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Sächsische Elbzeitung : 13.08.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193208132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19320813
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19320813
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-08
- Tag 1932-08-13
-
Monat
1932-08
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 13.08.1932
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Oas Opfer des Serge Krojitsch. Skizze von Horst Biernath. Der Streckenwärter Serge Krojitsch trat am 11. Jnli 1926 seinen Dieustwcg später als sonst an, denn am Nach mittag war seine Fran mit ihrem Erstgeborenen nieder- gckvmmcn. 'Als Krojitsch die Halste seines Weges zurück- gelegt hatte, brach schon die Nacht ein. Mit geübtem Schritt ou-g er über die Schwellen des hohen Bahndammes, den die Jngcnicure quer durch die Sümpfe geschüttet hatten, von Pcterwardein bis znr Scmlincr Brücke hinab, deren rote Zicgclbvgcn sich über die Save spannen. Es war eine mondlose, drohende Nacht. Ein kalter Wind stieß von den Karpathen her ins Schils, nnd die Wasservöget wollten trotz der späten Stunde keine Rnhc finden. Der klagende Rus der Rohrdommel hallte über das Moor, und in den Wciocnbüschcn flötete die Schilsdrossel. Ans dem Sumps stiegen bleiche Dünste ans, nnd die Frösche, die sonst ihr Abcndkonzcrt augestimmt hatten, waren Henle stnmm. Krojitsch lächelte... dachte an sein kleines Fröschlein oaheim nnd ahmte mit Vvllgeblascnen Backen „Koaaaks — koaaaks" das Sumpforchcster nach. Aber seine Stimme verhallte über dem Schilf, nnd von nirgends kam eine Antwort. Es wurde kühl, Nebel wallten heran — Krojitsch schritt schneller aus und schüttelte sich fröstelnd in seinem Mantel. Plötzlich glitt er ans, spie seinen kurzen Schrecken dreimal von sich... und wie nun das Licht der Laterne von der kleinen Froschlciche unter seinem Fuß über die Wand des Dammes huschte, sah Krojitsch, daß die Frösche des Sumpfes zahllos an den Böschungen saßen — nnd vom Lichtstrahl getroffen mit schnalzendem Laut in das Röhricht zurücksprangen. Unschlüssig blieb Krojitsch stehen. Sein Blick verfing sich an ocr schwarzen Maner der Nacht. Bei Tage hätte er im Osten am Horizont den Dammrückcn sehen können, der die Donau abspcrrte. Seit Menschengedenken hielt er dem Wasser stand, hielt damals stand, als die Dämme bei Widin rissen, und damals, als das Wasser über Swistow hercinbrach. Drohte jetzt Gefahr? Hörte man nicht die Leute sagen, wie stets die Frösche als erste das Hochwasser witterten und die Hügel überschwemmten? — Umkchrcn? Er schleuderte die kleine Froschlciche mit einem zornigen Fußtritt beiseite und ging weiter. Sehnte sich nach ;cinem Weibe und dem kleinen Mcnschcnbündcl, das in seiner Wiege den traumlosen Schlaf der Unberührtheit schlief. Das Licht der Laterne brannte schon rötlich; er mußte mit der Batterie sparjammcr umgehen, wenn sie für den Heimweg noch reichen sollte. Der Wind blies steif und hohl von Norden heran, er orgelte im Schilf. Eine Kette von Wildenten stieg vor Krojitsch mit rasselndem Schlage empor. Und Frösche, Myriaden brauner Frösche hockten, je weiter die 'Nacht hcrein- brach, stumm und furchtlos in seinem Weg. Und dann kam ein Anblick, der ihm das Gefühl nahenden Unheils schandernd einjagtc: Eine große Ringelnatter sah er neben den schienen liegen, nnd rings nm sie hockten die Frösche und glotzten an ihrer Todfeindin vorbei, als wäre die Feindschaft der Krcatnr ausgelöscht, — als ruhe wieder der Löwe neben dem Occhslein und der Tiger neben dem Jungen der Hirschkuh ... Und auch vor ihm, dem Menschen, floh die Natter nicht, flohen die grünen Echsen nicht, floh nichts, was das Moor in dieser unrnhvollen Nacht an kaltblütiger Kreatur auf seinen Weg gesandt hatte. Eine unerklärliche, namenlose Angst schleicht Krojitsch iits Herz. Die Wolken jagen zerfetzt über den Himmel, und durch seine schwarzen Tiefen segelt in unheimlicher Stille der Schwan. Das Schilf biegt sich nieder, nnd die Pappclzwcigc klappern wie böse Kastagnetten. Krojitsch stapft vom Entsetzen gepeitscht vorwärts. Flüchtet wie die Kreatur des Sumpfes zmn Lande hin nnd will nicht wissen, wohin er tritt... Flicht zu den Höhen jenseits der alten Brücke, wo die Türme von Peterwardein hinter dein schmalen Föhrcnstrich stehen. Und gleitet aus, stürzt nieder, die Laterne zerschellt am eisernen Schicncnstrang, erlischt... seine Hände suchen einen Halt, finden einen senchtkalten Amphibicnklumpcn ... er springt in Von Drinnen und Draußen. Berlin, zweite Augustwochc 1932. Seitdem ich wieder angefangen habe, nach wohltnender Ferienruhc auflauchcnd aus meiner Abgeschiedenheit, mich zn orientieren in der Welt nnd ihren Geschehnissen, habe ich immerzu ein beunruhigendes Gesühl. Ich spüre die quälende Neigung, mich auf einen Zug zu setzen und in die Niederlausitz zu sahrcn. Dort liegt, wie ich weiß, ohne bisher dort gewesen zu sein, das liebe Städtchen Sprcmberg. Und ganz nahe diesem Städtchen Sprcmberg ragt ein S l e i n. Ein großer Stein, Ein klobiger, vierkantiger Stein. Und der große, schwere, klobige Stein zeigt aus seiner behauenen Bordcrscite einen heraldisch stilisierten und deshalb sehr unähnlichen Adler, und weiter in großen, selbstverständlich lateinischen Buchstaben ist auf dem Stein zu lesen: „Mittelpunkt vom Deutschen Reich"... Zu d i c s e m stolzen Stein bei Sprcmberg in der Lausitz möchte ich eilen und mich an ihm festhaltcn, wie der Ertrinkende an einem ihm zugcworfenen Rettungsring, und möchte sprechen: „Lieber und verehrter und mit Recht auf deine Inschrift stolzer Stein, vielleicht begreife ich bei dir, dem Mittelpunkt des Deutscl>eu Reiches, besser, was sich da alles in seinen weit gedehnten Provinzen begibt. Und viel leicht gewährst d u mir, du tröstlicher Steiu, iu deiner granit'nen Widerstandskraft einen Halt nnd einen Nuhcpnnkt für meine Irrfahrt durch all die Materie, die mir leider die Faulheit in meiner Freizeit rechtzeitig zu sichten und zu ordnen verwehrte." Wie gnädig doch das Schicksal waltet! Wie war cs sein um mich bestellt: Vier Wochen lang war „ausgeschaltct" Für mich der ganze Lärm der Welt. Ich lauschte — sowas hat sein Gutes — Am stillsten Platz des Erdcnraums Nur auf das Rauschen meines Blutes, Sah nur Gestalten meines Tranms. 'Nun brüllt's und blitzt's aus allen Ecke» — Der alte Lärm, der alte Wahn! Nun mnß ich schaudcrvoll entdecken, Was mittlerweile sich getan: Deutschland ward mut'gcr und gescheiter, Die edlen Polen wurden dreist; Und Frankreich rüstct immer weiter Und heuchelt holden Frieoensgeisi. Landräte wittern die Entlassung, Es regnet links und rechts „Protest"; In Hessen wackelt die Verfassung, In Prenßen steht sie auch nicht fest. In Südamerika beginnen Schon wieder Hader nnd Exzeß; Und alle „Schönheitsköniginnen" Sind in Ostende znm „Kongreß". furchtbarem Gulfebcn empor nno rcnin, pviperi, ;mrzr vorwärts. Endlich umklammert er das Brückengeländer, zieht sich weiter durch eine Dunkelheit, die das phosphoreszierende Moorwasser milchig ansfärbt, schant mit wild klopfendem Herzen zu dem grauroten Schein am Himmel. Das ist Petcr- wardcin, ist die Stadt, Menschen, Sicherheit. ...Und da erfüllt ein Brausen die Lust und kommt heran wie ein Orkan nnd Pfeift und brüllt, donnert und sanft. Das Wasser! Der Damm ist geborsten! — Die Brückenpfeiler erbeben, das Holzwcrk kracht und knirscht, die Brücke schwankt wie ein Schiss auf See... hält... hält noch immer. Krojitsch taumeli vorwärts, kriecht wie ein Reptil auf das feste Laud, küßt die Erde, die kalte Erde und schant hinter sich, wie das hcranbransende Wasser wild am Eiscnbahndamm empor- schäumt nnd steigt nnd schwillt, Balken und Bänme wie Mauerbrecher in seinem rasenden Sturz mit sich führt und — den Damm überrenn«! Und in dieser Minute sein Haus samt Weib nnd Kind sortrcißt, sein Haus mit Weib nnd Kind, Krojitsch taumeli vorwärts, hat kein Herz mehr, seit über ihn das Wissen nm sein Schicksal hcreingrbrvchen ist, seit er weih, daß die verflnchien Wasser alles gefressen haben, woran seine Seele hing. Die Rosenstöcke, die sich znm Blühen anschickicn — und den Apfelbaum, der Heuer sein« erltcn Früchte tragen wollte. — Ein roter, böser Mond steigt wie ein Brand über den Horizont nnd klettert durch Sie schwarzen Wolkenbcrge; spiegelt sich in schäumendem Wasser, soweit das Auge reicht; leuchtet in ein schwarzes Loch, das die Fluten mitten in die Brücke hcreingerisscn haben. Da hincinspringen! senkt Krojitsch nnd starrt in die Finsternis. Längst haben die Wolken den Mond verschluckt. Kein Stern will mehr leuchten. Nichts begleitet seine Ge danken als das Rauschen der Wasscrstrndel, das Bersten nach stürzender Brückcnpseilcr — nnd irgendwoher der verzweifelte Schrei eines Vogels, de* nm leine Jungen klagt. Krofitsch beugt sich über die gurgelnden Fluten herab, tränenlos, versteinert vor Schmerz. Sicht das Kind in der Hand des nassen Todes nnd sein Wob „n grünen, gläsernen Sarge treiben. In seinem Rücken dröhnt es heran. Krojitsch fährt wild herum. Der Orientcxpreß mit seiner Mcnfchenfracht! Mit einer Stundengeschwindigkeit von hnndcrl Kilometern — und niemand ahnt, daß er ins Verderben fährt. Haben Petcr- wardein verlassen, ehe der Telegraph warnen konnte... „Halt!" brüllt Krojitsch nnd schwenkt die zerbrochene Laterne durch die Lust. Wirst sie fort, rennt dem Zuge entgegen: „Halt! halt!" — Niemand bemerkt den Mann. Mit un verminderter Geschwindigkeit donnert die Lokomotive heran. Krojitsch neben den Schienen brüllt, winkt mit beiden Armen — weiß, daß sein Rufen nngchört, er selbst ungesehen bleibt. Vierzig, dreißig Meter noch trennen ihn von dem Ziige, dessen Laternen ihr Licht nur kurz vor den Fahrweg streuen. Hundcrl- undsechzig Menschen schlafen, wachen, spielen, sprechen und ahnen keine Gefahr. Hunderlnndfechzig Menschen rasen in den Tod! — — Und da bleibt denn nnr eines übrig, das Letzte, Schwerste: Serge Krojitsch springt mitten ms Gleis, mitten in die Lichter hinein. Und der Zug hält... Traflüdie im Storchennest. Wenn es wahr ist, wie vielfach behauptet wird, daß menschliche Gefühle nnd Leidenschaften auch vielen Tieren nicht fremd sind, so Hal ein Storch in dem elsässischen Torfe Ottersweiler einen überzeugenden Beweis für diese Annahme geliefert. In einem Storchennest waren im Frühjahr dieses Jahres mehrere Junge ansgeschlüpfi. Wenige Wochen später kam das männliche Tier durch einen Unfall nms Leben, nnd die Sorge für den Unterhalt der Familie lag allein ans den Schultern der Storchenmuttcr, die denn auch ihr Bestes lat, die hungrigen Kleinen zn füttern. Nach einiger Zeit gesellte sich indessen ein anderer Storch zu der trauernden Witwe, der er getreulich in der Aufbringung der Jungen half. In letzter Zeit zeigte der neue Stiesvaier indessen nuverkennbare Keicben Die deutschen Stämme zu entzweien In Nord und Süd wird Haß geschürt: Und ach, wo sind sic, die Parteien, Die Engen Richter einst geführt? Im Keller tief, ans hohem Speicher Forscht man geheimen „Bünden" nach, Derweil nach Westen hin ein Schleicher Aufrecht als Mann die Wahrheit sprach. Weimars Gebäude kommt ins Krachen, In „Villen" steigt das Angebot; Im Nundsnnk nm sich mnut're Sachen, Aus Braun folgt weoer „Schwarz" noch „Not". Aus Oest'reich hallt Parteigckeife, „Olympia" bringt uns kaum Gewinn Ich fürcht', bis ich das all begreife, Ist die Erholung schon dahin! Und dabei will ich von Kleinigkeiten gar nicht reden, die ich mir so nebenbei notiert. All das wirbelt um mich herum, so daß ich mich mit allen Kräften an dem stolzen Stein bei Spremberg festhaltcn mnß, nm mitten drin zu bleiben in Deutschland und in dem Wirbel der Ereignisse, und nicht wie vom „Teufelsrad" im wieder anfgcba»t«l Luna- Park — hui, hui! — an die Peripherie und darüber hinaus befördert zu werden. Welche Art der Beförderung übrigens der tüchtige Mitbürger Heinrich Sklarz gewählt zn haben scheint, der ja allerdings keine zwingende Veranlassung hatte, sich bei den Drehungen der Erde und der politischen Verhält nisse just an dem Stein, der Deutschlands Mittelpunkt fixiert, wie Fanst sagen würde, „mit klammernden Organen" sestzuhalten. Denn der Herr Sklarz war vor sechs Jahren ein bißchen wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Erpressung verurteilt worden. Er Hal sich damals nicht recht Wohl befunden ; um's populär auszudrücken: es war ihm nicht drum, ins Gefängnis zu spazieren. Sechs Jahre ist das her. Die einen sagen: der arme Sklarz hat eine schlechte Konstilntion. Die andern sagen: Er hat gute Acrzte gehabt (Die ihn zwar nicht heilen konnten, aber die ihn doch durch wissenschaftliche Gut achten vor dem Peinlichen Absitzen seiner Strase bewahrt haben). Noch andere sagen: Nicht gute Aerzte, bloß gute Freunde hat er gehabt, mächtige gute Freunde... Aber ich werde mich hüten zn wiederholen, w a s diese andern alles sagen, sonst verklagt mich der Sklarz gar wegen Beleidigung. Und die wird — an den Strafen gemessen, die auf blind wütiges Tvtschießen nnserer Mitmenschen bis heute noch stehen — sehr scharf geahndet; mau könnte dabei sein ganzes Vermögen verlieren, das man freilich vorsichtigerweise längst verloren hat. In der hübschen alten Operette „Gasparone" fragt einer, der sich geärgert hat, den etwas verblödeten Po desta (zn deutsch: Bürgermeister): „Sagen Sie, was kostet es eigentlich, wenn man einen Podesta ein Rindvieh nennt?" — „Das kostet fünfhundert Lire Strafe", sagt der Podesta. Da überlegt der andere eine Weile und sagt: „Schön, dann werde ich den Herrn Podesta — kein Rindvieh nennen..." Von von Eiferjucht; offenbar glaubte er, daß die Störchin ihn nur als braumbarcn Versorger der Familie betrachtete, daß ihre wahre Liebe aber nur den Storchcnkindcrn gelte. Schließlich konnte er sich wohl nicht mehr beherrschen, und eines Morgens Ivarf er sämtliche Junge znm Nest hinaus, Wohl, um die Liebe der Störchin mit keinem anderen teilen zn müssen. Dieser drastische Beweis feiner Zuneigung Hal an; jene ihre Wirkung nicht verfehlt: seil kurzem sind vier neue Jungen im Nest zu jehcn! Woran es fehlt! Bou Carolus Asper. Vor einigen Tagen nnlerhielt ich mich mit einem hohen Berliner Diplomaten, einem südamcrikanischcn Gesandten, über die hentigen Verhältnisse. Er war der Ansicht, daß die gegenwärtige Weltkrisis nicht jo sehr eine politische nnd wiri- schaftlichc, sondern vielmehr eine kulturelle wäre und daß wir gar keinen Anlaß hätten, nns über den ans allen Gebieten ständig wachsenden semitischen Einfluß zu beschweren, weil wir selber durch Vernachlässigung unserer christlichen Kultur die Schuld daran trügen. Ans einer Privatgesellschaft besah cr sich mit der Tochter des Hauses nach deutscher Sitte die Familicnbilder im Pholvgraphie-Albnm. Als die Großeltern nnd Urgroßeltern der jungen Dame an die Reihe kamen, spöttelte diese über die Kleidung der Frauen jener vergangenen Zeiten. Der Gesandte konnte sich nicht enthalte», daraus zu bc- merken: „Scüorita, sehen Sie sich einmal ein wenig nm und — vielleicht auch in den Spiegel. Glauben Sie, daß die Enkelinnen dieser jungen Damen hier die Bilder ihrer Groß mütter auch so unbefangen fremden Herren werden zeigen können Ivie Sie? — Ich denke mir, daß sie diese Phow- araphicn unter heftigem Erröten überschlagen werden, damit sie der Besucher ja nicht sieht. Es ist besser, Scüorita, als daß man sich ihrer schämen mnß." Das Fräulein soll ein etwas eigentümliches Gesicht ge macht haben — eine Amwort ist sie schuldig geblieben, aber Exzellenz gibt sich der Hoffnung hin, daß sie ihr Gesellschafts kleid am selben Abend doch noch mit anderen Angcn angesehen Hai als zuvor. Vielleicht! „Sie keimen >a Cnracao nnd seine Bevölkerung, Herr Asper?" fragte mich etwas jpäter der Gesandte. Und ob ich die kenne! — Als den entsetzlichsten Nassen- Nlischmasch, den man sich vorstellcn kann: spanische Cvn- qnistadoren und englische Freibeuter, Kariben und Aruaken, Chinesen nnd Neger, portugiesische Juden und sonst noch ein Paar Dutzend Völkerstämme haben, nicht immer m moralisch höchststchcnden Exemplaren, an dieser Mischung mtt- gewirkt, und was dabei hcransgekommcn ist nno in welch gutem Ruf sic drüben steht, kann mau, wenn mau sie einmal icnncu gelent hat, sich ungefähr denken. „Nun", fnhr der Gesandte fort, „ich glaube mich auf europäischen Gesellschaften oft genug nach Cnracao in eine Wciberlneipe versetzt: früher haben die weißen Damen aller Nationen mit den Füßen getanzt, heute tun sie cs schlimmer als die Curacaodirncn, die dabei noch viermal so viel an haben, mit ,culv y vicntrc' (Gesäß und Bauch) und wollen dabei auch noch Hcgcrinncn und Pflegerinnen der christliche» Kultur sein!" Der Diplomat sieht deshalb auch keinen anderen Aus weg aus dem Elend unserer Zeil, als daß wir alle, die wir uns Christen nennen, uns auch dementsprechend betragen, daß wir im großen wie im kleinen, im öffentlichen und im privaten Leben, in Politik nnd Wirtschaft nach dem alten, immer noch Geltung besitzenden Worte handeln „Adel ver pflichtet". Und einen höheren Adel gibt cs bekanntlich nicht als den der Kinder Gottes. Diese prachtvollen Worte ans dem Munde eines Maunes ans Kreisen, denen man im allgemeinen ein tieferes Eingehen auf solche Fragen gar nicht zntrant, sollten wir nns zn Herze» nehmen und nach Kräften daran Mitwirken, daß sie überall Beachtung finden. diesem vorsichtigen Sizilianer der Operette habe ich an meinem Stein in Sprcmberg gelernt. Und ehe ich in Vers oder Prosa von den guten und ehemals hvchmögcndcn Freun den des Herrn Sklarz irgend etwas sage, sehe ich im Straf gesetzbuch nach. In jenem ausgezeichneten Buch, das hoffent lich bald einmal eine uns harmonisch entsprechend Er weiterung erfährt. Shakespeare hat mal zornig gcsagi: „Wenn Gnade Mörder schont, verübt sie Mord!" Shakespeare ist schließlich kein Einfaltspinsel gewesen, obschon cr kein Strafgesetzbuch sonder» „bloß" Theaterstücke wie de» „Ham let" und de» „König Lear" geschrieben Hal. Und man könnte seinen Leitsatz schon höre» und gelten lassen, wenn man end lich dem rohesten Unmenschcntiim mit der nötigen Energie zu Leibe geht. Uebrigens — Unmenschentnm! Während ich und Sklarz — Sklarz und ich — »ns aus recht verschiedenen Gründen ein bißchen versteckt zurückhieltcn, sind wichtige Fortschritte in der Erforschung der Menschheitsgeschichte ge macht worden. In den Urwäldern Mittcl-Snmatras haben Emgeborenc als verblüffende Jagdbeute einen Orang- Pcndek, einen „Menfchcmaffen", mitgebracht, dessen im Niederländischen Zoologischen Museum auf Java untersuchtes Skelett wieder mal beweisen soll, was wir eigentlich — ohne Skelett-Untersuchung — schon wissen. In Sumatras verschwieg'ncn Wäldern, Hab' ich gehört, Gibt's Dinge, die in unsern kälter'n Und karger'» Zone» uns'rc Eltern Noch u i c gehört. Da haben in beglückten Stunden, Ans Jagd und Raub Die Eingebor'nen, schilfumwunden, Den Orang-Pendek aufgefunden, Versteckt im Laub. Er starb an ihrer gift'gen Waffe Als wilder Held. In Java ward der riesig straffe Kadaver dann als „M enschen - Aff e" Jetzt festgestellt... Mich hat dies' Jahr des Sommers Gnade (Die ich gespürt — Man zählt' im Schatte» dreißig Grade!) Nach einem großen Modcbade Am Meer geführt. Was gab's zu schauen nnd zn gaffen Am Strande da! Und regelrechte M e n s ch e n - A fs e n, M ehr, als der liebe Gott geschaffen Auf Sumatra! Diogenes. so >h w a bür cim der der alle Frc Mc IP gcu ver ohr Sck ma
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