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Sächsische Elbzeitung Sächsische Schweiz Tageszeitung sür die Laiidgcniciiidcii Alicubors, Kleiiigicßhübcl, Klemhcuncrö- dors, Krippen, Lichlcnhai», Aliliclndors, Ostrau, Porschdorf, Postclwip, Prossc», !>Ialhnla»»sdorj, RcinharGsdors, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wcnoischfährc, sowie sür das Gcsamlgebict der Sächsische» Schwei;. Trnck und Verlag: Sächsische Elbzeitung Alma Hieke, Inh. Waller Hieke. Verantwortlich: Erich Juckel. Anzeigenpreis (in AM.): Die 7gcspaltcuc 3°, nun breite Pclitzcile Ai Pfg., sür answärtigc Auftraggeber 25 Pfg., 85 nun breite Rcklamczeile 8V Pfg. Tabel larischer Sah nach besonderem Taris. Bei Wiederholungen wird cnisprcchcndcr Rabatt gewährt. Anzeigenannahme sür in- und ausländische ZciNmgcm Tageblatt für die Enthüll die amllichcu Bckannlmachnngen sür den Sladlral, das Amtsgcrichl, das H>'nplzolla»it Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Banklouto" Stadtbank Bad Schandau Nr. 12. — Postscheckkonto: Dresden 33 327. 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Neue AufrUstuiigsbestrevungen im Innern Rußlands. — Amerikanische Offiziere nnd Jngcnicnrc bei der Noten Armee. Von I)r. Karl Brcnncrt. Die Niederlage Litvinovs bei der Genfer Abrüstungs konferenz kam der Sowjctregiernng durchaus nicht ungelegen. Mir den Vertreter der Nätennivn gab cs im Grunde ge nommen gar keine bessere Werbetätigkeit gegenüber dem Ans tande als dieses Wedeln mit der Fricdcnspalmc, das zu nichts verpflichtete und doch im In- nnd Anslande den Ein druck erweckte, die Sowjetrcgicrnng betreibe die Wcltabrüstung mit größter Tatkraft und Ehrlichkeit. In Wirklichkeit wäre der Vertreter Rußlands weniger großsprecherisch gewesen, wenn die Möglichkeit bestanden hätte, ihn unverzüglich beim Wort zu nehmen. So konnte cs sich die russische Presse leisten, Acgcn die Intrigen der bürgerlichen Länder vom Standpunkt chncs Pharisäers loszuwettern und die Sowjetunion als «mzigc Macht der Welt hinzustellcn, die von allen Kricgs- i Hetzern und Nüstungsfabrikaulcn ohne Unterschied der Nation i lltf das heftigste bekämpft werde. Besonders die englische Rüstungsindustrie muß es sich gefallen lassen, von den Sowjets am meisten und auffälligsten angegriffen zu werden. Man kann im Kreml allerdings auch mit entsprechenden Tatsachen anfwarten. Nach dein jüngst hcrausgcgcbcncn statistischen Jahrbuch des Völkerbundes über den Waffen- und Munitionshandcl ist England zurzeit tat sächlich das größte Waffenausfuhrland der Erde. In den vom Völkerbünde kontrollierten Jahren 1926 bis einschließlich 1930 wurden Waffen und Munition im Gesamtwert von rund 1340 000 000 Mark nach etwa 36 Ländern und Kolo nien ausgeführt. Den größten Prozentsatz dieser Lieferungen bestritt von allen Ländern England. Jin Jahre 1930 wurden »nsgcsault für 227 Millionen Mark Waffen nnd Munition »lsgcführt, daran waren England mit 30,8 v. H., Frankreich mit 12,9 v. H., die Vereinigten Staaten mit 11,7 v. H., die Tschechoslowakei mit 9,8 v. H. und Schweden mit 7,8 v. H. beteiligt. Wer die russischen Prcsseausfällc gegen das „kriegs lustige" England ansmcrksain verfolgt, gewinnt allerdings den Eindruck, als handle es sich hier um bestellte Arbeit. In Moskau brüstet uiau sich heute damit, den Frieden durch den Abschluß zahlreicher Nichtangriffspakte mit anderen Staaten besser als die Genfer Avrüstnngskvnferenz befestigt zu haben. Am 25. Juli dieses Jahres wurde bekanntlich der russisch-polnische Nichtangriffspakt unterzeichnet, nnd drei Tage später erfolgte die Auswechselung der Ratifikations urkunden betreffs des rnssisch-lettländischen Nichtangriffs paktes. Gleichzeitig stattete der russische Botschafter in Paris, Dovgalevski, dem französischen Ministerpräsidenten Herriot einen Besuch ab, iu dessen Verlauf die Möglichkeiten für den noch immer nicht unterzeichneten russisch-französischen Nicht angriffspaktes se!" eingehend und scheinbar nicht erfolglos erörtert wurden. Doch ist es bezeichnend für die innere Un sicherheit der Sowjets, daß ihnen selbst dieses System be- stehender nnd nenhinzngckouimener Sichcrnngsverträge uvcl ^-mmer nicht genügt: Sie fühlen sich lrvtzdein nach wie vor ^urch die kapitalistischen Länder bedroht! In einem kürzlich erschienenen Artikel, betitelt „Für verstärkte Wachsamkeit und weitere Festigung der Landesverteidigung", den die Moskauer Militärzeitschrift „Wojennh Wjestnik" verbreitete, heißt es unter anderem, der seinerzeit erfolgte Anschlag auf den deut- ichcn Botschafter in Moskau habe erneut gezeigt, daß db'- Feinde der Bolschewisten danach streben, die Sowjetunion in Konflikt mit freunden Mächten zn bringen. Die arbeitende Bevölkerung Rußlands müsse die drohenden Gefahren er kennen und alle Kräfte znr Gegenwehr einsetzen. Eine ähn- Mche Haltnng nahm unlängst auch die Leningrader Prawda ein. Sie wies ans die wachsende Bedeutung der Ossoaviachim, der Gesellschaft für Luftflugwesen und chemischen Krieg, hin und verlangte angesichts der Bedrohung Rußlands durch imperialistische Mächte einen Umbau und 'Ausbau dieser Or- gauisativu, die mit ihren 10 Millionen Mitgliedern längst sicht mehr den Anforderungen einer modernen Landes verteidigung gewachsen sei (!). Der Zcntralrat der Ossoavia- chim wird deshalb anfgefordert, „jede russische Fabrik in eine uneinnehmbare Festung des Bolschewismus umzuwandeln". Man könnte annehmen, es handle sich hier lediglich um Phra- jru einiger mit militärischen Fragen wenig vertrauter Partei funktionäre. Dem ist nicht so. Die Näteregierung bemüht Lch, durch theoretischen und Praktischen Unterricht die Bcleg- Whaftcn der großen Industrieunternehmen des Landes tat- Hchlich zu militarisieren nnd nach dem Vorbild Frankreichs ein Stover an mässe" vorzubereiten. Die Aufrüstung der rus- tzschen Militärverbände, die Mechanisierung der Roten Armee, Sie Vergrößerung der einheimischen Armierungswerftcn nnd Munitionsdepots nnd noch manches andere deutet ebenfalls ans dieses Ziel hin. Es ninßte naturgemäß überall Aufsehen erregen, daß sich der Generalstabschef der amerikanischen Armee, Douglas Mae Arthur, cutschlvssen hat, sich »ach Moskau zn begeben. Diese Reise steht angeblich iu Verbindung mit den schon Wochen währenden Versuchen, die eine anp russischen Generalstäblern und Technikern bestehende Kommission mit der geheimnis vollen Krieasernnduna des amertkaMstlzcn Ingenieurs Barlow anstellt. Es soll sich dabei um eiuen ferugelcnktcn neuartigen Flugzenglyp handeln, der Naketenbombcn von ungeheurer Zcrstvrnugskraft abwirft. Diese Waffe würde nach Ansicht russischer Offiziere genügen, um eine Großstadt wie Berlin binnen 24 Stunden dem Erdboden alcichzumachen. Das Jn- leresse amerikanischer Rüstungsindiiftrieller an einem Ruß- ^ndgeschäft offenbart sich nicht nur in der Zunahme von ^Studienreisen amerikanischer Offiziere und Techniker aner durch Rußland sondern auch in ihrer engen Fühlungnahme., mit maßgeblichen Kreiselt der Noten Armee. V«pen bet Htndenvurg Neudeckei- Llebeeeinsttmmung blelbt bestehen Berlin, 9. September. Reichspräsident von Hindenburg ist Donnerstag oormit. tag mit dem fahrplanmäßigen Ostpreußenzuge wieder in Berlin eingetroffen. Bald darauf empfing er den Reichskanz ler von Papen zum Vortrag über die politische Lage. Ferner empfing der Reichspräsident den Reichsaußenmini- ster Freiherr» von Neurath. Die Besprechung zwischen dem Reichspräsidenten und dem Reichskanzler dauerte eine halbe Stunde. Ueber ihren Inhalt verlautet lediglich, daß sie sich im wesentlichen in den gleichen Bahnen bewegt habe, wie in Reudeck, und daß die dort vorhandene Uebereinslimmung erneut zutage getre ten sei. Vorbereitende Belvrechungen Berlin, 9. September. Im Hause des Reichstagspräsidenten fand Donnerstag nachmittag eine gemeinsame Besprechung von nationalsozia listischen und Zentrumsabgcordneten statt, in der es sich um wirtschaftliche Fragen handelte. Neben dem Reichstagspräsi denten Goering nahmen an der Besprechung der Abg. Feder, vom Zentrum die Abgeordnete» Dr. Stcgcrwald und Dr. Dessauer sowie Vizepräsident Esser teil. Ueber die Bespre chung wurde folgende Verlautbarung ausgegeben: In einer gemeinschaftlichen Besprechung, die zwischen Abgeordneten der NSDAP und der Zentrumspartei am Donnerstagnachmittag stattfand, beschäftigte man sich mit wirtschaftlichen Fragen. Im Vordergrund standen das drin gende Problem der Arbeitslosigkeit ferner die K o n- junkturlage, das W i r t s ch a f t s p r o g r a m m der Regierung von Papen und die Sorge sür den Winter. Die Sachverständigen beider Parteien äußerlkn ihre ernsten Be denken, daß die Subventionierung der gesamten Betriebe durch Steuernachlaßscheine das gesteckte Ziel, Arbeiter an ihre Stätten zurückzubringcn, nicht erreichen, vielmehr in eine schwere Enttäuschung münden werde. Der sozialpolitische Teil der Notverordnung, der den ganzen Bestand sozialer Rechte und Einrichtungen in das Ermessen einer Regierung stellt, die nur eine klejne Min derheit in der Volksvertretung und sicher keinen Rückhalt in Arbcitnehmerkreisen besitzt, fand überei n st i m in ende Ablehnung. Darüber hinaus klärten die Besprechungen binsicbtlicb mirklicber Arbeitsbeschaffuna und des Koniunk- M MÄMWM » MWWM. Berlin, 9. September. (Eigene Drahtmcldung). Der Reichspräsident empfing heute um 11.30 Uhr dnS Neichstagspräsidium, den Neichstagspräsidcntcn Gvering, die Vizepräsidenten Graef, Esser u. Ran ch. Der Empfang dauerte ungefähr 20 Minuten. Es nahm im übrigen nur noch der Staatssekretär des Reichspräsidente» Dr. M cisin c r dar an teil. Zunächst wurden die Herren dem Reichspräsidenten vvrgestellt und die üblichen Höflichkeiten gewechselt. Der Neichölagspräsidcnt Goering begann dann auf die politische Lage einzugchc», wogegen der Ncichstngsvizcpräsidcnt Graes sofort Einspruch erhob, da es nicht üblich sei, bei diesem for malen Besuch politische Dinge zu besprechen. Trotzdem ent wickelte sich eine politische Aussprache, bei der die andere» Her ren des Rcilhötagspräsidiums den Reichspräsidenten darauf lstnwicsen, das; für den Reichspräsidenten die Möglichkeit be stehe, mit dem Reichstag in seiner gegenwärtigen Zusninmen- setzung znsanuuen zn arbeiten. Sie äußerten zmn Schluß deu Wimsch und die Bitte, daß der Reichspräsident, bevor er irgend welche Entscheidungen träfe, doch nochmals mit de» Führern der großen Parteien Fühlimg nähme. Der Reichspräsident hat sich seine Entscheidung Vorbehalten. turaufschwunges Möglichkeiten, für deren Durchführung auch eine arbeitsfähige, vom Vertrauen des Volkes getragene Mehrheit des Volkes Vorhäfen ist. Der Slandpuntt des Zentrums Der gcschäftsführende Vorsitzende der Deutschen Zen- crumspartci, Abg. Joos, sprach vor Vertretern der Zentrums- presse zur politischen Lage und erklärte u. a., das Zentrum sei davon überzeugt, daß in der augenblicklichen Ncgierungskon- stellation die politische Stabilität nicht gegeben sei und durch sie auch nicht erreicht werden könne. Wenn die Regierung keine Mehrheit im Reichstag finde und trotzdem im Amt bleibe, fei sie gezwungen, den Reichstag erneut auszulöfen. Die jetzigen politischen Verhältnisse böten solgendc Perspek tiven: Gefahr van Staatsstreich, Auslösung der Parlamente, Neuwahl, mehrfache Neuwahl. Unter solchen Umständen werde auch beim schönsten Wirtschaftsprogramm die Unter nehmungslust nicht geweckt. Das Ziel unserer gegenwärtigen Bemühungen, betonte Abg. Joos weiter, sei die Schaffung von Möglichkeiten, eine Negierung zu bilden, die sich auf eine parlamentarisckze Mehr heit stütze, Vertrauen im Volke habe und die volle Innehal tung der Verfassung garantiere. Mit einer solchen Regie rung könne der Gedanke eines Vertrauenskabinetts (sog. Präsidialkabinetts) durchaus in Einklang gebracht werden. Solche Möglichkeiten stünden heute noch offen. Reine Par- teiüberleguugen könnten dem Zentrum den leichteren Weg der Opposition weisen. Der Gedanke der Mitverantwortung an den Geschicken der Nation zwinge es indes auf den Wea den es beschritten habe und pflichtgemäß weitervcrfolgc. Bor der AWWng In Berliner politischen Kreisen sieht man mit Spannung dem heutigen Empfang des Neichslagspräsidiums beim Reichspräsidenten entgegen. Er wird sich so abwickeln, daß der Reichspräsident zunächst die Vorstellung der Mitglieder des Präsidiums entgcgennimmt und im Anschluß daran wird Präsident Goering seine Auffassung über die politische Lage entwickeln. Der Reichspräsident wird diese Ausführungen ent gegennehmen: es dürfte von den Umständen abhängen, ober darauf erwidert. Sollte das der Fall sein, so wird er, wie man vermutet, darauf Hinweisen, daß die Notwendigkeit einer ungestörten Durchführung des Wirtschaftsprogramms und die überaus wichtigen Verhandlungen mit dem Ausland in der Abrüstungsfrage einen Wechsel in der Reichsregierung im gegenwärtigen Augenblick unmöglich machen. Am Montag tritt der Reichstag zusammen, um die Re gierungserklärung entgegenzunehmen. Die Einzelheiten der Tagung sind in der Besprechung zwischen dem Reichstagsprä sidenten und dem Kanzler festgelegt worden. Die Unterhal tung dauerte etwa eine Stunde. Man kann wohl annehmen, daß sie sich auf die Formalien der Reichstagstagung be schränkte, zumal die letzte Rede Hitlers, besonders in dem Teil, der sich gegen den Reichspräsidenten richtete, in Kreisen der Wilhelinstraße kaum dazu beigetragen haben dürfte, eine freundlichere Atmosphäre zu schassen. Sollte der Empfang Goerings beim Reichspräsidenten die Aussichtslosigkeit der Bemühungen um einen Regierungs wechsel dartun, so werden wahrscheinlich die Parteien keine Vertagung eintreten lassen. Das Schicksal des Reichstages wird sich also voraussichtlich am M i t t w o ch o d e r D o n- nerstag der kommenden Woche besiegeln. Deutschnationaler Protest gegen die Nationalsozialisten Die deutschnationale Neichstagsfraktion hielt am Dan- nerstagnachmittag in Anwesenheit des Parteiführers Dr. Hugenberg eine Sitzung ab, die sich zunächst mit Wirtschafts fragen beschäftigte. Nach der anschließenden politischen Ait-s- spräche nahm die Fraktion eine Entschließung an, in der es heißt, daß sie mit Empörung von den lügnerischen Ver öffentlichungen Kenntnis nahm, die besonders die national sozialistische Presse planmäßig im ganzen Lande über die Deutschnationale Volkspnrtei und ihren Führer verbreite. Diese unwahren und gehässigen Behauptungen Hütten nur den Zweck, von der in den Reihen der Nationalsozialisten herrschenden schweren Unruhe abzulenken, die durch das par lamentarische Kuhhandeln der nationalsozialistischen Führer mit der „nationalen" Zentrumspartei entstanden sei.