Volltext Seite (XML)
Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Enthält die amtlichen Bckanntmachnngcn iiir den Stadirat, das Amtsgericht, das Hvnptzollamt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonto: Stadtbank Bad Schandau Nr. 12. — Postscheckkonto: Dresden 33 327. Fernspr.: Bad Schandau Nr. 22. — Drahtanschrift: Elbzeitung Bad Schandau. Erscheint täglich nachmittags 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Bezugspreis: frei Hans monatlich 1,85 MM. scinschl. Trägcrgcld), sür Selbst Abholer monatlich 1,65 MM., durch die Post 2,Oll MM. zuziigl. Bestellgeld. — Einzelnummer 10, mit Illustrierter 15 Pfg. — Bei Produklionsvcrlcucruugcn, Erhöhungen der Löhne und Matcrialienpreise behalten wir uns das Mccbt der Nachforderung vor Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtcnhain, Mitlclndors, Ostrau, Porschdorf, Postelivih, Prossen, Mathmannsdors, stieinhardlsdorf, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendischsähre, sowie für das Gcsainlgcbict der Sächsischen Schweiz. Druck uud Verlag: Sächsische Elbzeitung Alma Hieke, Inh. Malier Hieke. Verantwortlich: Walter Hieke. Anzeigenpreis <in NM.): Die 7gcspaltcne 35 mm breite PctUzeilc 20 Psg., siir auswärtige Auftraggeber 2.5 Pfg., 8:5 mm breite Reklamezcile 8V Pfg. Tabel larischer Sah »ach besonderem Taris. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für in- und ausländische Zeitungen. Ständig« Woch-nbettagen- -Dos Leben im Bild- Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bczugspreiskürzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Bad Schandau, Sonnabend, den 15 Oktober 1952 76. Jahrgang Kr. 243 Gehen wir nach Genf? Die zweitägigen Verhandlungen Herriots in London über den Plan einer Viermächte-Konferenz zur Beseitigung der Schwierigkeiten in den Abrüstungsverhandlungen sind nach Ausfassung der beteiligten Mächte zu einem positiven Abschluß geführt worden: Herriot hat seine Forderung durch- geseszt, daß die von London angeregte Konferenz nicht in London, sondern in Genf slattfindet. Der Außenstehende mag über die Bedeutung des Konfercnzortes sich kaum ern stere Gedanken machen; in Wahrheit entscheidet die Bestim mung des Konferenzortes auch die These, die bei den Bera tungen im Vordergrund stehen würde. Daraus hat „Haoas" in der Charakterisierung der Herriotschen Haltung ausdrück lich hingewiesen. Der französische Ministerpräsident hat nämlich van vornherein die Auffassung vertreten, daß die von Deutschland aufgeworfene Frage der Gleichberech tigung eine Angelegenheit des Völkerbundes sei und des halb nur im Rahmen und im Zusammenhang mit der Völ- kerbundsoraanisation behandelt werden könnte. Herriot Hal seine Reise nach London mit zwei Trümpfen in der Tasche angetreten: entweder findet die Tagung außer halb Genfs statt, dann muß unter allen Umständen der Kreis der beteiligten Mächte erweitert werden; eine Konferenz zu Viert aber darf nur in Genf zur Durchführung kommen, „um der Abrüstungskonferenz und damit indirekt dem Völ kerbund dieses Problem nicht zu entziehen". Die deutsche Negierung hat in ihrer Antwort auf die Einladung der eng lischen Negierung ihre Bereitschaft, an der Konferenz teilzu nehmen, nur unter der Bedingung gegeben, daß die Konfe renz in London stattfindet und keinerlei Verbin dung mit der A b r ll st u n g s k o n f e r e n z selbst hot. An diesem Standpunkt hat sich, soweit bekanntgeworden ist, nichts geändert. Die Einigung der französischen und englischen Minister auf Genf bedeutet somit, daß Deutsch land nicht nach Genf gehen wird entsprechend seiner seinerzeitigen Erklärung, an den Abrüstungsverhand- lungcn des Völkerbundes sich erst dann wieder zu beteiligen, wenn die volle Gleichberechtigung Deutschlands gewährleistet ist. In einer Londoner Erklärung über das Ergebnis der französisch-englischen Aussprache wird daraus auch hinge wiesen, mit der Hoffnung allerdings, daß Deutschland sich vielleicht doch noch bereit finden könnte, in Genf zu erschei nen. Da die andere Seite ein begreifliches Interesse daran hat, Deutschland wieder an den Verhandlungstisch heranzu bekommen, wird man sich zunächst klar und deutlich über die Gleichbercchtigungsfrage entscheiden müssen. Vorläufig sehen wir jedenfalls keine Möglichkeit, daß die Viermächte- Konferenz zur Behebung der Schwierigkeiten in der Ab rüstungsfrage in absehbarer Zeit wird zusammentreten können. Es ist MacDonald wahrscheinlich nicht leicht gefallen, sich dem französischen Druck zu beugen. Aber nicht nur der Konferenzort ist Gegenstand der Londoner Besprechungen gewesen. Vielmehr hat man sich offenbar in allen Einzel heiten mit dem Abrüstungsproblem befaßt, und zwar unter Zugrundelegung des bekannten neuen französischen Abrü stungsplanes und eines entsprechenden englischen Gegenvor schlages. Die Tatsache, daß man in Einzelheiten eingetrcten ist, ergibt sich aus dem Umstand, daß bereits nm Donnerstag sowohl der erste Lord der Admiralität wie auch der Kriegs- Minister zl! den Verhandlungen hinzugezogen wurden. Fest scheint zu stehen, daß auch in den Vorschlägen der Engländer die S i ch e r h e i t s f r a g e eine wesentliche Nolle spielt. Es ist nicht verwunderlich, wenn dazu die verschiedensten Gerüchte umherschwirren, darunter das, daß ein neuer K o n s u l t a t i v p a k t geschaffen werden sollte, der ge wissermaßen einen Ausbau des Kellogg-Paktes bedeuten würde. Französischerseits denkt man dabei wohl in erster Linie an den Abschluß östlicher Regio naloer träge, zu welchen England Deutschland ermuntern soll, in der Absicht offenbar, Deutschland auf diesem Wege ein Ost-Locarno anzuhängcn. Die Franzosen müssen Deutsch land für sehr naiv halten, wenn sic glauben, es durch solche Noßtäuschermethoden um sein gutes Recht bringen zu können. Wie weit die Londoner Besprechungen in Einzelheiten eines neuen Abrüstungsvorschlages eingedrungen sind, läßt sich vorerst nicht beurteilen, da die beteiligten amtlichen Stel len über allgemeine Redensarten hinaus nichts verlauten lassen. Von englischer Seite wird immer erneut versucht, klarzumachen, daß die Besprechungen in London gar keine Verhandlungen, sondern lediglich Unterhaltungen gewesen seien, die zu irgendeinem bindenden Ergebnis für den einen oder anderen. Teil nicht hätten führen können. Man habe nur Mißverständnisse beseitigen wollen und ver sucht, sich über die Möglichkeiten einer Wiedcrankur- bclung allgemeiner Verhandlungen schlüssig zu werden. Wenn die Viermächtekonferenz zusammentreten würde, würden alle Verhandlungspartner völlig freie Hand haven. Deullchlano hat man genugeno Erfahrungen ge sammelt über die Bedeutung französisch-englischer Sonder- deratungen. Was Frankreich Deutschland gegenüber als be stimmungswidrig ablchnt, nämlich sich in vertrauensvoller Aussprache unter vier Augen über bestehende Gegensäße zu verständigen, ist für Frankreich und England eine Selbstver ständlichkeit, der gegenüber Mißtrauen von irgendwelcher Seite nicht angebracht erscheint. Man soll uns doch nicht glauben machen, in London hätte man sich zwei Tage ledig lich mit dem Knopsabzählen beschäftigt: Landon oder Genf! Gewiß hatte Herriot allen Grund. London über die neuen sranzösifchen Abrllslungspläne Ausschluß zu geben. Denn was man darüber leidenschaftlich in der französischen Presse veröffentlicht hat, das konnte schließlich auch an der Themse einige Beunruhigung über die eigentlichen Ziele Frankreichs verursachen. Aber jeßl ist man in London „vollkommen beruhigt". Herriot meint es wirklich „ehrlich" mit Frank reichs Abrüstungswillen, wenn die sranzösische Sicherheit ge währleistet ist! Weshalb aber sträubt sich Herriot noch immer mit gleicher Entschiedenheit gegen die militärische Gleichberechtigung Deutschlands? Er wird ja in London darüber einige Mitteilungen gemacht haben. Um so eigen artiger muß cs aber berühren, wenn man über die franzö sischen Gründe keine glaubwürdigen Angaben erhalten kann. Mit der Aufrichtigkeit der Friedensliebe und dem Verstän digungswillen Herriots scheint es demnach doch nicht allzu weit her zu sein. Und deshalb liegt für Deutschland kein Grund vor, nach Genf zu gehen. Französisch-englische Verständigung Deutschland lehnt den Konfeeenzort ab — Italien mit dem Vorschlag einverstanden Der englische Außenminister hat auf Grund der Be sprechungen mit Herriot eine Anfrage über die Einberufung der geplanten Vier-Wächte-Konferenz nach Gens an die deutsche und italienische Regierung gerichtet. Die Antwor ten beider Regierungen liegen bereits vor. Während sich die italienische Regierung mit Gens einverstanden erklärt, hat der deutsche Außenminister mitteile» lassen, daß Deutsch land einer Verlegung der Konferenz nach Gens nicht zu- slimmcn könne. Die Stellungnahme Deutschlands gegenüber der Kon ferenz selbst ist bereits wiederholt zum Ausdruck gebracht worden. Allerdings muß für Deutschland die Frage eine Rolle spielen, wo diese Konferenz zusammentreten soll. Wenn Deutschland zugcmulct werden sollte, zu dieser Konferenz nach Genf zu kommen, dann müßten zunächst die bekannten deutschen Bedingungen geklärt werden und vorher eine Re gelung der Gleichbcrechtigungsfrage erfolgen. Sonst würde die Gefahr bestehen, daß man Deutschland auf dem Wege einer Viermächtekonferenz in Gens sozusagen durch eine Hin tertür wieder zur Abrüstungskonferenz zurückbringt, ohne daß die Gleichbercchtigungsfrage erledigt ist. Italien skeptisch Dem Ergebnis der Besprechung zwischen Herriot unk MacDonald steht man in Italien sehr skeptisch gegenüber, „Tribuna" bezeichnet die Begegnung als vollkommen zweck los, da man ja wisse, daß sie nicht der Lösung des gestell ten Problems, sondern feiner Umgehung gelte. Mit dem neuen Plan zur Abrüflungs- und Sicherhcits- frage versuche Frankreich ein neues Ablenkungsmanöver. Die Erörterung über die Gleichberechtigung Deutschlands in der Wchrfrage könne nur dann mit Nüßen vor sich gehen, wenn England, Frankreich, Italien, die Vereinigten Staaten und Japan zu einer gleichzeitigen und gemeinsamen Rüstungs- Verminderung bereit mären. Ohne diesen gemeinsamen Für eilige Leser. * Reichspräsident von Hindenburg empfing am Freitag Reichskanzler von Papen zum Vortrag. Der Reichskanzler hat nach seiner Rückkehr nach Berlin der bahrischen Staatsrcgie- rnng seinen herzlichen Dank für Die gastfreundliche Ansnahmc in München ausgesprochen. Gleichzeitig hat er der Hossnung Ansdruck gegeben, das; cs ernster gemeinsamer Arbeit gelingen werde, unser Vaterland ans den Nöten der Gegenwart einer 'besseren Zukunft cMgegcnznsiihren. * Reichspräsident von Hindenburg hat an den österreichi schen Bundespräsidenten Miklas ans Anlaß seines 60. Geburts tages ein herzlich gehaltenes Glückwunschtelegramm gerichtet. * Das von den sozialdemokratischen Beamtenverbänden hcrausgcgebcnc Organ der Beamten nnd Angestellten des Reichs und der Länder, die „Beamtcn-Gewerkschaft", ist vom Berliner Polizeipräsidenten bis zum 25. Oktober verboten worden. Im Hissar-Gcbict in Pundschab kam cs infolge eines Viehrnubes zn einem blutigen Zusammenstoß zwischen Mo hammedanern nnd Sikhs. 1 l Mohammedaner wurden getütet, 11 schwer verletzt. * In Cotta ans der Philipinen-Jnscl Mindanao kam es am Freitag zn neuen schweren Zusammenstößen zwischen Poli zisten nnd Eingeborenen, in deren Verlaus 5 Eingeborene und l Polizist getötet wurden. * Nach Meldungen aus Charbiu entgleiste aus der chinesi schen Ostbahn infolge eines Anschlages ein japanischer Militär zug. Die Lokomotive und vier Wagen stürzten eine Böschung hinab. Rach unbestätigten Meldungen sollen 21 Soldaten ge tötet nnd 65 schwer verletzt worden sein. Der Anschlag ist von chinesischen Freischärlern verübt worden. Weg bleibe jede Zusammenkunft zwecklos. Auch liege Vie Entscheidung lediglich bei diesen wenigen Mächten, denen, sobald sie sich geeinigt hätten, die übrigen Staaten W , anschließen würden. UHk WlMg Ml »WM WWW. Herriot will Deutschland zum Siindcnbock machen. London. Im Mittelpunkt des politischen Interesses sicht die deutsche Ablehnung, Gens als Tagungsort für die Vicr- mächtckonsercnz anznerkcnncn. Die Ablehnung Deutschlands wird in politischen Kreisen lebhaft erörtert, nachdem die zu ständigen englischen Stellen mit scharfen Worten Deutschland als den Siindcnbock hinznstcllcn versucht haben. Die deutsche Stclluuguahmc wurde dem 'Forcign Office durch ciu Chiffre-Telegramm des englischen Geschäftsträgers in Berlin übermittelt. Noch bevor die Entzifferung völlig be endet war, wurden Herriot und Macdonald während ihrer Bc- sprechungcn von dem im allgemeinen ablehnenden Inhalt der Note unterrichtet. Herriot ergriff sofort die Gelegenheit und bestand aus der Vcrösscntlichuug der gestern gemeldeten amt lichen Verlautbarnng, in der mitgeteilt wird, daß man sich auf Gens als Konserenzort geeinigt habe. Herriot ist, Ivie behaup tet wird, nichts willkommener als die deutsche Abuciguug gegen Gens, da er hierdurch ciu Mittel iu die Haud bekommt, Deutschland für ein Nicht Zustandekommen einer Konferenz ver antwortlich zn machen, an der er selbst gar kein Interesse hat. Macdonald, der angeblich »och am 'Vorabend seinen sranzösi- schen Freunden gegenüber die feste Zuversicht ausgesprochen hat, daß Deutschland auch Genf annchmcn werde, nachdem es gelungen sei, die Zusammenkunft überhaupt zustandczubringcu, und auf vier Mächte zu 'beschränken, war enttäuscht und ver ärgert uud stimmte der Veröffentlichung der Verlautbaruug zu. Während noch am Freitagnachmiltag die zuständigen briti schen Stellen von einem vielleicht nur vorläufigen Zögern Deutschlands sprachen, wurde später die Parole ausgcgebeu, daß Deutschland starke Eiuweudungeu gegen Gens mache und sich glatt geweigert habe, dorthin zn gehen. Franzoscnsrcund- liche 'Kreise waren sofort mit der Kritik bei der Hand, daß die deutsche Antwort jegliche Gegenvorschläge vermissen lasse. Dies entspricht aber nicht den Tatsache». Wie groß die Ausregmlg über die deutsche Antwort ist, gehl auch daraus hervor, daß euglichc politische Kreise einfach nicht glauben wollen, daß lediglich die Frage des Zusammcnkunst- ortes für die Deutschen maßgebend sei. Sie nehmen an, daß sich dahinter andere Gründe verbergen. Von zuständiger eng lischer Seite wird jedoch erklärt, daß die deutsche Regierung über die während der Besprechung zwischen Macdonald nnd Herriot gemachten Vorschläge und die sonstigen Einzelheiten nicht unterrichtet worden sei und daß die deutsche Antwort ans andere Fragen nicht cingehe. lieber die weitere Behandlung der Lage sind von englischer Seite noch keine Beschlüsse gefaßt worden. Es wird erklärt, daß Macdonald nunmehr auch die deutschen Minister nach London zn Lvndcrverhandlnngen ein- laden müsse. An zuständiger Stelle wird aber erklärt, es sei unwahrscheinlich, daß eine Einladung erfolgen werde. Eine englische Nachrichtenagentur Hal in tendenziöser Weise die Nachricht verbreitet, daß nnnmehr England, Frank-