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Sächsische Schweiz Tageszeitung sür die Lanbgememvcn Allendorf, ttletugießhübcl, Klcinycnner»- dors, Krippen, Lichlenhain, Miltelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postclwitz, Prosten, Ralhnianusdorf, Reinhardlsdors, Schmilka, Schöna, Wallersdorf, Wcndischsähre, sowie für das Gesamtgebicl der Sächsischen Schweiz. Druck und Verlag: Sächsische Elbzcilung Alma Hieke, Inh. Waller Hieke. Vcranlwortlich: Waller Hieke. Anzeigenpreis (in NM.): Die 7gcspaliene 35 mm brciic Peiilzeilc 20 Psg., sür auswäriigc Austraggcdcr 25 Psg., 85 mm brcile Ncklamczcilc 80 Psg. Tabel larischer Satz nach besonderem Taris. Bei Wiederholungen wird cnlsprcchcnder Rabalt gewähr!. Anzeigenannahme sür in- und ausländische Zcilungen. Tageblatt für die Enthüll die amilichen Bekann,machungen für den Sw dt r a l,daAnuS z,a» HaupizoNamt Bad Schandau und da» Finanzamt Sebnitz. Aernspr.: Bad Schandau Rr. 22. — Drahlanschr-'l: Elbzcilung Bad Schau »rscheinl läglich nachmillag« X5 Uhr mit Ausnahmc dcr Sonn- und Fcicr^ BrzugSprclö: frei Haus monallich l,85 NM. «ciuschl. Tragcrgcldl, »r ebholer monatlich 1,65 RM., durch die Post 2,00 NM. cinschl. Bcstcllgcld. Li,Änummer 10, ml, JNustricr.cr 15 Psg. - Bei Produktionsvertenernngen »rhöhungcn der Löhne und Malcrialicnprcisc bchalien wir uns das Recht der Nachsorderung vor. . .Unterhaltung und Wissen«, „Das Unterhaltungsblatt«, f-ben LtN Rild" Ständige Wochenveilagen. ^rau und ihre Welt«, Illustrierte Sonntagsbeilage: Leven IM Alchierscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Au»sperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bezug»prei»kürzung oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung. Ba- (Schandau, Donnerstag, den 30. Juni 1932 76. Jahrgang Nr. 1S1 Lausanner Krise aus dem Höhepunkt Dorberettung einer „größeren Konferenz" Wehrhoveit und Abschaffung der Tribute Da« von der deutschen Abordnung veröffentlichte Com- munique Hot in intcrnotionolen Konfercnzkrcisen dos größte Aufsehen erregt. Die deutsche Negierung Hot damit noch all gemeiner Auffassung zum ersten Male auf einer Nachkricgs- konferenz offen den Standpunkt vertreten, daß nur eine Be seitigung der Deutschland entrechtenden Bestimmungen des Versailler Vertrages zu einer Wiederherstellung des allge- meinen Vertrauens und damit zur Ueberwindung der Welt krise führen könne. Der Hinweis auf die Beteiligung der „Diskriminalion des Versailler Vertrages" wird dahin ausgelegk, daß die deutsche Rcgierug iu folgerichtiger Weiterführung ihres bis herigen Abrttstungsstandpunktes die Beseitigung des Teiles 5 (Äbrüstung) und de« Teiles 8 (Reparationen) des Versail ler Vertrages fordert und nur unter diesen Bedingungen sich bereit erklärt, gewisse finanzielle Lasten für die Zukunft in der Form eines Beitrages zu der geplanten Wiederausbau kasse zu tragen, die für die Wiederherstellung des wirtschaft lichen Gleichgewichtes Deutschlands und der Welt verwandt werden soll. Die deutsche Regierung hat damit nach über einstimmender Beurteilung aller internationalen kreise den ersten großen Schritt im Sinne der Ueberwindung der ver nichtenden Folgen des Krieges und der Wiederherstellung der internationalen Gleichberechtigung Deutschlands vollzogen. Letzte Einigmigsversuttze Im Laufe des Miitmochvormiitags fände» gleichzeitig drei Besprechungen statt, bei denen sich der Reichskanzler und Herriot, der deutsche Wirtschaftsminister Professor Wormbold und der französische Handelsminister Julien Du rand, Neichsfinanzminister Graf Schwerin-Krosigk und der französische Finauzminister Germain - Marlin getroffen haben. Die Unterredung zwischen dem Reichskanzler von Papen und dem französischen Ministerpräsidenten Herriot dauerte bis 12 Uhr mittags. Herriot begleitet deu Reichskanzler bis zu seinem Wagen und wurde sodann von der gesamten fran zösischen Presse um eine Stellungnahme zu dem deutschen Communiquö bestürmt. Herriot, der sich das Communiquö teilweise von französischen Journalisten vorlesen ließ, sagte lediglich, er hoffe, die deutschen Erklärungen seien nicht nur eine Zurechtstellung der französischen, sondern auch der deut schen Presse. Ein keiner Hoffnungsschimmer? Die Konferenz der 6 Mächte, die am Mitlwochnachmik- tag um 5 Uhr begann, dauerte bis 5.50 Uhr. Zuvor weilten Reichskanzler von Papen und Ministerpräsident Herriot eine Stunde lang bei MacDonald. Rach der Mächtekonferenz trat das Büro der Konferenz zusammen. Die Teilnehmer der Scchs-Mächle-Konfcrenz äußerten sich nach Beendigung et was optimistischer als bisher. Die Verhandlungen werden am heutigen Donnerstag fortgesetzt, wahrscheinlich jedoch nicht in Form einer neuen Sechs-Mächte-Konferenz. Tridutkonserenz geht weiter Sonderausschuß für Wirtschafts- und handelsfragcn. Lausanne, 30. Juni. Die sechs einladenden Mächte der Lausanner Konferenz beschlossen, einen Sonderausschuß für Wirlscl-asts- und handelsfragen einzusetzen, der aus den Wirtschafts- und Handelsministern der sechs einladenden Mächte unter dem Vorsitz des belgiscl>en Außenministers Hymans unver züglich zusammentreten wird. Dieser Ausschuß soll im we sentlichen d.: kommende Wcltwirtschaftskouferenz vorbe- rciten. In der offiziellen Sitzung der sechs einladenden Mächte ist. wie gleichfalls von amtlicher englischer Seile betont wird, mit keinem Wort von einer Unterbrechung oder Vertagung der Konferenz die Rede gewesen. Sämtliche Delegationschess seien sich >n dem Wunsche einig gewesen, die Verhandlungen der Konferenz mit allen Mitleln weilerzuführen. Als die hauplaufgabe der Konferenz ist von neuem die endgültige Regelung der Tribulfrage bezeichnet worden. Sobald diese Frage geregelt ist, sollen unverzüglich die Arbeiten der Kon ferenz m eine allgemeine grundsätzliche Vorbereitung dec kommenden Weltwirtschaflskonferenz umgcwandelt werden Ferner ist man nbcreiugekommcu, daß das Büro der Kon ferenz, das aus den Chefs der sechs einladenden Mächte be steht, in Zukunft als der leitende Ausschuß die ganzen kon- serenzverhandlungen in der Hand behalten soll. Herriot erklärte, er werde sich am Freitag oder Sonn abend für einige Tage nach Paris begeben. Macdonalds Rettungsversuch. Lausanne. Der englische Ministerpräsident M ae To nald ha, in seiner Eigenschaft als Präsident oer Ncparn lionökouscrcuz in oer offizielle» Sitzung der sechs cinladcn den Mächte vom Mittwoch eine N cdc gehalten, die entgegen allen Gepflogenheiten im Wortlaut veröffentlicht wird, und die ei» zusänuueusasseudes Programm der gesamten gegen wärtigcn und künftigen internationalen Vcrbandluugcn dar stellt. Der englische Ministerpräsident Hai in seiner Rede fol gcndcs ausgesührt: Die Lausanner Konferenz hat zwei A u s gaben: l. Endlösung der Ncparcuivnsproblcmc, 2. Ueberwindung der wirtschastliltzen „„p finanziellen Krisis. Diese zweite Ausgabe kann jedoch nur gemeinsam mit der amerikanischen Regierung gelöst werden. Die gegenwärtige Konferenz muß daher in erster Linie das RcparalionSpro blcm lösen und dann die nöligen Vorbereitungen sür die lommendc Wcllwirtschaslskouscreuz treffen. In der ununterbrochene» Reihe von privaten Besprecht,» gen der letzten zwei Wochen ist zwar keine vollständige Ucber einstimmnng znstandcgckommcn, jedoch besteht allgemeine Ucbcrcinslimmnng sämtlicher Mächte in folgenden Punkten: 1. Die Ucbcrtragung von Zahlungen von einem Lande in das andere führt zn einer weiteren Verschärfung der gegen wärtigcn Krisis. 2. Die Befreiung eines Schuldnerstaalcs von seinen Zah lungen, die er selbst nicht mehr tragen kann, führt lediglich zur Ucbcrlragnng der Last ans den Gläubigerstaat. 3. Die gesamten internationalen Schulden, die Reparatio nen und die Kriegsschulden müssen der gegenwärtig gefährde ten WcUwirtschnflslage unverzüglich nngepnsit werden, nm eine weitere Katastrophe zu verhindern. I. Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, nm die Sia bUität der Währnng Deutschlands aufrecht zu erhalte» und die energischen Maßnahmen der deutschen Regierung aus die sem Gebiet dauernd zu sichern. 5. Die Lausanner Konferenz muß mit einer positiven, möglichst endgültigen Lösung endigen und der allgemeinen Regelung der Frage gemeinsam mi, den Vereinigten Staaten angepasst werden. 6. Die aus der Lausanner Konferenz zu findende End- lösnug mnß zu einer Wiederherstellung des Vertrauens führen, die unerläßlich ist sür die Wiederbelebung der Kredite und des internationalen Handels. 7. Die künstliche Nebertragnug von Zahlungen, die die inlcrnalionalc Zahlungsbilanz nicht untergrabe, kann nur auf dem normalen Wege des internationalen Handels und der hierdurch geschaffenen Zahlungsfähigkeit vorgcnommen wer den. 8. Deutschland ist gegenwärtig nicht in der Lage, Repa rationszahlungen zu leisten. Ma c Donald führte dann weiter aus, das; die Konfe- reu; jetzt in allererster Linie das außerordentlich heikle nnd schwierige Problem der dcntschcn Reparationszahlungen zu lösen habe. Er werde persönlich zu diesen Fragen keine Stel lung nehmen, da seine Auffassung bei der einen oder der an- Für eilige Leser. * Der Führer des bayrischen Stahlhelms Oberst a. D. v. L e n z ha» in einem Schreiben an den Ministerpräsiden tcn H cld entschiedene Verwahrung dagegen eingelegt, daß trotz rechtzeitiger und dringlicher schriftlicher nnd mündlicher Vorstellungen das bayrische Kultusministerium nicht dazn habe bewogen^werden können, die Rede des Ersten Bnndcs- sührcrs des Stahlhelms Franz Seldtc sür die lieber nagnng durch den Bayrischen R nnds n n k freizngeben. * Der italienische Lnstsahrlminister B albo ist in Be gleitung einiger höherer Ossizicre der italienischen Flieger truppe mittels Flugzeuges in Berlin eingelrosscn. lieber Dauer und Pläne des Berliner Ansenthallcs der ilalienischcn Gäste steht noch nichts sest. * biestern vormittag stürzte ans einer Baustelle am Stau see im Stadtteil Warden i» Essen ein Baugerüst ein. Hierbei wurden 8 Arbeiter znm Teil schwer verletzt. H Der Ausschuß des Ehikagoer demokratischen Parteikon gresses znr Ausarbeitung des Parieiprogrammes Hal die Pro- hibiiionsklansel dahin abgeändert, daß die demokratische Partei nunmehr sür volle Anerkennung der Prohibition in den Vereinigten Staaten einlriu. deren Seite ans Widerstand stoßen könnte. Die bisherigen Verhandlungen hätten jedoch bereits zn bestimmten eindeiilig feststehenden Punkten geführt. Ans diesem Grunde habe er die übrigen Mächte ersucht, durch Bildung eines Ausschusses, in dem sämllichc einladenden Mächte vertreten seien, ihm in der endgültigen Lösung der Frage zu Helsen. Aus diesem Wege werde cs möglich sciu, scstznstcllcu, was endgültig ge klärt sci nnd was in dircktcn Besprechungen noch geregelt werden müsse. Die Konferenz müsse jetzt in cinzclnc» Etappen Vorgehen. Die r r st c A u s g n b e sei die R c P a r a t i o n s l ö s u n g. In den übrige,, Fragen, Abrüstung, politischen Abkommen nsw. müsse die gegenwärtige Konferenz eine allgemeine Erklärung abgcbrn. Jede cinzclnc teilnehmende Mast» müsse sich vcr pflichten, altes in ihren Kräften Stehende zu tun, um in den allernächsten Monaten eine Verständigung in diesen Fragen hcrbciznführcn. Jedoch dürfe die endgültige Regelung der Rc- paraiiunsfragc nicht hinausgeschoben werden. Eine vottstän digc Verständigung hierüber müsse erzielt werden. Was Frankreich von dem bisherigen Ergebnis in Lausanne behauptet. Lausanne. In leitende» französischen Kreisen wurde am Mittwochabend eine ausgesprochen optimistische Stimmung verbreitet. Akan erklärte, daß bereits in den Vormittagsver- bandlungcn einc starke Entspannung cingctrctcn sci, die sich noch wcitcr in dcr gcmcinsamcn Aachmittagsbcsprcchnng zwi schcn Mac Donald, Herriot nnd Papen verstärkt habe. Wcitcr wird auf französischer Scite betont, daß bereits volle ilebcreinstimmung über drei Puuklc bestehe: l. Verlängerung oes Moraloriums für Dculschlaud, 2. eine curopäischc Lösung der drängenden Fragen könne nur im Rahme» der gesamten internationalen Jnteres sen gesunden werde», und 3. cs dürsc kcincrlci Lösung gcfundcn wcrdcu, die in irgend einer Richlung die Meliwirlschast stören könnlc. Dcr offiziöse sranzösischc Pessimismus bezweckt offenbar, die deutsche Regierung in eine Zwangslage zu bringen nnd die dculschc Regierung sür den Fall dcr Ablehnung dcr von den Franzosen vorbrrciteten Endlösung der Dribntsrnge allein sür einen Zusammenbruch der Konferenz verantwortlich zu machen. Aus deutscher Seite wird die Lage nach wie vor außerordentlich ernst und kritisch beurteilt nnd am bisherigen grnndsätztichcn Standpunkt seslgehnllen. Kein deutsches Angebot von 3 Milliarden Mark Abschlußzahlung. Lausanne. Zu den gestern abend in internationalen Krci sen dcr Lausauncr Kouscren; in Umlauf gcsctzlen Gcrüchlcu, die dculfchc Abordnung habe sich zu einer Abschlußzahlung von 3 Milliarden Goldmark im Falle einer ciidgülligen Rege lung dcr Tribulsragc bcrcil erklärt, wird von zuständiger oeut scher Seite ausdrücklich feslgcstelll, daß ciu dahingehender Vor schlag selbstverständlich in keiner Weise erfolgt sei. Da trotz des Dementis von deutscher Seile diese Gerüchte sich hartnäckig ausrcclstcrhaUen und von allen Seilen lclephonische Anfrage» bei der denlschcn Abordnung eiuircssen, Hal sich die Prcsscablcilung der denlschcn Abordnung veranlaßt gesehen, iu der Pressczcnlrale der Konferenz im Palace Hole! einen Anschlag anzubriugen, in dem kategorisch erklärt wird, daß dahingehende Gerüchte in keiner Weise de» Tatsache» enlspre chen. Scharfe deutsche Erklärung gegen eine Havas-Lüge. Lausanne, 2!l. Juni. Zu dcr Meldung der HnvaS Agentur, nach der dcr Reichskanzler in seiner heutigen Vor ulittagsunlcrrcdung mit Herriot die Frage dcr Ostgrcnzcn nnd dcr Ausrüstung Deutschlands aufgeworfen haben soll, und nach dcr dicse Mitteilungen ans eine deutsche Quelle zurückgehen, wird von zuständiger deutscher Stelle ausdrücklich fcstgcstclll, daß cs sich bei dieser Hnvns Meldung nm üble V r n n n c^n Vergiftung handle. In dcr Unterredung zwischen dem Reichskanzler nnd Herriot sind die in der HnvaS Meldung er wähnten Punkte überhaupt nicht berührt worden. Ferner ist cs nnsgcschlosscn, daß über die Unterredung von deutscher Seite irgendwelche Mitteilungen gemacht worden sind, da dcr Reichskanzler ausschließlich den Reichsaußenmini stcr v. Reurnth über den Verlauf dcr Unterredung unterrichtet hat. Die Havas-Mcldung stellt somit lediglich ein Beispiel der Methode dar, mit der jetzt ans dcr Gcgcnscite gearbeitet wird nnd politische Falschmeldungen über die angebliche Hal lang Deulschlands in der QcfscnUichlcit verbreitet werden. Die italienische Presse zum deutschen Vorstoß in Lausanne. Rom. In den allgemeine» Pessimismus der italienischen Presse wegen des Ausgangs dcr Lausanner Konferenz ist die amlliche Verlautbarung der deutschen Abordnung als aussehen erregendes Ereignis -hineingeplatzt. Die d e u i s ch e Stet l n u g n a hme findet in IIali e n g r ö ß le B e a ch Ging. Doch enthalten sich die Blätter fast jeglicher Kommen lare. Die „Tribnna" meint, man könne zunächst nur sest stellen, daß Deutschland die enge Verbindung zwischen Abrü stnng nnd wirtschaftlicher Wiederherstellung Europas sestge stellt habe: ans diese Weife gehe man von einer technischen >n einer politischen Phase über. — Dcr „Lavoro Fase isla"