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Sächsische Elbzeitung : 05.11.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193211056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19321105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19321105
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-11
- Tag 1932-11-05
-
Monat
1932-11
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 05.11.1932
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GüEMMeS. HUIernl der INIillhen Ldndw!rt!chaft Dresden, 5. November. Die Landwirlschnkiskammer für den Freisinn» Sachse» wc »die sich telegraphisch nn den Reichskanzler, den Reichs- crnnhrunqsminisier, den Rcichssinnnzminisier und an den Reichsiniieiiminisier. Das Telegramm lautet: „Sachsens Landwirlc in größter Verzweislnng. Sie killen dringend, die zugcsaglen Koniingcnlierungsmasznnhmen sofort zur Durch führung zu bringen." Das sächsische Handwerk fordert weitere Reichszuschüssc Vom Landesausschusz des Sächsischen Handwerks wird uns geschrieben: Der Landesausschusz des Sächsischen Handwerks ist auf Grund der Tatsache, dafz die Reichszuschüssc, die für die Teilung von Wohnungen und den Umbau gewerblicher Räume in Wohnräume in den sächsischen Grossstädten binnen kurzem voll in Anspruch genommen worden sind und hierfür noch ei» erheblicher Bedarf besteht, bei den Reichsslcllen und der Sächsischen Staatsregierung vorstellig geworden, damit für Sachsen für derartige Bauarbetten eine weitere Million Reichsmark zur Verfügung gestellt wird. Das Reichsar beitsministerium hatte bereits am 13. Oktober dein La»dcs- ausschusz auf seine Eingabe auf Mehrberücl'sichtiguna des Freistaates Sachsen bei der Verteilung der Rcichszuschüsse geantwortet, das; für die Teilung von Wohnungen weitere Mittel bereitgestcllt werden könnten, sofern die bereits ver keilten Mittel aufgebraucht seien. Ferner hat der Landesausschuß die Forderung gestellt, aus dem für das Grenzland zur Verfügung gestellte» Fo»ds vo» 50 Millionen NM mindestens 5 Millionen NM für Sachsen bereitzustcllen, da die Not des Grcnzhandwerks und der Grenzlandbcvölkerung seit Jahren außerordentlich groß sei und durchgreifende Maßnahmen für die Besserung dieser Verhältnisse seitens des Reiches bisher nicht unternommen worden seien. Grund- und Gewerbesleuerdikkale Die Amtshauptmannschaft Dresden hat im Wege des Zwangsvollzuges in 55 Genie »den ihres Verwaltungsbe zirks die Zuschlaasstcuer zur staatlichen Grund- und Ge werbesteuer auf 135 Proz.ml festgesetzt. Diese Regelung tritt rückwirkend vom 1. April 1032 an in Kraft. Die Schullandheimbewegung in Sachsen Dresden. Die Fachgruppe „Schullandheime" im Säch- zischen Philologenverei» hielt in Gohrisch (Sachs. Schweiz) im Heim der Dresdner Dürerschule ihre diesjährige Tagung ab. Als Gäste nahmen an der Tagung zwei dänische Lehrer teil, die zur Zeit in Deutschland zum Studium der Schul landheimbewegung weilen. Der Vorsitzende Dr. Nicola i, Annaberg, konnte in seinem Bericht über das vergangene Jahr mit Genugtuung feststelten, daß trotz aller wirtschaft lichen Nöte der Zeit die Schullandheime sich gut gehalten haben. Das sei dem Umstand zu danken, daß einerseits durch die Opferwilligkcit der Elternschaften bei der Gründung der Heime diese von vornherein auf eine gesunde wirtschastlichc Grundlage gestellt wurden, und daß andererseits diese Opfer willigkeit auch in der Notzeit sich bewährte. Leider seien die trüber vom Ministerium sür Volksbildung gewährten Unterstützungen s»r bedürftige Schuler zum Aufenthalt in Schullandheimen infolge der Sparmaßnahmen meggefalle». Da aber gerade solche» Schüler» ei» Aufenthalt im Land- heim besonders notlue, eigene Mittel aber sür solche Uitter- stützungeii von den Lcmdheimen nur in beschränktem Mag ausgebracht werden könnten, soll das Ministerium für Volks bildung in einer Eingabe erneut gebeten werden, sich dafür einzusetzen, daß die früher für diese Zwecke zur Verfügung stehende Summe in den neuen Haushalt wieder ausgenom men wird. — Die nächstjährige Tagung soll im Schulland heim in Hcllcndvrs stallsinden. Das tausendjährige Bautzen Rauhen. Vor tausend Jahre» ist die Oberlausitz und ihre Hauptstadt Ba»tze» i» die erste staatsrechtliche Vcrbm- duiig init dem Deutschem Reich getreten. Die Stadt plant aus Anlaß ihrer tausendjährigen Zugehörigkeit zum Reich die Veranstaltung einer Feier im Sommer nächsten Jahres. Zu einer unverbindlichen Vorbesprechung dieser Feier versam melten sich im Landhaussaat Vertreter der städtischen Körper schaften, der übrigen Behörden. Kirche Schule sowie verschie dener Organisationen. Oberbürgermeister Niedner teilte mit, daß die Stadt die Tausendjahrfeier ausrichten malle, hierzu aber nur in der Lage sei, menn sie von privater Seite unter stützt merde. Die Kosten mürden mit 20 000 bis 25 000 NM veranschlagt. Als Termin sür die Veranstaltung ist die Woche vom 4. bis 11'. Juni, beginnend mit den beiden Pfingstfciertage», in Aussicht genommen morden. Der Ober bürgermeister gab das Programm für die Bautzener Fesl- moche, die am Pfingstsonntag mit eine», Festakt im Stadt verordnetensaal und auf dem Kornmarkt eingeleitet werden soll, im einzelnen bekannt Die Versammlung erklärte sich mit den Vorschlägen einverstanden. Zur Vorbereitung der Tau sendjahrfeier soll demnächst ein großer Festausschuß gebildet werden. Todesopfer des Verkehrs Lhemnih. In der Zschopauer Straße lief eine 83 Jahre alte Witwe beim Ueberschreiie» der Fahrbahn einem Motor radfahrer ins Nad. Sie wurde unigerissen und so schwer ver letzt, daß sic bald nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus verstarb. Der Motorradfahrer und sein Sozius stürzten ebenfalls, blieben aber unverletzt. Limbach. Auf der Staatsstraße Limbach—Nabenstein ereignete sich ein Autounfall, der ein Todesopfer forderle. An einem mit fünf Personen besetzten Kraftwagen platzic der rechte Vorderreifen. Das Auto geriet ins Schleudern und stieß gegen mehrere Bäume, die umgcrissen wurden. Zwei auf der Straße gehende Handwerksburschen wurden erfaßt und zu Boden geschleudert. Einer von ihnen erlitt einen schweren Schädelbruch, der zum sofortigen Tod führte. Der andere Wanderer erlitt Armbrüche und »rußte einem Kran kenhaus zugeführt werden. Die Insassen des Wagens blieben unverletzt. Rieder-Lichtenau. Ern aus Grimma kommender Last kraftwagen, der mit einem Karussel beladen war und fich aus dem Weg nach Thalheim i. E. befand, kam auf der schlüpf rigen Straße ins Schleudern und fuhr in einen Graben. Der Wagen schlug um und begrub den Wagenführer, einen 34 Jahre alten, verheirateten Lhaufseur. unter sich. Er erlitt derartige Quetschungen, daß der Tod bald darauf eintrat. Die Freiwillige Feuerwehr mar mehrere Stunden damit beschäftigt, das schwere Gefährt aus dem Graben zu ziehen und wieder aufzurichtcn. TaneSCHronik. Liegen einer Taube zum Mörder geworden. Auf der Herncr Straße in Bochum kam es zu einem blutigen Naus- handcl. Die Brüder Karl und Johann Schimanski geriete» ivegc» einer Taube mit dem Arbeiter Walzak aus Bochum in Streit. Plötzlich zog Walzak ei» feststehendes Messer und stach auf die Brüder ein. Johann Schimanski erhielt einen Stich in die Halsschlagader. Er stürzte auf der Stelle tat nieder; sein Bruder wurde so schwer verletzt, daß er in hoss- nungslasem Zustande darniederlicgt. Walzak stellte sich selbst der Polizei. Das Unglück bei den Hamburger Elbbrücken. Wegen des schweren Unfalls, der sich nachmittags unweit der Elbbrücke« in Hamburg ereignete und drei Rottenarbeitern das Leben kostete, ist der Rottenführer Stanislaus Krupa festgenom men worden. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen har Krupa, den, vorschriftsmäßig ein Mann als Aufsichtsposten zur Verfügung stand, diesen Mann in der Rotte initarbeiten lassen, statt ihn seiner Bestimmung entsprechend zu verwen den. Nur diesem Umstand ist es zuzuschrciben, daß der Zug in die Arbcitergruppe hineinfuhr. Auto rast auf Slraßeubahninscl. In der Großen Allee in Danzig ereignete sich ein schwerer Vcrkchrsunfall. Ein polnisches Personenauto mußte vor einem die Straße über querenden Fuhrwerk sehr sclzarf bremsen und geriet dadurch ins Schleudern. Der Wagen raste auf eine Straßenbahn- inscl, an der gerade eine Straßenbahn hielt, und riß einen Schaffner sowie vier Frauen um. Alle fünf Personen wur den teils schwer, teils leicht verletzt. Der Führer des Wagens wurde verhaftet. Blutige Liebcstragödie bei Kassel. Des Nachts spielte sich in Niedervellmar eine blutige Liebestragödie ab. Ei» junges Mädchen aus Berlin namens Suse Lewin, unter hielt seil längerer Zeit mit einem jungen Mann aus Nieder vellmar ein Liebesverhältnis, In der letzten Zeit fühlte sich das junge Mädchen vernachlässigt und sann auf Raclze. Es nahm eine Art vom Gut mit und drang in das Haus seines Liebhabers ein. Im Schlafzimmer versetzte es dem Schla fenden mit der Axt einen Hieb gegen den Kopf. Dann trank das Mädchen eine Flasche Salzsäure aus. Beide wurden ins Krankenhaus gesclzafft. Zwei Todesopfer einer Eifersuchtstragödie. In, Geraer Stadtteil Tinz erstach der 43jährige Artist Maurer mit einem Küchenmesser seine Braut, eine 38jährige Artistin. Nach der Tat durchschnitt er sich die Halsschlagader. Man fand ihn tot auf. Maurer hatte vor einigen Wochen ein Engagement in Thüringen angenommen und mar auf die Behauptung einer Kartenlegerin hin, seine Geliebte sei ihm untreu ge worden. nach Gera gekommen, um Rache zu nehmen. Von einer Löwin angesallen. Im Löwenzwinger de« Städtischen Schlacht- und Viehhofs, in dem die Stadt Braun schweig zwei Löwen, die Wappentiere Braunschweigs, hält, ereignete sich ein bedauerlicher Unfall. Der Betreuer der Tiere, der Direktor des Schlacht- und Viehhofes, Stadlvete rinärarzt Dr. Kramer, wurde plötzlich von einer sonst durch aus friedlichen Löwin angefallen und durch Prankenhiebe und Bisse schwer verletzt. Durch das entschlossene Dazmischen- treten eines Heizers wurde das Tier veranlaßt, von seinem Opfer abzulafsen, so daß Dr. Kramer aus dem Zwinger flüchten konnte. Z, 7z /7//M Z^/7/7 // 1031 d, Kari Köhler L Lo.. Bertln-Zeyienoort. (2>. Fortsetzung» (Nachdruck verboten) ycnncr yanc einen zurchtbar gescheiten Einlall. Wenn er sich hier neben den am Boden liegenden Bademantel der schönen s Frau postierte, mußte sie ja schließlich an ihm vorbei, und dann t mürde er sic eben einfach grüßen und ihr behilflich sein. Aber , Teddy roch den Braten, sah. wie Helmer dichter an Sidonies s Mantel heranging, und — verdarb ihm den Einfall. Ais Sidonie genug des Herumtollens hatte und aus dein Wasser wollte, schwamm sic nach der Richtung, in der ihr Mai» ! tel lag. Sie Halle wohl mit einem verstohlenen Seitenblick ge- ! sehen, daß Helmer dort sland, und es reizte sie, ihm nun endlich i gcgcniiberzustchen. Aber Teddy brüllte wie ein Stier auf eng. l lisch: „Hallo, Danske, warten Sic einen Augenblick, ich will Ihnen nur noch etwas sagen." Und Sidonie legte sich auf den Rücken und wartete, langsam weiterschwimmend, auf ihn. „Teddy, ich wollte doch zu meinem Mantel", sagte sie leise. „Kann ich mir denken, aber das geht nicht, denn er, bei Herrlichste von allen, steht dicht bei. Ist nicht, Herzchen, ich hole dir den Mantel, und du krabbelst drüben aus dem Bassin heraus, wo er nicht hin kann. Dem Jungen wollen wir das Leben lei hl machen." „Teddy, du bist wirklich grausam." „Macht aber Spaß, kann ich dir sagen." Und schnell stieg er aus dem Bassin, holte Sidonies Mantel, nickte Helmer noch einmal lachend zu und turnte um eine geschlossene Barriere herum nach der Stelle, wo Sidonie aus dem Wasser kam. „So. mein Engelchen. Nun gehe und ziehe dich furchtbar nett an. Bitte, das weiße Komplet und den lila Hut dazu. Lippen nicht schminken, nur leicht pudern." „Zu Befehl, Herr Major!" „In einer Stunde beim Promenadcnkonzert. Du wirst erst einmal eine halbe Stunde allein und unantastbar umhcrwan- deln, wirst bitte hier und da ein kleines Blickchen riskieren, auch an Herrn Berner, und dann kommen wir, der alte Herr und ich, und blockieren dich hoffnungslos. Auf Wiedersehen, Puppe!" Sidonie, die sich fest in den weichen Mantel gehüllt hatte, nickte nur brav und verschwand dann. Und gerade, als sie in ihre Kabinentür eintrat, sah sie Helmer am Ende des Ganges austauchen. Er mußte sehr schnell um das halbe Schiss herum- gclaufen sein, um sie noch zu sehen. Mit einem leisen Lachen verschwand sie rasch, und drinnen breitete sie sudelnd die Arme aus und lachte dann herzlich und froh. Es war geglückt, das große Magnis! Helmer Berner in teressierte sich — für seine eigene Frau! Wie dumm doch so ein ! Mann ist, wie leicht er sich von einem bißchen anderen Parfüm . narren läßt. Erkannte die eigene Frau nicht, nur weil sie mon dän aussah und nicht mehr so hausbacken wie früher. Wie richtig war Teddys Rechnung! Und wie himmlisch würde os sein, wenn Helmer ihr — ihr, der eleganten unbekannten Frau, seine Liebe gestehen würde! Diese Minute würde ihr Vergeltung sein für all das Herzeleid, was sie um den geliebten Mann gelitten hatte. Leise vor sich hinsnmmend, zog Sidonie sich in aller Ge mütsruhe an. Vom Kopf bis zu den Füßen weiß, ein Gedicht in Weiß. Und als Krönung wählte sie ein leicht getöntes lila LurvanhUlchen, das die roten Locken in merkwürdig schillernder Farbe erscheinen ließ. In der Hand einen Chifsonschirm und eine reizende Hand tasche, einen letzten Blick in den schmalen, aber genügend hohen Spiegel — und eine sieghafte, strahlende Erscheinung verließ ihre Kabine. Das Promenadendeck war schon dicht besucht von flirtenden, klatschenden, mehr ober weniger netten Menschen in mehr oder weniger netter Sommerklcidung. Sidonie mußte sich erst innerlich einen 'Ruck geben, daß sie den Mut sand, so allein unter so viele wildfremde Menschen zu gehen und sich anstarren zu lassen. Sie war es nun schon langsam gewöhnt, daß man sie anstarrtc, aber da hatte sie doch immer Teddy als Schutz und Schirm bei sich gehabt, der ihr mit seinen spaßigen Bemerkungen immer Mut cingeflößt hatte. Aber sich ganz allein der wilden Bestie Neugier auszusetzen, war für sie ein Wagnis. Es lag aber auch ein eigenartiger Reiz um diese Frau, so daß jeder Mensch wie elektrisiert ihr nachsehen mußte. Ein Hauch absoluter Unnahbarkeit, mondäne Nasse und zugleich ah- solute Zurückhaltung. Wohl keine Frau an Bord war mit solch auserlesenem Geschmack gekleidet. Unterstützt wurde Sidonies Erscheinung auch noch durch ihren etwas tigerartig weichen Gang und ihre wunderschöne Figur. Dreimal hatte Sidonie nun schon den Platz passiert, an dem Helmer mit Kläre Köster aus dem Deckstuhl lag. Um Kläres ödem Geplapper zu entgehen, hatte er ein Buch genommen und markierte nun den eifrigst Lesenden. Aber hinter dem Buch folgten seine Augen unablässig der ihn so intensiv interessierenden Frau. Und es jagten ihm heiße Schauer über den Rücken, wenn ihn ein kurzer, fast unbewußter Blick dieser Frau traf. Kläre, das liebe Wesen, hatte sich jetzt für das unglücklichst gewählte Thema entschieden, was sie finden konnte, sie bekrittelte die allgemein bewunderte Frau. „Das Haar ist bestimmt gefärbt, und der Schmuck ist nicht echt, das steht fest!" Womit sie ja nicht unrecht hatte, denn Teddy hatte nur Schmuckimitationen gekauft, da er cs Helmer überlassen wollte, der neu gefundenen Frau selbst herrlichen Schmuck zu schenken. „Außerdem hat sie einen aufdringlichen Gang." „Behalte deine Bemerkungen bitte für dich. Du könntest dich lieber bemühen, dir etwas von dem feinen Geschmack dieser Dame anzueigncn." „Dame?! Du, das möchte ich noch sehr bezweifeln. Wenn sie so eine richtige Dame wäre, würde sie nicht allein reisen, soviel verstehe ich ja schließlich auch von dem Kram." Helmer wollte eigentlich antworten, daß sie nicht von sich auf andere schließen solle, aber er war soviel Kavalier, daß er die Frau, die er einmal seiner Liebe oder Verliebtheit wert ge- sunden hatte, nicht beleidigte. Und so sagte er nur leicht achsel zuckend: „Sei etwas vorsichtig in deinem Urteil, zumal wir allen Grund haben, uns nicht ausfällig zu benehmen." „Ach, du meinst, weil ich nicht als deine Frau hier reise, Das ist nicht meine Schuld. Warum bist du denn auf einmal so vorsichtig? Ich kann ja nach Hause reisen, wenn es dir nicht mehr paßt!" . Kläre spielte, unvorsichtig, wie alle Gelegenheitsspieler, ihre» stärksten Trumpf zuerst aus und erreichte nichts. Nur ein Achsel- zucken. Aber ganz im stillen hatte Helmer doch den Wunsch, seine ehemals angebetetc Kläre ins Meer zu kippen. Aber ein Mann von Welt beherrscht sich auch bei solchen Gelüsten und Novt die Angebetete eben nicht ins Meer. „Diese dumme Gans!" war Kläres letztes Wort, denn su suhlte, daß die Frau dort, die so unnahbar und weich an ihi porüberging, etwas sür sie Feindliches war. „Bitte, unterlasse solch laute Bemerkungen!" „Guten Morgen, Herr Berner!" Teddy stand vor ihm und arte bestimm! die letzte Bcmertung gehört, aber er strahlte über as ganze Gesicht. Er machte eine etwas betont steife Vcrbcu- ung vor Kläre, die den hübschen jungen Mann mit crwartungs- -oll bereitwilligst geöffneten Kuhaugen anstrahllc. Aber ohne Resonanz, denn der Typ Kläre hätte immer bei Teddy „aus Granit gebissen", der Typ lag ihm nicht. .1 Es war eine sein helonte Unterlassungssünde, daß Teddy I Helmer nicht bat, ihn der Dame vorzustellcn. Und Helmer halte auch sofort begriffen, erhob sich und trat mit Teddy ein wenig , beiseite. „Die gnädige Frau ist schon aus Deck, sic ging mchrercmat j hier vorbei." „Vielen Dank, ich suche Danske nämlich gerade. Enlschul- i digen Sie mich bitte." Und ehe Hclnier nur Mau oder Möss > sagen konnte, war Teddy weitergeeilt, und Helmer sah ihm mit ! langem Gesicht nach. „Hallo, Siddy! Dein Mann ist rettungslos verliebt und ! läßt dich grüßen." Teddy hakte Sidonie unter, als er sic erreicht s hatte, und sah ihr lachend ins Gesicht. Und Sidonie sah bei j seinen Worten so reizend aus, lächelte so wunderhübsch, daß er, , ganz hingerissen, ihre Hand nahm und sie weniger ritterlich als herzlich küßte. „Bist doch ein verdammt hübscher Kerl gcwor- j den, Siddy." Hätte aber Teddy gewußt, daß diesen imput- ! siven Handkuß die kleine Tutti aus der Entfernung mit ansah und sich wütend darüber ärgerte, wäre er wohl nicht weiterhin so harmlos vergnügt gewesen. Er promenierte mit Sidonie weiter und heimste behaglich jeden bewundernden Blick ein, der seiner Begleiterin galt. Bald kam auch Lutz von Fuchs zu ihnen, und dieser machte Sidonie, eingedenk seiner Nolle, auf das intensivste den Hof, was wiederum I bei Klara Heiner-Bauer ein leichtes Stirnrunzcln hcrvorrief, als s sie es bcmerlle. „Nun, Papa, wie hast du die erste Nacht verbracht?" „Schlafenderweise." „Ach nee! Wie originell! — Wie gefällt dir unser Kind s heute? Eicht sie nicht famos aus?" „Um Gottes willen, sagen Sie nichts gegen mein Kleid, das s hat Teddy bis ins kleinste ausgesucht." Sidonie sah Lutz lächelnd ! an, so daß es für ihn weiter keiner Anstrengung bedurfte, daß sein leicht entflammtes Herz für die schöne Frau lichterloh brannte. „Kleid — Kleid, was sehe ich an einem Kleid? Eine rei zende, entzückende Frau sehe ich, die dem Hellen Morgen und der Sonne die bitterste Konkurrenz macht." „Teddy — Teddy, hast du das gehört?" Sidonie spielte «« Vergnügen mit ihrer feinen Zungenspitze an ihren Lippen. „Natürlich habe ich das gehört. Schmonfes macht der alt« Herr, macht sich beliebt und niedlich. Du kannst es doch nicht lassen. Kühle Sachlichkeit der Frau gegenüber ist ein Buch mit sieben Siegeln für dich, Papa!" „Gott sei Dank, ja! Ich packe mich selbst in einen Sang, wenn ich da angelangt bi«, daß mich eine schöne Frau nicht mehr begeistert. — Uebrigens, wie gefällt dir Frau Heinse- Bauer?" „Ist eine sehr nette Dame, gute Erscheinung, aber hat e« gräßliches Gör von Schwester." „Die Welt ist doch wirklich ein Dorf! Vier Jahre habe ich die Frau nicht gesehen, und hier auf dem Dampfer, auf dem ich eigentlich gegen meinen Willen bin, muß ich sie Wiedersehen." „Sag' mal, alter Papa, hast du da mal früher schon ge flammt?" , „Du meinst bei —?" ..Tckdn. sei dock nickt so entsetzlick taktlos!" (Fortsetzung folgt.)
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