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Sächsische Elbzeitung : 27.10.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193210271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19321027
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19321027
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-10
- Tag 1932-10-27
-
Monat
1932-10
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 27.10.1932
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GSMMEes. Handwerk und Volkskunst Leipzig. Die ersl kürzlich dein Verkehr übergebene mo dernste Leipziger Passage, die Gaierie Königshof, gibt mit der i» Anwesenheit zahlreicher Vertreter von Behörden, des Handwerks und der Nolkskunstkreise eröffneten Ausstellung „Handwerk und Volkskunst" zum ersten Mal ihrer beson deren Bedeutung, die edelsten Erzeugnisse aus Handwerk und Industrie zu zeigen, in vorbildlicher Weise Ausdruck. Die Schau soll nicht nur dem Zweck dienen, den in großem Maße notleidenden Gebieten der Haus- und Volkskunst zu helfen, sondern soll auch vor allem das Interesse auf die im Hause hergestellten Erzeugnisse des Volkskunsthandwerks lenken. Als Vertreter des sächsischen Wirtschaftsministcriums eröffnete Kreishauptman» Dr. Marcus die Ausstellung mit dem Hinweis, daß die Regierung ihre stärkste Beachtung der Aufgabe widmet, wie der Not in den Gebieten cntgegenge- treten werden kann, aus denen die Erzeugnisse der Volks kunst kommen. Diese Ausstellung mache den Versuch, Her steller und Käufer zusammenzuführen. Der Städter habe sich der Volkskunst entfremdet in Unkenntnis darüber, welche schönen Dinge in der häuslichen Einsamkeit verfertigt wer den. Die auf dem Rundgang der Galerie unlergebrachte Schau zeigt in übersichtlicher und geschmackvoller Anordnung die formcnschöne» und dem modernen Empfinden entspre chenden Gebilde aus der Hand des Glasbläsers und Töpfers, die sich auch bei der Arbeit produzieren. Ferner sind ausge stellt Holz- und Korbwarcn für jeden Zweck, Spielmaren aus Holz, Schnißcreic» und andere Kleinkunst. Weberinnen und Spinnerincn lassen ihre Erzeugnisse ebenfalls vor den Augen der Besucher entstehen. Staat und Hirche in Sachsen Zu der Frage der StaatszuschUsse an die Kirche wird aus kirchlichen Kreisen nach geschrieben: Der vom Staatsge- richtshos vorgeschlagene, für den Staat äußerst günstige Ver gleich wegen der Staatszuschüsse an die Ev.-lnth. Landes kirche, zu dessen Annahme die Landeskirche bereit mar, ist vom Landtag am 8. Juli bei Stimmengleichheit mit den Stimmen der Staatspartei, der SPD und der KPD abgc- lehnt worden. Damit hatte sich der Vergleich erledigt, nnd daraus ergab sich — auch im Sinne des Vergleichsvorschlags — ohne weiteres die Fortsetzung des Verfahrens vor dem Staatsgcrichtshof. Dem nach Ablehnung des Vergleichs von der Staatspartei vorgeschlagencn und vom Landtag ange nommenen einseitigen Angebot eines willkürlich geänderten Vergleichs näherzutretcn, konnte bei dieser Sachlage für die Landeskirche nicht in Frage kommen. 1000-Zahrfcier der Stadt Banhen Vanßen. In diesem Jahr sind 1000 Jahre verflossen, gcit die Oberlausitz und damit die Stadt Bautzen in eine erste staatsrechtliche Verbindung mit dem Deutschen Reich icintratcn. In der Ratssitzung wurde zum Ausdruck ge bracht, daß in weiten Kreisen der Bürgerschaft der Wunsch besteht, ans diesem Anlaß im Jahr 1933, und zwar in der Pfingstwoche, eine Iahrtausendfeier zu veranstalten. Der Rat erklärte sich grundsätzlich bereit, die Feier durchznführcn, möchte aber, ehe er in der gegenwärtigen Notzeit Mittel für diesen Zweck bewilligt, Klarheit darüber schaffen, ob die an Der Feier interessierten Kreise der Bürgerschaft gewillt sind, einen Garantiefonds zur Durchführung des Festes zu zeich nen Vom Freiwilligen Arbeitsdienst Ancrbach i. V. Im Wege des Freiwilligen Arbeits dienstes werden gegenwärtig zwanzig Maßnahmen durchge führt, bei denen 324 Jugendliche beschäftigt werden; bei Notstandsarbeiten sind 25 Arbeitskräfte tätig. Elsterberg i. V. Der Bezirkskommissar für den Freiwil ligen Arbeitsdienst genehmigte ein Projekt, das die Reini gung und Vertiefung des Flußbettes der Weißen Elster unO des Mühlgrabens unterhalb des Kraftwerkes Gippe vorsieht. Bis jetzt haben sich etwa 70 Arbeitslose gemeldet; zunächst werden 20 Arbeitsdienstwillige und ein Führer eingestellt, weitere Einstellungen werden in allernächster Zeit erfolgen. Die Gesamlförderungsdaucr erstreckt sich varaussichltich auf einige Monate. Die Arbeitszeit beträgt wöchentlich 36 Stun den. Vvlkswirlfchasl. Dresdner Börse vom 26. Oktober. Am Mittwoch schien eine ireundlicherc Grundstimmung vorzuhcrrschcn, die sich kursmäßig msolge der Umsatzlosigkeit jedoch nicht ouswirken konnte. Zwick auer Kammgarn, Schubert Fr Salzer Reichclbräu und Industrie Plauen verloren 1,5 bis 2 Prozent. Erstmalig nach längerer Pause wurden Gcbr. Hörmann mit 10 Prozent, Nähmatag mit 9 Prozent Verlust notiert. Polyphon plus 1,5, Kuustanstaltcn Atay plus 5, Nesldcnzbaubank plus 3,75 und Görlitzcr Waggon plus 2,25 Prozent. Anleihen uneinheitlich Sächsische Staats anleihe etwas fester, dagegen Stndtauleihen nachgebcud. Pfand briefe still. I» Phänomen wurden ItXiU RAt zum Kurs von 5V.5 versteigert. Berliner Effektenbörse. An der Berliner Esfeklenbörse vom Mittwoch waren kleine Erholungen von durchschnittlich 13 bis l Prozent zu verzeichnen. Bor allen Dingen wurde die Beruhigung des Pfundkurses mit Besricdigung ausgenommen. Oie Märkte zeigten zeitweise ein lebhafteres Bild als an den Bnrtagcu, da das Publikum wieder einige Käufe tätigte. Chadc-Aktien konnten eine Erholung von 5)3 Mark aufweiscn. I. G. Farben fliegen um 1 Prozent. Am Montanmarkt lagen Mannesmann, Gelsenkirchen und Ber. Stahl werke 13—-X Prozent fester. Klöckner gewannen 114 Prozent, während Harpener X Prozent einbüßten. Von Elektrowc.ten konnten AEG. um etwa ?4 Prozent steigen. Siemens wenig ver ändert. In Rcichsbankanlcilcn blieb das Geschäft trotz eines leicht erhöhten Kurses ruhig. Ain Kunslseidenmarkt zagen Aku um 1 M. an, Bemberg lagen 114 Prozent fester. Am Geldmarkt war Tagcsgeld wieder gesucht. Die Sätze stell ten sich am 4,37 Pic ml bzw. 4,25 Prozent und darüber. Die Privatdiskonlnotierungcn blieben unverändert 3,87 Proz. Am Devisenmarkt stand das englische Pfund wieder im Mittel punkt des Interesses. Der Eröffnungskurs war bereits fester. Spä terhin ergaben sich einige Schwankungen. London gegen Kabel, vorübergehend etwa 3,33, wurde wieder mit 3,32 bis 3,3250 ge nannt. Becht scsl war der Dollar, der aus Paris mit 25,45, aus Amsterdam mit 2,485 und aus der Schweiz mit 5,185 gemeldet wurde Devisenkurse. Dollar 4,200 (Geld) 4,217 (Briest, cngl, Pfund 13,98 14,02, holl. Gulden 169,53 169,87, Belga (Belgien) 58,54 58,66, ital. Lira 21,54 21,58, dän. Krone 72,68 72,82, norm. Krone 71,13 71,27, franz. Franken 16,54 16,58, tschech. Krone 12,465 12,485, schwciz. Franken 81,22 81,38, span. Peseta 34,55 34,61, schweb. Krone 72,69 72,82, östorr. Schilling 51,95 52,05. Berliner Produktenbörse. Dio Berliner Produktenbörse war am Mittwoch wiederum schwach. Das Weizenangebot ist weiter sehr groß, während die Ab satzmöglichkeiten unverändert gering waren. Prompter Weizen verlor daber 2 Mark Am Markt der Zeitgeschäfte betrugen die Das tägliche Nundsunfprogramm. Freitag, 28. Oktober Leipzig-Dresden 6,15 Funkgymnastik; 6,35 Frühkonzcrt; 10,10 Will Vesper liest ans seinen Werken; 12,00 Millagskonzcrt des Emdeorchcsters Leipzig; 1LZ5 Tanz nach Tisch; 15,15 Die große Wäsche im länd lichen Haushalt; 16,00 Stcucrrundsunk; 16,30 Unterhaltungskon zert; 17,30 Stunde mit Büchern; Zur deutschen Geistesgejchichte; 18M Röntgenstrahlen — Forschung und Heilung; 18,25 Spra- lhcnsunk: Englisch; 19,00 Die Stellung der Philowphir üu Gel» stcsleben der Gegenwart; 19,30 Stünde der Neichsrcgierung; 20,00 Worüber man in Amerika spricht, 20,15 Orcheslerkonzcrt des Leipziger Sinfonieorchesters. 21,00 Taaessragcn der Wirt schaft; 21,15 Meißen; 21,35 Richard Strang: Sonate'für Vio line und Klavier (Es-dur) Wer! 18; 22,05 Nachrichtendienst; anschließend Unterhaltungskonzert. Glcichblcibcndc Tagcssolgc: 7.l5 Schallplattenkonzert mit Wcrbcuachrichten, 9.30 Wlrt- schaftsnachrichlen, anschließend Wetterdienst, Vcrkchrsfunk und Tagesprogramm sowie: Was die Zeitung bringt; 11.00 Wcrbe- nachrichtcn außerhalb des Programms; 13.00 Presse- uud Bör senbericht, Wetterdienst, Wasserstandsmelduugcu und Zeitan gabe, 15.30 Wirlschaslsuachrichten; 17.30 Wettervoraussage; 17.50 Wirts cha stsuachrichlcu. K ö n t g s w u st e r h a u s e n. 10.10: Schulfunk Will Vesper liest aus seinen Werken. —, 15.00: Vom Volkslied zum Schlager. — 15 30: Wetter- und Bö»! senbcrichlc. — 15.45: Auswahl uud Bearbeitung der Bodenslosfe durch die Wurzel. — 16.00: Bericht über die Tagung „Erblchre- Erbpslege". — 16.30: Konzert. — 17.30: Die deutsche Dichtung s von 1890—1914. — 18 00: Die Bedeutung des evangelischen Pfarr-, Hauses für die Geschichte des deutschen Volkes. —E(8.30: Stand der! Devisenpolitik in Deutschland und im Auslände. — 18.55: Wetter»! bericht. — 19.00: Wissenschaftlicher Vortrag für Tierärzte. — Ms 19.30: Stunde der Ncichsregierung. — 20.00: Aus Hamburg: Mo-> i zart-Kanzcrt. — 21.20: Aus Hamburg: Sinfonie H-Moll (unvollen dete) von Franz Schubert. — 21.45: S. M. S. „Emden' vor Pe-s i nang Glcichblcibcndc Tagcssolgc: 5.15: Wetterbericht. — 6.00: Funkgymnastik. — 6.15: Wie derholung des Wetterberichts. — Anschließend: Frühkonzert. — 10.00: Neueste Nachrichten. — 12.00: Wetterbericht. — An schließend: Schallplattenkonzert und Wiederholung des Wetter berichts. — 13..35: Rcneste Nachrichten. — 14.00: Konzert (außer Sonntag). Verluste 114—2)4 Mark. Die Notierungen für prompten Roggen blieben unverändert, während die Notierungen am Markt der Zeit geschäfte für Roggen um 1—1)4 Mark, und für Weizen um 1)4 bis 2)4 Mark zurückgingeu. Die Schlußnotierungen lauteten noch niedriger. Votierungen vom 26. Oktober 1932: > Für 1000 Kg.: Noggenmchl 19,30—21,80 Weizen, märt. 192—194 Weizenklcic 9,00—9,40 Roggen, märt. 152—154 Noggcnklcie 8,25—8,60 Braugerste 171—181 Viktoriaerbsen 22,00—26,00 Futtcrgersle 163—170 Kl. Speiscerbscn 20,00—23,00 Hafer, mark., Futtcrcrbsen 14,00—16,00 neue Ernte 131—135 Leinkuchen 10,30 Für 100 Kg.: Trockcnschnitzel 9,20-9,50 Weizenmehl 23,75—27,25 Sojabohnenschrot Erdnußkuchcn 11,10 ab Hamburg 10,10 Crünußkuchenmchl 11,20 ab Stettin 11,00 Lest die VeirntriAeriungr st Nn litüterepAomsn Z^n^chocli? »er Oop,r>tiM 1931 b, Kart Köhler L Lo., Berltn-Zeytendors. (14. Fortsetzung) (Nachdruck verboten) „Guter Teddy! Machst mir immer wieder das Genick steif. Ich will dir auch ganz brav folgen in allen Dingen. Nur wenn ich sehe, daß alles keinen Zweck hat, Teddy, dann darfst du mich nicvr weiterguälcn." „Vann willst du türmen?" „So etwas Aehnlichcs." „Na, noch ist ja die Festung nicht belagert. Abwarten und Tee trinken." „Schön, ich bin ganz still. Und nun gehe, sich nach, ob du dein Hemdchen, respektive das Hemdchen der jungen Dame Tutti loswerden kannst." „Das bekommt das kleine Krot nur wieder, wenn sic sehr lieb und nett ist." „Dann dürfte es wohl nichts werden, denn ich habe das Gefühl, daß du bei der kleinen Kratzbürste leine großen Ehanccn hast." „Der Widerspenstigen Zähmung!" „O weh, Teddy als Lustspiclhcld! Komisch hast du jeden falls die Bekanntschaft angcfangen." Sidonie lachte herzlich auf, während sie sich in den Sessel setzte und Bücher, Zeitungen und eine geschmuggelte Schachtel Pralinen handlich zurechtlegte. „So, nun kannst du gehen, ich habe alles, was ich brauche." „Na schön, dann werde ich mir mal erst trockene Strümpfe anziehen und dann auf Kriegspfad schleichen." Er nickte ihr herzlich zu, schloß die Coupötür hinter sich und suchte sein eigenes Abteil auf. Innerhalb einer halben Minute war es ihm denn auch gelungen, ein wahres Tohuwabohu zu ent fesseln, denn er fand natürlich in feinem Handkoffer keine Strümpfe. „Wo hat denn dieses Walroß die Strümpfe wieder hinge tan?" Wütend riß Teddy seine Coupötür auf, um den Zug entlang zu sausen, hinten nach der zweiten Klasse, um Bruno zu holen, aber die ahnungsvolle Perle stand schon vor seinem Eoupö und grinste ihn freundlich an. „Was suche» Sie denn, gnäd'gcr Herr?" „Strümpfe!" „Nu, da machen Sie man keene Fisematentchen! Das wärn Mer gleich Ham. Ein Griff und ich hab sc." Und wirklich, Bruno brauchte nur in den Handkoffer zu grei sen, und schon hatte er ein Paar zusammengerollte Socken in der Hand. Teddy hatte sich auf das Bett gefetzt und Schuhe und Strümpfe ausgezogen. Bekümmert schüttelte Bruno das Haupt. „Wo Hamer denn« die nassen gieße her? 's hat doch heite gar nicht gerächent?" „Frage nicht so viel." „Und scheen riechen tun die Strümpfe. Ich glaube, gnäd'gcr Herr, Sie barfimieren sich de Beene? Das is aber nicht hibsch von Sie." Bruno war ein Vorwurf. Aber Teddy Halle nicht die Laune, darauf cinzugehcn, wußte er doch in seinem reinen Her zen, woher er die wohldustcnden Strümpfe halte. Als er fertig mit Umziehen war, sah er, daß Bruno blaß und starr auf einev Gegenstand auf seinem Bette stierte. . „Was hast du denn schon wieder?" „Da — das da? Das issc doch ein Damcnhcmde? Wollen Sie etwa gar hier im Zuge? Wenn das nun der Kontrolleur merkt und das Frauenzimmer naus lut?" Teddy nahm das bewußte Nachthemdchen, steckte es in seine Tasche und sah Bruno lachend an. „Nein, alter Knabe, was du denkst, ist nicht. Das Hemd gehör! einer jungen Dame, die es aus ihrem Koffer heraus ver loren hat. Ich glaube, sic fährt auch in diesem Zuge. Vielleicht kann ich ihr das Hemdchen wieder zurückgebcn." „Da fällt mer doch ähm ein, daß vorhin beim Vorüber gehen zwei junge Damen, die deitsch schbrachen, sich über ver lorene Wäsche unterhielten. Und die eene war noch so fucht'g und schimpfte so." „Bruno, du Perle von einem Diener, wo sitzen die Damen?" „Nu gleich hier im nächsten Wachen, da Ham sc ein Abteil zusammen." „Bleib' du hier bei meinen Sachen, ich komme bald wieder." „Wersch gloobt." Aber das hörte sein hoher Chef schon nicht mehr, denn der war fo schnell, wie cs der schleudernbc Zug gestattete, nach dem anderen Wagen gegangen. Dort sah er im Gange eine der jungen Damen stehen. Es war die ältere der Schwestern, welche ihn kommen sah und Anstalten machte, in das Eoupö zurückzutreten, aber Teddy verneigte sich sehr artig und sagte: „Verzeihung, Gnädigste, ich hatte vorhin im Hotel das i Mißgeschick, eines Ihrer Gepäckstücke zu verletzen." „Verletzen? Hörst du, Klara, verletzen?" tönte es aus dem ! Eoupö. „In Grund und Boden getreten, meinen Sie wohl?" Aber Teddy antwortete aus taktischen Gründen auf diese , Worte nicht, sondern er richtete seine weiteren Sätze unentwegt an Klara. „Gestatten Sie mir, daß ich mich vorerst einmal vorstellc. Mein Name ist Teddy von Fuchs, und ich erlaube mir hier, Ihnen s einen Ihrer vermißten Gegenstände wieder zurückzubringen." „Danke Ihnen, mein Herr. Die ganze Sache ist wirklich ! nicht so tragisch. Ich will nicht hoffen, daß Sie sich bei dem ! Fall irgendwie verletzt haben." „Irgendwie? Eigentlich kommt doch nur eine Verletzung in Frage. Aber danke, ich kann noch ganz gut sitzen." Klara lachte herzlich auf. „Nun, das beruhigt mich. Tutti, komm her! Herr von i Fuchs bringt dir dein letztes vermißtes Hemdchen wieder." „Mag nicht. Will es nicht wicderhaben." „Tutti, sei nicht ungezogen." Zu Teddy sagte sie cntschul- ! bigend: „Meine Schwester kommt eben aus einer Schweizer Pen- ; sion, daher —" „Daher die gute Erziehung. Oh, das macht nichts. Das j Hemdchen werde ich dann mit Ihrer gütigen Erlaubnis aufbe wahren, bis es Fräulein Tutti von mir zurückfordert." Und fein säuberlich legte er das Hemdchen zusammen und steckte es in seine Rocktasche. Dann sagte er artig und lieb, wie er immer war, wenn er Eindruck schinden wollte: „Darf ich mit Ihnen t noch ein wenig plaudern, oder muß ich meine Verbeugung s machen und verschwinden?" „Wenn Ihre Frau Gemahlin nicht ungeduldig wird, können > wir noch ein wenig plaudern. Es ist im Auslande so angenehm, einen Landsmann zu treffen." „Meine Frau Gemahlin ist nicht meine Gemahlin, das ist meine Freundin." Klaras Gesicht wurde eisig, und Teddy merkte sofort, daß er Unsinn geredet hatte. Schnell verbesserte er sich: „Nicht so eine Freundin, wie Sie eben dachten, gnädiges Fräulein, eine ricktiae. so eine aus der Kinderzeit, wissen Sie? Wir reifen nur zufällig zusammen und treffen morgen meinen Papa." „Ah so! Sic können es mir aber nicht verdenken, daß es etwas merkwürdig aus mich wirkte, als Sie mir sagten, daß die Dame Ihre Freundin sei. Man denkt doch immer zuerst natürlich das Schlechte. Sie wollen sicher nach der Riviera fahren?" „Nein, wir fahren morgen mit der „Orient" nach Alexa»- . dria, dann weiter nach Kairo. Kleine Müstenreise." ! „Dann werden wir uns aus dem Schiff Wiedersehen. Wir reisen nach Haus, zu Papa. Mein Vater hat in der Umgebung i von Kairo eine große Zuckerfabrik." „Sie kennen also Aegypten schon?" „O fa, seit mein Mann gestorben ist, lebe ich bei Papa." „O pardon, ich sagte immer .gnädiges Fräulein'." „Das stört mich nicht. Ich bin nur nach dem Kontinent ge- i reist, um meine kleine Schwester abzuholen, die vier Jahre in ! Lausanne gewesen ist." „Verlorene Jahre, wie mir scheint", meinte Teddy, leise , lächelnd. § „Schein! mir auch so. Das werden wir bald wieder ausge glichen haben, der Papa und ich. Aber nun werde ich doch müde. Da wir uns morgen auf dem Schiff Wiedersehen, können wir da bequemer unsere Unterhaltung fortsetzen, als hier in j diesem schaukelnden, zugigen Gang. Wollen Sie bitte Ihrer , Freundin indessen eine Empfehlung unbekannterweise bestellen , Och werde mich freuen, morgen ihre Bekanntschaft zu machen. . Tutti, Herr von Fuchs möchte sich verabschieden." „Leg' ihm um Gottes willen nichts in den Weg, damit er bald verschwindet", kam es brummig aus dem Eoupö heraus. Klara Bauer hielt es für klüger, die Schwester vor dem ! Fremden nicht wieder zu rügen, und nickte Teddy nur leise i lächelnd zu. Er verneigte sich artig und verschwand. An seinem Eoupö angekommen, sagte er zu Bruno, der wie ein Soldat vor seinem Abteil Wache stand: „Such' mir mal den Zettel heraus, auf dem die Neise- i route steht." „Ich gann ihn gerne suchen, aber ich hab' den ganzen Klum- bätsch auch im Kobbe." „Na, dann sag' mir mal, wieviel Tage für Kairo in Aus sicht genommen sind?" „Acht Tage, und dann machen wir weiter nach Heluan. Ich möchte mir mal eine Frage erlauben." „Schieß los!" „Sind die Mädchen dorten alle braun und dunkel? Ich hab' se mir eijentlich e bißchen iebergcsähn." „Deine Sorgen — und Rothschilds Geld, dann hätte ich weiter keine Schmerzen. Also beruhige dein zaghaft Gemüt, es gibt auch weiße Damen. Aber sehr viel Esel gibt es dort, und das ist wiederum sehr unangenehm für dich." „Nu, da wüßt' ich »ich, warum." „Wenn man Vergleiche anstellt zwischen dir und den Grau tieren, wird man wenig Unterschiede finden." „Von wechen die Dämlichkeit? Nu, Ihr Baba hat zu mir gefacht, Dummheit sei eine Gottesgabe, und die bewahre ich mir ähm." „Bleib' du nur bei deinem Kinderglauben. Und nun mach', daß du schlafen kommst, morgen früh sieben Uhr wecken und j Handgepäck richten." „Gute Nacht, junger Herr! Auch scheen gute Nacht für die gnäd'gc Frau." „Bruno, Mensch, dein Sächsisch! Gottlob, bald mußt du wieder enalilck reden, das kannst du wenigstens." (Fortsetzung folgt.)
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