Volltext Seite (XML)
GSlhfisOes. MWMrWcnlz. Krim M alt. Dresden. Am 4. November 1932 begeht der langjährige sächsische Staotsminister und Ministerpräsident Max Heldt seinen 60. Geburtstag. Heldt, der das Metalldrehcrhand- merk erlernt hatte, begann bereits ziemlich früh, in der Arbeiterbewegung eine Nolle zu spielen. Seine Domäne in dieser waren Fragen des Arbeitsrcchts und der Sozialpolitik. Er wurde Vorstandsmitglied mehrerer Krankenkafsen, Ge- werbegerichtsbcisihcr, Mitglied des Schiedsgerichts für Arbci- terversicherung sowie Mitglied des Neichsversichcrungsamtes für Feinmechanik. Von 1904 bis 1907 war er Gauleiter des Deutschen Metallarbeitcrverbandes für Sachsen, 1907 «wurde er Gewerkschaftssekretär in Chcmnitz. Dem Säch- < schen Landtag gehörte Heldt von 1909 bis 1930 ununter brochen an. Am 1. November 1918 wurde Max Heldt als Staatsminister in das letzte königliche Kabinett berufen. Am 14. November 1918 trat er infolge der Revolution mit dem gesamten Kabinett zurück und wurde Beigeordneter bei der Kreishaupimannschast Chemnitz, aber bereits am 21. Ia- nuar 1919 Volksbeauftragler und kurze Zeit darauf Arbeits minister. Von 1920 bis 1923 gehörte er der Sächsischen Re gierung als Finanzminisler an. Im Jahre 1924 trat er als Ministerpräsident an die Spitze der Sächsischen Regierung. Nach seinem im Jahre 1929 erfolgten Sturz trat er noch ab und zu im Sächsischen Landtag hervor. Mit dem Zusammen bruch der von ihm gegründeten Alte» Sozialdemokratischen Partei, die bei den Neuwahlen 1930 keinen Sitz mehr errin gen konnte und inzwischen wieder in die SPD aufgegangen ist, trat Heldt aus dem politischen Leben zurück. Die Folgen des Selbstmordes des Bürgermeisters Hof mann in Schnarrlanne Schnarrtnnnc. Vor kurzem hatte, wie erinnerlich, der Bürgermeister Willy Hofmann in Schnarrtanne seine 33 Jahre alte Ehefrau, seinen 11jährigen Sohn und seine 9jäh- rige Tochter im Bett mit einem Beil erschlagen und sich dann selbst in einem Walde bet Carolagrün erhängt. Die inzwischen vorgenommene Nachprüfung der Verwaltungs- geschüftc der Gemeinde Schnarrtanne hat ergeben, daß Hof mann seinem Amt offenbar nicht gewachsen mar. Er soll die Geschäfte nicht mit der nötigen Gewissenhaftigkeit und dem erforderlichen Verantwortungsbewusstsein geführt haben, weshalb dem Gemeindeverordnetenkollegium vorläufig keine Ucbersicht über die finanzielle Lage der Gemeinde gegeben werden kann. Auf Anweisung des Innenministeriums wird nun die Frage geprüft, ob eine Bereinigung der Ge meinde Schnärrtanne mit der Gemeinde Vogelsgrün als zwcckmäkia erscheint. Haupllagnng des Landesschnlvcreins für Sachsen Stollberg. Die Haupttagung des Evang.-luther. Landes schulvereins für Sachsen behandelte ausführlich die schulpali- tische Lage, wie sie sich aus dem neuen Kulturprogramm der jetzigen Regierung ergebe. Es wurde zwar eine gewisse Bes serung nach Herausgabe des verbindlichen Lernstoffes im Religionsunterricht festgestcllt, andererseits aber betont, dass man in Sachsen vom gesteckten Ziel noch weit entfernt 'ei. — Einmütig wurde eine Entschließung angenommen, in der erklärt wird, daß in den Schulen das Recht und die freie Entfaltung der christlichen Grundlage aller Erziehung ge sichert und geschützt sein könne nur ayf dem Boden des El ternrechts und der evang.-luther. Vckennlnisschule. „Indem wir uns der Reichsregierung namens des christlichen Hauses Sachsen freudig zur Mitarbeit zur Verfügung stellen, rufen wir am Reformationsfest im Land der Reformation wieder holt und dringend den maßgebenden Stellen zu: Helft uns heraus aus der Schulnot I Gebt uns endlich unsere evang.- luther. Bekenntnisschule mit Bibel. Gesangbuch und Kate chismus wieder!" — Auf das von der Versammlung an den Reichsnmenministcr abgesandte Bcgrüßungstclegramm ant wortete dieser in einem längeren Telegramm, in dein es heißt: Möge Ihre Versammlung dazu beitragen, den von der Reichsregicrung im hohen Maß geforderten Gedanken des Schutzes christlicher Sitte und christlicher Erziehung der deutschen Jugend zu vertiefen. Deutsche KriegsgrälmMorge Der Volksbund Deutsche Kricgsgräberfürsorge E. V. ver anstaltet in diesem Monat in fast ganz Deutschland zugunsten der Kricgsgräberfürsorge eine öffentliche Sammlung. Aus diesem Anlaß hat der Präsident des Volksbundes einen Auf ruf herausgcgebcn, in dem es u. a. heißt: Wie ein dunkler Wall umgeben die deutschen Kriegs- graberstälten unser Vaterland. Von 8 Millionen, die zum Schutze der Heimat ins Feld zogen, kehrten 2 055 000 nicht wieder zurück. In 43 Ländern der Erde haben sie ihre letzten Ruhestätten gefunden. Das sind Zahlen, die ans Herz greifen, aber auch verpflichten! Tot ist nur, wer vergessen ist. Dies harte Mcnschenlos darf unsere im Weltkriege Ge fallenen nicht treffen. Deutsche Schwestern und Brüder, ihr Mütter und Frauen, deutsche Frontkameraden, es sind die eurigen, die da draußen schlafen, denen ihr die Treue ver sprächet bis in den Tod. Dieses Gelöbnis zu halten, gebietet nicht nur die Liebe und Dankbarkeit zu jenen 2 Millionen sondern daneben steht das Gebot nationaler Ehre und Selbst achtung. Die Erinnerung allein tut es nicht, aus ihr heraus muß die opferwillige Tat wachsen, die den toten Brüdern die fremde Erde zu einem Stück Vaterland macht. Wohl hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge schon viel tun können. In Frankreich befinden sich 109 Gräberstätten mit 518 075 Toten im Bau, in Belgien ist kürzlich die Ehrenstätte in Langcmark fertiggcstellt und geweiht und im Osten ist manche Anlage vor dem endgültigen Verfall bewahrt, an dere, wie in Nazareth Bilolj und Semendria, sind in Arbeit genommen. Aber noch mehr bleibt zu tun übrig. Gebe jeder daher, soviel er vermag, wen» die Sammler des Volks bundes in de» nächsten Wochen darum bitten. Berlehrsstreik in Berlin? Berlin, 3. November. Während sich das Verkehrsperso- .ial nnd das lcchnischc Personal der Berliner Verkehrsgesell- schafl in geheimer Abstimmung gegen einen Streik aussprach, faßte eine BGO-Bcrfammlung den Beschluß, Donnerslag- srüh in den Streik zu treten. 3n diesem Beschluß wurde zum Ausdruck gebracht, daß sich die nationalsozialistische Belriebs- organisalion dem Streik anschließen werde. Die Versamm lung ernannte eine Streikleitung unter Führung des kam- j mninslischen Betriebsrates Schmirgel. < Das tägliche Rundfunkprogramm. Freitag, 4. November Leipzig-Dresden 6,15 Funkgnmnastik; 6,35 Frühkonzert; 13,66 Mittngskon. Mt des Emde-Orchesters Leipzig; 13,15 Tanz nach Tisch; 15,15 Dienst der Landfrau: Ungeziefer im Hühncrstall; 16,66 Der Sternenhimmel im November; 16,30 Nachmittagskonzert des Leipziger Sinfonieorchesters; 17,30 Stunde mit Buchern: Lebe« im Werk; 18,00 Jahrtausend Deutscher Dichtung: Die ersten Messiadcn; 18.25 Sprachenfunl: Englisch; 19,00 Volksmusik; 19,30 Vom Wesen deutscher Kunst; 20,00 Schubert-Stunde; 21,6» Tagcssragcn der Wirtschaft; 21,10 Frauen im Schatten großer Manner; 22,10 Nachrichtendienst; Anschließend: Die Kapelle Blachmann »Vielt. Glcichblcibcndc Tagesfolge: 7.15 Schallplattenkonzert mit Wcrbcnachrichtcn, 9.30 Wirt- schaslsnachrichten, anschließend Wetterdienst, Vcrkchrssunk und Tagesprogramm sowie: Was die Zeitung bringt; 11.00 Werbc- Nachrichten außerhalb des Programms; 13.00 Presse- und Bör senbericht, Wetterdienst, Wasserstandsmeldmige» und Zeitan gabe, 15.30 Wirtschastsnachrichtcil; 17.30 Wettervoraussage; 17.50 Wirtschaslsiiachrichtcu. K 8 n l g s w u st e r h a u s e n. 9.60: Berliner Schulfunk. — 10.16: Schulfunk: neue Schiffshebewerk bei Niederfinow. — 15.66: Aungmädchenstunde: Was wir lesen. — 15.30: Wetter- und Börsenberichte. — 15.45: Technische Plaudereien. — 16.00: Die Privatschnle. — 16.30: Aus Leipzig: Konzert. — 17.30: Deutsche Männer im anßcrdeutsche» Südostcn. — 18.60: Violenquartett. — 18.30: Dle Ueberwindung der Krise In der Seeschiffahrt. — 18.55: Wetterbericht. — 19.00: Wissenschaftlicher Vortrag für Acrzte. — 19.30: Stunde der Reichs-, regierung: Rückblick auf das politische Vierteljahr. — 20.00—22.25: Berliner Programm. — Anschließend bis 24.00: Aus Hamburg: Unterhaltungsmusik. Glcichblcibcndc Tagcüsolge: 5.45: Wetterbericht. — 6.00: Funkgymnastik. — 6.15: Wie derholung des Wetterberichts. — Anschließend: Frühkonzert. — 10.00: Rcucstc Nachrichten. — 12.00: Wetterbericht. — An schließend: Schallplattenkonzert und Wiederholung des Wetter berichts. — 13.35: Neueste Nachrichten. — 14.00: Konzert (außer Sonntag). Ein Denkmal liir die Alsdorfer Opfer Aachen, 3. November. In Alsdorf fand die feierliche Uebergabe des Denkmals an die Gemeinde Alsdorf statt, das der Kreistag des Landkreises Aachen zur Erinnerung an di« furchtbare Explosionskatastrophe am 21. Oktober 1930 ge stiftet hat, bei der 272 Knappen ihr Leben lassen mußten. Das Denkmal besteht aus vier wuchtigen Steinkreuzen auf einem steinernen Sockel, der die gänze Breite des Gräber gevierts einnimmt. Die Kreuze sind untereinander verbun den durch drei Plastiken, die drei Bergleute zeigen. B«i der Ucbcrgabefcier betonte Landrat Claßen, das Denkmal solle ein Symbol des lebendigen Gedächtnisses sein, das den Tote» vo» Alsdorf immerdar erhalte» bleiben müsse. Bür germeister Becker sprach im Namen der Hinterbliebenen und der Gemeinde den Dank für das Ehrenmal aus. Die Feier schloß mit einer Kranzniederlegung, Oopircgm 1931 d, Kan Köhler L Lo., Bertln-Zeyiendorf. (19. Fortsetzung) (Nachdruck verboten! , „Erwartet der Gatte der Frau Holm sie in Kairo?" „Frau Holm ist Wikwc." „Ah so!" Und das klang fast, als wolle Helmer sagen: Wie angenehm! Aber dann ging er zu einem anderen Gesprächs stoff aber. — Teddy hatte indessen einen jchweccn Stand, denn Tutti zeigte absolut keine Neigung, liebenswürdig und nett zu sein, und „bockte", wenn ihre Schwester sie ermahnte, nicht unge zogen zu sein. Sie war unausstehlich, aber gerade dadurch, daß sic am ihrem Kopf bestehen blieb und ihn durchaus nicht nett behan beste, gefiel sie Teddy nur immer besser, und es bereitete ihm ein großes Vergnügen, die blanken, Hellen Augen in Zorn auf- leuchten zu sehen. Er verstand es auch herrlich, die junge Dann- zu reizen, wußte er doch, was sie ärgerte. Er kämpfte und stritt mit Tutti, die für die Frau mit Begeisterung die Fahne der Freiheit schwang. „Dann gehört wohl Ihrer Ansicht nach die Frau hinter den Kochtopf?" — „Bestimmt eher dahin, als hinter das Steuerrad eines Autos." „Haha — und Sport?" „Mit Maßen, aber erst dann, wenn der Beweis erbracht worden ist, daß die bewußte junge Dame ein regelrechtes Mittag essen kochen kann." „Karla, hörst du — erst dann?!" „Liebling, ich habe nicht zugehört. Ilm was handelt es sich?" „Nicht wichtig genug, daß ich es wiederhole. Aber urko mische Ansichten hat Herr von Fuchs, das steht einmal fest." „Für mich gilt bei der Frau nur die absolut weibliche Lini" Ich kann es einer Frau schwer verzeihen, wenn sie abgehetzt vom Sportplatz kommt, unmöglich aussiehi, ungepflegt und männ lich wirkt und begeistert erzählt, daß sie bald den und den Re> korb halten wird. Sie soll lieber die Bratpfanne halten un. hübsch und nett aussehen, als wie eine Megäre aus dem Sport platz herumzurasen." .Also alte, vertrottelte Ansichten. Die Frau ins Haus — lchrumm, die Tür zu und vom Leben nichts hören." „Im Gegenteil, kleines Fräulein —" „Nennen S!« mich nicht kleines Fräulein. Ich bin kein kle» ---s Fräulein, ich bin ein junges Mädchen unserer Zeit." „Das habe ich schon gern. Mit idealen Forderungen an die Menschheit und völligem Versagen der von Natur und Sitte be stimmten Pflichten. Seien Sie doch nicht so dumm und kauen Sie so unverdautes Zeug wieder, was Ihnen irgendeine Schnee gans aufgetragen hat. Dann ist es mir schon lieber, Sie schmin ken und parfümieren sich, wenngleich Sie dazu noch viel zu jung sind." „Was bin ich?! Hach, das ist denn doch eine Frechheit! Ich rede keinen Ton mehr mit Ihnen!" „Wetten, daß Sie in fünf Minuten wieder mit mir reden?" Teddy sah sie verschmitzt von der Seite an, stand auf und hum pelte, ganz schlimm zusammenknickend, an den nächsten Tisch, um ein Kissen zu holen. Tutti sah ihm verstohlen nach und bemerkte, daß er hinkte. Als er zurücklam, legte er sich das Kissen unter den Fuß und seufzte leise aus. Da war es vorbei mit ihrer Be-l berrsckuna. i ,,Wäs — was haben Sic denn?" ^Gewonnen!" „Was? Ich verstehe nicht." „Sie wollten doch nicht mehr mit mir reden." „Will ich auch nicht, will nur wissen, was Ihnen fehlt." „Liebevolle Pflege für meinen Fuß, der gestern abend in ' eine Parfümslaschc getreten ist." „Haben Sie sich dabei verletzt?" , „Nein, aber erschrocken habe ich mich." > ..Das schadet nichts. Warum sehen Sie nicht, wohin Sie laufen? Aber wozu haben Sie denn jetzt das Kissen geholt, wenn Ihnen der Fuß nicht weh tut?" Tutti sah doch etwas > ängstlich auf den weich gebetteten Fuß, her, mit Lackschuh und ' Scidcnslrumpf bekleidet, gar nicht so bedauernswürdig aussah. „Ich wollte nur, daß Sic wieder mit mir reden." „Das ist — das ist eine —" „Gemeinheit! Ich weiß, aber wenn ich mir mal was in dey i Kops gesetzt habe, dann kommt es mir auch auf eine solche Lüge ! nicht an." „Und Sie wollen über meine Erziehung urteilen. Sie sind ja selbst noch nicht erzogen." „Habe ich auch gar nicht behauptet, ich war nicht vier Jahre in einer Pension und bin dort gründlich —" „Erzogen worden!" „Ich wollte eigentlich „vermasselt" sagen, aber ganz wis Sie wollen. Wie ist es denn nun, wollen Sie Ihr reizendes Nachthcmdchen noch nicht wiederhaben?" „Danke." „Dann nicht! Ich werbe damit mal bei passender Gelegen heit ein nettes Geschenk machen." - „Geschenk? Wen, können Sie so etwas schenken?" „Na, zum Beispiel meiner Braut zur Hochzeit." „Sie — Sie sind verlobt?!" Tutti fragte es ganz atemlos I und starrte ihn an. „Wieso — sehe ich so heruntergekommen aus?" „Sie sprachen doch eben von Ihrer Braut." „Ach so! Nein, noch habe ich keine. Aber da ich nun schon , ein nettes Geschenk für sie habe, werde ich mich mal dringend > »ach so etwas umtun. Kann doch vielleicht ganz nett sein." ' „Was?" „Bräutigam spielen." ! „So etwas spielt man nicht." „Ach, Fräulein, nur nicht so vortrefflich." „Leber solche Dinge darf man nur seriös reden." i „Ei weh! Das habe ich schon gern! Spaß muß sein bej l der Leiche, sonst kann sie mir gestohlen werden." i „Die Leiche?" ! „Nee, die Braut." „Die kann mir jetzt schon leid tun." „Mir nicht, das Meechen wird es herrlich bei mir haben. > Schlechte Laune habe ich nur Montag, Donnerstag und Sonntag- j nachmittag, die anderen Tage und Stunden ströme ich geradezu i vor fabelhafter Laune über." „Warum haben Sic denn ausgerechnet Sonntagnachmittag j schlechte Laune?" ' „Haben Sie schon einmal einen gemütlichen Sonntagnach- > mittag verlebt? Entweder sind Sie mit der Familie zusammen, ! da wird bestimmt familiär gezankt, denn da hat man leider Got tes Zeit dazu, oder Sie sind allein und ärgern sich, daß absolut nichts los ist." „Haben Sie eigentlich irgendeine Beschäftigung?" „Beschäftigung? Was ist denn das? Meinen Sie damit einen Beruf? Nee, so was habe ich nicht, aber man soll den Mut nicht verlieren, das kann mal schnell kommen, zumal ich Mich sehr für Geflügelzucht interessiere." „Da müssen Sie eben Landwirt werden." „Muß ich auch, da zu Hause ein solches Institut auf einen von uns wancr. Der aste yerr hat dazu absolut keine Luft, er lebl bedeutend lieber in Paris oder Berlin, folglich muß ich die Klitsche beackern, wenn ich wieder zurückkomme" „Und wie lange wollen Sie noch reisen? „Das hängt nicht von mir ab, sondern von —" Teddy tippt« sich auf die Stirn. „Ach so, das geht ja nicht — also, nehme, wir an, ich bin noch lange unterwegs. — Wie ist das nun? Da wir uns jetzt so nett unterhalten haben, könnten wir doch eigentlich Frieden miteinander schließen, nicht?" „Ich habe mich nicht mit Ihnen unterhalten." „So, was haben Sie denn getan?" „Fragen gestellt. Um mich mit Ihnen zu unterhalten, bin ich noch viel zu böse auf Sie und sind Sie mir auch nicht sym- pathisch genug." Tutti warf das Köpfchen zurück, daß die Locken flogen, und blitzte ihn an. Teddy fand sie so unbeschreiblich i reizend, nickte ihr vergnügt zu und sagte unbekümmert: „Man keine Bange nicht, das legt sich. Eines Tages bin ich Ihnen so sympathisch, daß Sie nicht mehr ohne mich auskommen können. „Hoffentlich wird Ihnen bis dahin die Zeit nicht lang." „Ich habe warten gelernt." Tutti sagte nun nichts mehr, sondern stand auf und ging zu ihrer Schwester, die an einem Nebentisch mit einer alten Dame plauderte. Teddy sah ihr mit innigem Vergnügen nach, freute sich, wie fesch das Kleidchen um das zierliche Figürchen tvippte, und schlenderte dann nach dem Nauchsalon, wo er seinen Papa in Gesellschaft von Helmer Berner fand. Er ließ sich mit Helmer bekannt machen und freute sich, kon statieren zu können, daß er ein kluger, aufgeweckter Kopf war. „Ruhe!" Wieder klopfte es an die Kabinentür, aber Teddy gedachte noch nicht, sich dem Hellen Tag in die Arme zu werfen, er dreht« sich auf die andere Seite und schnarchte zwischen jedem Klopfen, j als wolle er einen südamerikanischcn Baumriescn durchsägen. Aber Bruno ließ nicht nach. Er klopfte unentwegt weiter, I so daß schon alle umliegenden Kabineninhaber wach geworden waren, hier und da eine Tür geöffnet wurde und ein mehr wie anklagender Blick auf Bruno fiel. Aber auch das störte Bruno nicht. Er klopfte weiter. Endlich vernahm er einen Laut in der Kabine, der sich an hörte, als stehe jemand von einem knarrenden Bett auf, und ! wirklich wurde der Riegel der Tür herumgeworfen, und Bruno ! konnte cintreten. I Das heißt, er fand kaum Platz dazu. Alle Stühle und der Fußboden waren mit Gegenständen j beseht, die eigentlich im allgemeinen in Schränke gehörten. Aber ! als Teddy in der vergangenen Nacht etwas schief geladen aus der ! Bar gekommen war, hatte er im dunklen Unterbewusstsein nach > einem Nachthemd gesucht, denn ihm war immerhin noch en'n- i nerlich, daß man ein Nachthemd anzieht, wenn man sich ins Bett legt. Aber er fand es nicht, denn er suchte überall ba, wo es bestimmt nicht liegen konnte, hatte sogar die fixe Idee, daß es i sich vielleicht im Wasserhahn verkrümelt hätte, und ließ Wass« laufen, was wollte. Er freute sich mit etwas blödem Grinsen, j als das Wasser aus dem Becken plätscherte; da der Verschluß des Beckens nicht offen war, lief bas Wasser natürlich nicht ab. Als ihn dieses neckische Spiel nicht mehr genügend befrie digte, drehte er die Hähne zu und packte alle Gegenstände, db- ihm bei der Suche nach dem auf seinem Bett friedlich ausg»- ! breitet liegenden Nachthemd in die Hände kamen, in das Bek- ; ken. Daß ihm dabei seine schönen, steifen Kragen und Socke« ! unter die Finger kamen, war Schicksalstückc. Müde gespielt wie ein Kind, hatte er sich dann einfach mit Smokinghofe, Schuhen und Strümpfen auf bas Bett gelegt, rvar mit einem seligen Lächeln eingeschlummert und hatte traumlos bis zum Morgen geschlafen. (Fortsetzung folgt.)