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Sächsische Elbzeitung : 18.11.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193211186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19321118
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19321118
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-11
- Tag 1932-11-18
-
Monat
1932-11
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 18.11.1932
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Volkswirtschaft. Dresdner Börse vom 17. November. Am Donnerstag ver« reyrtc die Börse im Einklang mit Berlin in schwächerer Haltung. Die in letzter Zeit begehrten Braucreiaktien lagen zum Teil stärker gedrückt! Reichclbräu verloren 1, Radeberger Exportbicr 2,5, Nizzi 2, Fclsenkeller 1 Prozent. Aus den übrigen Märkten Smubert L Salzer und Rcichsbank je 2,5, Mimosa, Ver. Zünder uno Zeig je 1,5 Prozent niedriger. Nur Geraer Strickgarn plus 2,5 und Gasversorgung Ostsachjcn plus 3.5 Prozent. Anleihen abgeschwächt unter Führung von Rcichsaltbcsitzanleihc (minus 1,7), Dresdner Stadtanlcihe 1928 und Leipziger Stadtanlcihe lminus 1.5 Prozent). Pfandbriefe zum Teil schwächer. Berliner Produktenbörse. An der Berliner Produktenbörse vom Donnerstag Hal sich das Angebot an Brotgetreide zwar nur leicht verstärkt, jedoch hat sich die Nachfrage sehr verringert Das Geschäft ttek l>' engsten Grenzen. Am Promptmnrkl wurde Weizen um 2 NM, und Rog gen nm 1 NM herabgesetzt. Am Markt der Zeitgeschäfte lagen die Erösfmingsnotlcrnngen bereits schwächer. Am Börsenschluh betru gen die Preisrückgänge beim Weizen 1^ bis 2 NM und beim Roggen etwa 1 NM. Mchlmarkt still. Hafer ruhig bei einem Prcisvcrlust von etwa 2 NM. Notierungen vom 17. November 1932. Für 1000 Kg.: Roggcmnchi Weizenktcie 20,20—22,50 9,35— 9,70 Weizen, märt. 197—199 Roggen, märk. 156—158 Noggcnkleie 8,60— 8,95 Braugerste 170-180 Viktoriaerbsen 21,00—26,00 Fuilcrgcrfte Hafer, märk. 161—168 Kl. Speiseerbsen Futtercrbfen 20,00—23,00 zz,00—16,00 neue Ernte 129—131 Leinkuchen 10,10—10,20 Für 100 Weizenmehl Kg.: 21,10—27,25 Trockenschnltzel Soyaschrot 8,90 Erdnvßkuchen >0,80 ab Hamburg 10,30 Erdnußkuchenmehl 11,10 ab Stettin Berliner Effektenbörse. 11,00 Die Berliner Effektenbörse war nm Donnerstag sehr wider standsfähig. Das herauskommende Material sand ziemlich glatte Aufnahme. Im Berlauf der Börse trat eine allgemeine Erholung ein. Diese Erholungswelle nahm ihren Ausgang vom Markt der I. G. Farben-Aklicn, die einen Stand von 91X erreichten. Von Montnnwcrten waren nur Erdöl vorübergehend l Prozent abge- jchwüchl, konnten sich jedoch später wieder erholen. Am Braunkah lenmarkt waren Braunkohlen bis 2)^ Prozent niedriger. Am Elcklromarkl setzten Siemens Prozent schwächer ein. stiegen aber in der zweiten Barsenstundc aus 119!-«. Elektr. Licht und Kraft er höhten sich um 1^ Prozent. Schissahrtswerte leicht schwankend Rcichsbankantcilc waren ebensnlls nur wenig verändert. Am Geldmarkt war Tagcsgeld unverändert -1,37 bczw. -1,25 Prozent und darüber. Die Privaldiskontnotiz zeigte keine Veränderung. Am Devisenmarkt lag das englische Psund wieder schwächer. Es wurde gegen Kabel New ?)ork mit 3,2987 gehandelt. Die Marktparität stellt sich aus etwa 13,88. Bemerkenswert ist, das; serncr auch die Schweiz gegenüber dem Dollar schwächer war (5.1992, Devisenkurse. Dollar -1,209 (Geld) -1,217 (Vries), cngl. Psund 13,88 13,92, holl. Gulden 109,18 109,52, Belga (Belgien) 58,37 58,19, ital. Lira 21,50 21,00, dän. Krone 72,23 72,37, norm. Krone 70,53 70,07, sranz. Franken 16,195 16,535, tschech. Krane 12,165 12,185, schweiz. Franken 80,97 81,13, span. Peseta 31,39 31,15, schweb Krone 73,53 73 67, öslcrr. Schilling 51,95 52,05, nichtamtlich Polen: -17.,2 -17,35. Meiler rückläufige Honkursziffer Im Monat Oktober sind in Sachsen 111 (im Vormonat 137) Anträge auf Konkurseröffnung gestellt morden. 18 An trägen ist stattacgcben worden, wahrend 66 (im Vormonat 86) mangels Masse abgclehnt wurden. Von den neuen Kon kursen betrafen 19 nicht eingetragene Enverbsunternehmun- gen und Einzelfirmen, 7 Gesellschaften, 6 natürliche Personen. 18 Nachlässe und 5 andere Gemeinschuldner. 13 entfielen auf die Industrie, 29 auf den Warenhandel, 18 auf sonstige Ge werbe und einer auf die Landwirtschaft. Die voraussichtliche Höhe ist bei diesen insgesamt 61 Konkursen in 5 Fallen auf weniger als 1000 RM, in 26 Fällen auf 1000 bis 10 000 NM. in 26 Fällen auf 10—100 000 NM und in 1 Fälle» auf 100 000 bis 1 Million RM geschäht worden, — Neben den Konkursen sind noch 27 (im Vormonat 37) gerichtliche Ver gleichsverfahren zur Abwendung des Konkurses eröffnet wor den. Davon betrafen 13 nicht eingetragene Enverbsunterneh- mungen und Einzelfirmcn, 9 Gesellschaften, 1 natürliche Personen und 1 Nachlaß. 5 entfielen auf die Industrie, 16 aus den Warcnhandel. * Die Geschäftslage im Bezirk Dresden Dresden. Die Lage der Maschinen- und Metallindustrie im Bezirk der Dresdner Industrie- und Handelskammer war im Monat Oktober 1932 nicht einheitlich. Einer gewissen saisonmäßigen Belebung in einigen Betrieben stand ein Ruck- gang der Beschäftigung in anderen Betrieben gegenüber. In der Sägewerksindustrie und in der Mühlcnindustrie hat sich die Lage gegenüber dem Bormonat nicht gebessert. In der Lrauindustrie lag der Minderbierausstoß im Berichtsmonat gegenüber dem Absatz im Oktober 1929 zwischen 17 und 66 Prozent. In der Industrie künstlicher Blumen ließ der Ge schäftsgang in Modeblumen und in Dekorationsblumen sehr zu wünsche» übrig; mir die Hersteller von Kranzblumen waren gut beschäftigt. Die sächsische Damenhutindustrie hat seit Schluß der vorigen Saison im Mai bis auf wenige Be triebe stillgelege». Die Filzhuthcrstellung, die früher den größte» Teil der Betriebe während des Sommers beschäf tigte, ist van Dresden so gut wie abgcwandert »ach Orten, an denen der Filzhut vom Rohstoff aus gearbeitet wird. Im Berichtsmonat haben die meisten Strohhutbetricbe angefan- gen zu arbeiten; zunächst handelte es sich aber nur uni Be stellungen auf Mustcrhüte. — Die Auswirkungen der Verord- nung über die Erhaltung und Vermehrung der Arbeitsgele genheiten lassen sich noch nicht übersehen. s Das tägliche Nundfunkprogramm. Sonnabend, 19. November Leipzig-Dresden 6,15 Funlgymnastik; 6,ü5 Frühkonzert aus Königsberg; 12,0z Orchcstcrkonzert; 13,15 Zur Unterhaltung; 11,00 Funkbcratung; 11,30 Kiuderstundc: Spielen und Basteln; 15,15 Funkfrhach; 16,00 Musikberatuug des Mitteldeutschen Rundfunks; 16,30 Das deutsche Sinfonieorchester Berlin; 18,0» Praktische Nechtskundc: Der Prozeß ist verloren: 18,30 Deutsch: Was ist eigentlich falsch daran? 18,50 Gcgcnwnrtslcxikon; 19.00 Max Wenzel liest eigene Geschichten; 19,30 Dichtung uno Oper; 20,00 Verdi-Puccini- Abcnd des Leipziger Sinfonieorchesters; 22,05 Nachrichtendienst; anschließend Unterhaltungskonzert des Emde-Orchesters Leipzig. Glcichblcibcndc TagcSsolgc: 7.15 Schallplattenkonzert mit Wcrbcuachrichtcn, 9.30 Wirt» schaslsnachrichtcn, anschließend Wetterdienst, Vcrkchrsfunk und Tagesprogramm sowie: Was die Zeitung bringt; 11.00 Werbe« nachrichten außerhalb des Programms; 13.00 Presse- und Bör senbericht, Wetterdienst, Wasscrstandsmcldnngcn und Zeitan gabe, 15.30 Wirlscl-aftsnachrichtcn; 17.30 Wettervoraussage; ! 17.50 Wirlschaftsnachrichtcn. Königs Wusterhausen. 10.10: Schulfunk. Wir besuchen den Königsberger Dom. — 11.00: Stunde der Unterhaltung. — 15.00: Kinocrbastelstunde. — 15.30: Wetter- und Börsenberichte. — 15.15: Hemmniste im Be rufsleben der Frau. — 16.00: Eharakter und Schicksal. — 16.30: Konzert. — 17.30: Schach dem Tode. — 17.50: Totensonntag I91S in Deuisch-Südwesiasnka. — 18.05: Musikleben in Großstadt und Provinz. — 18.30: Deutsch für Deutsche. — 18.55: Wetterbericht. — Anschließend: Kurzbericht de» Drahtlosen Dienstes. — 19.00: Fran zösischer Sprachunterricht. — 19.10: Heiliges Leben — Heiliger Tod. — 20.00: Aus Hamburg: Abendkonzcrt. — 22.00: Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. — Anschließend bi» Alte geistliche Musik. Glcichblcibcndc Tagcsfolgc: 5.15: Wetterbericht. — 6.00: Fiinkgpmnastik. — 6.15: Wie derholung des Wetterberichts. — Anschließend: Frühkonzert. — 10.00: Neueste Nachrichten. — 12.00: Wetterbericht. — An schließend: Schallplattenkonzert und Wiederholung des Wcttcr- bericksis. — 13.35: Neueste Nachrichten. — 1-1.00: Kviuert (außer Sonntag). Das schnellste Flugzeug abgestiirzt Kapstadt, 18. November. Das Flugzeug des amerika nischen Filnimagnaten Arthur Loew „Spirit of Fun", angeb lich der schncllsle Eindecker der Welt, stürzte bei Vikloria-F"lls ab. Der Pilot wurde getötet, Arthur Loew und sein Rechts anwalt schwer verletzt. Loew hatte den Flug vou Australien nach Südafrika in kürzester Zeit zurückgelegt. Er wollte nach Beendigung dec Geschäfte einen Rekordflug von Kapstadt nach England nntrrtc Loew ist BizcprnsidcM dcs Loews Incorporated, die den Mclro Godwin Konzern kvnirollicrl. Oomrlgdt 1SS1 b? Kari Köhler L Lo., «erlln-Zehienven s n!rc>ltl>rei )doman V(.N (Z>. Fortsetzung) (Nachdruck verboten) «Schluß.) Wie in einem aufgewühlten Bienenstock ging cs in der Billa Berner zu. Großes Scheuerfest gab es, große Küchcnvorbcrei« tungen und viel Herzklopfen bei Sidonie. Am Abend war das Auto zur Bahn gefahren, um den Herrn des Hanfes abzuholen. Auf Veranlassung Sidonies blieb Bruno vorläufig unsichtbar. Helmer war müde und abgehetzt, sah sehr schlecht aus nnd schnauzte nervös herum, seine schlechte Laune wie üblich an den Angestellten auslassend. Das erste, was er zum Diener sagte, war: „Sofort am Büro anrufen, ob Privatpost für mich da ist." Der Diener meldete ihm, daß gestern ein Privatbrief für den Herrn aus dem Büro gekommen sei — ein kleiner Trick von Sidonie —, der im Arbeitszimmer des Herrn läge. Sofort stürmte Helmer in fein Zimmer, suchlc und sand den j Brief, riß ihn auf und las: „Morgen, D. H." Weiter nichts! s Aber diese eine Zelle machte ihn doch sofort glücklich, er lachte > leise vor sich hin, steckte den Brief in seine Brusttasche und sagte dann zum Diener: „Ist die gnädige Frau zu Hause?" „Gnädige Frau lassen den Herrn bitten, doch das Abend essen oben cinzunehmen." „Gut, sagen Sie meiner Frau, ich will mich nur badcu und umkleiden, in einer halben Stunde bin ich oben." Helmer hielt es für das beste, gleich am Abend seiner Frau zu begegnen und die notwcildigen Begrüßnngsworte mit ihr zu wechseln. Es hals ja nun einmal nichts, er war verheiratet. Und ehe er nicht weiter wußte, was geschah, sollte es so bleiben, wie bisher. Wußte er aber, daß Danskc für ihn zu erreichen war, dann würde er sich sofort scheiden lassen. Nun, man würde sehen. Er kleidete sich mil der ihm eigenen Sorgfalt um und ging dann hinaus nach den Zimmern seiner Frau, an die er schon mit leisem Schändern dachte, denn er fand sie immer maßlos häßlich eingerichtet. Lina, die Perle, öffnete ihm die Tür, nnd er blieb sofort ver blüfft stehen, denn er trat in ein reizend eingerichtetes Boudoir in Hengrün und Beige. Eine große, verschleierte Lampe be leuchtete den entzückend gerichteten Tisch, der zwei Gedecke batte, ein wunderbares Parfüm lag über allem, das ihn an irgend etwas erinnerte, aber da er so erstaunt war, konnte er sich nicht besinnen. Das Zimmer war leer, nnd er betrachtete cs sich mlt wirk lichem Vergnügen, denn es war ungewöhnlich hübsch. Aber es paßte bestimmt nicht zu Sidonie, er mußte sogar lächeln, wenn er sich ihre starre Gestalt und ihre Uneleganz in diesem Naum ! vorstellte. Jedenfalls war es sehr nett von ihr, ihn mil diesem j neuen Zimmer zu überraschen, und er würde ihr auch einige an erkennende Worte sagen. Gerade wie er sich ein apartes Bild anschaute, hörte er aus dem Nebenzimmer die Stimme seiner Frau: „Einen Augenblick, Helmer, ich will nur noch eine frische Bluse überziehen." Er runzelte die Stirn, denn er haßte ihre Blusen aber ei sagte doch gegen die angelehnte Tür hin: „Bitte, laß dich nicht stören, ich habe Zeit." „Wie gefällt dir das Zimmer?" t „Reizend, meine Liebe." „Und wie war die Reise?" „Danke, danke, etwas anstrengend." „Oh, das tut mir leid." Helmer lauschte ihren Worten, denn die Stimme schien ihm vertraut. Richtig. Frau Danske sprach so ähnlich, nur daß sie eben Englisch sprach. Oh, warum wartete ieüt nickt diese kümnlisckc Frau auf ibn, warum saß er nicht in diesem reizenden Zünmcrckcn der Fran gegenüber, die ihn seit Wochen gefesselt Halle? Nun mußte er gleich seiner Frau gcgeuübersitzcn und eine ihrer scheußlichen Blusen anschen. Er Halle sich ans dem Diwan niedergelassen und drehte ber Tür den Rücken zn. Plötzlich Hörle er ein Rauschen, spürte einen Dust und sah sich um. Aber im selben Moment sank er wieder bin, denn vor ihm sland Danskc. die wunderschöne Danske in ihrem herrlichen, weißen Slilllcid, und lächelte ihn vcrsühre- risch an. „Guten Abend, Herr Berner. Nun, habe ich Wort gehalten, daß wir uns Wiedersehen werden?" „Danske? Was — was ist denn das, wie kommen Sie — Aber bin ich denn verrückt? Das ist doch die Stimme meiner Frau! Du — du? Bist du Eidouic oder irrt mich eiu Traum?" Er war aufgesprungen, hatte sic bei den Händen ergrisfcn und sah ihr brennend in die Augen. Sic nickte nur leicht und sagte: „Danskc — Sidonie, alles, was dn willst, aber nie wieder Frau Sidonie Berner, die man abseits stehen läßt." „Du — du, wie soll ich denn das alles fassen?" Er umarmte sie und preßte sie an sich, ihren Mund mit all den Küssen be- > deckend, die er schon lange für diese Frau ausgcspart halte. „Du, I ich liebe — ich liebe meine Frau, habe mich in meine eigene Frau , verliebt." „Hast deine Frau mit deiner Frau betrogen! O du!" Sidonie rüttelte ihn mit glücklichem Lachen an den Haaren und entwand ' sich ihm dann mit reizender Geste. Ein seines, mokantes Lächeln s lrat jetzt in ihr Gesicht. „Den Ebistrumpf trägt Kläre Köster, : denn—" Aber schon hatte er ihr die Lippen wieder mit einem Kuß geschlossen. „Still du, ganz still, nicht von all den dummen Sachen reden. Wo hab' ich denn nur iu all der Zell meine Augen gehabt, dn warst doch nicht meine Frau? Du bist doch ein anderes Wesen? Wie ist denn dies alles nur möglich gewesen?" „Das werde ich dir alles erklären. Aber nun laß uns ganz gesittet zu Tisch gehen, du mußt doch von der Reise hungrig sein." Sidonie setzle sich an den Tisch und drückte auf die Klingel. „Hnngrig? Nach Essen? Nach dir bin ich hungrig, nach dir! Sidonie — Danske, ich hab' dich sa so lieb!" „Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?" Sie lachte vergnügt und knabberte an einer Salzmandel. „Wie sollte ich, wie konnte ich, du warst doch nicht du. Dich liebe ich, nicht meine Fran von damals." Wieder wollte er sie umfassen, aber sie deutete auf den Diener, der mit der Platte der Noraerickte eintrat. „Schönen guten Abend auch, gnäd'ger Herr!" Wie von einer Nadel gestochen fuhr Helmer herum und sah Bruno in das dumm grinsende Gesicht. „Sie hier? Was wollen Sie hier?" „Ich bin jetzt mal bei der gnäd'gen Frau in Schtellung, wenn Se nischt dagechen hätten." Sidonie winkte ihm, das Zimmer zu verlassen, sie sah schon die Wolken auf Helmers Stirn. „Wie kommt der Diener dieses unausstehlichen Menschen hierher?" „Teddy Hal ihn mir mit auf die Reife gegeben, als er mich nach Haufe schickte." „Was, das verstehe ich nicht! Dieser Mensch schickte dich nach Hause?" „Ja,' wett er wollte, daß du mich erst hier zu Hause ent- decken solltest." „Wie kam denn der Mensch dazu? Wußte er denn, daß du meine Frau warst?" „Natürlich, Teddy hatte doch die ganze Sache cmsgeheckt." „Teddy? Wer zum Teufel ist überhaupl dieser verdammte Teddy? Ich kann den Kerl nicht ausstehen. Er ist immer der artig vertraulich mit dir gewesen. Was soll das alles?" Sidonie lachte laut und herzlich auf. „Oh, was hat Teddy recht gehabt." „Womit?" I „Daß er vorausgesagt hat, daß du noch nachträglich sehr ! ki'fersüchti'g werden würdest," „Ja, zum Donnerwetter, Hal der Kerl denn an seiner Braut nicht genug? Muß er sich noch um verheiratete Frauen kümmern?" „Tu. wer in einem dünnen Glashaus gesessen hat, der soll nicht —" „Ich weiß, ich bin auch lein Heiliger, aber jetzt plagen mich alle Teufel der Eifersucht. Ich gönue keinem Manne, daß er nur einen Finger an dir krümm! " „Oh, Teddy hat mir meine ganzen Finger gekrümmt." „Sag' mal, willst du mich wahnsinnig machen?" Er Iah Sidonie, die mil wundervollem Appell! Hummermayonnalsc ver speiste. wütend an. „So leicht wird man nicht wahnsinnig, nnd ich kann doch nur die Wahrheit berichten. Beim Turnen und Fechten hat Teddy mich ordentlich rangenommen." Helmer raufte sich wirklich die Haare. „Meine Frau fechte!, meine Frau lurnl. Sidonie Berner, man steile sich das vor! Wie ist denn nur das alles möglich und was hat dieser ekelhaste Bengel dabei zu lun?" „Also jetzt iß mal fein ruhig von den köstlichen Dingen. Sie sind herrlich, und Teddy ist nicht da, der mir das Essen verbiete!." „Schon wieder dieser Teddy. Was hat der noch alles zu sagen?" „Teddy macht alles! Aber ich will dich nicht länger quälen. Teddy und ich, wir sind zusammen ausgewachsen, eine ganz harm lose Kindersreundschaft. Und ihm verdanke ich es, daß wir zwei jetzt hier jo nett gemütlich zusammensitzen." „Ich — ich habe diesem Teddy etwas zu verdanken?" „Sehr viel. Erstens deine neue Geliebte, zweitens deine neue Frau, drittens die Verabschiedung deiner alten Geliebten, viertens diese netten Zimmer hier, und jünstens eine große Reihe sehr netter Rechnungen." „Sidonie, wenn du nicht willst, daß ich einen Tobsuchtsan fall bekomme, dann berichte mir endlich, was in der Zeit meiner Abwesenheit hier vorgcgangen ist." Und nun erzählte ihm Sidonie alles, was Teddy für sie ge tan, wie er sie verwandelt hatte, wie er über sie und ihn gewaä)t hatte, bis das Gefühl der Liebe bei Helmer fest genug saß und das Wagnis der Lüftung ihres Geheimnisses kein Wagnis mehr war. Osl unterbrach Helmer sie, wollte dies und jenes wissen, und als sie geendet halte, faßte er sich an die Stirn und sagte: „Himmel, was war ich für ein Trottel! Habe meine eigene Frau nicht erkannt. Ich alter Routinier habe mich von einem jungen Menschen und meiner Frau Hütters Licht führen lassen." „Helmer, wenn du deine Frau gelaunt hättest, wäre dies ganze Wagnis nicht möglich gewesen. Aber ich war dir doch eigentlich immer fremd, du hattest zuviel andere —" „Willst du still sei», ich weiß, ich bin ein Scheusal gewesen." Er küßte sie wieder und wieder. „Ausreden lasten, ich meine, du hattest doch immer zuviel andere Dinge im Kopfe mit deinem Geschäft und so." „Sidonie — Danske — Liebste, wie ist es nur möglich, daß ich nicht gespürt habe, was in dir ist?" „Weil die äußere Hülle dir nicht interessant genug war. Der innere Wert einer Frau kommt doch bei euch Männern erst in zweiter und dritter Linie. Stimm! das?" „Ja, ja, und noch einmal ja. So sind wir Männer nu» einmal. Aber ich schwöre dir, nie wieder werde ich dich mit einer anderen Frau —" Jetzt hielt ihm Sidonie den Mund zu und sagte mit ihre» herzlichen Lächeln: „Nichts versprechen, was du nicht halten kannst. Wenn d« wieder einmal „Großaus" nehmen willst, brauchst du mir nicht irgendwelche Sitzungen und Geschäftsreisen vorzutäuschen, ich habe Verständnis für dich und deinesgleichen." „Und diese Frau hat neben mir gelebt, und ich habe sie nicht gekannt!" Er küßte ihre Hände und mnrmelte: „Ich ver diene ja eine so schöne und kluge und gütige Frau gar nicht." „Muß es in der Liebe immer nach dem Verdienst gehen?" * Am selben Abend noch ging ein Telegramm an Teddy ab: „Alles programmäßig verlausen. Erwarten Euch so bald wie möglich. Sidonie und Helmer." E n d c.
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