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Sächsische Elbzeitung Bad Schandau, Sonnabend, den 5. November 19S2 76. Jahrgang >en d e «r. 26» Reichstagswahl — ein Gchicksalstag Deuffchlan-s! Keiner versäume seine vaterländische Pflicht! Wählt national, damit Deutschland leben kann! radikaler Gewerkschaftsführer, die sozialdemokratische Ab- geordnete geworden sind, läßt immer wieder Zweifel an der wirtschaftlichen Zuverlässigkeit der mar xistischen Programme hervvrtretcn. Vor dem Kriege gab es Der verhängnisvolle Irrtum Todesstunde des Änternatlonallsmuo, Lebensstunde des Volkes Die Erkenntnis Lenins und MacDonalds Don Paul Oskar Seidl Tageblatt für die Anthäll die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadlral, das AmtsgericM, das Houptzollamt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonto- Stadtbant Bad Schandau Nr. 12. — Postscheckkonto: Dresden 33 327. Feruspr.: Bad Schandau Nr. 22. — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau. Erscheint täglich nachmittags 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Bezugspreis: frei Haus monatlich 1,85 NM. teiuschl. Trägergcldt, für Selbst abhvler monatlich Ich', NM., durch die Post 2,IM NM. zuzügl. Bcstcllgcld. — Einzelnummer 10, mit Illustrierter 15 Psg. — Bei Prodnktionsvcncncrungcn, Erhöhungen der Löhne und Malerialienprcise behalten wir uns das Ncchi der Nachfordcrung vor Unser Amt ist Dienst am Volke!" Eine Rundfunkrede des Reichskanzlers Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtcnhain, Mittelndors, Ostrau, Porschdorf, Postclwitz, Prossen, Rathmannsdorf, Ncinhardtsdorj, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcndischfähre, sowie für das Gesamtgebict der Sächsischen Schweiz. Druck und Pcrlag: Sächsische ElbzcUung Alma Hieke, Inh. Waller Hieke. Verantwortlich: Waller Hieke. Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gespallcnc 35 mm breilc PeNlzcile 20 Psg., für auswärtige Auslraggebcr 25 Psg., 85 mm breile Rcklamezcilc 80 Pfg. Tabel larischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen wird cnlsprcchcnder Naball gewährt. Anzeigenannahme für in- und ausländische Zeitungen. oemokratle und suhlte sich bau« doch eines Tageö au dem Scheidewege, an dem auch Lenin gestanden hatte: Soll ich durch Marxismus mein Volk tiefer ins Unglück führen oder mich und mein Volk von ihm befreien? Auch MacDonald wandte sich — offener, weil er edler und menschlicher ist als der unheimlich dustere Nüsse — zu dem Weg einer nationalen Politik und einer nationalen Wirtschaft. Die Massen folgten ihm in England umso eher, als die englischen Gewerkschaften xisnschen Programme hervvrtretcn. Vor dem Kriege gao es stets Gewerkschaftsführer in Dcntschland, die es gegenüber den ihrer Organisation angeschlosscnen Mitgliedern, also Die Tragik der letzten vierzehn Jahre in der Geschichte unseres Volkes wurzelt in einem verhängnisvollen Irrtum, v»n dem selbst iu diesem Augcublick noch allzu viele Millionen unserer Volksgenossen befallen sind. Es ist die Auffassung, das die Geschicke des deutschen Arbeitnehmers in der Hand cm^. internationalen politischen Partei am besten aufgehoben seien. Er steht im Zusammenhang mit der histori- sihcn Erscheinung, daß eine Anzahl ursprünglich doch Wohl deutsch empfindender Gewerkschaftsführer den persönlichen Verlockungen der internationalen marxistischen Parteien aller Schattierungen keinen Widerstand leisteten, weil der Marxis- »u'A,bestechende wirtschaftliche Versprechungen ausstcllt, die von den parteipolitischen Trägern des Marxismus über nommen und in den Mittelpunkt ihrer Werbearbeit gestellt worden sind. Die Lcbensgeschichtc eines Karl Legien und anderer breiten deutschen Arbeitnchmermasscn, nicht verantworten zn können glaubten, den Einflüsterungen der Sozialdemokratie zn folgen, obwohl man sic selbst zu sozialdemokratischen Ab geordneten gemacht hatte. Aus den tatsächlichen Grundlagen Mr Vie Bcrechtiglvig von Zweifeln an der Ernsthaftigkeit des sozialen Programms innerhalb des Marxismus erklärt sich in erster Linie die Lebenskraft der bewußt nichtmarxistischcu Ge werkschaften, von denen die Hirsch- nnd Dunckerschen lind die christlichen stets eine bedeutende Anziehungskraft auch auf die Arbeitnehmer ansübten, die bei den christlichen Gewerkschaften seicht Yente noch ungebrochen erscheint. Sogar oie freien Ge werkschaften sahen sich wirtschaftlich wiederholt zn einer Politik gezwungen, die in der Richtung des Gedankens der Arbeits gemeinschaft liegt, der von der Sozialdemokratie jeder Spiel art, einschließlich des Kommnnismus, bedingungslos ab- gclchnt wird. Dieser Widerspruch zwischen den Verheißungen der mar xistischen Parteien nnd den Lcbensnotwendigkeiten der deut schen Arbeitnehmer ist durch die Novembererciguisse ver schüttet worden, als sich weniger eine Mehrheit des Volkes als die Mehrheit der von ihm berufenen Parlamentarier in das marxistische Experiment stürzte. Damals gab es nicht die mindesten Anhaltspunkte für sein Gelingen. Es schien aber bequemere Gelegenheiten zur Befestigung der Macht zu bieten als ein klarer, auf die Lebcnsumständc des deutschen Volkes abgcstelltcr neuer Weg aus den innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten der Novcmberzcit. Ein großer Teil der deut schen Arbeitnehmerschaft ging in dieses Experiment gewiß nicht mit geringeren Hoffnungen hinein als gleichzeitig die russischen Arbeitnehmer in das ihre. Zwischen den deutschen Rcgierungsmarxisten und den russischen Bolschewiken gab es bei diesen Experimenten keinen Unterschied in der Sache, sondern lediglich einen in der Geschwindigkeit der Durchführung. Nicht umsonst wurde ja auch von der deutschen Sozialdemokratie, insbesondere von dem Parteivorsitzcnden Wels ausdrücklich hcrvorgchoben, daß man „vernünftiger" vorgehe als der russische Sowjetismus, aber zu dein gleichen Ziele wolle. In Rußland leitete schon Lenin eine rückläufige Bewegung für eine russische Nationalwirtschaft gegen das ver- «nglückende marxistische Experiment ein. Das und nichts anderes war der Sinn des „Nep", der Neuen Wirtschafts politik. Sie führte tatsächlich zu dem kurzen Wiederaufblühen Nnßlands mit dem Höhepunkt im Herbst 1923. Aber dann Wurde durch seinen Tod wieder der Weg zu inter nationalistischer Außen- und rein marxistischer Innenpolitik frei, auf dem das russische Volk in das Verderben znrückgeführt wurde. Dadurch wird aber die Tatsache nicht aus der Welt geräumt, daß der klarste und entschlossenste Theoretiker des Marxismus in unserer Zeit als erster seine praktische Un durchführbarkeit erkannte, das Steuer herumwarf nnd in einer national eingestellten Außen- und Wirtschaftspolitik die bessere und die einzige Möglichkeit zu einer erträglichen Dascins- führnng der breiten Volksschichten erblickte. 'In Deutschland traten.wegen der Mäßigung in der Gc- vn oer Tat, der gottcsleugncrische Bolschewismus, dci uns nm Religion, Familie und Ligcnrecht der Persönlich keit betrügen will, um uns in die Zwangsjacke kollektivisti scher Rlethoden zu stecken, er ist der Tod unserer jahrtausende alten Kultur, kein Mittel kann scharf genug sein, die Lehre seiner falschen Propheten in Deutschland mit Slumps und Stiel auszurotten, nnd wir werden aus dem Vorposten euro- päischcr Kultur, auf den uns die Vorsehung gestellt hat, unsere Pflicht als ftaatserhaltcndc Regierung restlos er füllen. Dieser grenzenlosen Verhetzung unserer Jugend, dieser Aufreizung zum klassonhaß, dieser Vorbereitung einer pro letarischen Welircvolution werden wir alle geistigen nnd materiellen Machtmittel des Staakes gegenüberstcllcn. Dar über kann kein Zweifel sein. Das grobe Ziel: Arbettsbeflhassung Das beste dieser Mittel aber ist das große Ziel, das die Reichsregierung verfolgt: die Beschaffung von Arbeit und Brot. Ist das Programm gescheitert? Im Gegenteil aus allen Orten des Reiches meldet man Belebung der Wirt schaft, die Frachtmengen der Eisenbahn steigen, die Strom entnahme der großen Elektrizitätswerke vermehrt sich. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt seit langem zum ersten Mal. Das Programm arbeitet, und wenn diese Verhetzung der letzten Wochen nicht einen Teil des Vertrauens zu der Vernunft des deutschen Volkes zu ersticken gedroht hätte, dann wären wir heute schon viel weiter. Ist dieses Programm, wie man verleumderisch sagt, nur ein Programm für Großunterneh mer und Banken? Neinl Tausendmal Nein! Es ist ein Programm für den Handwerker, den kleinen Arbeiter und den Gewerbetreibenden ebenso gut wie für die Großbetriebe. Es ist ein Programm für das werktägige deutsche Volk Aber ich muß hier unmißverständlich feststellen: die Sabo tage, die aus reinem Parteiegoismns gegen das Programm geführt wird, die wilden Streiks, die auch von den National sozialisten Arm in Arm mit dem Kommunismus vom Zaun gebrochen werden, um den Wirtschaftsfricden zn stören, sind ein Verbrechen gegen die Gesamtheit der Nation, die hier ihre letzten Kraftreserven eingesetzt hat. Ständige Wochenbeilagen: '^erhaltung und Wissens „Das Leben im Bild" 2 - „Nie Frau und ihre Welt", Illustrierte Sonntagsbeilage: L Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bcziigspreiskürzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung ichwinvigkelt für die Einleitung eines marxistischen Ilm schwungs die tödlichen Irrtümer des Marxismus nicht so drastisch in Erscheinung, wie sie sich Lenin anfdrängtcn. Aber auch der einfache politisch geschulte Kopf, er gehöre einer Partcirichlung an, welcher er wolle, kann sich heute auch bei uns des Eindrucks nicht mehr erwehren, daß die marxistische Außen- und Innenpolitik der letzten vierzehn Jahre den deut schen Staal bis in die Grundfesten erschüttert und den deut schen Arbeitnehmern eine bitterste Enttäuschung gebracht hat. Schon ehe die Weltkrise sichtbar wurde, sahen sie sich zu Hunderttausenden und Millionen von ihren Arbeitsplätzen verdrängt und mit Steuern rind Abgaben aus das ungeheuerlichste überlastet. Das marxistische Experiment verbreitete einen Unsegen über deutsches Land nnd deutläics Volk. Eine Ncbcrwindung dieser Folgen des marxistischen Wirt- schastsverfuches ist nur dann möglich, wenn die schon wieder er wachten Zweifel verantwortungsbewußter Gewerkschaftsführer zu einer völligen Lösung vom Internationalismus führen. Die Unfruchtbarkeit und Leistungsunfähigkeit des marxistischen Internationalismus ist noch von einer anderen ganz großen Persönlichkeit des neuzeitlichen Marxismus klar erfaßt worden, von dem Engländer MacDonald. Er Pflegte als Praktiker den Marxismus woh» niemals iu den brutalen Formen Lenins, sondern viel eher in den gemäßigten der deuticben Sozial- Berlin, 5. November. Reichskanzler von Papen hielt im Rundfunk eine Ansprache, in der er ausführte: Der Wahlkampf nähert sich dem Ende. Da ist es Auf gabe des verantwortlichen Staatsmannes, dem deutschen Volke noch einmal ein klares Bild der Lage und seiner Zukunft zu geben. Tiefste Trauer muß die Brust jedes Pa trioten erfüllen, wenn er die geistige Zerrissenheit seines Volkes sieht — tiefste Trauer, wenn er sieht, wie Haß und Verleumdung. Lüge und Ehrabschneidung tiefe Furchen durch die deutsche Volksseele ziehen — und das alles in ?inem Augenblicke, wo nationale Sammlung höchstes Ge- oot patriotischer und wirtschaftlicher Klugheit sein sollte. Um was geht der Streit? Er geht um die Herstellung einer neuen Staatsführung, die uns aus dam Sumpf der letzten Jahre heraus nnd der nationalen Wiedergeburt zu führen soll — einer Staatsführung des Zusammenwirkens eines arbeitsfähigen Parlaments mit einer autoritären Regierung. Da ist es freilich nicht verwunderlich, daß die Parteibürokratie, die bis heute geherrscht, sich ausbäumt und einen Kampf aller gegen alle inszeniert. Eines ist sicher: Mit ihr — und habe sie einen noch so sozialen oder natio nalen Namen — werden wir Deutschland nicht erneuern. Diese Parteibürokratie hat Deutschland in zwei große Lager gespalten. Auf der einen Seite die Marxisten aller Scl-attierungen, auf der anderen Seite der Nest des deut schen Bürgertums. Wie hatten mir seinerzeit den Kampf ruf Hitlers „Gegen den Marxismus und für die nationale Erneuerung" begrüßt. Wie hatten wir gehofft, daß er die der bolschewistischen Lehre verfallene Arbeiter chaft der na tionalen Sammlung zuführen sollte. Jndeß ein Einbruch in die Reihen der roten Front ist leider nur gering geblieben, nnd das ist sicherlich nicht die Schuld dieser Regierung, die ihm und seinen Propagandamethoden zum letzten Wahlkampf und heute so freie Hand wie nur möglich gelassen hat. Aber es ist nicht verwunderlich, daß Herr Hitler in jenen Reihen keine Eroberungen macht, wenn er für die nationale Samm lung die gleichen Methoden des Klassenkampfes, der Ver leumdung und Verhetzung anwendet in denen jene ihm weit überlegen sind. tets ihre Wirtschaftsaufgabc in den Vordergrund stellten und ich und ihre Mitglieder mit dem nationalen Gedanken un- rcdingt verbunden fühlten. Deutschland ist überhaupt das einzige Land, dessen Marxismus an den Internationalismus glaudtc und Millionen deutscher Arbeitnehmer zu dem gleichen Irrglauben verleitete. Als solcher ist er durch die Welt geschichte nr den letzten vierzehn Jahren erwiesen. Keine einzige internationale Sozialdemokratie irgend eines Landes kam den deutschen Arbeitnehmern zur Alse. Im Gegenteil! Der Sozialdemokrat Snowden verübte als Finanzminifter des ziveiicn marxistischen Kabinetts Mac Donald gegen den marxistischen Reichskanzler Müller nnd seinen Parteifreund Hilferding als Finanzminister den frechen Raub der 300 Millionen Mark des Geldes der deutschen Liqnidationsgeschädigten, vor dem die konservativen englischen Kabinette znrückgcschreckt waren. Snowden handelte so als nationaler Engländer, trotzdem er sich als internationaler sozialdemokratischer Agitator auf den Ministersessel ge schwungen hatte, weil er sich der englischen Arbeitnehmer schaft näher fühlt als der deutschen. Und ans diesem National gefühl trennte er sich ebenso wie MacDonald vom Marxismus. Können die deutschen Arbeitnehmer und dürfen die deutschen Gewerkschaften anders handeln, wenn sic nicht mir an Volk nnd Staat sondern sogar nur an ihre Familie oder an ihre Person denken? Sie müssen es oder gehen mit uns alle zugrunde. Die Todesstunde des internationalen Marxismus in Deutschland wäre die Lebcnsstundc des deutschen Volkes.