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Sächsische Elbzeitung : 21.06.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-193206219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19320621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19320621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-06
- Tag 1932-06-21
-
Monat
1932-06
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 21.06.1932
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LMterHaltung und Missen^ Ak AWAS U AWU » »kWnl AW t2l. Juni 1732.) Von Dr. Hans L i P P o l t> Königsberg. In den Jahre», als Ser erste Preußeilkviiig starb, sah es öde und wüst in dem östlichsten Zipsel seines Herrschafts gebietes ans. Noel) klafften die Lücke» in den Familien und Sippen, die der Einfall der Tataren und die Scnj'e der große» Pest, aber auch die Folgen von Kriegszüge» gerissen hatten. 34 000 Einwohner hatte damals Ostpreußen verloren, die der Rasen des Friedhofs deckte oder die in Sklaverei geführt worden waren. Tie Pflugschar rostete, und das Feld überzog sich mit Unkraut. Da sollte west ab von dcu Flüssen und Weiden des Ost landes ein Ereignis eintreten, das in seinen Auswirkungen dem entvölkerten Lande zum Segen gereichte. Dreihundert Jahre lMe» die evangelisch Gesinnten unter den Bewohnern des Salzburger Landes, die meist in den stillen Tälern wohnten, um Glaubensfreiheit gekämpft. Nur zeitweilig ruhte der.stampf während der kurzen Perioden, in denen milde gesinnte Erzbischöfe regierten. Aber mit der Gegenreformation begann uneoer eine Zeit des Leidens, und schon 1685 wanderten lausend Evangelische ans dem Tefcregger- Tal uuter Zurücklassung ihrer gesamlcn Habe und ihrer sechs hundert Kinder nach der Pfalz und dcu deutschen Reichsstädten aus. Bou 1709 bis 172? halten die Evangelischen eine glück liche Zeit unter der Regierung zweier ihnen frenndlich gesinnter Erzbischöfe. Ungestört konnten sie ihre Persammlnngen ab- haltcn und ihre Bibeln lesen. Es war die Rnhe vor dem Sturm. Bald sollte die Berfolgnngswut schrecklicher als je im Lande wüten: Leopold Anton Freiherr von Firmian war Erzbischof geworden, der sofort die Bersammlnngcu und das Bivcllesen verbot. Er lies; strenge Haussuchungen vornehmen und bestrafte die Ueberlreler seiner Berbote mit schweren Geldbußen und Kerkerhaft. Aber die Mehrzahl wollte trotz dem ihrem Glauben nicht abschwörcn. Die Sendschreiben schon früher Ausgewanderter wurden eifriger denn je gelesen, des Nachts kam man in versteckten Schluchten zusammen und beratschlagte, was zu tun sei. Abordnungen wurden nach RcgcnSbnrg gesandt, die sich beim Reichstag Gehör verschaffen Zollte». Aber die Zurückkehrcndcu ließ Firmian einkerkern nnd erbat Truppen, um die Unbotmäßigen zu meistern. Nun faßten die Evangelischen den Entschluß, sich offen als Pro testanten zic bekennen, 30 000 trugen sich in Listen ein und übermittelten diese dem Reichstag und dem Erzbischof. Das Evrpus Evangelicorum in Regensburg trat nun an Firmian heran mit der Aufforderung, den evangelischen Untertanen Religionsfreiheit zu gewähren. Aber auch dieser Schritt sowie Einsprüche des Preußcnkönigs und anderer deutscher Fürsten blieben erfolglos. Da kamen in der höchsten Verzweiflung dreihundert Ge-- rvähltc der protestantischen Gemeinden auf nächtlichem Feld bei Schwarzach zusammen. Einen Behälter mit Salz stellten sic in ihre Mitte und aßen uuter Gebeten vou diesem Salze und schwüre» angesichts aller Drangsal, für ihren Glauben zu leben und zu sterben. Und jener Schwur im August des Jahres 1731 verdient es, in Preußens Geschichte vermerkt zu werden. Denn von ihm läßt sich der Beginn einer segens reichen und wertvollen Befruchtung vstmärkischcr Kultur, Vvlkskraft und Landwirtschaft herleiten. Der Salzbuud wurde von der Landesherrschaft aufgcdeckt. Und wieder wie schon früher kam es zu Grausamkeiten, bis Fir mian die endlose Kette seiner Untcrdrückungspolitik damit ab- fchlvß, daß er Ausgang Oktober 1731 ein förmliches Aus- t r e i b u n g s e d i k t erließ — eine Tat, die weder Papst »och Kaiser gutgcheißcn haben! Erbarmungslos trieb man die Menschen ohne Rücksicht auf Alter, Krankheit und Ge schlecht wie das Vieh davon, verwehrte ihnen den Abschied von den Ihren, von Hans und Hof, unterwarf sie einer BekehruugStortur in Salzburg, drohte ihnen einzeln in blut- Lesuldelter Kammer die Hinrichtung au — und entließ die Standhaften, die nun in Heereszügen nordwärts über das winterliche Gebirge zogen, Karawanen des Elends, die an ihrem Wege die Zusamiuenbrechendeu ihr letztes Gebet sprechen hörten und über deren Kopsen die getragene Melodie des alten Erulaulenliedes webte, das da beainnN ..51 bin ein armer Johannes Schlaf. (Zn seinem 70. Gebnnsi ige am 2l. Inni 1932.) Von vr. Karl Brandes. „Hier ist Nenland. Hier scheiden sich die Wege, hier ltrcnnt sich Alt und Nen... auch nicht ein einziges Element, 'das uns von jenseits der Vogesen zugeflvgen wäre, von jenseits der Memel oder jenseits der Eider." Kann eine Dichtnuc dem Deutschen besser empfohlen werden als durch diese Worte, mit denen der Altmeister Theodor Fontane die „F a m i l i c Sei icke" begrüßte? Jenes Drama, in der sich eine jungt Generation znm erstell Male ihrer selbst bewußt wurde, jene Tragödie, upt deren Aufführung die Gebnrtsslunde des naturalistischen Stils auf der Bühne schlug. Alles iü diesem Drama ist Naturwahrheit. Lebensech! sind die Vorgänge: ein ewig gleiches trübes Erdendasein, dm nur selten von einem spärlichen Lichtstrahl erhellt wird, dei Abschied zweier Liebenden, der Verzicht des Mädchens, das sicl in tapferer, nimmer ermüdender Arbeit für die Ellern opfert die Szene, da sich die beiden am Totenbette des Kindes gegen über stehen. Lebensecht ist anch die Sprache, deren Wortlaut die Schauspieler zur Naturwahrheit zwingt. Das Gestammel eines alten Mannes ist in einer Weise wiedergegeben, die einen Feind dieser Dichtergeneralwn veranlaßt hat, die „Familie Selicke" als eine „Tierlautkomödie" zu bezeichnen. Diese Sprache steht im bewußten Gegensatz zur Schriftsprache, znr „Sprache des Theaters". Sie ist die Sprache der Natur, der augefaugeuen, dann abgebrocl-eneu Sätze, der Uugelenkheiten. Der Dichter studiert das Gehabe der Menschen in ihrer All täglichkeit, das Entstehen und Jneinanderverschlungeusein der Gedanken. Die alleinige Richtschnur dieser Künstler-generativ», die mau Wohl als die Epoche des konsequenten Naturalismus bezeichnet, ist der Satz: Die Kunst hat die Tendenz, wieder die Natur zu sein, sie hat die Wirklichkeit wiederzugeben. Die „Familie Selicke" ist die letzte gemeinsame Arbeit der beiden Pfadsncher des deutschen Naturalismus, Arno Holz und Joha n nesS ch l a f. Es war die Zeit, da sie sich im täglichen Zusammenleben zur scharfen Wiedergabe des in der Natur Beobachteten erzogen und gegenseitig schulten. Im Sommer 1887 hatte der junge Schlaf das ihm aufgezwnngene Exulant, a so Ihn i mi schreib», ma Ihnet mi aus dem Vater land um Gottes Wort vertreib»." Gcgeu 30 000 Salzburger zogen außer Landes, überall in der Fremde von Mcnscl)eu aller Konfessionen mit christ licher Liebe empsangcn und betreut. Goethe hat ja in „Hermann und Dorothea" eine wahre Begebenheit gestaltet, die sich »ach den« Ehrv»iste» damals im Oettinger Gebiet zutrug: die zarte Werbung eines deutschen Jünglings uni ein züchtiges Auswanderermädchcn. Und diese Dichtung spiegelt die starke Anteilnahme cm dem Geschick der Ver triebenen wieder, eine Anteilnahme, die in Preußen ihren .Höhepunkt erreichen sollte. Kaum War nämlich die erste Nachricht von der Aus treibung nach Berlin gelangt, als der zweite Preußcnkvnig Friedrich Wilhelm der l. am 2. Februar 1732 ;enes bedeut same Patent erließ, wonach er „aus christlich-königlichem Er barmen und herzlichem Mitleidcn diese vertriebenen Glaubens genossen" in seine Staaten aufnchmcm wolle. Und zlvar wollte er sie dorthin lenken, wo ein Land »ach Menschen schrie. Das war Ostpreußen. Wen» nun auch die eine oder andere Familie sich unter wegs in deutschen Landen festsetzte, wenn auch ein Teil nach Holland, Schweden und Amerika sich wandte, die »leisten folgten doch dem Rufe in das Ostland. Hinter ihnen lag Salzburg, das ein Sechstel seiner Bewohner verloren hatte, hinter ihnen blieben die Gvldbergwerke, die auswanderude Knappen vermauert hatten, so daß mau bis heute die Gold ader» nicht wiedergefniiden hat, hinter ihnen versanken Not und Elend. Preußische Kommissare lenkte» die Züge nach der Preußische» Hauptstadt, und am 29. April 1732 konnte der König dcu ersten Zug seiner neuen Laudeskiuder in Potsdam begrüßen. „Ihr sollt es gut habe», Kinder", so begrüßte er sie und stimmte mit ihnen gemeinsam ein geistliches Lied an. Immer mehr Exulanten sammelten sich in Berlin, viel mehr als man angenommen hatte, aber der König nahm sie alle wie ein Geschenk des Himmels auf: „Was lut Golt dem Branden- burgischen Hause für Gnade!" Daun setzten sich von Mai ab die Züge ostwärts in Be wegung, der neuen Heimat zu. lO 000 Menschen wandten sich »ach Stettin, von wo aus sie in 19 Gruppe» auf 06 Schiffen nach Königsberg gebracht wurden, die übrigen, die Vieh und Pferde, Wage» und Hausrat hatten retten können, gingen in elf von Dragonern geschützten Zügen zu Fuß der Weichsel entgegen. Diese Wanderung eines Volkes glich einer frohen Wallfahrt! denn überall erklangen in den Dörfern und Städten die Glocken, liefen die Menschen zusammen und überschütteten die Salzburger mit Wohltaten. Am 2 1. I uni 1732 trafen die ersten Züge im Mittelpunkte des Gebietes ein. dos für ihre Ansiedlung vorgesehen war, in der vstprcnßischen Stadt Gumbinnen, wo noch heute eine Gedenksäule von der Liebe der Vertriebenen zu jenem König Kunde gibt, den schon die Zeitgenossen den „Vater Ostpreußens" nannten. Und nnn begannen die neuen Landeskindcr des östliche» Preußens, das ihnen Kirche» und Hospitäler, Schule», Hä»ser und Höfe baule, das ihnen Prediger und Lehrer sandle, eine neue Zeit des Segens für ein verarmtes Land hermifzu- führen. 332 neue Ansiedlungen entstanden mit der Zeil. Wo »och verödete Dörfer nnd Städte waren, ging wieder der Pflug und klapperte wieder das Rad der Mühle. Es wurde deu Einwanderern nicht leicht. Ihre Berge hatten sie ver lassen, ans einer Fläche, die sich horizontal dehnt, mußten sie erst langsam heimisch werde». Aber mit Fleiß nnd Sparsam keit. nüchtern und rechtlich im Denke» machten sie sich an das große Werk einer Kolonisation, die Mnsendsäliige Früchte ge- tragcn hat. Denn heute leben in diesem Grenzgebiet, als N a ch k o m m e n jener armen Exulanten, 300 009 Menschen, die ihre alten Sitten nnd Mundarten vergessen haben und in einem Stamm ansgegangen sind, der sich wie ein Wall im Osten des Reiches entlang zieht. vrotstudium vou sich geworfen, um der Stubeugenosse des Freundes zu werden. Es begann ein Idyll unter Entbehrungen, das Arno Holz köstlich geschildert hat:. „Unsere kleine Bude hing luftig wie ein Vvgeibauerchen mitten über einer wunder baren Wiuterlandschaft, von unseren Schreibtischen ans, vor denen wir dasaßcn bis an die Nasen cingemummelt in große rate Wolldecken, konnten wir fern über ein verschneites Stück Heide sehen, das von Krähen wimmelte, allabendlich die märchenfarbensten Svnnennntergänge studiere», aber die Winde bliesen unS durch die schlecht verkitteten kleinen Fenster von allen Seiten an, und die Finger waren uns... oft so frosl- verklammt, daß wir gezwungen waren, unsere Arbeiten schon aus diesem Grunde zeitweilig einzustellen. Dann mitunter mußten ivir sie auch noch »ns ganz anderen Gründen quittieren. So z. B. wenn — was freilich das Allerbedenklichste war — nns einmal der Toback »usging... Einmal, als die Not am größten >var, rauchten wir sogar das letzte Stück einer alten Girlande ans. Schließlich, als dann endlich durch unsere Scheiben wieder blau der Frühlingshimmel brach, hatten wir die Gennglnnng, konstatieren zn können, daß unser schöner schneeweißer Hermeskovf, der so lange... mitten unter einem Spiegelchen gestanden, aussah wie ein Niggerschädel. Ver öffentlicht von uns, als das erste sichtbare Resultat dieser Kampagne, wurde dann ein Jahr später: Bjarne P. Hvlmsen: Papa Hamlet." Diese Nuvellensirmmlung war, nm zu verblüffen und irre zn führen, als eine Uebersetznng »ns dem Norwegischen be zeichnet worden. Dos Buch Hot stärkste lebendige Wirkung bei den Zeitgenossen hervorgerusen. Gerhort Honptmonn schrieb vor sein erstes Troma „Vor Svnuenonfgang": Björne P. Holmsen, dem konsequentesten Realisten, Verfasser von ,Popo Hamleth zugeeignet in freudiger Anerkennung der durch jein Buch empfangene», entscheidenden Anregung." Mehrere Jahre dauerte diese Zusammeuordeil von Arno Holz und Johannes Schlaf. Sie trennten sich, als ihr Ziel erreicht war, ihre anfänglich heftig befehdete Kunstrichtung sich zur Anerkennung durchgernngen harte. Und nunmehr — noch der Vollendung des damals wie cinch heute noch stark um strittenen streng natnralistischen Dramas „Ak e i st e rOel z e" — findet sich bei Johannes Schlaf eine Entwicklung zum tief Innerlichen. Deutscl-en, Musikalischen. Zunächst .in den lvriicbeu Vroiodichtunoen „In Dinasda" rind „I r ü h - Aus der Kinderzeit der Elektrotechnik Ako. München gedenkt in diesen Tage» jenes Ereiq- nisses, das für die Entwicklung der Elektrotechnik m Deutsch land von entscheidender Bedeutung war. der Jniernaticmalen Elektrotechnischen Ausstellung, die vor 50 Jahren im Mün chener Glaspalast stattfaud. In Paris hatte das Publikum 1881 au Edisons Stand zum Glühlicht-Knipsen „Schlange gestanden". München kannte schon wieder viel Neues bie ten. Man war bereits über die Sensation hinaus und legte den größten Wert darauf, eindrucksvoll die nützlichen Anwendungen der Elektrizität vorzuftthren. Das Unterneh men war in Beschluß und Durchführung im wesentlichen das Werk Oskar von Millers, in dem der vorbereitende Ausschuß glaubte, „eine Kraft zu besitzen, die wohl imstande wäre, jene ausdauernde Begeisterung, jene impulsgebende Energie und jene allen Schn ierigkeiten gewachsene Arbeils- tätigkeit zu entwicklen. deren eine solche Ausstellung bedarf" Vor allem galt es. der deutschen Oeffentlichkeit dos neu» Licht vorzuführen. Ein glückliches Zusammentreffen wa2 es, daß Emil Rathenau gerade im Begriff war. die Edison-l Patente zu erwerben od es begrüßte, auf einer so breiten Plattform die Erfind :gen Edisons zeigen zu können. S» wurde er der eifrigste Förderer des Unternehmens Seine, enge Zusammenarbeit mit Oskar von Miller zeitigte später: dessen Eintritt in das Direktorium der von Rathenau 1883l gegründeten Deutschen Edison-Gesellschaft, die der ElektrD fizierung in Deutschland am erfolgreichsten den Weg bahnte Die Münchener Ausstellung war die erste elektrotech nische Ausstellung in Deutschland-, sie war auch die erste Ausstellung, die bei Dunkelheit eröffnet wurde; um so wir kungsvoller war die Lichterpracht. Die Glühlampenbeleuch tung wurde in den verschiedensten Arten von Räumen vor- geführt. Namhafte Künstler waren herangezogen worden., um das neue Licht in ästhetisch wirkungsvollem Gewand erscheinen zu lassen. Die Arcis-Stratze wurde in 300 Meter Länge mit Glühlampen beleuchtet, von denen je drei auf' l6 Kandelabern angebracht waren. Berechtigtes Aufsehen erregte die Versuchsbkihnc, aus der die elektrische Beleuchtung erprobt wurde. Die bequeme Regelbarkeit und völlig Ungcfährlichkeit der Glühlampen ge stattete die Darstellung aller erdenklichen Effekte. Der in München tagende Kongreß deutscher Hof- und Stadttheater- Intendanten und -Direktoren begrüßte einstimmig die damit erzielten Fortschritte, und der Kongreß der deutschen Gas- und Wasserfachmänner gab unumwunden die Anerkennung, daß der Glühlichtbeleuchtung unbedingt der Vorzug gegen über der Gasbeleuchtung gebühre. Es währte nicht lange, und Rathenau bekam die Errichtung einer elektrischen Büh-^ nenbelemM -ng des Münchener Refidenztheaters in Auftrag.- Generatoren waren in den verschiedensten Ausführun gen in- und ausländischer Herkunft vertreten. Von den Maschinen, die Sigmund Schlickert aus Nürnberg ausgeq stellt hatte, ist eine besonders bemerkenswert. Es eine kleine Flachring-Lichtmaschine mit kleiner Dampfmaschine; das Aggregat diente als Stromquelle auf dem Lokomotivkesse! zur Speisimg eines Lokomotio-Scheinwerfers. Diese Ein richtung war ihrer Zeit weit vorausgeeilt, denn erst in neue rer Zeit konnte sie sich in der Form kleiner Turbogenerato ren durchsetzen. Eine» breiten Raum nahm naturgemäß auch die elek trische Kraft ein. Dem geislic-/n Vater der elektrische»! Kraftübertragung Marcel Deprez. wurde erstmalig Gelegen heit gegeben, seine „utopistischen" Anschauungen durch den Versuch zu belegen. Das Gelingen der Uebertragung vou 114 PS. über 57 Kilometer von Miesbach nach München war unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden technischen Mittel ein sensationeller Erfolg, der sich in der Geschichte der Technik einen würdigen Platz eroberte. Vergessen Lie nirrkl, eevklLeilig Iki» Leilungssbonnerneni kein, kZi'iettnsgSi» Lu er-neuvnn! l i n g". Der Dichter flüchtet »ns der Großs!»di in ei» kleines Nest auf dein Lande, nach Dingsda, er liegt linier dein Weiß dorn, er vergräbt den Kopf ins Gras, er erbani sich am Orgel klang der Dorfkirche, er berauscht sich au der FrühlingSwelt. Vou dein unmittelbarste» Werke Schlafs, dein „Frühlfng". das »ns überquellendem Gefühl her»us geboren ist, sogt Richard Dehmel, daß er überwältigt die Dichtung vor Träne» nicht habe z» Ende lesen könne». Doch da»» stürzt sich der Dichter wieder aus der Träumerei der ländlichen Abgeschiedenheit in das schwere grüblerische Ringen nm die Probleme der Gegenwart. In den Noivellen „S o m m erlv d", „L e o n o r e", „K » h - magd" und den Dramen „Gertrud", „Die Feind- l i cl/e n", „D e r B a n n" gestaltet er gegen das Jahrhnndert- ende den nervösen, sensitiven, hysterischen, ja Pathologiscl)en Menschcm der Dekadenz. Gering ist das äußere Geschehen, die ganze Filigranknnst des Dichters wirft sich »nf die Darstellung der seelischen Entwicklung. Zum Schildträger im Kampfe gegen die Dekadenz, znm Verkünder des »enen deutschen Men schen wird Johannes Schlaf in seinen beiden Romantrikogieii, die in den ersten Jahren des zwanzigsten Säknlnms er scheinen. Der Held des „Dritte n R e i ch e s" hat Sozialis mus und Materialismus überwunden; „D e» t s ch e P i e t ä t ti » d Frv m m igkei t" sollen unveräußerliche Güter des neuen Menschen sein. In diesen Romanen wie in den philo sophischen Schriften erkennt Schlaf als das Wichtigste die große ceiigwse Krise, die „vorderhand Kunst rind Dichtung als un wesentlich beiseite drängt". Und einem parallel gerichtete» Streben folgen auch die nm ein neues Weltbild ringende» Werke, die »nsere Erde wieder in den Mittelpunkt des Kosmos stellen wollen, eine Anschauung, die — man mag im einzelnen zn ihr stehen, wie man will — doch in ihrem Endziel An- ;rkennung beanspruchen darf, wenn sie den Menschen als den alleinigen Träger der Entwicklung des Geistes betrachtet sehen will, als den allein Unsterblichen, der die höchste Entwicklungs stufe, die Erkeuntuis der göttlichen Vorsehung, gewonnen hat. Sv dürfen wir Iohannes Schlaf au dem Tage, da er in. das achte Jahrzehnt seines Lebens eintrilt, als eine» Dichter feier», der für die Entwicklung der deutschen Poesie richtung- gebeu-d war, als einen der Vorkämpfer unseres um naUonale und religiöse Güter ringenden Volkes.
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