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Sächsische Elbzeitung : 29.08.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193208291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19320829
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19320829
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-08
- Tag 1932-08-29
-
Monat
1932-08
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 29.08.1932
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scheinen für solche Anlernehmen zur Verfügung stellen, die nnchweisen. dass sie mehr Arbeitskräfte als bisher bcjchästi- gcn. Für jede» Ncucingcslelllen soll miss Jahr gerechnet ein Betrag von 400 Marl in Scheinen gegeben werden. Wird dieser Betrag voll ansgenuht, so werden 1)4 Millionen Arbeiter mehr cingcstelll werden können. Diese Massnahme» werden aber nur dann die Wirtschaft sofort in Kang bringen, wenn das Problem auch van der Seite der Arbeit augcpackt wird. Es wird deshalb den Ar beitgebern gleichzeitig ein Anreiz zur Streckung der Arbeit durch Verteilung auf möglichst viele Arbeiter gegeben werden. Tariflohnsettkmlg bei AeuemstettutMtt Man wird de» Arbeitgeber ermächtigen, wenn er mehr Arbeitskräfte einstellt, den Tariflohn in einem gewissen, genau »mgt^nslcn Umsangc, der nicht unter dem Existenz minimum liegen dars, zu unterschreiten, und zwar werden die Tariflöhne innerhalb dieser Grenze in einem um so gröszereii Prozentsatz ermässigt, je grösser die Vermehrung der Belegschaft oder der Arbeiterschaft ist. Der Lohn wird aber nicht in gleichem Ausmass ermässigt werden dürfen, wie die Belegschaft anslcigt, damit die in dem Betrieb gezahlte Gesamllohnsumme nicht nur erhalte» bleibt, sondern sich so gar noch erhöht. Ich bin mir bewusst, daß diele Massnahme den, jetzt beschäftigten Teil der deutsche» Arbeilerfckzaft Opfer auf erlegt. Aber diese Opfer gehen zu Gunsten der heute Ar beitslosen, und men» auch der einzelne eine kleine Einbuße erleidet, jo wird die Gejamllohnsumme erhöht, die allge meine Kaufkraft also gesteigert. Vie Beichsrcgierung beabsichtigt, das Tarifrcchl und das Schlichtungswesen in seinem wesentlichsten Inhalt auf- rechlzucrhallc». Baldige Oiökontsenkung Als besonders wichtig bezeichnete der Kanzler m seinen weiteren Ausführungen noch die Erhaltung der Produk tionsstätten. Betriebe, die bei vernünftiger Berücksichtigung ihrer besonderen Lage erhalte» werden können, dürften in folge der Starrheit staatlicher Bindungen nicht mehr zum Erliegen komme». Abhilfe wird auf dein Vcrordmmgsmege geschaffen. Der Kanzler lehnte es ab. sich über das Zins problem zu äußern, kündigte aber eine allgemeine Diskont- jenkung an. Die Nothilfe mit de» Stimcrverrcchnimgsschei- ncn ist für zwölf Monate vorgesehen. Diese zwölf Monate sollen dem organischen Um- und Neubau des Staats- und .Wirtschaflswescms dienen. Berwaltuttgsreform an Haupt und Gliedern Kurz auf Preußen eingehend, betonte der Kanzler nach, daß die Zusammenlegung der Landkreise und Amtsgerichte noch eine große organisatorische Berwaltung'dreform an Haupt und Gliedern zur Folge haben würde. Diese Reform werde eine entscheidende Voraussetzung sein für eine Reichs reform. Die Doppelarbeit van Oberpräsident und Regie rungspräsident werde beseitigt und die Sonderoerwaltungen auf kulturellem, wirtschaftlichem und technischem Gebiet ein heitlich den Regierungspräsidenten bzw. Landräten auge- gliedcrt werden. Eine Vereinfachung in der Zentralinstanz, eine Finanzrcform und eine Reform der Selbstverwaltung werde folgen. Der Kanzler versprach dann noch praktische Schritte zur Eingliederung der Jugend ins Berufs leben, vor allem auch des akademischen Nachwuchses. Man plant die Zwischenschaltung eines prak tischen Jahres zwischen höherer Schule und Hochschule. Zum Schluß erklärte der Kanzler zusammenfassend, all diese Arbeit könne nur durch eine autoritäre, unabhängige Negierung geleistet werden, die die Störung des geplanten Werkes durch die Einflüße der Parteien abmehre. Der Grundsatz der Ncichsverfassung, daß die Staatsgewalt vom Volke ausgehe, könne nicht bedeuten, daß diese Staatsge walt dem taktischen Spiele der Parteien im Parlament aus geliefert werden solle. Wörtlich erklärte der Kanzler dann: „Und wenn von einer Koalition zwischen Zentrum und NSDAP, gesprochen wird, an die ich nicht glauben kann, weil sie dem antiparlamentarisch-en Bekenntnis der Nationalsozialisten widerspricht, so wäre der geheime Grundgedanke solcher Koalition nur der, daß die eine Partei die andere zu ver nichten wünscht. Ich frage, ab die Not des deutschen Volkes in dieser Stunde wirklich noch ein solches Kulissenspiel er trägt!" An eine Abweichung von den Grundsätzen der Ver fassung oder gar an einen Wechsel der Staatsfarm denke die Negierung nicht. Der Kanzler beendete dann seine Aus führungen mit einem Appell an das deutsche Volk, hinter die Negierung zu treten, und mit dem Ruf : Denkt nur an Deutschland! Aapen-Rede jm LLrteil dei- Vcesfe. Berlin. Die wenigen am Montag früh erscheinenden Ber liner Blätter nehmen zu ldcr großen Rede des Reichskanzlers v. P a P c n vor dem Westfälischen Aancrnlag i» Münster noch nicht ausführlich Stellung. Sie ^beschranke» sich ans kurze Bemerkungen nnv Schlußfolgerungen. Der „M o n t a g" spricht von einer scnsalionclten Kanzler rede, die in den nächsten Tagen Gegenstand sehr lebhafter Poli tischer »nd wirtschaftlicher Auseinandersetzungen sein werde. Die „M onIagspo st" schließt ans der Rede, daß der Reichskanzler und die Mitglieder der RcichSregiernng anjchci »end die Gemischen hätten, daß sich der Reichspräsident auch durch eine scste Mchrheitsbildnng im Reichstag nicht von dem Kurs des Präsidialkabinclls abbringcn lasse», sonder» die Staatssiihrnng in der Hand behalten wolle. Die sozialdemokratische „Well am Montag" beschns tigt sich besonders mit einer Senkung der Löhne bei drohender Stillegung und 'betont, daß diese Maßnahme ans eine Notzeit von einem Jahr beschränkt sei, ändere nichts an ihrem gesähr liehen Charaktere. So wenig bisher Lohn- und Steuersenkung das Wirtschaftsleben augekurbelt habe, so wenig werde das in Zukunft der Fall sein. Die „Braunschweigische L a n d e s z e i t u n g" äußert sich u. a.: Der Reichskanzler habe sich nicht mit dem Marxismus auscinandcrgesctzt, dasiir iäbcr um so hestigcr Angrisse gegen Adolf Hitler gerichtet. Diese Angriffe von einem Maune, hinter dem noch nicht eins vom Hnudcrt der deutschen Bevölkerung stehe, über einen anderen deutschen Mann, der erst die Voraussetzungen für ein Wicdcrerwachen des deutschen Selbstgefühls geschasse» habe, richte sich von selbst. Nichts liege ferner, als jeden Plan und jeden Vor schlag des Reichskanzlers grundsätzlich abzulehncn; aber mau köuue beim besten Willen nicht anerkennen, daß die Kanzler rede in Münster auch nur einen Tchimmcr der Hossnuug ans wirkliche Genesung gegeben habe. Die „Kölnische Volkszeitung" schreibt zu der Kanzlerrede u. a.: Derselbe Kanzler, der die Nationalsoziali sten vor der Wahl stark gestützt habe, sei jetzt offenbar nicht gesonnen, sie an die Verantworlnng heranznlassen. Indem er die zwischen dem Zentrum und ocn Nationalsozialislcu ge führten Verhandlungen als Kulisscnspicl bezeichne, erhebe er die Vorwürfe auch gegen das Zenlrum. Das Zentrum ziehe nur die 'Folgerung aus der durch die Wahl gegebenen Sach läge, indem cs versuche, zu einem Teile miizuhelscn, zu klä reu, wieweit die Nationalsozialisten bereit seien, an der Vcr antworinng im Rahmen der Verfassung teilzunchmen, also legal zu sein und zu bleibe». Den Ausdruck Kulisseuspicl müsse das Zentrum, soweit cs in Bciracht kommc, mit allcr Cnlschicdcnhcil zurnclwciscn, Dic dculsche Inncnpoliiik tretc ans allc Fällc in ci» bcmcrkcnswcricS Stadium cin. Dic „Kölnisch c Z c i t n n g" schrcibt u. a., dic E»t Wicklung habe sich jetzt ans Kampf zngespitzt. Cs sei lediglich f dic Fragc, ob Papcus Rede einc Grabrcdc für ocn ReübGag odcr für ibn sclbst wcrdc. Einc Erklärung BrüningS. Berlin. In cincm Artikel der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" Nr. Mi heißt cs, Dr. B r ü n i n g versuche eine Koalition mit der deutlichen Spitze gegen den Reichspräsiden ten zn bilde». In diesem Zusammenhang wird einc angebliche Acnßcrnug Brünings nach seinem Sturz wicdergcgcbcn: „Jetzt gehe er «Brüning!. Cr kommc jcdoch wicdcr. Aber dann wcrdc Hindcuburg gchcn." Brüning crkläri zu dicscr Acußcruug: „Ich stcllc scst, daß ich ciuc solche Aeußcruug nie getan habe: sie würde zudem das Gegenteil meiner Aussassung und Grundsätze sein. Soweit ich überhaupt politische Besprechungen gehabt habe, dienten sie ausschließlich dem Versuch, den versassnngsmäßigen Weg in der politischen Entwicklung Dculschlands zu sichern." Eine Unterredung mit dem Reichskanzler über die Verwirklichung des großen Arbeitsprogramms Münster. Reichskanzler v. P a p e n bcanlwortetc in einer Unterredung mit einem RedaktionsmitgUed der „Rhei nisch Westsälischen Zeitung" einige Frägcn im Zusammenhang mit der großen Rede, dic cr vor dcn wcstsäliscbcn Baucrn gc haltcn bat. Wir gcbcn nachstchcnd in Fragc und Antwort dic wcscnilichc» Punkic der Uutcrrcdung mu dcm Rcichskanzlcr wicdcr: Fragc: „Sind Tic nicht dcr Mcinung, Hcrr Reichs kanzler, daß sich das außerordentlich bedeutungsvolle Arbeils- programm der Rcichsrcgierung, das Sic hcuic vor dcn wcsl sälischc» Baucrn cnlwickcli haben, Forderungen cutbäll, die auch dic NSDAP, gcslcllt Hal, und dcrcu Vcrwirklichung da- hcr auch dic NSDAP, wünschcn müßte? Machen Sie, Herr Reichskanzler, mit Ihrem Programm nicht den Versuch, das Wort Tirajscrs „Arbeit schafft Kapital" iu dic Tal umzu- sctzcn?" . A uiworl : „Ich bin in der Tat dcr Ansicht, oa» Arbeit Kapital schasst, und ich sreue mich, daß die Reichsregicrung mit dem Programm, das sie dem Herrn Reichspräsidenten Vor schlag!, auch einen Teil dcr Wünsche und Forderungen crsüllt, die von der NSDAP, erhoben werden. Ich Hosse, daß die gleiche Richlnng unserer Wünsche und die Gemeinsamkeit des Zieles zu einer Zusammenarbeit aus sachlichem Bodcu führ«, durch dic rcin poliliscbc Momcnlc clwas iu dcu Hintergrund gcrückt wcrdcn. Ich bin übcrzcugl, daß gcradc cinc Parlci, die dic sachliche' Arbcit aus ihre Falmc gcschricbcn Hal, ciu solches Programm dcr uumillclbarcn praklischcn Arbcit und Arbcils- bcschasfnng srci von allcn polilischcn 'Bindungen prüft." Fragc: „Ist cinc Gewähr dasiir gcgcbcn, daß dieses sachlich nnd sosorl dnrchznsührendc Arbeilüprogramm der RcichSregiernng nicht durchkreuz! odcr verzerr, wird durch Par ieipolilischc Forderungen einerseits odcr Wünsche von Interes scngruppcn andererseits?" A n i w ori : ,jDic Rcichsregierung ist eine autoritäre Regierung. Sie ist gegenüber Fordeningen parteipolitischer 'Ari völlig srei und unabhängig. Gerade deshalb Hofs! sic, das Arbcilsprogramm in weitem Ralnucn nnd abseits von allen Emzclimcressc» dnrchsührcn zu können. Damit ist die beste Sicherung für die Verwirklichung dcS gesteckten Zieles gegeben. Es ist der Sinn und die vornehmste Ausgabe einer autoritären Rcichsrcgierung, daß sic cinc Grundlage schasst, aus der sachliche Arbeit geleistet werden kann." Frage: „Ist zn erwarten, daß die Organisationen dcr Wirtschaft, nnd zwar sowohl der Arbeitgeber als der Arbeit nclimcr, ans den Boden Ihres Programms treten nnd cs als das ibrc durchführen wcrdcn?" An! worl: „Dic Reichsrcgicrnng Hofs! bestimm!, so wohl Arbeitnehmer wie Arbeilgeber aus dcm Bodcu dieses Programms zu vereinigen. Die Besruchtnng des WiNschajts Prozesses, die die RcichSregiernng berbciznsühreu such!, lieg! ganz besonders im Inlercssc dcr Arbcilnchmcr. Dic Vor schläge, dic dic RcichSrcgicrung macht, haben bekanntlich das Ziel, cin 'bis zwei Mittioucn Mcuschcn wicdcr in dcu Arbcits- prozcß cinzugliedcru." . Frage: „Wird cs dcr Reichsrcgicrnng nicht als imsozia- lcs Verhallen ausgclcgl werde», we»» sic auch dcm »och in Arbeil slchcndcn Arbcilnchmcr Lasic» anscrlcgt?" A n tworl : „Unsozial ist hcnlc dcr, dcr dic ArbcitSmög- lichkcilcn verringert. Durchaus richtig dagegen ist 'das Wort: Sozial ist, wer Arbcit schassl. Im übrige» bleibt dcr Grund- gcdankc dcr Tarifvcrträgc n»d damit ihre soziale Wirkung in vollem Umsange ansrechlerhaltcn. Nach wie vor blcibl das Tarisrecht bestehen, znm Schutze gegen LohnanSbculnng nnd zur Abwehr etwaiger Willkür der wirlscbasUich Ttärkcrc», Eine solche Willkür ist nach wie vor völlig ausgeschlossen." Fragc: „Das Arbcilsprogramm dcr Reichsrcgicrnng sicht also cinc gcwisse Amlockerung dcr Tarisc zugnnstcn cwcr Minderung der Arbeitslosigkeit vor? Wäre cs im Znsammcn- ha»g mit dcr Dnrchiühr» ig dicscs Programms nicht möglich, auch einc Anslockerumz occ >m Arbcilskamps cinandcr gcgcn- übcrstchciiocn Fronicn n> 'rreichen und jetzt Geballten zu vcr- lvirklichen, wie sie in dm Iahrcu 1919 und 1920 auf dec Ge- Ivcrkschastsscilc einem Manne Ivie Legien und ans der Arbcit- gcberscUc cincm Alanne lvic Slinucs vorgcschwcbt haben?" Antwort: „Tic picichsregicrung ist durchaus dcr Aus sassung, daß dic Zeit rcis dasiir gcwordcn ist, nm dicsc starren Fronten zn locker». NUr scheint, daß man durch ciuc Verklei nerung der Tarisbezirkc und 'durch Trennung nicht zusammen gehöriger Bcrussgruppcn 'Arbeitgeber und Abcituehmcr cinan dcr nähcrbringc» kann. In solchem nach rcgioimlc» Gcsichts- Pnnklcn nnd Bcrnfsarlen gegliederten Tnrisbczirkcn nnd Ta- risgebiclcn ist es leichter möglich, dic Inlercssc» dcr am Wirt- schastSProzcß Bcleiliglcn aus ciuc» gcmciusamcn Ncuucr zu brmgc». Dicscr gcrcchtc Auöglcich dcr Iulcrcsscu ist ja dic Kardmalsragc dcr Wirtschaft überhaupt." Zum Schlüsse der Unterredung betonte der Reichskanzler schr eindringlich: Es muß vou diesem Programm cin starker Impuls ausgehcu, und cs muß im gau-cn Volkc ciuc Vcr- traucnsglmosphärc cutstchcn, iu der dic hculc dailiedcrlicgcn- dcu Krästc sich srci uud stark wicdcr culsallcu köuucn. Die gcniciusamc Arbeit am gcmciiisameu ,Z>cl, an dcr Zukunsl von Volk und Valcrland muß dic Brücke bilden zum Ausgleich dcr polilischcn GcgcnsätzlichkeUcu. In dicscr Arbcu muß das dculfchc Volk sich wicdcrsiudc» uud soziale ung polilifchc Gcg- nerschaslcu übcrivindcn. In Zukmist soll jcdcr einzelne ivic- dcr dic Ucbcrzcngnng habcu. daß dcr Ertrag scincr 'Arbeit nicht in cincm Faß ohnc Bode» i»s Leere sällt, sonder» ihm, seiner Familie, seinen Kinder» »nd dem ganze» Volke ziigutc- kommt. Annäherung NSNAP-Zenirum? Berlin, 29. August. Obwohl von Seile» der Nationalsozialisten wie auch von Seilen des Zentrums über die Verhandlungen zwischen beiden Parteien offiziell noch nichts verlautet, wird in un- tcrrichlcte» Kreisen versichert, dasz man sich bezüglich dcr all gemeinen polilischcn Linie grundjählich geeinigt habe. Diese Einigung beziehe sich sowohl auf Preußen wie auch aus das Reich. Selbst über dic Person eines clwaigen Kanzlers sei eine Einigung erziell worden. Gesprochen wird u. a. von einer Kombination Schleicher—Brüning—Slrasscr, wobei Dr. Brüning als Kandidat für das Außenministerium ge nannt wird. Kerrls Vorschlag abgelehni Keine Acndcrung der Geschäftsordnung des Preußischen Landtags durch Notvcrordnu ig. Bertin, 29. August. In Erwiderung eines Schreibens des Präsidenten des Preußischen Landtags erklärt Reichskanzler von Papen, die kommissarische preußische Regierung sei lediglich dem Reichs präsidenten. nicht aber dem Landtag verantwortlich. Weiter bezeichnet der Kanzler die Auffassung als falsch, wonach die kommissarische Negierung sich auf die Wiederherstellung verfassungsmäßiger Zustände zu beschränken habe. Der kommissarischen Regierung stünden vielmehr alle Befugnisse zu. die sich für das Staatsministerium aus der Verfassung ergeben. Dic vom Präsidenten Kerri beantragte Aufhebung der Geschäflsordnungsänderung des Landtags durch Notverord- nnug des Reichspräsidenten lehnte der Kanzler ab, wobei cr ans die Möglichkeit hinwies, eine Entscheidung des Staatsgerichtshofs herbeizusührcn. Weiter sei noch klarzu stellen, ob dcr gegenwärtige Preußische Landtag die Ab änderung der Geschäftsordnung überhaupt übernommen habe. Bor allem Arbeitsbeschaffung Eine Eingabe des Langnamvereins. Düsseldorf, 28. Augnst. Der Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaft- uche» Interessen in Rheinland und Westfalen hat, wie er mitteilt, bei dcn zuständigen Reichs- und Staatsministerien sowie bei der Neichsbahnhauptverwaltung erneut dringende Vorstellungen über die Notwendigkeit erhoben, Neichsbahn- arbeiten und -Aufträge in das Arbeitsbejchaffungspro- gramm des Reiches cinzubeziehen. Durch die seit Anfang April d. I. festzustellende einschneidende Auftragsdrasselung der Reichsbahn habe sich die ohnehin bedrängte Lage sowohl der eisenschaffenden als auch der eisenverarbeitende» Indu strie in einem Maße zugcspitzt, das zu den ernstesten Be sorgnissen Anlaß gebe. Es handle sich um wirklich produktive Aufwendungen, da mit verhältnismäßig geringen kosten ein hoher sozialer Nulzaufwand erzielt werde, Tausende von Arbeitskräften wiedcrcinaestellt werden könnten und brachliegende Stolle § anwiert wurden. Darüber hinaus sollte aber auch die Frage einer eingehenden Prüfung unterzogen werden, ob nicht we nigstens in bescheidenem Umfange auch Wittel für eine zu sätzliche Auftragsvergebung frei gemacht werden können. Die dringende Gegemvartsmil der breiten Schicht der von der Reichsbahn abhängigen Industrien lasse nicht zu letzt im Hinblick auf die schlüjsclartme Stellung dieser Gruppe im gesamtwirtschaftlichen Interesse c Prüfung einer Ueber- nahme von Nijiken gerechtfertigt erscheinen, die vielleicht sonst größerer Zurückhaltung begegnen würde. Eine solche Maßnahme würde aber auch insofern bis zu cincm gewissen Grade im eigenen kaufmännischen Interesse der Reichsbahn : liegen, als der gegenwärtig ungewöhnlich niedrige Preis stand dcr Bcdarfsstoffe auch Käufe rechtfertige, die unter günstigeren Zeitumständen vielleicht erst nach und nach hät ten getätigt werden können. Angeregt wird in dcr Ein gabe u. a. eine beschleunigte Vergebung der Ausbcsserungs- arbciten für die etwa 60 000 Einheiten umfassenden repara turbedürftigen Fahrzeuge und in gewissem Umfange auch die Veraebuna van Neubeltellunaen. MitteWMfsrdermMn Das Reichskarlell an den Reichskanzler. Berlin, 28. August. Das Neichskartcll des selbständigen Mittelstandes hat in einem Schreiben an den Reichskanzler zu dem Wirt schaftsprogramm der Reichsregicrung Stellung genommen und erklärt, daß „nur die Anwendung altcrprabtcr Wirt schaftsgrundsätze, die Achtung vor der verantwortungsbe wußten verantwortlichen Einzclpersönlichkclt, die freie Ent wicklung aller gesunden Kräfte, die Förderung deutscher Ar beit und ihres Produkts, die gerechte Verteilung der auf das allcrnotwendigste einzuschränkendcn Lasten lind dcr Rückzug der öffentlichen Hand aus der Privatwirtschaft", die Wege seien, die zum Wiederaufbau führen könnten. Votttlfche Rundschau. Zersehungsversuche bei der Polizei. Wie die Polizei in Wattenscheid meldet, waren einer An zahl von Polizeibeamtcn in letzter Zeit von unbekannten Personen kommunistische Zerselzungsschriften durch die Post zugesandt morden. Die angestellten Ermittlungen und Wohnungsdurchsuchungen führten zur Festnahme von zwel Personen, von denen eine wegen dringenden Verdachts der Vorbereitung zum Hochverrat dem Amtsgericht in Bochum Zugeführt würde, das Haftbefehl erließ. Weiter wurden vier Personen festgenommen, die auf der Straße verbotswidrig zu demonstrieren aufforderten. Es handelt sich um Anhänger » KPD. Die italienische Bevölkerung betrug am 31. Juli 1932 42 179 000. Bei der letzten Volkszählung am 21. April 193! wur den 41145 674 Einwohner gezählt. In Anbetracht dcr letzten Vorkommnisse, die bewiesen, daß sich die spanische Negierung nur auf einen Teil der Armee ver lassen kann, will sie jetzt ein aus Zivilpersonen aller republikani sche» Parteien bestehendes Nationalmillzkorps schaffen, zu dem ausschließlichen Zweck, es bei Bedrohung des republikanische» Re gimes einzusetzen.
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