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Nachfordcruug vor Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kletnycnncrs- dorf, Krippen, Lichtcuhain, Mitlclndorf, Lstrau, Porschdorf, Postelwih, Prossen, Rathmannsdorf, Neinhardtsdorj, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wenoischsährc, sowie siir das Gcsamtgcbicl der Sächsischen Schweiz. Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung Alma Hieke, Inh. Walter Hieke. Verantwortlich: Waller Hieke. Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gespaltcnc 35 mm breite PetUzcile 20 Psg., sür auswärtige Auftraggeber 2.5 Psg., 85 mm breite Ncklamczcilc 80 Psg. Tabel larischer Sah nach besonderem Taris. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für in- und ausländische Zeitungen. rSiän-Lge Wochenbeilayen: 'Ahnung und Wissen«, „Das Leben im Bitd" 2 2 „Oie Frau und ihre Welt", Illustrierte Sonntagübestage: LI Richicrschcincn einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bezugspreiskürzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Rr. 251 Bad Schandau, Nienstag, de« 25. Oktober 1832 26. Jahrgang Der Reichskanzler vor dem Handwerk Hilfsmaßnahmen für den gewerblichen Mittelstand — Neugestaltung des politischen Lebens Berlin, 25. O ki ober. Das Berliner nnd märkische Handwerk hielt in Berlin ein« Obermesttertagung ab, auf der Reichskanzler von Pa pen ausführlich über die Sorgen des gewerblichen Mittel- standes sprach. Präsident Ludwig von der Handwerkskammer Ber lin ging kurz aus die Lage des Handwerks in den letzten Jahren ein. Reichskanzler von Papen habe aus der Tagung des Westfälischen Bauernvereins als Mittel zur Ueberwin- dung der Krise die Weckung der persönlichen privaten Initia tive der Wirtschaftsträger bezeichnet. Diesen Ausführungen stimme das Handwerk durchaus zu. denn persönlicher Un ternehmungsgeist und Berantwortungsgesühl seien von zeher Eigenschaften des Handwerks gewesen, auf denen sich seine grofzen Leistungen in der deutschen Vergangenheit ausge baut haben. Dann nahm Obermeister Lohmann das Wort, um die Grundlinien der Not des Hand werks und die Zielpunkte des handwerklichen Wol lens aufznzcichnen. Die Not des Handwerks sei riesengroß, wenn auch das Handwerk sie nicht täglich so laut hinaus- schrcie wie manche andere Berufsstände. Das Handwerk erfülle nach guter deutscher Art still und unverdrossen feine Pflicht und kämpse zäh und mutig weiter um die Aufrecht erhaltung seiner wirtschaftlichen Selbständigkeit. Die Er bitterung im Handwerk dürfe nicht unterschätzt werden. Das Mas; lei bereits übervoll. Das Handwerk verlange mit Recht eine völlige Umkehr aus dem bisher beschrittenen Irrwege staatlicher Wirtschaftspolitik. Die Gesetzgebung der Nachkriegszeit sei dem Handwerk ungünstig gewesen. Die Soziallasten könnten bei Aufrechterhaltung der Leistungen sehr wohl gesenkt werden. Der Tarifzwang müsse beseitigt werden, da eine Gleichsetzung von Handwerk und Industrie das Handwerk ruiniere. Ein besonderer Krebsschaden für das Handwerk sei die Schwarzarbeit, die nur mit staatlichen Mitteln bekämpft werden könne. Das immer noch anhal tende Absinken der Kaufkraft der breiten Massen durch die Arbeitslosigkeit, Gehaltskürzungen usw. sowie der unlautere Wettbewerb entziehe dem Handwerk seinen Boden. Nur Klein- und Mittelbetriebe könnten die wirtschaftliche Heran bildung eines gesunden Nachwuchses sichern, mit dem das Handwerk und das deutsche Bürgertum stehe und falle. Das Handwerk erwarte daher umfassende Arbeitsbeschaffung durch weitere Maßnahmen aus dem Gebiete der Hausin- standscßnng sowie durch Staats- und Behördenaufträge auch an Klein- und Mittelbetriebe. Reichskanzler von Baven begrüßte die Gelegenheit, vor Vertretern des Handwerks besten Wünsche und Nöte die Wünsche und Nöte des gan zen Mittelstandes seien, nochmals die Grundgedanken der Wirtschaftspolitik der Neichsregierung entwickeln zu können, und versicherte die Anwesenden, daß alles, was Handwerk und Mittelstand bewege und bedrücke, offenes Ohr bei der Regierung finde und ihr Veranlassung gebe, nach Linderung und Abhilfe zu suchen. Der Kanzler erklärte, daß sich die bisherigen Maßnahmen der Reichsregierung, die die Wirt schaft zu neuem Wiederaufstieg führen sollen, als richtig er wiesen hätten. Bewährt habe sich vor allem der Grund gedanke, in erster Linie die Initiative des Unternehmer tums wiederanzuregen und dem für Handwerk und Klein gewerbe entscheidenden Binnenmarkt zu stärken. Auch die auf der Zentrumstagung in Münster kürzlich ausgesprochene Kritik des Wirtsckzaftsplanes bedeute im Kern eine Zu stimmung zu den Grundideen des Programms der Negie rung. Wenn man allerdings als ..Kardinalfehler" dieses Programms eine angebliche einseitige Hilfe feststellen zu können geglaubt habe, so gehe dieser Vorwurf völlig fehl. Der Reichskanzler befaßte sich dann eingehend mit dem Ver besserungsvorschlag. das Steuergutscheinsystem auch auf die Einkommenssteuer auszudehnen, und erläuterte seine tech nische und praktische Undurchführbarkeit. Die Reichsregie rung habe sich mit dieser Frage eingehend befaßt. Keine Währungsexperimente Die Ausdehnung des Steuergulscheinverfahrens auf di« Einkommenssteuer würde den Arbeitgeber die Möglichkeit geben, mit den Steuergcldcrn seiner Arbeitnehmer zu speku lieren. Wollte man gar solche doch aus kleine Beträge lau tenden Steucrgutschciue „unmittelbar im Verbrauch" um sehen, so würde man damit doch eine starke Ausweitung der Zahlungsmittel, unzweifelhaft eine wirklich begründete Jn- flakionsgefahr heraufbcschwören. Wenn also Prälat Kaas in Münster gemeint habe, die Negierung unternehme „höchst gewagte Experimente", so dürfe, belonle der Kanzler, diese Kennzeichnung weit zutreffender auf den geschilderten Vor schlag der Zenlrumspartci anzumenden sein. Die gegen wärtige Lage fordere ein Wagnis zur Ueberwindung der Depression, nur müßten die Nisikomöglichkeilen genau abge wogen sein und dürsten nicht außer Verhältnis zum erstrebter Erfolg flehen. Vas sei von der Regierung genügend be rücksichtigt worden. Der Kanzler begrüßte in diesem Zusammenhang die ..us der Tagung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaft-)» bundes und des Allgemeinen Freien Angestelltenbundes vom Abgeordneten Tarnow ausgesprochene Bereitschaft der Ge werkschaften, dem wirtsclzafllichen Teil des Negierungspro gramms die Chance zuzubilligen, seine Brauchbarkeit unter Beweis zu stellen. Er hoffe, daß damit nicht nur passives Abwarten und Besteitestehen ausgedrückt werden sollte, son dern positive Mitarbeit in Aussicht gestellt werde. Die Zei len, da man tatenlos beiseitestand in der von parteipoliti schen Rücksichten diktierten stillen Hoffnung, der andere werde mit seinen Plänen Schiffbruch erleiden, müßten vor über sein. Auch der Borwurf, die Sorge der Regierung gelte in erster Linie der Großwirtschaft, verkenne völlig die enge Verflechtung aller Zweige der Volkswirtschaft miteinander. Gerade im deutschen Osten habe sich die Schicksalsverbun- denbeit des deutschen Handwerks mit der Landwirtschaft er wiesen. Hier bringe übrigens die seht veröffentlichte zweite Entschuldungsverordnung für das Osthilfegebiet, die der Kanzler näher erläuterte, gerade den durch die Entschuldung in Schwierigkeiten geratenen Handwerker- und Handels kreisen eine rasche und fühlbare Erleichterung. Aber auch mit der Industrie seien Handwerk und Kleingewerbe auf das engste verbunden, wie es sich vor allem im Westen des Reiches erweise. Umfassende öffentliche Arbeiten Insgesamt würden in den nächsten Monaten öffentliche Arbeiten im Werte von nahezu X Milliarden RM. in Auf trag gegeben werden. Pläne für weitere öffentliche Arbei ten, davon in großem Umfange von den Kommunen, seien in Vorbereitung. Mit Nachdruck werde daraus hingewirkt, daß bei diesen Arbeiten, soweit technisch irgend möglich, Hand werk und Mittelstand herangezogen würden. Eingehend erörterte Reichskanzler von Papen die Vor teile, die sich aus den Steuergutscheinen und der Veschäfti- gungsprämie für das Handwerk ergäben. Gerade beim Handwerk sei eine Möglichkeit zur Neueinstellung gegeben und die Höhe der Prämie, etwa 1,30 Mark pro Arbeitstag, gebe die Möglichkeit, den Kunden in der Kalkulation ent gegenzukommen. Grundsätzlich stehe die Neichsregierung auf dem Standpunkt, daß die wirtschaftliche Betätigung der öffent lichen Hand sich auf die Betriebe und Produktionszweige beschränken solle, deren Bedeutung für das Bolksganze so groß und deren Struktur so einfach sei, daß sie zentral be wirtschaftet werden könne. Der Kanzler verwies dann auf die Maßnahmen, die der besonderen Not des Handwerker standes steuern sollen, wie die Bereitstellung von 50 Millio nen NM. für die Vornahme von Hausreparaturen. Bereits in zehn Tagen seien, wie ans Kreisen des hans- besihes mitgeteilt werde, Anmeldungen für Reichszuschüsse zu Reparaturen an Hausgrundstücken in etwa 250 Orten im Gesamtbeträge von rund 23 Millionen RM. eingcgangen. Kapitalbeschaffung für das Gewerbe Die Reichsregierung sei sich bewußt, daß zur Ueber- nahme von Aufträgen besonders die kleinen und mittleren Betriebe der Zuiübruna neuen Kavitals bedürfen. Sie habe Fttr ettlge Leser. * Der 53jährigc Danziger Kapellmeister Alexander Tep- licki >vurve in Warschau wegen Spionage zu 15 Jahren Ge fängnis verurteilt. Irgendwelche Mitteilungen über die Tep- licki zur Last gelegten Vergehen sind nicht gemacht worden. * Das Kricgsministcrinm in Asuncion gibt bekannt, daß die paraguayischen Streitkräfte Fort Arce, den letzten Stützpunkt im Gebiet des Gran Chaco, erobert haben. * Der Generalsekretär des Völkerbundes Sir Eric Drum mond traf in Berlin ein, um in den nächsten Tagen über die Neubesetzung des Unlcrgeneralsekretärpostcns, den bisher Dufour-Ferönce inne hatte, mit der Neichsregiernng zu ver handeln. * Der amerikanische Delegierte Norman Davis wurde im englischen Außenministerium von Mac Donald und Sir Simon empfangen. Die Besprechungen sollen sich, wie verlautet, aus dic Lage des Abrnstungsproblcms beschränkt haben. deshalb der Bank sür Deutsche Jndnstrieobligationen 50 Mil lionen RM. Reichsschahanwcisungen zugeführt, die diese in die Lage sehen sollen, längerfristige Kredite an kredltbe- dürstige Unternehmer, insbesondere des Kleingewerbes zu geben. Die Reichsregierung sei auch bereit, den gewerb lichen Kreditgenossenschaften zu Helsen, indem sie Reichsbürg- schaflen in einem Gesamlausmaß von 65 Millionen RM. übernehme, um die Zahlungsbereilschast dieser Institute wie derherzustellen, ferner aber auch den gewerblichen Kredit genossenschaften verlorene Zuschüsse, die sie aus eigener Kraft nicht auszugleichen vermögen, gewähre. Für diesen letzteren Zweck seien bereits 25 Millionen RM. ausgegeben worden. Eine begrenzte Fortführung dieser Hilfsaktion werde zunächst vorbereitet. Senkung der Banl-Zinfen Er habe schon öfter betont, daß das schwere Werk, die deutsche Wirtscizaft wieder zu neuem Aufstieg zu führen, vom Vertrauen breitester Volksschichten getragen sein müsse. Alle Vernunftsgründe sprächen heute dafür, daß dieses Ver trauen in eine günstigere wirtschaftliche Fortentwicklung wieder gerechtfertigt sei. In den letzten Wochen habe die Besserung der Weltwirtschaftslage angehalten. Der Preis- verfall der Rohstoffe, von dem der Zusammenbruch der Weltwirtscl-ast ausging, habe, wenn nicht alle Zeichen trügen, lein Ende erreicht. Durch die Beschränkung der Produktion seien die Vorräte zahlreicher repräsentativer Güter so stark vermindert, daß die nunmehr wieder notwendige Wieder- auffüllung der Lager zu einer Belebung der Märkte und damit zu einer Steigerung der Erzeugung führen müsse. Dieser Bedarf sei der beste und nachhaltigste Anstoß für einen Wiederaufstieg der Produktion. Es habe sich die Möglichkeit ergeben, den R e i ch s b a n k d i s k o n t von 5 auf 4 o. H. zu senken. Die Reichsregierung werde sich nach Möglichkeit eine weitere Senkung angelegen sein lassen. Dem werde sich schrittweise das ganze Zinsniveau des Lande» anpassen; auch der letzte Kreditnehmer könne dann mit einer Verbilligung des Kredits und mit verrinaerten Produktions- 'ostcn rechnen. Gegen die Parteienherrfchaft Die gute alte Tradition des Handwerks gehe aber über das rein Wirtschaftlici-e hinaus. Wer die marxistische Idee des Klassenkampfes ablehne, werde in der Ausgestaltung der Berufsstände und der Arbeitsgemeinschaft den Weg zur Volksgemeinschaft finden. Es sei ein beliebtes Schlagwort im Wahlkampf geworden, die Negierung wolle die Rechte des Volkes anta'stcn. Die Negierung sei im Gegenteil der Ueberzeugung daß über nebensächlichen Dingen, über Par- teigezänk und Machtsragcn die eigentlichen Rechte des Vol kes vergessen worden seien. Sei das etwa das höchste Volks recht, daß die Parieibürokratie nach Belieben Minister wählen und stürzen Koalitionen eingehen und lösen könne, Versprechen an ihre Wähler machen, die die Staatsfinanzen ruinieren, aber dem Abgeordneten das Mandat für die Wie derwahl sichern helfen? Heranziehung der Berufsstände Die wahren Rechte des Volkes aber, die habe man ver- ,essen: die Rechte, die sich aus Arbeit und Brot, auf die Frei- geii des staatsbewußte» Bürgers, auf den Ligcnbereich dec Familie, aus deutsche und christliche Erziehung und schließ lich auf die Mitwirkung der Berufsstände am össenttiche» Leben beziehen. Die Regierung stehe vor der unabweis baren Aufgabe, das Volk instand zu sehen, diese seine Rechte wieder auszuüben. Die Führer und die Parteien, die in jenen 13 Jahren Deutschland mit ihrem Streit erfüllt hätten, sie seien es gewesen, die die Grundlagen unseres Versas- sungslebens ins Wanken gebracht hätten. Er habe nie die unentbehrliche Funktion von Gesin nungs-Parteien für ein normales politisches Leben ver kannt. Aber es werde Zeit, daß die zur Führung solcher Ge- sinnungsgemeinschast Berufenen endlich einmal die indivi duelle politische Willensbildung wieder Herstellen und sie vor dem Totschlag durch eine sterile Majorisierung oder noch unfruchtbarere Parteibllrokratie schützen. Die Negierung sehe ihre Aufgabe darin, unsere sozialen und politischen Einrich tungen wieder so aufzubauen und zu befestigen, daß eine neue unerschütterliche Grundlage für die Rechte des Volkes gelegt werde. Die deutsche Wirtschaft werde nicht gefestigt werden können, wenn nicht gleichzeitig gefestigte politische Ver hältnisse hergestellt würden! Und man werde den politischen Verhältnissen keine feste und dauernde Gestalt geben können, wenn man nicht die Fehler befestigt, die unsere Verfassung in den letzten 13 Jahren gezeigt hak. Das Volk müsse be fähigt werden, seine» Wille» »ich! nur durch den Reichstag sondern auch durch seine anderen Vertretungen gellend zu machen: zu ihnen gehörten die Bcrufsvertretungcn, die von ihn, selbst geschaffenen Organisalionen der wirtschaftlichen Selbstverwaltung. Wenn die Regierung heute «ach Mitteln sucht, die verantwortliche Mitarbeit des Volkes neu und schöpferisch zu gestalten, dann werde eines von ihnen die