltene Kreisversammlung der sozialdemokratischen Partei des 23. Wahlkreises bat eine Resolution an genommen, in welcher Protest erhoben wird gegen die jüngsten Vorgänge in Rußland und die Sympathie mtt der Arbeiter- schäft Rußlands zum Ausdruck gebracht wird. — Empfindlich geschädigt wurde ein hiesiger Viehhändler durch seinen un getreuen Kassierer, der ihm nach und nach 1100 Zl. unterschlagen und das Geld für sich verwendet hat. * Kirchberg 30. Jansa". Seit mehreren Tagen ist der Fabrikbesitzer Ernst Döhler, Inhaber der Firma August Döhler hier, über dessen Vermögen vom hiesigen Königlichen Amtsgericht das Konkursverfahren eröffnet worden ist, von hier verschwundc . Döhler hat sich zuletzt in Berlin aufgehalten und hat dort von einer mit ihm in Ge schäftsverbindung stehenden Firma eine größere Summe ein kassiert. Ob er damit das Weite gesucht hat oder ob ihm ein Unglück zuaestoßen ist, ist noch nicht aufgeklärt. Ausge schlossen ist auch nicht, daß Döhler, der sehr nervös und lei dend war, irgend eine Heilstätte ausgesucht hat. 1. Aue, 30. Januar. Herr Kommerzienrat Lange in Auerhammer schenkte zum Bau einer neuen Orgel für die Kirche zu Zschorlau 2000 Zl, wodurch die Ausführung noch für dieses Jahr ermöglicht wird. ** Schwarzenberg, 30. Januar. Bei der hiesigen König!. Amtshauptmannschast sind für die freiwillige Kran- kenpflege bei den deutschen Truppen in Südwest- afrrka bis jetzt 317 ^l. eingegangen. Sacbrenr Umgebung. Altenburg, 30. Januar. Direktor Schleider von der hiesigen landwirtschaftlichen Schule, der gestern in Pfarrkeßlar rm Westkreise einen Vortrag hielt, hatte das Unglück, daß die Pferde seines Wagens durchgingen und er herauSgeschleudert wurde, wobei er einen Schadelbruch davontrug. Er wurde ins Krankenhaus nach Blankenhain übergeführt. nal. Gößnitz, 30. Januar. Auf einem Felde nahe der Stadt wurde gestern der unbekleidete Leichnam des Wirt schaftsbesitzers Junghans, 28 Jahre alt, verheiratet und Vater von fünf Kindern, aufgefunden. Der Genannte hatte sich am 25- d. M. in geistiger Umnachtung aus feiner Woh nung entfernt und fand seinen Tod durch Erfrieren. /X Aus Weimar wird uns geschrieben: In ein eigentüm liches Stadium ist der Neubau deS HoftheaterS ge treten. Nachdem der Landtag im Frühjahr des vorigen Jah res zum Bau eines Magazinbauses 100 000 Zl. bewilligt hatte, der Bau desselben aber im Laufe des Jahres zur Verwun derung der Weimaraner nicht in Angriff genommen wurde, und bis auf den heutigen Tag noch nichts dergleichen zu sehen ist, wird jetzt bekannt, daß das Projekt eines neuen Hofthea ters vollständig ausgearbeitet ist, aber nicht eher an den Landtag gelangen soll, bis die Stadt Weimar sich bereit er klärt hät, 300 000 zu einem Neubau aus eigenen Mitteln beisteuern zu wollen. Da der Landtag gegenwärtig wieder versammelt ist, müßten die städtischen Behörden sich in aller nächster Zeit schlülsig machen, ob sie dem Verlangen ent sprechen wollen oder nicht. -s- Staßfurt, 30. Januar. DaS dreijährige Töch terchen des Hutmachers Kaß hier nahm die auf dem Tische stehende Kanne mit heißem Kaffee und tat daraus einen tüchtigen Schluck. Das Amd verletzte sich innerlich der maßen, daß es am anderen Tage verstarb. Feuilleton. Wnstk. VII. philharmonische» Asnzert. Ein echter Tschaikowski eröffnete daS siebente philharmo nische Konzert unter Hans Windersteins Leitung. Die symphonische Dichtung „Rravcesca äa Rimini" ist ein leiden» schajtliches, aufwühlendes, bis zur äußersten Grenze der Kraft wirkungen gesteigertes Tonwerk. Der Eindruck, den eS auf den Hörer macht, laßt sich in einem Wort zusammen fassen: Donnerwetter! Man ist wie auf den Mund ge schlagen, wenn diese Tonmassen ausHerungen, wenn diese jähen und tiefwühlenden Passagen vorübergerast. Die ganze starke Kraft eines ungemein proouktiven und stets persönlichen Künstlers spricht aus dem gigantischen Werk, das hinsichtlich der dramatischen Steigerung Liszts Dante-Symphonie frag los überlegen ist. Dabei liegt die ganze Mittelpartie des Werkes wie ein freundliches Landschaftsidyll zwischen sthroffen Felsen gebettet. Eine Melodie echt Tschailowskischen Schlages erscheint durch instrumentale Mannigfaltigkeit immer wieder aufs neue reizvoll. Welche wunderbaren Effekte weiß da der Tondichter z. B. mit den Flöten zu erzielen! Wie originell und wohlklingend nehmen sich diese bewegten Begleitfiguren dieses Instrumentes aus! „kranctzsea äa Rimini" ist neben der L^wpvooiv patbstiquo vielleicht die persönlichste und auf jeden Fall die leidenschaftlichste Schöpfung Tschaikowskis. Daß sie bislang noch wenig bekannt geworden ist, muß man herzlich bedauern. Die zweite Orchesternovität war Heinrich ZoellnerS Ouvertüre „Unter dem Sternenbanner", ein Werk, in welchem mit ungemein viel technischem Geschick amerikanische Originalmelodien M prächtigen Wirkungen verarbeitet sind. Zoellner schreibt seinen Kontrapunkt nicht bloS sür die Äugln: wenn er zwei und drei Melodien „kom poniert", so hört mau sie tatsächlich. Dem geborenen Amerikaner muß das Herz höher schlagen, wenn er diese Musik, die zu dem in ihrem Hauptcharakter sehr energisch und tempera- menwoll gehalten ist, an sich vorüberrauschen hört, zumal die Steigerung gegen den Schluß hin ein . Musterbeispiel für die Verbiudung von Volkstümlich keit mit vornehmer Symphonik genannt zu werden ver dient. Unbegreiflich ist nur nur, wie Zoellner, dessen Formensinn und technisches Geschick keiner anerkennenden Bestätigung bedürfe, in der Mitte einen Punkt machen und so die formale Abrundung seines Werkes gefährde» konnte. Der amerikanische Zapfenstreich ist allerdings durchaus am Platze, er ist zudem (durch die drei in ver schiedener Entfernung postierten Trompeten) sür den Konzert- faal sehr geschickt ausgenutzt, aber die Ueberleitung zu dem Hauptsatz (Xllsgro furioso) hat fast etwas von den ge fürchteten Brncknerschen Generalpausen an sich. DaS Werk, vom Komponisten selbst dirigiert, fand reichen Beifall. Als Solist war Herr Dr. Otto Neitzel gewonnen, «in technisch vorzüglich geschulter Pianist, über besten künstlerische Fähigkeiten nach dem «estrigen Programm indessen zu urteilen nicht möglich ist. Neitzel spielte die ganz auf den Effekt angelegten Variationen LiSztS über „Dios irav" und die in der Erfindung äußerst dürftige „Polnische Phantasie" von PaderewSki. Seine weichen Harpeggien, seine auch in bewegtestem Tempo tadellos saubere Oklavenspannung, überhaupt die Akkuratesse seines Spiels verdienen viel Lob. Warum spielt nur Herr Neitzel aber nicht ein d'AlbertscheS Konzert oder daS so wenig gespielte 1902 erschienene Klavierkonzert MoSzkowSkiS? Warum zwei ganz äußerliche und herzlich unpersönliche Werke? DaS Winderstem-Orchester, das Tschaikowski und Zöllner glänzend interpretierte, versah iu der Begleitung Neitzel« leider manches DaS Wcldenbruchsche „Hexenlied", das Max Schillings, von Kleinigkeiten abgesehen, kongenial vertont hat, deklamierte Herr E. Stockhausen vom Tbalia-Theater in Hamburg mit großem Erfolg. Der Künstler sprach gut und mit Wärme. Leider aber gab sein Organ nicht alles daS her, waö zur Interpretation dieses Gedichts wünschens wert gewesen wäre. Daß die melodramatische Form möglich ist, davon sollte da» „Hexenliev" doch jedermann überzeugen. Ich meine sogar: diese Form ist sür diesen Borwurf die einzig deutbare. Gerade Märchen- und Sagenstoffe vertragen diese Art der Be handlung durchaus, wie ja auch die RoSmer-Humperdinckschen „Königslinder" bewiesen haben. Ein schönes menschliches Organ lennt noch eine andere Art von Gesang als den, der sich iu Noten kondensiert. Für Schwelgen in Tönen ist auch da noch möglich, wo von Singen im landläufigen Sinne keine Rede sein kann. Herr Stockhausen lieferte un» dafür nicht grade den Beweis, aber er ließ e» ahnen. Raul LedorUok. * v. Aammermttsik-Absn- -»» VZhmlschen Streichquartett». Bor einem Jahre wurde Felix Weingartners Sextett sür Pianosorte und Streichinstrumente (op. 33) im Gewandhause zur Ausführung gebracht und erschien gestern wieder auf dem Programm der Böhmen. Die Ausführung durch die Herren A. Reise na uer,' Hofs mann, Professor Sitt (an Stelle des an den Proben verhindert gewesenen Herrn Suk), Nedbal, Professor Wihan und Wolschke I war eine ganz ausgezeichnete und hätte gewiß auch den Autor mehr denn je befriedigt. Und trotzdem hat die Komposition auf mich einen weit geringeren Eindruck hinterlassen als damals. Der erste Satz enthält viel Anziehendes und Schönes. Bon Liebreiz erfüllt finde ich besonders den Seitensatz, wo Weingartner den Blumenmädchen im „Parsifal" eine kleine Verbeugung zu machen scheint und sehr stimmungsvoll das Finale, die ckaura tunebrs im Schatten des Hades und am stillen Master Les Vergessens. Es ist mir nicht recht erklärlich, weshalb sich gegen diesen Satz gerade Opposition erhob und scharfes Zilchen hörbar wurde. Ich möchte viel eher gegen die beiden inneren Sätze Einspruch erhoben wissen. Da» Allegretto finde ich recht gedankenarm. Es gleicht mit seinem, an sich freilich momentan fesselnden, in breitem Ge sänge zwischen Violine und Viola dahingehenden melodischen Seltenthema viel mehr einem hübschen Salon stück als einem Kammermusiksatze. DaS Adagio hält seiner inneren Zerfahrenheit äußerst geschickt den mit der Inschrift „iu carattors ä'uua improvissLivue" versehenen Schild zur Abwehr vor. Nun Wohl, beim Improvisieren gerät man leicht auf das und jenes, vom Hundertsten inS Tausendste. Nur sorge man hübsch dafür, daß die Sache immer interessant bleibe. Dieses Adagio befriedigt wohl den Sinn, nicht aber Begriff und Vorstellung de» Hörer». Auch nach rein technischer Seite fallt da» Ganze ziemlich auseinander; eS wirb zu wenig zusammen musiziert, daS Pianoforte dominiert bei nahe und die übrigen Instrumente gelangen erst allmählich und dann meistens immer wieder nur vereinzelt zu Worte. Was man an Weingartners kompositorischem Schaffen durchaus hervorbebea muß, ist seine unbefangene Art, seine Kunst, sich selbst, nicht mehr »och weniger, zu geben und sein unverkennbares Streben, alle Gedanken in scharf markierten Grenzen de» absoluten SchönheitS- gefühlt» in Erscheinung treten zu lasten. Dem liebenswürdigen Meister Eklektizismus zum Vorwurf zu machen, ist kein Kunststück, viel ichwerer hingegen, in unseren Tagen wirklich neuschaffenden Tondichtern zu begegnen. Man müßte schon wie weiland Diogenes mit der Laterne darnach suchen gehen. —Außer dem in Rebe stehenden Klaviersextett kamen noch die Streich quartette von R. Schumann A moU, op. 41) und Beethoven (Rclur, op. 59) zu Gehör. Letztere» zu genießen, mußte ich mir leider versagen. DaS erstgenannte wurde in aus gezeichnet tonschöner und von tiefer Erfassung de» ton dichterischen Inhalte- zeugenden Weise wiedergegeben. Der Philosoph Ad. Trendelenburg bezeichnet es einmal in seinem Niobe-Schriftchen al» höhere Kunstaufgabe, im Men schen und in den Kreisen des menschlichen Leben» da» Schöne zu gestalten und die Befriedigung, die im Anschauen des Schonen liegt, au» dem Spiel mit der scheinenden Oberfläche der Dinge iu einen geistigen Grund zurückzuführen. Dies geistige, alle» Reale iu den Hintergrund drängende Moment, ist es, wa» UN» die Kammermusikabende der Herreu aus dem Böhmerlande so anziehend und genußreich gestaltet. Und deshalb heißen wir die trefflichen Künstler jedeSmal aufs Neue herzlichst willkommen und ein Dank sür das eben Er haltene schließt auch stets die Hoffnung auf neue künstlerische »spenden in sich. Rngsn Koguitr. M vs« Teresa Larre«». Die Muse von Teresa CarreSo ist eine herbe Schönheit, scharf blitzenden Augs, erhabenen Gangs und von plastischer Haltung, etwa den Römerinnen gleich, wenn sie bei sinken der Sonne auf dem Monte Pincio lustwandeln. Und dabei doch voller Leidenschaft, ganz Weib, fähig, alle Phasen des Gefühlsleben zu durchlaufen, eia Vulkan, besten Eruption unberechenbar, eine Tilanide, deren Ausdruckskraft unerschöpllich ist. Gar manche werden von Teresa Carrenos Spiel nicht angezogen, ich selbst gebe mich besten eigentümlichem Zauber immer wieder gern hin. Am liebsten sebe ich diese Frau in Liszts Gesellschaft weilen. Kommt der Geist dieses Meisters über sie, so ist ihr DarstellungStalent am lebhaftesten berührt, mag sie nun seine m den Petrarca- Sonetten niedergelegten Empfindungen vermitteln ober ihn in die Steppe seiner ungarischen Heimat begleiten, oder endlich auch in seinen unübertrefflichen Studien die längst begrabene Herrlichkeit lanesahrenben Virtuosen tums vor un» neu beleben. Und auch bei Cbopiu sah' ich sie gerne zu Gaste, wenn sie des Tondichters Werke, insbesondere seine Balladen und Polonaisen in ihrem ganzen seelischen Affekt unS recht nachdrücklich und kongenial mitempfindend vorsührte. Teresa Carreüo» Spiel hat viele Züge, die der musikalischen Romantik eng verwandt, ja viel leicht daraus herorgegangeu sind. Darum hat sie auch die Möglichkeit für sich, Robert Schumann gerade in seinen leiden schaftlichsten und phantastischsten Momenten vieles abzulauschen und ihm besonder» nach Seite des Sturms und Draug» hin voll gerecht zu werden. Ihrem eigenen energischen Wesen entspricht Beethoven auch am meisten iu seinen leiden schaft-voll erregten Hauptsätzen, z. B. im Allegro der Waldstein - Sonate. Dem Manne muß Feuer aus dem Auge schlagen, sagte einst Beethoven. Auch der Frau — das beweist Teresa CarreSo. lind sie verstand mit ihrer faszinierenden Vortragsweise auch da» Feuer der Begeisterung in dem Gemüte ihrer Zuhörer au- zufachen. Die ausgezeichnete Künstlerin wurde auch dieses mal aus« höchste gefeiert und darf bei ihrer Wiederkehr herzlichen Willkommens sicher sein, auch wenn sie — doch wieder alte längst bekannte Sachen spielt. Logo» Sognitr. !
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