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Sächsische Elbzeitung : 06.08.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193208064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19320806
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19320806
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-08
- Tag 1932-08-06
-
Monat
1932-08
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 06.08.1932
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U. m Beilage zur Sächsischen Elbzettung ° MM " Günstige Wirtschaftslage in Ostafrika Von Hoist Dankrat-Daressalam Während ix Europa lind vor allem in der deutschc» Heimat sich die Zahl der Arbeitslosen ständig vergrößert und die der Betriebe, die nicht mehr Weiler können, dauernd wächst, ist cs den Bcmühnuge» der deutschen Pflanzer in unserer früheren Kolonie Ostafrika, dein jetzigen Tanganjika- Territorium, geluugeu, der Wirtschaftskrise, die auch hier be denklich zu werden schien, erfolgreich cntgcgenzutrctcn. Die britische Mandatsverwaltung kann den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, alles getan zu habe», was die Kr/e verschärfen konnte; um so bemerkenswerter ist die Energie, mit der die deutschen Kaufleute nud Pflauzer die Belange des Landes wnhrgenommen haben. Der Engländer versteht unter Kolonisieren etwas ganz anderes als wir Deutschen. Ihm gilt ein Land dann gui lolviüsicrt und verwaltet, wenn die darin arbeitenden Eng- tänder, Beamte wie Privatleute, für sich und dcu britischen Staat möglichst viel Geld herausziehen können; was aus dem Laude selbst und seinen Eingeborenen wird, spielt dabei ,Zar keine Nolle. So hat England auch jetzt in der schwersten Krisenzeit, die Ostafrika seit dem ungeheuren Fall der Gummi- prcisc 1912/13 durchmachcu mußte, rücksichtslos die unmittel baren und mittelbaren Abgaben für Eingeborene und Euro päer erhöht, ohne aus die Lebcusiutercsseu der Weißen, die il- ganzes Vermögen dort angelegt haben, oder der Eingeborenen irgend welche Nücksicht zu nehmen. Um die Steurrkrast dieser nicht zu schwächen, drängte das Gouvernement immer wieder auf möglichst hohe Löhne, die in der Zeit vor der großen Krise auch ohne weiteres bezahlt werden konnten. Als eine Tonne Sisal noch zwischen 40 und ölt Pfund Sterling cinbrachte, konnte der Erzeugungspreis ruhig um 25 Pfund herum liegen, ohne die NcMabilität der einzelnen Pflanzungen zu ge- ährdcn. Als dann ein langsames, aber stetiges Absacken dcr Vrcisc erfolgte-, bis der Preis des Sisals auf etwa 2lt Pfund aulangte, und als daun gar noch das Pfund selbst auf drei Viertel seines Werles sank, da mußten die Preise mit Gewalt gesenkt werden. Zunächst wurden die Gehälter der euro päischen Angestellten erheblich gekürzt, daun die eigentliche i Betriebskosten aus das Mindestmaß herabgesetzt, und schließlich wollten die Pflanzer auch die Löhne der Eingeborenen senken. Jin Durchschnitt erhielten diese früher für 30 Arbeitstage 45 Schilling, eine sür ostafrikauischc Verhältnisse außer ordentlich hohe Sttinme, da jeder Neger sein Feld besitzt, das von seinen Frauen bearbeitet wird. Seinen Lohn braucht er lediglich zur Bezahlung der Steuern und zur Anschaffung besonderer Luxusaegenstäude. Nun widersetzte sich aber die Regierung einer Senkung dcr Löhnc auf das schärfste, da sic nicht mit Unrecht einen Rückgang der Einfuhr von Baumwoll stoffen, Blechwaren usw., die sämtlich einem hohen Zoll unter liegen, befürchtete. Ler Erfolg dieser NegieruugSpvUtik war dcr, daß die meisten Pslauz -ngen nur die notwendigsten Erhaltungsarbeiten mit einer geringen Zahl Eingeborener vornehmen ließen, daß -ablreiche europäische Angestellte entlassen wurden mv-ö nach chrcm Muttcrlandc mrücklebrtcu und daß aus diese Weise nicht nur die Eni'utzr rrtzebtich laut, wuberu auch viele Ein geborene übcrbaupt nicht mehr im staube wäre», Sic Kops- steuer von 10 Schilling jährlich zu bezahlen. Die Rcgierungs lassen bekamen daher ;etzt erst recht kein Geld mehr. In langen Verhandlungen ist es nun endlich den deut schen Pflanzern gelungen, die Negierung von dcr Unsinnig keit ihrer Maßnahmen zu überzeuge» und die Genehmigung zur Zahlung geringerer Eingeboreuenlöhne zu erwirken. Ictzi erhalte» die eingeborene,! Arbeiter mir »och 15 Schilling monatlich. Bei der große» Zahi vo» 'Neger», die eine Pflan zung beschäftigen muß, macht die Senkung dcr Löhnc um zwei Drittel sehr viel aus. uud die meisten Pflanzlingen be ginnen jetzt wieder ordnungsmäßig zu arbeiten, wenn die Ge winne auch nur ganz gering sein dürften. Tas ganze Land atmet aber wieder auf, da die Still legung der großen Betriebe naturgemäß auch für alle audercu Europäer Nachteile mit sich brachte. Die eiiropäischcn Au gestellte» konnte» vo» ihre» stark gekürzte» oder gar vorläufig ciubehaltcucu Gehältern keine Anschaffungen machen; das wirkte ebenso ans die Kaufleute au dcr Küste wie auf die deutsche» Bauer» i» de» Gebirge», die Obst »»d Gemüse in die Steppen liefern. Tic deutschen Schulen mußten schon lange die Kinder in Pension hallen und unicrrichtcn, ohne daß cs den Eltern möglich war, Schul- und Pensivusgcld regel mäßig zu entrichten, und Leihgeld war überhaupt, auch gegen hohe Zinsen, nicht zu erhalten. Tas alles Hal sich jetzt fast mit emcm Schlage geändert. Eine dcr großen indischen Firmen, die als äußerst vorsichtig gilt, hat die allen Ostafrikancr» wohlbekannte Dcrcma- Pflauzung in Ost-Usambara sür 6000 Pfund angckauft und ihren Besitz damit um über ZOOM Hektar vergrößert. Tas wäre gewiß nicht geschehen, wenn nicht die bestimmte Aus sicht bestände, daß der Betrieb auch bald Gewinn bringen wird, denn andcrnsalls wäre dcr Kauf erst sehr viel später erfolgt, da cs Käufer in der jetzigen Zeit kaum noch gibt. Es steht zu hoffen, daß auch die Zahl dcr deutschem Siedler, die bis >930 iii ständigem Wachsen begriffen war, dann aber zum Stillstand kam, jetzt wieder zunimmt, damit unsere alte Kolonie, die schon jetzt unter etwa 5500 Euro päern an 3000 Dcntsche zählt, bald wieder unter deutschc Ver waltung kommen kann. Wenn es nach dem Se-lbstbestimmungsrecht dcr Völker ginge, und heute unter Europäern uud Eingeborenen dar über abgcstimmi würde, ob das Laud wieder deutsch werde» soll, dann kau» es keinem Zweifel unterliegen, wie das Er gebnis lauten würde. Haben doch erst im vorigen Herbst die Eingeborenen sich vor einem parlamentarischen Üntcrsnchnngs- ausschuß in London klar und unmißverständlich dahingehend ausgesprochen, daß sie unter keinen Umständen das jetzige Mandatsgebiet als britische Kolonie wünschen, da ihnen dann viele Rechte, deren sic sich noch aus deutscher Zeit her cr- sreucii, geuommcu werden würden, zumal sic nicht mit dcii Einwohncrn dcr britischen Kronkolonie Keuva oder dem Protektorat Uganda zusammen eine Kolonie bilden wollen. Oie Neugestaltung -es deutschen Rundfunks Ein Werbemittel für den Staat und die Kultur Don Dein Die von der Neichsregierung unter Mitwirkung des Ncichsratcs beschlossene Umgestaltung des deutschen Rund- fnnkwescns geschieht vo» zwei große» Gesichtspunkte», von einem technischen und finanziellen und von einem Politischen und kulturelle», aus. Während sich bei dem ersten Gesichts punkt Mißstände offenbarten, die wohl znm großen Teil auf die schnelle Entwickelung zurück zu führen sind, der die Orga nisation nicht im gleichen Maßstabe zn folgen vermochte, lag das Neformbcdürfnis sür den zweiten in der Tatsache be gründet, daß die Programmgestaltung von Kreisen beeinflußt war, deren politische und kulturelle Eiustelluug sich mehr oder weniger von dem deutschbcwußtcn Gedanken entfernt hatte. Sv wichtig auch die finanzielle uud technische Seite der Reform ist, so soll sic in diesen Ausführungen doch un berücksichtigt bleiben, da wir die politische und kulturelle Neu gestaltung als das bei weitem Wichtigere ansehen müssen. Die gesamte logeuauute öffentliche Meinung war seit dem Novemberumslurz auf dem To» eines liberalen Welt bürgertums abgestimmt, das in Deutschland von den Par teien dcr Weimarer Koalition vcrtrcten wurde. Auch der Rundfunk war ganz ans diese Richtung eingestellt. Zwar wurden schon von den ersten Tagen des ocutschcn Rundsunk- wescns an Stimmen laut, die eine stärkere Betonung des deutschen Nationalgedcmkens in den deutschen Sendungen verlangten, aber sie drangen nicht durch, da dcr nir die Ge staltung der Scndcprogrammc maßgebende Neichsüber- wacyuugsausichuß nur vou oen Parteien der Weimarer dkoa- luiim gestellt wurde, uud zwar setzte sich der vierzig Köpfe starke Ausschuß aus fünfuudzwrmzig Sozialdemokraten, zehn Zentrumsleutcn und fünf Demokraten zusammen. Je weiter wir uns nun vom 11. November 1918 entfernten, desto schneller und einschneidender vollzog sich eine Partei politische Umschichtung des deutschcn Volkes in einer der Weimarer Koalition ablehnenden Richtung. Immer zahlreicher wurden die Stimmen- die scharfe Kritik an den Sendcprvgrammcn übten und eine bewußte Betonung des nationalen Gedankens forderten. Diesen Forderungen hat die Negierung v. Papen in dcr von ihr gclroffenen Nnndfunkregcluug Ncchuuug getragen. Durch Beseitigung dcr politische» UeberwachungSansschüssc will die Neichsregierung die »»mittelbare parteipolitische Be einflussung abstellen. Tie Neichsregierung behält den Ruud- sank als politisches Werbemittel iu dcr Hand. Sie ist nun einmal in dcr Lagc inncupvlitisch nachdrücklicher zu wirkcn uud zum anderen Male kann sie den Rundfunk als wirkungs volles Werbemittel deutscher Jutercsse dem AuSlaudc gegen über einsetzen. Aenßerst wichtig ist auch die kulturelle Reform des deut schen Rundfunks. Bisher krankten die Programme dcr Sende- stcllcn an der Zentralisation des Rundfunkwesens. Die Sendeprvgramme waren mehr oder weniger alle über einen Leiste» geschlagen, daher lagerte eine Eintönigkeit über ihnen, die vielen Rundfunkfrcunden die Freude au ihrem Gerät verdarb. Maa diese Zentralisation auch znm Teil eine sinan- hbld p l a s; zielte Frage gewesen sein, so darf doch nicht verkannt werben, daß ohne große Mehrkosten und durch Einsparung an anderen Stellen, eine farbigere Ausgestaltung der Darbietungen mög lich gewesen wäre? Die Eintönigkeit rührte aber von der Bestrebung nach Schematisierung her, dcr ja der wesentlichste Charaktcrzug der Weimarer Koalitionsparteicn ist. Also erblickten wir auch in der bisherigen Gestaltung dcr Scu- dungcn bclehrcndcr, bildender und unterhaltenden Art die beeinflussende Hand des weltbürgerlichcn Liberalismus. Be sonders in der Musik und in dcr Literatur mußten wir uns oft eine kitschige Pseudokunst, flaches Getändel uud eine durch nichts gerechtfertigte Bevorzugung fremdgeistiger und aus ländischer Antoren nnd Komponisten gefallen lassen. Was an deutschen Künstlern zu Gehör kam, waren mich durchweg Nur solche, die es verstanden hatten, sich durch Aufnahme fremden Empfindens dieser liberalen Richtung einzufügen. Bewußt eingestellte deutsche Kunstschöpfungen waren so gut wie restlos von den Darbietungen verbannt oder wurde» zu sehr ilngüustigen Tageszeiten vorgctragen. Die Gefahr dieser Einstellung des deutschcn Rundfunks war eine doppelte. Einmal wurde das deutsche Volk vou de» künstlerischen Erzeugnissen der eigenen Nation fern gehalten, und es wurde iu dem Volkscmpfinden der Gedanke verbreitet, als wenn die ansländische Kunst der deutschen weit überlegen, diese also minderwertig sei. Das natürliche Gefühl und das sichere Empfinden für deutsche Wesensart wurde verwischt oder vernichtet. — Die andere nicht zn unterschätzende Gefahr be stand aber darin, daß das Ausland vo» deutschcn Sendern diese minderwertige» Programme abhörcn konnte. Anstatt nun im Auslände Achtung vor deutscher Kultur zn erwecken, ließen wir dieses wirkungsvolle Werbemittel im Winkel ver stauben, und dudelten den Amerikanern, Engländer» Il»d Franzosen ihre eigene seelenlose und unkünstlcrische Tingel tangel und Rnmmelplahmusik vor, als ob wir wirklich nichts anderes zu bieten hätte». Hieri» durchgreifend Wandel zu schaffen, bietet die Neu gestaltung des Nundfuukwesens genügend Handhaben. Die beabsichtigte Dezentralisation ermöglicht es, stärker als bisher die bodenstämmigc Heimatkunst zu pflegen. Nur muß es auch geschehe»! Welcher Unsi»» die bisherige ZeMralisatio» zeitigte, bietet allein schon das Verhältnis m dec Norddeutsche» Rund- funkaktieiigesellschaft: Hannover, die Hauptstadt Niedersachsens mit seinem großen Umland, in dem eine BinuenlandS- bevölkernug mit ganz besonderer vvlklicher Eigenart lebt, ist nn Rundfunk vo» der Hafcnstadt Hamburg mit seiner durch aus kosmopolitisch emgestellten Bevölkerung abhängig. Das Umgekehrte finden wir in den Grenzgebieten; dort waren die gesandten Programme ebenfalls einem öden Schematismus ausgesetzt, während gerade aus propagandistische» Gründen eine besonders starke Betonung ocs deutschen Gedanken als Wirkung auf das Ausland notwendig gewesen wäre. — Die Hcimatkuust muß also eine viel stärkere Betonung erfahren, als sie bisher gehabt hat. Damit soll nicht gesagt werden, dalr iedcr. der einmal ein Liedchen komponiert oder einige , Reime geschmiedet bat, nun nubcdiugt vor dem Mikrophon l zn Gehör kommen müßte. Die Güte mnß natürlich ansschlag- ! gebend bleiben. Aber die Forderung muß erhoben werden: Vom Ausland u u r das Allerbeste! Bon deutschcn Erzeug nisse» nichts Schlechtes! — Mindestens jede Woche müßte in den einzelne» Landcsteile» die heimatliche Kunst m Heimat abenden in Wort nnd Ton zu Gebär kommen. Die Schävfnu- gen deutscher lebender und verstorbener Dichter und Kompo nisten müssen in regelmäßig wiedcrkehrcnden Deutschen Abende n dem Volke näher gebracht werden. In solche» schlichte» Gedenkstunde» ehren wir sie mehr, als wenn wir sie in überschwenglicher Weise an ihren hundertjährigen Ge denktagen zu Tode feiern, um sie dam, wieder für die nächsten hundert Jahre vollkommen nnbcachlct im Winkel liegen zu lassen. TaS sind die Forderungen, die wir von der Neugestaltung des Rundfunks erwarten: Ein gefestigtes VolkSbürgcrtum anstatt ein Weltbürgertum! Der deutschc Nuudfuuk ei» Diener dcr deutschcn Gedanken und der deutschen Kunst! Wir besitzen im deutschen Rundfunk ein vorzügliches Instrument der Volks- erzichnng und der Werbung sür den deutschen Gedanken. Lernen wir, cs endlich spielen! Deutschlands zunehmende Selbst versorgung. Von Dr. Carl von Tyszka, Professor au dcr Uuivcrsiläl Hamburg. Tic bcidcu letzten Jahre haben in Verbindung mit dcr Schrumpfung des Welthandels auch einen ganz außerordent lichen Rückgang dcr Einfuhr au NahruugSmiltclu nach Tculschland gebracht. Vou >927/28 bis 1981/32 ist der Ein fuhrüberschuß au Nahruugs- und Gcuußmittelu vou 4,9 aus 2,2 Milliarden Mark zurückgegangcu. Taran sind sämtliche Lebensmittel beteiligt, die pflanzlichen ebenso wie die tierischen. Freilich ist dies zum Teil aus deu Prcisfall am Weltmarkt zurückzusühren, aber wie die soeben veröffentlichten Unter- inchmigen des Instituts sür Koujuukturforschuug über „Ver- brauchercinkvnmum und Landwirtschaft" dargetan haben, ist diese Verringerung des Einfuhrüberschusses lrobdcm über wiegend, nämlich zu etwa zwei Drittel, durch ciucu tat sächliche» Rückgang der Einfuhrmengc und nur zu einem Drittel durch den Prcisfall ans dcm Weltmarkt bewirkt worden. Da erhebt sich die vangc Frage: hat das deutsche Volk seine Ernährung iu dem Maße des Rückgangs der Einsnhr emschränkcn, also verschlechtern müssen, oder ist es der dent- jchcn Landwirtschaft möglich gewesen, durch heimische Mehr- crzcnguug den Einfuhrrückgang auszugleichen? — Lauge Zeit war iucni darüber uu Unklaren, und man nahm eigentlich all gemein an, daß dcr Einfuhrrückgang ein Ausdruck der Ver elendung weiter Perbrauchcrschichtcn nnd der Verschlechterung ihrer Ernährnngslage wäre, — bis das Konjuuklurinslitut im Zusammenwirken mit dcm „Institut für landwirtschaftliche Marktforschung" dic eindcutigc Feststellung machen konnte, daß dcr mcngcnmäßigc Rückgang unsercs Zuschnßbcdarfcs nicht allein aus cmer Drosselung dcü Verbrauches beruhte, sondern dic Mindcrcinsuhr aus dcm Auslaude zu ciuem großcu Teil durch eine Steigerung dcr heimischen Produktion ersetzt worden ist. Auf verschiedenen Wegen sind die genannt"'! Institute zu dieser crsrculichcn Feststellung gekommen. Zunächst hat man versucht, dcu auf dcu Kopf dcr Bevölkerung entfallenden Verbrauch an Nahrungsmitteln in den Jahren 1927/28 bis 1931/32 festzustcllen. Da zeigte sich z. B. hinsichtlich des Fleischverbrauchs keiu Rückgang, sondern sogar teilweise eine Steigerung, denn aus deu Kopf eutfieleu im Jahre 1927: 49,95 Kilogramm, 1928: 52,82 Kilogramm, 1929: 51,60 Kilo gramm, 1930: 50.40 Kilogramm und 1931: 51,09 Kilogramm. Tarans geht hervor, daß die starke Abnahme der Vieh- und Flcischzusuyr aus dem Auslaude auf eine erhöhte Produktion der einheimische» Landwirtschaft zurückzuführen ist. Der Ver brauch au Brot hat freilich eiuc Abnahme erfahren, diese be schränkte sich aber lediglich auf Gebäck aus Weizen, der be kanntlich bei uns nicht in genügender Menge erzeugt werden kann, sondern eingeführt werden muß. Der Weizeuverbrauch ist von 1927/28 bis 1931/32 von 5,1 Millionen Tonnen auf 4 Millionen Tonnen zurückgegangen. Dagegen ist der Ver brauch an Roggenbrot — Roggen wird in genügender Menge im Inland angebaut — durchaus gleichgcbliebcm. Dcr Vcr^ brauch vou Speisckartvfsclu hat sich ebenfalls fast unverändert gehalten. Und diese letztere Feststellung ist deshalb von be sonderer Wichtigkeit, weil cs sich bei deu Kartoffeln um ein Nahrungsmittel von sogenannter „negativer Elastizität des Verbrauchs" handelt, d. h. bei günstigen Einkommens- Verhältnissen geht der Kartoffelvcrbrauch zurück, während er bei einem Zusammenbruch der Masseukaufkraft steigt. Weiter hin habe» »»mittelbare U»ters»chn»ge» über die iiiläudischc Erzeugung ergeben, daß die Produktion vou Molkerei- erzeuguissen iu dem letzten Jähre nicht unerheblich gestiegen ist. So läßt sich eine Erhöhung der Buttererzenguug durch dic Steigerung dcr Zahl dcr Milchkühe erweisen; diese ist nämlich von 1929 mit 9,4 Millionen auf 1931 mit 9,7 Mil- noncn gestiegen. Ferner hat die Futtermcugc sowohl an Nauh- mrrer wie au eiweißhaltigen Futtermitteln zugenvmmcu und schließlich hat auch die Keuutuis planmäßiger Jntcnsiv- füttcrung in deu letzten Jahren sichtbare Fortschritte gemacht. Auch die inländische Eierproduktiou ist gestiegen, wie aus der Zunahme des Bestandes an Leghennen (von 1927 bis 1931 um fast 15 v. H.) hcrvorgeht. Damit kann als erwiesen gelten, daß der Rückgang im Zuschußbedars aus dem Ausland wenigstens zu einem wesent lichen Teile durch Mchrerzeuguug unserer heimischen Land wirtschaft wettgemacht worden ist? Der Ernst unserer gegen wärtige» Wirtschaftslage und die Tatsache, daß die schwere Krise auch die Eruähruttgslagc weiter Kreise unseres Volkes nicht unbeeinflußt gelassen hat. soll dadurch keineswegs ab geschwächt werde». Immer nur ein Teil des Eiufuhrrückgaugs konnte durch inländische Mehrerzeugung ersetzt werden. Uud wenn auch der Kartosfelverbrauch keine Ausweitung erfahren hat, so ist doch als sicher anzunchmcn, daß heute weite Kreise in Bezug auf die wertvollen eiweißhaltigen und fetthaltigen Nahrungsmittel weit schlechter leben als in den Jahre» 1927 bis 1929. Wie wird sich die Zukunft gestalte»? Drei Gesichtspunkte sind hier zu berücksichtigen: einmal die weitere Gestaltung der Technik des Landbans, zweitens dcr Ausfall der Ernten und drittens die Bevölkeruiigsentwicklimg. Hinsichtlich des ersten Punktes ist sicher damit zu rechueu, daß der Produktivnsfort- jchritt noch lauge nicht zum Stillstand gekommen ist. Handelt T sich doch hier weniger um neue Erfindungen uüd Ent deckungen als vielmehr um die weitere Nutzbarmachung läugsi gesicherter technischer Fortschritte, wie die Zunahme des Stick- stvsfverbrauchs. die Mebrvcrwcnduua vou Maschinen, neue
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