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Sächsische Elbzeitung : 05.11.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193211056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19321105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19321105
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-11
- Tag 1932-11-05
-
Monat
1932-11
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 05.11.1932
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Das himmlische November-Keuerwerk LOO 000 Sternschnuppen in einer Stunde — Oer schnelle Schwarm der bläulich-grünen Leoniden Zusammenstoß der Erde mit versunkenen Welten — Kommt der 13. Komet? Don Kcirl Dusse-Hellmig In der sternenklaren Nacht des 16. November 1833 zählte -er große dcntschc Naturforscher Alexander von Humboldt mrt seinem Assistenten stündlich 200 000 bis 220 000 Stern- .schnuppen. Er selbst und seine Zeitgenossen schildern dieses himmlische Ereignis mit Tönen der tiefsten Erschütterung. Ta die Sterngeschvssc sämtlich aus einem bestimmten Himmelsabschnitt quollen, steigerte sich »och der Eindruck dieser Erscheinung nnd brachte zaghafte Gemüter sofort wieder in Wellnntergaugsstimmnng. Und die bestand hier ansnahms- weise einmal zu Recht, wenn auch nicht für unsere geliebte Erde. Die Sterncnknndigcn wiesen die Sternschnuppen längst als Reste untergcgangener Welten nach. Glücklicherweise siiü> die Himmclsbotcn nicht so groß, das; sic unserer Erde gefähr lich werden könnten. Sic lcnchtcn nicht mit eigenem Licht, sondern entzünden sich durch Reibung mit dem Luftpanzcr der Erde. Wenn sic ansflammen, um üus für wenige Sekunden ein großartiges und noch von jedem Menschen bewundertes Schauspiel zu biete», sind sie wenigstens 100 bis 150 Kilometer von uns entfernt. Und wenn sic verlösche», buchstäblich auf- gebrannt sind, daun haben sic sich, obwohl sic mit dcr Ge schwindigkeit von 15 bis 75 Kilometern in unser Lnftrcich einfallen, uns immer nur erst auf 90 bis 70 Kilometer genähert. Vielleicht werden in diesem Jahre die Leoniden, Löwen- Sternschnuppen, so genannt, weil sie ans dem Sternbild des Löwen hcrniederregncn, wieder in so gewaltigen Schwärmen sichtbar wie vor rnnd 99 Jahren. Dann brancht niemand voller Besorgnis ins Bett zu flüchten und die Decke über die Ohren zu ziehen oder den Strumpf mit dem Spargeld an sein Herz zu drucken, weil nun die letzte Stunde dcr Erde geschlagen habe oder irgend ein ähnliches »»fassliches Unglück cintrclcn könnte. Sondern jeder darf nnd sollte das himmlische November-Feuerwerk genießend betrachten; denn nur wenige von nns werden es ein zweites Mal erleben. Nur alle 33)4 Jahre gibt es einen Masscnanstnrm der Leoniden. Diese bekommen wir zwar im November jedes Jahres zu sehen, wenn wir bei unserer Reise nm die Sonne den Schnitlpnnkt dcr Erd- mit dcr Leonidenbahn erreichen. Denn diese kleinen Himmclskörpcrchcn oder cigcnUich bescheidensten Splitter von solchen, vcrstrcnc» sich über ihren ganzen Weltcnraum. Ein Löwen-Stcrnschnuppcnjahr dancrt 3314 Erdenjahre. Deshalb stoßen wir mit ihrem Hauptschwarm nur iu diesem langen Abstande zusammen. Viele von ihnen stürzen sich uns ent gegen, viele werden von unserer Schwerkraft an uns gerissen, und viele davon fassen wir beim Ucberholcn, weil wir etwas schneller durch den Wcltenraum geschleudert werden. Das gt aber noch nicht alles, Ivas wir von oen Leoniden wissen. Im Jahre 1866 entdeckte dcr Engländer Temple einen angeblich unbekannten Kometen, der dann zu seinen Ehren seinen Namen erhielt. Die StcrncnwissenschasUcr fanden sehr bald heraus, daß der Unbekannte doch schon einmal die Augen eines ihrer Kollegen erreicht hatte. Die Nachrichten darüber erinnern etwas an „Eider, der Ewigjungc", der alle fünf hundert Jahre „desselbigcn Weges gcfahccn" kommt. Denn das erste Mal sah ihn ein Astronom im Jahre 1366, und dcr Engländer, der ihn das zweite Mal erblickte, lebte volle fünf hundert Jahre später. Der Templeschc Komet steht in irgend welchen Beziehungen zum Schwarm dcr Leoniden. Diese Er kenntnis verdanken wir dem italienischen Slerncnknndigcn Schiaparelli. Den meisten von uns ist er viel bekannter als Schildcrcr dcr sogenannten Marskanäle. Sein Name wurde aber doch in Verbindung mit dem Temple und den Leoniden zum ersten Mal durch die ganze Welt getragen, als Schia parelli unwiderlegbar nachwies, daß die Leoniden dcr Straße des Kometen folgen. Mit Spannung erwartete die wissenschaftliche und die übrige Welt die Leonidcnschwännc des Jahres 1866. Sic boten, wiederum um Mitte November, erneut ein Prachtbild, wenn sic vergleichsweise 1833 anch viel zahlreicher auftauchten. Alle Hoffnungen auf ein neues überwältigendes Himmels- erlcbnis richteten sich auf 1899. Aber im November dieses Jahres wurde beinahe die ganze VorsielUmg abgesagt. Es gab in jenen Novembernächten so wenig Sternschnuppen wie »och niemals. Die Öffentlichkeit war durch wochenlang geführte Schilderungen der bevorstehenden großen Dinge am November- bimmcl derart in Svannuna versetzt worden, daß die Ent- läuschnng sehr groß war und die Achtung vor den Astronomen, die so vielerlei versprachen nnd so herzlich wenig hielten, auf den Nullpunkt zu sinke» drohte. Sic erklärten dann einige Wochen später, nachdem sic sich tüchtig in ihre Ncchcntabcllcu gekniet hatten, daß der Jupiter ihnen ins Handwerk gepfuscht und den Ncngicrigcn die Freude am Schauspiel verdorben hätte. Er hatte die Leoniden aus ihrer ursprünglichen Bahn etwas hinansgedrängt, so daß sie in jenem Jahre au dcr Erdc vorbeislitztcu. Das soll mm aber in dicscm Jahre umgekehrt sein. Jetzt wird angenommen, daß dcr Jupiter die verbogene Lconidcn- bahn wieder ausgcbcnlt hat nnd daß sie nun wieder zur Stelle sein werden. Optimistische Astronomen behaupten sogar, daß wir Zeugen eines ähnlich gewaltige» Stcrnschnnppensalls, wie ihn unsere Vorfahren vor 99 Jahren sahen, werden könnten. Die Nacht vom 16. aus den 17. November bringt vcrmntlich den Höhepunkt. Diese Annahme kann aber auch täuschen; viel leicht trcsfcn wir den Kern des Lconidcnschwarms schon ein paar Nächte eher. Alle Fernrohre dcr Erde suche» jetzt schon cisrig nach dem Temple. Bekommt man ihn zn sehen, dann rechnet man mit einem herrlichen Stcrnschnnppenfall. Und da die Sage geht, daß sich alle Wünsche erfüllen, die man inner lich beim Fall einer Sternschnuppe ausjpricht, würde sich uns eine buchstäblich glänzende Gelegenheit biete», alle unsere Sorgen losznwcrden. Einen Haken hat die Sache allerdings. Unglücklicherweise ist gerade dcr Temple auch als „13. Komet" in den Sterncnbüchern eingetragen. Das gibt zu denken; das gibt sehr zu dcukcu, wird da maucher sage». Der Winter und seine Gaste. Von Ernst Lchwaldt-Spcrl. Wenn der Sommer vergangen nnd auch der Herbst sich oem kürzeren Ende zuncigt, dann wird cs in unserer heimat lichen Natur stiller und eintöniger, weil uns dann „Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar" verlassen haben. So glaubt man wenigstens, aber das stimmt ebenso wenig wie das bekannte Frühlingslicd, in dem behauptet wird, daß alle diese gefiederten Sänger, schon da sind, wenn der Frühling cinmarschieren will. Fast alle Zugvögel warten nämlicb so lauge, bis der holde Leiiz mit seinen Gaben bereits eine scyönc Weile eingczogcn ist. Diejenigen Vögel aber, die sich schon beim ersten Märzveilchcn oder noch früher lyrisch benehmen, sind überhaupt nicht fortgewescn. So denkt z. B. die Amsel gar nicht daran, sich auf die Winterreisc zu begeben. Früher mag sie das Wohl getan haben, aber seitdem sie sich von einen: Waldvogel zum Gartcn- bewohncr umgestellt hat, bleibt sie in der kalten Jahreszeit brav zu Hause. Sie ist überhaupt ein sonderbares Tier. In den Wäldern zeigt sie sich so scheu, als wenn der Mensch nur daran dächte, ihr nach dem Leben zu trachten. In den Garten dagegen ist sic so dreist, daß man sie manchmal mit dcr Hand greifen könnte. Auch der Starmatz wandert durchaus nicht immer nach wärmeren Ländern aus. Viele bleiben den Winter über hier und vagabundieren nur in: Lande umher. Von: Buchfink wißen wir, daß die Männchen bei uns überwintern und nur ihre zarteren, aber nicht schöneren Ehehälften znm Lido oder sonst wohin schicken. Aber auch das geschieht nicht mehr ausnahms los, sondern immer mehr Buchfinkcnfraucn verzichten ans den Urlaub, seitdem öffentliche und private Futtcrplätzc ihre Er nährung sicher gestellt haben. Aus den gleichen Gründen finden auch manche Rotkehl chen, daß es sich nicht nur in: Sommer bei nns leben läßt, obwohl sic doch einen großen Teil ihres Unterhaltes aus dcr JnsckteMvclt bcstrcitcii. Vielleicht haben sic cs dem Zaunkönig abgcguckt, dcr doch reiner Insektenfresser ist. Der bezieht mit einige» sei»cr Artgcuossc» ei» Wnitcrmassc»q»artier, wenn die Nächte zn kalt werden, und findet immer noch genug Frost- spaimer, Puppen, Schmctterlingseicr nsw., nm sich durch die kalte Jahreszeit zu schlagen. Ja, der kleine unverfrorene Bursche fühlt sich dabci so Wohl, daß er in: Januar bei zehn ! Grad unter dem Nullpunkt, sofern nnr die Sonne scheint, ganz gegen Anstand nnd Sitte so munter sein Liedchen schmettert, als habe er ..Lieb' im Leibe" Die „Geniimeniale der Antike". (Z»m 125. Todestage Angelika Kauffmanns an: 5. November 1932.) Von vr. Karl Brandes. Die berühmte Malerin, die an: 5. November 1807 in Ron: aus den: Leben schied, ist nicht nur von dcr ganzen Künstlerwclt der Stadt auf den sieben Hügeln betrauert worden. Sie hat sich auch dnrch die Stellung, die sic zu alle» Großcu ihrer Zeit ciuuahm, eiueu Anspruch auf Ewigkeits geltung erworben. Goethe hatte ebenso wie Wmckelmcmn, Tischbein, Matthissvn mit ihr Freundschaft geschlossen. Mit Klvpstvck, Wieland, Stolberg stand sie im Briefwechsel. Kaiser Joseph der Zweite von Oesterreich, Kronprinz Ludwig von Bayern, Kurfürst Karl Theodor von Bayern, Frauen aus deutschen Herrscherhäusern besuchtem sie. Niemand, der zur damalige» Zeit »ach Rom kam, durfte a» dein Hause der Künstlerin vorübergehen, wenn er alle die Berühmtheiten der Ewigen Stadt kennen lernen wollte. In den: Zuge, der Angelika Kauffmann auf ihrem letzten Gange begleitete, schritten die ersten Künstler Noms und hielten die Enden des herabwallenden Tuchs. Hinter dem Sarge wurde ein Gipsabdruck ihrer rechten Hand, die den Pinsel führt, cinhcrgetragen. Ein Jahr nach ihrem Tode gelangte die Marmorbüste der Künstterin im Pantheon zur Ausstellung, und zwar neben dem Bilde Raffaels. Angelika hat sich schon in jungen Jahren der Malerei gewidmet. Sic war durch ihrc Herkunft für die Kunst Vvr- bestimmt. Sie wurde 1741 in Bregenz geboren, als ihr Vater von dein dortigen Bischöfe dorthin berufen worden war, in dessen Kirche ein Gemälde auszuführen. Bereits im zarten Alter von neu» Jahre» erregte Angelika durch wohl ausgeführte Pastellbilder die allgemeine Bewunderung. Ein großer Erfolg wurde das Bildnis des Bistumsverwesers von Como, das der Künstlerin in ihrem elften Lebensjahre gelang. Nunmehr ergingen zahlreiche Aufträge au die jugendliche Malerin, besonders seit ihr der Gouverneur Reainald von Este und die Herzogin von Massa-Carrara gesessen hatten. Die Sechzehnjährige erhielt den Auftrag, die Pfarrkirche von Schwarzenberg auszumalen, wobei dann der Vater die Decken gemälde übernahm, während sich die Tochter an die Dar stellung der zwölf Apostel begab. Nach einer Zeit häufiger Illeisen und zahlreicher Aufträge war es der Künstlerin endlich bcschicdc», nach dem ersehnten Italien überzusiedeln. Richtunggebend wurde für sie die Freundschaft, die sic mit Kuckelmann, dein Wiedererwccker des klassischen Altertums, u Nom schloß. Vou diesem Augenblicke an beseelte eine schwärmerische Verehrung der Antike die Künstlerin, eine Auffassung, die inan wohl als „Sentimentalität der Antike" bezeichnet hat. Die Emladung einer adligen Engländerin führte Angelika Kauffmann nach dein nebelverhangenen Jnsclreiche. Sie wurde dort glänzend ausgenommen. Leider bereitete ihr dieser Aufenthalt schweren Herzenskummer. Sie verheiratete sich mit einem Grafen Horn, der sich in dcr vornehmsten Ge sellschaft bewegte, sich dann aber als Gauner entpuppte. Natürlich hatte er die Künstlerin gehörig geschröpft. Fünf zehn Jahre blieb Angelika in England. Sie wies alle Heirats anträge zurück. Als sie dann wieder nach dein geliebten sonnigen Italien übersiedelte, vornehmlich des kränkelnden Vaters wegen, erblühte der Vierzigjährigen an der Seite des Malers Antonio Zucchi ein spätes Glück. Die künstlerische Wertung von Angelika Kauffnmnn war im Lause der Zeiten maiiiligfachen Schlvaukungen unter worfen. Unbestritten darf sie ihren Platz als eine anmutige, liebenswürdige Erscheinung behaupten, welche die Wieder geburt, der deutschen Kunst Vorberelten half. Besser als die großen geschichtliche» Gemälde gelangen ihr die kleinen Szenen wie „Christus mit der Sameriterin" oder „Venus und Amor". Den größten Erfolg aber hatte sie als Bildnismalerin. Neben den Großen ihrer Zeit wie Goethe und den: bayerischen Kron prinzen hat sic vor allen: sich selbst dargcstellt, und zwar dem Geschmack jener Tage entsprechend nicht nur in der kleidsamen Tracht ihrer Heimat sondern auch als Bacchantin, Sappho, Juiio, Diana, Vestalin und in anderen allegorischen Kostüme». I Außer diese» Bögel», die im Winter bei nns bleiben, besucht uils eine Anzahl anderer, die sich als Gäste aus dem hohen Norden einfinden. Sv erblicken wir häufig ganze Schwärme des bniitfarbigcn Seidenschwanzes. Erlen- und Birkenzeisigc finden sich in enger Gesellschaft zusammen. Und mit viel Gepiepse, mit Zirr und Zerr folgt ein buntes Gemisch von Plan-'und Kohlmeisen, Snmps- nnd Schwanzmciscn einem Bunt- oder Grünspecht, den sie sich znm Fremdenführer gewählt haben, zu den besten Vcrpflegungsstältcn. Unsere schwarze Rabenkrähe bekommt den Bestich ihrer Base ans dem östlichen Deutschland, dcr Nebclkrähe. Die ist eine richtige Ostelbier!», de»» im Sommer läßt sie sich westlich dcr Elbe nicht mehr finden. Ob sie nun eine besondere Art ist oder nnr eine auf der Brust uno dem Rücken gran gefärbte Rabenkrähe, darüber sind sich die Vogclkcnner noch nicht einig geworden. So manches Für nnd Wider ist darüber schon in der einschlägigen Literatur geschrieben worden. Die Nebclkrähe selbst hat zu dieser Frage noch nicht Stcllnng genommen. An Wassergeflügel besticht nns neben der niedlichen kleinen Krickente nocy eine ganze Anzahl verschiedenster Artgenossinncn. Als auffallendste Erscheinung stellt sich die Graugans ein, die allerdings im nördliche» Denstchland auch als Brntvogcl vor- kommt, daneben ihre etwas kleinere Schwester, die Saatgans. Anch dcr Singschwan, dieser große nnd stolze Vogel, ist häufig unser Wintcrgast. Echte Wintcrsportler sind die Fichtcukreuzschnäbcl, die sich manchmal in starken Schwärmen in nnscren Tannenlvnldcrn einfindcn. Dieser ulkige Bursche ist so abgehärtet, daß ihm die kälteste Jahreszeit gerade zur Liebe geeignet erscheint. In Schnee und Eis baut er seine luftige Kindcrwicge; die nackten, kleinen Kreuzschuäbclchen fühlen sich ganz Wohl, wenn der Nordost Pfeift, und nehmen zn an Alter Und Lcibcsnmfang. Außer diesen nnd noch vielen anderen Gästen in: Feder- klcid kommt in ganz strengen Wintern manchmal anch noch ein vierbeiniger Geselle zn Bestich, Meister Jsegrimm, dcr dann über unsere Nordostgrcnze cinwandcrt. Aber meistens bekommt ihm das schlecht, denn alle Jäger warten darauf, dem Wolf eine Kugel auf den grauen Balg zn brennen, und das überlebt er in der Regel nicht. Der Wiiiter ist also gar nicht so arm an Leben und Ab wechselung, wie man häufig denkt. Man muß sich nur dahin begeben, wo die Natur nicht bloß ans Asphalt und Leitungs masten besteht. Und auch auf den großen Wiittersportplätzen ist die Natur nicht mehr natürlich genug. Aber wer auf den Brettern einsam und geräuschlos durch die Bergwälder gleitet oder im Lodenmantel und Schmierstiefel durch die Heide wandert, wird genug zu scheu bekomme», den» auch in: Winter bieten Wald und Flur, Heide, Bruch nnd Moor genug des bunten Lebens. Die Mahnung. Zeitgemäß« Geschichte von Jo Hanns RöSler. Lennemann hat Außenstände. Jeder Mensch hat heut- »»tage Außenstände. Lennemann kann seine Außenstände nicht hercinbekommen. Kein Mensch kann heute seine Außenstände hercinbekommen. Aber man bemüht sich. Schließlich braucht man das Geld. Damals war man froh, daß man wenigstens seine Ware los wurde. Heute wäre inan schon froh, wem! man wenigstens die Ware wieder hätte. Denn an Bezahlen ist doch leider jetzt bei den meisten Menschen nicht zu denken. Sie wollen einfach nicht bezahlen. Das wußte auch Lernet Lennemann. Aber Brnnobeier trieb es denn doch zu toll. Keine Mah- nn:»g wurde beantwortet, geschweige berücksichtigt. Telepho nierte man Brnnobeier an, um ihn: seine Verwunderung aus zudrücken, erklärte Brnnobeier mit unverstellter Stimme am Fernsprecher, er sei nicht zu Hause. Schickte man ihm einen Boten zum Inkasso, so erzählte dcr bei seiner Rückkehr, Bruno beier sei der reizendste Mensch; den könne man nicht mahnen; cr, dcr Bote, habe ihm noch weitere zehn Mark geborgt. Ging man aber selber in Brunobciers Wohnung, so konnte man läuten, so oft man wollte, es wurde einfach nicht ausgemacht. Bein: Weggehen krachte ein Doppelfenster neben einem zu Boden, oder inan stürzte über eine heimtückische Stange, die uuvcrschcns aus einem Kellerloch ragte, oder es siel einem ein wohlgeziclter Ziegel auf den Kopf. Lernet Lennemanu wußte, daß Brnnobeier zahlen konnte. Er wußte auch, daß Brnnobeier nur nicht zahlen wollte. Dar über zersprang Lennemann, und cs setzte sich in ihm die fixe Idee fest, Brnnobeier müsse zahlen. Und cr beschloß, Ansehen, Ehre, Familie dafür zu opfern. — Lernet Lennemann lernte singen. Von einem Tag zum andern. Seine Außenstände kümmerten ihn nicht mehr, Bruno beier schien vergessen, Lennemann sang nnr noch. Er sang seriös, er sang atonal. Er sang an: Morgen, und er sang in der Nacht. Jeden Tag. Zwei Monate lang. Endlich konnte Lennemann singen. Er trat dem Männcrgesangvcrein „Die Organcr" bei. „Die Organer" sangen eine Woche später gegen nenn Uhr im Radio dcr Stadt. Lcnncmann wirkte mit. Blaß stand er an jenem Abend in: Stndio. Das Notenblatt, das er hielt, zitterte leicht. Lenne mann dachte an Brnnobeier. Er wußte, daß jener um diese Stunde daheim am Lautsprecher saß, dnrch einen geheimnis vollen Brief auf dieses Konzert aufmerksam gemacht. Die rote Lampe glühte. Der Dirigent hob den Taktstock. Da geschah es: Lcnncmann Ivar mit einem Sprung bei»: Mikrophon. Heiße Wut zitterte in seiner Stimme. Er schrie: „Hier ist Lennemann. Wollen Sic nnn endlich zahlen, Brnno beier, oder wollen Sie »och nicht zahlen? Wen» Sic zahlen, ist es gut. Aber wenn Sie nicht zahlen, wem: Sie immer »och nicht zahlen, dann erzähle ich das nächste Mal im Radio dep ganzen Stadt etwas über Sie — Sie werden sich schon denken können, was ich meine —, dann erfahren alle Leute..." Lernet Lennemanns Erfolg war großartig. Am nächsten Morgen bekamen siebcnmidzwanziq Lenne manns von siebcnnudzwanzig Brnnobciers ihr Gew. Nur Lernet Lennemann bekam sein Geld nicht. Denn sein Brnn« beier hatte an diesem Abend um sieben Uhr sein Radio ver kauft und gegen eine Sprechmaschirn! eingetaujcht. Der Scheck aus Stahl. Eine originelle Art von Preisen haben sich die Veranstalter eines Preisausschreibens für Schweißmethoden in Amerika ausgedacht. Die glücklichen Gewinner erhielten für ihre Arbeiten eigenartige Schecks über Beträge von 7500, 3500 und 1500 Dollar. Diese Schecks bestanden aus 3 Millimeter Stahlblech imd waren 60 Zeiitimeter lang und 24 Zentimeter breit. Schmelz- schweißer hatten alle erforderlichen Angaben mit Schweiß draht auf der Stahlplatte vermerkt. Auf die gleiche Weise wurden die Unterschriften geleistet nnd die Schecks von den Empfängern auf der Rückseite giriert. Da die seltsamen Formulare richtig ausgeschrieben waren, zahlte die Bank, der die Schecks präsentiert wurden, pronipt die Beträge aus.
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